Viktor Emanuel II. (Italien)

Viktor Emanuel II. (Italien)
Viktor Emanuel II. fotografiert von André Adolphe-Eugène Disdéri, um 1861

Viktor Emanuel II., mit vollem Namen Vittorio Emanuele Maria Alberto Eugenio Ferdinando Tommaso di Savoia (* 14. März 1820 im Palazzo Carignano von Turin; † 9. Januar 1878 in Rom) entstammte dem Hause Savoyen und war von 1849 bis 1861 König von Piemont-Sardinien.

Viktor Emanuel stellte sich an die Spitze der italienischen Einigungsbewegung (Risorgimento) und nahm am 17. März 1861 den Titel König von Italien an, in dem Sardinien und Piemont als Teilprovinzen aufgingen. Als erster Herrscher des neu proklamierten Nationalstaates nannten die Italiener ihn „Padre della Patria“ (Vater des Vaterlandes).

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Jugend

Viktor Emanuel wurde 1820 als ältester Sohn von Karl Albert I. und dessen Gemahlin Maria Theresia von Österreich-Toskana geboren. Sein Vater regierte das Königreich Piemont-Sardinien. Der Thronfolger bekam den Titel Herzog von Savoyen und wurde in Florenz ausgebildet. Er zeigte schon früh Interesse für Politik, Militärwesen und Sport.

Im März 1848 brach in Europa die Revolution aus und erfasste auch Lombardo-Venetien, das die österreichische Herrschaft abschütteln wollte. Karl Albert unterstützte die revolutionäre Bewegung, mit dem Ziel, diese Gebiete seinem Königreich anzugliedern und erklärte Österreich den Krieg (→ Erster Unabhängigkeitskrieg). Viktor Emanuel diente als Offizier in den Schlachten von Pastrengo, Santa Lucia, Goito und Custozza. Nach militärischen Anfangserfolgen wendete sich das Blatt und nach der schweren Niederlage in der Schlacht von Novara am 23. März 1849 war Piemont-Sardinien geschlagen.

König von Piemont-Sardinien (1849 bis 1861)

Nach der Niederlage in der Schlacht von Novara dankte sein Vater zugunsten Viktor Emanuels ab und ging nach Portugal ins Exil. Zunächst beendete der neue König im Waffenstillstandsabkommen von Vignale die Auseinandersetzung mit Österreich und hielt an dem parlamentarischen Regierungssystem in seinem konstitutionellen Königreich fest. Ebenso setzte er in der Folge die Einigungspolitik seines Vaters fort, indem er sich zunehmend an die Spitze der italienischen Einigungsbewegung Risorgimento stellte und auch zu deren Symbolfigur avancierte. Hauptberater in dieser Angelegenheit wurde sein langjähriger Ministerpräsident Camillo Benso di Cavour. Die Hoffnungen der Italiener auf eine geeinte Nation ruhten auf Viktor Emanuel II. und man konnte immer wieder den Ausspruch Viva Verdi hören, was wie eine Huldigung des damals erfolgreichen Komponisten Giuseppe Verdi klingt, aber in Wirklichkeit eine Abkürzung für Vittorio Emanuele Re d’Italia (Viktor Emanuel König von Italien) war.

Viktor Emanuel und sein Ministerpräsident organisierten die Armee neu, regelten die Finanzen und förderten den Handel. Der König setzte sich auch für einen Eintritt im Krimkrieg 1855/56 ein. Durch die Teilnahme an dem Krieg auf Seiten Frankreichs, Großbritanniens und des Osmanischen Reiches hoffte Viktor Emanuel auf eine Bindung vor allem an Frankreich. Sein Plan ging auf und bei einem Geheimtreffen zwischen Cavour und Napoleon III. garantierte der französische Kaiser seine Unterstützung für die Idee des Risorgimento.

Einem geeinten italienischen Nationalstaat standen nach wie vor die Interessen Österreichs entgegen, das im größten Teil Oberitaliens die Vorherrschaft hatte. Doch Viktor Emanuel konnte nun auf die Unterstützung Napoleons III. hoffen, der an einer entscheidenden Schwächung Österreichs in Europa interessiert war. Nach einer gezielten politisch-militärischen Provokation Sardiniens, fielen 1859 österreichische Truppen ins Piemont ein (→ Sardinischer Krieg). Nun griffen die Voraussetzungen des 1858 geschlossenen sardinisch-französischen Geheimvertrags von Plombières-les-Bains und Frankreich trat in den Krieg ein. Gemeinsam konnten die österreichischen Truppen geschlagen werden und nach dem Vorfrieden von Villafranca fiel die Lombardei an Sardinien-Piemont.

