Vulkan-Express

Vulkan-Express
Brohltalbahn
Der Verlauf der Brohltalbahn, ohne Hafenanschluss
Der Verlauf der Brohltalbahn, ohne Hafenanschluss
Streckennummer: 9302
Streckenlänge: 23,83 km
Spurweite: 1000 und 1435 mm
Maximale Neigung: 50 
Zahnstangensystem: Abt
Legende
0,00 Brohl B.E. 66,60m
Bahnhof ohne Personenverkehr – Dienststation, Betriebs- oder Güterbahnhof
2,95 Schweppenburg 97,70m
Haltepunkt, Haltestelle
3,97 Schweppenburg-Heilbrunnen (Bedarfshalt)
Haltepunkt, Haltestelle
4,23 Bad Tönisstein 121,63m
Brücke (groß)
Tönissteiner Viadukt (120m)
Tunnel – bei mehreren Tunneln in Folge
Tunnel (95m)
Bahnhof, Station
5,54 Burgbrohl 149,05m
Haltepunkt, Haltestelle
7,38 Weiler B.E. (Bedarfshalt)
Haltepunkt, Haltestelle
10,19 Niederzissen 199,00m
Bahnhof, Station
11,96 Oberzissen 230,25m
Brücke (groß)
Oberzissener Viadukt (40m)
Haltepunkt, Haltestelle
15,79 Brenk (Bedarfshalt)
17,51 Engeln 463,45m
18,75 Weibern 442,30m
20,28 Weibern 418,00m
23,83 Kempenich 438,33m
Aktie der Brohltalbahn aus dem Jahre 1900
Steigungsdiagramm der Brohltalbahn

Die Westdeutsche Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) mit Sitz in Köln, eine Tochtergesellschaft der Fa. Lenz & Co., gründete am 22. Januar 1896 die Brohlthal-Eisenbahn-Gesellschaft, Köln.

Inhaltsverzeichnis

Daten

  • Strecke Brohl–Engeln mit Zahnstangenabschnitt, Eröffnung 14. Januar 1901, Länge 17,5 km.
  • Strecke Engeln–Weibern Gbf., Eröffnung 1. Mai 1902, Länge 1 km.
  • Strecke Weibern Gbf.–Kempenich, Eröffnung 2. Januar 1902, Länge 5,1 km.
  • Spurweite 1.000 mm (Meterspur), vom Umlade Bf. Brohl bis zum Hafen zusätzlich 1.435 mm als Dreischienengleis.
  • Streckenlänge bis 1. Oktober 1974: 23,83 km, zurzeit noch 17,75 km bis Engeln (Prellbock 1)

Besitzverhältnisse

Die Bahn blieb bis 1921 mit 100 % des Aktienkapitals im Besitz der Westdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft. 1921 trennte sich die WEG vollständig von dieser Bahnbeteiligung. Neue Aktionäre wurden die Kreise Ahrweiler, Mayen und Adenau mit zusammen 55 % und eine Reihe von Industriebetrieben des Einzugsbereichs. Ab 1954 wurde die Bahn als GmbH geführt und kam mit 72 % in den Besitz der Landkreise Ahrweiler und Mayen-Koblenz. 1991 schied der Kreis Mayen-Koblenz aus.

Bahnbau

Die Brohlthal Eisenbahn-Gesellschaft erhielt am 19. August 1896 die Konzession zum Bau einer Schmalspureisenbahn (1000 mm) für den Personen- und Güterverkehr von Brohl am Rhein durch das Brohltal nach Oberzissen und weiter nach Kempenich. Am 12. November 1897 erhielt sie auch das Recht auf einen Anschluss an den Winterhafen in Brohl. Zu ihren Transportaufgaben gehörten die Abfuhr von Trass (Mörtelzuschlag), behauenen Tuffsteinen aus den Winzer Steinbrüchen, Phonolith als Zuschlagstoff zur Glaserzeugung vom Schellkopf in Brenk, Lava (Bimsstein) und Basaltschotter. Außerdem diente sie der Abfuhr der landwirtschaftlichen Erzeugnisse ihres Einzugsbereichs sowie der Zufuhr von Kohlen für die Industrie des Brohltals und Dünger für die Landwirtschaft.

Nach dem Grunderwerb begann im Frühjahr 1898 der Bau der Bahnstrecke. Sie führt im Brohltal über Burgbrohl und Weiler bis Oberzissen (km 11,96). Hier begann eine Zahnstangenstrecke (System Abt, 2 Lamellen für die Steigung von 1 : 20) mit einer Länge von ca. 5,5 km über Brenk nach Engeln. Die restliche ca. sechs Kilometer lange Strecke über Weibern bis Kempenich wurde wieder als Adhäsionsbahn betrieben. Die Werkstatt und ein Lokomotivschuppen befinden sich in Brohl.

