Volksrepublik Kampuchea

Volksrepublik Kampuchea
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Die Geschichte Kambodschas umfasst einen Zeitraum von annähernd 1200 Jahren, in dem sich das Reich der Khmer (gesprochen: kmen) entwickelte, wie sich die Kambodschaner selbst und wie sie auch ihre Sprache nennen.

Inhaltsverzeichnis

Frühzeit

  • ab dem 5. Jahrtausend v. Chr.: früheste bekannte Siedlungstätigkeit am Mekong und in der Ebene des Tonle Sap.
  • 1. Jahrhundert v. Chr.: das erste bedeutende Königreich, Funan, entsteht am Mekong-Delta und entlang der Küste; Handel mit China und Indien.
  • 7. Jahrhundert: Funan geht im erstarkenden Reich Chenla auf, neue Hauptstadt Isanapura.

Reich der Khmer

Reisfelder im Gebiet von Angkor
Angkor Wat (12. Jahrhundert)
Apsaras an einer Wand des Angkor Wat

Der Beginn des Khmer-Reiches von Angkor (khmer: Stadt), von den Khmer selbst Kambuja genannt, wird üblicherweise mit dem Jahr 802 angegeben, jenem Jahr, in dem sich Jayavarman II. zum Deva-raja (etwa: „König der Könige“) erheben ließ. Er einte die Khmer unter seiner Herrschaft, machte das Reich unabhängig vom Seereich Javas und gründete mit Hariharalaya die erste Hauptstadt in der Region von Angkor.

In seiner größten Ausdehnung umfasste Kambuja das heutige Staatsgebiet von Kambodscha, das Delta des Mekong, das südliche Laos sowie das untere Thailand (Siam) bis zum Isthmus von Kra.

Wirtschaftlich basierte das Reich auf der Landwirtschaft, insbesondere dem durch künstliche Bewässerung sehr erfolgreich betriebenen Anbau von Reis, und dem Fischfang. Angkor liegt nahe am fischreichen See Tonle Sap, dem größten See in Südostasien. Daneben wurde auch Handel mit benachbarten Reichen und insbesondere China betrieben.

Die Kultur der Khmer war stark von Hinduismus und Buddhismus beeinflusst, wobei letzterer auch heute noch ein tragendes Element der kambodschanischen Gesellschaft darstellt.

1177 wurde Angkor erstmals von den benachbarten Cham aus dem Reich der Champa eingenommen, doch sehr viel gefährlicher waren die Thai-Völker, die sich im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts zu den Staatsgebilden von Sukhothai und Ayutthaya zusammenschlossen und die Herrschaft der Khmer abzuschütteln begannen. Diese Reiche begannen zunächst als Vasallenstaaten, doch wurde Angkor nach und nach aufgesogen, bis es 1431 schließlich fiel.

Angkor wurde als Hauptstadt aufgegeben, nachdem die Siamesen das Gebiet eingenommen hatten. Einzelne Tempel, wie der Angkor Wat, wurden zwar weiterhin besucht, aber die Mehrzahl der Bauwerke wurde von der tropischen Vegetation überwachsen und verfiel. Einer breiteren Öffentlichkeit im Westen wurden die Überreste von Angkor Ende des 19. Jahrhunderts bekannt, nachdem Forscher wie Henri Mouhot bebilderte Reiseberichte und geraubte Kunstwerke nach Europa gebracht hatten. Diese Entdeckungsreisenden bereiteten schließlich den französischen Zugriff auf Indochina vor.

Zeittafel

  • 8. Jahrhundert: Das javanische Seereich der Shailendra-Dynastie erobert die Küstenregionen und drängt die Khmer ins Landesinnere zurück.
  • 8. Jahrhundert: Älteste bekannte Nennung des Namens Kambu (später Kambuja, Kambodscha) in einer Inschrift am Po Nagar Tempel in Nha Trang (im heutigen Vietnam)
  • 790: Jayavarman II. wird König, neue Hauptstadt Hariharalaya.
  • 802: Jayavarman II. wird zum Deva-raja erhoben und erreicht die Unabhängigkeit des ab nun Kambuja genannten Reiches der Khmer von Java. Beginn der Ära des Khmer-Reiches von Angkor
  • 9.–10. Jahrhundert: Unter König Yasovarman I. wird mit Yasodharapura die erste Hauptstadt im Gebiet von Angkor errichtet
  • 9.–14. Jahrhundert: Khmer-Kultur in Angkor.
  • 1353: Die Siamesen (Thais) intensivieren ihre Angriffe auf das Khmer-Reich.
  • 1431: Die Hauptstadt der Khmer in Angkor wird von Ayutthaya (Thailand) erobert.
  • 1594: Die Überführung des letzten Khmer-König in siamesische Gefangenschaft bedeutet das Ende der etwa tausendjährigen Hochkultur der Khmer.

Unter Fremdherrschaft

1431 war Kambodscha zu einem Vasallen der Thai geworden. Seit dem 17. Jahrhundert, als sich im Osten das Reich Annam (Vietnam) bildete, wuchs auch von dort der Druck auf das Staatswesen. Auch Annam verlangte Tribut. Im späten 18. Jahrhundert eroberte Annam Cochinchina, das bis dahin von Kambodscha abhängig war. Im Westen verlor Kambodscha Provinzen an Siam. 1807 errichtete das vereinigte Vietnam ein Protektorat auf kambodschanischem Boden. Im 19. Jahrhundert lag die Hauptstadt des Protektorats in Odongk. Im Jahr 1840/1841 führte ein Aufstand gegen die vietnamesische Vorherrschaft in Kambodscha zu einer vietnamesisch-siamesischen Verständigung, nach der das Land durch beide Nachbarn gemeinschaftlich beherrscht werden sollte. Die Regierungszeit des seinerzeitigen Königs Ang Duong war jedoch eher eine Zeit des Friedens und eines gemäßigten Wohlstands. Der König „ersuchte“ 1854 Frankreich um Schutz, doch wurde ein Zusammentreffen des Königs mit den Franzosen im Jahr 1856 von den am Hof weilenden siamesischen Beobachtern vereitelt. König Norodom, der 1859 den Thron bestieg, verlegte die Hauptstadt nach Phnom Penh.

Kolonialherrschaft

1863 erklärte Frankreich Kambodscha zum Protektorat, man versorgte den König mit Militärhilfe, um eine Rebellion niederzuschlagen. Gleichzeitig verlangte Frankreich Schürfrechte und das Recht zur Exploration des Gebiets, da man hier – wie auch in Laos – große Goldvorkommen vermutete. 1867 schloss Frankreich einen Vertrag mit Siam, wonach den Siamesen die Hoheit über Battambang und Siem Reap zugestanden wurde, im Gegenzug aber Frankreichs Interessen im vormaligen siamesischen Vasallenstaat Kambodscha anerkannt wurden.

Karte der Region um 1888

Der französische Einfluss blieb zunächst gering, da das Land von einem König regiert wurde. Erst 1884 brachte ein französisches Kanonenboot einen Gouverneur nach Kambodscha, der einen Vertrag aushandeln wollte, nach dem der König umfangreiche Reformen vornehmen sollte, unter anderem die Abschaffung der Sklaverei (tatsächliche Abschaffung 1884), die Einführung des Rechts an Besitz von Privatland. Der König zögerte, musste aber schließlich zustimmen. Bis 1887 geschah aber nichts, um die Reformen in Gang zu setzen. In diesem Jahr wurde Kambodscha Teil des neu geformten Indochina.

Indochina bestand aus Tongking, Annam, Kambodscha und Laos, das 1893 eingegliedert wurde. Seit 1897 handelte der Generalgouverneur (resident général) im Namen des Königs. Die französische Kolonialverwaltung betrachtete Vietnam als das Herz von Indochina, Kambodscha war mehr ein Anhängsel. Viele Vietnamesen waren in der Verwaltung des Landes angestellt. Insbesondere dieser Umstand verstärkte den seit Jahrhunderten schwelenden Konflikt der Kambodschaner mit den Vietnamesen. 1907 musste Siam in einem Vertrag den Verzicht auf die Provinzen Battambang und Siem Reap erklären, die zu Kambodscha und damit zu Indochina kamen.

Im 2. Weltkrieg kapitulierte die Regierung Pétain (die Vichyregierung) vor dem Deutschen Reich. Sie unterzeichnete im gleichen Jahr den Henry-Matsuoka-Vertrag, der Japan das Recht einräumte, Truppen in Indochina zu stationieren. Damit wurde Französisch-Indochina abhängig von Japan. Nach einem kurzen Krieg zwischen Thailand und Frankreich trat Frankreich die beiden Provinzen Battambang und Siem Reap wieder an Thailand ab. Im gleichen Jahr setzten die Franzosen Prinz Norodom Sihanouk auf den kambodschanischen Thron. Im Frühjahr 1945 ermutigten die Japaner den König, Kambodscha für unabhängig zu erklären, was auch am 13. März 1945 erfolgte. Nachdem aber Japan am 15. August kapituliert hatte, kehrten die Franzosen nach Indochina zurück.

Zeittafel

  • 18./19. Jahrhundert: Vietnamesen besetzen und annektieren das Mekong-Delta, während Siam weiterhin die Nordwestprovinzen kontrolliert.
  • 1867: Die Franzosen besetzen Kambodscha und errichten ein französisches Protektorat. Das Land gehört seit Ende des 19. Jahrhundert zur Union von Indochina.
  • Dezember 1940: Westlich gelegene Landesteile (auch Angkor) werden von der thailändischen Armee besetzt und kurz darauf formal annektiert.
  • 1941: Im Zweiten Weltkrieg wird Kambodscha von Japan besetzt (bis 1945).
  • 1945: Die von Thailand besetzten Landesteile werden an die französische Kolonialmacht zurückgegeben.
  • 12. März 1945: König Norodom Sihanouk verkündet die Unabhängigkeit, der sich Frankreich jedoch widersetzt.
  • 8. November 1949: Kambodscha erhält die formelle Unabhängigkeit im Rahmen der Französischen Union.
  • 9. November 1953: Vollständige Unabhängigkeit von Frankreich.
  • 20. Juli 1954: Genfer Indochina-Konferenz bestätigt die volle Souveränität Kambodschas.

Die erste Unabhängigkeit 1955–1965

Dieser Zeitraum prägte im Wesentlichen den Begriff der „Schweiz Asiens“ und wird von vielen älteren Kambodschanern und ausländischen Besuchern als ein goldenes Zeitalter betrachtet.

Etwa 90 Prozent der Bevölkerung lebte auf dem Land und von der Landwirtschaft und dem Fischfang. Der Handel und die Finanzen lagen in den Händen chinesischer Minderheiten, während vietnamesische Minderheiten den Großteil der öffentlichen Verwaltung bildeten. Einerseits verfügte Kambodscha über reiche Bodenschätze in Form der größten durchgehenden (und außerordentlich fruchtbaren) Anbauflächen und der Fischvorkommen im Tonle Sap, anderseits waren die meisten der Kleinbauern tief verschuldet und die landwirtschaftliche Bebauung und Infrastruktur veraltet und marode. Im Gegensatz zu der Situation in den meisten anderen asiatischen Staaten waren die kambodschanischen Kleinbauern auch Landeigner, jedoch waren die Anbauflächen häufig zu klein, um sie effektiv zu bewirtschaften. Das Bewässerungssystem für den Reisanbau war in vielen Teilen des Landes seit langen Jahren nicht modernisiert worden und in einem desolaten Zustand.

Südostasien bildete mehr und mehr den Schauplatz für den Konflikt zwischen den Supermächten China, UdSSR und den USA, repräsentiert durch die pro-westlichen Nachbarstaaten Südvietnam und Thailand auf der einen Seite und dem kommunistischen Nordvietnam auf der anderen Seite. Die nach der Unabhängigkeit von Frankreich gegründete kleine kambodschanische Armee mit rund 35.000 Soldaten war schlecht ausgerüstet und schwach ausgebildet und hätte keinem der umliegenden Nachbarländer im Falle eines ernsthaften Konfliktes standhalten können. Die Supermächte China, UdSSR und die USA buhlten um die Gunst des kleinen Landes.

König Norodom Sihanouk befürchtete, dass sein Land die gerade gewonnene Unabhängigkeit in diesem Konflikt wieder verlieren könnte und zwischen den Nachbarländern zerrieben würde. Die einzige Chance für Kambodscha, langfristig als souveräner Staat zu überleben, sah er in einer strikten Neutralität nach dem Vorbild der Schweiz und einer wirtschaftlichen Unabhängigkeit vom Ausland. In seiner buddhistisch geprägten Mentalität sollte Kambodscha „zum Freund aller Länder und Blöcke“ werden.

Diese Form der Neutralität wurde von den USA und den pro-amerikanischen Nachbarstaaten Thailand und Süd-Vietnam ungläubig betrachtet und jeder Kontakt Kambodschas mit Nord-Vietnam oder der Volksrepublik China als Konfrontation gegen die USA und Parteinahme bewertet.

Wirtschaftspolitisch suchte König Norodom Sihanouk einen Weg des langsamen Übergangs von einer landwirtschaftlich dominierten Wirtschaft zu einer Kombination aus Landwirtschaft und Industrie, ohne dabei in ausländische Abhängigkeit zu geraten oder die kulturellen Traditionen Kambodschas zu stören. Seine Vision für Kambodscha bestand aus einem neutralen, buddhistisch geprägten Sozialismus.

Dies sah im Einzelnen vor:

  • Modernisierung der Landwirtschaft durch Erneuerung der Bewässerungssysteme und den Aufbau einer verkehrstechnischen Infrastruktur unter besonderem Einsatz der kambodschanischen Armee,
  • Aufbau einer staatlichen Industrie,
  • Monopolisierung der Exporte durch den Staat, um die Gewinne im Land zu halten,
  • Einschränkung von Luxusimporten durch Steuern und Zölle, um einen Geldabfluss in das Ausland zu vermeiden,
  • Aufbau eines staatlichen Gesundheitswesens,
  • Aufbau eines staatlichen Bildungswesens mit dem Ziel, einerseits die Allgemeinbildung im Land zu verbessern, anderseits Kambodscha durch den Aufbau eigener Ressourcen aus der Abhängigkeit ausländischer Berater und Spezialisten zu lösen.

Kambodscha nahm die Hilfe der USA für den Aufbau, die Ausbildung und Bezahlung des Militärs und der Polizei sowie Teile des Straßenbaus entgegen, während China und die UdSSR sich um erste Industrieprojekte und Krankenhäuser kümmerten.

Norodom Sihanouks Politik trug Früchte im Bildungswesen:

  • Es wurden 127 weitere Schulen gebaut.
  • Die Anzahl der Lehrer stieg von rund 7.000 auf etwa 28.000.
  • Der Anteil der Grundschüler erhöhte sich von 30 Prozent auf 75 Prozent.
  • 25 Prozent des Staatshaushaltes wurde in das Bildungswesen investiert (in anderen Ländern etwa zehn Prozent)
  • Die Anzahl der Schüler weiterführender Schulen stieg von 5.000 auf 118.000.
  • 1965 gab es bereits 7.000 Universitätsstudenten, davon wurde ein Teil auf Staatskosten in das Ausland geschickt.

und auch in der Infrastruktur. Bis 1961 wurde

  • das Straßennetz um 121 km erweitert,
  • das Eisenbahnnetz um 1167 km erweitert,
  • 124 Kanäle und kleine Dämme, drei große Dämme, 1520 Wasserreservoirs, 2806 Brunnen, 40 Bewässerungsanlagen und 152 Brücken unter besonderem Einsatz der Armee gebaut,
  • der Seehafen von Sihanoukville fertiggestellt und Kambodscha damit unabhängig von den südvietnamesischen Seehäfen.

Die Bevölkerung, insbesondere auf dem Land, verehrte Norodom Sihanouk zu dieser Zeit wie einen Gottkönig.

Während China mit Kambodscha zunächst eine beratende Freundschaft pflegte, kam es immer wieder mit Südvietnam zu Grenzkonflikten. Kambodschas strikte Neutralität und Kambodschas Ablehnung, in die SEATO (amerikanisch geleitetes Militärbündnis Süd-Ost-Asiatischer Staaten) einzutreten, führten zum Ende der amerikanischen Militärhilfe und einem Wirtschaftsembargo Kambodschas durch Südvietnam und Thailand. Schließlich inszenierten Südvietnam und Thailand 1959 mit Hilfe der USA einen erfolglosen Militärcoup gegen Norodom Sihanouk.

