Vita-Cola

Vita-Cola
Die drei Varianten der Vita-Cola, seit April 2007 so im Handel

Vita Cola ist eine deutsche Colamarke, die 1954 patentrechtlich geschützt wurde. Die Cola wurde vor der Wende von vielen verschiedenen Getränkebetrieben der DDR abgefüllt und in den Handel gebracht. Seit 1994 ist Vita Cola auch in den westlichen Bundesländern erhältlich.

Inhaltsverzeichnis

Historische Entwicklung

Die Marke und Rezeptur wurden am 14. Oktober 1954 durch den Jenaer Mineralwasserfabrikanten und Biergroßhändler Oskar Heinicke unter dem Namen „Brauselimonade mit Frucht- und Kräutergeschmack“ beim DDR-Patentamt angemeldet. Erst vier Jahre später erfolgte auf Antrag der „Chemischen Werke Miltitz“ die Produktionsgenehmigung durch die Regierungskommission für Preise im Zentralreferat Lebensmittelindustrie. Die Cola wurde als Grundstoff für ein „Erfrischungsgetränk - koffeinhaltig - mit 50 mg Vitamin C“ produziert und noch im selben Jahr von vielen Getränkebetrieben abgefüllt. Das Getränk erhielt aus markenrechtlichen Gründen vom Statistischen Zentralamt der DDR eine eigene Warennummer und wurde nicht unter den Nummern für Brauselimonaden (68632120) oder Cola (68632121) geführt.

Das Getränk wurde bereits im ersten Produktionsjahr 1958 sehr gut von der Bevölkerung aufgenommen, was zu einer glatten Verzehnfachung des Bedarfs der ursprünglich geplanten 180 Kilogramm Ascorbinsäure für die Produktion des Grundstoffs führte, der von der pharmazeutischen Industrie nur durch eine Bereitstellung zusätzlicher 350 kg pro Quartal gedeckt werden konnte. Die Cola durfte zunächst nur von wenigen Brauereien in der Republik produziert werden, beginnend mit Lauchhammer, Wernigerode, dem Urlaubergebiet um Binz (Rügen), Apolda, Sangerhausen, Dresden und Muskau.[1] 1959 erfolgte die allgemeine Freigabe, was den Bedarf an Rohstoffen weiter in die Höhe schnellen ließ. In der Folgezeit wurde die Sicherstellung der Produktion des Grundstoffs von den „Chemischen Werken Miltitz“ selbst organisiert.

Nachdem die Produktion mit der Wende eingestellt oder diffus von kleinen Brauereien unter wechselnden Namen weiter geführt wurde, übernahm 1994 die zum Brau & Brunnen-Konzern gehörende Thüringer Waldquell Mineralbrunnen GmbH die Marke. Zum 1. August 2005 verkaufte Brau & Brunnen aus strategischen Gründen dieses und weitere Unternehmen und damit die Marken Vita-Cola, Margon und Glashäger an die hessische Hassia Mineralquellen aus Bad Vilbel. Diese übernahm auch die Produktionsstätte von Thüringer Waldquell in Schmalkalden und führt die Marke Vita-Cola weiter.

Rezeptur und Geschmack

Die Geschmacksrichtung des von Oskar Heinicke patentierten Getränks war in den 1950er Jahren in der DDR gut bekannt und erinnerte an die bis zu Kriegsende in Apotheken und Kolonialwarenläden vertriebenen vitaminhaltigen Sirupsäfte auf Agrumen-Basis, die zur gesunden Nahrungsergänzung verkauft wurden und auch schon zur Erfrischung in andere Getränke und Alkoholika gemischt wurden. Dem Verbraucher war der leicht herbe Geschmack aus der Kinderzeit bekannt. Das alte Rezept nach Heinicke war deutlich offizinal ausgerichtet und brachte der Cola ein ausgesprochen typisches Aroma. Erst 1967, fast zehn Jahre nach der Markteinführung von Vita-Cola, kam mit der Club-Cola die zweite große DDR-Cola auf den Markt, die einen betont weichen und aromatischen Geschmack erhielt, der sich an dem westlicher Colamarken orientierte, jedoch eigenständig war.

