Völkerwanderung

Völkerwanderung
Spangenhelm aus dem 6. Jahrhundert, Import aus oströmischen Werkstätten.

In der historischen Forschung wird unter dem Begriff Völkerwanderung im engeren Sinne die Wanderbewegung vor allem germanischer Gruppen im Zeitraum vom Einbruch der Hunnen nach Ostmitteleuropa ca. 375/376, die damit eine Fluchtbewegung anderer Völker in diesem Raum auslösten, bis zum Einfall der Langobarden in Italien 568 verstanden.[1] Die Völkerwanderungszeit fällt in die Spätantike und bildet damit ein Bindeglied zwischen der klassischen Antike und dem Beginn des europäischen Frühmittelalters, da man sie beiden Epochen zurechnen kann. Die Völkerwanderung stellt allerdings keinen einheitlichen und in sich abgeschlossenen Vorgang dar. Vielmehr spielten bei den Wanderungsbewegungen der zumeist heterogen zusammengesetzten Gruppen unterschiedliche Faktoren eine Rolle, wobei in der neueren historischen und archäologischen Forschung viele Einzelaspekte der Völkerwanderung sehr unterschiedlich bewertet werden.

395 kam es nach dem Tod des römischen Kaisers Theodosius I. zu einer faktischen Reichsteilung, wenngleich immer noch nominell zwei Kaiser über das Imperium herrschten und Gesetze für beide Teile Gültigkeit besitzen sollten. 382 und 418 wurden vertragliche Regelungen zwischen der römischen Reichsregierung und den Westgoten getroffen, was schließlich eine Ansiedlung der Goten auf römischem Territorium zur Folge hatte. Auch die Franken wurden auf römischem Boden angesiedelt und übernahmen als Foederaten Aufgaben des Grenzschutzes im Nordosten Galliens. Nach dem Rheinübergang von 406 und dem Eindringen der Vandalen und Sueben in das Westreich zeichnete sich langsam, aber zunehmend der Zusammenbruch der weströmischen Verwaltungsordnung ab. Im Zusammenhang mit diesem Prozess kam es schließlich 476/80 zum Zusammenbruch des Weströmischen Reiches, während das Oströmische Reich die Völkerwanderungszeit weitgehend intakt überstand. Auf dem Boden des westlichen Imperiums entstanden demgegenüber im 5. und 6. Jahrhundert germanisch-romanische Reiche, die die Kultur Europas im Mittelalter entscheidend prägen sollten.[2]

Inhaltsverzeichnis

Allgemeiner Überblick

Der Begriff Völkerwanderung

Der Begriff „Völkerwanderung“ taucht im Deutschen zuerst Ende des 18. Jahrhunderts auf. Das Deutsche Wörterbuch verzeichnet dazu die Abhandlung Geschichte der Deutschen von Michael Ignaz Schmidt aus dem Jahr 1778, in der von der „sogenannten Völkerwanderung“ die Rede ist.[3] Als feste Epochenbezeichnung benutzt ihn 1790/92 Friedrich Schiller in seinem Aufsatz „Ueber Völkerwanderung, Kreuzzüge und Mittelalter“,[4] er fand dann im 19. Jahrhundert recht schnell allgemeine Verbreitung.[5] Außerhalb des deutschen Sprachraums wird bis heute der kriegerische Aspekt dieser Epoche, verbunden mit dem „Einfall der Barbaren“, hervorgehoben (barbarian invasions - nun verstärkt aber auch migration period -, invasion barbare, invasioni barbariche).[6]

In der modernen Forschung wird der Begriff durchaus kritisch gebraucht, da nach neuerer Einschätzung das in der älteren Forschung entworfene Bild von „wandernden Völkern“ nicht haltbar ist (siehe auch den folgenden Abschnitt zur Ethnogenese). Es kam zwar (aus ganz unterschiedlichen Gründen) in dieser Zeit zu Zügen von mehr oder weniger großen verschiedenen Gruppen, die aber in der Regel heterogen zusammengesetzt waren.[7] Von einem einheitlichen Prozess der „Wanderung“ ganzer Völker kann daher nicht die Rede sein.

Ethnogenese

Die germanischen „Stämme“ (gentes, nationes) der Völkerwanderungszeit stellten nach heute dominierender Forschungsmeinung keine konstanten Einheiten oder Abstammungsgemeinschaften dar, auch wenn die Quellen dies teils suggerieren. Vielmehr konnten sich beispielsweise gotischen Verbänden auch Rugier oder Heruler anschließen; einzelne Individuen und ganze Gruppen konnten ihre „Ethnizität“ wiederholt wechseln. Die moderne Forschung hat nachgewiesen, dass Gleichartigkeiten der Sprache, der Kleidung oder der Waffen allein für eine ethnische Zuordnung kaum aussagekräftig sind.[8] Wichtig in der neueren Forschung ist in diesem Zusammenhang die Kategorie der Ethnogenese, die einen äußerst diffizilen Prozess darstellt. So wird die Entstehung von ethnischen Identitäten in der Spätantike heute nicht mehr als biologische Kategorie, sondern als historischer Prozess verstanden. Verschiedene Gruppen konnten sich demnach zu neuen zusammenschließen, wobei es in der Regel ausreichte, dem Verband loyal zu dienen.[9]

Die Bezeichnung „Völkerwanderung“ ist nach Ansicht eines Teils der modernen Forschung insofern irreführend, als dass keine „ganzen Völker“, sondern oft nur (mehr oder weniger) große Teile von Stämmen „wanderten“, die zudem ethnisch zumeist heterogen zusammengesetzt waren: Die alte Vorstellung, eine ethnisch einheitliche Gruppe sei aus ihrer „Urheimat“ aufgebrochen, auf der Wanderung ein homogener Verband geblieben und habe sich am Ende ihrer Wanderung woanders neu angesiedelt, ist zumindest problematisch. Die moderne Forschung hat hingegen vielmehr aufgezeigt, dass die Identität einer gens in der Regel am Ende dieses Prozesses eine andere war als am Anfang.[10] Ein Stamm war eher eine Rechtsgemeinschaft, die in Größe und ethnischer Zusammensetzung stark variierte. Ein verbindendes Element konnte ein Traditionskern (Reinhard Wenskus) sein, der etwa durch die Führungsgruppe eines Verbandes repräsentiert wurde. Einen Zusammenhalt stifteten ansonsten wohl beispielsweise die Stammeslegenden (siehe Origo gentis), die die Herkunft der jeweiligen gens oft topisch auf mythische Gründer und eine angebliche skandinavische Heimat zurückführten. Allerdings werden diese Überlieferungen von der modernen Forschung – anders als früher – meistens mit großer Skepsis betrachtet.[11]

Der Untergang Roms

Welche Rolle die Entwicklungen der Völkerwanderungszeit bei der Auflösung des Weströmischen Reiches spielten, ein in der Forschung immer wieder diskutiertes Problem, ist nicht pauschal zu beantworten. Sicher ist, dass Rom im späten 4. und im frühen 5. Jahrhundert nicht mehr in der Lage war, den Invasoren so effektiv wie früher zu begegnen, wenn es teilweise auch gelang, barbarische Gruppen in das Imperium einzubinden (was nie von Dauer war). Die Errichtung der germanischen Königreiche (regna) im 5. und 6. Jahrhundert im Westen auf dem Boden des Imperiums lässt sich dabei nicht mehr so leicht erklären, wie es früher oft angenommen wurde, und war oft ein schleichender Prozess.[12]

Das Verdikt des französischen Althistorikers André Piganiol, der nach dem Zweiten Weltkrieg in seinem Werk L’Empire chrétien (veröffentlicht 1947) noch pauschal erklärte, die römische Zivilisation sei von den Germanen regelrecht ermordet worden, ist heute angesichts der neueren Forschung nicht mehr in dieser Form haltbar. In der älteren Forschung, besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, zogen viele Historiker aus dem romanischen und angelsächsischen Raum derartige Formulierungen nicht zuletzt aufgrund der damaligen militärischen Auseinandersetzungen mit dem modernen deutschen Nationalstaat heran. Umgekehrt beriefen sich viele deutsch-nationale Historiker, insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus auf das angebliche „germanische Erbe“ der Völkerwanderungszeit.[13]

Die neuere Forschung hat seit den 1970er Jahren stärker den Aspekt betont, dass die Spätantike (und damit auch die Völkerwanderungszeit) eine Zeit des kulturellen Transformationsprozesses war, an dem auch die „Barbaren“ durchaus ihren Anteil hatten. Allerdings war auch dieser Prozess mit Gewalt und einem erheblichen materiellen Niedergang verbunden, was in jüngerer Zeit von einem Teil der Forschung wieder hervorgehoben wird.[14]

Der Untergang Westroms wurde nach Ansicht vieler Forscher vor allem durch den Einbruch der Hunnen in Gang gesetzt.[15] Das Oströmische Reich, das eigentlich das erste Ziel der hunnischen und gotischen Angriffe war, konnte die Völkerwanderungszeit im Gegensatz zum Westreich unter anderem deshalb intakt überstehen, da es den Angreifern nicht gelang, von Europa aus zu den reichen kleinasiatischen und orientalischen Provinzen überzusetzen - dies war vor allem den quasi uneinnehmbaren Mauern von Konstantinopel zu verdanken. Dennoch war Ostrom selbst zu stark unter Druck, um Westrom wirksam Hilfe leisten zu können. Im Westen wäre zu klären, wie viel Substanz der klassisch-antiken Kultur im 5. und 6. Jahrhundert noch vorhanden war, zumal auf dem europäischen Festland oft eine germanisch-romanische Symbiose erfolgte.[16] Die römische Politik, in den Kämpfen im 5. Jahrhundert oftmals Germanen gegen Germanen zu benutzen (wie die Westgoten in Hispanien gegen die Vandalen oder später die Ostgoten in Italien gegen Odoaker), hatte nur mäßigen Erfolg, denn der jeweilige Sieger befand sich anschließend wieder in einer besseren Position gegenüber der römischen Regierung. Eine entscheidende Rolle bei der Auflösung Westroms spielten weniger die Barbaren im regulären römischen Heer als vielmehr die germanischen foederati: Mit dem Verlust reicher Provinzen (vor allem Nordafrika) verlor Westrom die finanzielle Basis, um eigene Truppen zu unterhalten, was zu weiteren Niederlagen und zur vermehrten Anwerbung von foederati führte. Diese ließen sich vom Kaiser immer schlechter kontrollieren, ersetzten schließlich weitgehend die regulären weströmischen Truppen und errichteten dann faktisch unabhängige Reiche. Diese akzeptierten allerdings mindestens bis in das 6. Jahrhundert formal die Oberhoheit des (ost-)römischen Kaisers, um so ihrer Herrschaft zusätzlich Legitimation zu verschaffen. Die höchst verlustreichen Gotenkriege Kaiser Justinians verdeutlichten noch einmal, dass man um 550 tatsächlich noch mit kaiserlichen Interventionen im Westen zu rechnen hatte, machten aber zugleich auch die Grenzen der militärischen Ressourcen Ostroms deutlich.

Die germanisch-romanischen Regna

Die vielleicht wichtigste Leistung der römischen Staatlichkeit war das Entstehen der sogenannten regna (Reiche) auf dem Boden des Imperiums: Goten in Italien (wo später auch die Langobarden einfielen) und Hispanien, Vandalen in Nordafrika, Franken und Burgunden in Gallien; die Kleinreiche der Angelsachsen in Britannien nehmen dabei in gewisser Weise eine Sonderrolle ein. Diese trugen ganz wesentlich zum Werden Europas im Mittelalter bei. Ohne das Vorbild des spätantiken Römerreiches wären diese Reiche, die in vielerlei Weise an das Imperium anknüpften, allerdings undenkbar gewesen. Ohnehin waren die Germanen der Völkerwanderungszeit in der Regel bestrebt, an der römischen Kultur teilzuhaben bzw. sich ihrer Errungenschaften zu bedienen und sie nicht zu zerstören, wie das Beispiel des westgotischen Spanien und des ostgotischen Italien zeigt (siehe unten). Der Mediävist Patrick J. Geary erklärte dazu:

„Die germanische Welt war vielleicht die großartigste und dauerhafteste Schöpfung des militärischen und politischen Genies der Römer.“

– Patrick Geary: Die Merowinger. München 1996, S. 7.

Andererseits wurde die Integration der Germanen oft durch das unterschiedliche christliche Bekenntnis erschwert: die in das Imperium eingedrungenen Germanen nahmen, sofern vorher Heiden, recht rasch den christlichen Glauben an, oft aber in Form des Arianismus.

Zahlenmäßig waren die zuwandernden Germanen den Römern deutlich unterlegen. Auch wenn meistens nur Schätzungen möglich sind, da die antiken und mittelalterlichen Autoren oft zu Übertreibungen neigten, waren wohl 20–30.000 Kämpfer das Limit. Oft waren es wesentlich weniger.[17] Die Germanen bildeten jedenfalls eine verschwindend geringe Minderheit gegenüber der römischen Provinzbevölkerung und gingen daher oft zu einer (wenigstens bedingten) Kooperationspolitik über, sodass es angemessen erscheint, von germanisch-romanischen Reichen zu sprechen.[18] Von diesen regna hatten nur die Reiche der Franken, Langobarden, Angelsachsen und Westgoten längere Zeit Bestand.

Germanische Wanderungsbewegungen vor dem Einfall der Hunnen

Wanderungen des zweiten bis fünften Jahrhunderts.

Schon vor dem Beginn der eigentlichen Völkerwanderung hatte es im außerrömischen Barbaricum Wanderungsbewegungen der Germanen gegeben. Bereits Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. trafen die Römer auf Kimbern und Teutonen und hielten deren Zug auf. Auch später kam es zu militärischen Konflikten. Die Germanen, die nie eine politische Einheit darstellten und den Römern zahlenmäßig nicht überlegen waren, traten aber auch friedlich in Kontakt mit Rom. An der Grenze wurde Handel getrieben und Germanen dienten nicht selten im römischen Heer.[19] Über viele Wanderungsbewegungen jenseits des römischen Horizonts wissen wir dennoch oft nur aus zumeist mündlich tradierten Berichten, die später schriftlich festgehalten wurden und dabei oft mythisch verklärt sind. Die wohl bekannteste dieser Ursprungsgeschichten, eine sogenannte Origo gentis, ist die Gotengeschichte (oder Getica) des Jordanes aus dem 6. Jahrhundert. Entgegen seiner Darstellung, dass die Goten aus Skandinavien stammen würden, sind sie nach heutiger Erkenntnis im 2. Jahrhundert n. Chr. von dem Gebiet an der Weichsel in Richtung Schwarzes Meer gezogen.[20] Die Goten verursachten damit die erste größere Wanderbewegung und verdrängten die Vandalen und Markomannen nach Süden und die Burgunden nach Westen. Diese Bevölkerungsverschiebungen waren einer der Auslöser für die Markomannenkriege, in denen Rom der Germanen nur mit Mühe Herr werden konnte.[21] In den 50er und 60er Jahren des 3. Jahrhunderts, als Rom mit den Symptomen der Reichskrise zu kämpfen hatte, stießen gotische Gruppen immer wieder auf den Boden des Imperiums vor.[22]

Etwa um 290 teilten sich die Goten in Terwingen/Visigoten und Greutungen/Ostrogoten auf.[23] Die Greutungen/„Ostgoten“ siedelten sich im Schwarzmeerraum der heutigen Ukraine an. Die Terwingen/„Westgoten“ ließen sich vorerst auf der Balkanhalbinsel nieder, im Raum nördlich der Donau im heutigen Siebenbürgen. Die Terwingen gerieten dabei in direkten Kontakt mit Rom, es kam sogar zu militärischen Auseinandersetzungen, die aber nicht entscheidend waren. 332 erhielten die Donaugoten den Status von foederati, mussten also Rom vertraglich garantierte Waffenhilfe leisten. Der Gotenzug ist vor allem deshalb von Interesse, weil die nachfolgende Entwicklung gerade für die Goten nachhaltige Folgen hatte: Der Hunneneinbruch um 375 (siehe unten) vertrieb sie nicht nur aus ihrer neuen Heimat, sondern setzte durch das darauffolgende Übersetzen der Goten ins Imperium einen Prozess in Gang, in dessen Folge Rom ums Überleben zu kämpfen hatte.

Etwa zur gleichen Zeit wie die Goten wanderten die Langobarden von der Unterelbe nach Mähren und Pannonien. Kleinere Einfälle in römisches Herrschaftsgebiet wurden in dieser Zeit entweder zurückgeschlagen oder endeten mit kleineren Grenzkorrekturen. Weiter im Westen durchbrach die Stammeskonföderation der Alamannen im 3. Jahrhundert die römischen Grenzbefestigungen, den obergermanisch-raetischen Limes, und siedelte sich im sogenannten Dekumatland an (Limesfall). Viele Stämme wurden auch als Bundesgenossen gezielt an den Grenzen des Reiches angesiedelt und bildeten Puffer zu feindlicher gesinnten Stämmen (siehe Föderaten).

Rom hatte aus den Germaneneinfällen des 3. Jahrhunderts gelernt und im frühen 4. Jahrhundert umfassende militärische Reformen in Angriff genommen. Wichtig war dabei, dass man seit der Gründung des persischen Sassanidenreichs beständig mit Bedrohungen an mehreren Grenzen zu rechnen hatte; die heftigen Kämpfe mit den Persern banden starke römische Kräfte und hatten so die germanischen Invasionen des 3. Jahrhunderts überhaupt erst ermöglicht. Um diesem strategischen Dilemma begegnen zu können, musste die militärische Leistungsfähigkeit des Imperiums verbessert werden. Die Kaiser Diokletian und Konstantin der Große, der das Christentum im Imperium privilegierte (Konstantinische Wende), bauten daher das Bewegungsheer (comitatenses) aus, nahmen die Grenzen im Norden an Rhein und Donau zurück, ließen zahlreiche Festungen errichten und sicherten so noch einmal die Grenzen in Nord und Ost. Der spätere Kaiser Julian konnte noch 357 in der Schlacht von Argentoratum ein zahlenmäßig wohl überlegenes alamannisches Aufgebot vernichten. Trotz der Schwierigkeiten, in die Rom im 3. Jahrhundert durch die Bildung gentiler Großverbände wie der Alamannen und Franken und die gleichzeitigen Kriege mit Persien geraten war, war es militärisch diesen Vorstößen immer noch gewachsen.[24] Vor 378 lag die militärische Initiative in der Regel auf römischer Seite. Doch mit dem Einfall der Hunnen änderte sich die Bedrohungslage fast schlagartig; zugleich hatte Rom bereits das Äußerste an militärischer Leistungsfähigkeit erreicht und konnte daher nicht mehr flexibel reagieren. Dies und der Umstand, dass sich in der Folgezeit die Qualität und Größe der wandernden gentes veränderte, sind die wichtigsten beiden Merkmale der Völkerwanderung, durch die sich diese trotz des relativ unscharfen Begriffs von den vorherigen Wanderungsbewegungen unterscheidet.[25]

Die Völkerwanderungszeit

Karte Europas, Völkerwanderung mittels Pfeilen eingezeichnet – Kenntlich sind auch die Siedlungsräume germanischer Stämme innerhalb des Imperium Romanum

Der Hunneneinbruch und seine Folgen

„Hunorum gens monumentis veteribus leviter nota ultra paludes Maeoticas glacialem oceanum accolens, omnem modum feritatis excedit. […] Hoc expeditum indomitumque hominum genus, externa praedandi aviditate flagrans inmani, per rapinas, finitimorum grassatum et caedes ad usque Halanos pervenit, veteres Massagetas“

„Das Hunnenvolk, in alten Berichten nur wenig genannt, wohnt jenseits der Mäotischen Sümpfe zum Eismeer zu und ist über alle Maßen wild. […] Diese kampftüchtige, unbändige Menschenrasse brennt vor entsetzlicher Gier nach Raub fremden Gutes; plündernd und mordend überfiel sie damals ihre Grenznachbarn und drang bis zu den Alanen, den einstigen Massageten, vor.“

– Ammianus Marcellinus, Res Gestae, 31, 2, 1; 31, 2, 12.[26]

Der Bericht des römischen Geschichtsschreibers und ehemaligen Offiziers Ammianus Marcellinus, den dieser im 31. Buch seines Geschichtswerks darlegt, ist die einzige zusammenhängende Darstellung des Einfalls der Hunnen. Ammianus, ein ansonsten sehr zuverlässiger Berichterstatter, wusste aber nur aus zweiter Hand von den Ereignissen, die sich um 375 (die genaue Chronologie für diese Zeit ist unklar, so dass auch das Jahr 375 als festes Datum für den Beginn des Hunneneinbruchs nicht gesichert ist[27]) außerhalb des römischen Blickfelds im Gebiet der heutigen Ukraine ereigneten. Ammianus beschreibt die Hunnen jedenfalls mehr als Bestien denn als richtige Menschen. Er schildert, wie die Hunnen zunächst die Alanen niederwarfen und dann das gotische Greutungenreich Ermanarichs in der heutigen Ukraine vernichteten, wobei die Alanen wohl mit den Hunnen kooperierten.[28] Wer aber die Hunnen genau waren und woher sie stammten, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Die in der älteren Forschung teils vertretene Ansicht, sie seien mit den in chinesischen Quellen erwähnten Xiongnu verwandt, wird inzwischen von der Mehrheit der modernen Forscher abgelehnt oder wenigstens sehr skeptisch gesehen, da auch ein großer zeitlicher Abstand zwischen dem Erscheinen der beiden Gruppen liegt. Über die Ursachen der hunnischen Wanderungsbewegung kann ebenso nur spekuliert werden.[29] In den antiken Quellen wird übereinstimmend ihre Grausamkeit und Kulturlosigkeit herausgestellt, wobei der Begriff „Hunnen“ später von westlichen Autoren allgemein benutzt wurde, um Völkergruppen zu bezeichnen, die aus der zentralasiatischen Steppe auftauchten (wie vorher die Bezeichnung „Skythen“). Einige Christen sahen das plötzliche Auftauchen der Hunnen, die mit großer Brutalität und Schnelligkeit agierten und mit den Kompositbögen eine neue Waffe einsetzten, sogar als eine Strafe Gottes an.[30]

Sicher ist, dass die Hunnen, die wohl nicht unter einheitlicher Führung operierten, auf ihrem weiteren Zug nach Westen eine wellenartige Fluchtbewegung mehrerer germanischer und sarmatischer Stämme nach Süd- und Westeuropa auslösten. Die Greutungen gerieten größtenteils unter ihre Herrschaft, wenn sich auch einzelne Gruppen dem Zugriff entziehen konnten (und andere dies später ebenfalls immer wieder versuchten). Der hunnische Druck hatte auch die Flucht des Großteils der terwingischen Goten an der Donau zur Folge. Unter ihrem neuen Anführer Fritigern baten sie den römischen Kaiser Valens, der den Osten des Imperiums regierte, um die Erlaubnis, sich auf römisches Gebiet begeben zu dürfen. Valens kam diesem Ersuchen schließlich nach, und so strömten im Jahr 376 mehrere Tausend Terwingen und andere Flüchtlinge über die Donau ins Römische Reich.[31] Allerdings hatte man auf römischer Seite offenbar die Zahl der Flüchtlinge völlig unterschätzt und es noch dazu versäumt, diese auch zu entwaffnen. Infolge römischer Versäumnisse und Inkompetenz stockten die Nahrungslieferungen an die Goten, die zudem schlecht behandelt wurden. Wohl Anfang 377 erhoben sie sich daraufhin gegen die Römer.[32]

Die folgenden Ereignisse schienen zunächst nicht ernsthaft bedrohlich. Valens brach dennoch einen geplanten Feldzug gegen die Sassaniden ab und zog Truppen zusammen, um gegen die Goten in Thrakien vorzugehen. Während der Operationen im Sommer 377 mussten die Römer jedoch erkennen, dass die Goten nicht so leicht auszuschalten waren. Valens begab sich im Frühjahr 378 selbst nach Thrakien und tauschte mehrere Offiziere aus. Auch Valens’ Neffe und Kaiser im Westen, Gratian, hatte direkte Hilfe versprochen, doch wurde er durch einen Einfall der Alamannen gebunden; der damit zusammenhängende Vorstoß Gratians war der letzte eines römischen Kaisers über den Rhein. Am 9. August 378 kam es dann in Thrakien, im europäischen Teil der heutigen Türkei, zur Schlacht von Adrianopel zwischen den Goten und der römischen Armee. Ohne größere Not hatte Valens sich mit etwa 30.000 Mann, den besten Einheiten der östlichen Hofarmee, auf das offene Feld begeben.[33] Die Terwingen hatten allerdings ebenfalls Unterstützung erhalten und zwar in Form der sogenannten Dreivölkerkonföderation, die aus Greutungen, Alanen und sogar aus geflüchteten Hunnen bestand, die sich dem Zugriff der Hauptmasse der Hunnen entzogen hatten.[34] Zudem hatten die römischen Späher die Stärke des feindlichen Heeres unterschätzt, das wohl etwa 20.000 Mann betragen hat. Die Römer, erschöpft vom Marsch in der Sommerhitze und noch dazu ohne ausreichende Verpflegung, konnten gegen die wendig operierenden feindlichen Reiter wenig ausrichten, während das gotische Fußvolk den Römern ebenfalls schwer zu schaffen machte. Am Ende entkamen nur rund ein Drittel der römischen Soldaten und auch Kaiser Valens fiel. Weitaus schwerwiegender war aber, dass mit ihm mehrere der besten römischen Einheiten im Osten vernichtet wurden sowie eine Vielzahl hoher und erfahrener römischer Offiziere fiel, darunter zwei Heermeister.[35] Ammianus, der um 391/94 sein Werk niederschrieb, ließ dieses mit der Schlacht von Adrianopel enden, die er mit der Schlacht von Cannae verglich,[36] auf die aber bekanntlich der römische Sieg folgte.

