Viqueque (Distrikt)

Viqueque (Distrikt)
Distrikt von Viqueque
Lage des Distrikts Viqueque. Grenzen von 2003.
Reisfelder im Bergland von Viqueque
Daten
Hauptstadt Viqueque
Fläche 1.880,39 km² (1.)[1]
Einwohnerzahl (2010) 70.036 (5.)[2]
Bevölkerungsdichte 37,2 Einw./km² (10.)[1]
Zahl der Haushalte (2010) 13.807 (5.)[1]
ISO 3166-2: TL-VI
Subdistrikte Einwohner[1] Fläche[1]
Lacluta 5.853 416,54 km²
Ossu 15.612 427,17 km²
Uato-Lari 16.972 294,13 km²
Uatucarbau 7.212 131,66 km²
Viqueque 24.387 610,90 km²
Karte
Verwaltungsgliederung von Viqueque

Viqueque (Tetum: Vikeke) ist der größte Distrikt von Osttimor.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Ortschaften im Distrikt Viqueque

Viqueque liegt an der Südküste der Insel Timor, an der Timorsee. Es grenzt im Norden an den Distrikt Baucau, im Osten jenseits des Flusses Irebere (Irabere) liegt der Distrikt Lautém und im Westen jenseits des Dilor (Dilin) der Distrikt Manatuto.

Viqueque hat eine Fläche von 1.880,39 km². Hauptstadt des Distriktes ist das gleichnamige Viqueque. Subdistrikte sind Lacluta, Ossu, Uato-Lari (Watu-Lari, Uatolári, zur portugiesischen Kolonialzeit Leça), Uatucarbau (Uato Carabau, Watu-Carbau) und Viqueque. Die Grenzen zum Distrikt Baucau wurden 2004 neu festgelegt. Caraubalu ist der einzige Suco im Distrikt, der als „urban“ klassifiziert ist.

Ossu ist von mehreren Bergen umgeben. Dem Monte Mundo Perdido im Westen, dem Builo im Süden, dem Matebian-Massiv im Osten und dem Fatu Laritame im Norden. 16.100 Hektar um den Monte Mundo Perdido sind als Wildschutzgebiet und Important Bird Area ausgewiesen. Hier finden sich neben vielen endemischen Vogelarten auch zahlreiche, seltene Orchideen.[3]

Einwohner

Dorf nahe dem Monte Mundo Perdido

In Viqueque leben 70.036 Einwohner (2010,[2] 2004: 65.245[4]). Die Bevölkerungsdichte liegt bei 37,2 Einwohnern pro Quadratkilometer. Der Altersdurchschnitt liegt bei 18,5 Jahren. Über 9.300 der Einwohner Dilis 2004 wurden in Viqueque geboren. Durch die starke Abwanderungsbewegung in die Hauptstadt liegt das Bevölkerungswachstum deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Zwischen 1990 und 2004 wuchs die Zahl der Einwohner jährlich um 0,95 %. Hatte 2004 in Lacluta jede Frau durchschnittlich 5,92 Kinder, stieg die Anzahl in Viqueque auf 6,20, in Uato-Lari auf 6,54 und 7,20 Kinder in Ossu, bis auf 7,26 Kinder pro Frau in Uatucarbau an (Landesdurchschnitt 6,99). Die Kindersterblichkeit lag 2002 in Uatucarbau bei 85 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten (1996:144), in Viqueque bei 108 (138), in Uato-Lari bei 110 (139), in Ossu bei 131 (137) und in Lacluta bei 143 (122). Uatucarbau kann somit auf einen der stärksten Rückgänge der Kindersterblichkeit in den letzten Jahren verweisen. Es ist aber der einzige Subdistrikt Viqueques, der damit unter dem Landesdurchschnitt von 98 liegt. Ossu und Lacluta gehören zu den acht Subdistrikten Osttimors mit der höchsten Kindersterblichkeit. In Lacluta stieg sie entgegen dem Landestrend zwischen 1996 und 2002 sogar um 17 % an.[5]