Zeittafel

  • 16. Mai 1955: Kambodscha unterzeichnet mit den USA ein Abkommen[1] über Militärhilfe
  • 11. September 1955: Die Genfer Indochina-Konferenz schreibt die ersten demokratischen Wahlen in Kambodscha vor. König Norodom Sihanouk befürchtet, dass er als König in einer konstitutionellen Monarchie Einfluss verlieren würde. Er dankt daher vor den Wahlen zugunsten seines Vaters Norodom Suramarit ab und gewinnt die Wahl als Premierminister und nimmt den Titel „Prinz“ an. Die von ihm gegründete Sangkum Reastr Niyum (Popular Socialist Community) gewinnt 83 Prozent der Stimmen und alle 91 Sitze des Parlaments.
  • 25. September 1955: Kambodscha tritt aus der Union Française aus.
  • Februar 1956: Prinz Norodom Sihanouk besucht erstmals die Volksrepublik China.
  • 21. April 1956: Kambodscha erhält 26 Millionen Dollar Wirtschaftshilfe von der Volksrepublik China.
  • 24. April 1956: Kambodscha unterzeichnet einen Vertrag über Wirtschaftshilfe mit der Volksrepublik China. Aus Protest beschließen Südvietnam und Thailand eine Wirtschaftsblockade gegen Kambodscha. Die USA stellen ihre Militärhilfe ein, nachdem Kambodscha sich weigert, der SEATO (Südostasiatisches Gegenstück zur NATO) beizutreten.
  • 18. März 1956: Kambodscha nimmt mit der UdSSR diplomatische Beziehungen auf.
  • 23. März 1958: Bei den Parlamentswahlen gewinnt die Sangkum Reastr Niyum (Popular Socialist Community) wieder alle Sitze. Prinz Norodom Sihanouk wird wieder zum Premierminister gewählt.
  • 25. September 1958: Die Volksrepublik China errichtet eine diplomatische Vertretung in Kambodscha. Prinz Norodom Sihanouk unternimmt seinen ersten USA-Besuch seit der Unabhängigkeit von Frankreich.
  • 13. Januar 1959: Thailand und Süd-Vietnam inszenieren einen Militärcoup mit Unterstützung der USA, um Prinz Norodom Sihanouk abzusetzen. Der Coup schlägt fehl, lässt jedoch Prinz Norodom Sihanouks Misstrauen gegenüber den USA erstarken.
  • 31. August 1959: Bei einem Bombenattentat auf die königliche Familie wird der königliche Protokoll-Chef getötet. Prinz Norodom Sihanouk erklärt, dass die Bombe von einer amerikanischen Militärbasis in Südvietnam stammt.
  • 21. November 1959: Prinz Norodom Sihanouk verspricht, dass Kambodscha vergleichbar zur Schweiz neutral bleiben und sich auch nicht den blockfreien Staaten anschließen wird.
  • 2. April 1960: Der Seehafen von Sihanoukville wird eröffnet. Kambodscha wird damit unabhängig von den Seehäfen in Südvietnam.
  • 3. April 1960: Prinz Norodom Sihanouks Vater König Norodom Suramarit stirbt. Prinz Norodom Sihanouk übernimmt das Amt des Staatsoberhauptes, verzichtet jedoch auf die Königswürde.
  • 5. Juni 1960: Prinz Norodom Sihanouk wird nach einer Verfassungsänderung mit großer Mehrheit zum Staatsoberhaupt und Regierungschef gewählt.
  • 27. November 1960: Kambodscha und die CSSR unterzeichnen einen Vertrag über wirtschaftliche Zusammenarbeit und Völkerfreundschaft.
  • Januar 1963: Prinz Norodom Sihanouk ordnet die Verstaatlichung der privaten Banken und des Exporthandels an, was ihm die Feindschaft der wohlhabenden Elite von Phnom Penh einbringt.
  • 1. Mai 1963: Der Staatschef der Volksrepublik China, Liu Shaoqi, besucht Phnom Penh und trifft sich mit Prinz Norodom Sihanouk.
  • 5. Mai 1963: Kambodscha und die Volksrepublik China unterzeichnen einen Freundschaftsvertrag.
  • Juni–August 1963: Es kommt wiederholt zu Grenzüberschreitungen der Südvietnamesischen Armee, bei denen kambodschanische Mönche misshandelt und verletzt werden. Prinz Norodom Sihanouk fordert erfolglos den US-Präsidenten John F. Kennedy auf, bei der südvietnamesischen Regierung zu intervenieren. Schließlich bricht Kambodscha aus Protest die diplomatischen Beziehungen mit Südvietnam ab.
  • 20. November 1963: Das kambodschanische Parlament lehnt einstimmig weitere Hilfe für die Ausbildung und die Bezahlung der kambodschanischen Armee durch die USA ab und beendet die amerikanische Wirtschaftshilfe.
  • Dezember 1963: Kambodscha akzeptiert ein Angebot der Volksrepublik China für Militärhilfe.
  • März 1964: Die UdSSR und Frankreich bieten den USA eine Konferenz über die Neutralität von Kambodscha an. Die USA befürchten, dass dies der erste Schritt zu einer Neutralität weiterer südostasiatischer Staaten ist und lehnen das Angebot ab. In Phnom Penh kommt es zu gewalttätigen Demonstrationen vor der amerikanischen und britischen Botschaft, bei denen die Botschaften zum Teil durch Demonstranten besetzt werden. Prinz Norodom Sihanouk droht damit, diplomatische Beziehungen zu Nordvietnam aufzunehmen und die Partnerschaft mit der Volksrepublik China zu intensivieren. An der kambodschanisch-südvietnamesischen Grenze kommt es zu Angriffen auf kambodschanische Dörfer durch die südvietnamesische Armee. Dabei wird ein amerikanisches Beobachtungsflugzeug abgeschossen.
  • Juni 1964: Erneut kommt es zu Angriffen auf kambodschanische Dörfer an der südvietnamesischen Grenze.
  • 9. Juni 1964: Aus Protest gegen die fortschreitenden Grenzverletzungen und die Ablehnung einer Konferenz zur Neutralität Kambodschas verweigert Kambodscha die Anerkennung des neu ernannten amerikanischen Botschafters.
  • September–Dezember 1964: Durch die Beendigung der amerikanischen Militärhilfe gerät Prinz Norodom Sihanouk zunehmend unter innenpolitischen Druck durch die kambodschanische Armee. Die zunehmenden Angriffe auf kambodschanische Dörfer an der südvietnamesischen Grenze, das ständige Herauszögern einer Konferenz zur Neutralität Kambodschas durch die USA und das ansteigende militärische und politische Engagement der USA in Südvietnam lassen ihn weitere Hilfe von der Volksrepublik China suchen. Die Volksrepublik China stellt sich öffentlich an die Seite Kambodschas. Als Preis dafür schließt die Volksrepublik China mit Kambodscha einen geheimen Vertrag, nach dem China Waffenlieferungen für den Vietcong zum kambodschanischen Seehafen Sihanoukville bringen darf, von wo aus die Waffen mit Hilfe der kambodschanischen Armee weiter an die Grenze nach Südvietnam transportiert werden. Im Gegenzug darf die kambodschanische Armee zehn Prozent der Waffen behalten. Des Weiteren wird den Vietcong erlaubt, versteckte Stützpunkte im kambodschanischen Grenzgebiet aufzubauen.
  • 8. März 1965: Die ersten amerikanischen Marine-Infanteristen landen an der Küste von Vietnam.
  • April 1965: Das amerikanische Pentagon erlaubt das Überschreiten der kambodschanischen Grenze durch amerikanische Soldaten im Falle der Selbstverteidigung.
  • 1. Mai 1965: Erstmals bombardiert die US-Luftwaffe in Unkenntnis des Grenzverlaufes kambodschanische Dörfer im Grenzgebiet bei dem Versuch, Vietcong-Stützpunkte zu treffen.
  • 3. Mai 1965: Aus Protest gegen die Bombardierungen und gegen einen Newsweek-Artikel über Prinz Norodom Sihanouks Familie bricht Kambodscha die diplomatische Verbindung mit den USA ab.
  • 21. November 1965: Das amerikanische Pentagon autorisiert die Verfolgung flüchtender Vietcong durch die US-Armee nach Kambodscha.

Die Entwicklung zum ersten Bürgerkrieg 1966–1970

Der Zeitraum von 1966 bis zur Machtübernahme durch den Premier- und Verteidigungsminister General Lon Nol wird im Wesentlichen durch folgende Ereignisse und Entwicklungen gekennzeichnet:

  • Außenpolitisch:
    • zunehmende Grenzüberschreitungen durch Thailand, Südvietnam und die in Vietnam stationierte amerikanische Armee
    • zunehmende bewaffnete Auseinandersetzung zwischen der kambodschanischen Armee und der US-Armee
    • zunehmende Nutzung kambodschanischer Gebiete durch Guerilleros der Vietcong und der nordvietnamesischen Armee, um Waffen und Soldaten nach Südvietnam zu bringen, oder auch, um der amerikanischen Armee auszuweichen
    • ununterbrochene Versuche von Staatschef Sihanouk, die Neutralität von Kambodscha aufrechtzuerhalten und die territoriale Souveränität und Unabhängigkeit Kambodschas seitens der Großmächte USA, China und der UdSSR bestätigt zu bekommen

Dies gipfelt schließlich im Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit den USA, der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Nord-Vietnam und dem Vietcong und der Gefangennahme amerikanischer Soldaten auf kambodschanischem Territorium. Die USA befürchten, mit der Anerkennung der territorialen Grenzen Kambodschas sowie der Neutralität und der Souveränität des Landes ihre Partner Thailand und Südvietnam zu verärgern. Erst 1969 werden die diplomatischen Beziehungen zwischen Kambodscha und den USA wiederhergestellt, gleichzeitig beginnen die USA jedoch mit zunächst geheimen Flächenbombardements auf Vietcong-Stützpunkte in Kambodscha.

  • Innenpolitisch:
    • zunehmende politische Aktivitäten der ersten Vorläufer der Roten Khmer
    • erste bewaffnete Konflikte zwischen den Roten Khmer und der Regierungsarmee
    • zunehmende Kritik der rechten Bevölkerungselite an Prinz Sihanouks sozialistischem Programm
    • zunehmende Kritik der linksgerichteten Intelligenzelite an Prinz Sihanouks Toleranz für Korruption und Postenvergabe
    • zunehmende Kritik der Armee, bedingt durch die abgelehnte/abgebrochene amerikanische Militärhilfe

Während Prinz Sihanouk weiterhin bei der Landbevölkerung eine gottgleiche Verehrung erfuhr, geriet er bei der Wirtschafts- und Intelligenzelite in Phnom Penh unter Druck.

Die Intelligenzelite bestand zu einem großen Teil aus den Studenten, die er im Rahmen seines sozialistischen Programmes mit Stipendien in das Ausland geschickt hatte, um Kambodscha von ausländischen Beratern und Spezialisten unabhängig zu machen. Unter diesen Auslandsstudenten befand sich unter anderem der Mann, der später unter dem Namen Pol Pot die Terrorherrschaft der Roten Khmer leiten sollte. Als diese Studenten zurückkehrten, fanden sie einerseits wenig offene Positionen vor und anderseits wurden viele Positionen eher aufgrund von Loyalität als aufgrund von Fachwissen besetzt. Dazu kam eine zu große Toleranz Prinz Sihanouks für Korruption in seiner Regierung und Verwaltung und seiner eigenen Familie, die zu weiterer Unzufriedenheit der linksgerichteten Intelligenzelite führte.

Die USA betrieben massive Wirtschafts- und Militärhilfe in Thailand und Südvietnam, und die wirtschaftliche Elite Kambodschas befürchtete, durch Prinz Sihanouks strikte Neutralität den Anschluss an diesen Boom zu verpassen. Die Verstaatlichung der privaten Banken und des Exporthandels im Rahmen von Prinz Sihanouks sozialistischem Programm unterstützten diese Unzufriedenheit.

Während einer Auslandsreise wurde Prinz Sihanouk 1970 überraschend durch das rechtsgerichtete Parlament abgewählt, und der bisherige Premier- und Verteidigungsminister General Lon Nol übernahm die Macht in Kambodscha. Aufgrund sehr enger Kontakte zwischen seinem Vertreter und der amerikanischen Regierung wird bis heute vermutet, dass diese Abwahl durch die USA inszeniert worden sei, jedoch liegen, im Gegensatz zum Putschversuch von 1959, keine Beweise dafür vor.

Wenige Tage nach der Machtübernahme von General Lon Nol begannen gemeinsame Angriffe der kambodschanischen, amerikanischen und südvietnamesischen Armee gegen Vietcong-Stützpunkte in Kambodscha, und Kambodscha erklärte den Krieg gegen die Vietcong und die Nordvietnamesische Armee.

Auf Anraten der Volksrepublik China gründete Prinz Sihanouk in seinem Exil in Peking zusammen mit Vertretern der Roten Khmer die kambodschanische Befreiungsfront und rief die Bevölkerung Kambodschas in Radioansprachen zum Widerstand gegen die kambodschanische Regierung unter General Lon Nol auf. Die Roten Khmer deklarierten Prinz Sihanouk zum offiziellen Führer, jedoch ließen sie ihn diese Rolle lediglich nach außen aus seinem Exil wahrnehmen. Die Volksrepublik China, Nordvietnam und der Vietcong begannen mit der Ausrüstung und Ausbildung der Roten Khmer.

Diese verhängnisvolle Kombination aus der Popularität Prinz Sihanouks bei der Landbevölkerung Kambodschas, seiner neuen Rolle als Repräsentant der Roten Khmer und dem Beginn der externen Unterstützung der Roten Khmer bildete einen der beiden Voraussetzungen für den ersten Bürgerkrieg in Kambodscha.

