Visitantinnen

Visitantinnen

Der Orden von der Heimsuchung Mariens (Lateinisch: Ordo Visitatio Mariae, Abkürzung: OVM), dessen Mitglieder in Deutschland auch unter dem Namen Salesianerinnen oder Visitantinnen bekannt sind, wurde im Jahr 1610 vom heiligen Franz von Sales und der heiligen Johanna Franziska von Chantal gegründet.

Ordenswappen der Heimsuchung Mariens (Salesianerinnen): das durchbohrte Herz Jesu, das mit der Dornenkrone umkränzt ist

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Franz von Sales, Bischof von Genf-Annecy, hatte am 5. März 1604 bei Fastenpredigten in Dijon die junge Baronin Johanna Franziska von Chantal kennen gelernt. Sie war aufgrund eines tragischen Jagdunfalls ihres Ehemanns zur Witwe geworden und trug sich mit dem Gedanken, Ordensfrau zu werden. Franz von Sales übernimmt die geistliche Begleitung der tieffrommen Baronin, und bald stellt sich heraus, dass Johanna Franziska den Ruf zu einem Ordensleben verspürt, bei dem aktive Tätigkeit und beschauliches Leben zutiefst miteinander verbunden sind. Eine solche Gemeinschaft existiert aber nicht, weshalb Franz von Sales und Johanna von Chantal sich dazu entschließen, einen eigenen Orden zu gründen.

Entstehung

Am 6. Juni 1610 wurde das erste Kloster der Heimsuchungsschwestern in Annecy, der Stadt, in der Franz von Sales als Bischof lebte, gegründet. Die ersten Schwestern waren neben Johanna Franziska von Chantal Charlotte de Bréchard, Jacqueline Favre und Jacqueline Coste. Der Name „Orden von der Heimsuchung Mariens“ rührt von dem im Lukasevangelium beschriebenen Besuch der mit Jesus Christus schwangeren Gottesmutter bei ihrer Cousine Elisabeth her (siehe: Maria Heimsuchung. Johanna von Chantal und Franz von Sales wollten jedoch mit diesem Namen die aktive Tätigkeit des Neuen Ordens ausdrücken: Heimsuchungsschwestern sollten Arme, Kranke und Bedürftige daheim aufsuchen, um sie zu unterstützen. Quelle für dieses karitative Tun sollte das Gebet sein – die Gottesliebe sollte durch und in der Nächstenliebe sichtbar werden. Als jedoch im Jahr 1615 in Lyon ein zweites Heimsuchungskloster gegründet werden sollte, wurde dieses Konzept vom zuständigen Erzbischof abgelehnt, weil er sich nicht mit einem karitativ tätigen Frauenorden – damals eine völlige Novität – abfinden konnte. Die Heimsuchungsschwestern und ihre Gründerpersönlichkeiten beugten sich dem Entscheid des Bischofs, und so wurde die Kongregation in einen kontemplativen Orden umgewandelt, der im Jahr 1618 von Papst Paul V. die päpstliche Anerkennung erhielt.

Ausbreitung

Als Franz von Sales rund vier Jahre nach der päpstlichen Anerkennung des Ordens im Jahr 1622 starb, existierten schon 13 Heimsuchungsklöster. Beim Tod der Gründerin Johanna Franziska von Chantal im Jahr 1640 waren es bereits 87 Ordenshäuser. Heute gibt es 153 Klöster auf vier Kontinenten (Stand: 2009): In Asien ist die Heimsuchung im Libanon und Südkorea, in Afrika in Burundi, Ruanda und Kongo, in Nordamerika in den USA, Kanada und Mexiko, in Mittelamerika in Guatemala, Panama und in der Dominikanischen Republik, in Südamerika in Kolumbien, Ecuador, Peru, Brasilien, Paraguay, Uruguay, Chile und Argentinien, in Europa in Deutschland, Österreich, Kroatien, Tschechien, Polen, Ungarn, England, Irland, Spanien, Portugal, Italien, Frankreich und Belgien.

In Deutschland wurde das erste Heimsuchungskloster in München gegründet. Heute leben etwa 120 Heimsuchungsschwestern in Deutschland in den Klöstern Zangberg bei Mühldorf am Inn, Dietramszell bei Holzkirchen (Oberbayern), Beuerberg (Dekanat Wolfratshausen), Pielenhofen (Kreis Regensburg) Oberroning bei Landshut und Uedem am Niederrhein, in Österreich im Kloster Thurnfeld in Hall in Tirol und im Kloster am Rennweg in Wien sowie in der Schweiz in Solothurn und Freiburg im Üechtland).

