Varroamilbe

Varroamilbe
 

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Varroa destructor
Varroa-Weibchen

Varroa-Weibchen

Systematik
Unterstamm: Kieferklauenträger (Chelicerata)
Klasse: Spinnentiere (Arachnida)
Ordnung: Milben (Acari)
Unterordnung: Mesostigmata
Familie: Varroidae
Art: Varroa destructor
Wissenschaftlicher Name
Varroa destructor
Anderson & Trueman, 2000

Die Varroamilbe (Varroa destructor) ist eine adult (erwachsen) nur ca. 1,6 Millimeter große Milbe, die sich bei der Honigbiene festbeißt, ähnlich einem Blutegel beim Säugetier. Bei gleicher Proportion hätte ein entsprechender “Blutegel” beim Menschen die Größe eines blutsaugenden Kaninchens. Die Milbe befällt zwar auch die adulte Biene, entwickelt und vermehrt sich aber in der verdeckelten Bienenbrut im Stock. Die Varroose (alter Name: Varroatose), wie dieser Parasiten-Befall genannt wird, ist deshalb vor allem eine Krankheit der Brut. Da im Winterhalbjahr keine Brut aufgezogen wird, wechseln die Varroamilben in dieser Zeit notgedrungen auf die erwachsenen Bienen.

In Österreich ist die Tierseuche Varroose anzeigepflichtig, in der Schweiz unter Gr. 4 Zu überwachende Seuchen (Meldepflicht) eingestuft.

Inhaltsverzeichnis

Die Varroamilbe

Varroamilbe auf einer Biene im Rasterelektronenmikroskop

Benennung

Den Namen Varroa destructor (zerstörerische Milbe) gaben der Milbe im Jahr 2000 Anderson und Trueman,[1] zuvor wurden solche Milben von Bienenwissenschaftlern fälschlicherweise der bereits bekannten Art Varroa jacobsonii (Oudemans 1984) zugerechnet, die nur in Südostasien vorkommt.

Infektionsgeschichte

Die Milbe wurde im Jahr 1977 über befallene asiatische Honigbienen nach Europa eingeschleppt, die Wissenschaftler des Bieneninstitutes Oberursel zu Forschungszwecken nach Deutschland brachten.

Die Varroamilbe gilt als eine Hauptursache des in Deutschland seit einigen Jahren immer wieder im Herbst oder dem Winterhalbjahr auftretenden seuchenartigen Bienensterbens.[2][3][4] Meist wirken dabei weitere Faktoren mit, die ihre Schädlichkeit potenzieren. So wird vermutet, dass die Milben Viren übertragen oder die zugefügten Verletzungen Sekundärinfektionen begünstigen.

Asiatische Bienen kommen mit der Milbe zurecht, sie erkennen und entfernen befallene Brutzellen und gebieten so der Vermehrung des Schädlings im Stock Einhalt; schlimmstenfalls verlassen sie ihren Stock, falls der Parasitenbefall überhand nimmt. Zudem bleibt bei der Östlichen Honigbiene die Drohnenbrut ohnehin nur so lange verdeckelt, dass die darin sitzende Milbe ausreichend lange Zeit zu ihrer Entwicklung hat (Metamorphose).

Europäische Rassen der Westlichen Honigbiene können dagegen die Milben nicht erkennen, bleiben im befallenen Stock länger sesshaft und die Waben der bei ihnen über die gesamte Vegetationszeit vorkommenden Arbeiterinnenbrut bleiben in ihren Stöcken länger verdeckelt.

Ausbreitungsmechanismen

Varroamilben auf einer Bienenpuppe
Varroamilbe auf einer fliegenden Honigbiene

Bei Bienen rauben stärkere Völker schwächere aus. Ist ein Bienenvolk von der Varroamilbe befallen, so ist es zu schwach, sich dagegen zu verteidigen. Beim Ausräubern seines Stocks wechseln dann Milben auf die räuberischen Bienen über, diese schleppen sie in den eigenen Stock ein und infizieren damit die eigene Brut.

In Europa sind die Imker wegen der großflächigen Monokulturen der industrialisierten Landwirtschaft zum "Wandern" mit ihren Völkern gezwungen, was die schnelle Verbreitung des Parasiten begünstigt.

Klassische Bekämpfungsmethoden

In den ersten Jahren nach dem Auftreten der Milbe wurden verschiedene klassische Behandlungsmittel gegen Parasiten verwendet, die zwar das Spinnentier Milbe, nicht aber das Insekt Biene abtöten. Diese hatten jedoch unerwünschte Folgewirkungen. Einmal kam es beim Parasiten zur Resistenzbildung, zum anderen verblieben – hauptsächlich im Wachs, aber auch im Honig – Rückstände. Deshalb begann man früh, alternative Behandlungsmethoden ohne diese Nachteile zu entwickeln - leider bis heute ohne durchschlagenden Erfolg.

