Volti

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S-Gruppe München-Daglfing1

Voltigieren ist Turnen auf einem an der Longe gehenden oder galoppierenden Pferd, das von einem Longenführer auf einem Kreis von mindestens 18 m Durchmesser (Turniermaß), dem Voltigierzirkel, geführt wird. Das Pferd läuft in den Gangarten Schritt, Trab oder Galopp. Es turnen ein bis drei Voltigierer gleichzeitig auf und an dem Pferd. Gerade für Kinder ist das Voltigieren oft der Einstieg in den Pferdesport. Auch im Schulsport ist das Voltigieren bereits vertreten und findet reges Interesse. Daneben gibt es das als Leistungssport betriebene Voltigieren.

Inhaltsverzeichnis

Grundlegende Ausführung

Als Halt dient ein kurz hinter dem Widerrist aufliegender Voltigiergurt, der mit zwei Handgriffen, einer Mittelschlaufe und zwei Fußschlaufen versehen ist. Zum Schutz seines Rückens trägt das Pferd zudem eine Voltigierdecke, das Pad und eine Schaumstoffunterlage unter dem Gurt. Zur Ausrüstung gehören ferner eine Trense, Hilfszügel wie Lauffer-, Dreieckszügel oder Ausbinder, Gamaschen, Bandagen oder Streichkappen, eventuell Springglocken, eine Peitsche und eine Longe. Die Voltigierer tragen während des Trainings möglichst eng anliegende Kleidung oder Trikots, da sonst Haltungsfehler nur schwer zu erkennen sind und man mit weiter Kleidung am Pferd oder Gurt hängen bleiben kann, sowie spezielle weiche Voltigierschuhe, ähnlich den Schläppchen von Turnern. Die Haare sollten aus Sicherheitsgründen zusammen gebunden und Schmuck und Uhren abgelegt werden.

Ursprung des Voltigierens

Der Ursprung des Voltigierens liegt in der Kavallerie. Ziel der Übungen war es dabei Gleichgewicht, Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer der Soldaten zu schulen. Es gab auch Wettbewerbe, wobei hier fast ausschließlich Sprünge ausgeführt wurden. Voltigieren war 1920 in Antwerpen sogar schon einmal olympisch, damals noch unter dem Namen Kunstreiten. Dabei siegte Belgien vor Frankreich und Schweden im Mannschaftswettbewerb, während der Belgier T. Bouckaert das Einzel vor dem Franzosen Field und dem Belgier T. Finet gewann.

Voltigieren vor Christi Geburt:

Am Anfang sah man das Pferd einzig und allein als Nahrungslieferant an. Als die ersten Stämme anfingen Pferde zu domestizieren, wurden diese als Lasttier eingesetzt um schwere Gegenstände über weite Strecken zu transportieren. Erst später, als die Menschen „mutig“ genug waren sich auf das Pferd zu setzen und sich selber transportieren zu lassen, begannen sie auch Übungen auf deren Rücken zu vollführen um ihre reiterlichen Fähigkeiten noch zu verbessern. Noch vor Christi Geburt gab es erste Ansätze des Voltigierens. Es wurden Felszeichnungen nordgermanischer Stämme in Südskandinavien gefunden, die einen stehenden Menschen auf einem „pferdeähnlichen Tier“ zeigen.

Auch aus Grabgemälden der Etrusker konnte man erkennen wie zwei Männer auf galoppierenden Pferden versuchten von einem Pferd auf das andere zu wechseln.

Die etruskische Jugend hatte großen Spaß daran, sich in Wagen-, Pferderennen, Reiterspielen, Faustkämpfen, Sprung, Lauf und Wurf zu üben. Es wurden Sprungübungen jeder Art durchgeführt. Daraus kann man unter anderem schließen, dass auch Aufsprungübungen am Pferd vollführt wurden. Es entwickelte sich, wie auch aus den Grabgemälden interpretiert, das „desultores“, das so genannte Wechselreiten. In dieser beliebten Disziplin hatte ein Reiter außer dem berittenen Pferd noch ein Handpferd, auf welches er wechseln konnte, wenn das andere keine Kraft mehr hatte. Hieraus kann man entnehmen, dass dies ein Rennen über mehrere Kilometer sein musste, da ein Pferd ein normales Rennen durchaus durchhalten würde.