Von Adrianopel bis zur Plünderung Roms 410: Die Goten im Imperium Romanum

Darstellung Theodosius’ I. auf einer römischen Münze

Der Gotenvertrag von 382

Tatsächlich waren die Folgen der Niederlage von Adrianopel zwar schwerwiegend, aber keineswegs der Anfang vom Ende des Imperiums. Thrakien stand den Goten zwar weitgehend offen, dennoch konnten sie den Sieg nicht wirklich ausnutzen.[37] Gratian eilte nun aus dem Westen herbei und sah sich gezwungen, einen neuen Kaiser im Osten einzusetzen. Er entschied sich für den aus Spanien stammenden Römer Flavius Theodosius, dessen gleichnamiger Vater bereits ein sehr erfolgreicher General gewesen war.[38] Theodosius, der das Christentum zur Staatsreligion erheben sollte, erwies sich als ein weitaus fähigerer Kaiser als Valens. 379 bezog er in Thessaloniki Quartier und führte mehrere Operationen gegen die Goten durch. Allerdings litt die römische Offensive unter dem Mangel an erfahrenen Soldaten und qualifizierten Offizieren, so dass sich Theodosius schließlich gezwungen sah, auf „Barbaren“ zurückzugreifen. Gratian, der im Jahr 380 Teile der Dreivölkerkonföderation in Illyrien ansiedeln konnte, sandte erfahrene Offiziere in den Osten, darunter Bauto und Arbogast den Älteren. Es war aber der römische Heermeister Flavius Saturninus, der im Oktober 382 mit den Goten in Thrakien einen Frieden aushandeln konnte.

Der Gotenvertrag sah vor, dass die Goten sich auf Reichsboden an der unteren Donau ansiedeln durften. Sie wurden zu Reichsangehörigen und von der Steuer befreit. Allerdings wurde ihnen das conubium verweigert, sie durften also keine Ehen mit römischen Bürgern eingehen. Das von ihnen besiedelte Land blieb weiterhin römisches Staatsgebiet, wenn es auch einen autonomen Status erhielt. Als Gegenleistung mussten die Goten in Kriegszeiten unter eigenen Anführern dienen, das Oberkommando kam aber römischen Offizieren zu.[39] Der Vertrag wurde früher oft als Beginn vom Ende des Imperiums angesehen, da Barbaren nie zuvor ein halbautonomes Siedlungsgebiet zugestanden worden war, noch dazu in relativer Nähe zur Reichszentrale. Allerdings betont ein Teil der neueren Forschung, dass der Vertrag in den Kernpunkten nicht wesentlich über frühere Föderatenabkommen hinaus ging:[40] Rom behauptete seinen Führungsanspruch und profitierte von den nun zur Verfügung stehenden Truppen, auf die es Theodosius vor allem ankam, da es immer schwieriger wurde, genügend Römer für den Militärdienst einzuziehen. Wenn sich später auch die Nachteile dieser Regelung bemerkbar machten, da diese mit hohen finanziellen Zuwendungen verknüpft war, kann die Ansiedlung kaum als der Beginn der Bildung germanischer regna auf dem Boden des Imperiums interpretiert werden.[41]

Die Goten als Föderaten und als Gegner Roms

Die gotischen foederati sollten eine wichtige Rolle in der Militärpolitik Kaiser Theodosius’ I. spielen. Dass Theodosius ganz handfeste realpolitische Ziele verfolgte und nicht einfach ein „Freund des gotischen Volkes“ war, wie Jordanes berichtet,[42] bezeugen die hohen Verlustraten gotischer Truppen auf seinen Feldzügen. Schließlich scheiterte die vom Kaiser betriebene Integrationspolitik hinsichtlich der Goten: Auch wenn etwa Fravitta und andere treu zu Rom standen, waren andere Goten unzufrieden mit der Vereinbarung. Bereits 391 hatten sich einige von ihnen erhoben und konnten nur mit Mühe vom römischen General Stilicho zurückgeschlagen werden, 392 erneuerten sie den Vertrag von 382. In diesem Zusammenhang taucht in den Quellen das erste Mal der Name Alarich auf, der aus der adligen Familie der Balthen stammte und Anführer der sich nun formierenden Westgoten wurde.[43]

Im Krieg gegen den Usurpator Eugenius hatten die Goten wieder hohe Verluste zu beklagen gehabt, wobei nicht auszuschließen ist, dass Theodosius sie ganz bewusst opferte, um so einen potentiellen Gegner zu schwächen. Als Theodosius Anfang 395 in Mailand starb, erhielten die Goten die Erlaubnis nach Osten zurückzukehren. Bald mussten sie jedoch feststellen, dass ihr Siedlungsland von den Hunnen verwüstet worden war. Verbittert zog Alarich mit den Goten gegen Konstantinopel, um einen neuen Vertrag zu erzwingen.[44] Die beiden folgenden Jahre waren von einem ständigen 'Auf und ab' gekennzeichnet, in dem Stilicho der Gegenspieler der Westgoten wurde und Alarich zwischen die Fronten des sich zuspitzenden Konflikts zwischen West- und Ostrom geriet, die nach der Reichsteilung von 395 immer mehr auf Konfrontationskurs gingen.

Gotische Adlerfibel

397 wurden die Goten in Epirus angesiedelt, zogen aber 401, vielleicht aufgrund einer anti-gotischen Stimmung im Ostreich, wieder ab. Sie zogen plündernd durch den Balkanraum und Griechenland und fielen schließlich sogar in Italien ein, wo sie aber 402 bei Verona eine schwere Niederlage erlitten. Wie schon einige Jahre zuvor versuchte Stilicho, der neue starke Mann im Westen, dem die Leitung der Reichsgeschäfte faktisch allein zufiel, die Goten für seine Zwecke zu instrumentalisieren.[45] Stilicho plante sogar ein gemeinsames Vorgehen gegen Ostrom, doch da brach 405/06 unerwartet der Gote Radagaisus mit einem gewaltigen Heer mit Tross, das der hunnischen Umklammerung entkommen war, in Italien ein. Stilicho musste eiligst Truppen zusammenziehen. Es gelang ihm zwar mit hunnischer Unterstützung Radagaisus und dessen polyethnisch zusammengesetzten Verband zu stellen und zu schlagen, doch verlor er das Interesse an Alarich.[46] Dieser reagierte darauf, indem er seine eigenen Truppen an der Grenze Italiens zusammenzog und einen hohen Geldbetrag von der weströmischen Regierung in Ravenna einforderte.[47] Stilicho lenkte nun ein, zumal sich in Britannien 407 der General Konstantin erhoben hatte und nach Gallien übergesetzt war, wo die Rheingrenze kollabiert war (siehe unten): Alarich wurde das Heermeisteramt versprochen, worauf dieser wiederholt spekuliert hatte, um so seine Stellung gegenüber der römischen Regierung zu verbessern. Vor allem sollten die materiellen Wünsche der Goten erfüllt werden. Da aber fiel Stilicho einer Intrige zum Opfer. Er wurde Ende August 408 hingerichtet, auch der Großteil seiner Familie und seiner Anhänger kam ums Leben.[48]

Die Eroberung und Plünderung Roms 410

Mit der Ermordung Stilichos, des ehrgeizigen, aber dem weströmischen Kaiser gegenüber loyalen Generals, sollte man sich in Ravenna jedoch verkalkuliert haben: Ganze Verbände barbarischer Truppen, die unter Stilicho gedient hatten, gingen zu den Goten über, darunter wohl auch die 12.000 Krieger, die der General aus dem Radagaisusheer in das Reichsheer übernommen hatte. Der schwache weströmische Kaiser Honorius weigerte sich zu verhandeln, so dass Alarich handelte und insgesamt dreimal gegen Rom zog, um seine Forderungen durchzusetzen. Rom war zwar schon seit Jahren nicht mehr die Hauptstadt des Imperiums, doch hatte es seine Bedeutung als Symbol nicht verloren. Im Oktober 408 konnte man sich in Rom, wo Durst und Hunger herrschten, noch gegen eine gewaltige Summe freikaufen.[49] Doch weder die römischen Senatoren noch der Bischof von Rom konnten den Kaiser im sicheren Ravenna dazu bewegen, mit den Goten zu verhandeln. So erschien Alarich wieder vor Rom und setzte sogar mit dem Senator Priscus Attalus einen Gegenkaiser ein, der aber die Hoffnungen Alarichs nicht erfüllen konnte und schon 410 wieder abgesetzt wurde; ebenso zerschlugen sich die Hoffnungen, nach Nordafrika übersetzen zu können. Wenigstens gelang es den Goten, den römischen General Sarus, einen ehemaligen Konkurrenten Alarichs bei der Führung der Goten, zu schlagen.[50] Schließlich sah Alarich, aller Optionen beraubt, nur noch einen Ausweg. Am 24. Oktober 410 drangen die Goten in die alte Metropole am Tiber ein und plünderten sie regelrecht, wobei Alarich, wie die meisten Goten inzwischen Christ, nur darauf bestand, dass die Kirchen verschont wurden.[51]

Die Eroberung Roms, die erste seit dem Galliersturm 387 v. Chr., war vor allem auf die starre Haltung des Honorius zurückzuführen. Dieser hatte offenbar den Ernst der Lage nicht richtig erkannt, und diesmal war kein Stilicho zur Hand, um mit den Goten fertig zu werden. Diesen ging es keineswegs um die Zerstörung Roms. Die sich hinziehenden Verhandlungen verdeutlichen vielmehr, dass Alarich für sich und sein Volk gesichertes Siedlungsland erhalten und von Rom als Partner anerkannt werden wollte.[52] Die römische Germanenpolitik versagte, acht Jahre später hingegen sah man in der Ansiedlung der Goten sogar eine Möglichkeit, das Imperium zu stabilisieren (siehe unten). Alarich hingegen, der vor einem Dilemma stand, aus dem er keinen Ausweg sah (insofern mutet die Eroberung Roms nicht als Lösung, sondern eher als eine Art Verzweiflungstat an), starb wenig später; die Führung der Goten übernahm sein Schwager Athaulf.

Die an die Eroberung Roms anschließende Plünderung der Stadt war ein Schock für die gesamte römische Welt und rief Endzeitängste unter den Christen hervor, während die Heiden dies als gerechte Strafe dafür ansahen, dass Rom den alten Kulten den Rücken gekehrt hatte. Der große Kirchenlehrer Augustinus von Hippo sah sich veranlasst, sein Werk De Civitate Dei zu verfassen, um mögliche Erklärungsmuster aufzuzeigen. Orosius wiederum versuchte in seinem Werk Historiae adversum paganos nachzuweisen, dass das heidnische Rom viel schlimmere Schicksalsschläge erlitten hatte. Der gelehrte Diskurs wirkte tiefgreifend und nachhaltig. Es bleibt festzustellen, dass die Plünderung Roms weniger realpolitische als ideengeschichtliche Konsequenzen hatte und bis heute prägend gewirkt hat.[53]

Der Rheinübergang von 406/07 und seine Folgen: Die Goten in Aquitanien und die Vandalen in Nordafrika

Das römische Reich zum Zeitpunkt des Todes Theodosius’ I. 395 n. Chr.

Der Zusammenbruch der Rheingrenze: Invasionen und Usurpationen

Am 31. Dezember 406 überschritt eine große Anzahl barbarischer Stämme, vielleicht auf der Flucht vor den Hunnen oder aufgrund von Nahrungsmittelknappheit, den Rhein bei Mogontiacum (Mainz) (siehe Rheinübergang von 406).[54] Die drei größten Gruppen stellten die Vandalen, Sueben und Alanen dar. Die Vandalen selbst waren unterteilt in zwei Unterstämme, die Hasdingen und die Silingen, und hatten um 400 ihren Stammsitz etwa im Süden des heutigen Polens sowie im heutigen Tschechien, Teile waren aber bereits von Kaiser Konstantin dem Großen in Pannonien angesiedelt worden.[55] Im Winter 401/02 überfielen sie die römische Provinz Raetia, Teile schlossen sich dem oben beschriebenen Zug des Radagaisus an. Die Identität der Sueben ist problematischer, da der Terminus zwar in älteren Quellen gebraucht wurde, dann aber um 150 n. Chr. verschwindet und erst später wieder benutzt wurde. Wie die Vandalen lebten sie aber westlich der Karpaten und sind weitgehend mit den früheren Quaden identisch.[56] Die iranischen Alanen waren aus ihrer alten Heimat von den Hunnen vertrieben worden. Teile von ihnen waren ebenfalls 405/06 mit Radagaisus gezogen und hatten sich nach dessen Untergang mit vandalischen Gruppen zusammengeschlossen. Auch die Sueben stießen dazu und gemeinsam drangen sie in das Innere Galliens vor. Föderierte Franken, die hier schon seit der Mitte des 4. Jahrhunderts angesiedelt waren, stellten sich den Angreifern ohne Erfolg entgegen (siehe auch Respendial). Die Quellenlage erlaubt es zwar nicht, die Invasion in allen Einzelheiten nachzuvollziehen. Die Invasoren zogen aber anscheinend in den Westen und Norden Galliens, um sich dann nach Süden und Südwesten zu wenden.[57] In den verstreuten Quellen wird auch die Verwüstung dieses Zuges überdeutlich, ohne dass die wenigen am Rhein stationierten weströmischen Streitkräfte ernsthaft etwas dagegen unternehmen konnten. Allerdings wurde die Rheinverteidigung einige Jahre später noch einmal kurzfristig wiederhergestellt. Der Mainzer Militärdistrikt (Dukat) ist womöglich auch erst nach den Ereignissen 406/07 neu eingerichtet worden.

Solidus mit dem Bildnis Konstantins III.

Der Zusammenbruch der Rheingrenze 406/407, der einem Dammbruch gleichkam, war wohl schon vorher absehbar geworden. So war bereits um 400 der Sitz der Gallischen Präfektur, der neben der Italischen Präfektur obersten Verwaltungsbehörde des Weströmischen Reichs, von Trier nach Arles verlegt worden. Der Erfolg der Invasoren war durch die oben beschriebenen Kämpfe Stilichos mit Radagaisus und den Goten begünstigt, so dass Gallien von Truppen weitgehend entblößt worden war. Aus diesem Umstand erklärt sich der Versuch Stilichos, Alarichs Goten zu gewinnen und mit ihrer Hilfe die Ordnung wiederherzustellen. Durch den Tod des Generals im August 408 hatten sich diese Pläne allerdings zerschlagen. Der Usurpator Konstantin III., der letzte einer ganzen Reihe britannischer Usurpatoren (siehe Marcus und Gratian), setzte bereits 407 mit den Resten des britannischen Feldheeres nach Gallien über und sicherte sich so vorläufig einen eigenen Machtbereich.[58] Gleichzeitig leistete der Abzug der römischen Truppen von der Insel dem bald darauf folgenden Verlust Britanniens Vorschub. Pikten und irische Stämme suchten die römische Provinz heim, die bald in selbstständige Einheiten zerfiel. Daraufhin rief man um 440 die Sachsen zur Hilfe, was allerdings eine germanische Landnahme zur Folge hatte, wenngleich sich römisch-britische Kleinreiche im heutigen Wales und Südwestengland noch längere Zeit halten konnten.[59]

Die Usurpation Konstantins stand wohl in Zusammenhang mit dem Kollaps der Rheingrenze, der auch in Britannien für Unruhe gesorgt hatte. Konstantin III. gelangen einige beachtliche Erfolge; so schloss er Verträge mit barbarischen Stämmen, was die Lage in Gallien wenigstens beruhigte und ihm Truppen verschaffte. Konstantin, der vor allem im südgallischen Arles residierte, wurde aber 411 vom neuen Heermeister (und späteren Mitkaiser) Constantius geschlagen und hingerichtet. 413 konnte die Rebellion endgültig niedergeschlagen werden. In Gallien nahm das Chaos noch weiter zu, nachdem sich der gallische Adlige Jovinus 411 mit Hilfe alanischer Truppen unter Goar und den ebenfalls an den Rhein vorgedrungenen Burgunden unter Gundahar, die bald darauf am Mittelrhein ein eigenes Reich errichteten, zum Kaiser ausrief.[60]

Kaiser Honorius schien die Kontrolle über Gallien vollkommen zu entgleiten. Schließlich erhob sich in Hispanien der Usurpator Maximus, der sich aber nicht lange hielt. Die Goten unter Athaulf, dem Nachfolger Alarichs, hatten sich nach der Plünderung Roms aus Italien zurückgezogen und waren dann von Jovinus umworben worden. Allerdings war dieses Bündnis, wie schon im Fall des Attalus, nur von kurzer Dauer; Athaulf ließ Jovinus bald schon wieder fallen.[61] 414 heiratete in Narbonne die Schwester des Honorius, Galla Placidia, die zuvor bei der Plünderung Roms 410 in die Hände der Goten geraten war, Athaulf, der aber 415 ermordet wurde. Dennoch ist diese Episode interessant, denn Athaulf, unter dem die „Verreiterung“ der Westgoten ihren Abschluss fand,[62] soll im Rahmen der Hochzeit sogar erklärt haben, dass er die Romania durch eine Gothia habe ersetzen wollen, nun aber eingesehen habe, dass die Barbarei der Goten dies unmöglich mache.[63] Ob nun diese Worte authentisch sind oder nicht, offenbar sehnten sich die Goten nach Siedlungsland, das von Rom anerkannt war. Vor allem deshalb wollte Athaulf in die theodosianische Dynastie einheiraten. Anerkennung konnte er als Gote und arianischer Christ freilich nicht erhoffen.

Die Ansiedlung der Westgoten in Aquitanien

Solidus Constantius’ III., der erfolgreich Krieg gegen verschiedene Usurpatoren und Invasoren führte.