Zeittafel

  • 19. Mai 1966: Bei Grenzstreitigkeiten zwischen Thailand und Kambodscha werden 300 Menschen getötet.
  • 19. Mai 1966: Der amerikanische Oberkommandierende für Südvietnam erklärt, dass etwa 10.000 Vietcong sich in Kambodscha zusammenziehen, um Südvietnam anzugreifen. Kambodscha weist diese Aussage zurück.
  • 12. Juni 1966: Der Vietcong erklärt, dass er ohne die Hilfe Kambodschas den Krieg nicht gewinnen kann. Prinz Sihanouk erlaubt den Reisverkauf an den Vietcong.
  • 12. Juni 1966: Das Pentagon beauftragt den Aufbau einer paramilitärischen Truppe für Kriegseinsätze im kambodschanischen Grenzgebiet
  • 3. August 1966: Vor den Augen einer Internationalen Kontroll-Kommission bombardiert die US Airforce zwei kambodschanische Dörfer. Die USA entschuldigen sich für den Vorfall mit dem Verweis auf falsche Landkarten. Prinz Sihanouk lehnt aus Protest ein für September angesetztes Treffen mit einem amerikanischen Gesandten ab.
  • 23. August 1966: Die Volksrepublik China empfiehlt Nordvietnam, die Straßen, Häfen und Wasserwege in Kambodscha uneingeschränkt für den Transport von Waffen und Soldaten nach Südvietnam zur Unterstützung des Vietcong zu nutzen.
  • 11. September 1966: Bei den Parlamentswahlen verliert Prinz Sihanouk erstmals große Teile seiner Hausmacht an rechte und linke Abgeordnete.
  • 22. Oktober 1966: Auf Druck der rechtsgerichteten Parlamentsabgeordneten ernennt Prinz Sihanouk den bisherigen Verteidigungsminister Lon Nol zum Premierminister. Er selbst bleibt Staatsoberhaupt mit weitreichenden Befugnissen.
  • 22. Mai 1967: Das Pentagon autorisiert US Special Forces, Einsätze im Nordosten Kambodschas durchzuführen.
  • Juni 1967: Kambodscha nimmt offizielle diplomatische Beziehungen zum Vietcong auf. Nordvietnam und der Vietcong bestätigen schriftlich die Anerkennung der territorialen Integrität, Unabhängigkeit und Neutralität Kambodschas.
  • 27. August 1967: Nordvietnam eröffnet in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh eine diplomatische Vertretung.
  • 2. November 1967: Jacqueline Kennedy, die Witwe des ermordeten ehemaligen Präsidenten der USA, besucht Kambodscha für eine Woche.
  • 4. Dezember 1967: Die USA drücken gegenüber dem kambodschanischen Außenministerium ihre Besorgnis über die immer größere Nutzung kambodschanischer Gebiete durch die Vietcong und die Nordvietnamesische Armee aus und bieten Unterstützung bei der Grenzüberwachung an. Kambodscha weist sowohl die Tatsache wie auch das Unterstützungsangebot zurück.
  • 4. Januar 1968: Kambodscha erhält große Waffenlieferung durch die Volksrepublik China.
  • 17. Januar 1968: Erstmals beginnen die Roten Khmer ihren bewaffneten Guerilla-Kampf gegen die kambodschanische Regierung. Die Roten Khmer sind jedoch nur schwach ausgerüstet und trainiert und erhalten zu dieser Zeit keine ausländische Unterstützung.
  • 1. April 1968: Ein Überwachungsflugzeug der US Navy wird von der kambodschanischen Marine abgeschossen.
  • 25. Mai 1968: Die kambodschanische Marine nimmt zwei amerikanische Soldaten auf kambodschanischem Gebiet als illegale Eindringlinge in Gewahrsam und übergibt die Soldaten einen Monat später an die USA.
  • 19. Juni 1968: Die Volksrepublik China und Vietcong-Repräsentanten diskutieren in Peking mögliche Waffenlieferungen an die Roten Khmer, um diese im Kampf gegen Südvietnam und die US-Armee einzusetzen, entscheiden jedoch, dies zu verschieben, bis der Kampf in Vietnam entschieden ist.
  • 17. Juli 1968: Ein Boot der US Navy mit elf Soldaten wird von der kambodschanische Armee wegen illegaler Grenzüberschreitung in kambodschanischen Gewässern in Gewahrsam genommen. Prinz Sihanouk erklärt, dass die USA wiederholt Kambodschas Grenzen verletzt haben und die Soldaten erst nach einer schriftlichen Anerkennung der Grenzen Kambodschas durch die USA aus dem Gewahrsam entlassen werden. Die USA überdenken diesen Schritt, verwerfen ihn aber, da dies die amerikanischen Partner Thailand und Südvietnam verärgern könnte. Die Soldaten werden am 23. Dezember 1968 aus dem Gewahrsam entlassen.
  • 18. März 1969: Die US Airforce beginnt mit geheimen Flächenbombardements durch B-52-Bomber gegen Vietcong-Stützpunkte in Kambodscha. Nach späteren Angaben der USA erfolgten diese Bombardements in Absprache mit Prinz Sihanouk. Prinz Sihanouk streitet dies bis heute ab.
  • 15. April 1969: Zwei Jahre nach der Aufforderung durch Prinz Sihanouk bestätigen die USA die territoriale Integrität und Souveränität sowie die Unabhängigkeit und Neutralität Kambodschas.
  • 20. April 1969: In einem Gespräch zwischen der Volksrepublik China und Nordvietnam drückt der chinesische Premierminister Zhou Enlai seine Besorgnis über die Annäherung zwischen Kambodscha und den USA aus.
  • 8. Mai 1969: Die Vertretungen Nordvietnams und des Vietcong in Phnom Penh werden als diplomatische Vertretungen/Botschaften akkreditiert. Darüber hinaus nimmt Kambodscha an diesem Tag diplomatische Beziehungen mit der DDR auf.
  • 8. Mai 1969: Als Protest gegen die Akkreditierung der DDR beruft Westdeutschland seinen Botschafter aus Phnom Penh ab. Die westdeutsche Botschaft wird am 4. Juni 1969 geschlossen.
  • 24. Mai 1969: Premierminister Lon Nol trifft sich offiziell, jedoch erfolglos, mit Vertretern Nordvietnams und des Vietcong, um das Problem der Nutzung kambodschanischem Territoriums zu lösen.
  • 11. Juni 1969: Prinz Sihanouk erklärt den Krieg zwischen Kambodscha und den Vietcong und nimmt wieder offizielle diplomatische Beziehungen mit den USA auf.
  • 3. September 1969: Ho Chi Minh, der Präsident Nordvietnams, stirbt. Prinz Sihanouk nimmt als einziger Vertreter eines südostasiatischen Landes am Begräbnis teil.
  • 25. September 1969: Kambodscha und die Volksrepublik China unterzeichnen ein Handels- und Wirtschaftshilfe-Abkommen.
  • 31. Dezember 1969: Kambodscha tritt auf Druck des rechten Flügels des kambodschanischen Parlaments dem Internationalen Währungsfonds bei.
  • 7. Januar 1970: Prinz Sihanouk begibt sich zu einer Kur nach Paris und will von dort aus anschließend Staatsbesuche in Moskau und Peking machen.
  • 11. März 1970: Etwa 20.000 Kambodschaner demonstrieren in Phnom Penh vor den Botschaften Nordvietnams und des Vietcong gegen die Aktivitäten kommunistischer Vietnamesen auf kambodschanischem Territorium. Dabei werden die Botschaften durch die Demonstranten besetzt.
  • 12. März 1970: Premierminister Lon Nol beendet das Handelsabkommen mit dem Vietcong und fordert alle vietnamesischen Kommunisten auf, das Land binnen drei Tagen zu verlassen.
  • 15. März 1970: Nach Ablauf des Ultimatums startet Premierminister Lon Nol mit Unterstützung südvietnamesischer Artillerie einen Angriff auf Vietcong-Stützpunkte in Kambodscha.
  • 17. März 1970: Premierminister Lon Nol versetzt die Armee in Alarmbereitschaft, schließt den Flughafen von Phnom Penh, stationiert Truppen und Panzer vor den Ministerien, der Rundfunkstation und dem Parlament. Unterstützer von Prinz Sihanouk werden durch die kambodschanische Armee in Gewahrsam genommen.
  • 18. März 1970: Das Parlament wählt Prinz Sihanouk als Staatschef ab und bestätigt General Lon Nol als Premierminister.
  • 19. März 1970: Prinz Sihanouk appelliert an die Weltöffentlichkeit, seine Absetzung nicht zu akzeptieren. Die USA erklären, dass Prinz Sihanouk legal abgewählt wurde und die neue Regierung unter General Lon Nol seitens der USA akzeptiert wird.
  • 20. März 1970: Gemeinsam starten die amerikanische, kambodschanische und südvietnamesische Armee Angriffe auf die Vietcong in Kambodscha.
  • 23. März 1970: Prinz Sihanouk gründet zusammen mit den Roten Khmer die nationale Befreiungsfront Kambodschas FUNK und ruft über Radioansprachen aus Peking zum Widerstand gegen die Regierung General Lon Nols auf.

Der erste Bürgerkrieg 1970–1975

Nach der Machtübernahme durch General Lon Nol verlässt Kambodscha seine neutrale Position im Indochina-Konflikt und schließt sich den USA, Thailand und Südvietnam an. Nordvietnam und der Vietcong wiederum brauchen nicht mehr auf die durch Prinz Sihanouk vorher betriebene und durch die Volksrepublik China unterstützte Neutralität Rücksicht zu nehmen und verlegen ihre Truppen tief nach Kambodscha. Die kambodschanische Armee ist mit dieser Situation völlig überfordert. Die einzigen beiden Offensiven (Operation Chenla 1 und 2) scheitern mit großen Verlusten der Regierungsarmee.

Bis 1973 wird der Kampf hierbei fast ausschließlich durch die Nordvietnamesische Armee und den Vietcong geführt, die bereits ab 1971 etwa vier Fünftel von Kambodscha unter ihrer Kontrolle haben. Die Roten Khmer bauen sich in dieser Zeit ihre Unterstützung bei der Landbevölkerung und ihrer Waffenausrüstung auf. Dörfer werden in kommunistische Kooperativen aufgeteilt und die Nachrichtenverbindungen zwischen den Dörfern durch die Roten Khmer kontrolliert. Nachdem die Roten Khmer ihre Ausbildung und Ausrüstung durch den Vietcong und Nordvietnam 1973 abgeschlossen und ihre Unterstützung durch die Landbevölkerung gesichert haben, kommt es zur Trennung und zu ersten Differenzen zwischen den Roten Khmer und dem Vietcong. Fast parallel kommt es zu Angriffen auf vietnamesische Zivilisten durch die Regierungsarmee, und etwa 300.000 vietnamesische Einwanderer werden aus Kambodscha vertrieben. Dabei werden zahlreiche Vietnamesen durch die Regierungsarmee und die Roten Khmer ermordet.

Kurz nach der Machtübernahme marschieren etwa 20.000 amerikanische Soldaten auf der Suche nach Stützpunkten der Nationalen Front für die Befreiung Südvietnams (FNL) nach Kambodscha ein, was jedoch erheblichen politischen Widerstand gegen eine Ausweitung des Krieges in den USA nach sich zieht und zu einem Abzug der Soldaten führt. Daraufhin verstärken die USA ihre zunächst geheimen Flächenbombardements in Kambodscha. Von März 1969 bis August 1973 werden rund 3.500 B-52-Flächenbombardements durch die US Airforce geflogen und dabei 539.129 Tonnen Bomben mit teilweise bis zu 200 Einsätzen pro Woche abgeworfen. Dies entspricht etwa drei Tonnen Bomben pro Quadratkilometer oder der doppelten Menge der Bombenlast, die auf Japan im zweiten Weltkrieg abgeworfen wurde, und kostet den amerikanischen Steuerzahler etwa sieben Milliarden Dollar. Die Schätzungen der Opfer unter der kambodschanischen Zivilbevölkerung reichen dabei von 200.000 bis zu 1,1 Millionen. Der Großteil des kambodschanischen Farmlandes wird zerstört.

Diese Flächenbombardements und der daraus resultierende Hass der Landbevölkerung auf die USA bilden die zweite Voraussetzung für den Aufstieg der Roten Khmer.

Parallel dazu werden von 1971 bis 1975 seitens der USA rund 1,1 Milliarden Dollar an Militärhilfe in Form von Waffen, Ausrüstung und Sold nach Phnom Penh transferiert. Bereits 1973 schätzt der US-Senat die Anzahl der Kriegsflüchtlinge in Kambodscha auf zwei Millionen Menschen. Trotzdem werden jeden Tag weiterhin für eine Million Dollar Waffen, Munition und Sold nach Phnom Penh geliefert, während die humanitären Lieferungen für die Flüchtlinge gerade mal drei Millionen Dollar pro Jahr betragen. Phnom Penhs Bevölkerung wächst von 650.000 auf rund zwei Millionen Menschen an und die Stadt versinkt in Korruption. Ein Großteil der Waffenlieferungen wird von Generälen der Regierungsarmee direkt an den Vietcong verkauft, die Ausrüstungen landen auf dem Markt in Phnom Penh, und ganze Divisionen existieren nur auf dem Papier. Der Sold verschwindet direkt in die Taschen der Kommandeure. Die einfachen Regierungssoldaten kämpfen barfuß, sofern sie kein Geld haben, um sich auf dem Markt die für sie bestimmte Ausrüstung zu kaufen, und nehmen ihre Familien mit in die Kampfgebiete, da sie nur mit Reis bezahlt werden und ihre Familien sonst nicht ernähren könnten.

Die Flächenbombardements der USA sorgen nicht nur für eine breite Unterstützung der Landbevölkerung für die Roten Khmer, sondern hinterlassen auch zahlreiche Kriegswaisen, die von den Roten Khmer aufgenommen und zu erbarmungslosen Kindersoldaten ausgebildet werden. Umgekehrt werden zahlreiche Flüchtlingskinder in Phnom Penh durch die Regierungsarmee aufgegriffen und in die Uniform gezwungen. Die Kämpfe zwischen Regierungssoldaten und Roten Khmer werden mit zunehmend erbarmungsloser Grausamkeit geführt. Die gegenseitige Tötung verwundeter Gegner und das Herausschneiden und öffentliche Verspeisen von Leber und Herz nähren zusammen mit den Flächenbombardements den Hass der Landbevölkerung gegen die Stadtbevölkerung, der sich in der späteren Diktatur der Roten Khmer entlädt und fast zur vollständigen Tötung der ehemaligen Stadtbevölkerung führt.

Aus seinem Exil in Peking repräsentiert Prinz Sihanouk mit Hilfe der Volksrepublik China die Roten Khmer gegenüber der Weltöffentlichkeit als nationale Befreiungsorganisation für Kambodscha. Zunehmende Angebote für Friedensverhandlungen lehnt er ab.

Mit der Beendigung der amerikanischen Flächenbombardements 1973 und dem Abzug der FNL und der nordvietnamesischen Armee aus Kambodscha „kambodschanisiert“ sich der Krieg und wird nur noch durch die Waffenlieferungen der Volksrepublik China für die Roten Khmer und der Militärhilfe der USA für die Regierungsarmee aufrechterhalten. Bei der Bevölkerung Phnom Penhs entsteht zunehmend der Eindruck, dass der Krieg nur noch zur Bereicherung der Generäle betrieben werde. Lebensmittelknappheit und Inflation führen zu nachlassender Unterstützung durch die Stadtbevölkerung. Viele sehen sich vor die Wahl gestellt, aus der Stadt zu flüchten und ihre Seele an die Roten Khmer zu verkaufen oder in der Stadt zu verhungern.

Im April 1975 ergeben sich die rund zwei Millionen Einwohner Phnom Penhs. Etwa 20.000 Soldaten der Roten Khmer besetzen die Stadt. Das Durchschnittsalter der Soldaten beträgt 13 Jahre. Die Roten Khmer werden zunächst mit Begeisterung als Befreier empfangen, die Stadtbevölkerung glaubt, dass Prinz Sihanouk als offizieller Repräsentant der Roten Khmer für eine Versöhnung der Stadt- und Landbevölkerung Kambodschas sorgen werde. Die Roten Khmer befürchten jedoch einen Aufstand der Stadtbevölkerung und vertreiben die Menschen binnen drei Tagen mit Waffengewalt auf das Land. Stadtbewohner, die sich in ihren Häusern verstecken, werden getötet. Nach einer Woche ist Phnom Penh eine Geisterstadt, und die vierjährige Diktatur der Roten Khmer beginnt, in deren Verlauf fast die gesamte ehemalige Stadtbevölkerung getötet wird.

