Vinton G. Cerf

Vinton G. Cerf
Vinton Cerf (2010)

Vinton „Vint“ Gray Cerf (* 23. Juni 1943 in New Haven, Connecticut) ist ein amerikanischer Informatiker, der zusammen mit anderen als „Vater des Internets“ bezeichnet wird. 2004 wurde ihm der Turing-Preis verliehen, 2008 der Japan-Preis.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vint Cerf war schon in seiner Kindheit gut in Mathematik und auch an Chemie interessiert. Nach dem Abschluss der High School in Van Nuys 1961 studierte er mit einem Stipendium von North American Rockwell in Stanford Mathematik mit dem Abschluss Bachelor of Science 1965. Anschließend arbeitete er bei IBM als Systemingenieur am QUIKTRAN-Time-Sharing-System. Einige Jahre später setzte er sein Studium an der UCLA fort, erwarb 1970 den Grad Master of Science für Informatik und 1972 bei Jerry Estrin mit der Arbeit Multiprocessing, Semaphores and a Graph Model of Computation die Doktorwürde (Ph.D.).

Cerf spielte eine Schlüsselrolle in der Entwicklung des Internets und der im Internet verwendeten Verbindungsprotokolle. Schon während des Studiums unterbreitete er zusammen mit seinem High-School-Freund und Kommilitonen Steve Crocker für Jacobi Systems der ARPA ein Angebot für deren Ausschreibung des Arpanets. Dieses wurde abgelehnt, Cerf und Crocker wurden jedoch über Leonard Kleinrocks Network Measurement Center in die Installation des schließlich von Bolt, Beranek and Newman unter Führung von Bob Kahn realisierten Arpanets eingebunden, und waren unter Aufsicht von Larry Roberts an der Spezifikation der Arpanet-Host-Protokolle beteiligt.

Nach Abschluss seines Studiums war Cerf bis 1976 Assistenzprofessor für Elektrotechnik und Informatik in Stanford, unterstützte die Gruppe um Kahn bei der Koordination zur öffentlichen Demonstration des Arpanets und entwickelte im Anschluss an diese mit seinen Studenten und Kahn das Transmission Control Protocol (TCP) und das Internet Protocol (IP). Im September 1973 präsentierten sie eine erste Version von TCP/IP, die im Mai 1974 auch veröffentlicht wurde. In seiner Zeit in Stanford leitete Cerf auch die International Network Working Group, die später in die IFIP aufging.

Zwischen 1976 und 1982 war er Programm-Manager und später Chefwissenschaftler im Information Processing Techniques Office der amerikanischen DARPA und leitete dort das aus dem Arpanet hervorgehende Internet-Projekt und weitere von Kahn gestartete Projekte zu paketvermittelter Datenübertragung per Satellit und per Funk sowie eines zur Netzwerksicherheit.

Als Vizepräsident von MCI Digital Information Services zwischen 1982 und 1986 leitete er die Entwicklung des E-Mail-Services MCI Mail. Danach war er Vizepräsident der Corporation for National Research Initiatives und leitete dort Forschungsprojekte zur Digital Library und zu Electronic Messaging. Auch schloss er dort MCI Mail an das Internet an und schuf so eine von dessen ersten kommerziellen Applikationen. 1994 kehrte er als Vizepräsident und später Senior Vice President zu MCI zurück und leitete u.a. den Ausbau des MCI-Netzwerkes.

Vint Cerf ist Autor mehrerer RFCs und Gründer der Internet Society (ISOC), deren Präsident er von 1992 bis 1995 war. Von 1999 bis Ende 2007 war er im Board of Directors der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), von 2000 bis 2007 dessen Vorstand. Seit September 2005 ist er auch als Vize-Präsident und „Chief Internet Evangelist“ bei Google tätig. In dieser Rolle soll er neue Technologien zur Verbesserung der Google-Dienste ausfindig machen und ein Aushängeschild für das Unternehmen darstellen.

Cerf arbeitet als Gastwissenschaftler für das NASA Jet Propulsion Laboratory am InterPlanetary Network (IPN), einem zukünftigen Standard für die Kommunikation zwischen Planeten, der Funk- und Laserverbindungen verwendet, die extrem tolerant gegenüber Signalverlusten sind.

