Walfängerei

Walfängerei
Getötete Wale auf den Färöer-Inseln
Harpunierung

Als Walfang bezeichnet man im Allgemeinen die Jagd auf Wale, meist von Schiffen aus. In den Anfangszeiten war dabei vor allem die Gewinnung von Tran das Ziel, der als Brennstoff und industrieller Grundstoff diente. Die Fleischgewinnung hingegen war erst seit dem späten 20. Jahrhundert von nennenswerter Bedeutung. Walfang wird heute nur noch von wenigen Ländern unternommen und ist international umstritten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Weltweit

Wie Felszeichnungen und Knochenfunde im Süden der koreanischen Halbinsel Bangu-Dae (in der Nähe von Ulsan) belegen, wurde dort schon vor 7.000 Jahren Jagd auf Wale gemacht. Höhlenmalereien in Skandinavien belegen eine Jahrtausende alte Praxis des Walfangs in Europa. Die Inuit Nordamerikas jagen ebenfalls traditionell Wale, etwa mit aus Kajaks geworfenen Speeren.

Im 12. Jahrhundert bejagten die Basken intensiv den kleinen Grindwal wie den Atlantischen Nordkaper, der daraufhin in ihrer Region ausstarb.

Als dann 1583 William Poole und 1596 Willem Barents auf der Suche nach der Nordost-Durchfahrt nördlich von Sibirien bei Spitzbergen ein reiches Vorkommen an Grönlandwalen feststellten, begannen 1611 die Engländer und 1612 die Holländer eine umfangreiche Jagd auf Wale, denen sich 1644 deutsche Schiffe aus Hamburg und Altona und 1650 die englischen Kolonisten in Nordamerika anschlossen.

Der Tran des Wals war ein wichtiger Grundstoff für künstliche Beleuchtung. Daneben wurden aus ihm Seifen, Salben, Suppen, Farben, Gelatine oder Speisefette (z. B. Margarine) sowie Schuh- und Lederpflegemittel produziert. Walöl war ursprünglich nötig, um Nitroglycerin herzustellen. Noch nach dem Ersten Weltkrieg meinte die britische Armeeführung: „Ohne das Walöl wäre die Regierung nicht in der Lage gewesen, sowohl die Ernährungsschlacht als auch die Munitionsschlacht zu schlagen.“

Walfang im 18. Jahrhundert; Illustration zu einem Reisebericht über James Cooks Fahrten

Der Pottwal wurde wegen des in seinem Kopf enthaltenen Walrats sowie des seltenen Ambras im 19. Jahrhundert besonders stark vor allem von amerikanischen Walfängern aus Nantucket gejagt und im Bestand erheblich dezimiert. Das Ambra, das möglicherweise aus den unverdaulichen Resten von Tintenfischen im Darm des Pottwals besteht, war ein wichtiger Grundstoff der damaligen Parfümindustrie. Der Walrat eignet sich zur Herstellung von besonders hell brennenden Kerzen, zum Reinigen von Wäsche, zur Herstellung von Kosmetika und als Schmiermittel. Aus den Barten der Bartenwale, bevorzugt des Blauwals, wurde vom 17. Jahrhundert an Fischbein hergestellt, bis im 20. Jahrhundert steife aber elastische Kunststoffe (z. B. Nylon) sowie leichte Federedelstähle den nachwachsenden Werkstoff ersetzten.

Anfangs jagte man den Wal mit kräftigen kleinen Ruderbooten, die sechs bis acht Mann Besatzung trugen, und erlegte ihn mit Handharpunen und Lanzen. Der erlegte Wal wurde dann längsseits des Walfangschiffes geschleppt und dort abgespeckt. Alles Übrige überließ man den Möwen und Raubfischen.

Es wurden auch Jungtiere harpuniert, um die Alttiere anzulocken

Um 1840 waren etwa 900 Fangschiffe unterwegs, die in guten Jahren bis zu 10.000 Wale erlegten. Auf einem durchschnittlichen amerikanischen Walfänger im 19. Jahrhundert fuhren etwa 20 bis 30 Mann. Die Schiffe führten einschließlich Reserven bis zu sechs Boote mit sich. Üblicherweise wurden bei der Jagd drei bis vier Boote gleichzeitig eingesetzt, die mit je sechs Seeleuten bemannt waren. Als Schiffswache wurden bei der Jagd nur ein bis zwei Mann zurückgelassen. Auch „Facharbeiter“ wie der Schiffskoch oder Schiffszimmermann mussten zur Jagd in die Boote steigen und rudern. Der Speck der erbeuteten Wale wurde bereits auf dem Schiff zu Tran verkocht und in Fässer abgefüllt. Eine normale Fangreise dauerte etwa zwei bis vier Jahre, je nach Ertrag und Haltbarkeit der Vorräte.

Walfänger um 1900, kleines Dampfschiff mit Harpunenkanone im Sankt-Lorenz-Strom

Durch die deutsche Konstruktion einer Harpunenkanone, die um 1863 auf einem norwegischen Walfangdampfer eingebaut wurde, war es möglich geworden, auch den schnelleren Blauwal und Finnwal zu jagen. Die Harpune erhielt einen Granatkopf. Die explodierende Granate tötete den Wal schneller. Um 1935 verbesserte man dieses Gerät nochmals, indem durch die Harpunenleine ein elektrischer Strom geleitet wurde, der das Tier sofort betäubte. Trotzdem brachte die Erfindung des Petroleums 1859, das über ähnliche Einsatzzwecke wie Waltran verfügt, den Fang mittelfristig fast zum Erliegen.

Erst die Erfindung der Margarine, deren wichtigster Grundstoff anfangs Waltran war, verhalf der Industrie wieder zu einem Aufstieg. Als Grundstoff für Nitroglycerin wurde es Anfang des 20. Jahrhundert im Rahmen der weltweiten Aufrüstung interessant.

In den 1930er Jahren wurde erkannt, dass der Walbestand durch die starke Bejagung gefährdet war. Allein in den Jahren 1930/1931 wurden 30.000 Blauwale getötet, mehr als heute in allen Ozeanen leben. Der Völkerbund beschloss 1931 ein Abkommen zur Begrenzung des Walfangs, das 1935 in Kraft trat. Allerdings war dieses Abkommen kaum effektiv, da bedeutende Walfangnationen wie Norwegen und Großbritannien keine Mitglieder des Völkerbundes waren. Im gesamten 20. Jahrhundert wurden circa drei Millionen Wale erjagt.

Der Walfang in japanischen Gewässern erreichte in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Höhepunkt, als das Fleisch zur Versorgung der Not leidenden Bevölkerung gebraucht wurde, sonderlich angesehen war es allerdings nicht.

Für die Jagd bis an den Rand der Ausrottung sind allerdings vorrangig einige europäische Nationen verantwortlich, deren Walfangstationen in der Antarktis bis in die 1960er Jahre betrieben wurden, zum ausschließlichen Zweck der industriellen Rohstoffgewinnung.

Walfangharpune

Im Nordatlantik wurden die einstmals großen Herden der Nordkaper, einer langsamen und daher gefährdeten Spezies, bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts so stark dezimiert, dass sich eine Bejagung nicht mehr rentierte. Die Walfänger konzentrierten sich daraufhin auf den Pottwal und erlegten ihn in so großer Stückzahl, dass auch diese Art im Atlantik selten wurde. Nun gingen die Walfänger in den Pazifik und den Indischen Ozean. Dort fanden sie eine große Anzahl von Pottwalen, Südkapern, Buckelwalen und später auch Grönlandwalen. Es erschien zur damaligen Zeit den Walfänger unmöglich, dass die Bestände irgendwann einmal erschöpft sein würden. Außerdem gab es noch andere, früher nicht jagdbare Walarten. Die meisten waren sogenannte Furchwale. Darunter der Blauwal, Finnwal und der Seiwal. Sie waren zu groß und zu schnell, als dass sie von Menschen von einem Boot aus mit einer Harpune erlegt werden konnten. Und wenn es einmal gelang einen Furchenwal zu erlegen, verlor dieser fast immer sehr rasch seinen Auftrieb und ging unter. Aber mit Beginn des modernen europäischen Walfangs wurde dies alles anders. Es wurden mit Sprengladungen versehene Harpunen aus Kanonen abgeschossen. Hinzu kamen schnelle dampfangetriebene Fangschiffe, die Luft in den erlegten Wal pumpten - um diesen am Sinken zu hindern - und riesige Fabrikschiffe, auf denen täglich Öl und Fleisch von mehreren Dutzend Walen verarbeitet werden konnte. Dies alles sorgte dafür, dass die erbarmungslose Jagd auf den Wal ungeahnte Dimensionen annahm. Zwischen 1842 und 1846 kehrten die Walfänger mit dem Öl von rund 20.000 Pottwalen in ihren Laderäumen heim. Von 1960 bis 1964 fielen den zumeist japanischen und sowjetischen Walfangflotten nicht weniger als 127.000 Pottwale zum Opfer.