Der Distrikt ist eine Ursprungsregion der austronesischen Landessprache Tetum, im Osten Viqueques leben Sprecher der Papua-Sprache Makasae. 45,0 % sprechen Makasae (größte Volksgruppe in den Subdistrikten Ossu und Uato-Lari) als Muttersprache; 25,8 % sprechen Tetum, 90 % davon Tetum Terik (Subdistrikte Lacluta und Viqueque), 10 % Tetum Prasa. Knapp 10.000 sprechen Naueti um die Orte Uato-Lari und Uatucarbau, knapp 3.000 Kairui, und mehr als 2.000 Mideki, deren Sprecher nahe Ossu sie Osomoko nennen. Auch in Lacluta wird Midiki gesprochen. Diese sind alles Kawaimina-Sprache. Berücksichtigt man auch die Zweitsprachen, so sprechen 40,3 % Tetum, 38,3 % Bahasa Indonesia und 12,5 % Portugiesisch. Die Analphabetenrate beträgt 61,0 % (Frauen: 66,0 %; Männer: 55,8 %). Nur 9,5 % der über 18jährigen haben die Sekundarschule abgeschlossen (Frauen: 6,3 %; Männer: 13,1 %).[5]

2004 waren 94,6 % der Einwohner Katholiken, 4,0 % Protestanten, 1,0 % Anhänger der traditionellen, animistischen Religion Timors und 0,3 % Muslime.[6]

Geschichte

Landschaft bei Viqueque

Viqueque, Bibiluto, Lacluta und Luca waren traditionelle Reiche Timors, die von einem Liurai regiert wurden. Sie erscheinen auf einer Liste von Afonso de Castro, einem ehemaligen Gouverneur von Portugiesisch-Timor, der im Jahre 1868 47 Reiche aufführte.[7][8] Auch Ossu und Ossorua waren solche Reiche. Der Einfluss Lucas reichte bis in den heutigen Distrikt von Baucau. Während der Rebellion von Cová 1868 unterstützten Viqueque und Luca die portugiesischen Kolonialherren mit eigenen Truppen und im April 1896 unterzeichnete der Liurai von Luca einen Vertrag über seinen Vasallenstatus.[9]

Von Uato-Lari aus dehnte sich 1959 eine der letzten großen Rebellionen gegen die portugiesische Kolonialherrschaft auf die benachbarten Gebiete aus. Während der Viqueque-Rebellion kamen etwa 1.000 Timoresen ums Leben. Die Anführer des Aufstands wurden nach Afrika in die Verbannung geschickt. Geschürt war die Rebellion durch Indonesier worden, die in Portugiesisch-Timor Asyl gefunden hatten und dann in Uato-Lari angesiedelt worden waren. Ob es sich bei ihnen um indonesische Separatisten oder Agenten handelte, ist nicht gesichert geklärt.[9][10]

Verlauf der indonesischen Invasion (1975-1979)

Nach der Unabhängigkeitserklärung Osttimors 1975 begann Indonesien mit einer großangelegten Invasion in das Nachbarland. Unter anderem landeten Einheiten in Beaco (Subdistrikt Viqueque). Bis Oktober 1976 wurden im Distrikt der Ort Viqueque und die Verbindungen zur Küste und nach Baucau im Norden besetzt. Mehrere bases de apoio entstanden, in denen die geflohene Zivilbevölkerung von der Widerstandsbewegung FALINTIL angesiedelt wurde. Ab September 1978 begann die indonesische Armee mit der Zerstörung der Basen und der Besetzung der letzten Widerstandsgebiete in Viqueque und Baucau. Die Menschen wurden auseinandergetrieben oder gefangengenommen. Bis März 1979 waren die Distrikte vollständig unter indonesischer Kontrolle.[11]

Flüchtlinge in Osttimor nach den Parlamentswahlen 2007.[12]

1981 sollten 700 Familien aus ganz Viqueque und aus Barique (Distrikt Manatuto) nach Atauro deportiert werden. Das Eingreifen des Administrators von Lacluta verhinderte letztlich, dass Familien aus seinem Subdistrikt auf die Insel gehen mussten. Von den anderen starben viele an Hunger, Krankheiten und den Klimawechsel. Erst 1985/1986 kehrten einige Deportierte wieder in ihre alte Heimat zurück.[11] Im März 1981 wurde Xanana Gusmão in Lacluta auf einer geheimen Nationalkonferenz zum Nachfolger des getöteten Nicolau dos Reis Lobatos als Chef der FALINTIL gewählt. Am 7. September wurden 500 Frauen und Kinder am St. Antonius-Schrein in Lacluta bei einem Massaker der indonesischen Besatzungsarmee getötet. 1983 starben durch die indonesische Armee fast 300 Menschen beim Kraras-Massaker in der Region um den Ort Kraras (Krarás, Kararas). Das Gebiet im Subdistrikt Viqueque, südlich von Bibileo, wird heute das Tal der Witwen genannt.[13][14]

