Vier-Quadranten-Modell des Gehirns

Vier-Quadranten-Modell des Gehirns

Das Vier-Quadranten-Modell des Gehirns ist ein Modell zur Denkstilanalyse von Ned Herrmann. Das Modell besagt, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Arten zu denken haben. Gemäß diesem Modell kann man – völlig wertfrei – Menschen verschiedenen Kategorien zuordnen, bzw. die Ausprägung ihres Denkstils in Richtung einer Kategorie messen. Dies kann dienlich sein für die Berufswahl, für das Zusammenstellen von Teams, oder für die Auswahl von Mitarbeitern.

Inhaltsverzeichnis

Grundlagen und geschichtlicher Hintergrund

Das Vier-Quadranten-Modell des Gehirns basiert auf den als Dreieiniges Gehirn ("Triune Brain") bekannten Erkenntnissen von Paul D. MacLean und der Hemisphärentheorie von Roger Sperry.

  1. McLean entdeckte, dass das menschliche Gehirn in seiner Entwicklung die wesentlichen Züge der Evolution beibehalten hat und im Wesentlichen aus drei Teilen besteht, dem „Reptiliengehirn“ (grundlegende Lebensfunktionen), dem „Limbischen System“ (Sitz der Emotionen sowie Steuerung des autonomen Nervensystems) sowie dem „Neocortex“ (Sitz des Denkens, Lernens, Schlussfolgerns) besteht.
  2. Roger Sperry erhielt 1981 den Nobelpreis für Medizin für seine Hemisphärentheorie. Diese besagt, dass die Hemisphären des Gehirns, also die rechte und linke Hirnhälfte unterschiedliche Aufgaben haben und unabhängig voneinander arbeiten. Er hatte schweren Epilepsie-Patienten das Corpus callosum, also den die beiden Hirnhälften verbindenden Nervenstrang durchtrennt. Das Ziel war es, dass seine „Split Brain-Patienten“ bei einem Epilepsie-Anfall einer Gehirnhälfte trotzdem noch eine funktionierende andere Gehirnhälfte bewahren würden, was auch gelang. Zur Verwunderung hatte die Durchtrennung jedoch kaum nennenswerte Beeinträchtigungen auf andere Funktionen. Anschließende ausführliche Untersuchungen konnten die Unterschiedlichen Funktionsgebiete des Hirns beweisen.
    • Linke Hirnhälfte: Kulturtechniken (Sprache, Lesen, Rechnen, Schreiben), Ratio, Kausalität (Logik, von Ursache/ Wirkung), Regeln, Gesetze, Konzentration auf einen Punkt, Analyse, liebe zum Detail, Wissenschaft, Zeitempfinden, Deduktive Schlussfolgerung, Ordnung und Struktur
    • Rechte Hirnhälfte: Körpersprache, Bildersprache, Malen, Farben, Ganzheitliches Denken, Kreativität, Spontaneität, Sprunghaftigkeit, Synthese, Überblick, Zusammenhänge, Neugier, Spielen, Risiko, Raumempfinden, Induktive Vorgehensweise, Phantasie, Intuition, Gefühl

Vier-Quadranten-Modell des Gehirns von Ned Herrmann

Auf diesen beiden Theorien baut das Modell von Ned Herrmann auf. Er ordnet verschiedene Denkstile vier verschiedenen Bereichen des Gehirns zu:

  • die linke Hemisphäre: sequentiell, ordentlich, Zahlen, Daten, Fakten
  • die rechte Hemisphäre: parallel, chaotisch, Bilder
  • cerebral (denken), also den Bereich des Neocortex
  • limbisch (fühlen), also in das "alte Säugetierhirn", das gem. McLeary als Sitz der Emotionen gilt.

Seine Theorie besagt, dass jeder Mensch unterschiedliche Schwerpunkte in seinem Denken hat. Je nachdem, welcher Teil überwiegt, gehört man zu einer oder mehreren der vier Gruppen, dargestellt durch vier Quadranten, mit jeweiligen Hauptdenkweisen sowie unterschiedlichen Verhaltensausprägungen bei Intro- und Extravertiertem Verhalten:

  • A: Das rationale Ich – Der Analytiker: analytisch
    • Introvertiert: ruhig, ernsthaft, konzentriert
    • Extravertiert: debattierend, bohrend, der Sache auf den Grund gehend
  • B: Das sicherheitsbedürftige Ich – Der Organisator: organisatorisch
    • Introvertiert: kontrolliert, bleibt oft für sich allein
    • Extravertiert: dominant, organisiert Menschen und Ereignisse
  • C: Das fühlende Ich – Der Emotionale: zwischenmenschlich
    • Introvertiert: drückt sich nonverbal aus, mitmenschlich auf stille Art
    • Extravertiert: gesprächig, vereint, teilt sich anderen mit
  • D: Das experimentelle Ich – Der Visionär: strategisch
    • Introvertiert: „Weggetreten“, lebt in seiner eigenen Welt, dreht sein eigenes Rad
    • Extravertiert: experimentiert, sprudelt vor Ideen

Testinstrumente

Ned Herrmann hatte im Auftrag von General Electric einen auf seiner Theorie aufbauenden Test entworfen, mit dem man die Dominanz der Quadranten bei Probanden messen kann. Der Test wurde Herrmann Brain Dominance Instrument (HBDI) genannt und namensrechtlich geschützt. Nach seinem Ausscheiden von General Electric gründete Herrmann das Herrmann International-Institut, welches sich auf den Vertrieb des Test und diesbezügliches Consulting spezialisiert hat. Es existieren auch andere, ebenfalls namensrechtlich geschützte Bezeichnungen, z.B. in Deutschland unter dem Namen Herrmann Dominanz Instrument (HDI, bzw. H.D.I).[1] Wissenschaftliche Validierungsstudien von verschiedenen Instituten wurden zum HBDI durchgeführt und bestätigen dessen Validität.[2]

Literatur

  • Ned Herrmann, Creative Brain, Brain Books 1989, ISBN 978-0944850015
  • Ned Herrmann, The Whole Brain Business Book: Harnessing the Power of the Whole Brain Organization and the Whole Brain Individual, Mcgraw-Hill Professional 1996, ISBN 978-0070284623
  • Ned Herrmann, Kreativität und Kompetenz. Das einmalige Gehirn. Mit dem Originalfragebogen, Henrich 1991, ISBN 978-3894590086

Weblinks

Quellen

  1. http://www.strategie-b.de/h-d-i/hdi-herrmann-dominanz-instrument.html
  2. Victor Bunderson, The Validity of the Herrmann Brain Dominance Instrument, WICAT Education Institute

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