Die Strecke Brohl – Engeln konnte am 14. Januar 1901 eröffnet werden. Am 1. Mai folgte das kurze Streckenstück bis Weibern. Knapp ein Jahr später, am 2. Januar 1902, wurde die restliche Strecke bis Kempenich in Betrieb genommen.

Bahnbetrieb

Für den Fahrbetrieb standen anfangs vier, später fünf Zahnradlokomotiven zur Verfügung, die auch auf der Reibungsstrecke eingesetzt werden konnten. Für die Talstrecke wurden reine Adhäsionsmaschinen angeschafft. Als sich nach dem Ersten Weltkrieg bei einigen Privatbahnen und auch der Reichsbahn zeigte, dass für Steilstrecken wie im Brohltal auch schwere Adhäsionslokomotiven ausreichten, schaffte auch die Brohltalbahn solche Maschinen an, stellte 1934 den Zahnradbetrieb ein und baute die Zahnstange ab. Für den Personenverkehr wurden 1926 Triebwagen angeschafft, die auch die Steilstrecke problemlos befahren konnten.

Unfall von 1907

Am 31. Oktober 1907 ereignete sich auf dem Viadukt bei Oberzissen ein schwerer Unfall. Ein ungebremst zu Tal fahrender Güterzug mit Personenbeförderung (GmP) entgleiste und stürzte den Bahndamm hinab. Neben einigen leichter verletzten Reisenden waren sechs Schwerverletzte und fünf Tote zu beklagen.

Bahnbetrieb nach dem 2. Weltkrieg

Der Personenzugverkehr musste mangels Rentabilität und wegen fehlender Fahrzeuge - nach Unfällen und Verschleiß der Triebwagen - am 30. September 1961 eingestellt werden. Da die Bahn seit 1927 ein umfangreiches Busnetz unterhielt, übernahmen die Busse diesen Verkehr. Auch der Güterverkehr wanderte wie überall immer mehr auf die Straße ab, sodass die Strecke von Engeln bis Kempenich am 1. Oktober 1974 stillgelegt und 1976 abgebaut wurde. Normalspur Güterwagen wurden anfangs mit Rollböcken und ab 1928 nur noch mit Rollwagen befördert. Dieser Verkehr wurde 1978 eingestellt, aber für den internen Transportbedarf wird weiterhin der Rollwagenverkehr mit zwei Rollwagen abgewickelt! Mit dem einzigen bei der Bahn verbliebenen Personenwagen VB 50, einem ehemaligen Triebwagen, und einer Diesellokomotive startete die Brohltalbahn am 25. März 1977 den „Vulkan-Express“ für romantische Fahrten durch das Tal und auf die Eifelhöhen bis nach Engeln.

Dampflok des „Vulkan-Expreß“ 1999
„Vulkan-Expreß“ 1999 im Bahnhof Oberzissen
„Vulkan-Expreß“ 2008 im Bahnhof Engeln
Innenraum des „Vulkan-Expreß“
Der Tönissteiner Talviadukt der Brohltalbahn bei Bad Tönisstein
Bahnhof Kempenich im Jahre 1971
Mallet-Lokomotive 11sm, Baujahr 1906
Die Lokomotive D 3 der Brohltalbahn
Lokomotive D 3 der Brohltalbahn am 25. April 1973 in Brenk
Lokomotive D 6 der Brohltalbahn

Heutige Situation

In den letzten Jahren blieb der Bahn nur noch die Abfuhr von Phonolith ab Brenk zum Hafen und der Museumsbahnverkehr mit Triebwagen, Dampf- und Diesellokomotiven. Unterstützt wurde die Gesellschaft dabei durch die 1987 von 66 Eisenbahninteressenten gegründete Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn (IBS).

Diese restaurierte den Wagen Nr. 50, erwarb 1990 zwei polnische schmalspurige Schlepptender-Lokomotiven und einige gebrauchte Personenwagen für den Museumsbetrieb.

1992 übernahm die IBS den ganzen Betrieb einschließlich der Streckenunterhaltung.

Streckenbeschreibungen

Strecke Brohl − Engeln − Kempenich

Die landschaftlich reizvolle Bahnstrecke besitzt in ihrem Verlauf einige bauliche Besonderheiten. Zu ihnen gehören zwei gemauerte Viadukte bei Tönisstein und Oberzissen, verschiedene Kastenbrücken sowie ein Tunnel von 97,00 m Länge bei Tönisstein. Zwischen Oberzissen und Engeln überwindet die Bahn eine Steilrampe mit einer Steigung von 1 : 20. Dieser Streckenabschnitt gehört zu den steilsten Adhäsionsstrecken mit 1000 mm Spurweite in Deutschland und wird seit 1934 ohne Zahnstange betrieben.

