Unternehmen Mondscheinsonate

Unternehmen Mondscheinsonate
City of Coventry
Coventry (Vereinigtes Königreich)
DEC
Coventry
Coventry
Coventry
Basisdaten
Status Metropolitan Borough
City (1345)
Region West Midlands
Zeremonielle Grafschaft West Midlands
Verwaltungssitz Coventry
Fläche 98,64 km²
Bevölkerung 306.700 (2007, ca.)
ONS-Code 00CQ
Website www.coventry.gov.uk

Coventry [ˈkɒvəntɹɪ] ist eine englische Industriestadt mit ca. 300.000 Einwohnern in den West Midlands. Coventry ist damit die achtgrößte Stadt Englands und die elftgrößte Stadt des Vereinigten Königreichs. Die Stadt befindet sich 153 Kilometer nordwestlich von London und 39 Kilometer östlich von Birmingham. Eine besondere Eigenschaft von Coventry ist, dass sie weiter als jede andere britische Stadt von der Küste entfernt ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Es wird allgemein davon ausgegangen, dass Coventry 1043 durch die Gründung der Benediktinerabtei durch Leofric, Earl von Mercia, entstanden ist. Auf Leofric geht auch die bekannteste Legende aus der Geschichte Coventrys, der nackte Ritt seiner Frau Lady Godiva, zurück.

Bis zum 14. Jahrhundert hatte sich Coventry zu einem der bedeutendsten Zentren des Tuchhandels und zu einer der wichtigsten Städte Englands entwickelt. 1345 wurden der Stadt die Stadtrechte gewährt.

Luftangriff 1940

Das zerstörte Coventry, Januar 1941.

Am 14. November 1940 flog die deutsche Luftwaffe einen schweren strategischen Bombenangriff auf Coventry mit dem Decknamen Unternehmen Mondscheinsonate. Dieser Angriff galt in erster Linie den im Stadtzentrum gelegenen Rolls-Royce-Flugzeugmotorenwerken, aber auch zahlreichen kleineren Rüstungsbetrieben, die Panzer und Infanteriewaffen produzierten. Ziel des Angriffes war es, die Produktionsstätten von Flugzeugmotoren zu zerstören und so einen Beitrag zur Erringung der Luftherrschaft über Südengland zu leisten. Das Erreichen der Luftherrschaft war die zentrale Voraussetzung zur geplanten Landung in England (Operation Seelöwe). Bei dem Angriff wurde neben großen Teilen der Stadt auch die mittelalterliche Kathedrale von Coventry zerstört. 568 Menschen wurden durch diesen Angriff getötet, 4.330 Häuser zerstört. Damit war der Angriff jener, der die meisten Todesopfer aller deutschen Luftangriffe in England gefordert hat. 75 % der Industrie in Coventry wurden beschädigt und zerstört, was dazu führte, dass viele Produktionsstätten ins Umland von Coventry ausgelagert wurden. Aufgrund des relativ hohen Zerstörungsgrads des Angriffs prägte der nationalsozialistische Propagandaminister Joseph Goebbels hierfür den Propagandabegriff des sogenannten „Coventrierens“, als Ausdruck einer solchen Zerstörung einer Stadt aus der Luft. Als Antwort auf diesen Angriff intensivierte die Royal Air Force ihre Flächenbombardements auf deutsche Städte.

Am 8. April 1941 wurde Coventry abermals Ziel der deutschen Luftwaffe, womit die Gesamtanzahl der Opfer auf 1.236 Tote und 1.746 Verletzte stieg.

Eine Urbane Legende besagt, dass, da der deutsche Funk-Code (vgl. Enigma) zum Zeitpunkt des Angriffs dem britischen Militär bereits bekannt war, Premierminister Winston Churchill angeblich bereits vorher von dem geplanten Angriff gewusst haben soll und nichts unternommen habe, damit das Wissen um den Code nicht verraten würde. Tatsächlich wusste Churchill zwar, dass ein Angriff bevorstand, aber nicht, welche Stadt das Ziel sein würde. Vermutet wurde ein Angriff auf London [1].

Trotz der großen Zerstörungen in der Stadt rief der damalige Propst der Kathedrale, R. T. Howard in einer von der BBC direkt aus den Ruinen der Kathedrale übertragenen Weihnachtsmesse zur Versöhnung und der Verbannung jeglicher Hass- und Rachegedanken auf. Diese Einstellung führte 1959 auch zur ersten Städtepartnerschaft mit Dresden, als Verbindung zweier von Luftangriffen schwer gezeichneter Städte.

Nach dem Angriff wurde aus Zimmermannsnägeln, die die mittelalterlichen Deckenbalken der Kathedrale zusammengehalten hatten, das Nagelkreuz zusammengefügt. Es steht heute auf dem Altar der neuen Kathedrale und gilt als Zeichen der Versöhnung und des Friedens. Weitere Nagelkreuze befinden sich in über 160 Kirchengemeinden weltweit, die zusammen die Nagelkreuzgemeinschaft bilden.

Siehe auch: Luftschlacht um England, Dresdner Frauenkirche

Nach 1945

Stadtzentrum von Coventry
Kathedrale von Coventry

Die Ruinen der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Kathedrale von Coventry wurden nach dem Krieg als Gedenkstätte erhalten. In unmittelbarer Nähe wurde die neue Kathedrale der Stadt errichtet. Zu ihrer Einweihung am 30. Mai 1962 wurde Benjamin Brittens War Requiem uraufgeführt. In Coventry ist zudem der Sitz der Organisation „Minorities of Europe“.

