Universal Decimal Classification

Universal Decimal Classification

Die Universelle Dezimalklassifikation (UDK, engl. UDC für Universal Decimal Classification) ist eine außerhalb des anglo-amerikanischen Sprachraums verbreitete Klassifikation zur inhaltlichen Erschließung von Bibliotheksbeständen.

Heute verwendet man zwei Systeme, die Dewey Decimal Classification (DDC) und die UDC.

Inhaltsverzeichnis

Historische Entwicklung

Das System beruht auf einer Dezimalklassifikation, die ursprünglich von Leibniz (1646-1716) erdacht wurde und die der US-amerikanische Bibliothekar Melvil Dewey (1851-1931) zur Dewey Decimal Classification (DDC) weiterentwickelt hat.

Diese war teilweise so speziell amerikanisch, dass die beiden belgischen Bibliothekare Paul Otlet und Henri La Fontaine 1895 eine europäische Variante für den internationalen Gebrauch kreierten, die sie Universelle Dezimalklassifikation nannten.

In Deutschland führte der Deutsche Normenausschuß (DNA) 1932 die UDC der beiden Belgier auf Grundlage der französischsprachigen zweiten Internationalen Auflage unter der Bezeichnung Dezimalklassifikation (DK) als Kurzausgabe ein, die 10 % der UDC-Zahlen enthielt.

Trotzdem orientierten sich so viele deutsche Bibliotheken und Dokumentationstellen an diesem System, dass 1941 eine Gesamtausgabe erscheinen konnte.

Die British Standard Institution (BSI) und der DNA gaben 1957 eine internationale Kurzausgabe heraus, die französische, englische und deutsche Begriffe nebeneinanderstellte. Diese wurde 1970 durch die Féderation Internationale de Documentation (FID) ergänzt.

Die auf der UDC beruhende deutsche DK hat nur eine sehr geringe Zahl von Anwendern. Auch die internationalen Lizenznehmer beschränken sich laut UDC-eigenen Angaben auf fünfzehn.

Zwischen 2002 und 2005 haben die Deutsche Nationalbibliothek (dnb) und die Fachhochschule Köln in einem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG unterstützten Projekt erstmals die Dewey Decimal Classification (DDC) ins Deutsche übertragen. Seit Januar 2006 wird nur noch die DDC von der Deutschen Nationalbibliothek (dnb) verwendet.

Für das Internet entwickelte der Amerikaner David A. Mundie das System CyberDewey.

Grundlagen

Diese über Jahrzehnte gewachsene Darstellung des Wissens aller Gebiete der menschlichen Erkenntnis arbeitet ausschließlich mit Ziffern und Sonderzeichen. Die Ziffern werden in Dreierkombinationen durch einen Punkt getrennt, so dass die Darstellung übersichtlicher wird.

Nur bei der Angabe von Eigennamen sind Buchstaben oder andere Zeichen zugelassen.

Insgesamt sind derzeit ca. 200.000 Sachverhalte in ein Gesamtwerk aufgenommen worden. Dieses dient jedoch nur als Grundlage für Klassifikatoren, die ihre spezifischen Sachgebiete erschließen wollen. Die Universelle Dezimalklassifikation erlaubt eine sehr einfache Darstellung von äußerst komplexen Begrifflichkeiten.

Als Beispiele mögen hierzu dienen (Erklärung der Syntax siehe unten):

  • 621.395.6:331.761-057.62 Fachmonteure für Kommunikationsendgeräte, die als Pendler zu ihrer Arbeitsstätte kommen
  • 622.33 Horno Kohlenbergbau (Zeche) Horno

Die DDC unterscheidet sich von der UDC:

Hauptklasse 400
DDC: Sprache Linguistik, UDC: Unbesetzt
Hauptklasse 800
DDC: Literatur; UDC: Linguistik und Literatur

UDC sieht die Trennung von Sprache und Linguistik als unzulässig an.

Hauptabteilungen

Anhängezahlen

Die Klassifikation wird erweitert durch allgemeine und besondere Anhängezahlen sowie durch Beziehungssymbole zwischen DK-Zahlen.

