Wadjnes

Wadjnes
Namen von Wadjnes
Königspapyrus Turin (Nr.II./23)
Image:Hiero_Ca1.svg
HASH HASH S29 G7
Bild:Hiero_Ca2.svg
......s
(stark beschädigt)
(mit Namensideogramm
für einen König, das den
Horusfalken darstellt)
Königsliste von Abydos (Sethos I.) (Nr.12)
Image:Hiero_Ca1.svg
M13 N35 S29
Bild:Hiero_Ca2.svg
Wadj-nes
W3ḏ-ns
Das zu ihm gehörige Gedeihen
Königsliste von Sakkara (Nr.6)
Image:Hiero_Ca1.svg
M13 F20
Z1
F51
Bild:Hiero_Ca2.svg
Wadjnias [1]
W3ḏ n j3s
Mit erfrischter Zunge
griechisch
bei Manetho Africanus

lateinisch bei Eusebius

Outlás; Tlâs (Kurzform)

Outlas

Wadjnes ist ein altägyptischer König (Pharao) der 2. Dynastie (Frühdynastische Zeit), der im 28. Jahrhundert v. Chr. zwischen den Königen Ninetjer und Chasechemui regiert haben könnte.

Seine chronologische Zuordnung und Identifikation ist aufgrund der spärlichen Fundlage und widersprüchlichen Hinweise besonders schwierig. Wadjnes gehört deshalb unter Ägyptologen mit zu den umstrittensten Pharaonen der Frühzeit.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Fundlage

Ein Kartuschenname des Wadjnes ist nur in den ramessidischen Königslisten aus der 19. Dynastie belegt, die ihn in verschiedenen Schreibweisen nennen und stets als direkten Nachfolger von Ninetjer angeben. Die möglichen zeitgenössischen Belege, die bislang vorliegen, sind wenig aussagefähig. Aus diesen Gründen ist seine historische Figur Gegenstand von lebhaften Debatten innerhalb der Ägyptologie.[2]

Der Name „Wadjnes“ selbst ist bisher nur von rund sechs Gefäßinschriften[2] bekannt, die sich auf Alabaster-Scherben in der Djoser-Pyramide fanden.[3]

Auf zweien dieser Gefäße erscheint die Inschrift „Wer-maa-wadjnes“ (wahrhaft groß ist Wadjnes). Ägyptologen wie beispielsweise Wolfgang Helck deuten das „Wer-maa“ allerdings als möglichen Horusnamen. Diese Interpretation stößt wiederum auf starke Skepsis in der Ägyptologie. Jochem Kahl interpretiert das „Wer-maa“ als Titel des Hohepriesters des Re und liest den Namen als „Ni-su-Wadj“.[4]

Auf vier der Gefäßbruchstücke erscheint der Name „Wadj-sen“ stets neben der Darstellung des Sed-Festes[2], welches entweder alle sechs Jahre während des Sokar-Festes oder im 30. Regierungsjahr gefeiert wurde. Eine dreißigjährige Zeitspanne stünde jedoch in widersprüchlichem Verhältnis zu Wadjnes schwacher zeitgenössischer Präsenz. Dies ist mit ein Hauptgrund für die Debatten unter Ägyptologen.[2]

Auch wirft die Anordnung der Hieroglyphen auf den Fragmenten Fragen auf. Die Schriftzeichen M13 (Wadj) und S29 (se) stehen nebeneinander und gemeinsam dicht über dem Zeichen N35 (en). Aus dieser Konstellation heraus ist eine Lesung als „Wadj-sen“ wahrscheinlicher. Da auch keinerlei Königstitel neben dem Namen erscheinen, erschwert dies eine mögliche Verknüpfung zu jeglichen Herrschern der 2. Dynastie.[5]

Der Ägyptologe Richard Weill ist überzeugt, den Namen „Wadjnes“ als Horusnamen auf dem sogenannten Kairostein, dem Gegenstück zum bekannteren Palermostein, entdeckt zu haben. Peter Kaplony liest den Namen als Wenegsechemui. Beide lesen die Namen über der dritten Jahreszeile ganz links.[6] Teile der Namenspreisung des Herrschers verlieren sich in der Bruchkante der Steintafel. Die Platzierung des Beginns der Namensbanderole lässt den Ägyptologen auf eine Regierungszeit von zehn bis zwölf Jahren schließen. Bedauerlicherweise ist der Kairostein von der dritten Jahreszeile an abwärts durch Abrieb stark beschädigt und viele der wichtigen Ereignisangaben sind zerstört.