Bekannte Schwestern

Zu den bekanntesten Ordensschwestern der Heimsuchung gehören die heilige Margareta Maria Alacoque (1647–1690), die im Kloster von Paray-le-Monial in Burgund lebte und in einer Vision den Auftrag erhielt, die Herz Jesu-Verehrung voranzutreiben, sowie Mutter Maria Salesia Chappuis (1793–1875) aus dem Ordenshaus in Troyes (Frankreich), die gemeinsam mit P. Louis Brisson die Oblaten des hl. Franz von Sales gründete. 1998 kam es zur Seligsprechung von Schwester Gabriela de Hinojosa und ihren Gefährtinnen, den Sieben Märtyrerinnen von Madrid.

Tätigkeiten

Der Orden der Heimsuchung ist ein beschaulicher Orden mit Klausur. Insofern gehören persönliches Gebet und Chorgebet zu den wichtigsten Aufgaben der Salesianerinnen. Dazu kommen vielfältige Dienste für die Klostergemeinschaft (Pforte, Verwaltung, Haus und Garten). Einige Schwestern sind in der Erwachsenenbildung (Exerzitien, geistliche Begleitung) oder auch im erzieherischen Bereich tätig.

Leitwort

Das Leitwort der Salesianerinnen lautet: "Wir Schwestern von der Heimsuchung Mariä leben eine Spiritualität der Begegnung, die in der biblischen Begegnung von Maria und Elisabet (Lk 1,39-56) wurzelt. Wir möchten Antwort geben auf die Beziehungslosigkeit, Sprachlosigkeit und Einsamkeit unserer Zeit. Wir leben dies vor allem aus der Begegnung mit Gott, unserer Mitte und Quelle. Wir leben dies in der Begegnung mit Mitschwestern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Mitmenschen, Kirche und Welt nach dem Vorbild unserer Gründer Franz von Sales und Johanna Franziska von Chantal."

Links


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Visitantinnen — Visitantinnen, geistl. Orden, s. Chantal, Jeanne …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Häretische Bewegung — Der Titel Chronologie der christlichen Kirchen, Konfessionen und Sondergruppen dieser Chronologie ist bewusst gewählt. Er verzichtet auf den im kirchlichen Sprachgebrauch nicht mehr gebräuchlichen Begriff Sekte, der im entsprechenden Wikipedia… …   Deutsch Wikipedia

  • Justus Guerin (76) — 76Justus Guerin, Fürstbischof von Genf, wurde im J. 1578 auf der Burg Tramoy bei Montluel in der franz. Provinz Bresse, welche lange den Herzogen von Savoyen gehörte, geboren und erhielt in der Taufe den Namen Balthasar. Seine dem Bauernstande… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

  • Chronologie der christlichen Kirchen, Konfessionen und Sondergruppen — Der Titel Chronologie der christlichen Kirchen, Konfessionen und Sondergruppen dieser Chronologie ist bewusst gewählt. Er verzichtet auf den im kirchlichen Sprachgebrauch nicht mehr gebräuchlichen Begriff Sekte, der im entsprechenden Wikipedia… …   Deutsch Wikipedia

  • Ephraim Schröger — Ephraim Schröger, polnisch Efraim Szreger (* 1727 in Thorn; † 16. August 1783 in Warschau) war ein deutscher Architekt in Polen. Leben Schröger ging 1743 bei dem Architekten Johann Sigmund Deybel in die Lehre. Nach dem Tode Deybels 1752 wurde er… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz von Sales — Franz von Sales, Gemälde aus dem Heimsuchungskloster Oberronning, Bayern Geboren 21. August 1567 (Burg Sales, Thorens Glières, Savoyen) Verstorben 28. Dezember 1622 ( …   Deutsch Wikipedia

  • François de Sales — Franz von Sales Lehrer der Liebe Geburt 21. August 1567, Schloss Sales bei Thorens, Savoyen Tod 28. Dezember …   Deutsch Wikipedia

  • Kloster Bad Schussenried — Kloster Schussenried 1721 Neues Kloster und Kirche Das Kloster Schussenried ist eine ehemalige Reichsab …   Deutsch Wikipedia

  • Kloster Schussenried — 1721 …   Deutsch Wikipedia

  • Marie de Rabutin-Chantal, Marquise de Sévigné — Madame de Sévigné, Porträt von Claude Lefebvre Marie de Rabutin Chantal, Marquise de Sévigné (* 5. Februar 1626 in Paris; † 18. April 1696 auf Schloss Grignan, Provence) war eine Angehörige des französischen Hochadels. Als Autorin wurde sie durch …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”