Zeittafel

  • 27. März 1970: Die Demokratische Republik Vietnam und die FNL evakuieren ihre Botschaften in Phnom Penh per Helikopter. Südvietnamesische Truppen rücken nach Kambodscha ein und besetzten Teile des Landes.
  • 29. März 1970: Die DRV und die FNL verkünden öffentlich die Beendigung ihrer diplomatischen Beziehungen mit Kambodscha und besetzen mit Truppen den Osten Kambodschas.
  • 16. April 1970: Erstmals erfolgen große Übergriffe auf die vietnamesische Bevölkerung, die in Teilen Kambodschas leben. Hunderte vietnamesischer Zivilisten werden durch Unbekannte ermordet. Ihre Leichen treiben auf dem Mekong nach Südvietnam.
  • 23. April 1970: Erstmals seit 1965 erfolgen wieder amerikanische Waffenlieferungen an die kambodschanische Armee.
  • 29. April 1970: Etwa 20.000 amerikanische Soldaten auf der Suche nach Vietcong-Stützpunkten marschieren nach Kambodscha ein. Nach der Bekanntgabe dieses Einmarsches kommt es zu massiven Studentenprotesten in den USA, bei denen vier Studenten durch die amerikanische Nationalgarde erschossen werden.
  • 8. Mai 1970: Der amerikanische Präsident Nixon verspricht dem amerikanischen Volk, dass alle amerikanischen Truppen in Kambodscha spätestens am 30. Juni 1970 wieder abgezogen werden. Der südvietnamesische Präsident Thieu erklärt, dass er sich mit seinen Truppen nicht an diesen Termin gebunden fühlt.
  • 1. Juni 1970: General Lon Nol ruft das Kriegsrecht in Kambodscha aus.
  • 3. Juni 1970: US-Präsident Nixon erklärt, dass die amerikanischen Operationen in Kambodscha die erfolgreichsten des Vietnamkrieges waren und bestätigt, dass sich die USA und Südvietnam bis zum 30. Juni aus Kambodscha zurückziehen werden. Währenddessen stehen kommunistische Truppen 16 km vor Phnom Penh.
  • 29. Juni 1970: Die US-Armee verlässt Kambodscha. Südvietnamesische Truppen bleiben in Kambodscha und werden teilweise noch verstärkt.
  • 28. August 1970: US-Vizepräsident Spiro Agnew besucht Phnom Penh.
  • 29. August 1970: Kommunistische Truppen greifen ein Dorf acht Kilometer vor Phnom Penh an.
  • 1. September 1970: US-Vizepräsident Spiro Agnew erklärt, dass sich die Situation in Kambodscha gut entwickelt.
  • 7. September 1970: Erstmals startet die kambodschanische Regierungsarmee eine größere Offensive (Operation Chenla 1), wird jedoch kurze Zeit später durch nordvietnamesische Truppen gestoppt.
  • 9. Oktober 1970: Kambodscha wird zur Republik erklärt. Damit endet die fast 1000-jährige Monarchie in Kambodscha.
  • 12. November 1970: Die USA richten eine Luftbrücke nach Phnom Penh ein, um die Stadt mit Munition und Lebensmitteln zu versorgen. Alle Straßen nach Phnom Penh sind durch kommunistische Truppen blockiert.
  • 14. Dezember 1970: Der erste amerikanische Munitionstransport über den Mekong erreicht Phnom Penh.
  • 3. Januar 1971: Die US Airforce verstärkt ihre Flächenbombardements auf kambodschanisches Gebiet. Ein Pentagon-Sprecher erklärt, dass die USA alle zur Verteidigung amerikanischer Truppen notwendigen Luftangriffe durchführen. Ein US-Regierungssprecher bestätigt die Erweiterung der Flächenbombardements in Kambodscha.
  • 21. Januar 1971: Kommunistische Truppen greifen den Pochentong Airport in Phnom Penh an und zerstören fast die gesamte kambodschanische Luftwaffe.
  • 8. Februar 1971: General Lon Nol erleidet einen Schlaganfall und wird nach Hawaii ausgeflogen. Nach seiner Rückkehr am 12. April ist er halbseitig gelähmt, führt jedoch die Regierungsgeschäfte weiter.
  • 18. Februar 1971: Die frühere Sangkum-Partei Prinz Sihanouks wird aufgelöst.
  • 20. August 1971: General Lon Nol startet die zweite Militäroffensive gegen die kommunistischen Truppen (Operation Chenla 2), obwohl sich die kambodschanische Armee noch nicht von den Verlusten der ersten Offensive erholt hat. Die Operation wird eine militärische Niederlage und die kambodschanische Armee zieht sich unter heftigen Verlusten zurück.
  • 20. Oktober 1971: General Lon Nol ruft den Notstand aus. Er erklärt, dass er nicht länger das Spiel um Demokratie und Freiheit spielen möchte, da dies dem Sieg im Wege steht.
  • 17. Dezember 1971: General Lon Nol verbietet alle öffentlichen Versammlungen und Demonstrationen.
  • 5. Februar 1972: Das Flüchtlingskomitee des US-Senats erklärt, dass durch die Kriegshandlungen in Kambodscha etwa zwei Millionen Menschen heimatlos geworden sind.
  • 10. März 1972: General Lon Nol löst das kambodschanische Parlament auf und erklärt sich zum Staatspräsidenten, Premierminister und Verteidigungsminister.
  • 21. März 1972: Erstmals kommt die kommunistische Artillerie bis auf Reichweite nach Phnom Penh. Etwa 100 Zivilisten im Stadtzentrum werden durch Artilleriegeschosse getötet.
  • 25. April 1972: Kommunistische Truppen haben mit Ausnahme einiger Provinzhauptstädte ganz Kambodscha östlich des Mekong besetzt.
  • 6. August 1972: Erstmals greifen kommunistische Truppen mit Panzern die Regierungsarmee an.
  • 7. September 1972: Reis- und Lebensmittelknappheit und der Preisanstieg für Lebensmittel führt zu Unruhen unter der Zivilbevölkerung in Phnom Penh.
  • 22. Oktober 1972: Der US-Außenminister Henry Kissinger besucht Phnom Penh und bestätigt General Lon Nol die weitere Unterstützung durch die USA mit Waffen und Luftangriffen.
  • 17. März 1973: Ein Pilot der kambodschanischen Luftwaffe bombardiert General Lon Nols Palast. Lon Nol überlebt den Anschlag unverletzt. Der Pilot flüchtet mit seinem Flugzeug nach Nordvietnam.
  • 23. April 1973: US-Außenminister Henry Kissinger erklärt, dass die USA weder die kapitalistische noch die kommunistische Seite in Kambodscha unterstützen und nach einer politischen Lösung suchen.
  • 29. April 1973: Südvietnam erklärt öffentlich, dass es General Lon Nols Bitte um weitere Luftangriffe nicht nachkommen wird, sofern die USA ihre Flächenbombardements in Kambodscha beenden.
  • 10. Mai 1973: Das US-Repräsentantenhaus stimmt mit 219 gegenüber 188 Stimmen gegen eine weitere Bombardierung von Kambodscha. Dies ist das erste Mal im Vietnamkrieg, dass das US-Repräsentantenhaus in einer Militäroperation gegen einen Wunsch Präsident Nixons stimmt. Die US Airforce führt die Flächenbombardements in Kambodscha unter Geheimhaltung trotzdem weiter durch. Die New York Times berichtet später, dass es nach Eindruck der CIA bei diesen Bombardements weniger um einen Konflikt in Kambodscha als viel mehr um ein Machtspiel zwischen US-Präsident Nixon und dem US-Repräsentantenhaus gegangen wäre. Außer Opfern unter der Zivilbevölkerung hätten diese Bombardements nach Ansicht des CIA keinen Einfluss auf den Kriegsverlauf gehabt.
  • 29. Mai 1973: Prinz Sihanouk weist General Lon Nols Bitte um Friedensverhandlungen zurück.
  • 3. Juni 1973: Prinz Sihanouk bemüht sich um ein Gespräch mit US-Präsident Nixon, wird jedoch zurückgewiesen.
  • 2. Juli 1973: Das US-Verteidigungsministerium erhöht die Anzahl an wöchentlichen Flächenbombardements auf Kambodscha von 150 auf 200.
  • 17. Juli 1973: Das US-Verteidigungsministerium bestätigt öffentlich, dass seit März 1969 rund 3.500 größtenteils geheime Flächenbombardements auf kambodschanisches Territorium durchgeführt wurden.
  • 21. Juli 1973: Die Roten Khmer entscheiden in einem nationalen Kongress, dass sie ihren bewaffneten Kampf solange fortsetzen werden, bis alle amerikanischen Militäreinsätze in Kambodscha beendet sind und General Lon Nol durch ein Mitglied von Prinz Sihanouks Exilregierung ersetzt worden ist.
  • 25. Juli 1973: Das amerikanische Außenministerium erklärt, dass die amerikanischen Flächenbombardements zwischen März 1969 und März 1970 durch Prinz Sihanouk als damaligen kambodschanischen Regierungschef autorisiert waren.
  • 26. Juli 1973: Die USA, England und Australien entfernen nicht unbedingt notwendiges Botschaftspersonal aus Phnom Penh.
  • 7. August 1973: Ein amerikanischer B-52-Bomber bombardiert versehentlich die Stadt Neak Luong. Ein amerikanisches Reporterteam filmt die Zerstörung des Krankenhauses und des Marktplatzes sowie die zahlreichen Toten. Die Bilder gehen um die Welt.
  • 15. August 1973: Die USA beenden alle Bombardements auf kambodschanisches Territorium.
  • 21. August 1973: Der kambodschanische Botschafter in Washington bittet den US-Kongress um weitere Militärhilfe für Kambodscha. Prinz Sihanouk erklärt, die 1969 begonnenen amerikanischen Flächenbombardements seien nicht von ihm autorisiert worden.
  • 9. Oktober 1973: Die UdSSR erklärt, dass sie in Prinz Sihanouk den legalen Regierungschef Kambodschas sieht.
  • 25. Oktober 1973: Bis auf drei Mitarbeiter zieht die UdSSR ihr gesamtes Botschaftspersonal aus Phnom Penh ab. Die Roten Khmer starten zum ersten Mal Luftangriffe gegen Phnom Penh. Parallel dazu erfolgen fast täglich Artillerieangriffe auf die Stadt.
  • 9. November 1973: Prinz Sihanouk erklärt, dass die königliche Exilregierung ihren Sitz von Peking nach Kambodscha verlagert hat.
  • 19. November 1973: Zum zweiten Mal versucht ein Angehöriger der kambodschanischen Luftwaffe, General Lon Nol mittels Bombardierung des Regierungspalastes zu töten. General Lon Nol überlebt den Anschlag wiederum unverletzt.
  • 5. Dezember 1973: Einsatzgruppen der Roten Khmer dringen nach Phnom Penh ein, werden jedoch von Regierungstruppen zurückgeschlagen.
  • 23. Dezember 1973: Die Roten Khmer beginnen einen zweimonatigen Angriff auf Phnom Penh.
  • 18. März 1974: Die Roten Khmer nehmen die Provinzhauptstadt Oudoung (24 Meilen nordwestlich von Phnom Penh) ein. Verwundete Regierungssoldaten werden von den Roten Khmer getötet. Zahlreiche Regierungssoldaten bringen zunächst ihre Familien um und begehen dann Selbstmord. Die etwa 20.000 Einwohner Oudongs werden von den Roten Khmer aus der Stadt getrieben und auf Kooperativen verteilt.
  • 26. Mai 1974: Die Volksrepublik China kündigt öffentlich ein Militärhilfe-Abkommen mit den Roten Khmer an.
  • 30. Juni 1974: Die USA beendet ihre Militärhilfe für die kambodschanische Luftwaffe.
  • 9. Juli 1974: General Lon Nol bietet den Roten Khmer nochmals erfolglos Friedensverhandlungen an.
  • 30. Juli 1974: Die Anschuldigung des US-Kongresses gegen US-Präsident Nixon, einen geheimen und illegalen Angriffskrieg geführt zu haben, wird fallengelassen.
  • 9. August 1974: US-Präsident Nixon tritt im Rahmen des Watergate-Skandals zurück.
  • 15. August 1974: General Lon Nol bietet wieder erfolglos Friedensverhandlungen an.
  • 9. Oktober 1974: General Lon Nol bietet nochmals erfolglos Friedensverhandlungen an.
  • 30. November 1974: Die UNO bestätigt General Lon Nol als offizielle Regierung Kambodschas und bittet alle Parteien um Friedensverhandlungen. Die Roten Khmer lehnen dies ab.
  • 18. Dezember 1974: Die USA verringern ihre Wirtschafts- und Militärhilfe für Kambodscha.
  • 1. Januar 1975: Die Roten Khmer starten ihre letzte Großoffensive gegen Phnom Penh.
  • 26. Januar 1975: Der letzte amerikanische Lebensmittel- und Waffentransport über den Mekong erreicht Phnom Penh. Die Stadt wird jetzt nur noch durch die Luft versorgt.
  • 29. Januar 1975: US-Präsident Ford appelliert an den US-Kongress, jetzt die Rechnung für den Vietnamkrieg in Kambodscha zu zahlen und weitere 222 Millionen Dollar Militärhilfe zur Unterstützung Phnom Penhs freizugeben. Der Kongress lehnt dies ab.
  • 12. Februar 1975: Die USA verdoppeln die Anzahl ihrer Waffentransportflüge von Thailand nach Phnom Penh.
  • 23. Februar 1975: Verteidigungsminister Schlesinger erklärt, dass Phnom Penh ohne amerikanische Hilfe an die Kommunisten fallen würde und dies eine außenpolitische Katastrophe wäre.
  • 24. Februar 1975: Acht Mitglieder des US-Kongresses besuchen Phnom Penh als Teil einer Prüfungskommission.
  • 25. Februar 1975: US-Präsident Ford warnt den US-Kongress, dass Phnom Penh noch für zirka einen Monat Munition und Waffen hat und untergehen wird, sofern der US-Kongress nicht die 222 Millionen Dollar Militärhilfe freigibt.
  • 27. Februar 1975: Die USA starten eine weitere 30-tägige Luftbrücke von Saigon nach Phnom Penh und transportieren 17.500 Tonnen Reis und Benzin in die umkämpfte Stadt.
  • 28. Februar 1975: Die Roten Khmer sind bis auf acht Kilometer Entfernung an das Stadtzentrum vorgerückt.
  • 10. März 1975: Nach der Rückkehr der US-Kongress-Delegation aus Phnom Penh gibt der US-Kongress 75 Millionen Dollar für humanitäre Hilfe in Kambodscha frei.
  • 17. März 1975: Die USA und Frankreich entfernen ihr nicht unbedingt benötigtes Botschaftspersonal. Die Roten Khmer konzentrieren ihre Angriffe auf den Pochentong Airport, der für Phnom Penh die einzige verbleibende Verbindung zur Außenwelt ist.
  • 19. März 1975: In Phnom Penh demonstrieren Studenten gegen weitere amerikanische Hilfsleistungen und verlangen den Rücktritt General Lon Nols.
  • 23. März 1975: Die Roten Khmer greifen den Pochentong Airport an, und die USA stellen temporär ihre Hilfsflüge ein.
  • 1. April 1975: General Lon Nol tritt zurück und verlässt mit einigen Millionen Dollar Phnom Penh nach Hawaii.
  • 12. April 1975: Die US-Botschaft wird per Helikopter evakuiert. Die Evakuierung verzögert sich, da viele Kambodschaner, die wissentlich auf Todeslisten der Roten Khmer stehen und von den Amerikanern ausgeflogen werden sollen, sich dafür entscheiden, Kambodscha nicht zu verlassen. Nach der Evakuierung kommt es zu Artilleriebeschuss durch die Roten Khmer auf die amerikanische Botschaft, bei der Schaulustige getötet werden.
  • 15. April 1975: Die Roten Khmer nehmen den Flughafen Pochentong ein. Phnom Penh ist von der Außenwelt abgeschnitten.
  • 17. April 1975: Die Regierungsarmee kapituliert und etwa 20.000 Rote Khmer marschieren in Phnom Penh ein. Dort werden sie zunächst begeistert von der Bevölkerung empfangen. In den folgenden drei Tagen werden die rund zwei Millionen Einwohner der Stadt durch die Roten Khmer auf das Land getrieben. Stadtbewohner, die sich in ihren Häusern verstecken wollen, werden durch die Roten Khmer getötet. Nach einer Woche ist die Millionenmetropole Phnom Penh eine Geisterstadt.

Die Diktatur der Roten Khmer 1975–1979

Achtung!
Die Neutralität dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten. Eine Begründung steht auf der Diskussionsseite.

Die Vision der Roten Khmer sah die Wiederauferstehung des Reiches von Angkor vor. Dies bedeutete außenpolitisch die Rückgewinnung von Landgebieten, die im Laufe der Jahrhunderte an Thailand und Vietnam gefallen waren und innenpolitisch die Etablierung eines kommunistisch-maoistischen Bauernstaates, der weitestgehend unabhängig vom Ausland wäre (Autarkie).

Dazu führten die Roten Khmer eine Reihe von Maßnahmen ein:

Isolierung des Landes
  • Abbruch aller Nachrichtenverbindungen aus Kambodscha in das Ausland und Schließung der Grenzen
  • Isolierung der wenigen noch verbleibenden ausländischen Botschaften in Phnom Penh
  • Zerstörung bzw. Konfiszierung aller Kommunikationsmittel (Radio, Telefon, Funk) im Land
Isolierung der Menschen untereinander
  • Vertreibung der Stadtbewohner auf ländliche Gebiete
  • Isolierung der Dörfer untereinander – Besuche zwischen Dörfern bedurften der Genehmigung durch die lokalen Roten Khmer.
  • Trennung von Familien – Männer, Frauen und Kinder wurden in verschiedene Arbeitsbrigaden aufgeteilt und teilweise in verschiedene Teile des Landes deportiert.
  • Einführung von Zwangsehen, wobei die Roten Khmer die aus ihrer Sicht passenden Ehepartner aussuchten.
  • Politische Schulung und Nutzung der Kinder zur Überwachung der Erwachsenen (inklusive der Überwachung der eigenen Eltern)
  • Versammlungsverbot mit Ausnahme der eigenen politischen Versammlung
Aufhebung aller Klassen und Unterschiede zwischen den Menschen
  • Alle Kambodschaner mussten den gleichen Haarschnitt und die gleiche Kleidung tragen
  • Verbot von religiöser Betätigung
  • Erziehung der Kinder in politischen Schulen
  • Allabendliche politische Schulungen und Versammlungen der Erwachsenen
  • Gezielte Ermordung zunächst aller Intellektuellen und später aller Kambodschaner chinesischer oder vietnamesischer Abstammung
  • Einführung von Gemeinschaftsküchen und Verbot der Nahrungsmittelaufnahme außerhalb einer Gemeinschaftsküche
  • Einführung von Gemeinschaftskindergärten
  • Verbot von Gefühlsäußerungen (Weinen, Lachen, Trauern), sofern sie nicht der Bejubelung von Parteimaßnahmen galten
  • Verbot allen persönlichen Eigentums
  • Etablierung von Dreierteams als kleinste Arbeitseinheit mit Auflage der gegenseitigen Überwachung – bei Flucht eines Teammitgliedes wurden die verbleibenden beiden Teammitglieder getötet
  • Vereinheitlichung der persönlichen Ansprache und Begrüßung. Jede Form von persönlicher Anrede wie „Mama“, „Papa“, „Tante“ usw. wurde durch das Wort „Kamerad“ ersetzt.
Entwicklung des Bauernstaates
  • Vertreibung aller Stadtbewohner auf ländliche Gebiete
  • Abschaffung des Geldes, der Märkte und des Tauschhandels
  • Zerstörung aller technischen Geräte mit Ausnahme von militärisch nutzbaren Geräten
  • Zerstörung der Krankenhäuser und der medizinischen Geräte
  • Bau neuer Bewässerungssysteme und Rodung des Dschungels ohne technische Geräte und Planungen
  • Einteilung der Reisfelder in einheitliche Parzellen der gleichen Größe und der gleichen Reisart unabhängig davon, ob dies technologisch sinnvoll war
Vereinheitlichung des Justizsystems
  • Bis auf die Todesstrafe wurden alle anderen Strafen abgeschafft. Die Todesstrafe erfolgte zunächst durch Erschießen, später zur Einsparung von Munition durch Überstülpen und Verschließen einer Plastiktüte über den Kopf oder durch Erschlagen mit einer Feldhacke. Die Leichen wurden als Dünger auf die Felder gelegt.
  • Zunächst wurden diese Strafen innerhalb von Versammlungen ausgesprochen, in denen es zum Teil zunächst nur zu Verwarnungen kam, jedoch nach der ersten Verwarnung direkt die Todesstrafe folgte. Später wurden die Tötungen ohne Verwarnung und Versammlung vorgenommen.
  • Darüber hinaus wurden Gefängnisse wie beispielsweise Tuol Sleng eingerichtet, in denen Gefangene, von denen man Informationen erhoffte, systematisch zu Tode gefoltert wurden. Schwangeren Frauen ehemaliger Regierungsangestellter wurden beispielsweise die Bäuche aufgeschlitzt und die Föten vor den Augen der Mütter Hunden zum Fraß vorgeworfen. Säuglinge und Kleinkinder wurden vor den Augen der Eltern mit den Köpfen solange gegen Mauern oder Bäume geschleudert, bis der Schädel zerplatzte. Überlebte jemand die Folter in einem solchen Gefängnis, wurde er unter Umständen wieder freigelassen, jedoch gibt es weniger als ein Dutzend Berichte überlebender Gefangener. Von den zehntausenden Insassen des Foltergefängnisses Tuol Sleng sind nur sieben mit dem Leben davongekommen.