Honorius’ Feldherr Constantius hatte sich im Krieg gegen den Usurpator Konstantin als ein talentierter General erwiesen. Bald wurde jedoch klar, dass man den Invasoren nur mit zusätzlichen Truppen entgegentreten konnte. Darum wandte sich die weströmische Regierung wieder an die Westgoten. Deren Anführer war seit Ende 415 Wallia, der den Krieg gegen die Römer zwar zunächst fortsetzen und sogar nach Nordafrika übersetzen wollte, Anfang 416 aber vor Constantius kapitulieren musste. In diesem Zusammenhang kehrte Galla Placidia zurück, die Constantius dann am 1. Januar 417 heiratete. Damit trat er in gewisser Weise das Erbe Stilichos an.[64] Die Goten wurden zu römischen foederati und Constantius setzte sie gleich dazu ein, die in Hispanien eingefallenen Germanen und Alanen zu bekämpfen, was die Westgoten in den folgenden beiden Jahren mit einigem Erfolg taten.[65]

418 wurden die Westgoten in Aquitanien, also im Südwesten Galliens angesiedelt. Einzelheiten sind sowohl über den Vertrag von 416 wie über den von 418 nicht bekannt und müssen vielmehr aus verstreuten Quellenaussagen herausgefiltert werden.[66] Zahlreiche Punkte sind daher in der modernen Forschung umstritten. So folgte wohl der Unterwerfung (deditio) ein offizieller Vertrag (foedus): Die Westgoten wurden im Garonnetal von Toulouse bis nach Bordeaux angesiedelt. Besonders kontrovers wird diskutiert, ob die Goten, wie auch sonst im römischen Föderatensystem üblich, durch das hospitalitas-System versorgt wurden, also ihnen Land zugeteilt wurde, oder ob sie einen Anteil an den Steuereinnahmen erhielten.[67] Ebenso wie die genauen Modalitäten des Vertrags sind auch die Auswirkungen der Ansiedlung umstritten. Auch wenn die Westgoten später immer wieder, vor allem aufgrund der Schwäche der weströmischen Regierung, eine Expansionspolitik betreiben sollten, was schließlich zu einer faktischen Unabhängigkeit des westgotischen Föderatenreichs führte (sogenanntes Tolosanisches Reich), so stabilisierten sie doch die Lage in Gallien.[68] Die Ansiedlung geschah wohl in Kooperation mit der gallo-römischen Oberschicht, zumal die Goten im Verhältnis zu den einheimischen Römern nur einen verschwindend geringen Anteil an der Bevölkerung ausmachten, was im Übrigen für alle germanischen gentes der Völkerwanderungszeit gilt.[69]

Die Vandalen in Hispanien und ihre Eroberung der weströmischen Provinz Africa

In der Zwischenzeit hatten sich die Vandalen sowie ein Großteil der Sueben und Alanen 409 von Gallien nach Hispanien abgesetzt.[70] Eine wichtige Quelle für die Ereignisse auf der Iberischen Halbinsel stellt die Chronik des Bischofs Hydatius von Aquae Flaviae dar. Darin äußerte sich dieser entsetzt über die Verwüstungen, die mit der Invasion einhergingen. 411 konnten die Eindringlinge der Regierung in Ravenna einen Vertrag abringen, dessen Inhalt uns Hydatius überliefert hat. Demnach sollten sich Teile der Vandalen und die Sueben im Nordwesten der spanischen Halbinsel ansiedeln, die Alanen in Lusitanien und der Carthagena, die silingischen Vandalen in der Baetica.[71] Als dann 416 (wie bereits beschrieben) die Westgoten, jetzt als Föderaten Roms, daran gingen, Hispanien von den Invasoren zu befreien, vernichteten sie den größten Teil der im Süden siedelnden Silingen und Alanen. Ihre Reste schlossen sich dem Vandalenkönig Gunderich an. Dieser erwies sich als ein talentierter Anführer, so dass die Vandalen und Alanen zu einer wesentlich homogeneren Gruppe zusammenwuchsen. Während die Sueben im Nordwesten zurückblieben, marschierten die Vandalen und Alanen nach Süden. 422 schlugen sie eine römische Armee und eroberten den wichtigen römischen Flottenstützpunkt Cartagena; bald darauf versuchten sie sich sehr erfolgreich als Seeräuber.[72]

Nach Gunderichs Tod übernahm 428 sein Halbbruder Geiserich, einer der fähigsten germanischen Stammeskönige der Völkerwanderungszeit, die Führung.[73] Jordanes hat in seiner Gotengeschichte eine knappe Skizze Geiserichs überliefert, wobei freilich fraglich ist, wie nah diese der Realität kommt, zumal sie einige Zeit nach dem Tod des Vandalenkönigs entstand.[74] Vandalische Selbstzeugnisse liegen uns allerdings nicht vor, und Geiserich war sicherlich ein zielbewusster und dabei teils mit äußerster Brutalität agierender Machtmensch. Um seine Macht abzusichern ließ er später die Familie Gunderichs ermorden. Ebenso war er ein fähiger Politiker und Militär, denn die folgenden Ereignisse beweisen auch einiges logistisches Können: 429 überquerten die Vandalen und Gruppen, die sich ihnen angeschlossen hatten, alles in allem etwa 80.000 Personen, die Straße von Gibraltar und setzten nach Nordafrika über.[75] Ihr Ziel war die reiche Provinz Africa, die Kornkammer Westroms und eine der am stärksten urbanisierten Regionen des gesamten Imperiums. Dasselbe Ziel hatten, wie bereits berichtet, nach der Eroberung Roms auch die Westgoten gehabt und waren daran gescheitert. Die Vandalen zogen dann von Ceuta aus fast 2.000 km in Richtung Osten, wobei sie mehrere römische Städte einnahmen, Mitte 430 standen sie vor Hippo Regius. Der Bischof der Stadt, Augustinus, der berühmte Kirchenlehrer und Philosoph, verstarb noch während der Belagerung. Die Vandalen erreichten danach die Umgebung Karthagos, das zur damaligen Zeit eine der größten Städte des Imperiums und wichtiger Flottenstützpunkt war. Die Einnahme Karthagos gelang den Vandalen allerdings nicht.[76] Trotzdem stellt der Zug der Vandalen eine beachtliche Leistung dar, über die genauen Hintergründe kursieren in den Quellen aber unterschiedliche Versionen. So berichtet der im 6. Jahrhundert lebende Geschichtsschreiber Prokopios von Caesarea im Rahmen seiner Historien (oder Kriegsgeschichten) davon, dass die Vandalen vom römischen Befehlshaber in Africa, Bonifatius, regelrecht eingeladen worden seien, da dieser sich im Streit mit Ravenna befunden hatte.[77] In der modernen Forschung wird diese Erklärung zumeist abgelehnt,[78] da Bonifatius die Vandalen, sobald sie auf dem Vormarsch waren, mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfte und ähnliche Vorwürfe bereits Stilicho gemacht wurden.[79] Außerdem hatte sich das Verhältnis zwischen Ravenna und Bonifatius 429 bereits beruhigt, in zeitgenössischen Quellen ist ohnehin keine Rede davon.[80]

So oder so reichten die militärischen Mittel Westroms in Africa nicht mehr aus, um den Vandalen effektiv entgegentreten zu können. Da sich auch Karthago halten konnte, wurde 435 in Hippo Regius daher ein Vertrag zwischen Vandalen und Westrom geschlossen, dessen Details uns aber unbekannt sind. Den Vandalen wurde offenbar der bereits besetzte Teil Africas überlassen. 439 jedoch nutzte Geiserich die Gunst der Stunde und überfiel im Handstreich Karthago, womit er sich der dort stationierten Flotte bemächtigte und Rom vom Getreide aus Africa effektiv abschnitt. 442 erkannte die weströmische Regierung diesen faktischen Verlust in einem Vertrag an.[81] Die reichste Provinz Westroms war damit offiziell in der Hand von Germanen, die noch dazu eine ganz beträchtliche Seemacht aufbauten. In diesem Punkt stellen die Vandalen eine bedeutende Ausnahme im Rahmen der germanischen gentes dar, ebenso wie in der Behandlung der einheimischen Bevölkerung.[82]

Das Hunnenreich und das Ende des Imperiums im Westen

Das Hunnenreich an der Donau und der Aufstieg des Aëtius

Obwohl die Hunnen um 375 den Don überschritten und Alanen sowie die gotischen Greutungen besiegt hatten, ist die zugehörige Quellenlage für die nächsten Jahrzehnte ausgesprochen dünn, wenngleich sie wiederholt Raubzüge unternahmen.[83] Allerdings scheinen die Hunnen lange Zeit nicht unter einheitlicher Führung operiert oder gar eine zielgerichtete Politik betrieben zu haben.[84] Freilich waren die Hunnen zu koordinierten Militäraktionen fähig, wie etwa der Einfall hunnischer Gruppen in das Sassanidenreich und die römischen Orientprovinzen im Sommer 395 beweist.[85] Im Winter desselben Jahres verwüsteten größere hunnische Verbände die römischen Balkanprovinzen.[86] Dennoch kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht von einem Hunnenreich im eigentlichen Sinn gesprochen werden, denn eine geschlossene Organisationsform ist nicht zu erkennen.

Der erste historisch und namentlich wirklich fassbare Hunnenherrscher (denn die Historizität des Hunnenführers Balamir [Balamber] ist keineswegs gesichert), ist Uldin, der um 400 über die Hunnen im heutigen Rumänien herrschte.[87] Zu dieser Zeit hatte der oströmische Heermeister Gainas, ein Gote, in Konstantinopel gegenüber Kaiser Arcadius versucht, eine ähnliche Stellung wie Stilicho im Westen zu erreichen. Dies symbolisiert zum einen die starke Rolle der Heermeister (die im Osten im 5. Jahrhundert jedoch weitaus effektiver als im Westen unter Kontrolle gebracht werden konnten), zum anderen die Bedeutung der barbarischen foederati im Imperium. Kurz darauf kam es jedoch zu anti-gotischen Ausschreitungen, loyale Truppen vertrieben Gainas, der über die Donau floh, wobei er alles Römische abwarf und angeblich sogar Menschenopfer durchführen ließ. Er selbst wurde Ende des Jahres 400 von Uldin besiegt und getötet, sein Kopf wurde nach Konstantinopel gesandt.[88] Uldin, dessen Machtbereich im Westen wohl bis in das heutige Ungarn reichte, schloss 406 ein Bündnis mit Stilicho, um den Zug des Goten Radagaisus (siehe oben) aufzuhalten. Trotz der recht beachtlichen Größe von Uldins Machtbereich herrschte er zu keinem Zeitpunkt über alle Hunnen (ebenso wenig wie übrigens Attila, siehe unten).[89] Bereits im Winter 404/405 griff Uldin oströmisches Gebiet an, 408 wiederholte er dies, wurde allerdings zurückgeschlagen und ist kurz darauf verstorben.

Anschließend scheint sich, nachdem die Westbewegung der Hunnen teils auf entschiedenen Widerstand anderer barbarischer Gruppen stieß,[90] langsam ein überregionales hunnisches Herrschaftszentrum im östlichen Karpatenraum entwickelt zu haben, wenngleich Einzelheiten darüber praktisch nicht bekannt sind.[91] Immer wieder werden in den Quellen hunnische Hilfstruppen in römischen Diensten erwähnt. Angeblich traten die Römer 427 Pannonien an die Hunnen ab,[92] was aber sehr umstritten ist. Nach kaum fassbaren Herrschern wie Charaton herrschten um 430 die Brüder Oktar und Rua über die Hunnen entlang der Donau. Rua übernahm nach Oktars Tod 430 die Alleinherrschaft und scheint die hunnische Herrschaft deutlich straffer als zuvor organisiert zu haben. 433 schloss der zu den Hunnen geflohene weströmische General Flavius Aëtius ein Abkommen mit Rua[93] und erhielt hunnische Truppen, mit deren Hilfe er sich im Machtkampf in Ravenna gegen Valentinian III. und dessen Mutter Galla Placidia durchsetzte und somit zum wichtigsten Mann Westroms wurde.[94] In den folgenden Jahren nutzte Aëtius wiederholt hunnische Hilfstruppen: So vernichtete er mit ihrer Hilfe 436 das Burgundenreich am Mittelrhein, was den historischen Kern des Nibelungenlieds darstellt.[95] Die zeitgenössischen Quellen verzeichnen dazu, dass die Burgunden faktisch völlig ausgelöscht worden seien, was aber wohl übertrieben sein dürfte, denn Aëtius siedelte 443 ihre Reste in der Sapaudia an (deren Lokalisation unsicher ist; wohl das heutige Savoyen), ähnlich wie er Teile der in Gallien verbliebenen Alanen neu ansiedelte (etwa in Aremorica sowie im Raum von Orléans).[96] Auch ansonsten versuchte der machtbewusste Aëtius Gallien für Westrom zu sichern. Gegen die am Rhein siedelnden Franken ging er ebenso vor wie gegen die aufständischen Bagauden, die in Gallien und Hispanien agierten.

Rua starb 434. Vermutlich wurde er von seinen Neffen Bleda und Attila ermordet, die nun die Herrschaft über einen Großteil der europäischen Hunnen übernahmen.

Die Herrschaft Attilas

Obwohl der Person Attilas in der europäischen Geschichte ein wirkungsmächtiger (wenn auch negativ tradierter) Nachruhm vergönnt war und ist, liegen viele Details über ihn im Dunkeln.[97] Speziell über die frühen Jahre Attilas ist kaum etwas bekannt. Nachdem er und sein Bruder Bleda die Herrschaft antraten, setzten sie den von ihrem Onkel Rua eingeschlagenen Kurs der Konsolidierung des „hunnischen Reiches“ fort. So forderten sie etwa die Auslieferung hunnischer Flüchtlinge vom oströmischen Kaiser. Mit Konstantinopel war im Vertrag von Margus (Datierung umstritten) noch eine Verständigung erreicht worden, doch richtete sich 441 bzw. 442 eine Militäraktion beider Brüder gegen das oströmische Reich, die unter anderem zur Einnahme der Städte Singidunum und Sirmium durch die Hunnen führte.[98] Mit der Ermordung Bledas (wohl 445) gewann Attila die Führung über die Hunnen im Donauraum, wobei aber hervorzuheben ist, dass auch Attila zu keinem Zeitpunkt Herr aller Hunnen war. Um seine Herrschaft über das immer noch nur locker aufgebaute Hunnenreich zu stabilisieren, unternahm Attila in der Folgezeit immer wieder Feldzüge, die sich vor allem gegen Ostrom richteten. So stießen die Hunnen 447, nachdem der oströmische Kaiser Theodosius II. die Tribute verweigert hatte, tief in den Balkanraum und bis nach Griechenland vor.[99] Zu den Völkern, die Attila Heerfolge leisten mussten, gehörten unter anderem die Gepiden sowie Goten, die unter hunnischer Herrschaft standen.[100] Bald darauf sah sich der oströmische Kaiser dazu gezwungen, Frieden mit Attila zu schließen, wobei den Hunnen gewaltige Zahlungen geleistet werden mussten.

Solidus der zur Feier der Hochzeit Valentinians III. und Licinia Eudoxias geprägt wurde, der Tochter des oströmischen Kaisers Theodosius II.. Auf der Rückseite werden sie zu dritt in Hochzeitskleidung dargestellt.

Währenddessen konnte der schwache weströmische Kaiser Valentinian III., der schon als Kind auf den Thron gelangt war, durchaus zufrieden sein. Die Hegemonie der Hunnen über eine Vielzahl germanischer Stämme verringerte das Invasionsrisiko, jedenfalls solange Ravenna im guten Einvernehmen mit dem Hunnenherrscher stand.[101] Dafür bürgte Aëtius, der sich ausgezeichneter Kontakte zu Rua erfreut hatte und diese Politik auch gegenüber Attila fortsetzte. In Konstantinopel war man freilich nicht bereit, Attila auf Dauer zu finanzieren. 449 wurde eine oströmische Gesandtschaft zu Attila entsandt, welcher auch der aus Thrakien stammende Priskos angehörte. Dieser veröffentlichte später seine Aufzeichnungen, von denen uns nur Fragmente erhalten sind. Dennoch gewähren sie einzigartige Einblicke in das Leben am Hof Attilas, der in einem prunkvollen Holzpalast in der Theißebene residierte.[102]

Nachdem sich der neue oströmische Kaiser Markian jedoch geweigert hatte, die Zahlungen an den Hunnenkönig fortzusetzen, zog Attila in Richtung Westen. Der Jahrzehnte später lebende Jordanes überliefert, dass Honoria, die Schwester des weströmischen Kaisers, die aufgrund ihrer freizügigen Lebensführung zwangsverheiratet werden sollte, Attila gebeten habe, sie zu befreien und sich ihm sogar als Ehefrau angeboten habe.[103] Die moderne Forschung tendiert teilweise dazu, dieser Notiz wenig Glauben zu schenken.[104] Allerdings ist es durchaus möglich, dass Attila in Kontakt mit oppositionellen Kreisen am weströmischen Kaiserhof stand, wenn der Wahrheitsgehalt auch nicht abschließend zu klären ist. Attila, der stets darum bemüht war, auf Augenhöhe mit West- und Ostrom zu verkehren, forderte Honoria zur Frau und mit ihr einen Anteil am Imperium, um so seine Ranggleichheit, vielleicht sogar seine Oberhoheit zu demonstrieren. Damit wäre aber gleichzeitig die Position des Aëtius erschüttert worden, der denn auch den Widerstand organisierte.[105]

451 fiel Attila mit einem starken Heer, das neben Hunnen unzählige Heeresabteilungen unterworfener oder den Hunnen tributpflichtiger Völker umfasste, in Gallien ein. Allerdings hatten Attilas diplomatische Bemühungen, die Vandalen zum Kriegseintritt zu bewegen, keinen Erfolg.[106] Die Hunnen zogen bis nach Orléans, das Attila belagern ließ. Gleichzeitig zog ihm Aëtius mit den Resten des regulären weströmischen Heeres, das immer mehr durch Föderaten ersetzt wurde, und mehreren verbündeten gentes entgegen, darunter Westgoten, Franken, Sarmaten und Alanen. Die bis heute nicht genau lokalisierte Schlacht auf den Katalaunischen Feldern bei Troyes endete unentschieden, Attila musste sich zurückziehen. Aëtius hatte während der Schlacht womöglich sogar bewusst die Westgoten, die den rechten Flügel der Römer hielten und deren König Theoderich I. im Kampf fiel, bluten lassen, um so einen potentiellen Gegner in Zukunft zu schwächen. Jedenfalls soll der General angeblich befürchtet haben, dass die Goten die Römerherrschaft beseitigen würden, sollten die Hunnen erst einmal ausgeschaltet sein.[107] Allerdings hatte schon der bekannte Althistoriker John Bagnell Bury der Schlacht ihre oft zugeschriebene welthistorische Bedeutung abgesprochen.[108] Dennoch: Die Römer und ihre Verbündeten konnten die Hunnen zwar nicht vernichtend schlagen, wohl aber fügten sie ihnen hohe Verluste zu. Vor allem aber war der Nimbus der Unbesiegbarkeit der Hunnen ein für alle Mal gebrochen. Attila sah sich daher gezwungen, 452 in Italien einzufallen. Dort gelangen ihm zwar einige Erfolge, so wurde Aquileia erobert, entscheidend waren aber auch diese nicht. Geschwächt durch Hunger und Seuchen im Heer zog sich Attila wieder zurück.[109] In diesem Zusammenhang wird gelegentlich das Bild vermittelt, Papst Leo der Große habe den Hunnenkönig durch sein Einwirken zum Rückzug bewegt. Mit entscheidend waren jedoch Veränderungen im Osten. Dort hatte Kaiser Markian Angriffe auf hunnisches Territorium befohlen.[110] Die koordinierte Offensive, wenn sie vielleicht auch nicht formal abgesprochen war, verfehlte nicht ihre Wirkung und trug maßgeblich zur hunnischen Niederlage in Italien bei. Attila bereitete daraufhin einen Feldzug gegen das Ostreich vor, doch verstarb er 453 während seiner Hochzeit mit der Fürstentochter Ildikó.

Der plötzliche Tod Attilas wirkte wie ein Fanal. Die meisten unterworfenen Völker warfen das hunnische Joch ab, der Versuch der Söhne Attilas, das Reich ihres Vaters zu bewahren, endete mit ihrer Niederlage in der Schlacht am Nedao 454, wobei die Ostgoten noch auf hunnischer Seite kämpften.[111] Bald darauf wandten sie sich aber gegen die Hunnen, deren Reich noch rascher unterging als es errichtet worden war. Der Kopf des Attilasohnes Dengizich wurde 469 sogar in Konstantinopel zur Schau gestellt. Die Reste der Hunnen zerstreuten sich, einige dienten aber noch im 6. Jahrhundert im oströmischen Militär.[112] Aëtius jedoch konnte sich seines Sieges über die Hunnen nur kurze Zeit erfreuen: Im September 454 wurde er von Kaiser Valentinian III., der die übergroße Macht seines Generals fürchtete, ermordet. Kurz darauf, im März 455, fiel auch der Kaiser einem Attentat zum Opfer.[113]

Die letzten Jahre Westroms: Schattenkaiser und das Regime Ricimers

Der Tod des Aëtius war für Westrom verhängnisvoll. Wenngleich auch er nicht in der Lage gewesen war, die kaiserliche Machtstellung im Westreich flächendeckend durchzusetzen, so hatte er wenigstens Italien und weite Teile Galliens dem Imperium gesichert und erfolgreich Krieg geführt. Der überaus ehrgeizige Aëtius war sicherlich wie viele einflussreiche Militärs ein Teil des Problems, denn die kaiserliche Autorität schwand immer mehr. Doch sollte mit seinem Tod und dem Valentinians für mehrere Föderaten das Zeichen gekommen sein, ihren Machtbereich auf Kosten Westroms auszudehnen. In den letzten beiden Jahrzehnten seiner Existenz sollte Westrom von „Schattenkaisern“ regiert werden, die teils nur wenige Monate im Amt waren und das Westreich nicht mehr stabilisieren konnten.[114]

Erschwerend kam hinzu, dass die Barbaren nun nicht nur den Kern der römischen Eliteverbände bildeten, sondern auch immer mehr in die Spitzenpositionen der Armee vorrückten. Letzteres sagt jedoch wenig über ihre Loyalität aus, denn auch Barbaren konnten dem Kaiser durchaus treue Dienste leisten, wie zahlreiche Beispiele zeigen (etwa Flavius Victor, Bauto, Stilicho, Fravitta), und zudem strebten fast alle danach, sich römischer Lebensweise anzugleichen. Verheerender war, dass analog zum Niedergang kaiserlicher Macht im Westen die Macht der hohen Militärs fast zwangsläufig zunahm. Tatsächlich hatten sowohl Stilicho, der ein halber Vandale war, als auch die Römer Aëtius und Belisar, über Privattruppen verfügt (bucellarii). Auch wenn kein germanischer Heermeister jemals selbst nach dem kaiserlichen Purpur griff (dies war den Germanen aufgrund ihrer Abstammung und ihres zumeist arianisch-christlichen Bekenntnisses nicht möglich), so übten sie im Westen seit dem späten 4. Jahrhundert teilweise enormen Einfluss aus. Demgegenüber gelang es im Osten wesentlich besser, die Heermeister zu kontrollieren. Kaiser Leon I. beendete dort den letzten ernsthaften Versuch eines barbarischen Heermeisters, in diesem Fall des Alanen Aspar, auf die kaiserliche Politik einzuwirken.[115] Dem Kaiser in Konstantinopel kam zugute, dass während des 5. Jahrhunderts die Beziehungen zum neupersischen Sassanidenreich, dem großen Rivalen Roms im Osten, so gut waren wie nie zuvor. Auch wenn es nach dem Tod Attilas auf dem Balkan zu Kämpfen kam, etwa mit den sich nun formierenden Ostgoten, die bald Teile Pannoniens kontrollierten, tangierte dies kaum die Stabilität des Ostreichs, dessen reichste Provinzen unbehelligt blieben.[116] Anders als Westrom konnte sich der Osten daher die Finanzierung der notwendigen Heere weiterhin leisten und sogar wiederholt, wenngleich vergebens, den Kaiser in Ravenna mit Geld und Truppen unterstützen.

Solidus des Petronius Maximus.

Währenddessen kam der Westen jedoch nicht mehr zur Ruhe.[117] 455 wurde Rom zum zweiten Mal innerhalb von 45 Jahren erobert und geplündert, diesmal von den Vandalen. Deren König Geiserich betrachtete offenbar seinen 442 mit Valentinian III. geschlossenen Vertrag mit dem Tod des Kaisers als erloschen; die bereits beschlossene Verlobung seines Sohnes Hunerich mit der Tochter Valentinians, Eudocia, war somit ebenfalls hinfällig, womit sich die Beziehungen zwischen Karthago und Westrom erheblich verschlechterten. In Rom regierte im Mai 455, als die vandalische Flotte, die Jahre zuvor schon Sizilien bedroht hatte, vor der Mündung des Tibers auftauchte, Petronius Maximus, der die Witwe Valentinians, Licinia Eudoxia, geheiratet hatte. Petronius Maximus verfügte aber kaum über reale Macht und wurde am 31. Mai von burgundischen Soldaten getötet. Drei Tage später drangen die Vandalen in die Stadt ein und plünderten sie systematisch, aber kaum in einer wilden Zerstörungswut, wie ihn der Begriff Vandalismus heute suggeriert, wenn auch die Eroberung von 455 ihre Wirkung auf die Zeitgenossen nicht verfehlte. Die Vandalen zogen nicht nur mit reicher Beute ab, sondern verschleppten zudem die Witwe Valentinians sowie zwei seiner Töchter und zahlreiche hochgestellte Persönlichkeiten nach Karthago.[118] Bald darauf beanspruchte Geiserich Sizilien und Italien als Erbe Valentinians für sich, war doch eine Tochter Valentinians, Eudocia, mit Geiserichs Sohn Hunerich verheiratet.

