Vaselin

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Vaselin (auch Petrolatum) ist ein salbenartiges Gemisch aus festen und flüssigen Kohlenwasserstoffen mit einem Schmelzbereich von 38 bis 58 °C. Es wird zum Beispiel aus Rückständen bei der Erdöldestillation gewonnen. Vaselin besteht zu 60 bis 70 Prozent aus einer flüssigen Phase aus n- und iso-Paraffinen. Die feste Phase besteht aus kristallinen Komponenten (n-Paraffine 10 bis 20 Prozent) und mikrokristallinen Komponenten (iso-Paraffine). Wachse (Bienenwachs), suspendiert in Ölen (Salatöl), ergeben ebenfalls eine vaselinartige Salbe.

Vaselin wird beim Menschen auf der Haut als Gleitmittel und als Hautschutz (gegen rissige Hände, spröde Lippen, im Gesicht gegen Auskühlung durch Verdunstung der Hautfeuchte), in der Industrie als wirksamer Schmierstoff mit gutem Korrosionsschutz eingesetzt. Es verhält sich chemisch neutral gegenüber allen Werkstoffen.

1859 suchte der verarmte Chemiker Robert Chesebrough eine Möglichkeit, dem Bankrott zu entrinnen. Da er in seinem Kerosinvertrieb keine Zukunft mehr sah, beabsichtigte er, ins Erdölgeschäft einzusteigen. Im an Erdölvorkommen reichen Titusville, Pennsylvania, fielen ihm an Bohrgestängen eigenartige paraffinähnliche Rückstände auf. Die Ölarbeiter waren zwar von der schmierigen Masse, die die Pumpen verstopften, nicht begeistert, hatten aber bereits durch Zufall herausgefunden, dass Schürf- und Brandwunden besser heilten, wenn man sie damit bestrich. Durch diese Tatsache hellhörig geworden, nahm er mehrere Gläser des Erdölabfallproduktes mit nach Hause und versuchte, in Experimenten den Grundbestandteil zu extrahieren. 1870 gelang es ihm schließlich, das erste reine Vaselin herzustellen, dem er anfangs noch den Namen „Petroleumgallert“ gab. 1872 patentierte er das Verfahren zur Gewinnung des Vaselin und ließ den Markennamen Vaseline schützen. Ist nicht das Markenprodukt gemeint, wird Vaselin im englischen Sprachgebrauch als Petroleum Jelly (Erdöl-Gel) bezeichnet. Über die Herkunft der Bezeichnung „Vaselin“ gibt es zwei unterschiedliche Versionen: Seine Freunde meinten, der Name sei Chesebrough in den Sinn gekommen, da er anfangs die Blumenvasen seiner Frau anstelle von Laborgläsern verwendet habe. Die Mitarbeiter in seiner Fabrik erklärten jedoch, Chesebrough habe den Namen aus zwei Bestandteilen zusammengesetzt, für den ersten habe er das angepasste deutsche Wort „Wasser“ und für den zweiten entsprechend das griechische Wort „elaion“, das Olivenöl bedeutet, gewählt.[1]

Vaselin wird in der Kosmetik und Pharmazie als Salbengrundlage eingesetzt, in der Industrie als Rostschutzmittel und Schmierfett für Lager, in der Lederverarbeitung als Imprägnierungssalbe. Anwendungen hat es zudem als Gesichtsschutz bei rauhem Wetter und Kälte, Make-up-Entferner und zum Entfernen von Teerflecken auf Haut und Leder.[2] Vaselin wird auch als Gleitmittel bei diversen Sexualpraktiken eingesetzt, darf aber nicht mit Kondomen aus Latex verwendet werden, da die Dichtigkeit von Latex so vermindert wird.

Gelbes Vaselin enthält einen geringen Gehalt an unerwünschten aromatischen Kohlenwasserstoffen, weißes Vaselin ist reiner.

Einzelnachweise

  1. Charles Panati: Universalgeschichte der ganz gewöhnlichen Dinge, München 1998, S. 282 ff.
  2. Vaseline-Dose der Firma Abtei

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