Deutscher Walfang

Das Segeln ins Eis und Suchen des Wallfisches
Das Harpunieren des Wallfisches
Der Wallfisch wird ans Schiff gerudert
Das Tran kochen vom Wallfischspeck

Deutscher Walfang begann im Jahr 1644 in der Stadt Hamburg. Bereits 1675 gingen 75 Hamburger Schiffe auf Grönlandfahrt, vor allem in den Gewässern bei Spitzbergen. Bis heute gibt es dort eine Hamburger Bucht. Nach Hamburg begann der benachbarte, damals zu Dänemark gehörige Lokalrivale Altona mit dem Aufbau einer Flotte. Vom kleinen Elbort Glückstadt aus startete 1671 das erste Schiff. 1685 wurde die erste Grönlandkompanie in Altona gegründet. Begünstigt durch dänische Prämien und Privilegien blühte diese Flotte auf und entwickelte um 1770 herum ihren Höhepunkt. Erst durch die englische Kontinentalblockade während der napoleonischen Kriege wurde diese ernsthaft geschädigt und konnte sich nicht erholen. Nach 1815 begannen auch kleinere Städte mit Elbzugang (Itzehoe, Brunsbüttel, Elmshorn an der Krückau, Uetersen) eigene Schiffe auszurüsten. Ihre Bemühungen aber, wie auch die aus den größeren Regionen, blieben sporadisch und konnten nicht mehr das Vorkriegsniveau erreichen.

Auf einem durchschnittlichen Walfänger arbeiteten etwa 40 bis 50 Personen. Die Schiffe führten sechs bis sieben Schaluppen mit sich, die mit je sechs Seeleuten bemannt waren. Zu den Schaluppengasten kamen noch einige nicht direkt am Fang beteiligte Personen: Koch, Schiffsjunge(n), Steuermann, Barbier. Letzterer fungierte als so genannter „Schiffsarzt“, wobei seine medizinische Qualifikation in vielen Fällen zweifelhaft blieb. Durch die Größe der Mannschaft entfiel auf den einzelnen Matrosen weit weniger Arbeit als auf einem Handelsschiff. Die eigentliche Arbeit begann erst mit dem Beginn der Jagd. Der Kommandant des Schiffes war meist auch als Harpunier registriert. Die weiteren Offiziere waren der Steuermann, der Speckschneider, der Speckschneidermaat, der Bootsmann, der Zimmermann, der Oberküper und der für das Stauen der Speckfässer zuständige Schiemann.

Insbesondere auf den nordfriesischen Inseln, vor allem ist hier Föhr zu nennen, arbeitete anfangs ein großer Teil der männlichen Bevölkerung auf Walfängern und erlangte so teils beträchtlichen Wohlstand, wie etwa der als „Glücklicher Matthias“ berühmte Föhrer Kapitän. Später verschob sich dieses Verhältnis. Den damaligen dänischen Staatsbürgern wurde das Anheuern auf ausländischen Schiffen verboten. Mehr Seeleute stammten danach aus den Elbmarschen. Zudem sanken im gesamten 19. Jahrhundert die Erträge und damit auch die Heuer der Seeleute. Die qualifizierten Nordfriesen wechselten zur Handelsschifffahrt, während die Walfahrer von der Unterelbe oft Landarbeiter waren, die sich im Frühsommer, der arbeitsärmsten Zeit der Landwirtschaft, als Saisonarbeiter einen Nebenverdienst sicherten.

Der von Deutschland aus im 19. Jahrhundert betriebene Walfang war nicht sonderlich effektiv, statt Walen wurden überwiegend Robben gefangen. Das mit über 50 Mann besetzte Schiff „Flora“ von Elmshorn brachte im Juli 1817 von seiner mehrmonatigen Fangreise 650 Robbenfelle mit, die sich als schwer verkäuflich erwiesen. Aus dem inzwischen großenteils angefaulten und an Land verkochten Speck dieser Robben wurden 50 Tonnen Tran gewonnen. Demgegenüber hatte das Schiff bei der Ausreise etwa 90 Tonnen Lebensmittel unterschiedlichster Variation geladen, darunter auch für damalige Verhältnisse kulinarisch hervorstechende Artikel wie Senf, Butter, Kaffee, Suppenkraut, Bier, Branntwein, Sirup etc.

Das Elmshorner Schiff „Stadt Altona“ kehrte im August 1862 mit Speck und Fellen von 1500 Robben, 2 Walen und 3 Eisbären zurück. Der letzte Walfahrer von den Städten der Unterelbe startete 1872 von Elmshorn aus.

Es darf bei der Unausgewogenheit von Einsatz und Ertrag vermutet werden, dass kein sonderliches ökonomisches Interesse hinter dem damaligen deutschen Walfang stand. Angesichts der vergleichsweise zahlreichen Mannschaft und deren guter Versorgung muss auch in Betracht gezogen werden, ob diese Unternehmungen mehr eine Art Jagdausflug aus dem eintönigen bäuerlichen Leben, gewissermaßen ein Vorläufer der Butterfahrten des späteren 20. Jahrhunderts waren.

Der deutsche Walfang 1930 bis 1940

Die Pläne eines eigenen deutschen Walfangs nahmen Ende 1935 konkrete Formen an. Hauptgründe dafür waren die wirtschaftlichen Autarkiebestrebungen der Nationalsozialisten, eine bedeutende Preiserhöhung bis zu 50% des in Norwegen produzierten und nach Deutschland exportierten Walöles und außerdem Unzufriedenheit über zu geringe Liefermengen. Durch die fast vollständige Abhängigkeit von norwegischen Importen wurde angestrebt, sich selbst für die einheimische Fettindustrie zu versorgen. Ein eigener Walfang wurde daher zu einem wichtigen Vorhaben im zweiten deutschen Vierjahresplan 1937-40.

Zu dieser Zeit wollte der norwegische Staat als der weltweit größte Produzent von Walöl durch entsprechende Verordnungen ausländische Konkurrenz unterbinden. Der handelspolitische Druck Deutschlands wurde jedoch zunehmend stärker und Norwegen konnte letztendlich den deutschen Walfang nicht verhindern.

Das damalige norwegische Walfanggesetz verbot Verkauf oder Vermietung von spezifischer Walfangausrüstung und der sogenannte Mannschaftsparagraf untersagte Norwegern auf ausländischen Walfänger anzuheuern. Trotzdem betrug der Anteil norwegischer Besatzungsmitglieder auf den vier deutschen Walfangexpeditionen zunächst fast 39%, sank in der folgenden Saison aber auf etwa 27%. Der große Anteil Norweger ist darauf zurückzuführen, dass Norwegen in den 1930er Jahren über eine hohe Arbeitslosenrate verfügte und die Arbeitsbedingungen in den deutschen Walfangreedereien besser waren. Es ist Norwegen nicht geglückt den Bau deutscher Walfangschiffe zu verhindern, ab 1937 haben zusätzlich sogar drei norwegische und ab 1938 eine britische Expedition für Deutschland Walfang betrieben. In kurzer Zeit verlor Norwegen so den wichtigsten Abnehmer von Walöl. 1938-39 fingen insgesamt sieben Fabrikschiffe mit 56 Fangbooten für Deutschland, womit dieses zur drittgrößten Walfangnation aufstieg.