Durch diesen Sieg bekamen die Nationalisten um Viktor Emanuel neuen Aufwind und die mittelitalienischen Staaten (Großherzogtum Toskana, Herzogtum Modena, Herzogtum Parma und Romagna) erkannten ihn als ihren König an. Die ursprünglich starken republikanisch-demokratischen und radikalliberalen Bewegungen des Risorgimento waren durch die gescheiterte Revolution von 1848/49 stark geschwächt worden, sodass sich das konstitutionell-monarchistische Prinzip in Italien durchsetzen konnte.

Nachdem Giuseppe Garibaldi mit seinen Freischärlern 1860/61 die Bourbonen aus dem süditalienischen Königreich beider Sizilien vertrieben hatte, sprach sie auch die dortige Bevölkerung in einem Plebiszit für die Vereinigung mit Sardinien-Piemont aus. Garibaldi, im Grunde eher Demokrat und Republikaner, trat daraufhin von seinen Machtansprüchen zurück.

König von Italien (1861 bis 1878)

James Tissot karikaturiert Viktor Emanuel II. als „den Gentleman-König“ (Il Re Galantuomo), 1870.
Reiterstandbild von Viktor Emanuel im Fokus des Vittoriano

Dieses Plebiszit war der entscheidende Schritt und am 17. März 1861 wurde Viktor Emanuel in Turin offiziell zum König von Italien proklamiert. Er behielt seinen Titel Viktor Emanuel II. bei, um bei seinen Landsleuten nicht den Eindruck zu erwecken, Piemont-Sardinien habe die restlichen Staaten erobert, sondern geeint.

Als Gegenleistung für die Unterstützung wurden Savoyen und die Grafschaft Nizza wie vereinbart an Frankreich abgetreten. Doch noch fehlten mit Venetien und dem Kirchenstaat bedeutende italienische Gebiete, um die Einigung zu vervollständigen. Nach einer Geheimallianz mit dem preußischen Reichskanzler Otto von Bismarck kam es 1866 erneut zum Krieg gegen Österreich (→ Deutscher Krieg). Obwohl die italienischen Truppen militärisch nicht erfolgreich waren, annektierte Italien nach dem preußischen Sieg von Königgrätz Venetien. Vier Jahre später nutzte Italien die Gunst der Stunde, als Napoleon III. nach Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges seine Schutztruppen aus dem Kirchenstaat abzog und so den Weg für den Einmarsch der Italiener freimachte. Am 20. September 1870 eroberten die Truppen Viktor Emanuels Rom und der Kirchenstaat hörte auf zu existieren. Ein Jahr später erklärte der König die Ewige Stadt zur neuen Hauptstadt und bezog im Palazzo del Quirinale Residenz. Ein jahrelanger Streit des Hauses Savoyen mit dem Papsttum war die Folge.

Nach vielen langen Kriegen, kehrte zum Ende der Herrschaft Viktor Emanuels Ruhe ein und das Königreich war befriedet. Viktor Emanuel II. starb am 9. Januar 1878 in Rom und sein Sohn, Umberto I., ließ ihn im Pantheon bestatten, um so den Anspruch Roms als Hauptstadt zu untermauern. Zu seinen Ehren und der Erinnerung an das Risorgimento wurde in Rom das Monumento Vittorio Emanuele II (il Vittoriano) errichtet. Ein weiteres bekanntes Bauwerk zu Ehren des ersten Königs von Italien ist die Galleria Vittorio Emanuele II in Mailand.

Familie und Nachkommen

Goldmünze von Viktor Emanuel II. als König von Sizilien, 1851
Goldmünze von Viktor Emanuel II. als König von Italien, 1865
  • Nach dem Tod Adelheids, heiratete Viktor Emanuel am 18. Oktober 1869 seine langjährige Mätresse Rosa Vercellana in morganatischer Ehe („zur linken Hand“, die Nachkommen sind von der Thronfolge ausgeschlossen). Mit ihr hatte er zwei Kinder:
    • Vittoria (* 3. Dezember 1848; † 29. Dezember 1905)
    • Emanuele Alberto (* 26. Juni 1851; † 25. Dezember 1894)), Graf von Mirafiori und Fontanafredda
  • Außerdem war er Vater der unehelichen Tochter:
    • Maria Pia (* 25. Februar 1866), Gräfin von Montecuccoli

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Viktor Emanuel II. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Karl Albert I. König von Sardinien
1849–1861
Herzog von Savoyen
1849–1878
Umberto I.
König von Italien
1861–1878

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