Zu Anfang blieb die Landbevölkerung von diesen Maßnahmen größtenteils verschont, während die ehemalige Stadtbevölkerung großteils direkt betroffen war. Die Tötung von Menschen durch die Roten Khmer wurde zunächst heimlich durchgeführt. Mit zunehmender Kontrolle der Roten Khmer, insbesondere durch die politische Schulung von Kindern und Nutzung dieser Kinder als bewaffnete Bewacher oder Kontrolleure, wurde jedoch auch die Landbevölkerung mehr und mehr von diesen Maßnahmen in vollem Umfang getroffen und die Ermordung von Menschen fand später uneingeschränkt öffentlich statt.

Um für die außenpolitischen Ziele genügend Waffen zu haben, schlossen die Roten Khmer mit China einen Vertrag, der die Lieferung von Waffen gegen Reis vorsah. Dies erforderte die Verdreifachung der geplanten und ohnehin nicht erreichten Reisproduktion. Der daraus resultierende Druck auf die lokalen Funktionäre und die durch eine Dürre verstärkte Hungersnot der Bevölkerung führte vereinzelt trotz der totalitären Kontrolle zu Revolten, die jedoch brutal niedergeschlagen wurden. Ebenso gnadenlos wurden die bestraft, die Zahlen fälschten, um das Erreichen des Solls vorzugeben. Die Nichteinhaltung der Planziele wurde durch die Führung der Roten Khmer als Sabotage der lokalen Funktionäre betrachtet und führte zu wiederholten politischen Säuberungsaktionen in den eigenen Reihen der Roten Khmer.

Außenpolitisch griffen die Roten Khmer wiederholt, jedoch erfolglos Grenzgebiete in Thailand und Vietnam an. Vietnam löste in dieser Zeit seine politischen Verbindungen mit der Volksrepublik China und intensivierte seine Beziehungen mit der UdSSR (Freundschafts- und Beistandspakt im November 1978), während die Roten Khmer ihre Verbindungen mit der Volksrepublik China vertieften. Schließlich konzentrierten die Roten Khmer ihre Angriffe primär auf Vietnam, was seitens der Weltöffentlichkeit als Stellvertreterkrieg zwischen der UdSSR und der Volksrepublik China betrachtet wurde. Die kommunistische Partei der Sozialistischen Republik Vietnam hatte jeglichen Einfluss auf ihre früheren Gesinnungsgenossen verloren.

Durch die Isolation des Landes drangen kaum Berichte über die Zustände an die Weltöffentlichkeit und die wenigen Berichte wurden als unglaubwürdig oder wahlweise als vietnamesische oder amerikanische Propaganda deklariert.

Nach massiven Angriffen der Roten Khmer auf vietnamesische Dörfer marschierte die vietnamesische Armee nach Kambodscha ein und besetzte das Land binnen weniger Tage. Die Roten Khmer flüchteten in die schwer zugänglichen Berggebiete an der Grenze zu Thailand und begannen mit Unterstützung der Volksrepublik China, der USA und Thailand einen Guerillakrieg gegen die vietnamesischen Besatzer.

In der knapp vierjährigen Diktatur der Roten Khmer starben durch Krankheiten, Hunger und politische Massenmorde schätzungsweise zwei bis drei Millionen Kambodschaner.

Zeittafel

  • 29. April 1975: Die Hauptstadt Phnom Penh ist zu einer Geisterstadt geworden und Kambodscha ist von der Außenwelt abgeschnitten. Fast alle Botschaften sind evakuiert worden. In der Französischen Botschaft versammeln sich die verbliebenen Ausländer und werden aufgefordert, das Land zu verlassen. Es kommt zu Krankheiten und Lebensmittelknappheit in der französischen Botschaft. Ein Angebot Frankreichs, die Ausländer mit dem Flugzeug zu entfernen, wird von den Roten Khmer abgelehnt. Frankreich schickt eine Protestnote an Prinz Sihanouk, der sich noch in Peking aufhält. Der frühere Premierminister und Cousin Prinz Sihanouks, Siri Matak, sowie weitere Kambodschaner, darunter auch eine der Frauen und Kinder Sihanouks, die in der Botschaft Asyl gesucht hatten, werden von den Roten Khmer in Gewahrsam genommen und getötet.
  • 30. April 1975: Die erste Gruppe der verbleibenden Ausländer in der französischen Botschaft werden per offenen LKW (zumeist erbeutete US-Militärfahrzeuge) nach Thailand transportiert, 515 Ausländer verlassen Phnom Penh. Am gleichen Tag übernehmen die Nordvietnamesen Saigon und der Vietnamkrieg ist beendet.
  • 4. Mai 1975: Die Roten Khmer beanspruchen eine zu Vietnam gehörende Insel und starten einen militärischen Angriff.
  • 5. Mai 1975: Ein Sprecher des US-Außenministeriums bestätigt, dass nach Kenntnis der US-Regierung die Bevölkerung Phnom Penh und der Provinzstädte durch die Roten Khmer auf das Land vertrieben wurden und die Roten Khmer mit der Tötung militärischer und politischer Führer der vorherigen Regierung begonnen hätten.
  • 6. Mai 1975: Die zweite Gruppe von 550 Ausländer der in der französischen Botschaft verbliebenen Ausländer wird per offenen LKW nach Thailand gebracht.
  • 12. Mai 1975: Die Roten Khmer überfallen den amerikanischen Frachter SS Mayaguez im Golf von Thailand und nehmen 39 amerikanische Seeleute in Gewahrsam. Die US-Marine befreit den Frachter, versenkt drei kambodschanische Patrouillenboote und fliegt mehrere Bombardements gegen Kambodscha. Obwohl es sich bei dieser Aktion um einen Akt der Selbstverteidigung durch die USA handelt, wird die US-Regierung sowohl im eigenen Land wie auch im Ausland für diese Aktion kritisiert. Der Respekt der Weltöffentlichkeit für amerikanische Außenpolitik ist auf dem Nullpunkt.
  • 12. Juni 1975: Vietnam besetzt eine zu Kambodscha gehörende Insel, während Pol Pot, der Führer der Roten Khmer, zu einem Besuch in Hanoi ist. Erste kambodschanische Flüchtlinge kommen nach Thailand.
  • 21. Juni 1975: Pol Pot besucht Mao Zedong in Peking. Die US-Regierung berichtet von Kämpfen zwischen Vietnam und Kambodscha an verschiedenen Stellen der gemeinsamen Grenze.
  • 11. Juli 1975: US-Präsident Ford wird davon unterrichtet, dass etwa 340 ehemalige Soldaten der kambodschanischen Regierungsarmee nach Thailand geflüchtet sind und von Thailand wieder an Kambodscha ausgeliefert wurden. Etwa 100 von ihnen wurden direkt nach der Auslieferung durch die Roten Khmer getötet. Thailand verstärkt seine Grenzkontrollen, um weitere Grenzübertritte kambodschanischer Flüchtlinge zu verhindern.
  • 20. Juli 1975: Die Nachrichtenagentur American Press berichtet, dass in den vergangenen zwei Monaten etwa 300 kambodschanische Flüchtlinge beim Versuch, die Grenze nach Thailand zu überschreiten, durch die Roten Khmer an der Grenze erschossen wurden.
  • 18. August 1975: Die Volksrepublik China sichert Kambodscha massive Wirtschaftshilfe zu.
  • 9. September 1975: Prinz Sihanouk und seine Frau kehren nach fünf Jahren Exil in Peking nach Phnom Penh zurück.
  • 22. September 1975: Die Roten Khmer beschließen, Teile ihres politischen Programms zu verstärken. Dazu gehören die Abschaffung aller Klassen, die Einordnung aller Kambodschaner als Bauern, die Abschaffung der Religion, die Zurückführung aller Parteimitglieder in ihre Heimatdörfer und die Gefangennahme aller Intellektuellen und Angehörigen der früheren Regierung.
  • 12. Oktober 1975: Das Büro Prinz Sihanouks in Peking bestätigt offiziell die Ermordung der in Kambodscha verbliebenen Führungsmitglieder der früheren Regierung durch die Roten Khmer nach der Machtübernahme.
  • 17. Oktober 1975: Prinz Sihanouk erklärt in einem Interview gegenüber dem Far East Economic Review, dass er durch die Roten Khmer betrogen und missbraucht wurde.
  • 2. November 1975: Das Zentralkomitee der Roten Khmer beschließt, wieder volle diplomatische Beziehungen mit Thailand aufzunehmen. Parallel dazu überschreiten Vietnamesen die Grenze nach Kambodscha und siedeln sich im Grenzgebiet an.
  • 11. November 1975: Es kommt zu weiteren gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen vietnamesischen Siedlern, die sich auf kambodschanischem Gebiet niedergelassen haben, und den Roten Khmer.
  • 5. Januar 1976: Zum dritten Mal seit der Unabhängigkeit 1953 erhält Kambodscha eine neue Verfassung. Das Land wird offiziell in „Demokratisches Kampuchea“ (DK) umbenannt und erhält ein Parlament mit 250 Sitzen (150 für die Bauern, 50 für die Arbeiter und 50 für die Armee).
  • 23. Januar 1976: Im Streit um ungenaue Grenzverläufe greifen vietnamesischen Soldaten die kambodschanische Armee an.
  • 4. Februar 1976: Das Zentralkomitee der Roten Khmer kündigt landesweite Parlamentswahlen für den 20. März an.
  • 6. Februar 1976: Die Volksrepublik China unterzeichnet ein Militärhilfe-Abkommen mit Kambodscha.
  • 8. Februar 1976: Vietnamesische Soldaten besetzen weitere Grenzgebiete in Kambodscha. Kambodscha fordert die Soldaten zum Verlassen des Landes auf, die Vietnamesen entgegnen, dass die kambodschanischen Landkarten falsche Grenzverläufe zeigen.
  • 22. Februar 1976: Vietnamesische Soldaten besetzen weitere Grenzgebiete in Kambodscha. Die Situation im Zentralkomitee der Roten Khmer eskaliert. Die kambodschanischen Grenzsoldaten fordern mehr Munition und Waffen, um die Grenze zu verteidigen.
  • 25. Februar 1976: Drei unidentifizierte Flugzeuge bombardieren die Provinzstadt Siem Reap. Kambodscha beschuldigt die USA für diesen Luftangriff.
  • 28. Februar 1976: Schweden und Jugoslawien übergeben Kambodscha neun Millionen Dollar Hilfsgelder für den Wiederaufbau
  • 11. März 1976: Das Zentralkomitee der Roten Khmer diskutiert das Rücktrittsgesuch Prinz Sihanouks als Staatsoberhaupt.
  • 20. März 1976: Mit einer Wahlbeteiligung von 98 Prozent der berechtigten Wähler wird das neue Parlament gewählt.
  • 2. April 1976: Das Zentralkomitee der Roten Khmer gibt den Rücktritt Prinz Sihanouks von Amt des Staatsoberhauptes bekannt. Khieu Samphan wird neues Staatsoberhaupt.
  • 10. Mai 1976: Die Befragung kambodschanischer Flüchtlinge durch die US-Botschaft in Bangkok zeichnet ein klares Bild der Lebensbedingungen in Kambodscha. In einem Memorandum der Botschaft an US-Präsident Ford wird die organisierte Ermordung Intellektueller, wie früherer Lehrer, Studenten und ehemaliger Beamter der früheren Regierung, die Ermordung kompletter Familien (Sippenhaft), die Zerstörung aller Schulen, die Abschaffung der Religion, die Trennung der Familien und die Arbeitsbedingungen der Menschen geschildert. Das Memorandum wird dem Präsidenten von seinem Sicherheitsberater weitergeleitet.
  • 13. Mai 1976: Der bisherige Generalsekretär der Roten Khmer, Pol Pot, wird zum Premierminister ernannt.
  • 23. November 1976: Thailand übergibt 26 kambodschanische Flüchtlinge an die Roten Khmer.
  • 28. Januar 1977: Etwa 200 bis 400 Soldaten der Roten Khmer überschreiten die thailändische Grenze und greifen vier thailändische Dörfer an. Etwa 30 Zivilisten werden durch die Roten Khmer getötet. Thailand schließt seine Grenze mit Kambodscha, sendet eine Protestnote an die kambodschanische Regierung und versetzt seine Armee in Alarmbereitschaft.
  • 30. Januar 1977: Die Roten Khmer starten Angriffe auf verschiedene vietnamesische Dörfer.
  • 2. Mai 1977: Die New York Times veröffentlicht einen Report über die Lebensbedingungen der Bevölkerung in Kambodscha.
  • 17. Mai 1977: Die vietnamesische Provinzstadt Chau Doc wird nach heftigen Angriffen der Roten Khmer durch die vietnamesische Armee evakuiert. Es kommt zu heftigen Kämpfen zwischen den Roten Khmer und der vietnamesischen Armee auf vietnamesischem Gebiet.
  • 19. Juli 1977: Bei einem Angriff der Roten Khmer auf die thailändische Armee werden 17 thailändische und 51 kambodschanische Soldaten getötet.
  • 23. Juli 1977: Etwa 50 Soldaten der Roten Khmer überfallen eine thailändische Grenzstation und töten vier thailändische Polizisten.
  • 26. Juli 1977: Das US-Außenministerium erklärt, dass etwa 1,2 Millionen Kambodschaner seit der Machtübernahme der Roten Khmer getötet wurden oder an Krankheit und Hunger starben. Die USA beschuldigen Kambodscha der massiven Missachtung der Menschenrechte.
  • 28. Juli 1977: Die kambodschanische Armee marschiert nach Thailand ein, trifft jedoch auf heftigen Widerstand der thailändischen Armee und zieht sich zurück.
  • 12. September 1977: Der im Exil in den USA lebende ehemalige kambodschanische Staatschef Lon Nol erklärt, dass etwa 2,5 Millionen Kambodschaner durch die Roten Khmer seit der Machtübernahme getötet wurden.
  • 24. September 1977: Die Roten Khmer starten erneut Angriffe auf vietnamesische Dörfer.
  • 28. September 1977: Pol Pot, der Generalsekretär der Roten Khmer und Premierminister von Kambodscha, trifft in Peking zu einem Staatsbesuch ein und wird von Hundertausenden bejubelt. Pol Pot erklärt, dass sich Kambodscha in einem exzellenten Zustand befinde und rasche Fortschritte mache. Des Weiteren erklärt er, dass die UdSSR, Vietnam und Kuba zusammenarbeiten würden, um Vietnam einen Angriff auf Kambodscha zu ermöglichen.
  • 3. Oktober 1977: Während einer Pressekonferenz in Peking erklärt Pol Pot, dass die Vertreibung der Stadtbevölkerung auf das Land zur Zerschlagung westlicher Spionageringe durchgeführt worden sei und die Entscheidung dazu drei Monate vor der Durchführung getroffen worden wäre.
  • 19. Oktober 1977: Vietnam erklärt, dass seit 1975 rund 60.000 kambodschanischen Flüchtlingen Asyl gewährt worden sei.
  • 21. Dezember 1977: Die Roten Khmer greifen erneut thailändische Dörfer an.
  • 22. Dezember 1977: Der thailändische Premierminister kündigt heftige Militärschläge gegen Kambodscha an, sofern die Roten Khmer nochmals Thailand angreifen sollten.
  • 25. Dezember 1977: Vietnam startet eine massive Gegenoffensive gegen die fortgesetzten Angriffe der Roten Khmer.
  • 31. Dezember 1977: Die Roten Khmer beenden die diplomatischen Beziehungen mit Vietnam und fordern die vietnamesischen Botschaftsangehörigen in Phnom Penh auf, das Land zu verlassen.
  • 3. Januar 1978: Etwa 60.000 vietnamesische Soldaten haben Teile des kambodschanischen Grenzgebietes besetzt. Die Roten Khmer verweigern Friedensverhandlungen, solange sich noch vietnamesische Soldaten in Kambodscha befinden.
  • 16. Januar 1978: Die USA bezeichnen die vietnamesisch-kambodschanischen Kämpfe als Stellvertreterkrieg zwischen der UdSSR und China. Vietnam weist dies zurück.
  • 23. Januar 1978: Eine Delegation aus dänischen, schwedischen und finnischen Beobachtern besucht Kambodscha für zwei Wochen und berichtet, dass Phnom Penh eine Geisterstadt sei.
  • 2. Februar 1978: Nach viertägigen Verhandlungen etablieren Thailand und Kambodscha wieder diplomatische Beziehungen.
  • 5. Februar 1978: Vietnam bietet Kambodscha einen Waffenstillstand an.
  • 8. Februar 1978: Kambodscha lehnt das vietnamesische Angebot für einen Waffenstillstand ab und startet neue Angriffe auf Vietnam.
  • 21. Februar 1978: Vietnam beschuldigt die Volksrepublik China, Kambodscha mit Waffen zu versorgen und Verhandlungen mit Vietnam abzulehnen.
  • 14. März 1978: Kambodscha besetzt vietnamesisches Gebiet.
  • 19. April 1978: Der ehemalige kambodschanische Informationsminister Chang Song erklärt in einer Pressekonferenz in Washington, dass etwa eine Million Kambodschaner durch die Roten Khmer seit der Machtübernahme ermordet worden seien und weitere 1,5 Millionen in dieser Zeit an Hunger und Krankheiten gestorben seien.
  • 21. April 1978: US-Präsident Jimmy Carter erklärt auf einer Pressekonferenz, dass keine Regierung schlimmer gegen die Menschenrechte verstieße als die Roten Khmer.
  • 22. April 1978: Vietnam beginnt mit der Ausbildung der ersten kambodschanische Widerstandsbrigade, bestehend aus kambodschanischen Flüchtlingen.
  • 24. Mai 1978: Pol Pot beschuldigt die politischen Führer der östlichen Provinzen der Sabotage und Unfähigkeit im Widerstand gegen Vietnam und ordnet deren Ermordung an.
  • 6. Juni 1978: Vietnam bietet den Roten Khmer einen Waffenstillstand an. Die Roten Khmer lehnen dies ab und führen weitere Angriffe auf vietnamesische Dörfer und Städte an der Grenze durch.
  • 3. Juli 1978: Die Roten Khmer erklären, dass sie zehntausende Vietnamesen getötet oder verwundet hätten.
  • 17. Juli 1978: Bei einem Besuch in Thailand streitet der stellvertretende kambodschanische Premierminister Ieng Sary jede Form von Massenermordungen in Kambodscha ab.
  • 1. August 1978: Die USA erklären, dass Vietnam umfangreiche Luftangriffe gegen Kambodscha durchführe.
  • 8. August 1978: Nach weiteren politischen Säuberungsaktionen in den westlichen Provinzen Kambodschas flüchten zahlreiche ehemalige Rote Khmer nach Thailand.
  • 21. September 1978: Der in den USA im Exil lebende ehemalige Staatschef von Kambodscha, General Lon Nol, erklärt in einer Pressekonferenz, dass seit der Machtübernahme durch die Roten Khmer etwa drei Millionen Kambodschaner getötet worden seien.
  • 2. Dezember 1978: In Hanoi wird die Gründung der Vereinigten Bewegung zur Befreiung Kambodschas (KUFNS) bekannt gegeben. Ziel der Bewegung ist die Absetzung der Roten Khmer.
  • 11. Dezember 1978: Vietnamesische Truppen stoßen weiter in den Süden Kambodschas vor.
  • 25. Dezember 1978: Vietnamesische Truppen starten offiziell die Invasion Kambodschas. Über 100.000 vietnamesische Soldaten und 20.000 Exilkambodschaner marschieren nach Kambodscha ein.
  • 2. Januar 1979: Die Roten Khmer appellieren an die UNO, die vietnamesische Invasion zu verurteilen und bitten die Staatengemeinschaft um Hilfe, um gegen die aus ihrer Sicht durch die UdSSR unterstützte Invasion vorzugehen.
  • 5. Januar 1979: Die Volksrepublik China erklärt, dass sie die Roten Khmer im Kampf gegen die vietnamesische Invasion nicht unterstützen werde.
  • 7. Januar 1979: Die vietnamesischen Truppen marschieren im menschenleeren Phnom Penh ein und beenden die Diktatur der Roten Khmer. Die Führung der Roten Khmer flüchtet in die kambodschanischen Grenzgebiete zu Thailand und beginnt von dort einen Guerillakrieg gegen die vietnamesische Besatzung.

