Umweltrassismus

Umweltrassismus

Als Umweltrassismus wird rassistische Diskriminierung bei der Umsetzung von Umweltregulierung, die überdurchschnittliche Belastung einzelner Gruppen durch Umweltverschmutzung[1] oder der Ausschluss von Minderheiten bei umweltrelevanten Entscheidungsprozessen bezeichnet.

Der Begriff wurde 1987 in den USA geprägt.[2] Damals deckten Bürgerrechtler auf, dass beispielsweise von Mülldeponien ausgehende Umweltgefahren überdurchschnittlich oft Minderheiten wie Hispanics oder Schwarze betrafen, während die weiße Mehrheit relativ verschont blieb. Als Erklärung wurden häufig Einkommensunterschiede zwischen den ethnischen Gruppen herangezogen, die dazu führten, dass relativ ärmere Minderheiten in stärker belasteten und daher billigeren Wohngegenden lebten. Eine Studie von 2007 belegt allerdings, dass diese Hypothese zu einfach ist, und zeigt deutlich komplexere Verteilungsmuster für Umweltrassismus auf. Dennoch konnte gezeigt werden, dass Umweltrassismus in fast allen größeren Städten der USA auftritt.[3]

Der Begriff wurde später u.a. auch in Bezug auf die Situation im Niger-Delta und in West-Papua verwendet.[4][5]

Eine seit den 1980er Jahren entstandene Bewegung stellt dem Umweltrassismus als positive Alternative besonders das Konzept der Umweltgerechtigkeit entgegen.

Siehe auch

Literatur

  • Robert D. Bullard (Hrsg.): Confronting Environmental Racism: Voices from the Grassroots, South End Press, 1993, ISBN 978-0896084469
  • Luke Cole und Sheila Foster: From the Ground Up: Environmental Racism and the Rise of the Environmental Justice Movement, New York University Press, 2000, ISBN 978-0814715376
  • Ryan Holifield: Defining Environmental Justice and Environmental Racism, in: Urban Geography, 22, S. 78-90, 2001 (PDF)
  • Derek Leslie (Hrsg.): An Investigation of Racial Disadvantage, Issues in Environmental Politics, Manchester University Press, 1998, ISBN 978-0719050367
  • James P. Lester: Environmental Injustice In The United States, Tandem Library, 2000, ISBN 978-0613917599
  • Laura Westra und Peter S. Wenz (Hrsg.): Faces of Environmental Racism: Confronting Issues of Global Justice, Rowman & Littlefield, 2. Auflage 2001, ISBN 978-0742512498

Einzelnachweise

  1. In der Definition von Jeanette Hofmann: „Umweltrassismus (»environmental racism«) beschreibt eine Form der gesellschaftlichen Verteilung von Umweltbelastungen, die hauptsächlich die Lebensräume von Minderheiten trifft.“ In: Jeanette Hofmann (Hrsg.): Wissen und Eigentum. Geschichte, Recht und Ökonomie stoffloser Güter, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, 2006 (PDF), S. 37.
  2. United Church of Christ Commission for Racial Justice: Toxic Wastes and Race In The United States: A National Report On The Racial and Socioeconomic Characteristics of Communities With Hazardous Waste Sites, New York, 1987
  3. Science Daily: Environmental Racism Study Finds Levels Of Inequality Defy Simple Explanation, 11. Juli 2007
  4. Segun Gbadegesin: Multinational Corporations, Developed Nations, and Environmental Racism: Toxic Waste, Oil Exploration, and Eco-Catastrophe, in: Westra/Wenz 2001, S. 187ff.
  5. Commission on Human Rights Begins Debate on Racial Discrimination

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Umweltflüchtling — Als Umweltflüchtlinge werden Personen bezeichnet, die sich aufgrund von Umweltveränderungen oder Naturkatastrophen gezwungen sehen, ihre Heimat zu verlassen. Für den Fall, dass die globale Erwärmung als Ursache der Umweltveränderung angesehen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”