Alternative Bekämpfungmethoden

Die Drohnenbrut wird etwa 8,6-mal häufiger als die Arbeiterbienenbrut von der Varroa-Milbe befallen. Dies nutzen die Imker bei der Varroabekämpfung durch den Einsatz von sogenannten Drohnenrahmen. Während der Wachstumsphase des Bienenvolkes (Frühjahr bis Frühsommer) werden in die unterste Brutzarge einer Magazinbeute leere Rähmchen eingehängt, die von den Bienen vorzugsweise mit größeren Zellen ausgebaut werden, in denen sich nach der Eiablage durch die Königin Drohnenlarven entwickeln. Die bereits verdeckelte Drohnenbrut wird dann kurz vor dem Schlüpfen mitsamt den darauf ansitzenden Milben entfernt.

Der zusätzliche Einsatz von organischen Säuren wie Milch-, Ameisen- oder Oxalsäure ist heute unumgänglich. Milchsäure verwendet man vorwiegend im Sommer zur Erstbehandlung von Jungvölkern (Ablegern); Ameisensäure wird auf verschiedenerlei Weisen nach der Honigernte in alle Völker eingebracht. Die Oxalsäure bringt man in der Regel im November oder Dezember in die Wabengassen der unteren Brutzarge ein. Diese drei Säuren oder ihre Salze kommen natürlicherweise im Stoffwechsel von Pflanzen und Tieren vor und sogar in manchen Honigsorten. Ebenfalls eingesetzt gegen die Milbe wird das ätherische Öl Thymol. Thymol kommt in den Zellwänden von Thymian vor und löst bei den Bienen den bei Befall erwünschten Putzreflex aus.

Fazit

Die Drohnenrahmenmethode ersetzt zwar nicht völlig andere Bekämpfungsmethoden, doch erlaubt sie eine schonende Behandlung während der Trachtzeit, indem sie den Anstieg der Milbenzahl im Bienenvolk verringert. Organische Säuren oder Thymol können dann ergänzend nach der letzten Honigernte im Herbst und im Winter eingesetzt werden und hinterlassen damit keine kritischen Rückstände, die sich sonst vor allem im Bienenwachs anreichern könnten; bei einer hohen Konzentration im Wachs würde auch der gewonnene Honig belastet. Die benutzten Säuren sind im Gegensatz zu den klassischen Behandlungsmitteln nicht fettlöslich, so dass sie sich im Wachs nicht anreichern. Die beschriebene Kombinationsmethode wird von einigen Bieneninstituten empfohlen.

In jedem Fall wichtig ist es, durch laufende Kontrolle die Befallsstärke abzuschätzen. Dies geschieht durch Gemülldiagnose, indem die pro Tag auf den Boden der Bienenbeute abgefallenen toten Milben gezählt werden. Fallen im Juli 5 bis 10 Milben pro Tag, kann der Befall bereits kritisch sein.

Züchtung varroaresistenter Bienen

Resistenzbildung bei Milben

Da bei einer Bekämpfungsmaßnahme selten alle Milben getötet werden, findet zu einem gewissen Grad auch eine unerwünschte Auslese der Milben statt. Um keinen resistenten Milbenstamm zu züchten, ist es daher vorteilhaft, öfters die Bekämpfungsmaßnahme zu wechseln bzw. die dafür benutzten Wirkstoffe. Die Imker verlangen deshalb bei den Herstellern nach neuen Mitteln, sowohl damit bei der Bekämpfung höhere Wirkungsgrade erzielt werden als auch um durch häufigen Wirkstoffwechsel der Resistenzbildung vorbeugen zu können.

Züchtung resistenter Bienenrassen

Die asiatischen Honigbienen können die Parasiten erkennen, beißen ihnen dann die Beine ab und töten sie so. Diese angeborenen varroabekämpfenden Eigenschaften und Verhaltensmuster der asiatischen Honigbienen versucht man bei den europäischen stärker auszuprägen oder nachzuzüchten, damit die Bienenvölker weniger oft behandelt werden müssen. Bisher ist ein wissenschaftlich nachgewiesener Durchbruch bei diesem Vorhaben noch nicht zustande gekommen.

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Schwenkel: Varroa unter Kontrolle: wie wird's gemacht? Eine Empfehlung der Arbeitsgemeinschaft der Institute für Bienenforschung e.V. Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 2001.
  • Gerhard Liebig: Einfach imkern, 2. Auflage, Aichtal 2002.

Einzelnachweise

  1. Anderson, D. L. and J. W. H. Trueman (2000). "Varroa jacobsoni (Acari : Varroidae) is more than one species." Experimental and Applied Acarology 24(3): 165-189.
  2. Elke Genersch, Werner von der Ohe, Hannes Kaatz, Annette Schroeder, Christoph Otten, Ralph Büchler, Stefan Berg, Wolfgang Ritter, Werner Mühlen, Sebastian Gisder, Marina Meixner, Gerhard Liebig, Peter Rosenkranz: Das Deutsche Bienenmonitoring: Eine Langzeitstudie zum Verständnis periodisch auftretender, hoher Winterverluste bei Honigbienenvölkern. In: Apidologie. 41, Nr. 3, 2010, S. 332 - 352, doi:10.1051/apido/2010014.
  3. Hauptursache für das große Bienensterben gefunden in: Welt Online vom 24. März 2011
  4. Volk der Bienen, quo vadis? in: faz.net vom 6. April 2011

Weblinks

 Commons: Varroa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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