Im Oktober 1986 gelang es der FALINTIL die Stadt Viqueque für einige Tage zu besetzen.[15]

1999 musste auch Viqueque schwer unter der Gewalt der pro-indonesischen Milizen und der indonesischen Armee leiden. Viele öffentliche Einrichtungen wurden zerstört. Etwa 10.000 Menschen wurden zwangsdeportiert. Am 20. September verließen vier Schiffe Beaco mit etwa 4.000 Zivilisten an Bord und brachte sie nach Westtimor. Schätzungsweise 2.149 Wohnhäuser und 70 % der Schulgebäude wurden zerstört.[11]

Weitere Zerstörungen im Ort Viqueque entstanden durch die Boro Matan-Unruhen 2001.[16]

Am 30. März 2007 kam es in Viqueque nach einer Wahlkampfveranstaltung des Premierministers José Ramos-Horta zur Präsidentschaftswahl 2007 zu Zusammenstößen zwischen seinen Anhängern und Anhängern der bisher dominierenden Partei FRETILIN. Dabei wurden 20 Menschen verletzt. Zwei Monate später, am 3. Juni 2007, wurde bei einer Wahlkampfveranstaltung zu den Parlamentswahlen 2007 von Ex-Präsident Xanana Gusmão einer seiner Anhänger erschossen. Ebenso nach der Übernahme des Amtes als Premierminister durch Gusmão am 8. August. Etwa 3.000 Menschen flohen aus ihren Häusern, vor allem um die Stadt Viqueque, in Fatudere und in Uato-Lari.[12]

Politik

Der Distriktsadministrator wird von der Landesregierung in Dili ernannt. 2001 war dies Ilda Maria de Conceição.[17]

Wirtschaft

Wasserbüffel auf der Straße nach Viqueque
Timor-Ponys im Bergland von Viqueque

59,0 % der Haushalte betreiben Ackerbau, 84,4 % Viehzucht (Stand: 2010).[1] An den Küsten wird gefischt. 87 % der Haushalte besitzen Kokosnusspalmen, 43 % bauen Maniok (Produktion 2008: 3.480 t) an, 49 % Mais (14.880 t), 43 % Reis (12.114 t) und 14 % Kaffee. Auch Obst und Gemüse (42 %) wird produziert (zusammen: 505 t). Als Haustiere hält man Hühner (81.428 in 77 % der Haushalte), Schweine (34.624, 72 %), Wasserbüffel (25.911, 24 %), Rinder (22.675, 25 %), Pferde (10.784, 28 %), Ziegen (13.627, 24 %) und Schafe (2.387, 3 %).[18][19]

Der lokale Radiosender ist Radio Povu Viqueque RPV auf FM 97,9 MHz.[20]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English)
  2. a b Highlights of the 2010 Census Main Results in Timor-Leste English
  3. Bird life International: A lost world in Timor-Leste. Mount Mundo Perdido. A profile of its biodiversity and conservation (englisch)
  4. Direcção Nacional de Estatística Census 2004
  5. a b Census of Population and Housing Atlas 2004
  6. District Pritory Tables: Viqueque 2004
  7. TIMOR LORO SAE, Um pouco de história
  8. East Timor - PORTUGUESE DEPENDENCY OF EAST TIMOR
  9. a b History of Timor – Technische Universität Lissabon
  10. Australian Department of Defence, Patricia Dexter:Historical Analysis of Population Reactions to Stimuli - A case of East Timor
  11. a b c „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  12. a b Internal Displacement Monitoring Centre
  13. Late Night Live in Timor
  14. „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  15. Frédéric Durand: Three centuries of violence and struggle in East Timor (1726-2008), Online Encyclodpedia of Mass Violence
  16. Ministerium für Staatsverwaltung und Territorialmanagement
  17. National Directory of Studies and Research
  18. Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch)
  19. Direcção Nacional de Estatística: Timor-Leste in Figures 2008
  20. Timor Radio Connect

Weblinks

 Commons: Viqueque (Distrikt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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