Walerian Wrobel

Walerian Wrobel

Walerian Wróbel, auch Walerjan Wrobel (* 2. April 1925 in Fałków; † 25. August 1942 in Hamburg) war ein polnischer Zwangsarbeiter, der 1942 hingerichtet wurde.[1]

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Wróbel war das älteste von fünf Kindern. Er wuchs in dem Dorf Fałków in der Woiwodschaft Heiligkreuz auf. Im April 1941, als er 16 Jahre alt geworden war, wurde er zur Zwangsarbeit nach Bremen geschickt und dort auf einem Bauernhof als Hilfsarbeiter eingesetzt. Wegen Heimweh versuchte er nach wenigen Tagen erstmals zu fliehen, wurde aber gefasst und auf den Bauernhof zurückgebracht. In der naiven Hoffnung, „als Strafe“ nach Polen zurückgeschickt zu werden, zündete er Heu in einer Scheune des Bauernhofes an. Die Bäuerin entdeckte das Feuer und es konnte gelöscht werden, bevor es größeren Schaden anrichtete. Wróbel selbst half bei den Löscharbeiten.

Die Bäuerin zeigte den Jungen wegen Brandstiftung an. Nach seiner Vernehmung verhaftete ihn die Gestapo am 2. Mai 1941. Er wurde im Konzentrationslager Neuengamme untergebracht und dort zu Kanalbauarbeiten eingesetzt. Sein dort gewonnener Freund Michal Piotrowski berichtete nach dem Krieg:

„Der Walerek war sehr jung, sehr naiv. Erfahrung hatte der auch keine. So naiv: Wenn Du ihm sagst: Das und das ist wahr oder so und so ist das im KZ – Der glaubt das sofort. Der glaubt alles. Für solche ist das schwer im KZ, sehr schwer. Da musst Du brutal sein, aber nicht naiv, und Walerek war immer naiv, sehr naiv. Von den Eltern hat er immer erzählt, von der Schwester, von der Schule.“

nach: Halina Piotrowska, Warschau

Ablehnung des Gnadengesuchs

Anlässlich des ersten Haftprüfungstermins, am 8. April 1942, wurde ein Sondergerichtsverfahren beim Landgericht Bremen zur Verhandlung seiner Tat eingeleitet. Das Gericht verurteilte ihn als „Volksschädling“ wegen Brandstiftung zum Tode. Ein Gnadengesuch seines Verteidigers lehnte der Präsident des Volksgerichtshofes Roland Freisler ab. Am 25. August 1942 wurde Walerian Wróbel im Alter von 17 Jahren in Hamburg durch das Fallbeil hingerichtet. Die Hinrichtung wurde in Bremen durch Plakate öffentlich bekannt gemacht.

Aufarbeitung

Gedenken

Am 29. August 2007, dem 65. Jahrestag von Walerian Wróbels Hinrichtung, wurde der Deichweg in Lesumbrok am südlichen Ufer der Lesum in einer Zeremonie am Lesumsperrwerk in „Walerian-Wróbel-Weg“ umbenannt.

Literatur

  • Christoph Schminck-Gustavus: Das Heimweh des Walerjan Wróbel. Ein Sondergerichtsverfahren 1941/42. Bonn: Dietz 1986. ISBN 3-8012-0117-1
  • Heinrich Hannover: Der Justizmord an einem „Volksschädling“. Der Fall Walerjan Wróbel, in (ders.): Die Republik vor Gericht 1975-1995. Erinnerungen eines unbequemen Rechtsanwalts Berlin: Aufbau-Taschenbuch-Verlag, 2. Aufl. 2003, S. 279-306 ISBN 3-7466-7032-2

In den 1980er Jahren arbeitete der Rechtshistoriker Christoph Schminck-Gustavus den Fall von Walerian Wróbel auf und veröffentlichte seine Geschichte. Zugleich ließ der Anwalt Heinrich Hannover den Prozess neu aufrollen und erwirkte, dass das nationalsozialistische Urteil aufgehoben wurde. Um exemplarisch an das Schicksal der vielen in Bremen eingesetzten Zwangsarbeiter zu erinnern, gründete sich zu diesem Zeitpunkt auch der „Verein Walerjan Wróbel“.

Film

  • Das Heimweh des Walerjan Wróbel, 1990, 94 Min., Buch und Regie: Rolf Schübel, Redaktion: Ingeborg Janiczek

Die Geschichte Walerian Wróbels wurde 1990 von dem Regisseur Rolf Schübel verfilmt. Das Heimweh des Walerian Wrobel lief auch in deutschen Kinos. Er gewann mit dem „Cinekid“ einen internationalen Jugendfilmpreis und wurde 1991 für den Deutschen Filmpreis nominiert.

Einzelnachweise

  1. senatspressestelle.bremen.de [1]

Weblinks


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