Ehrungen

1997 überreichte US-Präsident Bill Clinton ihm und Robert Kahn die National Medal of Technology, die höchste technologische Auszeichnung der USA, und 2005 verlieh George W. Bush ihnen die Presidential Medal of Freedom (Freiheitsmedaille), eine der höchsten zivilen Auszeichnungen in den USA. Auch zahlreiche weitere Auszeichnungen teilen die beiden sich, darunter die IEEE Alexander Graham Bell Medal 1997, der Prinz-von-Asturien-Preis 2002 (mit Tim Berners-Lee und Larry Roberts), 2004 der Turing Award sowie der Charles-Stark-Draper-Preis (mit Leonard Kleinrock und Larry Roberts), 2006 die Einführung in die National Inventors Hall of Fame und 2008 der Japan-Preis.

Unabhängig von Kahn wurde Cerf u.a. 1993 mit dem EFF Pioneer Award, 1997 und 2002 mit dem Computerworld/Smithsonian Leadership Award, 1998 mit dem Marconi Fellowship Award und 2000 mit der Living Legend Medal der Library of Congress ausgezeichnet. Das People Magazine erklärte ihn im Dezember 1994 zu einer der 25 faszinierendsten Persönlichkeiten des Jahres.

Daneben ist Cerf Fellow der IEEE (1988), der American Association for the Advancement of Science (1990), der ACM (1993), der National Academy of Engineering (1995) und der American Academy of Arts and Sciences (1995). Er ist oder war Mitglied u.a. von ACM SIGCOMM (Vorsitzender 1987 bis 1991), Sigma Xi, des Collaboratory Panel der National Academy of Sciences (Vorsitzender 1992 bis 1993), der IEEE Communications Society (Vorsitzender des Internet Advisory Committee seit 1999), des Internet Architecture Board (Vorsitzender 1989 bis 1992), des NATO Science Subcommittee on Networking (Vorsitzender 1994 bis 1998), der Technical Advisory Boards von General Magic, der National Association of Securities Dealers und der FCC, sowie des Information Technology Advisory Committee des US-Präsidenten und dem des bulgarischen Präsidenten Georgi Parwanow. Er ist Ehrenvorsitzender des IPV6 Forums, das sich der schnelleren Einführung von IPv6 verschrieben hat, und ist oder war Mitglied im Board of Directors von u.a. der Gallaudet University (seit 1997), von Nuance Communications (seit 1999) und von StopBadware.org. Ferner beriet er u.a. die United States National Library of Medicine, das Bildungsministerium der Vereinigten Staaten, das General Accounting Office, die National Security Agency, die National Science Foundation, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, die Mitre Corporation und die Salomon Brothers.

Cerf hält Ehrendoktortitel des Gettysburg College, des Capitol College, der ETH Zürich, der Technischen Universität Luleå, der Universität der Balearen, der George Mason University, der Universidad Rovira i Virgili, des Rensselaer Polytechnic Institute, der Universität Twente, des Polytechnic Institute of New York University und der Beijing University of Posts and Telecommunications.

Für 2010 wurde das World Wide Web für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Da nur Institutionen mit persönlichen Repräsentanten ausgezeichnet werden dürfen, wurde Vint G. Cerf gemeinsam mit Larry Roberts und Tim Berners-Lee vorgeschlagen.[1]

Trivia

Cerf ist von Kindheit an schwerhörig und ist seit seinem 14. Lebensjahr auf ein Hörgerät angewiesen, was nach eigenem Bekunden sein Interesse an schriftlicher Kommunikation, insbesondere E-Mail, geprägt hat. Seit 1966 ist er mit einer Gehörlosen verheiratet und hat mit ihr zwei Söhne. Er setzt sich für die Belange der Gehörlosen und Hörgeschädigten ein, so war er von 1987 bis 1991 im Board of Directors des Fairfax Resource Center for the Hearing Impaired.

Cerf war technischer Berater für die TV-Serie Mission Erde – Sie sind unter uns, in der er 1998 auch einen Gastauftritt als Stabschef des US-Präsidenten hatte.

Schriften

Einzelnachweise

  1. WWW für Nobelpreis vorgeschlagen – Gorbatschow, Obama, Internet, Sueddeutsche.de vom 13. März 2010
  2. Holger Schmidt: Das Internet der Dinge wird ein großer Schritt - Interview in FAZ

Weblinks


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