Zu den Pionieren des deutschen Walfangs nach dem Ersten Weltkrieg zählten die beiden Kapitäne Otto Kraul und Karl Kircheiss.
Otto Kraul war einer der wenigen Deutschen, der mit dem modernen Walfang Erfahrung hatte. Er war Schütze und Fangleiter in Argentinien und auf Südgeorgien gewesen. Später arbeitete er für eine sowjetische Walfanggesellschaft, bevor er aus Deutschland den Auftrag bekam, mit der Jan Wellem die erste Expedition in die Antarktis zu leiten, initiiert durch die Erste Deutsche Walfang-Gesellschaft mbH, einer 1934 gegründeten Tochterfirma von Henkel. Karl Kircheiss war während des ersten Weltkrieges Offizier auf einem deutschen Kreuzer (u.a. auf Graf Luckners Seeteufel). Später nahm er an mehreren Reisen in die Antarktis teil und arbeitete auf einem norwegischen Walfangschiff auf Südgeorgien. Später bekam er eine leitende Position in der Ersten Deutschen Walfang-Gesellschaft.

Ein weiterer Pionier im deutschen Walfang war der Ölmühlenbesitzer Walter Rau. Im März 1935 gründete dieser die Walter Rau Walfang AG. Mit der Unterstützung der deutschen Regierung ließ er das Walfangmutterschiff Walter Rau bei der Deutschen Werft in Hamburg erbauen, ebenso zunächst die acht Fangschiffe Rau I bis Rau VIII, Die Walter Rau war damals das weltweit am besten ausgestattete Walfangmutterschiff, das in der Saison 1937-38 erstmals zum Fang in die Antarktis auslief.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das im Krieg beschädigte Schiff repariert und modernisiert und ging dann als Kriegserstattung 1948 an Norwegen. Es wurde von der Kosmos A/S übernommen und auf den Namen Kosmos IV umgetauft. Dies war das letzte und einzige norwegische Fangschiff, das in der letzten Fangsaison 1967-68 in der Antarktis Walfang betrieben hat. Das Schiff wurde später an Japan verkauft.

Das 1939 bei der Deschimag, Werft Seebeck Bremerhaven, gebaute Fangboot Rau IX ist heute nach über 30jähriger Dienstzeit - zunächst als Fangschiff und dann im Krieg als U-Boot Jäger, Vorpostenboot und Minenräumer, dann wieder als Walfänger in Norwegen und Island - Museumsschiff beim Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.

Das Walfangschiff Unitas wurde 1936-37 für die Deutsche Walfang-Gesellschaft Hamburg in bei der AG Weser in Bremen gebaut. Die Tonnage von 21.845 Bruttotonnen machte dieses Fangschiff zum weltgrößten vor dem Krieg. Die Fangboote Unitas I-VIII waren Kopien englischer Boote. 1945 wurde die Unitas als Kriegserstattung an England übergeben und auf den Namen „Empire Victory" umgetauft. Später wurde das Schiff an die Union Whaling Company in Südafrika verkauft und auf den Namen Abraham Larsen (1950-57) umgetauft; 1957 ging sie nach Japan und bekam den Namen Nishin Maru.

In der Saison 1936-37 fingen die norwegischen Fabrikschiffe C.A. Larsen und Skytteren das erste Mal für eine deutsche Reederei. Die deutsche Margarinenindustrie gründete die Margarine Rohstoff Beschaffungsgesellschaft (MRBG) und ging mit zwei norwegischen Walfanggesellschaften eine Partnerschaft ein. Die Deutschen besaßen 40% der Aktien in den Gesellschaften A/S Blaahval und A/S Finhval.

1937 erwarb die deutsche Ölmühlen Rohstoff GmbH in Berlin das norwegische Fabrikschiff Sydis und taufte es auf den Namen Südmeer um. Ein Jahr später kaufte das Ölmühlen Walfang Konsortium das aus England stammende Fangschiff Vikingen und gab ihm den Namen Wikinger.

Alle vier Kochereien, nämlich C.A. Larsen, Skytteren, Südmeer und Wikinger wurden von dem Hamburger Walfang-Kontor GmbH koordiniert. Die Kochereien Jan Wellem, C.A.Larsen und Skytteren fingen drei Saisons für deutsche Redereien (1936-37 bis 1938-39) Walter Rau, Unitas und Südmeer fingen in den Saisons 1937-38 und 1938-39 für Deutschland, die Wikinger nur in der Saison 1938-39.

Im Frühjahr 1939 endete der selbständige deutsche Walfang. Insgesamt waren sieben deutsche Fangflotten in die Arktis und Antarktis ausgelaufen und hatten etwa 15.000 Tiere erjagt. Die deutsche Walfangflotte wurde umgebaut und kriegsmäßig ausgerüstet, so dass die Schiffe in der Kriegsmarine eingesetzt werden konnten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg unternahm der damalige Direktor Dietrich Menke in der Ersten Deutschen Walfang-Gesellschaft mbH. mehrere Versuche wieder in den Walfang einzusteigen, was aber von den Alliierten unterbunden wurde.

Deutsche Walfangmannschaften stellten jedoch in der ersten Hälfte der 1950er Jahre einen großen Teil der Besatzung der Olympic Challenger, die dem griechischen Reeder Aristoteles Onassis gehörte. Dessen Walfangexpeditionen erregten weltweit großes Aufsehen, da sie Wale ohne Rücksicht auf internationale Abkommen, Fangquoten, Mindestgröße der Tiere und Fanggebiete jagten. Der Walfang wurde boykottiert und letztendlich wenige Jahre später eingestellt.

Zu Beginn der 1960er Jahre arbeitete letztmalig eine kleine Zahl deutscher Walfänger auf dem niederländischen Fangschiff Willem Barendsz.

Walfang heute

Der Walfang wird seit 1948 durch das Internationale Übereinkommen zur Regelung des Walfangs geregelt. Es werden unter anderem Fangquoten festgesetzt. Die Anpassungen der Quoten und Definition von Schutzzonen erfolgen durch die 1946 gegründete Internationale Walfangkommission (IWC). Zuletzt wurden 1986 als so genanntes Moratorium die Quoten für kommerziellen Walfang für alle Walarten und Jagdgebiete auf Null gesetzt. Das Moratorium sollte zunächst bis 1990 gelten, wurde aber verlängert und gilt noch heute.

Das Moratorium bedeutet kein generelles Verbot des Walfangs. Walfang auf Grundlage des Walfangabkommens gibt es aus drei verschiedenen Gründen weiterhin:

Walfang der Jahre 1987 ‒ 2002 durch Mitglieder des Internationalen Übereinkommens zur Regelung des Walfangs
Brydewal Buckelwal Finnwal Grauwal Grönlandwal Pottwal Seiwal Zwergwal
Fänge Indigene Völker 0 25 219 1685 775 0 2 2146
Wissenschaft 190 0 216 0 0 18 116 6804
Einspruch* 317 0 0 0 0 188 0 4877
geschätzte Population 60000? 21570 47300 ~26300 8000 10000? 55000? 935000
*Jagd auf Grundlage eines Einspruchs gegen das Moratorium

?Wert von der entsprechenden Seite der Wikipedia übernommen (bei Intervallen der Mittelwert) und nicht von der IWC-Seite
alle Gebiete sind zusammengefasst, der Fang beschränkt sich aber öfter auf geringere Gebiete. Zeitpunkte der Schätzungen sind unterschiedlich, frühestens aber 1980
Quelle: www.IWCoffice.org: [1] [2] [3] [4]

: Die Angaben beruhen auf der Statistik der Internationalen Walfangkommission und umfasst nur den Walfang ausgewählter Arten durch die Mitglieder des Walfangabkommens. Nicht berücksichtigt ist z.B. der Grindwalfang auf den Färöern. (17.650 Tiere im Zeitraum 1987‒2002[5] Grindadráp)

NorwegenHauptartikel: Walfang in Norwegen

hat sich gegen das Moratorium reserviert und ist deshalb an diese Regelung nicht gebunden. Jedoch wurde in Norwegen zwischen 1988 und 1993 der Walfang zur Untersuchung der Bestände eingestellt. Seither fängt Norwegen mehrere hundert Zwergwale jährlich, wobei von der norwegischen Regierung bestimmte Fangquoten festgelegt werden. Im Jahr 2005 betrug die Quote 769 Wale, wobei nur 639 Tiere erlegt wurden. Da sich die Quote jeweils aus der Quote des Vorjahres und der Differenz zwischen Quote und tatsächlichem Fang der beiden Vorjahre zusammensetzt, wurde die Quote für das Jahr 2006 auf 1052 Tiere erhöht.