Kaiser Avitus auf einem Tremissis.

Nun begann die Zeit der raschen Kaiserwechsel, an der mehrmals entweder germanische Fürsten oder Heermeister beteiligt waren. Den Anfang machte der aus vornehmer gallischer Familie stammende Heermeister Eparchius Avitus, der mit westgotischer Unterstützung zum Kaiser erhoben wurde. Gegen die Sueben, die in Hispanien auf die Ausdehnung ihres Reiches spekulierten, gingen die Westgoten erfolgreich vor. Gegen die Vandalen auf Sizilien und Korsika behauptete sich 456 der General Flavius Ricimer, Sohn eines Suebenfürsten und einer gotischen Prinzessin. Von Avitus wurde Ricimer in den Rang eines Heermeisters erhoben. Als sich jedoch die Stimmung in Italien zu Ungunsten des Avitus verschob, was den Abzug seiner gotischen Truppen zur Folge hatte, und der Kaiser in Konstantinopel dem Gallier die Anerkennung verweigerte, wandte sich Ricimer gegen seinen Gönner und besiegte ihn im Oktober 456 bei Placentia. Avitus trat zurück und starb bald darauf.

Ricimer, nunmehr vom oströmischen Kaiser zum Patricius ernannt, erhob daraufhin den Illyrer Majorian zum Kaiser.[119] Dieser ging in Gallien gegen die Germanen vor, die die Gunst der Stunde nutzten und von den Wirren im Westreich profitieren wollten.[120] Der von Majorian eingesetzte Heermeister Aegidius operierte sehr erfolgreich gegen die Franken am Rhein und eroberte das von den Burgunden besetzte Lyon zurück.[121] Arles, nunmehr Sitz der Zivilverwaltung Galliens und Hispaniens, konnte gegen die Westgoten gehalten werden, die sich kaum mehr an ihr Föderatenabkommen gebunden sahen und auch nach Hispanien expandierten.[122] Doch gelang es Majorian schließlich, sich mit den Burgunden und Westgoten zu verständigen. 460 begab sich der Kaiser nach Hispanien; es war das letzte Mal, dass ein Kaiser die Iberische Halbinsel betrat. Majorian erscheint in den Quellen, etwa bei Sidonius Apollinaris, als ein energisch und zielbewusst agierender Kaiser, der als letzter weströmischer Kaiser (mit Ausnahme von Anthemius) wirklich noch einmal die Initiative zurückgewinnen wollte. So plante er 461 eine Invasion Africas, da die Vandalen weiterhin die Getreidelieferungen blockierten. Als jedoch vandalische Schiffe die Römer in Hispanien bedrängten und eine Ausschiffung der Truppen verhinderten, musste der Kaiser den Plan aufgeben.[123] Kurz darauf wurde Majorian auf Befehl des übermächtigen Ricimer festgesetzt und ermordet, vielleicht nicht primär aufgrund der misslungenen Operation, die wohl nur einen Vorwand bot, sondern womöglich auch aufgrund des eigenständigen Handelns des Kaisers. Ricimer betätigte sich wieder als Kaisermacher und erhob den Senator Libius Severus zum neuen Augustus.

Die Ermordung Majorians hatte jedoch zur Folge, dass Aegidius, der gallische Heermeister und Freund des Ermordeten, dem neuen Kaiser die Anerkennung verweigerte. Als Ricimer ihn absetzen wollte, rebellierte Aegidius, wurde aber durch eine Offensive der Westgoten gezwungen, nach Nordgallien auszuweichen, wo er sich mit Teilen des Feldheeres und fränkischen Verbündeten halten und ein eigenes Reich im Raum von Soissons errichten konnte. Die kleine gallo-römische Enklave hielt sich sogar über das Ende des Westreichs hinaus: Nach dem Tod des Aegidius (464 oder 465), übernahm vielleicht zunächst ein nicht näher bekannter Offizier namens Paulus das Kommando (der eventuell aber auch auf eigene Rechnung operierte), danach der Sohn des Aegidius, Syagrius. 486/87 fiel die Enklave der fränkischen Expansion unter Chlodwig I. zum Opfer.[124] In Trier wiederum konnte sich der comes Arbogast der Jüngere, offenbar ein romanisierter Franke, bis 475 gegen die Franken behaupten.

Tremissis des Anthemius.

Auch Libius Severus hielt sich nicht lange auf dem Thron: Er wurde 465 ermordet. Die folgenden anderthalb Jahre, in denen der Westgotenkönig Eurich das Vertragswerk (foedus) mit Westrom brach und nach Südgallien und Hispanien vorstieß,[125] machte sich Ricimer nicht mehr die Mühe, einen Kaiser zu bestellen. Aus Konstantinopel traf dann jedoch 467 der General und Aristokrat Anthemius ein, der das Kaiseramt übernahm. Anthemius war vom Ostkaiser mit Truppen und sehr viel Geld ausgestattet worden; er bemühte sich, den Einfluss Ricimers wenigstens einzudämmen und ernannte mit Marcellinus einen zweiten Heermeister, der 468 wohl auf Befehl Ricimers ermordet wurde.[126] Während in Gallien und Noricum die römische Verteidigung gegenüber den Germanen immer mehr bröckelte und schließlich faktisch kollabierte, wandte sich Anthemius den Vandalen zu und plante 468 in Kooperation mit Ostrom eine großangelegte Invasion Africas, um diese wichtige Provinz wiederzugewinnen. Doch auch dieser Plan schlug fehl, die große römische Flotte wurde von den Vandalen vor Karthago in Brand gesteckt.[127] Was dem Vandalenreich das Überleben sicherte, erschütterte die Machtbasis des weströmischen Kaisers nachhaltig und entscheidend. In Gallien breiteten sich Westgoten, Burgunden und Franken auf Kosten Westroms nun immer weiter aus, nur die Auvergne und die Provence waren noch zu halten. Ein ansonsten nicht bekannter bretonischer (oder britischer) Anführer namens Riothamus soll die Römer in ihrem Abwehrkampf unterstützt haben, wurde aber von den Westgoten geschlagen. Als sich Anthemius mit Ricimer überwarf, war das Ende abzusehen, es kam zum Bürgerkrieg: Ricimer belagerte den Kaiser in Rom, im Juli 472 wurde Anthemius von einem Neffen Ricimers, dem Burgunden Gundobad, ermordet. Seine Nachfolge trat Olybrius an.[128] Bald darauf verstarb auch Ricimer. Er wird in der Forschung meist sehr negativ und weitaus weniger differenziert bewertet als beispielsweise Stilicho und Aëtius.[129] Sicherlich hatte er vor allem die eigenen Interessen im Blick, gleichzeitig war er aber bemüht, die wenigen verbliebenen Ressourcen Westroms zu bündeln und zur Verteidigung Italiens zu nutzen.[130] Am Ende reichte dies jedoch nicht aus, nur vier Jahre später wurde der letzte Kaiser in Italien abgesetzt.

Der „Untergang Westroms“

Olybrius, der letzte Kaiser von Ricimers Gnaden, verstarb Anfang November 472, nur wenige Monate nach dem Tod des suebischen Heermeisters. Das Heermeisteramt blieb nicht lange unbesetzt. Ricimer folgte sein oben erwähnter Neffe Gundobad nach, der im März 473 den Beamten Glycerius zum Kaiser erhob. Allerdings verweigerte der oströmische Kaiser Leon I. diesem die Anerkennung und favorisierte stattdessen den Heermeister von Dalmatien, Julius Nepos. Dieser war ein Neffe des Marcellinus, jenes Generals, den Majorian einst als Gegengewicht zu Ricimer benutzt hatte. Nepos landete im Juni 474 im Hafen Portus und zog kurz darauf in Rom ein. Glycerius sah die Hoffnungslosigkeit der Lage ein und trat zurück, um sein Leben als Bischof von Salona zu beschließen, Gundobad ging nach Gallien und bestieg den burgundischen Königsthron.[131]

Tremissis des Julius Nepos.

474 schloss das neue oströmische Herrscherkollegium Leon II. und Zenon einen Vertrag mit Geiserich, womit die vandalischen Raubzüge aufhörten und sein Reich auch von Ostrom anerkannt wurde;[132] allerdings wird der Vertrag auch teils in das Jahr 476 datiert.[133] Julius Nepos sah sich derweil mit einer schwierigen Situation konfrontiert. Das Imperium hatte Hispanien inzwischen vollkommen an die Sueben und Westgoten verloren. In Gallien hatten Letztere Clermont-Ferrand belagert, wo der bereits oben erwähnte Sidonius Apollinaris die Verteidigung mit organisierte, und 471 die letzte größere weströmische Heeresabteilung vernichtet. 473 fielen Arles und Marseille, die Goten stießen aber sowohl in der Auvergne als auch im spanischen Ebrotal auf erbitterten Widerstand.[134] Den bereits faktischen Verlust der Auvergne erkannte der Kaiser 475 in einem Vertrag mit dem Westgotenkönig Eurich auch de iure an und zog den Heermeister Ecdicius aus Gallien ab.[135] Die Abtretung zerstörte allerdings das gerade erst aufkeimende Vertrauensverhältnis zwischen dem Kaiser und der gallo-römischen Aristokratie.[136] Kurz darauf erhob sich der Heermeister Flavius Orestes, ein ehemaliger Hofbeamter Attilas, gegen Nepos, verjagte ihn aus Ravenna und setzte dafür seinen eigenen kleinen Sohn Romulus auf den weströmischen Thron. Die Römer gaben dem kleinen Kaiser den Spottnamen „Augustulus“ (kleiner Augustus). Es wurde immer offensichtlicher, dass das westliche Imperium nur noch einen Schatten früherer Macht darstellte. Ein Jahr darauf, 476, erhob sich das italische Heer, das nun fast vollkommen barbarisiert war und Siedlungsland in Italien beanspruchte, unter Führung des Odoaker, Sohn des Skirenfürsten Edekon, gegen Orestes. Dieser wurde im August 476 geschlagen und getötet. Der Sieger verhielt sich gegenüber Romulus aber großzügig und erlaubte ihm abzudanken und gewährte ihm eine Geldzahlung; womöglich ist dieser Romulus mit einer Person gleichen Namens identisch, die noch unter der Gotenherrschaft lebte. Odoaker, der auch den Königstitel annahm, machte sich nicht einmal mehr die Mühe, einen neuen Kaiser zu erheben, sondern sandte die kaiserlichen Insignien nach Konstantinopel. Er ließ weiter nach Konsularjahren datieren und prägte bis 480 Münzen mit dem Bildnis des Julius Nepos. Trotzdem erreichte er aber nicht die Anerkennung des oströmischen Kaisers. Dieser mobilisierte vielmehr die Rugier (die bereits unter ihrem König Flaccitheus um 470 ein eigenes Reich nördlich der Donau gegründet hatten) gegen den Usurpator, doch Odoaker vernichtete deren Reich im Jahr 487/88.[137] Er vernachlässigte auch nicht die Sicherung des italischen regnums, sein Feldherr Pierius sorgte für die Umsiedlung der römischen Bevölkerung des bedrohten Noricum nach Italien.[138]

Das Jahr 476 gilt im allgemeinen Bewusstsein oft als das „Ende Roms“. Dies kann jedoch nur bedingt Gültigkeit haben. Zum einen regierte der letzte anerkannte weströmische Kaiser, Julius Nepos, noch bis 480 im dalmatischen Exil. Zum anderen ist es fraglich, ob den Zeitgenossen die Bedeutung dieses „Epochendatums“ wirklich bewusst war.[139] Denn die Idee des Gesamtreiches existierte weiter, nur war nun der Kaiser in Konstantinopel der einzig legitime Kaiser. In den folgenden zwei Jahrhunderten sollte es zudem nicht an Versuchen fehlen, das weströmische Kaisertum zu erneuern.[140] Der ideelle Vorrang des oströmischen Kaisers wurde auch weiterhin jahrzehntelang von den germanischen Herrschern anerkannt und respektiert.[141] Marcellinus Comes, ein oströmischer Chronist, stellte um 520 das Jahr 476 als Enddatum des weströmischen Reiches heraus. Diese Vorstellung übernahm er vielleicht aus einer anderen Quelle, sie spiegelt aber vor allem den östlichen Standpunkt um diese Zeit wider, jedoch kaum den der westlichen Senatsaristokratie, die auch das Ende des westlichen Imperiums überstand. Offenbar propagierten die Ostkaiser damals die Vorstellung vom Untergang des Westreichs, um ihren eigenen Anspruch auf diese Gebiete begründen zu können. In der Forschung ist dieser Themenkomplex nach wie vor umstritten.[142] Die Vorstellung, die in das Imperium eingedrungenen Germanen allein seien für den Untergang des Römischen Reiches verantwortlich, ist aber äußerst vereinfachend und wird von der Mehrheit der modernen Forscher eher abgelehnt. Vielmehr spielten mehrere Problembündel eine Rolle.[143] Umgekehrt spricht der Umstand, dass Ostrom das 5. Jahrhundert überstand, gegen die Annahme, das spätrömische System sei an sich selbst und also primär an inneren Ursachen gescheitert. Die noch in der älteren Forschung häufig anzutreffende These, mit der Absetzung des Romulus Augustulus das Ende der Antike anzusetzen, gilt heute jedenfalls zumeist als nicht mehr haltbar.

Sicher ist, dass der Zerfallsprozess des westlichen Imperiums, der spätestens mit dem Ende der theodosianischen Dynastie 455 einsetzte, seit etwa 470 rapide an Tempo gewann. Die nun offenbar sehr stark „barbarisierte“ weströmische Armee, die durch die Bürgerkriege im 4. Jahrhundert geschwächt war, war im 5. Jahrhundert nicht mehr in der Lage, die Verteidigung der Grenzen effektiv zu gewährleisten (wobei das Problem weniger in mangelnder Loyalität der Truppen als vielmehr in leeren Kassen und daher ausbleibenden Soldzahlungen bestand). Das gallische Feldheer etwa löste sich mit der Rebellion des Aegidius faktisch selbst auf. Der Verlust der reichen Provinzen Africa und Gallien hatte enorme steuerliche Einbußen für den weströmischen Staat zur Folge. Vor allem den Verlust der für die Versorgung Roms lebenswichtigen Provinzen in Nordafrika konnte man nicht mehr kompensieren; Ravenna ging daher das Geld für den Unterhalt der Truppen aus, was weitere Gebietsverluste zur Folge hatte. Der Einflussbereich des weströmischen Kaisers schmolz immer mehr dahin, bis nur noch das Kernland Italien (nebst dem Alpenraum) übrig blieb. Mit dem Verfall der kaiserlichen Macht stieg der Einfluss der weströmischen Heermeister. Am Ende waren die Ressourcen Westroms erschöpft, das Kaisertum selbst war zu einem Spielball ehrgeiziger Generäle geworden, die sich auf ein eigenes Gefolge stützen konnten. Nachdem die Heermeister zunächst durch Schattenkaiser regiert hatten, zog Odoaker die im Grunde nur folgerichtige Konsequenz, ohne Kaiser zu regieren. Als der oströmische Kaiser Zenon schließlich im Jahr 488 die Ostgoten unter dem Amaler Theoderich nach Italien sandte, um Odoaker zu entmachten, stützte sich der Gote Theoderich schon auf sein eigenes Heergefolge und zog Autorität aus seinem Amt als oströmischer patricius und gotischer Heerkönig.[144]

Vom Imperium zu Regna: Die germanischen Reichsbildungen im Westen

Die Ostgoten in Pannonien und Italien

Wie bereits erwähnt, waren die greutungischen Goten („Ostgoten“) von dem Hunneneinbruch um 375 mit am härtesten getroffen worden. Wenn sich auch einige Gruppen dem hunnischen Zugriff entziehen konnten, so geriet die Masse der Greutungen unter hunnische Herrschaft. Gotisch scheint sogar eine der Verkehrssprachen im Hunnenreich Attilas gewesen zu sein und mehrere gotische Namen (wenn wohl auch nicht originär benutzt) sind für Hunnen bezeugt.[145] Als Anführer der unter hunnischer Herrschaft lebenden greutungischen Goten erscheinen am Ende von Attilas Herrschaft drei Brüder: Valamir, Thiudimir und Vidimir aus dem Geschlecht der Amaler.[146]

Hatten die sich nun formierenden Ostgoten (die Bezeichnung geht auf Jordanes bzw. Cassiodorus zurück, wobei der in den Quellen auftauchende Name Ostrogothae [glänzende Goten] als geografische Bezeichnung umgedeutet wurde, ähnlich wie im Fall der Terwingen [Vesegothae = Westgoten]) zunächst in der Schlacht am Nedao 454 noch mit den Hunnen gekämpft, so wandten sie sich bald gegen ihre alten Herren und errichteten schließlich in Pannonien einen eigenen Herrschaftsraum.[147] Dabei kam es sowohl zu Kämpfen mit oströmischen Truppen wie mit anderen Barbarenstämmen. Der vorläufige Höhepunkt war mit dem Sieg der Ostgoten in der Schlacht an der Bolia 469 erreicht, in der eine Koalition aus Sueben, Gepiden, Skiren und wohl auch Rugiern geschlagen wurde.[148] Der Sohn Thiudimirs, Theoderich (der später „der Große“ genannt und als Dietrich von Bern zur Sagengestalt wurde), hatte einige Zeit als Geisel in Konstantinopel verbracht. Wieder nach Pannonien zurückgekehrt, wurde er von seinem Vater als Teilherrscher eingesetzt. Versuche, eine gehobene Position im Ostreich zu erlangen, scheiterten, nicht zuletzt weil ein anderer Ostgote, Theoderich Strabo, der Anführer der in Thrakien siedelnden gotischen Föderaten, von Kaiser Leon zum Heermeister ernannt worden war.

Auch wenn Leons Nachfolger Zenon den Amaler Theoderich als Gegengewicht aufbauen wollte, konnte sich Theoderich Strabo behaupten.[149] 481 kam er jedoch bei einem Reitunfall ums Leben. Erst jetzt war der Weg für den Amaler Theoderich frei, der sein Heer beträchtlich verstärken konnte. Er wurde nicht nur zum Heermeister ernannt, sondern durfte 484 sogar das prestigeträchtige Konsulat bekleiden. 487 kam es dennoch zur Konfrontation, die Zenon geschickt löste: Er beauftrage den Amaler, die Herrschaft Odoakers in Italien zu beenden. Noch im Sommer 488 brachen die Ostgoten Theoderichs auf, wobei Teile jedoch zurückblieben und sich Rugier wiederum dem Treck anschlossen.[150] Im Spätsommer 489 erfolgte der Einbruch in Italien. Odoaker wurde mehrmals besiegt, zog sich aber in das schwer befestigte Ravenna zurück. 493 ergab sich Odoaker, nachdem ein Kompromiss ausgehandelt wurde, wonach er an der gotischen Herrschaft beteiligt werden sollte. Kurz darauf brach Theoderich jedoch sein Versprechen und tötete ihn unter einem fadenscheinigen Vorwand. Theoderich führte eine kurze, aber blutige Säuberung durch, die die gotische Herrschaft über Italien vorläufig sichern sollte.[151]

Maximale Ausdehnung des Ostgotenreiches in Italien und auf dem Balkan

In Italien betrieb Theoderich eine geschickte Ausgleichspolitik zwischen Goten und Italikern.[152] Dabei nutzte er den hocheffizienten spätrömischen Verwaltungsapparat und überließ es dem vornehmen Römer Liberius, die Ansiedlung der Goten in Italien vorzunehmen. Diese schwierige Aufgabe erfüllte Liberius mit viel Fingerspitzengefühl, ohne dabei die bestehenden Besitzverhältnisse allzu stark zu belasten.[153] Überhaupt zog Theoderich zahlreiche Mitglieder der alten senatorischen Führungsschicht heran, so etwa den bereits erwähnten Cassiodor, nicht zuletzt, um sie so für sich zu gewinnen. Andererseits achtete Theoderich auf eine Trennung zwischen Goten und Römern, um so die Identität des exercitus Gothorum (des gotischen Heeresverbands, der selbst freilich nicht wirklich homogen war) soweit wie möglich zu wahren. Belastet wurde das Verhältnis durch die Tatsache, dass die Goten arianische, die Bevölkerung Italiens jedoch katholische Christen waren. Theoderich förderte die spätantike Kultur im Ostgotenreich, wenngleich in seiner Regierungszeit der Philosoph Boethius hingerichtet wurde.

497/98 wurde Theoderich von Konstantinopel offiziell als „Statthalter“ des Kaisers anerkannt, später verschlechterten sich die Beziehungen jedoch wieder. Theoderich betrieb eine weitgespannte Bündnispolitik, in die auch die benachbarten regna eingebunden werden sollten. Letztendlich hatte diese Strategie jedoch keinen großen Erfolg, denn die Franken sollten 507 die Westgoten empfindlich schlagen und die Kontrolle über den Großteil den westgotischen Galliens erlangen. Ostgotische Truppen besetzten daraufhin Teile Südgalliens, 511 wurde Theoderich sogar als König der Westgoten anerkannt, wenngleich diese Verbindung mit seinem Tod wieder erlosch.[154]

Nach dem Tod Theoderichs 526 begann eine Zeit der Thronkämpfe. Die amtierende Regentin Amalasuntha versuchte das belastete Verhältnis zu Konstantinopel zu entspannen. Die Opposition um ihren Vetter und Mitregenten Theodahad jedoch ließ sie 535 ermorden. Dies lieferte dem oströmischen Kaiser Justinian I. den willkommenen Vorwand, das Ostgotenreich anzugreifen. Sein General Belisar, der 533/34 bereits das Vandalenreich in Nordafrika zerschlagen hatte (siehe unten), eroberte Sizilien und Unteritalien. Der sich noch über Jahre hinziehende Gotenkrieg, für den Prokopios von Caesarea die wichtigste Quelle ist, führte zur Verwüstung weiter Landstriche Italiens und hatte den wirtschaftlichen Niedergang des vorher prosperierenden Landes zur Folge. Sogar die Franken mischten sich ein und fielen in Norditalien ein, wo sie schrecklich wüteten. Ein weiteres Zentrum der Kämpfe war die Stadt Rom, die mehrmals den Besitzer wechselte. Der hartnäckige Widerstand der Goten, die sich mehrmals neu sammelten (siehe etwa Totila), wurde erst 552 gebrochen, wenngleich sich einzelne gotische Widerstandsnester noch einige Zeit hielten.[155] Doch auch anschließend kam das Land nicht zur Ruhe, denn bereits 568 fielen die Langobarden ein (siehe unten).

Das Westgotenreich

Das Tolosanische Reich der Westgoten um das Jahr 500.

