Uräus

Uräus
Uräusschlange in Hieroglyphen
M17
D36
D21
X1
I12

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D36
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Die Totenmaske des Tutanchamun mit Nemes-Kopftuch inklusive Uräusschlange und Geier.

Der altgriechische Begriff οὐραῖος (ouraĩos), in Umschrift: Uraios, latinisiert: Uraeus, geht vermutlich auf das altägyptische Iaret (Uaret) zurück, was im Allgemeinen mit „die sich Aufbäumende“ übersetzt wird. Im Alten Ägypten gilt diese goldene, in Form einer sich aufreckenden, blähenden und Gift sprühenden Kobra dargestellte Stirnschlange Göttern wie Königen (Pharaonen) als apotropäisches Schutzsymbol, indem Uräus mit dem Gluthauch seines Feueratems die Feinde seines Trägers abwehrt.[1] In gleicher Eigenschaft wird das Symbol, zumeist in Form von Uräenfriesen, mindestens seit der 3. Dynastie auch zum Schutz von Bauwerken an deren Fassaden und insbesondere über Eingängen angebracht (z. B. Abu Simbel, Tempelhaus von Kom Ombo).

Inhaltsverzeichnis

Mythologie

Der Sonnengott hatte einst eines seiner Augen mit einem Auftrag ausgesandt. Als dieses nach Erledigung zurückkehrte, findet es seinen Platz durch ein nachgewachsenes Auge besetzt. Re ersinnt die versöhnliche Lösung, das nun ledige dritte Sonnenauge als Uräus an seine Stirn zu erheben. – Einem anderen Mythos zufolge hatte sich die unterägyptische Schlangengöttin Wadjet in Gestalt des Uräus auf das Haupt des Königs niedergelassen. Auch die in This verehrte löwengestaltige Göttin Mehit wurde gelegentlich mit dem Feuer speienden Uräus als dem Auge des Re identifiziert.

Ursprung und Entwicklung

Uräenfries im Grabkomplex des Djoser in Sakkara

Der tatsächliche Ursprung des Uräus ist nicht sicher zu belegen. Wahrscheinlich geht die Darstellung bereits auf vorgeschichtliche Zeiten zurück, namentlich auf ein prädynastisches Königtum von Buto. Dort wurde als die bedeutendste der schlangengestaltigen Gottheiten die erwähnte Göttin Wadjet (auch: Uto) verehrt, als deren heiliges Tier der Uräus später gilt. Andererseits ist vereinzelt auch die Meinung anzutreffen, das Abzeichen versinnbildliche eine Stirnlocke, wie sie einst bei altlibyschen Stämmen in Mode war.[2] In ähnlicher Weise will Helck im Uräus eines der Rudimente prähistorischer Jägertracht sehen, aus der sich die Machtinsignien des Königs entwickelt hätten – im Falle des Uräus sei die Haarlocke der vorgeschichtlichen Jäger zu der tierischen Gestalt einer Schlange mutiert.[3]

Für das Alte Reich sind Uräus-Diademe nachweisbar. Diese werden vornehmlich dem Sonnengott und den königlichen Göttern Horus und Seth sowie schließlich auch dem König zugewiesen. Erst seit dem Mittleren Reich ist die sich aufrichtende Blähkobra als an der Krone zu tragende Stirnschlange verbürgt.

Bedeutungen im alten Ägypten

Wegen seiner mythologischen Bedeutung als das Feuer speiende Auge des Sonnengottes verkörpert der Uräus zugleich auch das Feuer selbst. Die daraus erwachsende Magie und Mächtigkeit machte das Reptil wie geschaffen dafür, den Schutz der Götter wie der Könige zu gewähren, indem es mit dem ihm zugeschriebenen Feueratem die Feinde abwehrt. Somit wurde der Uräus neben Geißel, Krummstab und Was-Zepter dem König zu einer wirksamen Insignie seiner irdischen Gottesmacht, welche Feindliches, Böses oder Unreines von seiner geheiligten Person fern hält. Insofern ist sie in allererster Linie Beschützerin des Pharao und der betreffenden Götter. Hingegen gilt die Uräusschlange selbst unbefugten Göttern als gefährlich, ja geradezu als feindlich, zumal sie jeden Missbrauch ihres Wesens furchtbar zu begegnen weiß.

Siehe auch

Literatur

  • Dieter Arnold: Lexikon der Ägyptischen Baukunst. Albatros Verlag, Düsseldorf 2000, ISBN 3-491-96001-0.
  • Hans Bonnet: Lexikon der Ägyptischen Religionsgeschichte. 3. unveränderte Auflage. Nikol-Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6.
  • Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch. 2. Auflage. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-1771-9.
  • Wolfgang Helck: Politische Gegensätze im alten Ägypten: ein Versuch. Hildesheimer ägyptologische Beiträge (HÄB) 23, Gerstenberg Verlag, Hildesheim 1986.
  • Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Kleines Lexikon der Ägyptologie. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04027-0.
  • Manfred Lurker: Lexikon der Götter und Symbole der alten Ägypter. Scherz Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 3-502-19420-3.

Einzelnachweise

  1. Hans Bonnet: Lexikon der Ägyptischen Religionsgeschichte. S. 845
  2. zit. nach: Manfred Lurker: Lexikon der Götter und Symbole der alten Ägypter. Stichwort: Uräus.
  3. Wolfgang Helck: Politische Gegensätze. S. 7.

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