Waldfriedhof Grünau

Waldfriedhof Grünau
Eingangsbereich zum Friedhof mit Feierhalle

Der Waldfriedhof Grünau befindet sich an der Rabindranath-Tagore-Straße 18-20 in Verlängerung der Straße 901 im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick, Ortsteil Grünau. Ein weiterer Zugang ist auch über den verlängerten Kablower Weg waldseitig aus Richtung Bohnsdorf möglich. Er wurde 1920/21 am Berliner Stadtforst Grünau angelegt und umfasst heute eine Fläche von 27.500 m².

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erst 1749 entstand die Siedlung an der Grünen Aue durch vier aus der Pfalz stammenden Kolonistenfamilien, die sich auf Geheiß des preußischen Königs Friedrich den Großen unweit des am Langen See gelegenen Forsthauses Steinbinde ansiedelten. Grünau verfügte bis 1906 über keine eigenen Kirche, sondern war kirchlich der Gemeinde und Dorfkirche Bohnsdorf zugeordnet. In der Anfangszeit wurden die zahlenmäßig noch geringen Grünauer auf dem Bohnsdorfer Dorfkirchhof bestattet.

Kurz vor Mitte des 18. Jahrhunderts entstand auch im Kolonistendorf Grünau ein erster Friedhof, der sich etwas zurückgesetzt an der damaligen Friedrichstraße (heute Regattastraße), gegenüber vom heutigem Bürgerhaus Grünau befand. 1874 wurde dieser wieder aufgehoben, nachdem umliegende Flächen bebaut waren und der Friedhof sich als zu klein erwies. Nach Ablauf der Ruhezeit von 30 Jahren wurde dort ein Kohlehof angelegt. Seit den 1990er Jahren ist das Gelände bebaut mit mehreren Stadtvillen.

Mit der Aufhebung des Friedhofs Friedrichstraße entstand ab 1874 nördlich der heutigen Wassersportallee ein neuer Friedhof in noch völlig bewaldeter Umgebung - in Nähe der später hier errichteten Friedenskirche. Dieser lag genau an der heutigen Kreuzung Walchensee-/ Ecke Kochelseestraße. Ab Januar 1922 wurde der nun in kommunale Trägerschaft überführte Friedhof für neue Beisetzungen geschlossen. Erbbegräbnisse durften weiter genutzt werden.

Bis in die 1960er Jahre war der Friedhof noch erhalten, wurde jedoch in einer kurzen Aktion mit einer Reihe historisch wertvoller Erbbegräbnisse und Anlagen ohne vorherige Information eingeebnet. Heute befindet sich dort eine öffentliche Grünanlage mit Kinderspielplatz, die kaum noch an einen früheren Alten Friedhof Grünau an der Stelle erinnert.

1920 entschied die Gemeinde Grünau mit der Eingemeindung in Groß-Berlin einen neuen Friedhof anzulegen und wurde damals noch mitten im Wald gelegen am Alten Postweg (später Rabindranath-Tagore-Straße) fündig. Dazu wurde eine größere Fläche des Waldes gerodet, wodurch sich der Baumbestand des Friedhofes deutlich vom umliegendem Mischwald unterscheidet.

Beschreibung

Grabanlage für Gefallene

Der Waldfriedhof Grünau besitzt als zentrale Achse eine von Linden gesäumte Mittelallee. Diese wird im ersten Drittel durch eine langgezogene Mauer begleitet, an der Gefallene des Ersten Weltkrieges bestattet wurden. Zum Abschluss erinnert auf der westlichen Seite ein aus Findlingen gestaltetes Kriegerdenkmal an alle im Krieg verbliebenen Grünauer 1914 bis 1918. An den Außenseiten der gesamten Friedhofsanlage befinden sich kleine Gedenksteine für die Opfer des Zweiten Weltkrieges, darunter einige mit unbekannten Namen.

1921 wurde die Feierhalle und zwei damals zu Wohnzwecken genutzte Torhäuser beiderseits des Eingangsportals fertiggestellt. Am 18. Oktober 1921 fand laut Totenbuch der evangelischen Kirche Grünau das erste Begräbnis auf dem neuen Friedhof statt. Die alte Feierhalle wurde 1945 durch einen Bombentreffer zerstört. Dieses führte dazu, dass nach dem Zweiten Weltkrieg das östliche Torhaus als Übergangslösung zu einer kleinen Feierhalle umgebaut wurde. Über einen Neubau wurde zu DDR-Zeiten nachgedacht, dieser wurde aber nicht verwirklicht.

1961 wurde auf Initiative des bis 1982 an der Straße wohnenden, seitdem auf dem Waldfriedhof ruhenden Indologen Prof. Walter Ruben die anliegende Straße in Rabindranath-Tagore-Straße umbenannt, um den indischen Dichter zu ehren.

1963 wurde der Grünauer Waldfriedhof in südlicher Richtung um 3.000 m² erweitert, da wegen des Baus einer neuen Landebahn am Flughafen Schönefeld der evangelische Waldfriedhof Bohnsdorf weichen musste und ein Großteil der Gräber hierher umgebettet wurden.

2005 wurden die beiden Torhäuser aus der Anfangszeit wegen Baufälligkeit abgerissen. Es entstand in der Mitte des Areals ein neues Mehrzweckgebäude mit Feierhalle.

Grabmäler und Persönlichkeiten

Auf dem Waldfriedhof Grünau ruhen neben einer ganzen Reihe Grünauer Lokalgrößen unter anderem die bedeutenden Persönlichkeiten

  • Friedrich Dickel (1913-1993), DDR-Innenminister 1963-1989
  • Karl Grünberg (1891-1972), Schriftsteller
  • Gerd Ehlers (1924-1988), Schauspieler
  • Dr. Hans-Joachim Hoffmann (1929-1994), DDR-Kulturminister 1973-1989
  • Wolfgang Junker (1929-1990), DDR-Bauminister 1963-1989
  • Max Kreuziger (1880-1953), Schulreformer, Kommunalpolitiker
  • Fritz Kühn (1919-1967), Kunstschmied und Metallbildhauer
  • Horst Kunze (1909-2000), Direktor der Berliner Staatsbibliothek 1950-1976, "Bibelkunze"
  • Dr. Helmuth Lichey (1910-1991) Stadtgartendirektor
  • Fritz Ohnse (1892-1978), Maler
  • Adolf Otto (1872-1943), Generalsekretär der Deutschen Gartenstadtgesellschaft
  • Walter Ruben (1899-1982), Indologe

Siehe auch

Weblinks

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