Das Fundament für das Westgotenreich mit der Hauptstadt Tolosa (Toulouse), nach der die erste Phase dieses Reichs (418–507) auch Tolosanisches Reich genannt wird, bestand aus dem Föderatenland, das den Westgoten 418 in Aquitanien vom weströmischen Staat zugestanden wurde (siehe oben).[156] In der Folgezeit versuchten die Westgoten immer wieder, ihr Einflussgebiet zu erweitern; sie folgten aber dem Aufruf des Aëtius, gegen die Hunnen zu kämpfen. Einen Einschnitt stellte die Regierungszeit Eurichs dar, der 466 durch Brudermord den Thron bestieg. Er brach das foedus mit Westrom und betrieb eine weitaus expansivere Politik: Im Norden stießen die Westgoten bis zur Loire vor, im Süden unterwarfen sie bald den Großteil Hispaniens (bis auf das Suebenreich im Nordwesten, das sich noch bis ins 6. Jahrhundert halten konnte),[157] im Osten gewannen sie mit dem Vertrag von 475 die Auvergne, nachdem sie bereits vorher die wichtigen Städte Arles und Marseille eingenommen hatten und 471 das letzte intakte römische Heer in Gallien zerschlagen worden war.[125]

Bemerkenswert ist, wie sich die romanische Bevölkerung verhielt. In den Quellen wird erwähnt, dass in den gallischen Städten viele Männer sich die Haare lang wachsen ließen und Hosen trugen, also Kennzeichen der Barbaren übernahmen, was die weströmischen Kaiser in Krisenzeiten sogar Sklaven verboten hatten. Manche Römer traten in die Dienste der Westgoten und befehligten teils sogar westgotische Militärverbände.[158] Da die Zahl der Westgoten (wie auch in den übrigen Reichen germanischer gentes) im Verhältnis zur romanischen Bevölkerung verschwindend gering war, verwundert diese Kooperationspolitik nicht. Der Arianer Eurich griff kaum in die bestehenden Besitzverhältnisse ein und führte auch keine religiösen Verfolgungen durch. Den Katholiken Südgalliens wurde lediglich die Einsetzung neuer Bischöfe untersagt, wohl um so eine Stütze des anti-gotischen Widerstands zu treffen.

Eurich starb 484, sein Sohn Alarich II. fiel 507 im Kampf gegen die expandierenden Franken unter Chlodwig (siehe unten).[159] Infolge dieser Niederlage ging fast das gesamte gotische Gallien verloren, nur die Region um Narbonne (Septimanien) konnte gehalten werden, auch durch das Eingreifen der Ostgoten unter Theoderich dem Großen (siehe oben). Dies hatte eine vollständige Umorientierung der Westgoten nach Hispanien zur Folge, wo sie Ende des 6. Jahrhunderts Toledo zu ihrer neuen Hauptstadt machten (daher Toledanisches Reich). Im Rahmen der Restaurationspolitik des oströmischen Kaisers Justinian I., der das Vandalen- und Ostgotenreich erobern ließ, besetzten die Oströmer auch Gebiete im Süden der Iberischen Halbinsel, wo sie sich aber nur bis zum frühen 7. Jahrhundert halten konnten. Die inneren Verhältnisse des Westgotenreichs waren von häufigen Konflikten zwischen verschiedenen um das Königtum kämpfenden Adelsfamilien bestimmt, während das Konfessionsproblem weiter bestehen blieb.[160]

Die Votivkrone von König Rekkeswinth aus dem Schatz von Guarrazar

König Leovigild, ein bedeutender Herrscher, trieb die Rechtskodifizierung voran und unterwarf die Sueben. Er bemühte sich vergeblich um die Überwindung des religiösen Gegensatzes zwischen Arianern und Katholiken. Die Königsfamilie hielt am Arianismus fest, obwohl der größere Teil der Reichsbevölkerung katholisch war. Der Thronfolger Hermenegild trat zum Katholizismus über und rebellierte vergeblich gegen seinen Vater (allerdings möglicherweise nicht in erster Linie aus religiösem Grund). Erst Leovigilds jüngerer Sohn und Nachfolger Rekkared I. löste den Konflikt. Er konvertierte 587 zum katholischen Glauben und erreichte 589 auf dem 3. Konzil von Toledo den Übertritt der Westgoten.[161] Die Herrschaft Leovigilds und Rekkareds war von maßgeblicher Bedeutung für das Westgotenreich.[162] Zwar kam es nach Rekkareds Tod 601 weiterhin zu Rebellionen und Machtkämpfen zwischen rivalisierenden Adelsgeschlechtern, doch hatte sich das Westgotenreich in der Regierungszeit dieser beiden Herrscher konsolidiert. Kulturell erlebte das Reich ab dem späten 6. Jahrhundert eine Blütezeit, deren namhaftester Repräsentant Isidor von Sevilla war. In den Klosterschulen wurde weitaus mehr vom antiken Wissen bewahrt als etwa bei den Franken, wodurch das Westgotenreich eine beachtliche kulturelle Strahlkraft erlangte.[163]

Das Ende für die Westgoten kam überraschend: Die an der Küste Nordafrikas zu Beginn des 8. Jahrhunderts westwärts vorrückenden muslimischen Araber und Berber (siehe Islamische Expansion) überquerten die Meerenge von Gibraltar und vernichteten das Gotenheer König Roderichs in der Schlacht am Rio Guadalete im Juli 711; der König selbst fiel in der Schlacht. Damit war der Untergang des Westgotenreichs besiegelt. Im Nordosten der Halbinsel leisteten die Goten noch bis etwa 719 Widerstand, den Reichsteil nördlich der Pyrenäen eroberten die Muslime 719-725. Die unterworfenen Westgoten arrangierten sich mit den neuen Herren und traten teilweise zum Islam über. Erst später rebellierten westgotische Adlige in Asturien, von wo aus die Reconquista eingeleitet wurde. Die Könige des neuen christlichen Königreichs Asturien sahen sich als Nachfolger der Westgotenkönige und erhoben damit Anspruch auf deren ehemaliges Herrschaftsgebiet.[164]

Das Vandalenreich in Nordafrika

Das Vandalenreich in der römischen Provinz Africa (weitgehend deckungsgleich mit dem heutigen Tunesien und Teilen Algeriens sowie Libyens; außerdem gehörten die Balearen, Korsika und Sardinien zu ihrem Herrschaftsbereich) stellt eine Ausnahme in den germanischen Reichsgründungen im Westen dar. Zum einen verfügten die Vandalen nach der Eroberung Karthagos 439 über eine beachtliche Flotte, mittels der sie den westlichen Mittelmeerraum weitgehend kontrollierten und sogar bis nach Griechenland vorstießen, zum anderen kam es in ihrem Herrschaftsbereich teilweise zu Verfolgungen der katholischen Mehrheitsbevölkerung, wenngleich sich dies meistens auf die Bischofsposten bezog. Die Vandalenkönige hielten an ihrem arianischen Christentum fest und waren stets um dessen Förderung und Ausbreitung bemüht (dies unterschied sie von den ebenfalls arianischen Ostgoten). Als der Nachfolger Geiserichs, Hunerich, die Besetzung des Bischofsstuhls von Karthago nach 20 Jahren Vakanz genehmigte, so hatte er sich im Gegenzug in Konstantinopel versichert, dass dort arianische Gottesdienste ausgeübt werden durften.[165] Es kam aber auch immer wieder zu Deportationen katholischer Geistlicher, über die wir vor allem durch das Werk des Victor von Vita informiert sind, der freilich manche Maßnahmen vielleicht etwas übertrieben dargestellt hat. Die Vandalenkönige gaben die Hoffnung offenbar nicht auf, doch noch zu einer Verständigung mit den Katholiken in ihrem Reich zu gelangen, denn im Februar 484 fanden Religionsgespräche statt, die aber ergebnislos verliefen.[166] König Thrasamund, der hochgebildet war und die römische Kultur im Reich förderte, verlegte seine Bemühungen auf die argumentative Ebene, ohne dass ihm ein Durchbruch gelang (siehe auch Fulgentius von Ruspe). Die Spannungen blieben bestehen, dennoch gelang es den Oströmern bei ihrer Eroberung nicht, daraus wesentlich Kapital zu schlagen.[167]

Außenpolitisch war das Vandalenreich nach der erfolgreichen Abwehr der gesamtrömischen Operation 468 gefestigt (siehe oben), vor allem nach der Anerkennung durch Ostrom drohte keine unmittelbare Invasionsgefahr. Fortan mussten sich die Vandalen vor allem um die Abwehr der „Mauren“ kümmern, also der einheimischen Berberstämme, die teils eigene kleinere Königreiche auf dem Boden der römischen Provinzen in Nordafrika gebildet hatten (u. a. Reich des Masties, Altava), und zwar keineswegs immer im Gegensatz zu der romanisierten Bevölkerung.[168] Anderseits zogen die Vandalenkönige, die den Titel rex Vandalorum et Alanorum („König der Vandalen und Alanen“) trugen und sich also bemerkenswerterweise nicht auch als Herrscher der nordafrikanischen Römer sahen, auch maurische Hilfstruppen heran, während sich die Schiffsbesatzungen vor allem aus Provinzialrömern rekrutierten.[169] Wirtschaftlich und kulturell erfreuten sich die Vandalen, die viele der römisch-katholischen Großgrundbesitzer enteignet hatten (wenngleich keineswegs flächendeckend),[170] der Annehmlichkeiten des reichen römischen Nordafrikas, welches unter der Herrschaft der Vandalen keineswegs verfiel, sondern weiterhin aufblühte. Der Handel florierte, die spätantike Bildung wurde in den Eliten weiter gepflegt. Die Vandalen genossen dabei offenbar den hohen römischen Lebensstandard und nutzten beispielsweise die Theater und den römischen Circus.[171] Der von den Quellen teils erhobene und von der älteren Forschung oft übernommene Vorwurf, die Vandalen seien dadurch verweichlicht worden, entbehrt allerdings nach Ansicht der meisten Historiker heute jeder Grundlage.

Das Ende des Vandalenreichs begann mit der Usurpation Gelimers, der den mit Ostrom sympathisierenden König Hilderich 530 gestürzt hatte. Wohl recht zögerlich ergriff der oströmische Kaiser Justinian I. im Jahr 533 die Gelegenheit, um zu intervenieren. Aus dem Bericht des Prokopios wissen wir, dass in Konstantinopel etwa der praefectus praetorio Johannes der Kappadokier mit der Entscheidung des Kaisers nicht einverstanden war, da er die Aktion als zu großes Risiko empfand.[172] Schließlich wurde dennoch ein relativ kleines Invasionsaufgebot unter dem magister militum Belisar in Marsch gesetzt, das zunächst nur die Wiedereinsetzung Hilderichs erreichen sollte. Gelimer ließ diesen aber töten. Belisar landete mit knapp 15.000 Mann und errang in den Schlachten von Ad Decimum und Tricamarum (Ende 533) überraschend den Sieg über Gelimer, der vorher ein Aufgebot von 5.000 Elitesoldaten zur Niederschlagung einer Revolte nach Sardinien in Marsch gesetzt hatte. Gelimer flüchtete zwar, wurde aber bald darauf gefangengenommen und nach Konstantinopel gebracht, wo er am Triumphzug teilnehmen musste, ansonsten aber ein angenehmes Leben auf einem Landgut führen durfte. Vandalische Truppen wurden in das kaiserliche Heer eingereiht und dienten in den Kämpfen Justinians gegen die Perser (siehe Römisch-Persische Kriege). Das Vandalenreich wurde wieder römisch und blieb dies bis zur Eroberung durch die Araber in der Mitte des 7. Jahrhunderts.[173]

Das Frankenreich

Die Franken, ein Zusammenschluss verschiedener germanischer Stämme, waren 358 vom römischen Unterkaiser (Caesar) Julian in Toxandrien angesiedelt worden.[174] 388 verwüsteten die Franken die Region um Köln, wurden aber von römischen Truppen zurückgeschlagen (siehe Gennobaudes, Marcomer, Sunno).[175] Auch Stilicho ging gegen die Franken vor, die sich 407 gemäß ihrem Föderatenvertrags den eindringenden Vandalen, Alanen und Sueben entgegenstellten, aber geschlagen wurden. In den nächsten Jahren nutzten die Franken die wirre Lage in Gallien aus und expandierten, allerdings nicht unter einheitlicher Führung, im Mosel- und Niederrheingebiet und wurden erst vom Heermeister Aëtius gestoppt. Im Bündnis mit Aëtius vollzog sich wohl die fränkische Reichsbildung in Nordostgallien.[176] Nach dem Tod des Aëtius gingen die Franken in Massen über den Rhein, unter anderem wurde Mainz eingenommen. Der Norden Galliens zersplitterte in der Folgezeit in eine Reihe kleinerer Herrschaftsräume, während der Süden von Westgoten, Burgunden und schließlich Ostgoten (in der Provence) kontrolliert wurde.

Siegelring mit dem Bildnis Childerichs I. und Aufschrift CHILDERICI REGIS

Der in Tournai residierende salfränkische Kleinkönig Childerich I., dessen prachtvoll geschmücktes Grab 1653 entdeckt wurde, half vermutlich dem gallo-römischen Feldherrn Aegidius, der sich gegen den Heermeister Ricimer und dessen Marionettenkaiser Libius Severus erhob, die Westgoten abzuwehren. Ebenso kämpfte Childerich, vielleicht mit dem römischen Befehlshaber Paulus, gegen sächsische Plünderer, die in Gallien eingefallen waren und von einem gewissen Adovacrius angeführt wurden. Aegidius errichtete im Raum von Soissons einen eigenen Herrschaftsbereich, nach seinem Tod folgte ihm nach kurzer Zeit sein Sohn Syagrius (siehe oben). Mit Childerich wird auch das fränkische Herrschergeschlecht der Merowinger historisch wirklich fassbar, die in der Folgezeit die fränkische Expansion sehr erfolgreich vorantrieben. Childerichs Sohn Chlodwig vernichtete die fränkischen Kleinreiche Ragnachars und Chararichs. 486/87 eroberte Chlodwig das Reich des Syagrius. 507 wurden die Westgoten besiegt und faktisch aus Gallien verdrängt. Gegen die Alamannen, die nach dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft in Gallien über den Rhein drängten und weiter östlich bis nach Noricum vorstießen,[177] ging Chlodwig ebenfalls vor (vielleicht in zwei Alamannenkriegen). Mit den Burgunden ging Chlodwig ein Bündnis ein und heiratete eine burgundische Prinzessin.[178] Chlodwig war ursprünglich Heide, trat jedoch zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt (wahrscheinlich aber eher gegen Ende seiner Herrschaft) zum Christentum über. Entscheidend war, dass er sich für das katholische Bekenntnis entschied und somit Probleme vermied, die sich bisweilen in den anderen regna zwischen Eroberern und der römischen Bevölkerung ergaben. Das geschickte, aber auch skrupellose Vorgehen Chlodwigs sicherte den Franken eine beherrschende Stellung in Gallien und legte das Fundament für die erfolgreichste germanisch-romanische Reichsgründung, wobei Chlodwig noch heute oft (und völlig anachronistisch) als Gründer Frankreichs gefeiert wird.

Merowingische Fibel

Nach Chlodwigs Tod im Jahre 511 wurde das Reich unter seinen Söhnen aufgeteilt, was jedoch keine Auswirkung auf den Einheitsgedanken hatte. Die Franken setzten in der Folgezeit ihre aggressive Expansionspolitik fort: 531 vernichteten sie das Thüringerreich, 534 wurde das Burgundenreich erobert und in das Frankenreich integriert.[179] Theudebert I. intervenierte in Oberitalien und soll angeblich sogar daran gedacht haben, gegen Konstantinopel zu marschieren. Offenbar strebte er eine kaisergleiche Stellung an und dokumentierte sein Selbstverständnis unter anderem durch die Prägung von Goldmünzen mit seinem Namen, ansonsten ein Vorrecht des römischen Kaisers.[180] Um 560 war das Reich noch einmal unter einem König geeint, danach für viele Jahrzehnte nicht mehr. Im Inneren zogen die Franken die gallo-römische Oberschicht und Bischöfe für Verwaltungsaufgaben heran und nutzten auch das System der vor allem (nicht nur) in Südgallien verbreiteten römischen civitates.[181] Von vielen Gallo-Romanen wurde die fränkische Herrschaft denn auch nicht als drückend empfunden. Der aus einem alten Senatorengeschlecht stammende Gregor von Tours, dessen Geschichtswerk eine wichtige Quelle für diese Zeit darstellt, bemühte sich sogar, die fränkische Geschichte in Einklang mit der römischen zu bringen. Manches spricht dafür, dass man in Chlodwig keinen germanischen Eroberer zu sehen hat, sondern einen Verteidiger der römischen bzw. romanischen Gallia.[182]

Die Merowinger sollten ab der Mitte des 7. Jahrhunderts jedenfalls nur noch formal regieren. Die wirkliche Macht lag nun offenbar bei den Hausmeiern, was schließlich 751 zur Ablösung der Merowinger durch die Karolinger führte.

Das Burgundenreich

Nachdem das Reich der Burgunden am Mittelrhein 436 vom weströmischen Heermeister Aëtius zerschlagen und ihre Überreste 443 in der Sapaudia angesiedelt worden waren, errichteten sie als römische Föderaten in der Region am Genfersee ein neues Reich.[183] Das Verhältnis der Burgunden zur weströmischen Regierung war ambivalent, wenn die Burgundenkönige auch stets auf ihre Legitimation bedacht waren. Anders als viele andere germanische Föderaten hielten sich die Burgunden jedoch im Grundsatz an ihre vertraglichen Verpflichtungen und stellten sich mehrfach Invasoren entgegen. Burgundische Truppen kämpften unter Aëtius gegen die Hunnen und beteiligten sich beispielsweise an der Offensive gegen die Sueben in Hispanien in den 50er Jahren des 5. Jahrhundert. 457 nahmen die Burgunden, die wirren Verhältnisse in Gallien nach dem Tod des Aëtius ausnutzend, Lyon samt der umliegenden Region ein. Im Jahr darauf räumten sie die Stadt, die erst 469 endgültig in ihren Besitz überging und fortan als Hauptresidenz der Burgundenkönige diente. In der Auvergne kämpften sie, wieder im römischen Auftrag, gegen die Westgoten. In den 70er und 80er Jahren führten sie Krieg gegen die Alamannen.[184] Unter König Gundobad, der in der Zeit vor seiner Thronbesteigung weströmischer Heermeister war und ein Bündnis mit den Franken einging, reichte das Burgundenreich im Süden fast bis ans Mittelmeer, im Nordosten wohl in die Region des Bodensees.

Mit der Errichtung des Föderatenreichs in der Sapaudia nahm der Romanisierungsprozess der Burgunden zu, die Burgundenkönige erlaubten sogar das conubium, also die Heirat zwischen Burgunden und Provinzialrömern. Die überraschend große Anpassungsfähigkeit der Burgunden ist wohl ein Grund dafür, dass fast keine burgundischen Selbstzeugnisse überliefert sind und die Assimilierung der ohnehin nur sehr geringen burgundischen Bevölkerung sehr schnell verlief. Die gallo-römische Führungsschicht, die sich mit den Burgunden arrangierte (siehe etwa Avitus von Vienne, wenn sich auch der Gallo-Römer Sidonius Apollinaris abfällig über die „stinkenden Barbaren“ äußerte), sah in ihnen offenbar einen Garanten der bestehenden Ordnung, wobei die burgundische Landnahme eher schleichend verlief.[185] Erst nach der Absetzung des weströmischen Kindkaisers Romulus Augustulus 476 übernahm der Burgundenkönig in diesem Raum auch alle Herrschaftsrechte.[186] Wahrscheinlich um sich gegenüber seinen römischen Untertanen legitimieren zu können, ließ er sich aber vom oströmischen Kaiser seinen Rang als magister militum bestätigen. Ein markantes Merkmal der burgundischen Königsherrschaft war im Erbfall die Ausstattung anderer Familienmitglieder mit eigenen Herrschaftsräumen, ohne dass die Herrschaft dabei geteilt wurde; neben Lyon fungierten Genf und Vienne als Residenzen.[187] Als eine wichtige Quelle dient die Lex Gundobada, die wichtige Einblicke in die Binnenstruktur des Reiches erlaubt.

Religionspolitisch gab es im Burgundenreich keine erkennbaren Streitigkeiten zwischen Arianern und Katholiken, obwohl die Burgunden durch das arianische Bekenntnis zu Christen geworden waren. Das Königshaus scheint aber recht bald zum Katholizismus tendiert zu haben. Ohnehin ist nicht für alle burgundischen Könige bezeugt, dass sie Arianer waren, wenngleich sie die Kirchenhoheit über die arianische Kirche in ihrem Reich beanspruchten.[188]

In den 20er Jahren des 6. Jahrhunderts begannen die merowingischen Franken mit der Eroberung Burgunds, das dann 534 im fränkischen regnum aufging. Dem Namen „Burgund“ hingegen blieb eine erstaunliche Wirkungsgeschichte durch die Jahrhunderte beschieden.[189]

Die Angeln, Sachsen und Jüten in Britannien

Rekonstruktion eines im Grab von Sutton Hoo gefundenen Prunkhelmes (7. Jahrhundert)

Mit dem Abzug der letzten Einheiten des Feldheeres zu Beginn des 5. Jahrhunderts war die römische Provinz Britannien den Angriffen der Pikten und Skoten fast schutzlos ausgesetzt (siehe oben). Die römische Verwaltungsordnung brach nach und nach zusammen, stattdessen übernahmen regionale Autoritäten die Verteidigungsaufgaben. Nach dem Abzug der römischen Truppen und dem wenigstens teilweisen Exodus der römischen Oberschicht waren die Verwaltungsaufgaben von den wenigen civitates (Britannien war wesentlich weniger stark urbanisiert als andere Provinzen) übernommen worden.[190] Der heidnische Historiker Zosimos, der um 500 eine Neue Geschichte verfasste und seiner Vorlage Olympiodoros von Theben folgte, berichtet sogar, dass Kaiser Honorius den civitates Britanniens mitteilte, sie sollen sich zukünftig selbst verteidigen.[191] Jedenfalls bestellte die weströmische Regierung in Ravenna keine neuen Magistraten für die Insel, Bischof Germanus von Auxerre besuchte Britannien jedoch noch 429 und 444. Ein letzter Hilferuf der britischen Römer um das Jahr 446 an den Heermeister Aëtius ist im Werk des Gildas über den „Niedergang Britanniens“ überliefert:

„Die Barbaren treiben uns ins Meer, das Meer treibt uns zu den Barbaren zurück; so ertrinken wir oder werden niedergemetzelt.“

– Gildas, De excidio Britanniae 20. Übersetzung nach Postel (2004), S. 97.

Aufgrund der überaus schlechten Quellenlage sind die nachfolgenden Ereignisse in Britannien nur in Grundzügen bekannt:[192] Um der Gefahr durch barbarische Stämme entgegentreten zu können, hatten die Römer in Britannien wohl irgendwann zwischen 410 und 440 sächsische Föderaten zur Hilfe gerufen (einige Forscher, etwa Guy Halsall, vermuten allerdings, dies sei schon früher erfolgt). Die Sachsen hatten bereits im 3. Jahrhundert als Seeräuber den Römern Schwierigkeiten bereitet, nun wurden sie als Verbündete aufgenommen. Bald jedoch erhoben sie sich gegen die Römer – gallische Chroniken legen nahe, dass dies um 440 geschah. Auch Jüten und Angeln kamen nun auf die Insel und setzten sich dort fest (siehe Angelsachsen).[193] Allerdings hat die archäologische Forschung nachweisen können, dass Germanen aus dem heutigen Norddeutschland und dem südlichen Dänemark bereits Ende des 4. Jahrhunderts in kleiner Zahl in das römische Britannien eingesickert waren und die Landnahme eher schleichend verlief, zumal die Germanen kaum in größerer Zahl nach Britannien übersetzten.[194] Jüngste Untersuchungen legen nahe, dass sich viele romanisierte Kelten auf die Seite der siegreichen germanischen Neuankömmlinge schlugen und deren Sprache und Lebensweise übernahmen.