Deutungsmöglichkeiten

Einer recht häufig vertretenen These zufolge ist Wadjnes mit dem Nebtinamen Weneg identisch. Ägyptologen wie beispielsweise Winfried Barta und Bernhard Grdseloff vermuten in dem Namen „Wadjnes“ eine Verschreibung des Namens „Weneg“: Ramessidische Schreiber könnten die Hieroglyphen M13 (Papyrusstängel) und M45 (Weneg-Blume) verwechselt haben, da diese sich in der hieratischen Schrift sehr ähneln. Die Namenssilbe nes (F20) in der Königsliste von Sakkara könnte eine Fehlinterpretation der Symbole N35 und S29 gewesen sein.[7][8] Der Name „Weneg-Nebti“ selbst ist auf 17 Steingefäßen erhalten, von denen sich 11 in den Galerien des Djoser-Komplexes fanden.[9]

Seit geraumer Zeit jedoch wird der Nebtiname Weneg vermehrt mit König Nebre gleichgesetzt. So konnte der Ägyptologe Jochem Kahl im Jahr 2007 auf dem Bruchstück einer Schale nachweisen, dass die Namen Weneg und Nebre ursprünglich nebeneinander eingraviert waren. Daraus schließt Kahl eine Gleichsetzung beider Namen und den damit verbundenen Herrschern. Allerdings ist diese Entdeckung selbst Gegenstand von Diskussionen.[10] Kahl vermutet aber ebenfalls, dass der Name „Wadjnes“ auf eine Fehldeutung von Weneg zurückzuführen ist[10].

Nicolas Grimal, Wolfgang Helck[11] und Walter Bryan Emery[12] sind überzeugt, dass Wadjnes mit König Sechemib identisch ist. Diese Theorie ist nicht unwidersprochen: Da Funde von Tonsiegeln mit Sechemibs Namen im abydenischen Grab des Chasechemui, dem letzten Herrscher der 2. Dynastie, gemacht wurden, rückt Sechemibs chronologische Position sehr nahe an das Ende der 2. Dynastie. Wadjnes jedoch wird in spätantiken Königslisten eher zu Beginn dieser Epoche erwähnt.[13]

Wolfgang Helck hält aber ebenso auch König Sa und andere Namen für weitere mögliche Horusnamen von Wadjnes.[14]

Regierungszeit

Bezüglich der Regierungsdauer herrscht in der Forschung Uneinigkeit. Die einzigen Quellen zu jeglichen Zeitangaben sind der Turiner Königspapyrus, der Wadjnes eine Regierungsdauer von 54 Jahren zuspricht[15] und der antike Chronist Manetho, der dem Herrscher 17 Jahre bescheinigt.[16] Viele Gelehrte zweifeln jedoch an beiden Angaben.[11]

Falls Wadjnes ein eigenständiger, zeitgenössisch bisher nicht belegter Herrscher war, kann vermutet werden, dass er bereits zu Beginn seiner Regentschaft mit innerpolitischen Problemen konfrontiert wurde. Weil der Name „Wadjnes“ bislang nicht in Oberägypten belegt ist, nehmen Ägyptologen wie beispielsweise Wolfgang Helck an, dass entweder die Macht von Wadjnes nur auf Unterägypten beschränkt war, oder dass er sich das Ägyptische Reich mit einem anderen Herrscher teilen musste.