Die Vietnamesische Besatzung und der zweite Bürgerkrieg 1979–1989

Bedingt durch die absolute Kontrolle aller Nachrichtenverbindungen durch die Roten Khmer, wussten die meisten Kambodschaner weder etwas über den Krieg mit Vietnam noch über die Invasion der vietnamesischen Armee in Kambodscha. In manchen Dörfern verschwanden die Roten Khmer einfach über Nacht und ließen die Dorfbewohner unwissend zurück, andere Dörfer verwandelten sich ohne Vorwarnung in Schlachtfelder zwischen der vietnamesischen Armee und flüchtenden Roten Khmer, wobei die Roten Khmer zahlreiche Kambodschaner als „lebende Schutzschilde“ und „Arbeitssklaven“ in die schwer zugänglichen Bergregionen an der Grenze zu Thailand verschleppten.

Die Misswirtschaft der Roten Khmer im Reisanbau, gezielte Zerstörung der verbleibenden Reisvorräte durch die Roten Khmer, Reis-Beschlagnahmen durch die vietnamesische Armee, aber auch die einfache Flucht der Feldarbeiter aus den ehemaligen Kollektiven zu ihren Heimatdörfern führte zu einer landesweiten Hungersnot, die im Oktober und November 1979 zum Tode von etwa 200.000 Kambodschanern führte.

Die Bilder der über die Grenze nach Thailand flüchtenden Kambodschaner, die kaum mehr als lebende Skelette waren, lösten eine weltweite Welle der Hilfsbereitschaft aus. Auf massiven Druck der USA öffnete Thailand schließlich seine Grenzen für die Flüchtlinge und gestattete den Aufbau von Flüchtlingslagern, die von der UNO, dem Roten Kreuz und anderen Hilfsorganisationen versorgt wurden. Zwischen 1979 und 1992 flüchten etwa 300.000 kambodschanische Flüchtlinge in Camps an der thailändischen Grenze. Weitere 350.000 leben außerhalb von Flüchtlingscamps in Thailand und etwa 100.000 flüchten nach Vietnam. Die Camps in Thailand werden extern durch das thailändische Militär bewacht und intern zu einem Großteil durch die Roten Khmer kontrolliert. Etwa 250.000 Kambodschaner aus diesen Camps fanden im Laufe der Jahre Aufnahme in Europa und den USA (206.052, davon alleine 84.559 in Kalifornien), die anderen wurden 1992 nach der Besetzung Kambodschas durch die UNO wieder zurückgesiedelt.

Aber nicht nur die Knappheit an Lebensmitteln traf Kambodscha. Phnom Penh füllte sich rasch wieder mit Menschen, nachdem die befreiten, überlebenden Kambodschaner auf der Suche nach ihren Familien wieder zurück an ihre Heimatorte zogen. Dort zeigten sich die Auswirkungen des Terrorregimes. Die meisten erwachsenen Männer waren tot. Im Durchschnitt überlebte pro drei Frauen nur ein Mann und schon bald entwickelte sich in Phnom Penh ein „Männermarkt“, auf dem Männer durch ihre Familien zeitweise vermietet oder zum Überleben gänzlich verkauft werden mussten. Im Laufe der folgenden Jahre entwickelte es sich temporär zur Normalität, dass mehrere Frauen sich einen Mann als Ehemann teilten, ohne dabei innerhalb der beiden Familien zusammenzuleben.

Vietnam setzte nach seinem Einmarsch in Kambodscha und der Vertreibung des Regimes der Roten Khmer eine provisorische Übergangsregierung aus Exilkambodschanern ein. Diese bestanden zu einem großen Teil aus ehemaligen Roten Khmer, die während der politischen Säuberungen der Roten Khmer in Kambodscha nach Vietnam geflüchtet waren. Chef dieser Regierung (Revolutionärer Volksrat) war Heng Samrin. Parallel dazu stationierte Vietnam rund 225.000 Soldaten in Kambodscha und besetzte alle wichtigen Positionen durch Vietnamesen.

Rund 30.000 Rote Khmer flohen in das Umland, vor allem in die unwegsamen Dschungelgebiete an der Grenze zu Thailand. In einem Blitzkrieg stießen vietnamesische Elitetruppen der 5. Division bis zur thailändischen Grenze vor. Die Vertreibung der Roten Khmer und die Besetzung Kambodschas durch Vietnam wurde seitens der USA, der Volksrepublik China und der pro-westlichen ASEAN-Staaten als Versuch einer vietnamesischen Expansion mit sowjetischer Unterstützung in Asien betrachtet. Auf Druck dieser Staaten erkannte die UNO die neue kambodschanische Regierung nicht an, vergab den kambodschanischen Sitz in der UNO an die Roten Khmer und forderte den sofortigen Abzug aller vietnamesischen Truppen aus Kambodscha. Die Besetzung Kambodschas durch Vietnam wurde seitens der UNO bis 1988 offiziell als einziges Problem Kambodschas betrachtet, während die Bedrohung des kambodschanischen Volkes durch die Roten Khmer nicht in den Konflikt des kalten Krieges passte und daher aus politischen Gründen ignoriert wurde.

Obwohl die Vertreibung der Roten Khmer durch die vietnamesische Armee für viele Kambodschaner eine Erlösung und die Rettung vor dem sicheren Tode war, war das Land weit entfernt von der Rückkehr in die Weltgemeinschaft, da es wieder einmal zum Spielball der Supermächte wurde. Ein absurder Stellvertreterkrieg begann. Die Sowjetunion hatte im November 1978 einen Freundschafts- und Beistandspakt mit Vietnam geschlossen und war Hauptwaffenlieferant Vietnams. China leitete nach der vietnamesischen Invasion eine Strafaktion ein, bei der chinesische Truppen die vietnamesische Grenze überschritten. Die USA waren lachende Dritte und begannen schließlich sogar, Pol Pot mit Waffenlieferungen in seinem Kampf gegen die kambodschanische Regierung zu unterstützen. Menschenrechtsüberlegungen gegen den Terror von Pol Pot spielten auf allen Seiten keine Rolle.

Das Wirtschaftsembargo der westlichen Welt gegenüber Vietnam wurde daher auf Druck der USA auch auf Kambodscha übertragen und die geflüchteten Roten Khmer als nicht-kommunistische Widerstandsgruppe und legitime Regierung Kambodschas deklariert. Die Haltung der USA und der UNO und die völlige Ignoranz gegenüber den Verbrechen der Roten Khmer in und außerhalb Kambodschas verbitterte die Vietnamesen und die neue kambodschanische Regierung. Dies führte wiederum zu einem tiefen Misstrauen gegenüber allen westlichen Organisation und einer Blockade gegenüber allen Hilfslieferungen durch den Westen in das Landesinnere. So wurde die westliche Hilfe weitgehend an die durch die Roten Khmer kontrollierten Flüchtlingslager an der thailändischen Grenze oder in den Stützpunkten der Roten Khmer in der grenznahen Bergregion Kambodschas verteilt. Wie schon in der Zeit zwischen 1970 und 1975 standen viele Kambodschaner vor der Wahl, zu verhungern oder sich als Arbeitssklaven in die von den Roten Khmer kontrollierten Gebiete zu begeben.

Trotz der Haltung der UNO kamen jedoch mehr und mehr Berichte über den Völkermord der Roten Khmer an die Weltöffentlichkeit und machten eine weitere Unterstützung der Roten Khmer durch die USA unmöglich. Als politische Lösung gründete Prinz Sihanouk auf Druck der USA, der Volksrepublik China und der ASEAN-Staaten 1982 gemeinsam mit den Roten Khmer und einer weiteren kambodschanischen Exilgruppe eine gemeinsame Befreiungsfront. Prinz Sihanouk ersetzte dabei den Führer der Roten Khmer, Pol Pot, als Exil-Präsident Kambodschas. Damit traten die Roten Khmer in der Hintergrund und die Weltöffentlichkeit konnte sich weiterhin auf die Besetzung Kambodschas durch Vietnam konzentrieren. Während Prinz Sihanouk mit der Unterstützung der USA und der Volksrepublik China das politische Gesicht der Exilregierung einnimmt, erhalten die Roten Khmer umfangreiche Waffenlieferungen aus China, die zum Teil durch die USA finanziert wurden und bilden die bewaffnete Front.

In den folgenden zehn Jahren kommt es jedes Jahr während der Regenzeit zu Angriffen der Roten Khmer auf die vietnamesische Armee, während die vietnamesische Armee in der Trockenzeit ihre jährliche Offensive startet. Da die Roten Khmer ihre Stützpunkte in den Flüchtlingslagern ansiedeln, werden diese Lager dabei immer wieder angegriffen bzw. durch Kämpfe zerstört. Jeder dieser Kämpfe treibt weitere kambodschanische Flüchtlinge in die Flüchtlingslager nach Thailand.

1984 rückt Kambodscha mit dem Film „The Killing Fields“, benannt nach den Killing Fields, auf denen die Massenmorde stattfanden, erneut in das Licht der Weltöffentlichkeit. Der Film zeigt am Beispiel des kambodschanischen Journalisten Dith Pran das Terrorregime der Roten Khmer und wird international ein Kassenschlager. Die Hauptrolle wird von dem kambodschanischen Arzt Dr. Haing S. Ngor gespielt, der selber als einziger seiner Familie das Terrorregime der Roten Khmer trotz mehrfacher Folter im Gefängnis überlebte und für seine Rolle mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Die Roten Khmer wurden daraufhin in der Weltöffentlichkeit mit den Nazis gleichgesetzt und der Begriff „Killing Fields“ Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs. Trotzdem ändert sich nichts am Verhalten der UNO und des Westens in Bezug auf die weitere Unterstützung und Anerkennung der Roten Khmer als Teil der Exilregierung und UNO-Vertreter Kambodschas, und der Fokus der Politik bleibt auf der Besetzung durch Vietnam behaftet. Vorschläge Australiens zur Errichtung eines internationalen Gerichtshofes zur Untersuchung der Verbrechen der Roten Khmer werden auf Druck der USA blockiert, da dies die kambodschanische Exilregierung und deren Unterstützung durch die USA und die Volksrepublik China angreifbar gemacht hätte. Seitens der USA spielte hier neben dem generellen Konflikt mit der UdSSR vor allen Dingen auch die Frage des ungeklärten Schicksals amerikanischer Soldaten in Vietnam eine Rolle und verhinderte eine Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Vietnam, in deren Verlauf auch eine pragmatischere Haltung zur Kambodscha-Problematik möglich gewesen wäre.

Der erste Durchbruch zur Lösung des Kambodscha-Problems erfolgte auf Initiative der UdSSR. Michael Gorbatschows Ziel, die Beziehungen mit der Volksrepublik China und den USA zu normalisieren, führten zu Gesprächen zwischen der UdSSR, Vietnam und der Volksrepublik China in Bezug auf Kambodscha und zur vietnamesischen Zusage, bis 1990 alle Truppen aus Kambodscha abzuziehen.

Durch das persönliche Engagement und die intensive Zusammenarbeit des russischen Diplomaten Igor Rogachew und des französischen Diplomaten Claude Martin, die beide Teile ihres Lebens im Vorkriegs-Kambodscha verbracht hatten, wurden erstmals direkte Gespräche zwischen Prinz Sihanouk als Präsidenten der kambodschanischen Exilregierung und Hun Sen als kambodschanischer Premierminister im Dezember 1987 initiiert. Weitere Gespräche zwischen den beiden Politikern folgten unter weiterer Vermittlung der beiden Diplomaten.

