W. D. Hamilton

W. D. Hamilton

William Donald „Bill“ Hamilton (* in , ; † ) war ein , der Forschungen auf dem Gebiet der , , , und betrieb. Er wurde berühmt für seine theoretische Arbeit, welche die genetische Grundlage für die Existenz der (kin selection) lieferte. Er kann als ein Vorläufer der angesehen werden, die von begründet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Frühe Jahre

Hamilton wurde 1936 in Kairo als zweitältestes von sechs Kindern geboren. Sein Vater, A. M. Hamilton war ein in geborener Ingenieur, und seine Mutter, B. M. Hamilton, war eine Ärztin.

Die Familie Hamilton zog nach Kent als Bill ein Junge war. Während des Zweiten Weltkrieges war er nach evakuiert. Er interessierte sich früh für Naturkunde und verbrachte seine Freizeit damit Schmetterlinge und andere Insekten zu sammeln. 1946 entdeckte er das Buch Butterflies (Schmetterlinge) von E.B. Ford, welches ihn in die Prinzipien der einführte.

Er wurde an der Tonbridge Schule erzogen, wo er im Schulhaus wohnte. Als 12-Jähriger wurde er ernsthaft verwundet, als er mit Sprengstoff spielte, den sein Vater übriggelassen hatte, als er Handgranaten für die Heimatverteidigung während des Zweiten Weltkrieges herstellte. Der Unfall hätte ihm wahrscheinlich das Leben gekostet, wäre seine Mutter nicht Ärztin gewesen. Man musste ihm Finger an der rechten Hand amputieren und es benötigte sechs Monate bis zu seiner Genesung.

Während seiner ersten Studienjahre am , mit Abschluss (B. S.) 1960, wurde er wesentlich beeinflusst von Buch The Genetical Theory of Natural Selection, welches eine mathematische Grundlage für Evolutionsgenetik lieferte. In der Hauptsache wandte es sich gegen die Vorstellungen der .

Hamiltons Regel

Er machte seine Doktorarbeit 1968 während er am und an der immatrikuliert war, über die Grundsätze, die später als 'Hamiltons Regel' der bekannt wurden. Seine Arbeiten über dieses Thema werden heute weltweit zitiert.

Die Gesamtfitness eines Lebewesens kann gemessen werden als die Anzahl der eigenen Gene, die an die nachfolgende Generation weitergegeben wird. Sie setzt sich zusammen aus

a) der direkten Fitness, den eigenen Genen in den eigenen Nachkommen, die es ohne fremde Hilfe produzieren konnte und

b) der indirekten Fitness, den eigenen Genen, die durch seine Hilfe zusätzlich an fremde Nachkommen weitergegeben wurden.

Nach existiert neben der Weitergabe der Gene durch die eigene Fortpflanzung (direkte Fitness) außerdem die Möglichkeit, Verwandten bei deren Nachkommenproduktion zu helfen (indirekte Fitness). Da diese Lebewesen zum Teil dieselben Gene besitzen wie das helfende Individuum, fördert dieses durch sein Helferverhalten die Weitergabe des eigenen Erbguts (, „kin selection“). Dieser Altruismus ist nur dann erfolgreich und breitet sich aus, wenn der Nutzen für denjenigen, der das altruistische Verhalten zeigt, größer ist als die Kosten, die er dafür investieren muss (Hamiltons Regel).

Mathematisch ausgedrückt muss das Verhältnis von Nutzen (B) zu Kosten (C) größer sein als eins dividiert durch den Verwandtschaftsgrad.

 {B\over C}  >  {1\over r} beziehungsweise  { r \cdot B   >   C }

mit B: Nutzen (benefit); C: Kosten (cost); r: Verwandtschaftskoeffizient (relatedness)

Beispiel: Ein Tier, das durch seine Hilfe auf zwei eigene Nachkommen verzichtet (C = 2), dafür aber einem Geschwister (Verwandtschaftsgrad zwischen Geschwistern bei diploiden Organismen (r = 0,5) hilft, fünf zusätzliche Nachkommen (B = 5) zu produzieren, hat eine höhere Gesamtfitness als ein Tier, das „egoistisch“ nicht hilft.

Unter Einbeziehung der verschiedenen Verwandtschaftsgrade zum Empfänger und zu den eigenen Nachkommen ergibt sich folgende Formel:

 { r_B \cdot B  >  r_C \cdot C }

rB: Verwandtschaftsgrad des Gebers zum Empfängers; rC: Verwandtschaftsgrad des Gebers zu den eigenen Nachkommen

Die obige Formel trug wesentlich zum Verständnis des Altruismus bei sozialen Insekten bei. Aufgrund der ungewöhnlichen Haplodiploidie sozialer Insekten (Ameisen, Bienen und Wespen) ergibt sich bei Vollschwestern eines Nestes ein Verwandtschaftskoeffizient von 0,75 miteinander, mit ihren Vollbrüdern 0,25. Mit ihren eigenen Nachkommen sind diese Arbeiterinnen jedoch nur zu 50 % (r = 0,5), also weniger als mit den Schwestern, verwandt. Als Folge ist es für Arbeiterinnen sozialer Insekten, wenn die Königin sich nur einmal gepaart hat, genetisch vorteilhafter, eigene Schwestern als Töchter aufzuziehen.

Außergewöhnliche Geschlechterverhältnisse

Zwischen 1964 und 1978 war Hamilton Dozent am . Dort veröffentlichte er einen Aufsatz in über 'Außergewöhnliche Geschlechterverhältnisse'. Ronald A. Fisher hatte 1930 ein Modell vorgeschlagen, warum das normale Geschlechterverhältnis beinahe immer 1 : 1 ist und dass ungewöhnliche Verhältnisse wie bei den Wespen einer Erklärung bedürfen. Dies eröffnete ein ganz neues Forschungsgebiet. Der Aufsatz führte das Konzept der unschlagbaren Strategie ein, das und zur ESS weiterentwickelten, einem Konzept der , das nicht nur auf die Evolutionsbiologie beschränkt war.