Aus diesen Quellen geht hervor, dass das Voltigieren eine der ältesten Sportarten überhaupt ist. Schon damals galt, dass der bessere Reiter in Kriegszeiten der Überlegene war und sich durch die Übungen im Auf- und Abspringen schon einen hohen Vorteil sichern konnte, da er schnell vom, aber auch wieder aufs Pferd springen und losreiten bzw. auf ein laufendes Pferd (sei es das eigene, oder das des Feindes) schnellstmöglich aufspringen konnte.

Voltigieren von der Antike bis zum Mittelalter:

In der Antike und im Mittelalter gehörte das Voltigieren hauptsächlich zur militärischen Ausbildung der Soldaten, denn diese mussten im antiken Rom neben Wagenrennen, Reiten, Fechten, Bogenschießen, Speerwurf, Ringen und Boxen auch das Voltigieren erlernen. Dies war jedoch noch stark vereinfacht und umfasste lediglich das Auf- und Abspringen an einem Holzpferd, damit es auf echte Pferde umgesetzt werden konnte. Vor allem war dies zum Schutz des eigenen Lebens erforderlich, da durch diese Gewandtheitsübungen der Reiter entweder dazu befähigt war schnell und behände jeglichen Gefahren auszuweichen oder dadurch anderen erheblichen Schaden zufügen konnte.

Dennoch wird es als die ersten Wurzeln des Voltigierens angesehen. Denn obwohl die Ausbildung der Soldaten nur das Auf- und Abspringen umfasste, wurden bei den alljährlichen altrömischen Spielen nicht nur Wagen- und Pferderennen ausgeführt, sondern auch akrobatische Übungen auf dem galoppierenden Pferd gezeigt.

Auch in der Antike galt das „ars desultoria“ als beliebt, welches sich stark an den etruskischen Wettkämpfen orientierte. Die Regeln für diesen Wettstreit waren in etwa dieselben, hier musste man auf einer bestimmten Strecke sooft wie möglich zwischen zwei Pferden wechseln. Rennen, die man auf dem Pferd stehend austrug, waren ebenfalls Teil der Wettkämpfe.

Auch im Mittelalter erlernten die Ritter das Aufspringen auf das Pferd in ihrer Ausbildung. Doch so einfach wie im alten Rom war es für die Ritter nicht, denn sie mussten in voller Rüstung nicht nur Aufsprünge auf das Pferd tätigen, sondern auch kunstvolle Übungen darauf ausführen.

Die Turniere und Wettkämpfe dienten zur Unterhaltung des Volkes und des Königs. Im Spätmittelalter kam es in Mode sich bei den Turnieren zu verkleiden. Zwar liegt keine eindeutige Quelle vor, die dies bestätigt, aber es könnte möglich sein, dass auch bei den akrobatischen Aufführungen auf dem Pferd Verkleidungen getragen wurden.

Voltigieren in der Renaissance (1420-1600):

Die Renaissance war nicht nur die „Wiedergeburt“ im kulturellen, sondern auch im sportlichen Sinne der Antike. Die „Brutalität“ des Mittelalters wurde zurückgelassen und es kamen wieder „feinere“ Sportarten wie Fechten, Reiten und Ringen auf, zu denen eine Vielzahl an Büchern verfasst wurde. Diese Lehrbücher enthielten unter anderem genaue Anleitungen zur Methodik dieser Sportarten. Nun war es nicht mehr ausreichend, wie im Mittelalter nur reiten und kämpfen zu können. Die Höflinge mussten gebildet sein und gute Manieren besitzen, dabei galt es auch sich vornehm und grazil bewegen zu können. Hier waren die mittelalterlichen Kampfspiele eine gute Grundlage, denn nun entwickelte sich aus dem Auf- und Abspringen das eigentliche Voltigieren, welches mit dem lateinischen Begriff „volte sive giri“ bezeichnet wurde. Auch über diese Übungen wurden viele Bücher verfasst, z.B von Petrus Monti zwischen 1492 und 1509. In seinen Werken beschrieb er Einzel- und Partnerübungen auf dem stehenden oder sich bewegenden Pferd.