Durch die Zerstörung großer Teile der Innenstadt musste das dortige Stadtbild nach dem Krieg komplett neu gestaltet werden. Deshalb ist die Innenstadt von Coventry heute zu großen Teilen ein Zeugnis der Betonarchitektur der 1950er und 1960er Jahre. Zur Jahrtausendwende wurde allerdings unter dem Namen „Phoenix Initiative“ mit massiven Umgestaltungen und Renovierungen begonnen, so dass die Stadt heute ein etwas freundlicheres Gesicht zeigt als noch zu Ende des 20. Jahrhunderts.

1955 wurde die Stadt mit dem erstmals vergebenen Europapreis für ihre herausragenden Bemühungen um den europäischen Integrationsgedanken ausgezeichnet.

Vor ca. 30 Jahren ist die Bevölkerung von Coventry aufgrund eines wirtschaftlichen Aufschwungs, der durch den Bau eines Kraftwerkes ausgelöst wurde, um 30.000 Einwohner gestiegen. Es waren bis zu 50.000 neue Arbeitsplätze vorgesehen, allerdings sind nur 40.000 Arbeitsplätze belegt worden, davon 10.000 durch bis zum Bau des Kraftwerks noch arbeitslose Bewohner der Stadt.

Das "Sky Building" ist das höchste Gebäude der Stadt.

Wappen

Wappenbeschreibung: Im von Rot und Grün gespaltenem Schild ein stehender goldener Elefant mit ebensolcher Satteldecke auf der drei goldene gezinnte Türme mit je einem großen Kreuzfenster und Runddach stehen.

Wirtschaft

Coventry ist das traditionelle Zentrum der britischen Motorindustrie, wo auch die Rolls-Royce-Flugzeugmotorenwerke lagen. In den 1950er waren unter anderem folgende Autofirmen dort ansässig: Humber, Hillman, Triumph, Jaguar.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gingen allerdings viele Arbeitsplätze in Bereich der traditionellen Industrie verloren. Mit Jaguar und Peugeot haben die letzten beiden verbleibenden Autoproduzenten die Einstellung der Produktion in Coventry beschlossen, so dass nach 2007 keine Kfz-Produktion mehr in Coventry stattfinden wird.

Deshalb ist gegenwärtig die Regeneration von nicht mehr genutzten Industrieflächen und die Ansiedlung von neuen, zukunftsfähigen Unternehmen, vor allem im Dienstleistungsbereich, eine zentrale Herausforderung für die Stadt.

Verkehr

Durch ihre zentrale Lage verfügt die Stadt über exzellente Verkehrsanbindungen. Coventry ist an die Motorways M6, M69 und M40 angeschlossen und liegt an der West Coast Main Line, der zentralen Eisenbahnlinie von London nach Birmingham. Außerdem gibt es Bahnverbindung in Richtung Nuneaton und Leamington Spa. Vom Pool Meadow Busbahnhof gibt es regelmäßige Busverbindungen nach London, Birmingham und zu den großen Flughäfen im Raum London.

Über den bereits Ende des 18. Jahrhundert errichteten Coventry-Kanal ist die Stadt an das viktorianische Kanalnetz, die sog. Narrowboat-Kanäle, angebunden, die die ersten leistungsfähigen Transportwege für Massengüter während der industriellen Revolution darstellten. Heute dient dieses Kanalsystem freilich nur noch als beliebtes Freizeitsportbootrevier.

Der recht unbedeutende Flughafen Coventry hatte kurzfristig durch die Ansiedlung des Billigfliegers Thomsonfly stark an Bedeutung gewonnen, zum Winterflugplan 2008/9 hat sich Thomsonfly aber wieder komplett vom Flughafen zurückgezogen.

Bildung

Coventry hat zwei Universitäten. Die Coventry University befindet sich auf einem modernen Campus im Stadtzentrum. Die University of Warwick befindet sich 5 km südlich des Stadtzentrums an der Grenze zu Warwickshire. Diese Universität hat einen exzellenten Ruf und befand sich bisher immer in der Spitzengruppe bei Hochschulvergleichen in Bezug auf Forschung und Qualität der Lehre.

Sehenswürdigkeiten

  • Coventry Transport Museum. Das Museum gibt einen umfassenden Überblick über die Automobilbautradition in Coventry.
  • Herbert Art Gallery and Museum
  • Lunt Fort. Die Rekonstruktion eines römischen Forts.
  • Midland Air Museum
  • Coventry City Centre – beherbergt mehrere Shoppingcenters, sowie eine klassische Markthalle.
  • Coventry Cathedral – die alte Ruine mit direkt angeschlossenem Neubau.
  • Skydome – Vergnügungscenter mit Pubs, Discos, Nachtclubs, Kinos, sowie einer Eishalle in der auch die Eishockeyspiele der Coventry Blaze stattfinden.

Partnerstädte

Viele der europäischen Partnerstädte teilen mit Coventry das gleiche Schicksal – besondere Leiden während eines Krieges. Die frühen partnerschaftlichen Beziehungen sollten ein Zeichen der Versöhnung setzen.

Ebenso bestehen inoffizielle freundschaftliche Beziehungen zu Vannes (Frankreich) und Meschede (Deutschland).

Söhne und Töchter der Stadt

Trivia

Im Englischen existiert die Redewendung "to send someone to Coventry", die so viel bedeutet wie "jemanden ins Abseits stellen" oder "jemanden links liegen lassen" (vgl. soeben den Eintrag zu Reg Dixon). Angeblich geht diese auf Gefangene zurück, die während des Englischen Bürgerkriegs in Coventry interniert waren, und die durch die Stadtbevölkerung zwar mit Lebensmitteln versorgt wurden, ansonsten aber völlig isoliert blieben.

Fußnoten

  1. The Churchill Center, Peter J. McIver: Winston Churchill and the Bombing of Coventry

Weblinks

52.406944444444-1.50833333333337Koordinaten: 52° 24′ N, 1° 30′ W


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