Der Walfang spielt wirtschaftlich nur in einigen wenigen Regionen im hohen Norden eine Rolle, die aber regionalpolitisch bedeutend sind. Auch wenn der durchschnittliche Walfleischverbrauch in Norwegen eher gering ist, besitzt der Walfang breite Unterstützung in der Bevölkerung.


In Japan werden zu wissenschaftlichen Zwecken Zwergwale gejagt, koordiniert durch das Institute of Cetacean Research. Im Jahr 2006 sollen 1070 Zwergwale gefangen werden. Entsprechend der Vorschrift zur weitestmöglichen Verwertung wird das Walfleisch anschließend verkauft, die Nachfrage nach Walfleisch ist in Japan jedoch sehr gering. Tierschutzorganisationen werfen Japan vor, die wissenschaftliche Arbeit sei ein Vorwand, um das Moratorium zu umgehen.

Auch in Island wurde 2003 begonnen, Wale zu wissenschaftlichen Zwecken zu jagen und das Fleisch zu verkaufen. Naturschützer protestieren ebenso dagegen wie die lokale Tourismus-Industrie, die befürchtet, dass die Wale scheuer würden und Walbeobachtung dann nicht mehr möglich wäre.

2006 hat Island dann beschlossen, zusätzlich zum „wissenschaftlich eingestuften“ auch den kommerziellen Walfang wieder zuzulassen. 30 Zwergwale und 9 Finnwale (letztere vom Aussterben bedroht) dürfen vor den Küsten getötet werden - allen Protesten zum Trotz.

Gefangene Weißseitendelfine auf den Färöern, wo jedes Jahr noch etwa 1000 Stück gefangen werden.

Eine alte Tradition auf den Färöern ist der Grindwalfang für den Eigenbedarf (siehe dort).

Neben der Selbstversorgung der indigenen Bevölkerung hat der Walfang auch einen anderen Grund: Meeressäuger besitzen einen Stoffwechsel, der einen sehr hohen Energiebedarf zur Folge hat. Die Wale ernähren sich von Plankton oder Speisefischen. Da Plankton der Ausgangspunkt der maritimen Nahrungskette ist, stehen damit alle Walarten in Konkurrenz zur Fischerei. Die Bejagung von Walen ermöglicht es daher den Fischern, höhere Fangausbeuten an Fischen zu erzielen. Eine Dezimierung der Walpopulation ist in Zeiten chronischer Überfischung der Weltmeere somit opportun und wird deshalb stillschweigend geduldet.

2006 deutete sich ein Sinneswandel in der Internationalen Walfangkommission an. Auf Betreiben Japans wurde bei der Tagung des IWC mit knapper Mehrheit eine Erklärung verabschiedet, in der der Fortbestand des Moratoriums als unnötig bezeichnet wird. Umweltschützer sehen in dieser Erklärung einen großen Rückschlag. Diese Resolution bedeutet aber nicht die Aufhebung des Walfangverbotes, da dafür eine Dreiviertelmehrheit in der IWC notwendig ist.

Bei der 59. Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Anchorage setzten sich am 31. Mai 2007 die Walfanggegner mit 37:4 Stimmen durch und beschlossen ein weltweites kommerzielles Jagdverbot. Japan, das seit längerem seine Walfänge ohnehin wie auch Island als wissenschaftlich euphemistisch tituliert, droht mit einem Austritt aus der Kommission. Letztlich brachten die neuen IWC-Mitglieder Zypern, Griechenland, Kroatien, Slowenien und Ecuador die Front der Walfangländer zum Einsturz.[6] Im November 2007 entließ Japan trotz internationaler Proteste die Walfangflotte Nisshin Maru mit fünf Begleitschiffen in die Antarktis, um über 900 Wale „zu Forschungszwecken“ zu töten, darunter laut der Nachrichtenagentur Kyodo 850 Zwergwale und jeweils 50 Finn- und Buckelwale.[7] Einen Monat später gab Japan als Reaktion auf die scharfen internationalen Proteste bekannt, zumindest die Jagd auf die geschützten Buckelwale auszusetzen, solange die Gespräche über eine Reform der IWC andauern.[8] Experten gehen davon aus, dass diese Gespräche nicht vor 2009 beendet werden.

Abgesehen von der IWC gibt es seit einiger Zeit noch andere internationale Institutionen, die sich um den Schutz der Wale bemühen. Beispiele hierfür sind das Abkommen zur Erhaltung von Kleinwalen in der Nord- und Ostsee (ASCOBANS) und das Übereinkommen zum Schutz der Wale des Schwarzen Meeres, des Mittelmeeres und der angrenzenden Atlantischen Zonen (ACCOBAMS).

Inuit

Die Inuit-Kultur ist bis heute eine relativ einheitliche Jagdkultur, die bis Mitte des 20. Jahrhunderts vor allem auf dem Jagen von Meeressäugern (Robben, Walrosse, Wale, Eisbären), aber auch von Landtieren (Karibus) basierte. Wichtigste Jagdwaffe war die Harpune, betrieben wird die Jagd von Kajaks aus, wobei die Harpunen mit einer langen Leine und schwimmfähigen Blasen versehen waren. Der Wal wurde mit möglichst vielen Harpunen harpuniert, bis er erschöpft genug war, um ihn mit den Kajaks zu erreichen und ihm den Todesstoß versetzen zu können.

Gejagte Wale

Hauptartikel: Wale

Pottwal
Grönlandwal
Südkaper
Buckelwal

Pottwal: Durchschnittlich 17 Meter lang und etwa 60 Tonnen schwer. Der männliche Pottwal ist fast doppelt so groß wie das Weibchen. Wegen seiner scheinbar unendlichen Zahl Anfang des 19. Jahrhunderts (möglicherweise ca. 1,5 Millionen Exemplare) hatte er in dieser Zeit die größte wirtschaftliche Bedeutung. Ein Tier erbrachte bis zu 7000 Liter Öl und war damit die begehrteste Art.

Grönlandwal: Der bis zu 15 Meter lange und 40 Tonnen schwere in der Arktis beheimatete Wal hat neben den längsten Barten eine Speckschicht von ca. 50 cm. Da die Barten so wertvoll waren, entsorgten die Walfänger die Kadaver oft, ohne sie abzuspecken.

Südkaper, Nordkaper: Sein englischer Name ist „right whale“ (richtiger Wal), weil er sehr träge ist und an der Oberfläche schwamm, wenn er tot ist. Er besitzt eine bis zu 40 cm dicke Fettschicht und hat bis zu zweieinhalb Meter lange Barte.

Buckelwal: bis zu 13 Meter lang und mit einem Gewicht bis zu 35 Tonnen. Er hat eine bis zu 65 cm dicke Speckschicht und war in den Küstenvorfeldern weit verbreitet. Er war bei den Walfängern wenig beliebt, da er nach dem Erlegen meist unterging.

Seiwale gehören zu den Bartenwalen (Mysticeti), die durch 600 bis 680 Barten statt der Zähne im Maul gekennzeichnet sind. Sie erreichen eine Durchschnittslänge von (12 - 16) Metern und ein Gewicht von rund (20 - 30) Tonnen. Die größten Tiere werden bis zu 20 Meter lang und 45 Tonnen schwer.

