Bavaria Film AG

Bavaria Film AG
Bavaria Film GmbH
Bavaria Film-Logo
Unternehmensform Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH)
Gründung 1. Januar 1919
Unternehmenssitz Grünwald, Deutschland
Mitarbeiter 242
Website

www.bavaria-film.de

Ehemalige Außenkulissen auf dem Bavaria-Film-Gelände
Aktuelle Außenkulissen auf dem Bavaria-Film-Gelände

Die Bavaria Film sitzt im Nordosten Grünwalds (Landkreis München) im Ortsteil Geiselgasteig. Sie ist eines der größten deutschen Filmstudios. Das Gelände umfasst ca. 356.000 m². Die Bavaria Film Gruppe erschließt mit ihren mehr als 20 Tochterunternehmen wie etwa Bavaria Film- und Fernsehstudios GmbH, Bavaria Film International oder Bavaria Media Television, alle Segmente der audiovisuellen Industrie.

Die Studios wurden 1919 gegründet. Hier waren Regisseure wie Alfred Hitchcock, Billy Wilder, Orson Welles, John Huston, Ingmar Bergman, Stanley Kubrick, Claude Chabrol, Rainer Werner Fassbinder, Wolfgang Petersen und Wim Wenders sowie viele berühmte Schauspieler wie Sophia Loren, Heinz Rühmann oder Elizabeth Taylor tätig. Geprägt wurde die Bavaria nach 1945 vor allem von den Geschäftsführern Helmut Jedele und Günter Rohrbach.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Emelka (1919–1932)

Die Bavaria Film geht auf die Münchener Lichtspielkunst AG zurück, die am 1. Januar 1919 aus Peter Ostermayrs Firma Münchener Lichtspielkunst GmbH entstand. Bekannt wurde die neue Aktiengesellschaft unter dem Namen „Emelka“ (wegen der Abkürzung „M. L. K.“). Im Juni 1919 erwarb Ostermayr in Geiselgasteig, einem südlichen Vorort von München, ein großes Gelände, auf dem nach und nach umfangreiche Filmateliers entstanden.

Als Reaktion auf die Gründung der Ufa wurde die Emelka ab 1920 zum „Emelka Konzern“ ausgebaut. Weitere Firmen und Kinos wurden angegliedert, und 1921 erwarb der Konzern mit den Süddeutschen Filmwerken Geyer eine eigene Kopieranstalt.

Vom 24. September 1930 produzierte die Emelka neben den Filmen auch eine vertonte Wochenschau („Tönende Emelka-Wochenschau“). Weil ihre Theaterkette die Umrüstung auf Tonfilm finanziell nicht verkraftete, musste die Emelka im November 1932 Konkurs anmelden.

Bavaria Film AG und Bavaria Filmkunst GmbH (1932–1945)

Das Geiselgasteiger Filmgelände wurde von Wilhelm Kraus ersteigert, der bereits im Oktober 1930 einen großen Teil der Emelka-Aktien gekauft hatte und am 21. September 1932 die Bavaria Film AG gründete.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Januar 1933 verließen eine Reihe langjähriger Emelka-Mitarbeiter das Land, darunter die Regisseure Ewald André Dupont, Karl Grune, Max Ophüls, der Kameramann Franz Planer und die Schauspieler Therese Giehse, Kurt Horwitz, Fritz Kortner.

Nachdem die Bavaria 1936 in Schwierigkeiten geriet und im Frühjahr 1937 ihre Zahlungen einstellen musste, wurde mit politischer Unterstützung aus Berlin am 11. Februar 1938 die „Bavaria Filmkunst GmbH“ gegründet. Gesellschafter waren die Cautio Treuhand GmbH und die Allgemeine Film-Treuhand (AFT), eine reichseigene Gesellschaft, die ihre Anteile treuhänderisch für die Cautio hielt, am 19. Februar 1941 jedoch an die Berliner Film Finanz GmbH abtrat. Die Produktionseinrichtungen blieben in München, gesteuert wurde die Firma nun jedoch von Berlin aus.

Am 10. Januar 1942 trat auch die Cautio ihre Bavaria-Anteile ab, und die Film Finanz GmbH, die nun alle Anteile der Bavaria Filmkunst besaß, wurde gleichzeitig in den Ufa-Film GmbH (UFI) umgewandelt. Im staatseigenen Monopolkonzern UFI besaß die Bavaria von 1942 an nur noch formale Selbstständigkeit.

Geschäftsführer bzw. Produktionschefs der Bavaria Film AG und der Bavaria Filmkunst GmbH war u. a. Hans Schweikart (1938–42), Erich Walter Herbell, Helmut Schreiber und Helmut Keil. Herstellungsgruppenleiter waren u. a. Hans Abich, Fred Lyssa, Oskar Marion, Ottmar Ostermayr, Ernst Rechenmacher und Gerhard Staab.