Britannien um 600

Laut dem im 6. Jahrhundert schreibenden Chronisten Gildas war ein „hochmütiger Tyrann“ (superbus tyrannus) dafür verantwortlich gewesen, dass die Römerstädte Britanniens die Sachsen ins Land gerufen hatten. Laut dem im 8. Jahrhundert schreibenden Kirchenhistoriker Beda Venerabilis waren die Sachsen vom romano-britischen Herrscher Vortigern als Söldner angeheuert worden und mit drei Schiffen unter dem Brüderpaar Hengist und Horsa an der Küste Britanniens gelandet.[195] Diese Art von Herkunftssagen (siehe Origo gentis) sind auch bei den Goten oder Langobarden verbreitet, historische Berichte über Britannien aus dieser Zeit sind hingegen kaum überliefert. Dennoch zeigen die wenigen Quellen, dass es also keineswegs zu einem vollständigen Zusammenbruch der zivilen Ordnung gekommen war. Vielmehr entstanden vor und nach der sächsischen Invasion römisch-britische Kleinkönigreiche, die Forschung spricht von Sub-Roman Britain,[196] die den Angelsachsen Widerstand leisteten. Den germanischen warlords standen also zunächst romano-keltische gegenüber. In diesem Zusammenhang ist auch die Schlacht von Mons Badonicus einzuordnen, die wohl um 500 stattfand und in der eine Koalition der römischen Briten unter einem historisch faktisch nicht fassbaren Ambrosius Aurelianus (siehe Artussage) siegte. Der Sieg hatte wohl einen vorläufigen angelsächsischen „Siedlungsstopp“ zur Folge. Dennoch wurden die Briten schließlich in die Randregionen der Insel abgedrängt, etwa in den Norden sowie nach Wales und Südwestengland; Teile der Bevölkerung flohen auf das Festland nach Aremorica, in die heutige Bretagne.[197] Die Angelsachsen selbst operierten unter keiner einheitlicher Führung und führten auch untereinander Krieg. Erst im 7. Jahrhundert bildeten sie größere Königreiche (siehe Heptarchie), die bis zum Wikingereinfall im 9. Jahrhundert bestehen blieben.[198]

Britannien, dem aufgrund der geografischen Lage eine Sonderrolle im Rahmen der Völkerwanderung zukommt, erlebte eine gewisse „Barbarisierung“, die lateinische Sprache wurde immer weniger gepflegt. Die letzten lateinischen Inschriften wurden im 6. Jahrhundert in Wales gesetzt. Der Archäologe Bryan Ward-Perkins ist sogar der Ansicht, dass der Lebensstandard auf der Insel auf prähistorisches Niveau zurückfiel.[199] Auch das Christentum auf der Insel erlebte wohl einen Rückschlag, wenngleich viele Details aufgrund der mangelhaften Quellenlage umstritten sind: Einerseits scheint die Mission Irlands noch im 5. Jahrhundert von Britannien ausgegangen zu sein, andererseits musste Papst Gregor der Große um 600 christliche Missionare ins heutige England (Canterbury) entsenden. Wichtige religiös-kulturelle Impulse sollten seither vor allem von Irland ausgehen. Der Christianisierung der Angelsachsen durch die iroschottischen Missionare sollte erst im 7. Jahrhundert der Durchbruch gelingen.

Die Langobarden in Italien und das Ende der Völkerwanderung

Der Ursprungsmythos der Langobarden (Origo gentis) ist in der sogenannten Origo Gentis Langobardorum überliefert. Demnach hatte der Gott Wodan den Langobarden einst zum Sieg über die Vandalen verholfen, während sie selbst angeblich aus Skandinavien stammten.[200] Wie so oft bei derartigen Quellen sind kaum historische Bezüge zu rekonstruieren. Im 1. und 2. Jahrhundert sind Langobarden jedoch durch römische Quellen an der unteren Elbe bezeugt, ansonsten werden sie wenig erwähnt, und auch die archäologische Forschung erlaubt es nicht, ihre Wanderwege zu rekonstruieren. Wahrscheinlich zogen langobardische Gruppen bis zum 5. Jahrhundert die mittlere Elbe entlang nach Böhmen.[201] Um 500 geraten diese in das Blickfeld der spätantiken Historiografie, nachdem sie um 488 das verlassene Rugiland in Besitz genommen hatten. Paulus Diaconus, der im 8. Jahrhundert eine Geschichte der Langobarden auf Grundlage älterer Quellen verfasste (siehe Secundus von Trient), berichtet davon, dass die Langobarden damals den Herulern tributpflichtig wurden, sie dann aber besiegen konnten.[202]

Das Reich der Awaren.

Die Langobarden kamen nun in Kontakt mit Ostrom. Im Zusammenhang mit dem Gotenkrieg Justinians ging der Langobardenkönig Audoin, der zuvor ehemals ostgotische Besitzungen in Pannonien erobert hatte, ein Bündnis mit dem Kaiser in Konstantinopel ein. Dies war für beide Seiten von Vorteil, da die Römer Truppen benötigten, um den ostgotischen Widerstand in Italien zu brechen, während die Langobarden wiederum Rückendeckung gegen die expansiven Gepiden erhielten.[203] 552 ging der oströmische General Narses nach Italien, wobei ihn einige Tausend Langobarden unter Alboin, dem Sohn Audoins, begleiteten. Narses sah sich allerdings gezwungen, die völlig undisziplinierten Langobarden zurückzuschicken,[204] kurz darauf triumphierten die Langobarden über die Gepiden.[205] Paulus Diaconus berichtet von einer eher legendär als historisch anmutenden Episode, wonach Alboin den Sohn des Gepidenkönigs getötet und anschließend, um den Frieden wiederherzustellen, sich allein zum Gepidenkönig Turisind begeben haben soll.[206] Der um 560 an die Macht gelangte Alboin plante nun die Vernichtung des Gepidenreichs. Zu diesem Zweck schloss er ein Bündnis mit den Awaren, einem erst kurz zuvor in Ostmitteleuropa aufgetauchten Reitervolk aus Zentralasien, die bald darauf im Donauraum ein mächtiges Reich errichteten und sogar das Oströmische Reich bedrängten.[207] 567 schlug Alboin die Gepiden, ohne dass die Awaren überhaupt eingreifen mussten. Den Gepidenkönig Kunimund tötete Alboin eigenhändig, wobei er aus dem Schädel des Toten angeblich einen Trinkbecher anfertigen ließ. Alboin heiratete Rosamunde, die Tochter des Gepidenkönigs, die später an Alboins Ermordung beteiligt war.[208]

Die alte Annahme, die Langobarden hätten nun vor den Awaren fliehen müssen, wird heute zumeist abgelehnt. 568 nutzte Alboin seine gestärkte Position und zog mit den Langobarden und Teilen anderer gentes aus dem Karpatenraum (der von Herwig Wolfram treffend als gentiler Ballungsraum charakterisiert wurde) nach Norditalien. Trotz der Verheerungen durch den Gotenkrieg bot die alte Kernprovinz des Imperiums immer noch die verlockende Aussicht auf reiche Beute und war für einen Heerkönig wie Alboin, der seinen Männern Beute verschaffen musste, daher attraktiv. Die Erzählung, die Langobarden seien von Narses gerufen worden, ist hingegen wahrscheinlich als unhistorisch anzusehen.[209] Die oströmische Gegenwehr war schwach, zumal ohnehin nur relativ wenige Truppen in Italien standen. Auch mehrere Städte, darunter Mailand, ergaben sich. Pavia hingegen öffnete erst nach dreijähriger Belagerung die Tore und wurde zur Hauptresidenz der Langobarden. Selbstständig operierende Gruppen stießen sogar nach Süditalien und auf fränkisches Gebiet vor. Ravenna, Rom und die Seestädte wie Genua konnten sich hingegen halten. In den Quellen wird die Brutalität der teils heidnischen, teils arianischen Langobarden betont, mehrere Großgrundbesitzer flohen von ihren Gütern. In Cividale del Friuli hatte Alboin bereits kurz nach Beginn der Invasion ein Dukat (Herzogtum) unter Leitung seines Neffen Gisulf I. eingerichtet. Das Dukat war offensichtlich an das spätrömische Militärsystem angelehnt, und tatsächlich verband Alboin das bestehende Verwaltungssystem mit der bisherigen langobardischen Militärordnung der farae.[210] Diese Form der Herrschaftsorganisation sollte bald prägend für die Langobarden werden, zumal nach der Ermordung Alboins 572 die zentrale Königsmacht ohnehin bald verfiel.

Die langobardische Reichsgründung von 568 war die letzte gentile Herrschaftsbildung der Spätantike auf einst weströmischem Boden und markiert damit das Ende der großen Völkerwanderungszeit. Damit war die Genese der frühmittelalterlichen politische Konstellation West- und Mitteleuropas weitgehend abgeschlossen, denn etwa um diese Zeit lassen sich auch die Bajuwaren erstmals nachweisen.[211] Wenig später drangen die Slawen in viele einstmals germanische Gebiete sowie auf den römischen Balkan vor, wo sie sich ab etwa 580 dauerhaft niederließen (siehe Landnahme der Slawen auf dem Balkan).[212]

Der nur locker organisierte langobardische Herrschaftsraum in Oberitalien sowie in Benevent und Spoleto zersplitterte nach dem Tod Alboins in mehrere Herzogtümer, die fortan ihre eigene Politik betrieben. In der Folgezeit kam es immer wieder zu Konflikten mit den Oströmern, die sich in Mittel- und Unteritalien längere Zeit halten konnten. Erst den Königen Authari und Agilulf gelang es, dem Königtum wieder zu neuer Autorität zu verhelfen. Im Verlauf des 7. Jahrhunderts expandierte das Reich nochmals, und die Langobarden gaben schließlich auch ihr arianisches Bekenntnis auf. Liutprand, der 712 den Thron bestieg, war Katholik und konnte seine Macht sogar gegenüber den Duces von Spoleto und Benevent zur Geltung bringen.[213] Das Ende für das Langobardenreich kam mit der Eroberung durch die Franken 774 unter Karl dem Großen. Ideell wirkte ihr regnum jedoch auch im Heiligen Römischen Reich nach, wie die Krönung mehrerer römisch-deutscher Könige mit der „Krone der Langobarden“ zeigt. Der Name Lombardei erinnert bis heute an sie.

Ausblick

Der Mittelmeerraum zur Zeit Kaiser Justinians I. († 565).

Der Langobardeneinfall in Italien bildet den Schlusspunkt der großen Völkerwanderung.[214] Damit war auf dem Boden des untergegangenen Westreichs eine politische Ordnung entstanden, die in weiten Teilen bis in das hohe und späte Mittelalter Bestand hatte und auch die neuzeitliche Staatenwelt prägen sollte. Aus dem Frankenreich bildeten sich nach dem Zerfall der Karolingerherrschaft das west- und ostfränkische Reich, die Keimzellen Frankreichs und Deutschlands. Das Westgotenreich sollte während der Reconquista für die Spanier identitätsstiftend wirken, die Angelsachsen prägten das Bild des späteren Königreichs England ganz entscheidend mit, ähnlich wie das Langobardenreich in abgeschwächter Form Bedeutung für Italien haben sollte. In den meisten der entstandenen regna, in denen sprachlich schließlich Latein bzw. das volkssprachige Vulgärlatein die Oberhand gewann (außer im Sonderfall Britannien), arrangierten sich die germanischen Eroberer weitgehend, aber in sehr unterschiedlicher Form, mit der einheimischen Bevölkerung.

Trotzdem sollte dies nicht über die teils dramatischen Veränderungen am Ende der Spätantike hinwegtäuschen, die nicht selten mit Gewaltakten an der Bevölkerung verbunden waren. Obwohl es im Osten immer noch ein römisches Reich mit einem Kaiser an der Spitze gab, dessen Führungsanspruch zunächst in der Regel respektiert wurde, so griff Ostrom nach Justinians Tod (565) nicht mehr in vergleichbarem Ausmaß im Westen ein, wenngleich der letzte byzantinische Stützpunkt in Italien erst 1071 fiel. Der letzte oströmische Kaiser, der noch ernsthaft am Westen interessiert war und dort immerhin diplomatisch intensiv aktiv war, war Maurikios (582–602). Die Zeit ab dem frühen 7. Jahrhundert war im Ostreich dann von einem permanenten Abwehrkampf gegen Perser und Araber, Awaren und Slawen geprägt, der fast alle Kräfte band. So sind auch die Exarchate als eine Defensivmaßnahme zu sehen. Das nun fast vollkommen gräzisierte Oströmische Reich verwandelte sich unter Herakleios zum mittelalterlichen Byzantinischen Reich.[215]

Im Westen waren die römische Armee und das römische Verwaltungssystem bereits im 5. Jahrhundert verschwunden. Hier kam es zu komplexen Veränderungen in der Herrschaftsordnung sowie im sozialen und wirtschaftlichen Gefüge (siehe auch die Ausführungen im Artikel Spätantike).[216] Trotz des dramatischen Verlustes an antiken Kulturgütern (vor allem im Westen), was nicht zwingend im Zusammenhang mit den kriegerischen Auseinandersetzungen dieser Zeit steht, wurden in den regna durchaus auch viele kulturelle Elemente bewahrt, wenngleich das Bildungsniveau wie auch die literarische Produktion insgesamt deutlich sank. Die Kirchenorganisation wandelte sich ebenfalls, da der Einfluss der Bischöfe im Vergleich zur spätrömischen Zeit noch zunahm. Dabei fungierte die Kirche als ein wichtiger Träger antiker (christlich tradierter) Bildung, die zwar unter dem antiken Niveau lag, aber auch andere Einflüsse aufnahm.[217] Im Rechtsbereich orientierten sich die Germanen am römischen Recht, wie sie überhaupt bemüht waren, sich der römischen Lebensweise anzupassen. Einige germanische Herrscher, die ihre Autorität vor allem aus ihrem Heer- und Sakralkönigtum schöpften, nahmen den römischen Kaisernamen Flavius an (so etwa Theoderich der Große) und zogen oft die römischen Eliten für Verwaltungsaufgaben heran, wobei vor allem der Kirche eine wichtige Rolle als verbindende Kraft zukam. Oft stellte „germanisch“ keinen Gegensatz zu „römisch“ dar, zumal die Germanen nur einen Bruchteil der Bevölkerung in den regna ausmachten.

Für die moderne Forschung, die in den letzten Jahrzehnten der Zeit zwischen dem 4. und 8. Jahrhundert verstärkt Aufmerksamkeit geschenkt hat, ergeben sich immer mehr neue Fragen, etwa hinsichtlich der Kontinuitätsproblematik (siehe auch die Ausführungen in Pirenne-These).[218] Der Wechsel der Herrschaft war teilweise fließend: Im Frankenreich beispielsweise waren die Menschen nun nicht mehr Untergebene des Kaisers, sondern des Königs (auch wenn man dort den Augustus in Konstantinopel noch im 6. Jahrhundert oft als dominus noster ansprach). Die römische Beamtenschaft wurde teilweise übernommen, ebenso die Verwaltungsstrukturen. Eine Zeitlang funktionierten auch die spätrömischen Institutionen, bis schließlich kein ausreichend ausgebildetes Personal mehr nachkam. Die Angehörigen der alten provinzialrömischen Elite wählten nun oft lieber eine kirchliche Laufbahn. Andererseits existierten aber auch weiterhin comites, die die civitates verwalteten, bis aus dem comes schließlich der „Graf“ wurde. In Gallien stellten sich die Franken auch alamannischen Plünderern entgegen und verteidigten die Städte: Aus der Gallia wurde schließlich eine Francia. An den germanischen Herrscherhöfen entstanden neue Ämter, wie der maior domus (Hausmeier) im Merowingerreich.[219] Der Fernhandel nahm in der Völkerwanderungszeit spürbar ab, ebenso war die wirtschaftliche Produktion in den regna weniger arbeitsteilig als in römischer Zeit. Immer deutlicher wurde die Tendenz zur bereits in spätrömischer Zeit voranschreitende Verfestigung aristokratischer Strukturen, was sich beispielsweise in dem Gegensatz der Großgrundbesitzer und der an die Scholle gebundenen Bauern widerspiegelt. Die Gesellschaft teilte sich bald in Freie (wozu die germanischen Adligen und die römische Oberschicht gehörten), Halbfreie und Unfreie auf. Damit einhergehend stieg die Zahl der Sklaven an, doch sind mehrere Detailfragen umstritten. So verlief die Entwicklung in den einzelnen regna recht unterschiedlich. Vor allem sind viele Bewertungen der älteren Forschung, die die spätrömische Gesellschaft als eine allgemein im Niedergang befindliche Gesellschaft charakterisierte, von der modernen Forschung revidiert worden.[220] Dennoch ging etwa die Bevölkerungszahl in den Städten des Westens insgesamt zurück. In manchen Regionen, beispielsweise in Britannien und in Teilen des Donauraums, verschwand die für die Antike typische urbane Kultur sogar fast vollkommen. Im künstlerischen Bereich dominierten hingegen neue Formen (siehe Fibel, Germanischer Tierstil). Daneben veränderte sich unter anderem die Bestattungskultur. So ließen sich Romanen nach germanischer bzw. „barbarischer“ Art begraben.[221]

Allgemein gibt es unterschiedliche Ansätze zur Erklärung und Beurteilung der Veränderungen der Mittelmeerwelt im Übergang von der Spätantike zum Frühmittelalter. Zu diesem Zweck wurde von der European Science Foundation mit Transformation of the Roman World sogar ein eigenes Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Eines aber wird immer deutlicher: Die germanischen regna waren nicht weniger ein Teil der spätrömischen Welt als das Imperium selbst.[222]

Zeitleiste

  • 375: Tod Kaiser Valentinians I. Wohl um diese Zeit (wahrscheinlich aber eher einige Jahre zuvor) unterwerfen die Hunnen die Alanen und die greutungischen Goten.
  • 376: Flucht der Donaugoten vor den Hunnen und Aufnahme im römischen Reich. Bald darauf erheben sich die Goten gegen die Römer.
  • 9. August 378: Schlacht von Adrianopel. Kaiser Valens und mit ihm ein Großteil der östlichen Hofarmee fallen.
  • 380: Ansiedlung der Dreivölker-Konföderation in Pannonien durch Kaiser Gratian.
  • 382: Gotenvertrag. Kaiser Theodosius I. siedelt größere Gotenverbände an der unteren Donau an.
  • 395: Reichsteilung von 395, Hunneneinfälle ins Sassanidenreich und in die römischen Orientprovinzen.
  • 405: Einfall des Radagaisus mit einem großen Heer in das Westreich. Der weströmische Heermeister Stilicho schlägt die Invasoren im August 406.
  • 406/07: Rheinübergang von 406. Zusammenbruch der römischen Rheingrenze. Vandalen, Sueben und Alanen ziehen plündernd durch Gallien. In Britannien erhebt sich der Usurpator Konstantin III. Abzug der letzten Einheiten des römischen Feldheeres von der Insel.
  • 409: Abzug der Vandalen, Sueben und Alanen nach Hispanien.
  • 410: Eroberung Roms durch die Westgoten unter Alarich I.
  • 418: Ansiedlung der Westgoten in Aquitanien.
  • 429: Die Vandalen setzen nach Africa über, bis 439 fällt Karthago. 442 erkennt die weströmische Regierung den Verlust faktisch an.
  • 436: Vernichtung des Burgundenreichs am Mittelrhein durch den weströmischen Heermeister Aëtius, der ihre Reste 443 in der Sapaudia neu ansiedelt.
  • Um 440: Teile der Sachsen und andere germanische Gruppen setzen als Föderaten nach Britannien über und beginnen mit ihrer Landnahme.
  • 451: Feldzug des Hunnenkönigs Attila gegen das Westreich. Schlacht auf den Katalaunischen Feldern und Rückzug Attilas aus Gallien. 452 fallen die Hunnen in Italien ein, müssen sich aber schließlich zurückziehen. Nach Attilas Tod 453 bricht das Hunnenreich auseinander.
  • 455: Eroberung und Plünderung Roms durch die Vandalen.
  • 466: Der Westgotenkönig Eurich bricht den Vertrag mit Rom und beginnt eine aggressive Expansionspolitik. Der Großteil Hispaniens sowie der Südwesten Galliens werden westgotisch.
  • 468: Gescheiterte Invasion des Vandalenreichs durch west- und oströmische Truppen.
  • 476: Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus durch den germanischen Heerführer Odoaker und Untergang des Westreichs. Bis 480 hält sich der 475 aus Italien geflüchtete Julius Nepos in Dalmatien. In Gallien behauptet sich die von Aegidius errichtete gallo-römische Enklave noch bis 486.
  • 486/87: Vernichtung des Reichs des Syagrius durch die Franken unter Chlodwig I. Das Frankenreich nimmt Gestalt an.
  • 489: Der Ostgote Theoderich fällt in Italien ein und errichtet ein eigenes Königreich.
  • 507: Der Westgotenkönig unterliegt den Franken, die nun den Südwesten Galliens besetzen.
  • 533/34: Eroberung des Vandalenreichs durch den oströmischen General Belisar. Das Burgundenreich fällt 534 an die Franken.
  • 535–552: Gotenkrieg in Italien. Kaiser Justinian I. strebt die Rückeroberung weiter Teile des ehemaligen Westreichs an.
  • 568: Einfall der Langobarden in Oberitalien. Ende der Völkerwanderungszeit.

Quellen

Die folgenden Ausführungen beschränken sich nur auf die wichtigsten Quellen. Allgemein sei auf die Hinweise im Text sowie im Artikel Spätantike hingewiesen.[223] Eine neuere und umfassende Quellensammlung mit deutscher Übersetzung liegt mit dem Werk von Goetz, Patzold, Welwei (2006/07) in zwei Bänden vor, wo sich auch weitere Angaben finden.