Die herbe Geschmacksrichtung der Vita-Cola blieb in Ostdeutschland sehr beliebt, wurde aber nach der Wende vom westdeutschen Konsumenten als medizinartig, kratzig oder ungewöhnlich abgelehnt. Die Vorstellung westdeutscher Verbraucher über das, was typisch Cola ist, hatte sich nach langjährigem Konsum amerikanischer Produkte verändert, die ihre geschmackliche Bindung an kratzige Apotheken-Säfte bereits viele Jahrzehnte zuvor aufgegeben hatten. Das Rezept der Vita Cola wurde nach der Wende mehrfach leicht verändert, mit zusätzlichen Zitronenaromen versetzt und süßer gemacht, um es an den westdeutschen Markt anzunähern, was jedoch weitgehend fehlschlug. Die Cola unterscheidet sich aber auch heute noch recht deutlich von anderen Colasorten, da Vita-Cola Zitronensäure und natürliche Zitrusöle enthält, die sich von künstlichen Zitronenaromen unterscheiden.

Im April 2007 wurde eine zuckerfreie Light-Variante sowie eine Variante Schwarz auf den Markt gebracht. Letztere enthält keine Zitrusöle und eignet sich zum Cocktail-Mischen mit nicht-zitronigen Alkoholika, wie für den Cuba Libre. Eine Variante mit der medizinischer schmeckenden originalen DDR-Rezeptur ist jedoch nicht mehr erhältlich.

Marktanteile heute

In Ostdeutschland hält die Marke mit 12,8 % Marktanteil Platz 2 hinter Coca-Cola (24,8 %) und vor Pepsi (7,1 %). Die Handels-Eigenmarken weisen mit 17,9 % einen höheren Wert als Vita-Cola aus, die in manchen Discountkaufhallen nicht vertrieben wird. Die steigenden Marktanteile traten nach der Einführung einer neuen Werbekampagne sowie einem neuen Design von Flasche und Kasten ein. Die Cola wird in einem Individualgebinde ausgeliefert. Die Marktanteile des Konkurrenten Coca-Cola sind zwischen 2006 (33,5 %) und I/2007 (24,8 %) stark gesunken.

In Thüringen ist Vita-Cola heute mit 38,6 % Marktanteil Marktführer bei den Colamarken, noch weit vor Coca-Cola (19,6 %). Das Wachstum der Marke im IV. Quartal 2006 von 20 % ging auf Kosten von Coca-Cola. Im I. Quartal 2007 konnte Vita-Cola erneut zulegen.

In Sachsen liegt Vita-Cola mit 16,6% Marktanteilen auf Platz 3, gegenüber 22,8 % Coca-Cola und den starken Eigenmarken von 18,9 %. Den Anteilsverlust der Coca-Cola von 58 % gegenüber dem Vorjahr teilten sich Vita-Cola und Eigenmarken.[2]

In Westdeutschland wird die vollständige Produktpalette nur im Liefergebiet der Mineralwasserprodukte von Thüringer Waldquell vermarktet. Die 1-Liter-Getränkekästen werden in das gesamte Bundesgebiet auf Bestellung geliefert und dort von einigen Getränkehändlern und Märkten mit größerer Getränke-Abteilung geführt.

Die Rezeptur wurde zwei mal an andere Lebensmittel-Hersteller lizenziert, um Lebensmittel mit der Geschmacksrichtung Vita Cola zu produzieren. Im Jahre 2002 produzierte Katjes Fruchtgummis mit Vita Cola-Geschmack, die sich allerdings als Flop erwiesen und nach einigen Monaten wieder vom Markt genommen worden sind. In den Jahren 2003 und 2004 produzierte die mittlerweile insolvente Rhöngold-Molkerei eine Götterspeise mit dem Namen Vita Cola Fresh 'n Cool.