Hamilton wurde als schlechter Dozent betrachtet. Dieser Mangel beeinträchtigte nicht die Popularität seiner Arbeit, da sie durch 1976 in Dawkins Buch bekanntgemacht wurde.

1976 heiratete er Christine Friess, sie hatten drei Töchter, Helen, Ruth und Rowena. Später ließen sie sich scheiden.

Er war Gastprofessor an der und verbrachte später neun Monate bei der und der 'Xavantina-Cachimbo Expedition' als Gastprofessor an der .

Von 1978 an war er Professor für Evolutionsbiologie an der . Gleichzeitig wurde er als ausländisches Ehrenmitglied der gewählt. Seine Ankunft löste Proteste und Sitzstreiks unter Studenten aus, die seine Ansichten in der nicht teilten.

Jagd der Roten Königin

Er veröffentlichte ebenfalls die der Evolution der Geschlechtlichkeit. Dies wurde nach einer Figur in von benannt. Hamilton sagte voraus, dass Geschlechtlichkeit sich deshalb herausgebildet habe, weil dadurch immer neue Gen-Kombinationen entstanden - die geschlechtlichen Organismen waren immer wieder ihren Parasiten gegenüber im Vorteil.

Zurück in England

Im Jahre 1980 wurde er zum Mitglied der gewählt, und 1984 wurde er Royal Society Research Professor am New College, , Abteilung Zoologie, wo er bis zu seinem Tode blieb.

Von 1994 an lebte er mit Maria Luisa Bozzi, einer italienischen Schriftstellerin, zusammen.

Zur Entstehung von AIDS

Während der 1990er Jahre wurde Hamilton zunehmend überzeugt davon, dass die Herkunft der AIDS-Epidemie in verseuchtem Serum bei der Polio-Schluckimpfung (engl. Oral Polio Vaccines, abgekürzt OPV) in Afrika während der 1950er Jahre lag (die ). Briefe von Hamilton an wurden von der Zeitschrift zurückgewiesen, unter der Klage, dass das medizinische Establishment gegen die OPV-AIDS-Hypothese vorgehen würde.

Um Beweise für die OPV-AIDS-Hypothese zu erhalten, wollte man den natürlichen Pegel des Simian Immunodeficiency Virus (SIV) in Primaten feststellen. Dazu wagte sich Hamilton mit zwei anderen Kollegen in die kriegszerrissene , wo er sich mit ansteckte. Er wurde nach Hause gebracht und verbrachte sieben Wochen im Krankenhaus, bevor er starb.

Postscript

Eine weltliche Gedenkfeier (er war ein ) wurde am Samstag 1. Juli 2000 in der Kapelle von New College abgehalten, organisiert von .

Auszeichnungen

  • 1978 Ausländisches Ehrenmitglied der
  • 1980 Mitglied der von London
  • 1982 der
  • 1988 der von London
  • 1989 der
  • 1991 der Zoologischen Gesellschaft von London
  • 1992/3 Wanderpreis der
  • 1993 der
  • 1993 der
  • 1995 der

Zur Zeit (2004) wird eine biografische Denkschrift für die vorbereitet.

Werke

  • W.D. Hamilton (1963): The evolution of altruistic behavior. — The American Naturalist 97: 354–356.
  • W.D. Hamilton (1964) The genetical evolution of social behaviour I and II. — Journal of Theoretical Biology 7: 1-16 and 17-52. pubmed I pubmed II
  • W.D. Hamilton (1966) The moulding of senescence by natural selection. — Journal of Theoretical Biology 12: 12–45.
  • W.D. Hamilton (1967) Extraordinary sex ratios. 156: 477-488. pubmed JSTOR
  • W.D. Hamilton (1970) Selfish and spiteful behaviour in an evolutionary model. — Nature 228:1218–1220.
  • W.D. Hamilton (1971) The geometry of the selfish herd. — Journal of Theoretical Biology 31: 295–311.
  • W.D. Hamilton (1972) Altruism and related phenomena, mainly in social insects. — Annual Review of Ecology and Systematics 3: 193–232.
  • W.D. Hamilton (1975) Innate social aptitudes of man: an approach from evolutionary genetics. in R. Fox (ed.), Biosocial Anthropology, Malaby Press, London, 133-53.
  • W.D. Hamilton (1980) Sex versus non-sex versus parasite. — Oikos 35: 282–290.
  • und W.D. Hamilton (1981) The evolution of co-operation 211: 1390-6 Pubmed, JSTOR
  • W.D. Hamilton & Zuk, M.: (1982) Heritable true fitness and bright birds — a role for parasites. — Science 218: 384–387.
  • W.D. Hamilton (1996) Narrow Roads in Gene Land vol. 1 Oxford University Press,Oxford. ISBN 0716745305
  • W.D. Hamilton (2000) My intended burial and why, Ethology Ecology and Evolution 12 111-122 link
  • W.D. Hamilton (2002) Narrow Roads in Gene Land vol. 2 Oxford University Press,Oxford. ISBN 0198503369
  • A.W.F. Edwards (1998), Notes and Comments. Natural selection and sex ratio: Fisher's sources. American Naturalist 151: 564-569
  • (1930). The Genetical Theory of Natural Selection. Clarendon Press, Oxford.
  • (1945) New Naturalist 1: Butterflies. Collins: London.
  • und (1973) The logic of animal conflict. 146: 15—18.

Einzelreferenzen

  1. [1]

Weblinks


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