Der Blauwal kann bis zu 28 Meter Länge erreichen und bis zu 150 Tonnen wiegen. Ein 27 Meter langes und 122 Tonnen schweres Tier wurde zerlegt und gewogen. Dabei ergaben sich folgende Einzelgewichte:

Teile Masse in kg Anteil an der Gesamtmasse in % Ölausbeute in kg
Fleisch 56.440 46,3 6.900
Speck 25.650 21,0 13.600
Knochen 22.280 18,3 7.200
Zunge 3.160 2,6
Lunge 1.230 1,1
Herz 630 0,5
Nieren 550 0,4
Magen 410 0,3
Leber 940 0,8
Eingeweide 1.560 1,3
Barten 1.150 0,9
Blut ca. 8.000 6,5
Gesamt 122.000 100 27.700

Die Jagd

Fangboot

Am Beispiel einer Blauwaljagd: Sobald ein Wal gesichtet wurde (angezeigt durch den Ruf „Er bläst“ vom Ausguck), nimmt das Fangboot mit äußerster Kraft Kurs auf den Wal. In einer Entfernung von etwa einem Kilometer verringert es seine Geschwindigkeit auf langsame Fahrt. Der Harpunier studiert währenddessen die Eigenheiten des Tieres. Es gibt neugierige Wale. Ihnen wird Gelegenheit gegeben, ihre Neugierde zu befriedigen, bis sie, mit etwas Nachhilfe des Steuermanns, vor dem Bug des Fangbootes geraten. Solange sie nicht beunruhigt werden, zeigen ausgewachsene Wale eine beachtliche Beständigkeit in ihrem Atemrhythmus und damit in ihrem Auftauchen. Der „Blas“ genannte Atemstrahl besteht aus Luft, die bei niedriger Außentemperatur kondensiert – und als Nebel sichtbar wird. Aus der Anzahl der aufsteigenden Blasen schließt der Harpunier auf die Dauer des Schwimmens unter Wasser und auf die mutmaßliche Stelle ihres Auftauchens. So sprechen Walfänger von einem „Acht-Minuten-Wal“ oder von einem „Neun-Minuten-Wal“. In Bedrängnis können Wale den Atem beträchtlich länger anhalten, bis zu einer halben Stunde und Pottwale bis zu einer Stunde. Größere Anstrengungen zwingen sie jedoch zu häufigerem Auftauchen. Bleibt ein Blauwal ungewöhnlich lange unter Wasser, und kommt er jedes Mal in Abständen von 500 bis 1000 Meter Abstand vom Fangboot hoch, handelt es sich meist um ein schon öfter gejagtes älteres Tier. Blauwale, die sich verfolgt fühlen, werden unruhig. Das Tier bewegt sich dann mit wechselnden Tempo und Richtungsänderungen vom Fangboot weg. Wann und wo es auftauchen wird, ist nicht vorauszusehen. Während der Verfolgung durchlaufen die Fangboote die ganze Geschwindigkeits-Skala von äußerster Kraft voraus bis ganz langsame Fahrt. Die Fangboote müssen mindestens auf eine Entfernung von 20 Meter an den Wal herankommen, um die Harpune richtig ansetzen zu können. Diese „Kunst“ ist – wenn überhaupt – sehr schwer erlernbar, und weit wichtiger als die Harpune zu werfen. Geduldiges Anschleichen war damals die bewährte Art des Jagens. Diese „Kunst“ war das Ergebnis von jahrelanger Erfahrung und Einfühlungsvermögen in die Psyche und Gewohnheiten des Wales. Der Harpunier musste wissen, welche Strömungsverhältnisse vor Ort herrschen, wie sich zwei oder drei Wale einer bestimmten Art verhalten, die miteinander schwimmen, und er musste wissen, welche Taktiken ein erfahrener Einzelgänger anwendet, um die Verfolger irrezuführen.

Harpunen

Verschiedene Walharpunen

Im Bild von oben nach unten: Die doppelflügige Harpune oder Bartharpune gehörte zur Standardausrüstung der Walfänger, bis sich etwa 1840 die einflügige durchsetzte, die tiefer eindrang und besser hielt. Noch besser war der ab 1848 erfundene Spannagel. Er drang wie eine Nadel ein und hielt trotzdem, sobald der Widerhaken sich quer stellte. Mit der Stoßlanze wurde dem Wal der Todesstoß versetzt. Die seit 1860 verwendete Stachelpistole enthielt eine Sprengladung, die einen zweiten Pfeil abschoss.

Verlauf des Abflensen

Alte Trankessel in Ilulissat, Grönland

Ein erlegter Wal wurde mit den Kopf nach achtern (nach hinten) an der Steuerbordseite (rechte Schiffsseite) mit einer schweren Kette festgemacht. Ein Gerüst, die Flensstelling, wurde heruntergefiert und über dem Wal in Stellung gebracht. Auf diesem Gerüst standen die Flenser um den Speck abzuflensen. Als Werkzeuge dienten bis zu sechs Meter lange Speckmesser, Fischhaken, Pieken, Speckhaken und Speckgabeln. Durch leichte Fahrt unter geminderten Segeln wurde der Wal dabei auf Grund der Strömung des Wassers dicht an die Bordwand gedrückt.

Ein Seemann mit einem Affentamp (Sicherungsleine), sprang auf den Wal um einen Haken zu befestigen. An diesem Haken wurde das erste Decksstück, das die Flenser abschälten, hochgehievt.

Auf der Flensstelling stehend, trennten die Flenser den mit Zähnen besetzten Unterkiefer vom Wal. Dazu wurde der Wal zuvor auf den Rücken gedreht. Anschließend wurde das Rückgrat des Wales durchtrennt. Dieses Stück ließ man dann achteraus (nach hinten) sacken bis die Seeleute mit dem Abspecken fertig waren. Nachdem der Kopf abgetrennt war, hievte man diesen in die Höhe des Decks, um aus der Schädelhöhle den sogenannten Walrat abzuschöpfen.

Während das letzte Decksstück hochgehievt wurde, suchten die Flenser mit Messern tief im Inneren des Wales nach Ambra, ein Stoff der sich manchmal im Darm des Wales ansetzt und mehr Wert war als dessen Gewicht in Gold. Ambra wurde in der Parfümherstellung hochgeschätzt. Es war so selten, dass man in den Jahren 1836 bis 1880 insgesamt kaum mehr als eine Tonne davon fand.

Unter Deck wurden die Decksstücke in kleinere Teile, die sogenannten Vinken getrennt. Danach wurden die Vinken weiter in dünne Scheiben (Bibelblätter) geschnitten, die dann in den Trankesseln besonders schnell schmolzen.

Logbücher der Walfänger

Ausschnitt aus einem Logbuch eines Walfängers
Ausschnitt aus einem Logbuch eines Walfängers
Stempel mit denen die Logbücher verziert wurden
Ausschnitt der Walkarte von 1851

Langeweile und Enttäuschungen gehörten zum täglichen Brot des Walfängers und nirgendwo fanden die Gefühle deutlicheren Niederschlag als in den Logbüchern der Walfänger. Diese Logbücher wurden traditionell mit Walbildern verziert, die mit selbstgemachten Stempeln eingetragen wurden. Auf den Walfängern oblag es dem ersten Steuermann das Logbuch zu führen. So stempelte der Steuermann der William Baker am 21. November 1838 einen Wal mit dem Kopf nach oben in das Logbuch und beschreibt dabei, dass die Besatzung mehrere Nordkaper gesichtet hatte. Neben den Wal schrieb er „S.B.B. 55 bbs“ – Steuerbordbug-Boot, 55 Fass Öl – und malt noch auf wie der Wal harpuniert wurde. Die übrigen Stempel und Eintragungen berichten von einer langen Pechsträhne. Der Stempel, der einen halben Wal zeigt, dessen Fluke nach oben zeigt bedeutet, dass der Wal gejagt wurde, aber entkam. Ein Walkopf bedeutete, dass der Wal harpuniert wurde, aber entkam. Und unter dem 24. November zeichnet er einen ganzen Wal mit dem Kopf nach unten, dies bedeutet, dass der Wal erlegt wurde, aber unterging, bevor er am Schiff festgemacht werden konnte. Bei den Tieren mit den langen Schnauzen handelt es sich um Tümmler, die zu Nahrungszwecken gejagt wurden. Am 28. November ist dargestellt, wie ein Fangboot von einem harpunierten Wal zertrümmert wurde.

Viele Walfänger hatten einen Satz Stempel, die aus Holz oder Walbein angefertigt waren und in stilisierter Form Wal, Tümmler, Grindwale und Schildkröten darstellten.