Bavaria Filmkunst GmbH (1945–1956)

Die im Krieg unbeschädigt gebliebenen Studios der Bavaria Film wurde am 10. Mai 1945 der amerikanischen Armee unterstellt, die der Bavaria Filmkunst zunächst jede eigene Produktionstätigkeit verbot. Lediglich das Kopierwerk, das 1952 auch eine Farbabteilung einrichtete, und das Synchronstudio durften weiter betrieben werden und nahmen ihre Arbeit bald wieder auf. Auf dem Filmgelände wurde außerdem eine Verleihfirma – die Allgemeine Filmverleih (AFI) – gegründet.

Die amerikanische Militärregierung hatte der Bavaria Filmkunst allerdings erlaubt, ihre Ateliers an andere Produktionsfirmen zu vermieten. So entstanden hier ohne direkte Mitwirkung der Bavaria u. a. Filme wie „Zwischen Gestern und Morgen“ (Harald Braun, 1947, Produktion: Neue deutsche Filmgesellschaft), „Film ohne Titel“ (Rudolf Jugert, 1948, Camera), „Der Herr vom anderen Stern“ (Heinz Hilpert, 1948, Comedia), „Der Apfel ist ab“ (Helmut Käutner, 1948, Camera), “Hallo Fräulein“ (Rudolf Jugert, 1949, Camera), “Geliebter Lügner“ (Hans Schweikart, 1950, Camera), “Das doppelte Lottchen“ (Josef von Báky, 1950, Carlton), “Illusion in Moll“ (Rudolf Jugert, 1952), „Nachts auf den Straßen“ (Rudolf Jugert, 1952), „Maske in Blau“ (Farbfilm von Georg Jacoby, 1952/53, Röja-Film) „Johnny rettet Nebrador“ (Rudolf Jugert, 1953, Meteor) „Sauerbruch – Das war mein Leben“ (Rolf Hansen, 1953/54, Corona), „Lola Montez“ (Max Ophüls), „Ludwig II.“ (Helmut Käutner, 1954, Aura), 1955, deutsch-französische Koproduktion mit Gamma Film, und „Ich denke oft an Piroschka“ (Kurt Hoffmann, 1955, Georg Witt-Film).

1949 nahm die Bavaria auch ihren eigenen Produktionsbetrieb wieder auf. Mit Ausnahme des Debütfilms – „Die seltsame Geschichte des Brandner Kaspar“ (Spielfilm von Josef von Báky) – wurden bis 1960 allerdings lediglich Kurz-Dokumentarfilme produziert. Peter Ostermayr gründete 1950 eine eigene Firma, die Münchner „Peter Ostermayr-Film GmbH“.

Bavaria Filmkunst AG (1956–1959)

Der Reprivatisierung der Bavaria gingen langwierige Komplikationen voraus. Die Alliierte Hohe Kommission schrieb die Firma zum Verkauf aus, worüber die Bundesregierung sich getäuscht fühlte, da sie mit Zustimmung der Kommission kurz zuvor einen Gesetzentwurf vorbereitet hatte, der die Entflechtung des Ufi-Vermögens in Bundeshand legen soll.

Die Reprivatisierung und Umbenennung der Bavaria in „Bavaria Filmkunst AG“ erfolgte schließlich im Februar 1956. Aktionäre waren die Süddeutsche Bank, Commerzbank, Credit-Bank, Agfa, neue deutsche Filmgesellschaft und der Verleih Schorcht. 1957 erwarb die neue Bavaria den Schorcht-Verleih und nannte ihn am 15. Juni 1958 in „Bavaria Film-Verleih GmbH“ um.

Bavaria Atelier GmbH (1959–1987)

Am 1. August 1959 folgte mit der Gründung der „Bavaria Atelier GmbH“ die Wiederauferstehung des Studios. Neue Anteilseigner wurden neben der Bavaria Filmkunst AG die SDR-Tochter Rundfunkwerbung Stuttgart GmbH und die WDR-Tochter Westdeutsche Werbefernsehen GmbH Köln. Von zentraler Bedeutung ist der Einstieg der Bavaria in die Produktion von Fernsehfilmen, -serien und -shows. Unter dem neuen Geschäftsführer, dem vormaligen Fernsehdirektor des SDR, Helmut Jedele kamen viele Talente wie Michael Pfleghar, Oliver Storz oder Franz Peter Wirth nach Geiselgasteig. Den Auftakt der neuen Schule machte das Fernsehspiel „Der eingebildete Kranke“ (Michael Kehlmann, 1959/60). Publikumserfolge waren „Die Marika-Rökk-Show“, Hotel Victoria (mit Vico Torriani) oder die Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille Orion“.