Gleisverbindung vom Personenbahnhof zum Rheinhafen

Die aus Richtung Kempenich in Brohl ankommenden Züge biegen nach rechts in das Rheintal ein, wo etwas über der Talsohle der Personenbahnhof der Brohltalbahn am Hang des Dicktberges als Kopfbahnhof liegt. Auf der Fahrt zum Rhein hin müssen die Bundesbahnstrecke und die damalige Provinzialstraße Bonn–Koblenz, heute B 9, überquert werden. Wegen der Nähe zur Ortschaft Brohl ist dies nur mit Sägefahrten möglich. Nach dem Wechsel der Fahrtrichtung im Personenbahnhof und Überquerung der Bahnstrecke auf einer Brücke erreichten die Züge nach einem zweiten Richtungswechsel den sogenannten Umladebahnhof. Hier konnten die Transportgüter in Normalspurwagen und auf Straßenfahrzeuge umgeschlagen werden. Außerdem konnten über eine Rollwagengrube Normalspurwagen abgegeben oder übernommen werden. Eine Schiebebühne über sechs Gleise erleichterte die Arbeiten. Nach einem erneuten Richtungswechsel überquerten die Züge vorbei am 6-ständigen Lokschuppen die Provinzialstraße und fuhren an deren Rand entlang zum Brohler Winterhafen. Diese Gleisverbindung zum Hafen wurde 1904 fertiggestellt und 1933 dreischienig ausgebaut. Hier konnte mittels Kran und Sturzbühne der Schiffsumschlag erfolgen. Diese Strecke hat eine Länge von 1,95 km.

Lokomotivbestand heute

Nr. Bauart Hersteller bei BEG
seit
Eigentümer heute
Dampflokomotiven
11sm B'Bn4vt Humboldt 1906/348 1906 IBS, wartet auf HU
E 168 B'Bn4vt Henschel 1908/8915 2007 IBS, abgestellt
V Dh2 Chrzanow 1955/3236 1990 IBS, abgestellt
VI Dh2 Chrzanow 1955/3247 1990 IBS, abgestellt
Triebwagen
VT 30 Bo'Bo' Fuchs 1956/9053 1989 IBS ehem. T 30 WEG
Diesellokomotiven
D 1 C O & K, 1965/26528 1965 BEG in HU
D 2 C O & K, 1965/26529 1965 BEG betriebsfähig
D 3 C O & K, 1966/26623 1967 BEG abgestellt
D 5 B'B' Henschel, 1966/31004 1998 ex FEVE 1405

frühere Triebfahrzeuge

Nr. Bauart Hersteller bei BEG
seit
Verbleib
Zahnradlokomotiven
Z 1 C1/bn4t Esslingen 1900/3025 1900 +1931
Z 2 C1/bn4t Esslingen 1900/3026 1900 +1928
Z 3 B/an2t Winterthur 1898/1217 1900 +1922
Z 4 B/an2t Winterthur 1898/1218 1900 +1922
Z 5 C1/bn4t Esslingen 1913/3682 1913 +1934
Adhäsionslokomotiven
10 sm B'Bn4vt Humboldt 1904/236 1905 +1934
12 sm B'Bn4vt Humboldt 1920/1474 1920 +1964
I Eh2t Krauss 1930/8488 1930 +1965
II C'Ch4vt Hanomag 1928/10570 1934 +1957 ex Albtalbahn
III Eh2t Jung 1951/11502 1957 +1966 ex Nassauische Kleinbahn.
IV Dh2t Krauss 1927/8399 1940 +1966 ex Staatliche Waldbahn
Ruhpolding–Reit im Winkl
G 3 1Cn2 Krauss 1914/6978 1924 +1957
G 4 1Cn2 Krauss 1914/6979 1924 1937 an Kerkerbachbahn
Diesellokomotive
D 4 B B MaK, 1958/401029 1972 1989 verkauft an RhB
Triebwagen
50 DWK 1925/86 1925 -1937 Umbau in VB 50
51 DWK 1927/120 1935 +1964 ex KBE
52 DWK 1927/121 1937 +1962 ex KBE

Literatur

  • Joachim Jakubowski: Die Chronik der Brohltalbahn. 200 Seiten, Verlag Kersting, Niederkassel-Mondorf 1992. ISBN 3-925250-08-5
  • Gerd Wolff: 90 Jahre Brohltal-Eisenbahn, 48 Seiten, EK-Verlag, Freiburg 1991

Film

Weblinks


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