Auch Giocondo Baluda benannte 1630 in seinem Werk „Trattato del modo di volteggiare e saltare il cavallo di legno“ Übungen, die jedoch fast nur für die Ausführung auf einem Holzpferd gedacht waren. Dennoch wurden die Übungen mit Begriffen wie Anmut, Schönheit, Leichtigkeit, Sicherheit, Exaktheit und Perfektion beschrieben, die dem Zeitgeist der Renaissance entsprachen. Das Voltigieren wurde ein besonders bei Hofe beliebter Zeitvertreib und gewann an Ansehen und Bedeutung.

Wie stark der ästhetische Aspekt betont wurde zeigt ein Zitat des italienischen Höflings, Diplomaten und Schriftstellers Castiglione:
„Für nicht weniger rühmlich halte ich das Voltigieren zu Pferde, das zwar mühevoll und schwierig ist, aber mehr als alles äußerst behände und geschickt macht; und es bietet, wenn die Leichtigkeit von schöner Anmut begleitet ist, außer dem Nutzen nach meiner Meinung ein schöneres Schauspiel als irgendetwas sonst.“

Nach Deutschland kam das Voltigieren durch den württembergischen Theologen Johann Valentin Andreä, der 1612 in Padua auf einer Italienreise das Pferdespringen für sich entdeckte und extra dafür eine Schule in Tübingen eröffnete.

Von der nach wie vor bedeutenden Rolle bei der Ausbildung von Soldaten zeugt ein Zitat von Grisone, dem Begründer der Reitschule in Neapel:
„Wenn auch das Ballspielen und das Wissen zu voltigieren für den Reiter nicht unbedingt notwendig sind, hilft es dennoch sehr, nicht nur um ihm Anmut zu verleihen, sondern um ihn geschickter und ruhiger zu machen.“

Voltigieren in der Kavallerieausbildung vom 17. bis zum 20. Jahrhundert:

Auch in der Ausbildung der Soldaten im 17. und 18. Jahrhundert spielte das Voltigieren eine große Rolle und gewann immer mehr an Bedeutung. Die jungen Adeligen mussten sich nicht nur Wissen und gutes Benehmen aneignen, sondern auch das Können im Fechten, Tanzen, Reiten und Voltigieren.
Der Begriff „Voltigieren“ wurde zu dieser Zeit als Oberbegriff für gymnastisch-turnerische Übungen am sich bewegenden Pferd geprägt.

Zwar wurde das Voltigieren vorerst als Vorübung und Ergänzung des Reitens gedacht, dennoch entwickelte es sich mit der Zeit zu einer selbstständigen Sportart, die man auf ein hölzernes Pferd übertrug. Trotzdem wurden Übungen immer noch auf dem sich bewegenden Pferd ausgeführt.

Es entstanden die ersten Lehrbücher, die sich mit dem Voltigieren auf dem lebenden wie auf dem Holzpferd beschäftigten. Johann Georg Paschen schrieb 1661 eine „Kurtze jedoch gründliche Beschreibung des Voltesirens sowohl auf dem Pferd als über den Tisch.“ Darin beschreibt er die Grundlagen für das Pferdeturnen und gibt eine Mischform an, in der Züge des Turnens auf dem lebendigen Pferd, welche in Verbindung mit dem Reiten standen, aber auch des Turnens auf dem Holzpferd sichtbar werden. 1791 erschien das Werk des Kurmainzischen Hof- und Universitäts- sowie Fecht- und Voltigiermeisters Alexander Doyle „Auslegung der Voltagierkunst“. 30 Jahre später schrieb Johann Andreas Schmidt, Nürnberger Fecht- und Exerzitienmeister, das Buch „Gründlich lehrende Fechtschule, nebst einem curiösen Unterricht von Voltigieren und Ringen“. Alle drei Werke beschrieben den Ausbildungsteil des Voltigierens, der zum festen Bestandteil im Kanon der Leibesübungen in der Schulerziehung der Philanthropen wurde.