Die Bavaria Film entwickelte sich unter Jedeles Führung zum größten deutschen Fernsehlieferanten und zum international anerkannten Filmstudio. Gleich zwei Mal wählte Billy Wilder das „bayerische Hollywood“ als Drehort: 1961 mit Eins, Zwei, Drei und 1978 mit Fedora. Jedele produzierte unter anderem den Robert Aldrich Film „Das Ultimatum“ und „Deep End“ von Jerzy Skolimowski. Auch im Fernsehbereich wurde Geschichte geschrieben – mit Produktionen wie „Tatort“ (Kommissar Horst Schimanski dargestellt von Götz George), „Das blaue Palais“, „Auf Achse“, „Berlin Alexanderplatz“ (von Rainer Werner Fassbinder), „Der Fahnder“, „Rote Erde“ und „Marienhof“. Ab 1990 produzierte die Firma in erheblichem Umfang auch für die Privatsender wie RTL (darunter die Show „Gottschalk“). 1965 ging das Filmgelände in Geiselgasteig in den Besitz der Bavaria Atelier GmbH über, die seitdem auch eigene Kinospielfilme produziert, unter denen der erfolgreichste bisher „Das Boot“ (1979/81) war.

Bavaria Film GmbH (seit 1987)

Am 3. August 1987 wurde die „Bavaria Atelier GmbH“ in „Bavaria Film GmbH“ umbenannt. 1997 erfolgte schließlich die Ausgliederung der „Bavaria Media GmbH“, die unter dem Label „Bavaria Media Television“ für die Bavaria-Gruppe und Dritte das internationale Koproduktionsgeschäft steuert und Fernsehproduktionen vertreibt sowie unter dem Label „Bavaria Film International“ als Weltvertrieb Spielfilme vertreibt. Am 1. Februar 2007 erfolgte die Ausgliederung des Fernsehproduktionsgeschäfts in die Bavaria Fernsehproduktion GmbH. Seitdem fungiert die Bavaria Film GmbH weitgehend als operative Holding der Firmengruppe. Zum Bavaria Film Konzern gehören folgende Tochterfirmen

  • Askania Media (Berlin)
  • Saxonia Media (Leipzig)
  • Saxonia Entertainment (Leipzig)
  • Ottonia Media (Leipzig)
  • Bremedia (Bremen)
  • Maran Film (Baden-Baden)
  • First Entertainment (München/ Köln)
  • Satel (Wien)
  • Motion Works (Halle/ Erfurt)
  • Bavaria Media Italia (Rom)
  • Bavaria Fernsehproduktion (München)
  • Bavaria Filmverleih- und Produktions-GmbH (München)
  • Bavaria Pictures (München)
  • Bavaria Sonor (München)
  • Bavaria Media (München)
  • Bavaria Production Services (München / Köln / Stuttgart / Berlin / Hamburg / Prag / Wien)
  • Bavaria Film Interactive (München / Ingolstadt)
  • Bavaria Film- und Fernsehstudios (Geiselgasteig / Unterföhring)
  • FTA – Film- und Theaterausstattung (München / Berlin / Hamburg / Köln / Leipzig)
  • Media Mobil (Leipzig)
  • DREFA Immobilien Management (Leipzig)
  • Media City Atelier (Leipzig)
  • Media & Communication Systems (Dresden / Magdeburg)
  • CineMedia Film (München)
  • Eurotape Media Services (Berlin)
  • EuroVideo (Ismaning)

Gesellschafter heute

  • Westdeutscher Rundfunk über WDR mediagroup – 33,35 %
  • Südwestrundfunk über SWR Holding – 16,67 %
  • Mitteldeutscher Rundfunk über Drefa Media Holding – 16,64 %
  • LfA Gesellschaft für Vermögensverwaltung des Freistaates Bayern – 16,67 %
  • Bavaria Filmkunst – 16,67 %

Wichtige Filme

1919–1932

1932–1945

1945–1962

seit 1967

Fernsehproduktionen

Bavaria Filmstadt

Besichtigungen und Führungen sind im Rahmen der Bavaria Filmstadt möglich.

Literatur

  • Petra Putz: Waterloo in Geiselgasteig. Die Geschichte des Münchner Filmkonzerns Emelka (1919–1933) im Antagonismus zwischen Bayern und dem Reich; mit einer Konzern-Filmographie, WVT, Trier 1996, ISBN 3-88476-230-3 (Filmgeschichte international; Bd. 2)

Siehe auch

Weblinks

48.06555555555611.5513888888897Koordinaten: 48° 3′ 56″ N, 11° 33′ 5″ O


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