Viqueque-Rebellion

Viqueque-Rebellion
Lage Viqueques in Osttimor

Die Viqueque-Rebellion (auch Bewegung von 1959 oder Massaker von 1959) war der letzte große Aufstand der einheimischen Bevölkerung gegen die Kolonialherren in Portugiesisch-Timor, dem heutigen Osttimor. Während die Rebellion vor allem in der Besatzungszeit durch Indonesien für Propagandazwecke verwendet wurde, wird der Rebellion im heutigen Osttimor nicht in besonderem Maße gedacht. Neben der indonesischen Aneignung des Ereignisses liegt der Grund im Wahnwitz dieses Aufstandes.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ablauf der Rebellion

Am 7. Juni 1959 begann der Aufstand im Dorf Uato-Lari (andere Quelle: 6. Juni 1959 in der Stadt Viqueque[1]). Auslöser war die Zwangsarbeit, zu der die Timoresen von den Portugiesen verpflichtet waren. Die Revolte breitete sich schnell im ganzen Distrikt Viqueque aus.[2] Am 12. Juni[1] war die Rebellion mit Hilfe von schnell aufgestellten Milizen aus dem benachbarten Distrikt Lautém bereits niedergeschlagen. Hierbei nutzten die Portugiesen die Rivalität der Ethnien Viqueques mit den Fataluku aus Lautém. Mangels offizieller Aufzeichnungen schwankt die geschätzte Zahl der Toten zwischen 50 und 1000.[1][3] Die Rädelsführer wurden ins Exil nach Angola und Mosambik geschickt und durften erst 1968 wieder in die Heimat zurückkehren. Der Priester und spätere Bischof von Osttimor, Martinho da Costa Lopes, wurde als Gesandter der portugiesischen Regierung Augenzeuge zahlreicher öffentlicher Hinrichtungen.[3]

Hintergründe und Folgen

Es ist unbestritten, dass die Rebellion nicht spontan ausbrach, sondern von langer Hand geplant war. Als Agitatoren werden Indonesier beschuldigt, die zuvor in Portugiesisch-Timor Asyl erhalten und in Uato-Lari angesiedelt worden waren. Einige Quellen bezeichnen sie als indonesische Agenten, die eine weitgehenden Aufstand auslösen wollten, um einen Abzug der Portugiesen und eine Integration von Osttimor in Indonesien zu erreichen.[2] Eine andere Quelle bezeichnet die beschuldigten Indonesier als Angehörige der vom amerikanischen CIA unterstützten Permesta-Bewegung. Diese Gruppe kämpfte gegen die Zentralregierung in Jakarta und plante demnach Portugiesisch-Timor als Basis für Operationen im östlichen Indonesien zu nutzen. Nach der Niederschlagung wurden die indonesischen Teilnehmer ausgewiesen.[3]

Unbestritten ist die Unterstützung dieser Gruppe durch den indonesischen Konsul in Dili, Nazwar Jacub, die aber eigenmächtig erfolgt sein soll. Jacub wurde bereits am 3. Juni 1959 von Indonesien abberufen und durch Tengku Usman Hussin ersetzt, aber letzte Zweifel bleiben, ob Jakarta nicht doch in der Rebellion verwickelt war, auch wenn Indonesien zu dieser Zeit nach außen, ungeachtet antikolonialer Polemik seiner Regierung, kein Interesse an Portugiesisch-Timor zeigte. Indonesische Diplomaten erklärten vor den Vereinten Nationen, dass ihr Land kein Interesse an Gebieten außerhalb des ehemaligen Niederländisch-Ostindien habe. Portugiesisch-Timor wurde hier explizit genannt. Grund dafür war die Bindung indonesischer Kräfte in West-Neuguinea, wo man versuchte die Kontrolle zu gewinnen. Die Region war nach der indonesischen Unabhängigkeit bei den Niederlanden verblieben. 1962 versuchte Indonesien schließlich das Gebiet zu besetzen, um eine Unabhängigkeit zu verhindern und letztendlich wurde eine Übergabe an Indonesien vereinbart.[3] Neben der indonesischen Gruppe waren aber auch lokale, timoresische Eliten und Beamte an der Rebellion beteiligt. Überraschend ist, dass die timoresischen Dorfchefs, die die Rebellion anführten manchmal ihre Gefolgsleute gar nicht kannten. So konnte einer in einem Polizeiverhör keinen der 30 Namen der Mitglieder seiner Gruppe nennen.[1]

Noch 1959 begann als direkte Folge des Aufstands die Polícia Internacional e de Defesa do Estado PIDE (Polizei für Internationale Angelegenheiten und Verteidigung des Staates) ihre Arbeit in der Kolonie. Diese Geheimpolizei der portugiesischen Diktatur war berüchtigt für ihre Anwendung von Gewalt und Folter. Das Regime war für Unruhen in den Kolonien sensibilisiert, da es im selben Jahr auch zu blutigen Auseinandersetzungen mit streikenden Hafenarbeitern in Portugiesisch-Guinea gekommen war. Die PIDE übernahm die Bewachung politischer Gefangener und auch der timoresischen Exilanten in Afrika. 1969 übernahm die Direção-Geral de Segurança DGS (Generaldirektion Sicherheit) die Aufgabe. Kein Zufall war es wohl auch, dass ebenfalls 1959 der Australian Secret Intelligence Service (ASIS) eine Auslandsstelle in Dili eröffnete, die dritte überhaupt.[3]

Bewertung und Zeit nach der Rebellion

Die Rebellion war niedergeschlagen worden, ohne dass sie überhaupt in der ausländischen Presse Erwähnung fand. Selbst die Medien des benachbarten Australien berichteten nicht über die Vorgänge.[3]

1961 versuchten einige Timoresen in Batugade an der Grenze zu Indonesien mit dessen Unterstützung eine Republik auszurufen. Der Aufstand wurde schnell niedergeschlagen und die Rebellen flohen nach Indonesien, wo sie eine Exilregierung gründeten, die aber bedeutungslos blieb. Erst nach der Nelkenrevolution 1974 in Portugal begann die Kolonialmacht Portugiesisch-Timor für die Unabhängigkeit vorzubereiten. Allerdings kam es dann zu einem kurzen Bürgerkrieg zwischen den beiden größten timoresischen Parteien, weswegen die portugiesische Administration die Kolonie einfach verließ. Nur neun Tage nach der einseitigen Ausrufung der Demokratischen Republik Osttimor am 28. November 1974 durch die FRETILIN begann Indonesien mit der großangelegten Invasion und besetzte das Land für die nächsten 24 Jahre.[3]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Rai ketak, 6. Juni 2009
  2. a b Australian Department of Defence, Patricia Dexter: Historical Analysis of Population Reactions to Stimuli - A case of East Timor
  3. a b c d e f g History of TimorTechnische Universität Lissabon (PDF-Datei; 805 kB)

Siehe auch

Weblinks


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