Besonders populär wurde das Pferdeturnen durch Jahn (deutscher Pädagoge und Begründer der nationalen Turnbewegung im 19. Jahrhundert), welcher den Turnsport in die heutige Form gebracht hat. Denn zu dieser Zeit entwickelten sich zwei „Zweigsportarten“ des Voltigierens. Zum einen wurde immer noch auf dem lebenden Pferd geturnt, zum anderen erfuhr das Turngerät Pferd immer größere Beliebtheit. Lion hat ebenfalls sehr zur Entwicklung dieses Pferdesports beigetragen, denn 1795 gab er in seinem Buch „Die Turnübungen des gemischten Sprungs“ Hinweise zum Turnen auf dem galoppierenden Pferd. Außerdem wurde in seinem Werk zum ersten Mal ein Voltigiergurt erwähnt, welcher dem heutigen schon sehr ähnlich sah.

Im 19. Jahrhundert wurde die Ausbildung im Voltigieren weitergeführt. Der Stallmeister des königlichen Lehreskadron Seidler schrieb 1843 eine „Anleitung zum Voltigieren, sowohl auf dem hölzernen Voltigierbock als auf dem lebendigen Pferd“.

Ein Jahrhundert später war das Voltigieren nicht mehr nur Bestandteil der militärischen Ausbildung. Ein Höhepunkt des Voltigierens war die einmalige Teilnahme an den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen. Unter dem Namen Kunstreiten traten Kavalleristen aus verschiedenen Ländern gegeneinander an. Es mussten in Einzel- und Mannschaftswettkämpfen Sprünge auf gesattelten und ungesattelten Pferden sowie in allen möglichen Gangarten ausgeführt werden. Jeweils drei Mann waren in einer Gruppe vertreten.

In den Einzelwettkämpfen gewann der Belgier Bouckaert. Nach ihm kam Field für Frankreich und Finet für Belgien. In der Mannschaftswertung gewannen die Belgier vor Frankreich und Schweden.

Voltigieren zwischen den Weltkriegen:

Nach den Olympischen Spielen entwickelte sich das Voltigieren zum Kindersport weiter. Der Sport wurde als Reitvorbereitung genutzt und auf verschiedenen Reitturnieren durften die Voltigierer ihr Können zeigen.

Seidel, ein Ausbilder an der Kavallerieschule Hannover, war der Erste, der mit Kindern von den Angehörigen der Schule anfing zu voltigieren. Sie nannten sich die „Seideltruppe“ und traten als Schaunummer bei diversen Reitturnieren auf.

Nachkriegszeit – Das moderne Voltigieren:

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Voltigieren erstmals wieder 1950 im Universitätsreitstall in Göttingen aufgenommen. Dort wurde eine Schautruppe aufgestellt, die die gleiche Funktion wie die der „Seideltruppe“ hatte. Drei Jahre später veröffentlichte Dieter Schnelle die erste moderne Voltigieranleitung, über die damals gängigsten Übungen und den Aufbau einer Voltigierabteilung. Nun war die Produktivität des Voltigiersports nicht mehr aufzuhalten. Es wurde von „Voltigiervertretern ein komplettes Regelwerk“ in wenigen Jahren verfasst. Außerdem organisierten sich die Voltigierer in Vereinen und veranstalteten eigene Turniere. Das erste wurde 1953 in Göttingen bei einem Reitturnier ausgerichtet. Nun waren es jedoch nicht mehr nur Schaunummern, sondern es wurde um Platzierungen und Preise „gekämpft“. In den bundesweit gültigen Richtlinien waren die Pflichtübungen verankert.

Das Mannschaftsvoltigieren wurde nun als eine attraktive und wettbewerbsfähige Sportart angesehen. Die Funktion, die Kinder in den Reitsport einzubringen, verlor sich spätestens in den 60er Jahren, da endlich wieder Jugendliche und auch Erwachsene den Sport betrieben. Noch Jahre später profitierten die Voltigierer von den Bedingungen, die geschaffen wurden, da sie genug „Raum“ boten um die nächsten Jahre keine großen Veränderungen vornehmen zu müssen. Immer mehr Teams bildeten sich und nahmen an den Gruppenwettkämpfen teil. Auch das Leistungsniveau stieg an.