Helcks Ansicht nach war Wadjnes Vorgänger Ninetjer aufgrund wirtschaftlicher Missstände gezwungen, das Ägyptische Reich an gleich zwei seiner Söhne weiterzureichen. Grund für diese Annahme sind die Angaben der Nil-Höhe auf dem Palermostein. Hier wird in den letzten Regierungsjahren Ninetjers von einer schwerwiegenden und mehrjährigen Dürre berichtet.[17]

Diese Dürre könnte laut den Ägyptologen Wolfgang Helck, Nicolas Grimal und Barbara Bell Wadjnes' Vorgänger Ninetjer dazu bewogen haben, das ägyptische Reich zu teilen und zwei seiner Erben synchron regieren zu lassen, um der wirtschaftlichen und politischen Misslage wieder Herr werden zu können.[18] Wenn die Herrscherriege in den ramessidischen Quellen stimmt, dann hatte Wadjnes als erster der Nachfolger nur in Unterägypten regiert. Allerdings ist noch unklar, mit wem er sich den Thron hatte teilen müssen. Zwar nennen alle Königslisten einen König Sened als Nachfolger von Wadjnes, doch Sened hatte selbst nachweislich ebenfalls nur in Unterägypten regiert, war also nicht Wadjnes Co-Regent gewesen.[19]

Grabanlage

Anfang 2002 haben niederländische Archäologen der Universität Leiden unter dem Grab des Beamten Meri-Neith (18. Dynastie) in Sakkara eine königliche Grabanlage aus der 2. Dynastie entdeckt. Eine Zuordnung steht noch aus, jedoch könnte es sich um die unterirdische Grabanlage des Wadjnes (oder aber auch um die des Sened) handeln.[2]

Rezeption

Manetho erwähnt nach Pharao Ninetjer (den er Binóthris nennt) einen gewissen Outlâs oder Tlâs.[16] Dieser Name ist definitiv auf den Kartuschennamen „Wadjnias“ in der Königsliste von Sakkara zurückzuführen, der übersetzt „mit erfrischter Zunge“ bedeutet, was wiederum auf Griechisch Outlás heißt. Tlás ist die Kurzform davon.[1]

Literatur

  • Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden 1987
  • Walter Bryan Emery: Ägypten. Geschichte und Kultur der Frühzeit. Fourier-Verlag, Wiesbaden 1964, ISBN 3-921695-39-2
  • P. Lacau, J.P. Lauer: La Pyramide a Degeres IV. Inscriptions Gravees sur les Vases. Cairo 1959

Einzelnachweise

  1. a b Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen, S. 488.
  2. a b c d e Francesco Raffaele: Weneg/Uneg
  3. P. Lacau, J.P. Lauer: La Pyramide a Degeres IV. Inscriptions Gravees sur les Vases. Cairo 1959, Tafel 19, Nr. 105, Tafel 20, Nr. 101–107.
  4. Jochem Kahl: Ra is my Lord. Harrassowitz, Wiesbaden 2007, S. 50.
  5. Bartha: ZÄS 108. S. 11.
  6. Unegsekhemwy?
  7. B. Grdseloff: Annales du Service des Antiquités de l'Égypte Nr. 44, 1944, S. 279–306.
  8. W. Barta: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde Nr. 108, 1981.
  9. P. Lacau, J.P. Lauer: La Pyramide a Degeres IV. Inscriptions Gravees sur les Vases. Cairo 1959.
  10. a b Jochem Kahl: Ra is my Lord. Harrassowitz, Wiesbaden 2007, S. 12–14.
  11. a b Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. Harassowitz, Wiesbaden 1987, S. 103–107.
  12. Walter Bryan Emery: Ägypten. Geschichte und Kultur der Frühzeit. Fourier, Wiesbaden 1964, S. 105.
  13. Gunter Dreyer: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo 59. Ausgabe, 2003, S. 115, Abbildung 42b.
  14. Francesco Raffaele: Horus Za?
  15. Turin Kinglist: II,23 Unbekannter Name (Wadjnes).
  16. a b Walter Bryan Emery: Ägypten. Geschichte und Kultur der Frühzeit. Fourier, Wiesbaden 1964, S. 275, ISBN 3-921695-39-2.
  17. Francesco Raffaele: Sethian Period
  18. B. Bell: Oldest Records of the Nile Floods. In: Geographical Journal 136 (1970), S. 569–573.
  19. Francesco Raffaele: Historical Problems




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