Die wichtigste erzählende Quelle vom Hunneneinbruch bis 378 ist das Werk des Ammianus Marcellinus, das auch das letzte große lateinische Geschichtswerk der Antike darstellt. Von den bedeutenden Werken des Olympiodoros von Theben und des Priskos sind uns nur Fragmente erhalten geblieben, die aber wichtige Informationen enthalten. Ebenfalls nur fragmentarisch überliefert sind die Werke des Malchus von Philadelphia und des Johannes von Antiochia. Der Heide Zosimos verfasste um 500 eine Neue Geschichte, die, trotz des Rückgriffs auf einige gute Quellen, teils sehr fehlerhaft und parteiisch gefärbt ist. Prokopios von Caesarea schilderte im 6. Jahrhundert ausführlich die Kriege Justinians gegen das Vandalen- und Ostgotenreich. Auch Agathias und Theophylaktos Simokates berichten von den Vorgängen im ehemaligen Westreich, wenngleich sie qualitativ nicht mehr an Prokopios heranreichen. Jordanes, der eine heute verlorene Gotengeschichte des Cassiodorus benutzte, ist unsere wichtigste Quelle zur Geschichte der Goten (vor allem der Ostgoten), wenngleich viele Informationen problematisch sind. Nicht nur, aber vor allem für die Geschichte der Franken ist das Werk Zehn Bücher Geschichten des Gregor von Tours von großer Bedeutung (bis 591). Paulus Diaconus fertigte eine ähnlich gelagerte Geschichte der Langobarden an. Ansonsten bieten viele Chroniken (wie die des Marcellinus Comes, die sogenannte Gallische Chronik sowie vor allem die des Hydatius von Aquae Flaviae) wichtige, oft aber nur sehr knappe Informationen.[224]

Daneben enthalten verschiedene Kirchengeschichten, Reden und erhaltene Briefe (wie die des Sidonius Apollinaris) eine Fülle von Informationen, wenngleich von sehr unterschiedlicher Qualität und Glaubwürdigkeit. Ebenso sind Gesetzestexte sowie Inschriften, Münzen und vor allem archäologische Befunde von großer Bedeutung.

  • Ammianus Marcellinus: Das römische Weltreich vor dem Untergang. Übersetzt von Otto Veh, eingeleitet und erläutert von Gerhard Wirth. Artemis-Verlag, München-Zürich 1974, ISBN 3-7608-3514-7 (nur dt. Übersetzung).
  • Roger C. Blockley: The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. 2 Bde., Liverpool 1981, 1983.
    (Blockleys Zählung der Fragmente, die von der sonst gängigen Nummerierung oft abweicht, wurde im Artikel nicht übernommen.)
  • Hans-Werner Goetz, Steffen Patzold, Karl-Wilhelm Welwei: Die Germanen in der Völkerwanderung. Auszüge aus den antiken Quellen über die Germanen von der Mitte des 3. Jahrhunderts bis zum Jahre 453 n. Chr. Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters, Freiherr-vom-Stein Gedächtnisausgabe. Teil I. Darmstadt 2006; Teil II Darmstadt 2007 (Lateinisch/Griechisch/Deutsch).
  • Colin D. Gordon: The Age of Attila: Fifth-Century Byzantium and the Barbarians. University of Michigan Press, Ann Arbor 1960 (Quellenausschnitte in englischer Übersetzung).

Literatur

Wichtige Überblicks-, Personen- und Sachartikel mit weiteren Literaturangaben und Hinweisen zur Forschung finden sich im Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA), 2. Auflage. Daneben sei auf die Artikel im Lexikon des Mittelalters und in der Prosopography of the Later Roman Empire hingewiesen. Wichtige Überblickswerke stellen daneben die Cambridge Ancient History (Bd. 13 und 14) und die New Cambridge Medieval History (Bd. 1) dar. Hier nicht genannt werden ältere Werke, die aber trotzdem teilweise immer noch von Wert sind; dies gilt speziell für die materialreichen Arbeiten Ludwig Schmidts.[225] Spezielle Literatur ist zusätzlich in den Anmerkungen aufgeführt.

  • Thomas S. Burns: Barbarians within the Gates of Rome. A Study of Roman Military Policy and the Barbarians (ca. 375–425). Indiana University Press, Bloomington/Ind. 1994.
    (Detaillierte und wichtige militärgeschichtliche Darstellung der Ereignisse von 375 bis ins frühe 5. Jahrhundert.)
  • Helmut Castritius: Die Vandalen. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2007.
    (Aktuelle und kritische Darstellung der Vandalen und ihrer Reichsgründung. Problematisch für Laien ist jedoch, dass zwar Quellen in den Anmerkungen verzeichnet sind, dort jedoch nicht auf die Auseinandersetzung mit der modernen Forschung aufmerksam gemacht wird. Vgl. auch Rezension bei H-Soz-u-Kult.)
  • Alexander Demandt: Geschichte der Spätantike. Sonderauflage. C. H. Beck, München 1998 [2. Aufl., C. H. Beck, München 2008].
  • Die Langobarden. Das Ende der Völkerwanderung. Hrsg. vom Landschaftsverband Rheinland/Rheinisches Landesmuseum Bonn. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008.
  • Eugen Ewig: Die Merowinger und das Frankenreich. 5. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2006.
    (Standardwerk)
  • Patrick J. Geary: Europäische Völker im frühen Mittelalter. Zur Legende vom Werden der Nationen. Fischer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-60111-8.
    (Kritische Sicht auf die lange gängige Betrachtung der spätantiken Volksgruppen als homogene Gebilde, stattdessen Darstellung der Vorgänge als komplexe Interaktion heterogener Gruppen und Faktoren.)
  • Wolfgang Giese: Die Goten. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2004.
    (Knappe, gut lesbare Zusammenfassung auf dem neuesten Forschungsstand.)
  • Hans-Werner Goetz, Jörg Jarnut, Walter Pohl (Hrsg.): Regna and Gentes: The Relationship between Late Antique and Early Medieval Peoples and Kingdoms in the Transformation of the Roman World. Brill, Leiden u. a. 2003.
    (Sammelband mit wichtigen Beiträgen zu den einzelnen Reichsbildungen.)
  • Walter A. Goffart: Barbarians and Romans AD 418–584. The Techniques of Accomodation. Princeton University Press, Princeton 1980, ISBN 0-691-10231-7.
    (Ein sehr einflussreiches Buch, das neue, wenn auch nicht unumstrittene Erklärungsmuster für die Entstehung der Germanenreiche bietet.)
  • Walter A. Goffart: Barbarian Tides: The Migration Age and the Later Roman Empire. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2006.
  • Guy Halsall: Barbarian Migrations and the Roman West, 376–568. Cambridge University Press, Cambridge 2007.
    (Gut lesbare, aktuelle und recht detaillierte Darstellung der Völkerwanderungszeit unter Einbeziehung der neuesten Forschung, allerdings fast ohne Berücksichtung der Vorgänge im östlichen Mittelmeerraum. Rezension bei Sehepunkte.)
  • Peter J. Heather: The Fall of the Roman Empire: A New History. Macmillan, London 2005.
    (Sehr gut lesbare Darstellung über das Ende des weströmischen Reichs. Heather betont den gewaltsamen und zerstörerischen Aspekt der Völkerwanderungszeit.)
  • Peter J. Heather: The Huns and the end of the Roman Empire in Western Europe. In: English Historical Review 110, 1995, S. 4–41.
  • Peter J. Heather: Goths and Romans, 332–489. Oxford University Press, Oxford 1991.
    (Wichtige Darstellung zu den Beziehungen zwischen Römern und Goten bis zum Ende des 5. Jahrhunderts.)
  • Dirk Henning: Periclitans res Publica: Kaisertum und Eliten in der Krise des Weströmischen Reiches 454/5–493 n. Chr. Steiner, Stuttgart 1999.
  • Reinhold Kaiser: Die Burgunder. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2004.
    (Gut lesbare und aktuelle Darstellung.)
  • Otto Maenchen-Helfen: Die Welt der Hunnen. 1978, ND Wiesbaden 1997.
    (Standardwerk zur Geschichte und Kultur der Hunnen, wenngleich in Teilen nicht mehr auf dem neuesten Stand und teils lückenhaft. Die dt. Bearbeitung ist dem amerikanischen Original vorzuziehen, da sie wichtige Ergänzungen enthält.)
  • Gideon Maier: Amtsträger und Herrscher in der Romania Gothica. Steiner, Stuttgart 2005.
  • Jochen Martin: Spätantike und Völkerwanderung. 4. Auflage. Oldenbourg, München 2001, ISBN 3-486-49684-0.
    (4. Band in der Oldenbourg Grundriss der Geschichte-Reihe mit sehr knapper Darstellung, Forschungstendenzen und umfangreicher Bibliografie.)
  • Mischa Meier (Hrsg.): Sie schufen Europa. C. H. Beck, München 2007.
    (Informative Darstellung der Zeit von Konstantin bis Karl dem Großen anhand biografischer Skizzen, verfasst von meist namhaften Forschern.)
  • Wilfried Menghin: Die Langobarden. Theiss, Stuttgart 1985.
  • Andy Merrills, Richard Miles: The Vandals. Blackwell, Oxford-Malden/MA 2010.
  • Walter Pohl: Die Völkerwanderung. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2005, ISBN 3-17-018940-9.
    (Wissenschaftlich fundierte Einführung aus der Kohlhammer-Reihe. Derzeit wohl das beste Überblickswerk.)
  • Walter Pohl (Hrsg.): Kingdoms of the Empire. Brill, Leiden u. a. 1997.
  • Verena Postel: Die Ursprünge Europas. Migration und Integration im frühen Mittelalter. Kohlhammer, Stuttgart 2004.
    (Einführung in die Völkerwanderungszeit mit Berücksichtigung der wichtigsten gentes.)
  • Rom und die Barbaren. Europa zur Zeit der Völkerwanderung. Hirmer, Bonn 2008.
    (Ausstellungskatalog)
  • Klaus Rosen: Die Völkerwanderung. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2003, ISBN 3-406-47980-4.
    (Beck Wissen. Knappe, aber gut lesbare Überblicksdarstellung.)
  • Philipp von Rummel, Hubert Fehr: Die Völkerwanderung. Theiss, Stuttgart 2011.
    (Aktuelle Einführung)
  • Christopher A. Snyder: An Age of Tyrants: Britain and the Britons, AD 400–600. University Park/PA 1998.
    (Zusammenfassende Darstellung der Situation in Britannien zwischen 400 und 600.)
  • Matthias SpringerVölkerwanderung. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 2. Auflage. Band 32, Walter de Gruyter, Berlin/New York 2006, S. 509–517.
  • Ernst Stein: Geschichte des spätrömischen Reiches. Bd. 1. Wien 1928.
    (Ältere, aber detaillierte und quellennahe Darstellung.)
  • Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007, ISBN 3-406-53633-6.
    (Knappe, aber gut lesbare und informative Darstellung, die auch die neuesten Forschungsergebnisse einbezieht.)
  • Edward A. Thompson: Romans and Barbarians. Madison/Wisconsin 1982.
  • Bryan Ward-Perkins: The Fall of Rome and the End of Civilization. Oxford University Press, Oxford 2005.
    (Sehr eindringlich verfasste, aber nicht unumstrittene Darstellung, in der Ward-Perkins die zerstörerische Wirkung der Germaneneinfälle betont.)
  • Leslie Webster, Michelle Brown (Hrsg.): The Transformation of The Roman World. AD 400–900. British Museum Press, London 1997, ISBN 0-7141-0585-6.
  • Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes. 2. Aufl. Köln 1977.
  • Chris Wickham: Framing the Early Middle Ages. Europe and the Mediterranean 400–800. Oxford University Press, Oxford 2005.
    (Die derzeit grundlegende sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Darstellung dieser Zeit.)
  • Herwig Wolfram: Das Reich und die Germanen. Siedler, Berlin 1990, ISBN 3-88680-168-3.
    (Guter allgemeiner und reich bebildeter Überblick.)
  • Herwig Wolfram: Geschichte der Goten. 1. Auflage. C. H. Beck, München 1979; 4. Auflage 2001 [veröffentlicht als Die Goten].
    (Grundlegende Darstellung zu den Goten.)
  • Ian N. Wood: The Merovingian Kingdoms. Longman, London 1994.
    (Wichtige Darstellung zur Merowingerzeit.)