Die ersten Deutschen Gruppen-Meisterschaften fanden 1963 in Wiesbaden statt, welche die Gruppe aus Goslar gewann. Ein Jahr später wurde in den Richtlinien eine Altersgrenze von 16 Jahren vorgeschrieben. Mitte der 70er Jahre wurde das Einzelvoltigieren eingeführt. Viele forderten für diese neue Disziplin ein Reglement, damit auch dafür Wettbewerbe stattfinden konnten. Das 1. inoffizielle Turnier fand 1976 in Konstanz statt, bei dem sechs Nationen zugegen waren. Trotzdem wurde das Voltigieren, durch die FEI-Generalversammlung, als offizielle Sportart erst am 15. Dezember 1981 anerkannt. 1983 trat das 1. internationale Regelwerk der FEI in Kraft. Dadurch konnten nun auch offizielle internationale Turniere überall in der Welt ausgetragen werden.

Im Jahr 1972 hatte das Voltigieren seinen zweiten großen Auftritt bei Olympia in München.Fünf deutsche Voltigiergruppen stellten mit ihren Zirkeln die fünf olympischen Ringe bei einer Schauvorführung dar und konnten sich somit der Öffentlichkeit präsentieren.

Nachdem fünf Jahre lang die Aufnahme des Einzelvoltigierens in die Richtlinien gefordert wurde, geschah dies letztendlich 1980. Es wurde eine Altersgrenze von 21 Jahren bestimmt. Dennoch dauerte es wieder vier Jahre, bis 1986 die ersten Deutschen Meisterschaften im Einzelvoltigieren in Mannheim ausgetragen wurden. Ein Jahr später wurde die Altersgrenze für diese Disziplin jedoch durch die FEI wieder abgeschafft. Nun konnte jeder international im Einzelwettkampf starten, sogar noch im höheren Alter. Wenige Jahre danach wurde die Altersgrenze auch von der FN aufgehoben. Dadurch konnten sich Erwachsene wieder an den Einzel- und Duowettkämpfen beteiligen.

Im Jahre 1984 fand die erste Europameisterschaft statt. Diese wurde in Ebreichsdorf bei Wien ausgetragen und in Einzel – Damen, Einzel – Herren und Mannschaftswettbewerb eingeteilt.

Nachdem 1986 die ersten Weltmeisterschaften in Bulle / Schweiz ausgetragen wurden, entwickelte sich das Regelwerk des Voltigierens immer weiter. In den Jahren 1990 und 1994 veränderten sich die Richtlinien soweit, dass seit 1990 die Pflicht in zwei Blöcken und vier Jahre später die Voltigierwettbewerbe in die Leistungsklassen D, C, B und A eingeteilt wurden(mittlerweile A, L, M und S). Auch die Anforderungen in Kür und Pflicht wurden in den letzten Jahren an das Leistungsniveau angepasst, sodass unterschiedliche Pflicht- und Kürübungen gefordert waren.

In den Jahren der „Richtlinienänderungen“ fanden auch die Weltmeisterschaften im Rahmen der „World Equestrian Games“ statt. Durch dieses Ereignis konnte sich der Voltgiersport einem großen und vor allem auch internationalen Publikum zur Schau stellen, welches rege Begeisterung zeigte. Alle vier Jahre fanden die Weltreiterspiele mit dem Voltigieren statt. In deren Entwicklung zeigt sich, dass Deutschland bis jetzt ungeschlagen in der Gesamtwertung Platz 1 besetzt. Auch die Voltigierer waren von der ersten Stunde an erfolgreich. Nachdem die deutschen Einzelvoltigierer (Herren sowie Damen) die ersten drei Plätze bei den Weltreiterspielen 1990 belegten und die Mannschaft den zweiten Platz hinter der Schweiz einnahm, konnte Deutschland bis ins Jahr 2006 in der Abteilung Voltigieren immer mindestens eine Goldmedaille in Empfang nehmen. Seit 1998 sind auch in der Mannschaftswertung nur deutsche Vereine auf dem ersten Platz vertreten.