Zusätzlich gibt es weitere Möglichkeiten der Darstellung und Kombination von Ziffernfolgen (Deskriptoren):

+ "und" 
Beiordnungszeichen (z. B. 178.1+33 Alkoholismus und Volkswirtschaft)
: "Doppelpunkt" 
Beziehungszeichen (z. B. 178.1:33 Auswirkung von Alkoholismus auf die Volkswirtschaft)
/ "bis" 
Erstreckungszeichen aufeinanderfolgender DK-Zahlen (z. B. 592/599 Systematische Zoologie: 592 bis einschließlich 599)
' "Apostroph" 
Zusammenfassungszeichen
=... "gleich" 
Allgemeine Anhängezahlen der Sprache
(0...) "Klammer Null" 
Allgemeine Anhängezahlen der Form
(...) "Klammer" 
Allgemeine Anhängezahlen des Ortes
(=...) "Klammer gleich" 
Allgemeine Anhängezahlen der Rassen- und Volksbezeichnungen
"..."
"Anführungszeichen" : Allgemeine Anhängezahlen der Zeit
A/Z "Name" 
Bezeichnung, Name in Klarschrift
-... "Strich" 
Besondere Anhängezahlen (je nach DK-Gebiet)
.00... "Punkt Null Null" 
Allgemeine Anhängezahlen des Gesichtspunktes
.0 "Punkt Null" 
Besondere Anhängezahlen (je nach DK-Gebiet)
. "Punkt" 
Trennung von je drei Ziffern
... "Punkt Punkt Punkt" 
Ersatz für zu ergänzende Ziffern
[] (Eckige Klammern) 
Gruppierung

Die DK-Zahlen werden in der oben angegebenen Reihenfolge aufgelistet.

Allgemeine Anhängezahlen der Sprache

Die allgemeinen Anhängezahlen der Sprache dienen zur sprachlichen Kennzeichnung. Sie folgen der Abteilung 80 in der UDK. Dabei wird 80 durch = ersetzt. Werke in mehreren Sprachen können durch =00 oder durch die Anhängezahlen der einzelnen Sprachen angegeben werden. Übersetzungen werden stets durch =03 gekennzeichnet.

  • 803.0 Deutsche Sprache
  • =30 Schrift in deutscher Sprache
  • 53(021)=20=30=40 Handbuch der Physik in Englisch, Deutsch, Französisch
  • 53(021)=03.82 Handbuch der Physik, übersetzt aus dem Russischen
  • 53(021)=40=03.82 Handbuch der Physik in französischer Sprache, übersetzt aus dem Russischen

Allgemeine Anhängezahlen der Form

Die allgemeinen Anhängezahlen der Form dienen zur Kennzeichnung der Form eines durch die Hauptzahl bestimmten Begriffs. Sie werden dargestellt als (0...) (gesprochen Klammer Null). Hier einige Beispiele:

  • (021) Umfangreiche Bücher. Mehrbändige Werke (mit insgesamt mehr als 1000 Seiten)
    • (021.1) ohne Fachkenntnisse verständliche Darstellungen
      • (021.11) Geringe Anforderungen. Volkstümliche Darstellungen
      • (021.13) Hohe Anforderungen
    • (021.5) Hochschulkenntnisse erforderlich
  • (042) Vorträge, Vorlesungen, Reden, Ansprachen
    • (042.3) Vorträge

Allgemeine Anhängezahlen des Ortes

Die allgemeinen Anhängezahlen des Ortes dienen der Kennzeichnung der räumlichen Lage eines Begriffes, der durch die Hauptzahl bezeichnet wird. Die Darstellung der Anhängezahlen des Ortes ist (...) (gesprochen "Klammer").

Man kennzeichnet:

  1. Naturräume
  2. festgelegte Stellen/Örtlichkeiten der Erdoberfläche ohne Rücksicht auf politische, geographische oder topographische Zugehörigkeit; hierzu verwendet man die Längen- und Breitengrade
  3. physiogeographische Gegebenheiten u. a. nach physischen, topographischen und klimatischen Gesichtspunkten
  4. Staaten nach den politischen Verhältnissen

Literatur

  • Britta Haßelmeier: Die Dewey Decimal Classification: Eine Einführung im Zusammenhang mit dem Projekt „DDC Deutsch“. Webdokument, PDF - informative Hausarbeit
  • Konrad Umlauf: Einführung in die bibliothekarische Klassifikationstheorie und –praxis. Webdokument (Stand: 20. Juli 2003, Zugriff: 1. März 2004,nl)

Weblinks

Zugriffe:

Spezielle Anwendungen:


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