Die United States Navy wollte Einblick in die Logbücher der Walfänger nehmen um Informationen über die Winde und Strömungen zu erhalten. Um diese Informationen zu erhalten, musste der amerikanische Marineoffizier Matthew Fontaine Maury den Walfängern versprechen eine Seekarte anzufertigen, in der eine Aufstellung aller gesichteten Wale eingezeichnet war. Diese Seekarte wurde 1851 herausgeben.


Fanggebiete

Grönlandfahrt

Im Jahre 1596 entdeckte der Holländer Willem Barents Spitzbergen. Damit war ein Jagdgebiet mit einem beträchtlichen Reichtum an Robben, Walen und anderen Tieren, entdeckt worden. Engländer und Holländer errichteten 15 Jahre später die ersten Stationen auf Spitzbergen, das sie damals noch für den Osten Grönlands hielten. Von diesen Stationen wurde Küstenwalfang betrieben und man nannte diese Art der Jagt Baienfischerei und die dorthin unternommenen Fahrten Grönlandfahrt. Hauptsächlich wurde zu dieser Zeit der Grönlandwal (Beiname: Goldminen des Norden) gejagt. Während der Blütezeit der Grönlandfahrt war die Gesamtbeute aller Schiffe die sich an der Jagd beteiligten 1500 bis 2000 Wale. Diese teilten sich von 1770 bis 1779 im Durchschnitt 130 holländische, 70 englische und 45 deutsche Schiffe. Hamburg erreichte seine höchste Beteiligung 1675 mit 83 Schiffen, Bremen 1723 mit 25, Altona 1769 mit 18, Glückstadt 1818 mit 17, Emden 1660 mit 15 und Flensburg 1847 mit 9 Schiffen.

Schlammloch-Walfang

Grauwal, Beiname: Teufelswal

Der Lebenszyklus der Grauwale wurde bis zu Mitte des 19. Jahrhunderts kaum gestört, da er sehr viel weniger Öl liefert als der Pottwal oder Grönlandwal. Längs ihrer Wanderrouten wurde die Grauwale nur von Inuit und Indianern gejagt. Die ersten Versuche, den Grauwal zu erlegen, wurden in leicht zugänglichen Lagunen wie der Bahia Magdalena unternommen, die im südlichen Teil der Halbinsel Niederkalifornien liegt. Die Walfänger mussten zu ihrem Leidwesen feststellen, das ein in der Enge getriebener Grauwal noch wilder und gefährlicher kämpfen konnte als ein Pottwal. Die Grauwale zeichnen sich durch Wachsamkeit und Schläue aus, sowie die Fähigkeit, die Untiefen der Lagunen zu ihrem Vorteil zu nutzen. Diese Art des Walfangs bekam den Beinamen Schlammloch-Walfang, und der Grauwal erwarb sich durch seinen Kampfgeist den Beinamen Teufelswal.

Zeitzeugen: Aussage eines Steuermanns zu seinen Kapitän, festgehalten im Logbuch des Kapitäns: „Ich bin zu See gegangen, um Walfänger zu werden. Ich habe mir nicht vorgestellt, dass man mich in einen Ententeich schicken würde, um die Jagd auf Tümpelhyänen zu machen. Sagen Sie, was Sie wollen, Käpt´n, diese Viecher sind überhaupt keine Wale“. Was es denn seiner Meinung nach für Tiere wären, wollte der Kapitän wissen. „Also wenn Sie mich fragen, das sind Kreuzungen zwischen Seeschlange und Krokodilen.

Logbuchauszug des Walfängers Boston nach der Jagd auf den Grauwal: Zwei Boote vollständig zerstört, während bei anderen Fangbooten bis zu 15-mal an verschiedenen Stellen eingeschlagen wurde. Von den 18 Mann, die sie befehligten und bemannten, wurden sechs übel zugerichtet, einer hat beide Beine, ein anderer drei Rippen gebrochen, und ein anderer hat so schwere innere Verletzungen davongetragen, das er für den Rest seines Lebens keinen Dienst tun kann. All diese Unglücksfälle geschahen, ehe wir auch nur einen einzigen Wal erlegt hatten.

Waljagd entlang der kalifornischen Küste

Auf ihrer alljährlichen Wanderung kamen die Grauwale entlang der kalifornischen Küste, so dass einige Walfänger im 19. Jahrhundert von Walfangstationen aus an der Küste nachstellten. Ein ehemaligen Kapitän namens J. P. Davenport errichtete 1854 in Monterey die erste kalifornische Küstenstation mit Kocherei und Lagerhäuser. Davenport und seine Leute produzierten bald darauf jährlich schon 1000 Fass Öl. Ende der sechziger waren es dann schon 16 Walfangstationen die die Pazifikküste, von Half Moon Bay bei San Francisco bis hinunter zur Halbinsel Kaliforniens. Zu den Companies wie sie genannt wurden gehörten jeweils ein Kapitän, ein Steuermann, zwei Harpuniere und ein Dutzend Seeleute als Mannschaft für zwei Fangboote.

Mit einem Harpunengewehr für den ersten Schuss auf den Wal und mit einer Sprengladung versehen Bombenlanze zum Töten des Wales hatten die Mannschaften der Fangboote meistens leichtes Spiel. Den Kadaver schleppten sie an Land. Da diese Stationen ohne hohen Aufwand - als ein Walfangschiff- auskamen, erzielten diese Stationen anfangs außergewöhnlich hohe Gewinne. Manche Stationen landeten jährlich nicht weniger als 25 Wale an – was etwa der Ausbeute eines Walfangschiffes entsprach. In den ersten 22 Jahren ihres Bestehens erlegten diese Walfangstationen nicht weniger als 2160 Grauwale und 800 Buckelwale und sonstige Wale.

Der Küstenwalfang brachte auch Probleme mit sich. Manchmal mussten die Fangboote bis zu 10 Seemeilen hinausfahren, um die wandernden Walherden zu finden. Dabei konnten sie die erlegten Wale nicht an Land bringen. Circa 20 Prozent der von den Küstenmannschaften erlegt Wale gingen verloren, weil schlechtes Wetter herrschte oder die Wale während des Anlandschleppen untergingen. Die Blütezeit dieser Stationen dauerte nicht länger als 30 Jahre. In dieser Zeit hatten die Stationen die Bestände der kalifornischen Grauwale auf einen Bruchteil dezimiert.

Grindadráp

Das Grindadráp ist der Grindwalfang auf den Färöern. Für die meisten Färinger gehört es zu ihrer Geschichte und zum selbstverständlichen Nahrungserwerb auf subsistenzwirtschaftlicher Grundlage mit starken gesetzlichen Reglementierungen.

Nantucket

Nantucket ist eine etwa 90 km² große Insel südlich von Cape Cod vor der Nordost-Küste der USA. Zugleich bildet sie auch das Nantucket County im US-Bundesstaat Massachusetts. Die gleichnamige Stadt und Insel sind vor allem durch den von dort im 18. Jahrhundert ausgehenden Walfang bekannt geworden.

Vor der Entdeckung 1602 durch den englischen Kapitän Bartholomew Gosnold war Nantucket von ca. 3000 Menschen des indianischen Stammes der Wampanoag bevölkert.

1641 erfolgte eine Besitznahme durch Thomas Mayhew, der auf Nantucket bis ins Jahr 1659 Schafe weiden ließ.

Nachdem angespülte Kadaver von Walen zuvor schon zu Tran verarbeitet wurden, begann um 1690 mit kleinen Booten in Küstennähe die Jagd auf Wale. Nachdem im Kopf von Pottwalen Walrat und dessen Wert entdeckt wurde, wurde die Waljagd ab 1715 auf den Hochseebereich ausgedehnt.

Die weitgehend auf Pottwale spezialisierte typische Fangreise Nantucketer Walfänger gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte aus dem Nordatlantik um Kap Hoorn herum in den Pazifik bis vor die japanische Küste und dauerte zwei bis vier Jahre.

Die Wirtschaft der Insel wandte sich von da zunehmend dem Handel mit Tran und Walrat sowie dem Bau und Unterhalt der Walfangschiffe und ihrer Besatzungen zu. Die Stadt Nantucket nahm dabei einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung und war vom frühen 18. Jahrhundert bis etwa 1830 die „Walfang-Hauptstadt“ der Welt.