Voltigieren als Turniersport

Grüße der Voltigiertruppe
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In manchen Reitvereinen sind Voltigiergruppen nur für die Vorbereitung zum Reiten und die spielerische Annäherung an das Pferd gedacht. Für Einsteiger- und Anfängergruppen (auch Nachwuchsgruppen genannt) sowie teilweise auch für Einzelvoltigierer gibt es auf Landes- und Kreisebene auch Wettbewerbe, die ganz oder teilweise im Schritt durchgeführt werden. Doch turniermäßig betrieben, ist Voltigieren ein anspruchsvoller Leistungssport, der wie wenig andere Sportarten den Sportler in vielerlei Hinsicht fordert. Es geht um Gleichgewicht, Kraft, Spannung, Beweglichkeit, Ausdauer, Rhythmusgefühl, Vertrauen, Mut und Kreativität und nicht zuletzt um das gemeinsame Turnen in der Gruppe und das gemeinsame Versorgen des Pferdes.

Als Turniersport existiert das Voltigieren als Einzel-, Doppel- sowie Gruppenvoltigieren. Die Gruppen bestehen aus acht oder sechs Teilnehmern und einer Ersatzperson. Das Doppel wird teilweise auch strikt als getrennt-geschlechtliches Pas de deux ausgeschrieben. Auf Championaten wird bei den Einzelwettbewerben nach Geschlechtern getrennt gerichtet.

Zwar gilt Europa als Leistungszentrum im Voltigiersport, doch auch außerhalb Europas gibt es sehr leistungsstarke Gruppen und Einzelvoltigierer, z.B. in den USA, Australien, Argentinien, Brasilien und Südafrika.

Leistungsklassen

Das Gruppen-Voltigieren wird in die Leistungsklassen A bis S aufgeteilt, wobei S die höchste Klasse ist, in der Meisterschaften ausgetragen werden. Breitensportliche Wettbewerbe werden oft in den folgenden Anforderungsklassen angeboten (Gangart Pflicht-Kuer): Galopp-Galopp-, Galopp-Schritt-, Galopp-Schritt-Schritt-, Schritt-Schritt-. Zudem gibt es in NRW auch noch die Abteilung E. Die Voltigiergruppen müssen im Wettkampf Pflicht- und Kürübungen zeigen.

Bei Turnieren müssen Pflichtübungen geturnt werden, die in den einzelnen Leistungsklassen unterschiedlich sind. In der Leistungsklasse A werden folgende Elemente geturnt: Aufsprung, Grundsitz, Fahne, Liegestütz, Innen-und Außensitz, Knien und Hohe Wende nach innen ab. Leistungsklasse L: Aufsprung, Grundsitz, halbe Mühle, Stützschwung rückwärts, Fahne mit Arm (erst Bein, dann Arm), Stehen, Stützschwung vorwärts und Hohe Wende nach außen ab. Die M*- und M**-Gruppen sowie Einzel- und Doppel-Voltigierer haben die gleiche Pflicht: Aufsprung, Fahne mit Arm gleichzeitig, ganze Mühle, Schere, Stehen, Flanke. Für S-Gruppen kommt nach dem Aufsprung noch der Grundsitz vw dazu, ansonsten entspricht die Pflicht, der von M.

Beim Einzel-Voltigieren unterscheidet man die Leistungsklassen M*, M** und S sowie Nachwuchs. Beim Doppelvoltigieren gibt es keine Leistungsklassen.

heute vor 2008 Pflicht
A D Aufsprung, Grundsitz, Fahne ohne Arm, Liegestütz, Innen-und Außensitz, Knien und Hohe Wende nach innen ab
L C Aufsprung, Grundsitz, halbe Mühle, Stützschwung rückwärts, Fahne mit Arm (erst Bein, dann Arm),
Stehen, Stützschwung vorwärts und Hohe Wende nach außen ab
M * B Aufsprung, Fahne mit Arm gleichzeitig, ganze Mühle, Schere, Stehen, Flanke
M ** A Aufsprung, Fahne mit Arm gleichzeitig, ganze Mühle, Schere, Stehen, Flanke
S Junior wie L, aber Fahne mit Arm gleichzeitig
S Senior Aufsprung, Grundsitz vw, Fahne mit Arm gleichzeitig, ganze Mühle, Schere, Stehen, Flanke

2008 wurden die Leistungsklassen neu eingeteilt. LK D wurde zu A, LK C wurde zu L, LK B wurde zu M*, LK A wurde zu M** Die LK S und der Wettkampf für Juniorgruppen kommt neu dazu. Der Wettbewerb der Junioren findet auf S-Gruppen Niveau statt und wird auch international ausgetragen. Die Junioren-Europameisterschaft gibt es seit 2005. Nach Änderung der LPO in Deutschland fand 2008 die erste Deutsche Meisterschaft für Junioren statt.