Weblinks

Anmerkungen

  1. Allgemein Springer (2006), der auch auf alternative Definitionen außerhalb der communis opinio hinweist. Alle Epochengrenzen sind letztlich nur ein Konstrukt und vor allem durch Konvention begründet. Vgl. auch Stefan Krautschick: Zur Entstehung eines Datums. 375 – Beginn der Völkerwanderung. In: Klio 82, 2000, S. 217–222, sowie Stefan Krautschick: Hunnensturm und Germanenflut: 375 – Beginn der Völkerwanderung? In: Byzantinische Zeitschrift 92, 1999, S. 10–67.
  2. Siehe etwa Meier (2007).
  3. Bd. 26, Sp. 514, hier online.
  4. Ueber Völkerwanderung, Kreuzzüge und Mittelalter
  5. Springer (2006), S. 509f. Problematisch ist, dass der Terminus Völkerwanderung einerseits eine Epochenbezeichnung ist, andererseits aber ebenfalls bestimmte Entwicklungen kennzeichnet, die sich in dieser Zeit vollzogen. Im Kern geht die Begriffsbildung auf den Humanisten Wolfgang Lazius zurück, der 1557 sein Werk De gentium aliquot migrationibus veröffentlichte.
  6. Knapp zusammenfassend etwa Rosen (2003), S. 28ff.
  7. Mehr die wandernden Gruppen als solche im geographischen Raum im Blick hat etwa Halsall (2007).
  8. Walter Pohl: Telling the Difference: Signs of ethnic Identity. In: Walter Pohl, Helmut Reimitz (Hrsg.): Strategies of Distinction: The Construction of Ethnic Communities, 300–800. Leiden u. a. 1998, S. 17ff.
  9. Grundlegend dazu ist die Arbeit Reinhard Wenskus: Stammesbildung und Verfassung. Das Werden der frühmittelalterlichen gentes. 2. Aufl., Köln/Wien 1977. Der Ansatz von Wenskus wurde dann von Herwig Wolfram und seinem Schüler Walter Pohl weiterentwickelt. Zusammenfassend und mit neuerer Literatur: Pohl (2005), S. 13ff. Allerdings ist der Ansatz der „Wiener Schule“ um Wolfram und Pohl mittlerweile teils in die Kritik geraten.
  10. Springer (2006), S. 511f., der einige grundlegende Forschungsprobleme kurz referiert.
  11. Einen allgemeinen Überblick bietet etwa Alheydis Plassmann: Origo gentis. Identitäts- und Legitimitätsstiftung in früh- und hochmittelalterlichen Herkunftserzählungen (= Orbis mediaevalis. Vorstellungswelten des Mittelalters 7). Berlin 2006. Vgl. auch die diversen Arbeiten von Herwig Wolfram und Walter Pohl. Es sei angemerkt, dass die Thesen Wolframs nicht unwidersprochen blieben. So äußert sich beispielsweise Walter Goffart skeptischer als Wolfram hinsichtlich der Rückschlüsse, die späte schriftliche Aufzeichnungen gerade auch in Bezug auf die Rekonstruktion einer ursprünglich mündlich tradierten origo gentis zulassen: Die Ursprungssagen seien in ihrer heute vorliegenden Form weniger Verschriftlichungen alter Stammeslegenden als vielmehr noch spätere, stark von der antiken Ethnographie beeinflusste Konstruktionen.
  12. Goetz, Jarnut, Pohl (2003); Pohl (1997).
  13. Zur nicht selten politisch motivierten Rezeption siehe die knappen Ausführungen bei Rosen (2003), S. 109–121.
  14. Den zerstörerischen Aspekt dieser Epoche betonte jüngst Heather (2005), außerdem besonders Ward-Perkins (2005). Vgl. dagegen aber Goffart (1980) und Goffart (2006) sowie die diversen Arbeiten von Peter Brown. Allgemein siehe die umfassende Buchreihe Transformation of the Roman World (bisher 14 Bde.): Verlagsbeschreibung.
  15. Heather (1995) und Heather (2005). Anders jetzt wieder Halsall (2007).
  16. Springer (2006), S. 514.
  17. Pohl (2005), S. 31f.; Rosen (2003), S. 99–101.
  18. Siehe Springer (2006).
  19. Knapp zusammenfassend Rosen (2003), S. 22ff. Zu den Germanen siehe einführend: Germanen, Germania, Germanische Altertumskunde. Hrsg. von Heinrich Beck u. a. (Sonderabdruck aus Bd. 11 des RGA). Berlin 1998; Walter Pohl: Die Germanen. 2. Auflage, München 2004.
  20. Zu den Getica siehe die kritische Analyse von Arne Søby Christensen: Cassiodorus, Jordanes and the History of the Goths. Studies in a Migration Myth. Kopenhagen 2002; siehe auch Herwig Wolfram: Einige Überlegungen zur gotischen Origo gentis. In: Henrik Birnbaum u. a. (Hrsg.): Festschrift Alexander Issatschenko. Lund 1978, S. 487–499, Zitat ebd., S. 496: „Die Herkunft der Goten aus ‚Übersee‘ steht und fällt derzeit allein mit der Möglichkeit, die Getica historisch zu rechtfertigen“. Zu den Goten ist Wolfram (1979) [bzw. (2001)] grundlegend. Daneben siehe auch Volker Bierbrauer: Archäologie und Geschichte der Goten vom 1.–7. Jahrhundert. In: Frühmittelalterliche Studien. Bd 28 (1994), S. 51–171; Heather (1991).
  21. Siehe etwa Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 4. Aufl. München 2002, S. 336ff.; zusammenfassend Rosen (2003), S. 43–45.
  22. Wolfram (1979), S. 41ff.
  23. Später wurde die Trennung der beiden Gruppen als schlichte geografische Aufteilung interpretiert, aus den ersteren wurden die Westgoten, aus letzteren die Ostgoten. Diese Darstellung ist allerdings grob vereinfachend, denn tatsächlich nahmen sowohl Teile der Greutungen als auch Mitglieder anderer gentes an der Ethnogenese der Westgoten teil. Ebenso waren die aus dem Gros der Greutungen hervorgehenden Ostgoten kein ethnisch homogener Verband. Siehe Artikel Goten. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). Bd. 12 (1998), S. 402–443, speziell S. 428ff.; zu den Gotennamen siehe ebenfalls Arne Søby Christensen: Cassiodorus, Jordanes and the History of the Goths. Kopenhagen 2002, S. 197ff.; Heather (1991), S. 331–333.
  24. Heather (2005), S. 82.
  25. Martin (2001), S. 166.
  26. Übersetzung von Otto Veh (1974), S. 708, 711.
  27. Stefan Krautschick: Hunnensturm und Germanenflut: 375 – Beginn der Völkerwanderung? In: Byzantinische Zeitschrift 92, 1999, S. 10–67, hier S. 12–14.
  28. Ammian 31, 3. Zu den Hunnen ist immer noch Maenchen-Helfen (1978) grundlegend, hierzu ebd., S. 16ff. Siehe auch den Artikel Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 246–261; Attila und die Hunnen. Hrsg. vom Historischen Museum der Pfalz Speyer. Stuttgart 2007; Stickler (2007). Zu Ermanarichs Gotenreich sind viele Einzelfragen umstritten, siehe etwa Arne Søby Christensen: Cassiodorus, Jordanes and the History of the Goths. Kopenhagen 2002, S. 158ff.; Heather (1991), S. 87f.; Wolfram (1979), S. 98–102. Der Tod Ermanarichs selbst wurde im Mittelalter in vielen Epen thematisiert.
  29. Zusammenfassend Heather (1995) und Heather (2005), S. 146ff.; siehe auch Artikel Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 247f.
  30. Orosius, Historiae adversum paganos, 7, 33.
  31. Die beste Quelle für die folgenden Ereignisse bis 378 ist wieder Ammianus und sein Bericht im 31. und letzten Buch seines Geschichtswerks. Vgl. dazu Heather (1991), S. 122ff., und Wolfram (1979), S. 137ff.
  32. Ammian 31, 5ff. Zum Zeitpunkt siehe Heather (1991), S. 142.
  33. Vielleicht fürchtete Valens, dass sein Neffe Gratian, der sich bereits im Krieg bewährt hatte, zu viel Ruhm für sich einfordern würde, wenn er seinem Onkel bei der Niederwerfung der Goten helfen würde. Für die nachfolgende Entwicklung siehe Ammian 31, 12f. Vgl. auch Burns (1994), S. 28ff., sowie Heather (1991), S. 142ff.
  34. Dazu Heather (1991), S. 84ff.
  35. Die Folgen wurden sehr bald offenkundig: Burns (1994), S. 33.
  36. Ammian 31,13,19.
  37. Wolfram (1979), S. 150ff.
  38. Zu Theodosius, der später der Große genannt wurde, siehe Hartmut Leppin: Theodosius der Große. Darmstadt 2003, zur Entwicklung nach Adrianopel ebd., S. 35ff. Vgl. dazu auch Burns (1994), S. 43ff.; Heather (1991), S. 147ff.
  39. Zusammenfassend: Heather (1991), S. 157ff.; Wolfram (1979), S. 153ff. Vgl. auch Halsall (2007), S. 180ff., der explizit gegen die communis opinio argumentiert.
  40. Siehe aber Martin (2001), S. 166f.
  41. Siehe dazu Leppin: Theodosius der Große. 2003, S. 45ff., besonders S. 50f.; Burns (1994), S. 73ff. Vgl. auch Halsall (2007), S. 184f.
  42. Getica, 29, 146.
  43. Zusammenfassend und mit Quellenbelegen: Heather (1991), S. 193ff., sowie Wolfram (1979), S. 159ff.
  44. Zum Folgenden Burns (1994), S. 183ff.; Heather (1991), S. 199ff. (mit gutem Kartenmaterial); Wolfram (1979), S. 164ff.
  45. Stilicho war nicht der erste Heermeister, der Einfluss auf die Reichsgeschäfte genommen hatte. Doch sollte im 5. Jahrhundert die lange Reihe schwacher Kaiser diesem Prozess noch weiter Vorschub leisten. Siehe die ausführliche Darstellung von Alexander Demandt: Magister militum. In: Pauly-Wissowa. RE Supplementbd. 13, Sp. 553ff.
  46. Zum Radagaisuszug siehe Heather (2005), S. 194f., sowie Wolfram (1979), S. 202–204, der die Bedeutung dieser Episode im Zusammenhang mit der westgotischen Ethnogenese betont.
  47. Angeblich 4.000 Goldpfund (Zosimos, 5, 29, der sich dabei auf seine Quelle Olympiodoros von Theben stützte). Der weströmische Kaiserhof hatte zuvor längere Zeit in Mailand residiert, aufgrund der unsicheren Lage war man aber schließlich in das als uneinnehmbar geltende Ravenna umgezogen.
  48. Zur Entwicklung nach dem Tod Stilichos: Burns (1994), S. 224ff.; Heather (2005), S. 220ff.; Wolfram (1979), S. 184ff. Hintergrund für die Ermordung Stilichos bildete unter anderem eine zunehmend anti-germanische Haltung am Kaiserhof in Ravenna, nachdem schon im Ostreich der Gote Gainas vergeblich versucht hatte, politisch federführend zu wirken.
  49. Zosimos 5,39–41.
  50. Wolfram (1979), S. 187f.
  51. Wolfram (1979), S. 188f.
  52. Vgl. die informative biografische Skizze Mischa Meier: Alarich und die Eroberung Roms im Jahr 410. Der Beginn der „Völkerwanderung“. In: Meier (2007), S. 45–62, speziell S. 52ff.
  53. Zur Eroberung Roms 410 und der damit zusammenhängenden Rezeption siehe nun Mischa Meier, Steffen Patzold: August 410 - Ein Kampf um Rom. Stuttgart 2010; vgl. auch Hans Armin: Der Fall Roms. Literarische Verarbeitung bei Heiden und Christen. In: Johannes Oort, Dietmar Wyrwa (Hrsg.): Heiden und Christen im 5. Jahrhundert. Leuven 1998, S. 160ff.
  54. Zum Rheinübergang siehe: Goffart (2006), S. 73ff.; Heather (2005), S. 194ff.; Peter J. Heather: Why Did the Barbarian Cross the Rhine?. In: Journal of Late Antiquity 2 (2009), S. 3–29; Stein (1928), S. 381ff. Siehe auch Michael Kulikowski: Barbarians in Gaul, Usurpers in Britain. In: Britannia 31 (2000), S. 325–345 (der die These aufgestellt hat, der Einbruch könnte auch schon 405/06 erfolgt sein).
  55. Zu den Vandalen siehe Castritius (2007), bes. S. 46ff. (teils recht kritisch gegenüber den Quellen) sowie Merrills/Miles (2010). Ergänzend sei auf den Artikel im RGA aufmerksam gemacht: Wandalen. In: RGA 33 (2006), S. 168ff.
  56. Art. Sweben. In: RGA 30 (2005), S. 184ff. Ebd. S. 192ff. (zum Begriff Sueben [Sweben]) und S. 202ff. (zu den folgenden Ereignissen), jeweils mit Quellenhinweisen und Literatur.
  57. Heather (2005), S. 206–209, mit Kartenmaterial und detaillierterer Quellenanalyse.
  58. Heather (2005), S. 209ff., 236ff.; Stein (1928), S. 383ff.; C. E. Stevens: Marcus, Gratian, Constantine. In: Athenaeum 35 (1957), S. 316–347.
  59. Pohl (2005), S. 86ff. Allerdings sind viele Detailfragen sehr umstritten, nicht zuletzt aufgrund der teils mangelhaften Quellenlage.
  60. Zur Usurpation Konstantins III. und des Jovinus siehe John F. Drinkwater: The Usurpers Constantine III (407–411) and Jovinus (411–413). In: Britannia 29 (1998), S. 269–298; Kay Ehling: Zur Geschichte Constantins III. In: Francia 23 (1996), S. 1–11; Ralf Scharf: Iovinus – Kaiser in Gallien. In: Francia 20 (1993), S. 1–13. Zu den Burgunden: Kaiser (2004), zum Eingreifen für Jovinus und Reichsbildung: ebd., S. 26ff.
  61. Wolfram (1979), S. 192f.
  62. Wolfram (1979), S. 196–202.
  63. Orosius, Historiae adversum paganos, 7, 43.
  64. Wolfram (1979), S. 194f. Zu den Militäroperationen des Constantius siehe auch Burns (1994), S. 250ff.
  65. Wolfram (1979), S. 204f.
  66. Heather (1991), S. 221f.
  67. Letzteres nimmt vor allem Walter Goffart an: Goffart (1980), S. 103ff.; Goffart (2006), S. 119ff. Siehe außerdem Burns (1994), bes. S. 263ff.; Heather (1991), S. 221ff.; Pohl (2005), S. 58ff.; Pohl (1997), passim; Wolfram (1979), S. 208ff.; Herwig Wolfram: Die dauerhafte Ansiedlung der Goten auf römischem Boden. Eine endlose Geschichte. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 112 (2004), S. 11–35.
  68. Burns (1994), S. 263f.; wesentlich negativer beurteilte die Ansiedlung etwa Ward-Perkins (2005), S. 54f.
  69. Allgemein gilt die Faustregel, dass nur jedes vierte oder fünfte Mitglied einer gens waffenfähig war. Die Vandalen sollten später in Nordafrika jedoch von diesem „Kooperationsmuster“ mit der einheimischen Bevölkerung entscheidend abrücken.
  70. Zum Folgenden: Castritius (2007), S. 58ff.
  71. Hydatius, Chronica 49.
  72. Zusammenfassend Wolfram (1990), S. 234f.
  73. Castritius (2007), S. 76ff.; Uwe Walter: Geiserich und das afrikanische Vandalenreich. In: Meier (2007), S. 63–77.
  74. Getica, 33, 168.
  75. Zu den Zahlenangaben (die in den Quellen nicht einheitlich sind) siehe etwa die Diskussion bei Castritius (2007), S. 78f.
  76. Castritius (2007), S. 86ff.; Wolfram (1990), S. 237f.
  77. Prokopios, Bella 3, 3.
  78. Castritius (2007), S. 68; siehe aber Alexander Demandt: Die Spätantike. 2. erw. Aufl., München 2007, S. 184.
  79. Wolfram (1990), S. 238.
  80. Heather (2005), S. 268.
  81. Castritius (2007), S. 93ff.; Walter: Geiserich. In: Meier (2007), S. 70ff.; Wolfram (1990), S. 239f.
  82. Siehe die Ausführungen im Kapitel Vom Imperium zu Regna.
  83. Zusammenfassend Heather (1995), S. 9.
  84. Zusammenfassend: Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 249; Heather (1995), S. 10f. Siehe aber auch Maenchen-Helfen (1978), S. 22, der von einem relativen Gemeinschaftsgefühl ausgeht.
  85. Dazu ausführlich Maenchen-Helfen (1978), S. 38ff.
  86. Claudian, In Rufinum 2, 26ff.
  87. Maenchen-Helfen (1978), S. 43ff.
  88. Dieter Timpe: Gainas. In: RGA 10 (1998), S. 317–321. Die Person des Gainas bot in der Folgezeit eine gute Projektionsfläche für anti-barbarische Propaganda.
  89. Maenchen-Helfen (1978), S. 44f.
  90. Orosius, Historiae adversum paganos, 7, 37, 3.
  91. Art. Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 250. Siehe auch Maenchen-Helfen (1978), S. 53ff., der die Quellenarmut dieser Zeit bzgl. der Hunnen nachdrücklich betont.
  92. Chronik des Marcellinus Comes, anno 427.
  93. Vielleicht trat er ihnen nun endgültig Pannonien ab, was aber keineswegs gesichert ist: Maenchen-Helfen (1978), S. 63f.
  94. Demandt (1998), S. 122f.; Stein (1928), S. 472ff.
  95. Art. Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 250; siehe auch Kaiser (2004), S. 31f.; Maenchen-Helfen (1978), S. 60ff. Allerdings nehmen einige Forscher auch an, dass es sich bei den genannten Hunnen, die 436 das Burgundenreich vernichteten, eventuell doch um eigenständig operierende Gruppen gehandelt haben könnte, vgl. Timo Stickler: Aëtius. München 2002, S. 183.
  96. Kaiser (2004), S. 38ff.
  97. Bruno Bleckmann: Attila, Aetius und das „Ende Roms“. Der Kollaps des Weströmischen Reiches. In: Meier (2007), S. 93–110; Heather (2005), S. 300ff.; Maenchen-Helfen (1978), S. 69ff.; Gerhard Wirth: Attila. Das Hunnenreich und Europa. Stuttgart u. a. 1999 (teils recht spekulativ).
  98. Chronik des Marcellinus Comes, anno 441; Priskos, Fragment 1b.
  99. Chronik des Marcellinus Comes, anno 447; Priskos, Fragment 3.
  100. Jordanes, Romana, 331.
  101. Vgl. Bleckmann: Attila. In: Meier (2007), S. 102, der betont, dass sich Attila mit einem Angriff auf beide Reichshälften übernommen hätte.
  102. Priskos, Fragment 8.
  103. Jordanes, Getica, 42, 224.
  104. Maenchen-Helfen (1978), S. 98, bezeichnete es schlicht als Hofklatsch. Siehe aber Bleckmann: Attila. In: Meier (2007), S. 102f.
  105. Bleckmann: Attila. In: Meier (2007), S. 103f.
  106. Castritius (2007), S. 104.
  107. Jordanes, Getica, 41, 216.
  108. J. B. Bury: History of the Later Roman Empire. Bd. 1. New York 1958 (ND von 1923), S. 293f.
  109. Maenchen-Helfen (1978), S. 97–106.
  110. Zusammenfassend Heather (2005), S. 340f.
  111. Einen ausgezeichneten Überblick bietet Walter Pohl: Die Gepiden und die gentes an der mittleren Donau nach dem Zerfall des Attilareiches. In: Herwig Wolfram, Falko Daim (Hrsg.): Die Völker an der mittleren und unteren Donau im fünften und sechsten Jahrhundert. Wien 1980, S. 239–305.
  112. Art. Hunnen. In: RGA 15 (2000), S. 252.; Heather (2005), S. 351ff.; Maenchen-Helfen (1978), S. 107ff.
  113. Demandt (1998), S. 126f.; Heather (2005), S. 369ff.; Stein (1928), S. 517–519.
  114. Heather (2005), S. 375ff.
  115. Brian Croke: Dynasty and Ethnicity. Emperor Leo I and the Eclipse of Aspar. In: Chiron 35 (2005), S. 147–203.
  116. Zu den Kämpfen mit den Goten und der Bildung des Ostgotenreichs auf dem Balkan siehe vor allem Heather (1991), S. 240ff.; Wolfram (1979), S. 307ff.
  117. Zum Folgenden siehe unter anderem Demandt (1998), S. 141ff.; Stein (1928), S. 540ff.
  118. Castritius (2007), S. 103ff.
  119. Stein (1928), S. 552f.
  120. Zur Situation Galliens im 5. Jahrhundert siehe die Aufsatzsammlung John Drinkwater, Hugh Elton (Hrsg.): Fifth-Century Gaul: A Crisis of Identity?. Cambridge 1992.
  121. Kaiser (2004), S. 49.
  122. Wolfram (1979), S. 217f.
  123. Castritius (2007), S. 113ff., der nicht annimmt, dass ein formaler Friedensvertrag abgeschlossen wurde.
  124. Gregor von Tours, Decem libri historiarum, 2, 11f.; 2, 18; 2, 27. Vgl. auch Halsall (2007), S. 266ff. sowie David Frye: Aegidius, Childeric, Odovacer and Paul. In: Nottingham Medieval Studies 36 (1992), S. 1ff. Zur Person des Aegidius siehe auch Henning (1999), S. 81ff.
  125. a b Wolfram (1979), S. 219ff.
  126. Michael Kulikowski: Marcellinus of Dalmatia and the Fall of the Western Empire. In: Byzantion 72 (2002), S. 177–191.
  127. Castritius (2007), S. 118f.
  128. Stein (1928), S. 582f.
  129. Zu diesen beiden siehe den knappen Überblick bei Martin (2001), S. 168, 171f.
  130. Demandt (1998), S. 148.
  131. Dazu: Demandt (1998), S. 145; Heather (2005), S. 425f.; Kaiser (2004), S. 52; Stein (1928), S. 584.
  132. Martin (2001), S. 45.
  133. Karl Feld: Barbarische Bürger: die Isaurier und das Römische Reich. Berlin 2005, S. 325ff.
  134. Wolfram (1979), S. 222ff.
  135. Wolfram (1979), S. 226.
  136. Henning (1999), S. 174f.
  137. Zusammenfassend: Wolfram (1990), S. 264ff.
  138. Siehe Eugippius, Vita Severini, die eine sehr wichtige Quelle darstellt. Siehe auch Heather (2005), S. 407ff.
  139. Vgl. hierzu den klassischen Aufsatz von Brian Croke: A.D. 476. The manufacture of a Turning Point. In: Chiron 13 (1983), S. 81-119. Die Bedeutung von 476 betonte dagegen jüngst etwa Bleckmann: Attila. In: Meier (2007), S. 109f.
  140. Vgl. dazu jetzt Henning Börm: Das weströmische Kaisertum nach 476, in: Josef Wiesehöfer u. a. (Hgg.), Monumentum et instrumentum inscriptum, Stuttgart 2008, S. 47-69.
  141. Rosen (2003), S. 79f.
  142. Knappe Forschungsdiskussion bei Martin (2001), S. 168f.
  143. Siehe dazu auch Goffart (2006), bes. S. 23ff.; Wolfram (1990), S. 271ff. Einen Überblick bietet Alexander Demandt: Der Fall Roms. München 1984.
  144. Demandt (1998), S. 149f.
  145. Maenchen-Helfen (1978), S. 260ff.
  146. Jordanes (oder besser gesagt seine Hauptquelle Cassiodorus, aus dessen verlorener Gotengeschichte Jordanes sein Wissen weitgehend schöpfte) vermittelt in seinen Getica den Eindruck, dass die Amaler über einen weit in die Vergangenheit zurückreichenden Stammbaum verfügen würden, was aber nicht mehr ist als eine gelehrte Konstruktion: Peter J. Heather: Cassiodorus and the Rise of the Amals. Genealogy and the Goths under Hun Domination. In: Journal of Roman Studies 79 (1989), S. 103–128.
  147. Zum Folgenden siehe: Heather (1991), S. 240ff.; Pohl (2005), S. 126ff.; Wolfram (1979), S. 321ff.
  148. Jordanes, Getica, 54, 277–279.
  149. Der Historiker Malchus von Philadelphia schildert in seinem (uns leider nur fragmentarisch erhaltenen) Geschichtswerk die Ereignisse recht ausführlich.
  150. Zur Gotenpolitik Zenons und der nachfolgenden Entwicklung siehe besonders Heather (1991), S. 272ff.
  151. Siehe Wolfram (1979), S. 346ff. Zusammenfassend auch Pohl (2005), S. 132f.
  152. Zu Theoderich siehe einführend Hans-Ulrich Wiemer: Theoderich der Große und das ostgotische Italien. Integration durch Separation. In: Meier (2007), S. 156–175 (mit weiterer Literatur); Antonio Carile (Hrsg.): Teoderico e i Goti fra Oriente e Occidente. Ravenna 1995; Wilhelm Enßlin: Theoderich der Große. 2. Aufl., München 1959 (immer noch die materialreichste Darstellung). Zur ostgotischen Herrschaft in Italien siehe etwa Patrick Amory: People and Identity in Ostrogothic Italy, 489–554. Cambridge 1997 (allerdings vertritt Amory teils recht provokante Thesen).
  153. Die Details sind allerdings umstritten, siehe Pohl (2005), S. 137–140.
  154. Zu Theoderichs Politik in Italien: Wolfram (1979), S. 353ff.
  155. Knappe Zusammenfassung bei Pohl (2005), S. 147–151; detaillierter: Wolfram (1979), S. 415ff.
  156. Zur Geschichte des Westgotenreichs siehe etwa: Gerd Kampers: Geschichte der Westgoten. Paderborn 2008; Roger Collins: Visigothic Spain 409–711. Oxford 2004; Alberto Ferreiro: The Visigoths in Gaul and Spain A.D. 418–711: A Bibliography. Leiden 1988 (Bibliografie); Luis Garcia Moreno: Prosopografia del reino visigodo de Toledo. Salamanca 1974; Luis Garcia Moreno: Historia de España Visigoda. Madrid 1989; Wolfram (1979), S. 207ff.
  157. Zum Untergang des Suebenreichs siehe knapp Kampers, Geschichte der Westgoten, S. 180ff.
  158. Wolfram (1979), S. 225; zum Wandel speziell in Gallien siehe Bernhard Jussen: Über ‚Bischofsherrschaften‘ und die Prozeduren politisch-sozialer Umordnung in Gallien zwischen Antike und Mittelalter. In: Historische Zeitschrift 260 (1995), S. 673–718.
  159. Wolfram (1979), S. 231ff.
  160. Giese (2004), S. 140ff.
  161. Giese (2004), S. 148f.
  162. Postel (2004), S. 219ff., ebd., S. 219: „Das westgotische regnum wurde ein spanisches imperium.
  163. Zur nachfolgenden Zeit siehe knapp zusammenfassend Kampers, Geschichte der Westgoten, S. 188ff. sowie 311ff. (zur Kultur des Westgotenreichs); Giese (2004), S. 151ff.
  164. Wolfram (1990), S. 387f.
  165. Castritius (2007), S. 124f.
  166. Castritius (2007), S. 127.
  167. Castritius (2007), S. 159.
  168. Postel (2004), S. 196. Die Berber leisteten später noch den Oströmern und (zunächst) den Arabern teils heftigen Widerstand.
  169. Castritius (2007), S. 137–139.
  170. Castritius (2007), S. 100f.
  171. Siehe die wichtige Aufsatzsammlung Andy H. Merrills (Hrsg.): Vandals, Romans and Berbers. New Perspectives on Late Antique North Africa. Aldershot 2004.
  172. Prokopios, Bella 3, 10.
  173. Zur Eroberung des Vandalenreichs und den Nachwirkungen siehe knapp Castritius (2007), S. 159ff.
  174. Zu den Franken siehe unter anderem Ewig (2006); Reinhold Kaiser: Das römische Erbe und das Merowingerreich. 3. erweiterte Aufl., München 2004; Wood (1994) (jeweils mit weiterer Literatur). Zur Frühgeschichte siehe Ulrich Nonn: Die Franken. Stuttgart 2010; Erich Zöllner: Geschichte der Franken, München 1970.
  175. Sulpicius Alexander, Historia, Exzerpt in Gregor von Tours, Decem libri historiarum, 2,9.
  176. Art. Franken. In: RGA 9 (1995), S. 417.
  177. Zu den Alamannen siehe die umfassende und aktuelle Darstellung von Drinkwater: John F. Drinkwater: The Alamanni and Rome 213-496. Caracalla to Clovis. Oxford 2007.
  178. Zur Ereignisgeschichte siehe Ewig (2006), S. 18ff.; Wood (1994), S. 38ff.
  179. Kaiser (2004), S. 73f.
  180. Matthias Springer: Theudebert I. In: RGA 30 (2005), S. 455–459.
  181. Bernhard Jussen: Über ‚Bischofsherrschaften‘ und die Prozeduren politisch-sozialer Umordnung in Gallien zwischen Antike und Mittelalter. In: Historische Zeitschrift 260 (1995), S. 673–718.
  182. Bernhard Jussen: Chlodwig und die Eigentümlichkeiten Galliens. In: Meier (2007), S. 141–154, hier 152.
  183. Zum Folgenden siehe Kaiser (2004), S. 38ff.
  184. Kaiser (2004), S. 49ff.
  185. Kaiser (2004), S. 49f.; Postel (2004), S. 116–118.
  186. Postel (2004), S. 115f. Zu den Modalitäten der Ansiedlung siehe Kaiser (2004), S. 82ff.
  187. Kaiser (2004), S. 115f.
  188. Kaiser (2004), S. 152–157.
  189. Dazu Kaiser (2004), S. 176ff.
  190. Michael E. Jones: The End of Roman Britain. Ithaca/NY 1996; Snyder (1998).
  191. Zosimos, 6, 10, 2. Vgl. auch Edward A. Thompson: Zosimus 6.10.2 and the letters of Honorius. In: Classical Quarterly 32 (1982), S. 445–462. Nach Ansicht einiger Forscher (z. B. David Mattingly) bezog sich der Kaiser allerdings nicht auf Britannien, sondern auf die Landschaft Bruttium in Italien.
  192. Quellenüberblick unter anderem bei Snyder (1998), S. 29ff. (schriftliche) und 131ff. (archäologische).
  193. Vgl. einführend auch Harald Kleinschmidt: Die Angelsachsen. München 2011.
  194. Postel (2004), S. 95ff.; Christian Uebach: Die Landnahmen der Angelsachsen, der Wikinger und der Normannen in England. Marburg 2003, S. 19ff. Bruno Krüger (Hrsg.): Die Germanen – Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa, Berlin 1983, Band 2. S. 450 – 452, 476 – 485.
  195. Beda, Historia ecclesiastica, 1, 15.
  196. Knapper Überblick mit Literatur. Allgemein siehe auch Snyder (1998).
  197. Zusammenfassend siehe Pohl (2005), S. 92f.
  198. Frank M. Stenton: Anglo-Saxon England. 3. Aufl. Oxford 1971.
  199. Ward-Perkins (2005), S. 117ff.
  200. Origo gentis Langobardorum 1.
  201. Zu den Langobarden siehe einführend: Ausstellungskatalog Die Langobarden (2008); Jörg Jarnut: Geschichte der Langobarden. Stuttgart 1982; Menghin (1985); Peter Erhart, Walter Pohl (Hrsg.): Die Langobarden: Herrschaft und Identität. Wien 2005.
  202. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum, 1, 20; siehe auch Prokopios, Bella, 6, 14.
  203. Zusammenfassend Pohl (2005), S. 193.
  204. Prokopios, Bella, 8, 33.
  205. Prokopios, Bella, 8, 25ff.
  206. Paulus Diaconus, Historia Langobardorum, 1, 23f.
  207. Zu den Awaren ist grundlegend: Walter Pohl: Die Awaren. 2. Aufl. München 2002.
  208. Menghin (1985), S. 85f.; Pohl: Die Awaren. 2002, S. 56f.; Pohl (2005), S. 193ff.
  209. Pohl (2005), S. 197.
  210. Wolfram (1990), S. 399f.
  211. Einen guten Überblick bzgl. der frühen Bayern bietet Matthias Hardt: The Bavarians. In: Goetz, Jarnut, Pohl (2003), S. 429–461.
  212. Allgemein zu den frühen Slawen vgl. nun vor allem Florin Curta: The Making of the Slavs. Cambridge 2001, sowie Florin Curta: Southeastern Europe in the Middle Ages, 500–1250. Cambridge 2006, S. 39ff. Siehe auch Gottfried Schramm: Ein Damm bricht. Die römische Donaugrenze und die Invasionen des 5.–7. Jahrhunderts im Lichte von Namen und Wörtern. München 1997.
  213. Zur Entwicklung nach Alboin siehe zusammenfassend: Wolfram (1990), S. 404ff.
  214. Für das „nach-römische Europa“ siehe Chris Wickham: The Inheritance of Rome: A History of Europe from 400 to 1000. London 2009 sowie die aktuelle Kulturgeschichte von Julia Smith: Europe after Rome. Oxford 2005 (jeweils mit weiterer Literatur); zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte allgemein siehe auch die wichtige Darstellung von Wickham (2005).
  215. John F. Haldon: Byzantium in the Seventh Century. 2. Aufl. Cambridge 1997.
  216. Vgl. allgemein Wickham (2005).
  217. Ausführlich zur Kultur: Friedrich Prinz: Von Konstantin zu Karl dem Großen. Entfaltung und Wandel Europas. Düsseldorf-Zürich 2000.
  218. Siehe auch den Artikel Kontinuitätsprobleme. In: RGA 17 (2000), S. 205–237.
  219. Martin (2001), S. 195f. Allgemein (allerdings nur zu den ostgermanischen Reichsgründungen): Maier (2005).
  220. Knappe Zusammenfassung bei Martin (2001).
  221. Siehe mit neuerer Literatur: Sebastian Brather: Völkerwanderungszeit. In: RGA 32 (2006), S. 517–522.
  222. Goetz, Jarnut, Pohl (2003); Thomas F. X. Noble (Hrsg.): From Roman Provinces to Medieval Kingdoms. London-New York 2006; Pohl (1997).
  223. Forschungsprobleme erörtert knapp Martin (2001), vgl. auch die entsprechenden Einträge im RGA.
  224. Siehe allgemein Anton Scharer, Georg Scheibelreiter (Hrsg.): Historiographie im frühen Mittelalter. München-Wien 1994.
  225. Die Ostgermanen. 2. Aufl. München 1941 (ND München 1969). Siehe unter anderem auch seine Arbeiten zu den Langobarden und Vandalen.
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