Weltweite Erdöl-Funde ab 1830 beeinträchtigten den Absatz von Tran als Schmiermittel und Lampenbrennstoff. Dies leitete den Niedergang der Nantucket-Ökonomie ein. Beschleunigt wurde dies durch immer längere Fangreisen in leergejagte Meere. Die bekannten „Nantucket-Untiefen“ vor dem Hafen behinderten zudem die größer werdenden Walfangschiffe, die daher ins benachbarte New Bedford und Salem (Massachusetts) mit ihren direkten Eisenbahn-Anschlüssen auswichen.

Nantucket ist heute ein Seebad und Erholungsort.

Dem Walfang in Nantucket hat der Autor Edgar Allan Poe in seinem Roman Der Bericht des Arthur Gordon Pym ein Denkmal gesetzt.

Einteilung der Antarktischen Fanggebiete

Walfangstation Grytviken auf Südgeorgien, 1989
Karte der Antarktis

Ende Frühjahr bis zum Herbst sind die Gewässer in recht unterschiedlicher Dichte von Walen bevölkert die sich dort zum Krillweiden ein Stelldichein geben. Man hat daher das Südliche Eismeer in sechs Fanggebiete unterteilt.

Das Fanggebiet I umfasst einen Teil des südlichen Pazifik vom 90° West bis 60° West. Innerhalb dieses Gebiets wurde Walfang jedoch nur in einem verhältnismäßig kleinen Bereich um die Süd-Shetland herum betrieben.

Das Fanggebiet II ist das Weddel-Meer von 60° West bis 0° hier wurde meist um die Bouvet und den Sandwich-Inseln gejagt. Im Weddel-Meer sind Wale und Krill selten wegen des kalten Wassers.

Das Fanggebiet III schließt sich an die Bouvetinseln an und erstreckt sich bis 70° Ost bis zu den Kerguelen. Der Fang beginnt bei den Bouvetinseln und folgt im Laufe des Sommers der sich zurückziehenden Eiskante nach Osten bis in die Gegend von Enderby-Land.

Das Fanggebiet IV erstreckt sich von 70° bis 130° Ost. Die Jagd beginnt bei den Kerguelen und führt entlang der Eiskante zwischen den Länden 90° bis 110° Ost.

Das Fanggebiet V umfasst den Bereich von 130° Ost bis 170° West, es umschließt ein Großteil des Rossmeeres. Für die europäischen Fangflotten war dieses Gebiet zu weit abgelegen, so dass sich hier hauptsächlich japanische und russische Fangflotten herumtrieben, da für sie die Anfahrt kürzer ist. Hier wurde um die Bellenyinseln bis 160° Ost gejagt.

Das Fanggebiet VI ist der pazifische Bereich des südlichen Eismeeres und erstreckt sich von 170° bis 90° West.

Berühmtheiten

Die Lagoda, das erfolgreichste Walfangschiff

Walfänger Lagoda

Der erfolgreichste Walfänger, der je die Weltmeere befuhr, war die Lagoda. Sie war im Besitz der New Bedforder Walfang-Reederei, ursprünglich als Handelsschiff gebaut und wurde im Jahre 1841 nach bereits 15 Dienstjahren zum Walfänger umgebaut. Sie war aus dauerhafter Eiche aufgebaut und ihr gedrungener, wannenförmiger Rumpf war genau richtig für den Walfang. In New Bedford wurde sie mit fünf Fangbooten ausgerüstet, die an Davits über die Bordwand hingen. Ihre Takelage wurde von der eines Vollschiffs in einer Bark abgeändert, so dass sie am Besanmast nun Schratsegel führte. Diese Takelung wurde bei Walfängern bevorzugt, da bei dieser Art der Takelung zur Bedienung des Besanmastes niemand aufentern musste, dafür standen dann mehr Seeleute zur Bemannung der Fangboote zur Verfügung. Ihre Bordwände wurden mit einem breiten, waagerechten, weißen Streifen bemalt, unterbrochen von schwarzen Quadraten. Diese Quadrate sahen von weitem wie Geschützpforten aus und dienten zur Abschreckung von Piraten. Von ihrer ersten Fahrt brachte sie bereits die Ausbeute von 2700 Fass Öl und ca. acht Tonnen Fischbein heim. Unter verschiedenen Kapitänen diente sie 50 Jahre lang und brachte in dieser Zeit unübertroffene 31.409 Fass Öl und 121 Tonnen Fischbein ein. Im Jahr 1890 wurde sie so schwer von einem Sturm im Nordpazifik getroffen, dass sie schwer havarierte und mit letzter Kraft Yokohama erreichte, wo sie bis zur ihrer Abwrackung als Bunkerschiff diente.

Holländische Fleuten um 1647, Radierung von Wenzel Hollar

Die Hoopende Landman war der Name eines Walfangschiffes aus dem 18. Jahrhundert, das der Reederei Ulrich Ackermann & Sohn gehörte.

Schiffstyp und Einsatz

Das Schiff war eine sogenannte Fleute, die in den Niederlanden zu jener Zeit weit verbreitet war. Der Lebenslauf dieses Schiffes ist erhalten geblieben und zeigt exemplarisch einen für die damalige Zeit üblichen Einsatz im Walfang. Bei den „½ Walen“ in der Liste handelt es sich um Fanggemeinschaften, wobei die erbeuteten Wale geteilt wurden. Die folgende Auflistung stammt aus einer Borkumer Familienchronik.

Angelandete Fänge

Jahr Wale Tran (Fass) Barten (kg) Felle Bemerkung
1767 leer
1768 3 100 3432 100
1769 2 ½ 155 ½ 3700 1850
1770 2 211 3700 1850
1771 2 38
1772 4 294 4573 2285
1773 2 270 ½
1774 1 130
1775 3 130 188
1776 6 200 297
1777 Grund *)
1778 8 240 374
1779 60 94
1780 5 250 385
1781 15 250 375 ½
1782 15 240 380
1783 12 200 300 330
1784 3 100 140
1785 3 150 211
1786 5 180 271
1787 6 195 286 100
1788 1 15 27
1789 4 100 157
1790 2 18 28
1791 7
1792 5 130 199
1793 2 70 125 ½
1794 1 40 43
1795 leer

*) Grundberührung und beschädigt zurück

Siehe auch: Essex

Wal Mocha Dick

Mocha Dick war ein männlicher Pottwal mit eher grauer als brauner Haut und einer weißen Narbe auf seinem enormen Kopf. Seinen Namen verdankt er seiner ersten Begegnung mit Walfängern um 1810 nahe der Insel Mocha vor der chilenischen Küste. Herman Melville hat ihn als Moby Dick unsterblich gemacht.

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Die Serie abenteuerlicher Begegnungen mit diesem Wal begann im Sommer 1840. Das Walfangschiff Desmond ließ zwei Fangboote ins Wasser, als der Wal auch schon die Fangboote angriff. Das vorderste Boot wurde gerammt, wobei er das Boot in sein Maul nahm und es zertrümmerte. Während der Wal tauchte, barg die Besatzung des zweiten Bootes die Besatzung des ersten – als plötzlich der Wal aus der Tiefe hervorschoss und das zweite Boot von unten rammte, sodass alle Insassen durch die Luft flogen. Als die Desmond den Bedrängten zu Hilfe kam, waren zwei Besatzungsmitglieder unauffindbar.

Einen Monat später erlegten fast 450 Seemeilen weiter südlich zwei Fangboote der russischen Bark Serepta einen Wal und begannen, ihn zum Schiff zu schleppen, als plötzlich Mocha Dick auftauchte und die Fangboote angriff, wobei er eines der Fangboote zertrümmerte. Die Serepta konnte alle Seeleute bergen.

Im Mai des folgenden Jahres hatten Walfänger der John Day östlich der Falklandinseln einen Wal erlegt, als keine 100 Meter entfernt Mocha Dick auftauchte. Der Walfänger ließ drei Fangboote zu Wasser. Mocha Dick schwamm gegen den Wind, machte kehrt und griff die Boote an. Er verfehlte die Boote aber, der Harpunier des einen Bootes konnte noch eine Harpune anbringen. Mocha Dick tauchte, schleppte das Fangboot gut zwei Seemeilen mit und griff es dann an. Er rammte das Boot von der Seite, begrub es unter seinem Leib und zertrümmerte es schließlich mit seiner Schwanzflosse, wobei zwei Seeleute umkamen.

