Vitale Michiel I.

Vitale Michiel I.
Wappen des Vitale Michiel I.

Vitale Michiel I. († 1102) war der 33. Doge von Venedig. Er regierte von 1096 bis 1102.

Familie

Die Familie Michiel gehörte zu den so genannten zwölf apostolischen case vecchie. Vitale Michiel war der erste Doge aus der Familie, die noch zwei weitere Dogen sowie zwölf Prokuratoren und eine Dogaressa – Taddea Michiel, die Frau des Dogen Giovanni Mocenigo – stellte. Vitale war verheiratet mit einer Frau aus dem Hause Corner.

Das Dogenamt

1095, ein Jahr nach Vitale Michiels Inthronisation, rief Papst Urban II. die Christenheit zum Kreuzzug gegen die „Ungläubigen“ auf, um Jerusalem aus der Hand der Türken zu befreien.
Venedig reagierte nicht auf den flammenden Aufruf des Papstes. Als man jedoch merkte, dass die Konkurrenten Genua und Pisa für ihre Teilnahme mit Privilegien in der Levante belohnt wurden und man für den Mittelmeerhandel Nachteile befürchtete, wurden die Venezianer aktiv. Eine Flotte von 207 Schiffen wurde ausgerüstet und stach im Juli 1099 unter der Führung des Dogensohnes Giovanni Michiel und des Bischofs von Olivolo, Enrico Contarini, ebenfalls Sohn eines Dogen, vom Lido aus in See. In der ersten Kampfhandlung der Flotte zeigten sich allerdings schnell die wahren Interessen der Serenissima: Die vor Rhodos liegenden – christlichen – Pisaner wurden angegriffen und verloren in der Seeschlacht die Hälfte ihrer Schiffe, Hunderte Pisaner gerieten in Gefangenschaft und die Freigelassenen mussten versprechen, keinen Handel mit Byzanz zu treiben.

Nach der Überwinterung in Rhodos segelte man nach Jerusalem, das inzwischen von Gottfried von Bouillon erobert worden war. Wegen des Ausfalls der pisanischen Flotte gab es jedoch Probleme mit dem Truppennachschub, sowie mit der Kontrolle des eroberten syrischen Küstenstreifens. Daher sah sich Gottfried von Bouillon gezwungen, mit den Venezianern zu verhandeln. Diese erreichten für ihre Hilfe äußerst wertvolle Gegenleistungen, wie ein eigenes von Steuern befreites Stadtviertel und wichtige Handelsprivilegien. Venedigs Teilnahme am Kreuzzug hatte sich für die Serenissima gelohnt.

Prozession des Dogen zur Kirche San Nicolo di Lido

Nach der Legende bemächtigten sich die venezianischen Kreuzfahrer nebenbei noch – in Myra oder Bari – der Gebeine des Hl. Nikolaus von Myra, des Schutzheiligen der Seefahrer. Für den Heiligen wurde nach der Rückkehr der Flotte auf dem Lido die Kirche San Nicolo errichtet. Reliquienbeschaffung in großem Stil war Teil venezianischer Politik und diente u. a. der Aufwertung der Stadt als Pilgerziel.

Im Norden Italiens hatte der Doge gleichfalls eine glückliche Hand in Bezug auf wirtschaftliche Vorteile für die Republik. Die Unterstützung der Markgräfin Mathilde von Tuszien bei der Eroberung von Ferrara wurden mit Handelsprivilegien belohnt, die allerdings in der Folge zu Spannungen zwischen Venedig einerseits und den Este und dem Kirchenstaat andererseits führten.

Vitale Michiel starb im Frühjahr 1102 und wurde im Atrium von San Marco beigesetzt.

Literatur

  • Claudio Rendina: I dogi. Storia e segreti. Rom 2003, 88-8289-656-0
  • Helmut Dumler: Venedig und die Dogen. Düsseldorf 2001.


Vorgänger Amt Nachfolger
Vitale Falier Doge von Venedig
1096–1102
Ordelafo Faliero

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Vitale Michiel II. — Vitale Michiel II. († 28. Mai 1172 in Venedig) war der 38. Doge von Venedig. Er regierte von 1156 bis zu seiner Ermordung im Jahre 1172. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Vitale II Michele — Vitale Michiel II (also spelled Vital II Michiel ) was Doge of Venice from 1156 to 1172. Vitale Michiel II became Doge at a time when Venice s relations with Byzantium were becoming increasingly strained. At the same time, on account of the… …   Wikipedia

  • Michiel — ist der Familienname von: Domenico Michiel (1118–1130), 35. Doge von Venedig Vitale Michiel I. († 1102), 33. Doge von Venedig Vitale Michiel II. († 1172), 38. Doge von Venedig Michiel (Variante von Michael) ist der Vorname von: Michiel Borstlap… …   Deutsch Wikipedia

  • Vitale Faliero — Wappen Vitale Faliers Vitale Falier († 1096), auch genannt Vital Faliero de Doni, war der 32. Doge von Venedig. Er regierte von 1084 bis 1096. Während seiner Regierungszeit festigte sich Venedigs politische und wirtschaftliche Macht in der Adria …   Deutsch Wikipedia

  • Vitale Falier — Wappen Vitale Faliers Vitale Falier († 1096), auch genannt Vital Faliero de Doni, war der 32. Doge von Venedig. Er regierte von 1084 bis 1096. Während seiner Regierungszeit festigte sich Venedigs politische und wirtschaftliche Macht in der Adria …   Deutsch Wikipedia

  • Michiel, Vitale II — ▪ doge of Venice died 1172, Venice       doge of Venice who ruled during an important crisis in the Venetian Republic s relations with the Byzantine Empire and whose assassination led to a significant revision of the Venetian constitution.… …   Universalium

  • Doge Venedigs — Giovanni Bellini: Portrait des Dogen Leonardo Loredan (1501) Der Doge (von lateinisch Dux „Führer, Anführer, Fürst“) war das Staatsoberhaupt der Republik Venedig. Abgeleitet ist die Bezeichnung aus einem Begriff der römischen Verwaltung: Ab dem 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Dogen von Venedig — Giovanni Bellini: Portrait des Dogen Leonardo Loredan (1501) Der Doge (von lateinisch Dux „Führer, Anführer, Fürst“) war das Staatsoberhaupt der Republik Venedig. Abgeleitet ist die Bezeichnung aus einem Begriff der römischen Verwaltung: Ab dem 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Venezianischer Doge — Giovanni Bellini: Portrait des Dogen Leonardo Loredan (1501) Der Doge (von lateinisch Dux „Führer, Anführer, Fürst“) war das Staatsoberhaupt der Republik Venedig. Abgeleitet ist die Bezeichnung aus einem Begriff der römischen Verwaltung: Ab dem 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Enrico Dandolo — For the 19th century Risorgimento fighter, see Enrico Dandolo (patriot). Dandolo Preaching the Crusade by Gustave Doré Enrico Dandolo (1107? – 21 June 1205) anglicised as Henry Dandolo and Latinized as Henricus Dandulus was the 41st Doge of… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”