Versicherungsmedizin

Versicherungsmedizin

Die Versicherungsmedizin umfasst das Teilgebiet der Sozialmedizin [1], das sich nicht mit der Behandlung von Krankheiten bzw. Unfallfolgen befasst, sondern mit den Beziehungen zwischen den Versicherungsnehmern, den medizinischen Leistungserbringern, und den Versicherungsunternehmen. Die untersuchten Fragen sind nicht nur medizinischer, sondern auch juristischer und soziologischer Natur. Es bestehen inhaltliche Verbindungen zur Rechts- und Arbeitsmedizin.[2]

In der Sozialversicherung erstellen sogenannte Vertrauensärzte medizinische Gutachten für Behörden oder Sozialversicherungsträger. Sie untersuchen arbeitsunfähige Versicherte in Hinblick auf Dauer und Art ihrer Arbeitsunfähigkeit, entscheiden über Heilverfahren und sind als Rentengutachter tätig.[3] Private Versicherungen beauftragen sogenannte Gesellschaftsärzte [4] unter anderem mit der Begutachtung von Personenschäden oder bei Lebensversicherungen.[5] Die Tätigkeit des Gesellschaftsarztes unterscheidet sich teilweise von der Tätigkeit der Sozialmediziner.[6] Überschneidungen existieren beispielsweise durch die Begutachtungen auf Arbeitsunfähigkeit. Gegenwärtig werden Gutachten bei Privatversicherungen von Ärzten unterschiedlicher Fachrichtungen ohne spezielle Zusatzausbildung erstellt. Von Fachärzten innerhalb der Sozialversicherungen (MDK, DRV) wird in Deutschland normalerweise das Additivfach Sozialmedizin [7] erwartet.

Internationales und Forschung

Derzeit ist die Versicherungsmedizin noch nicht besonders evidenzbasiert.[8] Es gibt jedoch mittlerweile Bestrebungen, die Versicherungsmedizin als interdisziplinär forschende Fachrichtung an Universitäten zu etablieren.[9] Die erste und bisher einzige universitäre Einrichtung im deutschsprachigen Raum ist die Academy of Swiss Insurance Medicine in Basel.[10] In den Niederlanden existiert eine Forschungskooperation auf dem Gebiet der Versicherungsmedizin. Hieran nehmen die Freie Universität Amsterdam, die Universität von Amsterdam, die Universität Groningen und die TNO teil.[11][12] In Belgien ist die Katholieke Universiteit Leuven Forschungsstätte für Versicherungsmedizin.[13] Dort ist auch der Sitz der wissenschaftlichen Vereinigung für Versicherungsmedizin in Flandern.

Die Universität Basel bietet seit 2008 eine zweijährige Masterausbildung als erste Einrichtung im deutschsprachigen Raum an. Ebenfalls besteht eine 2-jährige Masterausbildung in Belgien.

In den Niederlanden gibt es Facharztausbildungen zum Versicherungsmediziner mit einer Dauer von vier Jahren; stark sozialmedizinisch ausgerichtet. Ferner ist eine Ausbildung zum Facharzt für Versicherungsmedizin in Tschechien möglich.[14] In Belgien wurde im Jahre 2007 eine eigene Facharztausbildung für Versicherungsmedizin und medizinische Expertise eingeführt.[15] In Italien wird die Versicherungsmedizin wiederum zur Rechtsmedizin gezählt.[16] In der EU-Richtlinie 2005/36/EG erscheint diese Facharztrichtung nicht; eine Migration der Fachärzte innerhalb Europas dürfte daher schwierig sein.

Weblinks

Vereinigungen:

Wissenschaftliche Einrichtungen:

Masterausbildungen:

Quellen

  1. Definition auf der Website der Schweizer SUVA HTML
  2. Vortrag von Brigitta Danuser: Arbeitsmedizin - Versicherungsmedizin, Gemeinsamkeiten und Unterschiede; ASIM Basel 2006 PDF
  3. Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch
  4. Becher S.: Alternative ärzteliche Berufsfelder - im Dienst der Privatassekuranz; Dtsch. Aerztebl. 2008, 105(23):1305 HTML
  5. Medizinische Artikel zum Thema Lebensversicherungen HTML
  6. Skriptum Versicherungsmedizin der Univ. Basel PDF
  7. Ausbildungsordnung der Bundesärztekammer HTML
  8. Hakimi R.: Evidenzbasierte Ausrichtung auch in der Versicherungsmedizin; Dtsch. Ärztebl. 2002; 99(19): 1290 HTML
  9. Gyr N, Bollag Y: Versicherungsmedizin – ein universitäres Fachgebiet? Schweizerische Ärztezeitung 2005 (86):1400–1 PDF
  10. Stöhr S: ASIM – Academy of Swiss Insurance Medicine – ein Jahr später. Schweizerische Ärztezeitung 2006 (26):1219-20 PDF
  11. Raad voor Gezondheidsonderzoek: Advies Onderzoek Verzekeringsgeneeskunde. Den Haag 2004 Englische Zusammenfassung auf Seite 5 (PDF)
  12. Homepage des Kenniscentrums Verzekeringsgeneeskunde
  13. Webpage der KU Löwen
  14. EUMASS Informationen unter "Tasks and Training" geschrieben von Dr. Peter Donceel und Dr. Rienks Prins
  15. Gesetzestext der belgischen Ausbildungsordnung zum Versicherungsmediziner (Französisch und Niederländisch) PDF
  16. CEA-Studie

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