Altersbeschränkung

2008 sind nach verschiedenen Pilotprojekten und vielen Diskussionen die generellen Altersbeschränkungen aufgehoben und die Wettkampfklassen neu eingeteilt worden. In den Klassen A und L gibt es nun jeweils eine Zusatzklasse, A16 und L18, mit dem jeweiligen Hoechstalter 16 und 18 Jahren. Fuer die uebrigen Klassen bestehen keine Altersbeschraenkungen.

Im Einzel- und Doppelvoltigieren gibt es nach oben keine Altersgrenze. Allerdings ist im Einzelvoltigieren für die Wettkampfteilnahme ein Mindestalter von 16 Jahren in Kombination mit dem besitz Besitz des Voltigierabzeichen in Bronze (DVA III). Wer bereits im Besitz des Silbernen Voltigierabzeichens (DVA II) ist, darf mit 14 Jahren als Einzelvoltigierer starten. Zusätzlich können Turnierveranstalter Wettbewerbe für Nachwuchs-Einzelvoltigierer ausschreiben.

Turniere, Meisterschaften

In Deutschland finden jährlich eine große Anzahl Voltigierwettkämpfe statt: zunächst die von den Vereinen ausgerichteten Turniere auf Bezirks- oder Kreisebene, dann die jeweiligen Landesmeisterschaften, Nord- und Süddeutsche Meisterschaften, Deutsche Meisterschaft, der nationalen L-Team-Cup (sozusagen die DM für L-Gruppen), sowie der 5-Länder-Vergleichskampf zwischen Hessen, dem Saarland, dem Rheinland, Westfalen und Rheinland-Pfalz.

Des Weiteren werden auf internationaler Ebene Championate (CVI - Concours Voltige International) und, jeweils im abwechselnden Zweijahresrhythmus, Europa- und Weltmeisterschaften ausgetragen. Die Junioren EM findet jedes Jahr statt, da es bisher keine Juniorweltmeisterschaft gibt.

Organisation

Das Voltigieren wird trotz der sportlichen Nähe zum Kunstturnen oder Ballett nicht als Turnsportart, sondern als Pferdesportart vertreten. In Deutschland nimmt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die Vertretung wahr bzw. die jeweilige Landeskommission des Pferdesportverbandes. Internationale Vertretung ist die International Federation of Equestrian Sports (FEI). Für das Voltigieren sind neben dem turnerischen Können auch Wissen und Können im Umgang mit dem Partner Pferd wie in allen Pferdesportarten von besonderer Wichtigkeit.

Reiterliche Ausbildung

Voltigieren wird oft als Grundschulung in der reiterlichen Ausbildung angewendet. Der Reitschüler lernt und übt dabei, ohne das Pferd selbst "lenken" zu müssen, einen korrekten Sitz, ein dynamisches Gleichgewicht und eine losgelassene Haltung. Durch die Grundübungen des Voltigierens macht er sich mit dem Pferd als Partner vertraut und lernt sich darauf frei zu bewegen, sowie einen sicheren Auf- und Abgang und schonendes Fallen.

Heilpädagogisches Voltigieren

Heilpädagogisches Voltigieren ist eine heilpädagogische Methode zur Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen. Dafür werden spezielle Reittherapeuten ausgebildet, die als Ausbildungsvoraussetzung eine B-Trainerlizenz und eine pädagogische Berufsausbildung mitbringen müssen.

Siehe auch

Literatur

  • Ulrike Rieder: Voltigieren vom Anfänger zum Könner. BLV-Verlag München
  • Rieder u.a.: Richtlinien für Voltigieren. FN-Verlag Warendorf
  • Rieder/ Lockert: Abzeichen im Voltigiersport. FN-Verlag Warendorf
  • Ulrike Rieder: Das Buch vom Voltigieren für Kinder. FN-Verlag Warendorf
  • Umminger: Sport Chronik. 5000 Jahre Sportgeschichte

Weblinks


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