Im Juni 1988 trat Prinz Sihanouk vom Amt des Präsidenten der Exilregierung zurück und beendete damit die Koalition mit den Roten Khmer. Vietnam zog parallel dazu die Hälfte seiner Truppen aus Kambodscha ab. Mit der zunehmenden Lösung der vietnamesischen Besatzung erhielt die Bedrohung durch eine mögliche weitere Machtübernahme der Roten Khmer einen neuen Stellenwert. Erstmals änderte die UNO ihre Haltung und verlangte neben dem Abzug der vietnamesischen Truppen auch einen Plan zur Verhinderung einer neuen Machtübernahme durch die Roten Khmer. Der kambodschanische Sitz in der UNO wurde Prinz Sihanouk zugesprochen, und auch die Volksrepublik China verkündete nach Gesprächen mit dem sowjetischen Außenminister Eduard Schewardnadse, dass sie jegliche Hilfe für die Roten Khmer nach Abzug der vietnamesischen Truppen einstellt.

Angezogen durch die wirtschaftlichen Potentiale änderte auch Thailand seine Haltung unter einem neuen Premierminister und baute einerseits intensive diplomatische Verbindungen mit der kambodschanische Regierung auf und begann andererseits, auf die USA hinsichtlich einer politischen Lösung des Kambodscha-Problems einzuwirken.

Die Bemühungen Frankreichs und der UdSSR trugen Früchte, und im Juli 1989 einigten sich die Außenminister der USA, der UdSSR und der Volksrepublik China darauf, dass die Roten Khmer keine Machtposition in einer neuen kambodschanischen Regierung erhalten dürften. Im September 1989 zog Vietnam schließlich alle Truppen aus Kambodscha ab. Nach Aussagen Vietnams waren während der Besetzung Kambodschas 55.300 vietnamesische Soldaten bei den Kämpfen mit den Roten Khmer gefallen.

Der Abzug der vietnamesischen Truppen, der zunehmende Druck durch die thailändische Armee und die Aussicht auf eine schlecht ausgerüstete kambodschanische Armee führte zu einem Rückzug der Roten Khmer auf kambodschanisches Gebiet. Innerhalb kurzer Zeit nahmen die Roten Khmer die Provinzhauptstädte Pailin und Battambang ein. Während Pailin eines der bedeutendsten Edelsteinabbaugebiete Asiens darstellt, ist Battambang die Reiskammer Kambodschas. Immer wieder griffen die Roten Khmer andere Landesteile Kambodschas an und verschleppten Kambodschaner als Arbeitssklaven in die von ihnen kontrollierten Gebiete. Mit Hilfe korrupter thailändischer Militärs entwickelte sich rasch ein lukrativer Handel mit Reis und Edelsteinen aus den von den Roten Khmer besetzten Gebieten gegen Waffen aus Thailand.

Ende 1989 legte Australien einen Plan zu einer Besetzung Kambodschas durch die UNO und einer Entwaffnung aller politischen Parteien mit anschließenden Wahlen vor. Dieser Plan wurde von dem russischen Diplomaten Igor Rogachew und dem französischen Diplomaten Claude Martin wiederum in intensiver gemeinsamer Arbeit als Grundstein für die spätere UNTAC-Mission gelegt.

Zeittafel

  • 10. Januar 1979: Unter der vietnamesischen Besatzung wird der Staatsname von „Demokratisches Kambodscha“ (DK) in „Volksrepublik Kambodscha“ (People Republic of Kampuchea – PRK) umbenannt und Heng Samrin zum neuen Staatschef einer provisorischen Übergangsregierung (Kampuchean People's Revolutionary Council – KPRC) ernannt.
  • 11. Januar 1979: Der UN-Sicherheitsrat stimmt zu, dass Prinz Sihanouk eine Forderung zum Abzug aller vietnamesischen Truppen aus Kambodscha einbringen darf. Die UdSSR und die CSSR stimmen als einzige Mitglieder dagegen.
  • 14. Januar 1979: Thailand und die Volksrepublik China vereinbaren in einem Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die Roten Khmer im Kampf gegen die vietnamesischen Besatzer zu unterstützen.
  • 15. Januar 1979: Beim ersten ernsthaften Kampf zwischen Truppen der Roten Khmer und der vietnamesischen Armee nach der Invasion durch Vietnam erobern die Roten Khmer den Hafen von Kompong Som. Der UN-Sicherheitsrat fordert den Abzug aller vietnamesischen Truppen aus Kambodscha.
  • 17. Februar 1979: Als Strafe für die Invasion in Kambodscha greift die Volksrepublik China Vietnam mit 170.000 Soldaten, 700 Kampfflugzeugen und 300 Panzern an, wird jedoch durch die vietnamesische Armee zurückgeschlagen.
  • 24. April 1979: Rund 80.000 Kambodschaner flüchten über die Grenze nach Thailand.
  • 28. April 1979: Die Washington Post warnt vor einer humanitären Katastrophe in Kambodscha als Folge der Kämpfe und der Lebensmittelknappheit.
  • 29. April 1979: Thailand erklärt, dass die meisten der 80.000 kambodschanischen Flüchtlinge wieder über die Grenze nach Kambodscha abgeschoben wurden.
  • 13. Mai 1979: UN-Generalsekretär Kurt Waldheim besucht ein kambodschanisches Flüchtlingscamp in Thailand.
  • 11. Juni 1979: Thailand berichtet, dass weitere 30.000 Flüchtlinge über die Grenze abgeschoben wurden. Die Abschiebung erfolgt über das minenverseuchte Gebirge von Preah Vihear. Etwa 10.000 Flüchtlinge werden bei der Abschiebung durch Minen getötet.
  • 19. August 1979: Ein Tribunal der provisorischen Regierung Kambodschas verurteilt Pol Pot und Ieng Sary für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Massenmord in Abwesenheit zum Tode.
  • 21. September 1979: Die UN-Vollversammlung bestätigt die Roten Khmer als offizielle Vertreter Kambodschas. Die provisorische Übergangsregierung erhält keine Vertretung in der UNO.
  • 27. Oktober 1979: Die USA bieten an, Lebensmittel per Lastwagen von Thailand nach Kambodscha zu bringen. Die provisorische Übergangsregierung Kambodschas lehnt das Angebot mit der Begründung ab, dass dies ein Versuch der USA wäre, die Roten Khmer mit Waffen zu versorgen.
  • 16. November 1979: Der US-Senat fordert alle Länder auf, Kambodscha mit humanitärer Hilfe zu unterstützen, um eine Hungerkatastrophe zu vermeiden.
  • 5. Dezember 1979: Ein Vertreter einer Hilfsorganisation an der thailändischen Grenze erklärt, dass etwa 80 bis 90 Prozent der Lebensmittelhilfe in Lagerhäusern in Phnom Penh und Kompong Som eingelagert werden und die Hungernden in Kambodscha nicht erreicht. Die USA fordern eine internationale Konferenz über Kambodscha.
  • 13. Dezember 1979: Das UN-Hilfswerk erklärt, dass die eingelagerten Lebensmittel mangels Transportmöglichkeiten nicht weitergeleitet werden können.
  • 18. Dezember 1979: Das US-Repräsentantenhaus fordert Thailand auf, kambodschanische Flüchtlinge aufzunehmen und fordert die US-Regierung auf, das Überleben der Menschen in Kambodscha sicherzustellen.
  • 4. Januar 1980: Nach viertägigen Kämpfen übernehmen die Roten Khmer ein kambodschanisches Flüchtlingslager mit 200.000 Menschen nahe der thailändischen Grenze.
  • 20. Januar 1980: Nachdem thailändische Zivilisten und Rote Khmer wiederholt Lebensmitteltransporte angegriffen und geplündert hatten, werden die Lebensmitteltransporte der UN zu den Flüchtlingslagern an der thailändischen Grenze vorübergehend gestoppt.
  • 6. Februar 1980: Etwa 150 prominente Musiker und Stars aus Europa und Nordamerika versammeln sich an der thailändischen Grenze zum „Marsch für das Überleben Kambodschas“, um weltweite Aufmerksamkeit für die Situation Kambodschas zu erhalten. Die provisorische Übergangsregierung Kambodschas lehnt dies als Einmischung in die internen Angelegenheiten Kambodschas ab.
  • 10. Februar 1980: Unicef erklärt, dass die Hilfslieferungen endlich an die Landbevölkerung verteilt wurden und damit eine Hungerkatastrophe zumindest für die nächsten Monate verhindert werden könnte.
  • 22. Februar 1980: Prinz Sihanouk erklärt in einer Pressekonferenz, dass er Hilfe von den USA für einen bewaffneten Aufstand in Kambodscha erbittet, da weder die Roten Khmer noch die provisorische Übergangsregierung rechtmäßige Repräsentanten von Kambodscha wären.
  • 18. März 1980: Die Volksrepublik Kambodscha und die DDR unterzeichnen einen Freundschaftsvertrag.
  • 23. Juni 1980: Die vietnamesische Armee überschreitet die Grenze nach Thailand. Bei Kämpfen zwischen der thailändischen und der vietnamesischen Armee werden 30 thailändische Soldaten getötet und mehrere Hundert verwundet.
  • 25. Juni 1980: Die Volksrepublik China und die USA warnen Vietnam vor weiteren Aggressionen gegen Thailand.
  • 5. Juli 1980: Die USA verlegen Truppen nach Thailand zur Sicherung der thailändischen Grenze gegen die vietnamesischen Angriffe. Die UdSSR warnt die USA vor einer Destabilisierung der Region.
  • 13. Oktober 1980: Die UN-Vollversammlung bestätigt zum zweiten Mal seit der vietnamesischen Invasion die Roten Khmer als legitime Vertreter Kambodschas in der UNO.
  • 21. März 1981: Prinz Sihanouk gründet die FUNCINPEC (Nationale vereinigte Front für ein unabhängiges, neutrales, friedvolles und kooperatives Kambodscha) und deren bewaffneten Arm ANS (Nationale Armee Sihanouks)
  • 27. Juni 1981: Nach landesweiten Wahlen wird ein neues Parlament mit 117 Sitzen als Ersatz für die provisorische Übergangsregierung gewählt. Premierminister wird Pen Sovan, der ehemalige Verteidigungsminister der provisorischen Übergangsregierung.
  • 4. September 1981: Prinz Sihanouk schließt mit den Roten Khmer eine Vereinbarung über den gemeinsamen Kampf zur Befreiung Kambodschas von der vietnamesischen Besatzung.
  • 5. Dezember 1981: Premierminister Pen Sovan wird durch den bisherigen Verteidigungsminister Chan Sy ersetzt.
  • 11. Januar 1982: Der DDR-Verteidigungsminister Heinz Hoffmann besucht Phnom Penh. Die DDR und Kambodscha unterzeichnen ein Abkommen über Militärhilfe, in dessen Rahmen die DDR das Flugabwehrsystem Kambodschas aufbauen soll und kambodschanische Offiziere ausbilden wird.
  • 30. Januar 1982: Kambodscha und die UdSSR schließen einen Vertrag über Wirtschaftshilfe, in dessen Rahmen die UdSSR Kambodscha beim Aufbau von Bewässerungssystemen und der Baumwoll- und Kautschukproduktion helfen soll.
  • 9. Februar 1982: Premierminister Pen Sovan wird durch Chan Sy ersetzt.
  • 11. Februar 1982: Prinz Sihanouk erklärt, dass er durch die Volksrepublik China Waffen und Ausrüstung für eine Armee von 3000 Soldaten erhalten hat.
  • 12. Februar 1982: Die UdSSR liefert 63 Traktoren und 37 Lastwagen nach Kambodscha und kündigt weitere Hilfe an.
  • 16. Februar 1982: Bei einem Treffen der Außenminister von Vietnam, Laos und Kambodscha wird verkündet, dass Vietnam sich aus Kambodscha zurückzieht, sobald China seine Unterstützung für die Roten Khmer einstellt. Darüber hinaus bitten die Außenminister Thailand zu Gesprächen über Kambodscha, aber Thailand verweist die Außenminister an die UNO.
  • 27. Februar 1982: Die UN-Menschenrechtskommission beschuldigt Vietnam, durch die Besetzung von Kambodscha gegen die Menschenrechte verstoßen zu haben.
  • 30. April 1982: Die UdSSR beginnt mit der Lieferung von Radio- und Fernsehstationen an Kambodscha als Teil der Wirtschaftshilfe.
  • 16. Mai 1982: Kambodscha unterstützt einen Vorschlag Vietnams, das der kambodschanische Sitz in der UN-Vollversammlung weder durch Vertreter der Roten Khmer noch durch Vertreter Kambodschas besetzt werden soll.
  • 29. Mai 1982: Der erste Kongress der buddhistischen Mönche Kambodschas findet in Phnom Penh unter der Patenschaft des Staatspräsidenten Heng Samrin statt.
  • 22. Juni 1982: Prinz Sihanouk sowie Vertreter der Roten Khmer und einer weiteren Unabhängigkeitsbewegung gründen bei einem Treffen in Malaysia eine Exilregierung mit dem Ziel, Kambodscha durch aktiven bewaffneten Kampf und Intervention bei der UNO von der vietnamesischen Besatzung zu befreien.
  • 7. Juli 1982: Vietnam kündigt an, größere Truppenmengen aus Kambodscha bis Ende Juli abzuziehen. Prinz Sihanouk trifft zum ersten Mal seit 1978 wieder in Kambodscha ein und besucht Truppen der Roten Khmer an der Grenze zu Thailand.
  • 17. Juli 1982: Die Volksrepublik China erklärt, dass sie die durch Prinz Sihanouk gegründete Exilregierung in ihrem Versuch, Kambodscha von den vietnamesischen Besatzern zu befreien, voll unterstützen wird.
  • 8. Oktober 1982: Die kambodschanische Exilregierung gibt zu, dass das kambodschanische Volk eine vietnamesische Besatzung gegenüber einer weiteren Regierung unter den Roten Khmer bevorzugen würde.
  • 18. Oktober 1982: Prinz Sihanouks Schwester, Prinzessin Sisowath Sawethwong Movivong, die ein Mitglied der provisorischen kambodschanischen Übergangsregierung war, verteidigt die vietnamesische Besatzung Kambodschas als einzige Möglichkeit, um eine gewaltsame Machtübernahme der Roten Khmer zu verhindern. Sie erklärt ferner, dass ihr Bruder, Prinz Sihanouk, jederzeit wieder Staatsoberhaupt von Kambodscha werden könnte, wenn er als Kambodschaner für die Kambodschaner zurückkehrt.
  • 28. Oktober 1982: Die UN-Vollversammlung bestätigt die Koalition zwischen Prinz Sihanouk und den Roten Khmer als rechtmäßige Vertreter Kambodschas und fordert den Abzug aller vietnamesischen Truppen aus Kambodscha. Der kambodschanische Außenminister Hun Sen erklärt, dass diese Entscheidung eine Beleidigung der drei Millionen Kambodschaner wäre, die unter dem Terrorregime der Roten Khmer starben.
  • 10. Januar 1983: Vietnamesische Truppen starten eine Offensive gegen die Roten Khmer und die Truppen Prinz Sihanouks, die sich in die Berge nach der thailändischen Grenze zurückgezogen haben.
  • 31. Januar 1983: Vietnamesische Truppen besetzen ein kambodschanisches Flüchtlingslager an der thailändischen Grenze. Etwa 30000 Flüchtlinge fliehen nach Thailand. Thailand erklärt, dass es die Flüchtlinge sobald wie möglich wieder nach Kambodscha abschieben wird.
  • 25. Februar 1983: Nach einer zweitägigen Konferenz in Phnom Penh sprechen sich 37 blockfreie Länder für einen „leeren“ Sitz Kambodschas in der UN-Vollversammlung aus. Prinz Sihanouk protestiert gegen diese Forderung.
  • 26. Februar 1983: Die Reisproduktion in Kambodscha wird auf 250.000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Vor dem Vietnamkrieg betrug die Reisernte 2,4 Millionen Tonnen pro Jahr.
  • 30. März 1983: Die vietnamesische Armee startet eine weitere Offensive in der kambodschanisch-thailändischen Grenzregion, mit dem Ziel, alle Stützpunkte der Roten Khmer oder der Armee Prinz Sihanouks zu zerstören.
  • 31. März 1983: Weitere 25.000 kambodschanische Flüchtlinge fliehen vor den Kämpfen nach Thailand.
  • 2. Mai 1983: Vietnam kündigt einen weiteren Abzug von rund 10.000 Soldaten aus Kambodscha an. 1.500 Soldaten werden sofort abgezogen.
  • 16. August 1983: Laut einem von Kambodscha veröffentlichten Report starben unter dem Regime der Roten Khmer mehr als 2,7 Millionen Menschen. Darunter befanden sich 1.927.071 Landarbeiter, 25.168 Mönche, 488.359 Mitglieder ethnischer Minderheiten und 305.417 Arbeiter und Angestellte.
  • 18. August 1983: Die kambodschanische Exilregierung unter Prinz Sihanouk erklärt, dass etwa 700.000 vietnamesische Siedler nach Kambodscha eingewandert wären und das Land vor einer Vietnamesierung stehe.
  • 31. August 1983: Die kambodschanische Exilregierung unter Prinz Sihanouk erklärt, dass ihre Armee einen vietnamesischen Lastwagenkonvoi überfallen und dabei acht sowjetische Berater getötet hätte.
  • 14. September 1983: Kambodscha und die DDR unterzeichnen einen Handelsvertrag zum Austausch von Kautschuk und Tabak gegen Lastwagen und Insektizide.
  • 20. Oktober 1983: Die UN-Vollversammlung bestätigt die Exilkoalition aus Prinz Sihanouk und den Roten Khmer wieder als offizielle Vertreter Kambodschas und fordert Vietnam erneut auf, seine Truppen aus Kambodscha abzuziehen.
  • 15. November 1983: Der US-Senat beschließt, die Exilkoalition aus Prinz Sihanouk und den Roten Khmer mit humanitärer und militärischer Hilfe zu unterstützen.
  • 25. Dezember 1983: Die Volksrepublik China sagt der Exilkoalition weitere militärische Hilfe zu.
  • 7. Januar 1984: Angesprochen auf die „Vietnamesierung“ Kambodschas erklärt der kambodschanische Außenminister Hun Sen, dass in Kambodscha rund 61.000 Chinesen und rund 56.000 Vietnamesen leben.
  • 26. Februar 1984: Kambodscha und die DDR unterzeichnen einen Vertrag zur Entwicklung des Gesundheitswesens, in dessen Rahmen die DDR medizinisches Personal aus Kambodscha ausbilden wird.
  • 4. März 1984: Italien bewilligt 500.000 Dollar für humanitäre Hilfe an die Exilkoalition unter Prinz Sihanouk und Roten Khmer.
  • 13. März 1984: Kambodscha erklärt, dass Prinz Sihanouk jederzeit nach Kambodscha zurückkehren und sich für ein politisches Amt aufstellen lassen könnte, wenn er sich von den Roten Khmer trennt.
  • 25. Dezember 1984: Die vietnamesischen Truppen starten eine weitere Offensive gegen die Truppen der Exilregierung. Tausende Kambodschaner flüchten erneut nach Thailand.
  • 14. Januar 1985: Hun Sen wird vom kambodschanischen Parlament zum neuen Premierminister gewählt.
  • 23. Januar 1985: Die Volksrepublik China warnt Vietnam vor einer zweiten militärischen Intervention durch China, wenn vietnamesische Truppen auf der Jagd nach Roten Khmer weiterhin die Grenze von Thailand überschreiten.
  • 6. Februar 1985: Malaysia, Indonesien, Singapur, Thailand und die Philippinen fordern die UdSSR auf, die vietnamesischen Truppen in Kambodscha nicht mehr zu unterstützen.
  • 11. Februar 1985: Die Außenminister der ASEAN-Länder fordern erstmals die Weltöffentlichkeit auf, den Truppen der kambodschanischen Exilregierung militärische Hilfe zukommen zu lassen.
  • 12. Februar 1985: Vietnamesische Truppen erobern mehrere große Stützpunkte der kambodschanischen Exilregierung im Grenzgebiet zu Thailand. Wieder fliehen tausende Kambodschaner nach Thailand.
  • 5. März 1985: Vietnamesische Truppen nehmen den letzten verbleibenden Stützpunkt der kambodschanischen Exilregierung ein.
  • 6. März 1985: Die Volksrepublik China lehnt eine von Prinz Sihanouk vorgeschlagene internationale Konferenz über Kambodscha ab, solange Vietnam seine Truppen nicht aus Kambodscha abzieht.
  • 8. März 1985: Vietnam signalisiert seine Bereitschaft für eine internationale Konferenz über Kambodscha, sofern die Roten Khmer nicht an dieser Konferenz teilnehmen.
  • 12. März 1985: Der kambodschanische Premierminister Hun Sen definiert sechs Bedingungen für eine Lösung der Kambodscha-Frage:
  1. Auflösung und Verbot der Roten Khmer
  2. Rückzug aller vietnamesischen Truppen nach der Auflösung der Roten Khmer
  3. Durchführung freier Wahlen unter internationaler Aufsicht
  4. Sicherstellung einer friedvollen Koexistenz aller südostasiatischen Staaten, unabhängig von den gewählten politischen Systemen
  5. Beendigung der Einmischung aller Staaten außerhalb Südostasiens in die Politik Südostasiens
  6. Entwicklung internationaler Garantien und internationale Überwachung für die Durchführung der oben genannten Bedingungen
  • 20. März 1985: Das US-Außenministerium stellt der kambodschanischen Exilregierung fünf Millionen Dollar für militärische Ausrüstung zur Verfügung.
  • 28. März 1985: Vietnam zieht weitere 15.000 Soldaten aus Kambodscha ab.
  • 8. Juli 1985: Die ASEAN-Staaten definieren vier Bedingungen zur Lösung der Kambodscha-Frage:
  1. Rückzug aller vietnamesischen Truppen aus Kambodscha
  2. Einrichtung einer UN-Überwachungskommission
  3. Nationale Versöhnung unter Selbstbestimmung
  4. Freie Wahlen unter UNO-Überwachung
  • 8. Juli 1985: Das US-Repräsentantenhaus bewilligt 20 Millionen Dollar für militärische Ausrüstung der kambodschanischen Exilregierung.
  • 12. Juli 1985: Japan schlägt einen dreiteiligen Friedensplan für Kambodscha vor:
  1. Rückzug der vietnamesischen Truppen aus Kambodscha und Einsatz einer japanischen Friedenstruppe
  2. Durchführung freier Wahlen unter UNO-Aufsicht und mit Vorbereitung durch die UNO
  3. Unterstützung des Wiederaufbaus in Kambodscha durch Japan
  • 20. August 1985: Prinz Sihanouk erklärt, er würde über Kambodscha nur mit Vietnam direkt verhandeln, jedoch nicht mit der derzeitigen Regierung von Kambodscha
  • 10. Oktober 1985: Der ehemalige Zentralmarkt von Phnom Penh wird nach zehn Jahren offiziell wiedereröffnet.
  • 18. Oktober 1985: Der ehemalige kambodschanische Präsident Lon Nol stirbt im Alter von 72 Jahren in Kalifornien.
  • 2. Januar 1986: Pol Pot, der Führer der Roten Khmer, erklärt, dass er im Falle eines Abzuges der vietnamesischen Truppen von allen politischen und militärischen Ämtern zurücktreten würde.
  • 13. Januar 1986: Die USA bewilligen 3,5 Millionen Dollar an humanitärer Hilfe für die kambodschanische Exilregierung.
  • 17. März 1986: Die kambodschanische Exilregierung schlägt einen Friedensplan vor, der die sofortige Regierungsübernahme durch die Exilregierung beinhaltet. Vietnam weist diesen Plan als „feindlich“ zurück.
  • 29. April 1986: Die ASEAN-Staaten sprechen ihre Unterstützung für den Friedensplan der Exilregierung aus.
  • 11. Juli 1986: Das europäische Parlament spricht seine Unterstützung für den Friedensplan der Exilregierung aus.
  • 2. August 1986: Singapur schlägt eine Entwaffnung aller Parteien und den Einsatz von UN-Friedenstruppen als Zusatz zu dem Friedensplan der Exilregierung vor.
  • 17. September 1986: Der kambodschanische Premierminister Hun Sen lehnt den Friedensplan der Exilregierung ab, fordert von der UNO einen Internationalen Gerichtshof zur Verurteilung von Pol Pot und die Besetzung des kambodschanischen UNO-Sitzes durch die kambodschanische Regierung.
  • 26. September 1986: Thailand erklärt, dass die Zahl der gewalttätigen Auseinandersetzungen an der thailändisch-kambodschanischen Grenze stark zunimmt und dass die vietnamesischen Truppen etwa eine halbe Million Landminen an der Grenze verlegt hätten.
  • 3. Dezember 1986: Mangels weiterer Hilfsgelder der internationalen Gemeinschaft schließt die UNO ihr Büro für humanitäre Hilfe in Kambodscha.
  • 3. Juni 1987: Amnesty International veröffentlicht einen Report, in dem detailliert die brutale und systematische Folter in kambodschanischen Gefängnissen, aber auch die massiven Menschenrechtsverletzungen in Flüchtlingslagern der Roten Khmer beschrieben wird.
  • 4. Dezember 1987: Unter Vermittlung Frankreichs treffen sich Prinz Sihanouk und der kambodschanische Premierminister Hun Sen erstmals zu dreitägigen Verhandlungen. In einer gemeinsamen Erklärung einigen sie sich darauf, dass die Kambodscha-Frage nur durch eine politische Lösung beantwortet werden kann und direkte Verhandlungen der kambodschanischen Parteien erfordert.
  • 20. Januar 1988: Prinz Sihanouk und der kambodschanische Premierminister Hun Sen treffen sich ein zweites Mal zu Verhandlungen in Frankreich. Vietnam erklärt, dass diese Verhandlungen einen Durchbruch in der Lösung der Kambodscha-Frage bringen können.
  • 8. August 1988: Das US-Repräsentantenhaus ruft alle Parteien auf, eine Lösung für ein unabhängiges Kambodscha zu finden und dafür zu sorgen, dass die Roten Khmer nicht mehr an die Macht zurückkehren.
  • 11. Oktober 1988: Prinz Sihanouk trifft sich mit US-Präsident Ronald Reagan zur Klärung der Kambodscha-Frage.
  • 26. Februar 1989: Prinz Sihanouk trifft sich mit US-Präsident George Bush zur Klärung der Kambodscha-Frage.
  • 5. April 1989: Vietnam erklärt sich bereit, alle Truppen bis zum 30. September aus Kambodscha abzuziehen.
  • 30. April 1989: Das kambodschanische Parlament beschließt die Umbenennung des Landes in „Der Staat Kambodscha“ (SOC) und beschließt die Abschaffung der Todesstrafe.
  • 3. Mai 1989: Der kambodschanische Premierminister Hun Sen trifft sich mit Prinz Sihanouk.
  • 6. Mai 1989: Die Bevölkerung in Phnom Penh feiert die Aufhebung der Ausgangssperre nach 22:00 Uhr, die seit 1979 in Kraft war.
  • 18. Mai 1989: Beim chinesisch-sowjetischen Gipfeltreffen in Peking erklären die Volksrepublik China und die UdSSR, alle Anstrengungen zu unternehmen, um die Kambodscha-Frage auf politischem Wege schnellstmöglich zu lösen.
  • 25. Juli 1989: Der kambodschanische Premierminister Hun Sen trifft sich mit Prinz Sihanouk in Paris zur Fortsetzung ihrer Friedensgespräche.
  • 30. September 1989: Vietnam zieht alle Truppen aus Kambodscha ab und gibt die Anzahl seiner Verluste mit 55.300 Soldaten an.