Über ein Jahr verging, ohne dass Mocha Dick von sich reden gemacht hätte. Im Oktober des Jahres 1842 bestand er jedoch seinen ruhmreichsten Kampf. Es begann mit einem anscheinend durch nichts provozierten Angriff auf einen mit Holz beladenen Schoner. Mocha Dick rammte den Schoner. Dieser blieb dank seiner Ladung flott. Kurz darauf erschienen drei Walfänger: die Yankee aus New Bedford, die britische Dudley und die Crieff aus Glasgow, die im Verband fuhren. Vom havarierten Schoner hörten sie von dem Angriff des Wales. Während die drei Kapitäne der Walfänger berieten, wie sie den Wal aufspüren könnten, erschien Mocha Dick wieder. Jeder der Walfänger ließ zwei Fangboote zu Wasser. Mocha Dick tauchte ab und blieb 20 Minuten unter Wasser. Als er an die Oberfläche kam, traf ihn eine Harpune am Hinterkopf. Mocha Dick stieß einen Strahl aus und rührte sich dann nicht mehr, als sei er tot. Die Fänger warteten fünf Minuten, ehe sie sich dem reglos im Wasser treibenden Tier näherten, worauf Mocha Dick, der sich offensichtlich nur verstellt hatte, plötzlich wieder sehr lebendig wurde. Er zertrümmerte eines der Boote der Crieff und griff dann, immer noch das Boot der Yankee hinter sich herziehend, eines der Dudley an. Als er es verfehlte, wirbelte er herum, packte das Boot mit seinen Kiefern, schwenkte es so heftig hin und her, dass es zerbarst, und tötete dabei zwei Seeleute. Die Männer im Boot der Yankee kappten darauf hin die Leine und ruderten zu ihren Schiff zurück. Als die Seeleute aufenterten, wandte Mocha Dick sich ab und rammte den inzwischen von der Besatzung verlassen Schoner, der daraufhin unterging. Dann griff er die Crieff an. Mit einem Sprung aus dem Wasser streifte er ihren Bug und riss ihr dabei sowohl Bugspriet als auch Klüverbaum ab.

1859 wurde er von einem schwedischen Walfänger erlegt. In seinem mehr als 22 m langen Körper steckten noch 19 Harpunen, Andenken an über 100 Kämpfe, bei denen er mindestens 30 Seeleuten das Leben genommen hatte.

Darstellungen des Walfangs

Motiv in der Literatur

Die berühmteste literarische Darstellung des Walfangs ist Herman Melvilles Moby Dick, in welcher der besessene Kapitän Ahab einen weißen Pottwal zur Strecke zu bringen versucht, der ihm Jahre zuvor ein Bein abgerissen hat. Eine spannende Geschichte um den Walfang erzählt Hammond Innes in The White South (1949, dt. von Arno Schmidt unter dem Titel Der weiße Süden).

Eine Walfangreise auf einem Panorama

Als Vorläufer des Kinos war das Panorama eine weitverbreitete Art der Darstellung historischer Ereignisse und ferner Länder. Die Bilder befanden sich auf einer riesigen Leinwandrolle, die Szene um Szene auf einer Bühne abgerollt wurde, während ein Erzähler die Handlung erläuterte. Berühmte Panoramen waren z. B. Die Schlacht von Gettysburg und der Brand von Moskau. Unübertroffen war jedoch das von der Firma Purrington & Russels hergestellte Walfangepos. Benjamin Russel, der das Malen als Autodidakt gelernt hatte, war 1841 an Bord des Walfängers Kutusoff gegangen und hatte drei Jahre lang Skizzen für seine Walfangsaga gemacht. Zu Hause beauftragte er den Anstreicher Caleb Purrington damit, das Opus auf Leinwand zu übertragen. Dieses Panorama hatte nach Fertigstellung eine Länge von 400 Meter. „Man darf ohne Übertragung sagen“, schrieb der Historiker Samuel Eliot Morison später, „dass es ein bildliches Gegenstück zu Herman Melvilles Klassiker Moby Dick ist“.

Siehe auch

Literatur

Bibliografie:

Fachliteratur:

  • Eugen Drewermann: Moby Dick oder Vom Ungeheuren, ein Mensch zu sein. Walter Verlag, Düsseldorf/Zürich 2004, ISBN 3-530-17010-0,
  • Tim Severin: Der weiße Gott der Meere. Auf der Suche nach dem legendären Moby Dick. Rütten & Loening, Berlin 2000,ISBN 3-352-00630-X,
  • Nathaniel Philbrick: Im Herzen der See. Karl Blessing Verlag, München 2000, ISBN 3-89667-093-X,
  • Owen Chase: Der Untergang der Essex (1821). Piper, Zürich/München 2002, ISBN 3-492-23514-X,
  • Thomas Nickerson, Owen Chase, Nathaniel Philbrick, Thomas Philbrick, Owen Chase: The Loss of the Ship Essex, Sunk by a Whale. Penguin, New York 2000, ISBN 0-14-043796-7,
  • Richard Ellis: Mensch und Wal, Die Geschichte eines ungleichen Kampfes. Droemer Knaur, München 1993, ISBN 3-426-26643-1
  • Berend Harke Feddersen und Wolfgang: Der historische Walfang der Nordfriesen. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum 1991, ISBN 3-88042-578-7
  • Emil G, Bai: Fall, Fall, Fall, öwerall! Bericht über den schleswig-holsteinischen Walfang. Egon Heinemann Verlag, Hamburg Garstedt 1968
  • Robert McNally: So remorseless a havoc : of dolphins, whales and men. Little, Brown, Boston 1981, ISBN 0-316-56292-0
  • Farley Mowat: Der Untergang der Arche Noah - Vom Leiden der Tiere unter den Menschen. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-498-04297-1 (Originalausgabe 1984, Toronto; 4. Teil, 118 Seiten über den Wal/fang)
  • Craig, Adam Weir: Whales and the Nantucket Whaling Museum. Nantucket Historical Association. Nantucket 1977
  • Nelson Cole Haley: Whale hunt; the narrative of a voyage by Nelson Cole Haley, harpooner in the ship Charles W, Morgan, 1849-1853. Ives Washburn, New York 1948, Eine spätere Herausgabe des Seaport Museums in Mystic/Connecticut hat die ISBN 0-913372-52-8
  • Joan Druett: Petticoat Whalers, Whaling Wives at Sea, 1820 – 1920. University Press of New England, Hanover 2001, ISBN 1-58465-159-8
  • Schokkenbroek, Joost C. A. (2008). Trying-out: An Anatomy of Dutch Whaling and Sealing in the Nineteenth Century, 1815-1885. Amsterdam: Aksant Academic Publishers. 10-ISBN 9-052-60283-2; 13-ISBN 978-9-052-60283-7
  • Tönnesen, J. N. och Arne Odd Johnsen (1982). The history of modern Whaling. London : C. Hurst & Co. 10-ISBN 0-905-83823-8; 13-ISBN 978-0-905-83823-6; [Canberra : Australian National University Press. 10-ISBN 0-708-10749-4; 13-ISBN 978-0-708-10749-2]; [Berleley: University of California Press. 10-ISBN 0-520-03973-4]; [OCLC 8860504]

Weblinks

Quellen

  1. IWC: Catch limits and catches taken, Aboriginal Subsistence Whaling catches since 1985
  2. IWC: Catch limits and catches taken, Special Permit catches since 1985
  3. IWC: Catch limits and catches taken, Catches under Objection since 1985
  4. IWC: Whale Population Estimates
  5. www.whaling.fo: Pilot whale catches in the Faroe Islands 1900 – 2000
  6. www.diepresse.com - „Niederlage für Walfangländer“
  7. Stern: Walfang im Namen der "Forschung"
  8. "Japan gibt internationalem Druck teilweise nach," Neue Zürcher Zeitung. 21 Dezember 2007.

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