Produktionsstandorte

Der Limonadengrundstoff wurde in der DDR zentral in den Chemischen Werken Miltitz hergestellt und landesweit an Brauereien und Getränkekombinate aller Bezirke ausgeliefert, darunter nach Altenburg, Berlin, Forst/L., Greifswald, Greiz, Kirchremda, Karl-Marx-Stadt, Leipzig, Lobenstein, Neunspringe (Worbis), Nordhausen, Olbernhau, Potsdam, Reichenbach (Vogtland), Saalfeld, Schmalkalden, Torgau, Watzdorf, Weimar, Zittau und Zwickau. Da jede Brauerei die Cola mit einem anderen Etikett vermarktete, war das Erscheinungsbild am Markt sehr unterschiedlich. Der Inhalt war jedoch immer gleich.

Heute wird Vita Cola in Schmalkalden sowie in Lichtenau aus Mineralwasser hergestellt.

Ähnliche Cola-Sorten und Nachahmer

Es gab in der DDR einige ähnliche Cola-Sorten, die teilweise nur regional gehandelt wurden, darunter Stern Cola, Asco Cola, Quick Cola, Inter Cola, Cola Hit oder Cola Gold. Einige dieser Produkte waren geschmacklich nicht ganz Cola-typisch, enthielten aber ebenfalls Coffein. Die Club Cola war der stärkste Konkurrent der Vita Cola, aber eine eigenständige Neuentwicklung und geschmacklich völlig anders.

Einige Brauereien, die die Marke bereits in der DDR vertrieben, haben in den Jahren nach der Wende eine Cola mit ähnlicher Rezeptur und ähnlichem rot-grün-Design auf den Markt gebracht, darunter die Neunspringer Brauerei aus Worbis bei Leinefelde, die die Rechte an Rezeptur, Logo und Marke aber nicht hält. Sie haben die Geschmacksrichtung in der Bevölkerung präsent gehalten, die Nachfrage durch die Verbraucher erfolgreich nachgewiesen und zum Comeback der Vita Cola beigetragen. Auch Coca Cola und Pepsi wurden in der DDR in geringen Mengen verkauft, galten aber als teure Leckerei und etablierten sich nicht in der Massenversorgung. Pepsi wurde in Rostock abgefüllt und erreichte nur wenige Konsumenten. Sie war im sozialistischen Ausland, insbesondere in Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei weit verbreitet.

Design heute und damals

Vita Cola, Packungsvariante im Design der klassischen DDR-Pfandflasche

Das Design der Plastikflasche ist an die Form der bekannten DDR-Pfandflasche aus Glas angelehnt (Retro-Look), in der damals alle Limonaden und Brausen vertrieben wurden, hat jedoch ein größeres Fassungsvolumen von einem Liter sowie einen in das Material eingeprägten Schriftzug der Marke. Die klassische Rot-Grüne Farbgebung des Etiketts sowie der Schriftzug wurde beibehalten. Vita Cola wird auch weiterhin in Pfandglasflaschen (Deutscher Brunnen) vertrieben. Während anfangs nur für die Literflasche ein eigenes Flaschendesign verwendet wurde, wurden Füllmengen von 0,5 l und 1,5 l in Standardflaschen abgefüllt. Seit Anfang des Jahres 2008 werden auch für diese Größen Flaschen in einem eigenen Design produziert und jeweils in Ein- und Mehrwegflaschen vermarktet. Die Mehrweg-Varianten in diesen Größen sind seither ebenfalls im Kasten zu haben. Für den Gastronomie-Bereich werden 0,2 l-Glasflaschen in einem gänzlich anderen Design verwendet.

Quellenangaben

  1. „Vita-Cola & Timms Saurer“, Fabian Tweder, Tobias Stregel, Rudolf Kurz / Elefanten Press / 1999
  2. AC Nielsen, Vergleich KW 09 2006 / KW 09 2007

Weblinks


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