UN-Verwaltung und der dritte Bürgerkrieg 1990–1998

  • 1991: Wiederaufflammen der Kämpfe zwischen Regierung und Roten Khmer.
  • 1992–1993: Kambodscha wird vorübergehend der Aufsicht der UNO unterstellt (siehe auch UNTAC).
  • 1993: In Kambodscha finden unter UN-Aufsicht erste freie Wahlen seit mehr als 20 Jahren statt (Wahlbeteiligung: 90 Prozent), die von den Roten Khmer boykottiert werden.
  • 24. September 1993: Das Land erhält eine neue Verfassung als konstitutionelle Monarchie. Norodom Sihanouk wird erneut König.
  • 1994–1996: Erneute Auseinandersetzungen mit den Roten Khmer.
  • 1997: Pol Pot wird in einem öffentlichen Prozess verurteilt und stirbt kurz darauf. Ob durch Suizid oder eines natürlichen Todes, ist bis jetzt nicht restlos geklärt, jedoch ist ein Selbstmord wahrscheinlich.

Der Wiederaufbau und die zweite Unabhängigkeit 1998 bis heute

  • 2003: Im Februar 2003 kommt es zu massiven Verstimmungen mit Thailand, als wütende Kambodschaner die thailändische Botschaft und mehrere thailändische Hotels in Phnom Penh anzünden. Dabei entkommt der bekannte deutsche Journalist Ralph Wagner nur knapp einem Anschlag. Grund dafür ist die Äußerung einer bekannten thailändischen Soapdarstellerin. Sie soll angeblich bei einem Radiointerview gesagt haben, dass Angkor Wat wieder an Thailand fallen solle. Thailand errichtet eine Luftbrücke mit Militärmaschinen und fliegt seine Bürger aus, bevor nach zwei Tagen die Unruhen zu Ende sind. Später stellt sich heraus, dass es sich bei dem angeblichen Radiointerview um einen Fernsehausschnitt handelte, der einer Soap-Episode entnommen war. Es werden Vermutungen laut, dass die kambodschanische Regierung diesen Streit lanciert habe, um bei den bevorstehenden Wahlen besser abzuschneiden.
  • 7. Oktober 2004: In einem Brief aus Peking bittet König Sihanouk seinen Rücktritt als Staatsoberhaupt zu akzeptieren und fordert die Regierung auf, den in der Verfassung vorgesehenen 9-köpfigen Thronrat einzuberufen, der einen Nachfolger bestimmen muss. Der König ist seit Jahren schwerkrank, jedoch wird vermutet, dass der Grund für seinen Rücktritt die Unzufriedenheit mit den Streitigkeiten zwischen den führenden Parteien des Landes ist.
  • 13. Oktober 2004: Kambodscha wird Mitglied der WTO.
  • 14. Oktober 2004: König Norodom Sihanouk dankt ab. Neuer König wird sein Sohn Norodom Sihamoni.
  • 2005: Ein Internationales Rote-Khmer-Tribunal soll in Phnom Penh seine Arbeit aufnehmen. Ziel des Tribunals ist die Verurteilung führender Köpfe der Khmer Rouge, die für die Massenmorde während des Pol-Pot-Regimes von 1975 bis 1979 verantwortlich waren.
  • Juli / August 2007: Erste Anklage durch das UN-Tribunal wegen Menschenrechtsverletzungen nach Inhaftierung von Duch (Kang Kek Ieu), der Leiter des berüchtigten Gefängnisses Tuol Sleng war, in dem 16.000 Menschen gefoltert und dann auf die Killing Fields gebracht wurden.
  • April 2009: Drei Jahrzehnte nach dem Sturz der Roten Khmer hat ein Mitglied der Führungsriege die Verantwortung für die mörderischen Verbrechen im berüchtigten Foltergefängnis S-21 übernommen. Er wolle sein «Bedauern und seine aufrichtige Reue» zum Ausdruck bringen, sagte der frühere Leiter von S-21, Kaing Guek Eav, genannt Duch. Die Anklage erklärte, sie wolle 1,7 Millionen Opfern des damaligen Regimes in Kambodscha zu später Gerechtigkeit verhelfen. «Das verlangt die Geschichte», sagte Staatsanwältin Chea Leang. «Duch» muss sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter und Mord vor dem von der Uno unterstützten Tribunal verantworten. Der heute 66-Jährige hatte das S-21 genannte Folterlager Toul Sleng in der Hauptstadt Phnom Penh geleitet, in dem 16 000 Männer, Frauen und Kinder brutal gefoltert und schliesslich vor den Toren der Stadt umgebracht wurden. Er ist geständig und hat zu Beginn der Vorverhandlung im Februar bereits um Vergebung für seine Taten gebeten.

Siehe auch

Literatur

  • A. Forest: Le Cambodge et la colonisation française, 1897–1920. L’Harmattan, Paris 1980.
  • A. Dauphin-Meunier: Histoire du Cambodge: PUF, Paris 1983.
  • Michael Freeman, Claude Jacques: Ancient Angkor. Asia Books, Bangkok 1999, ISBN 9748225275.
  • Karl-Heinz Golzio: Geschichte Kambodschas. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49435-8.
  • A. Goeb: Kambodscha. Reisen in einem traumatisierten Land. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2007.

Quellen

  1. http://www.treaty.un.org/LibertyIMS::/Cmd=Request;Request=TREATYBYLOC;Form=none;VF_Volume=UNVOL07;VF_File=00000695;Page=1;Type=page

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