Walter Schultz (Theologe)

Walter Schultz (Theologe)

Walter Schultz (* 20. August 1900 auf Hof Tressow bei Grevesmühlen; † 26. Juni 1957 in Schnackenburg) war Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs in Schwerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Theologiestudium und der Ordination wurde Schultz Gemeindepastor in Badendiek bei Güstrow in Mecklenburg. Nach seinem Eintritt in die NSDAP verfolgten die Deutschen Christen das Ziel, ihn in Leitungsämter der Landeskirche zu protegieren.

1933 wurde Walter Schultz Führer des Bundes nationalsozialistischer Pastoren[1] und mit dem neu geschaffenen Amt eines Landeskirchenführers von Mecklenburg versehen. Am 12. November 1933 bekannte er sich als Sprecher der mecklenburgischen Kirche zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat: „Wir evangelischen Mecklenburger wollen ... rückhaltlos zu unserem Kanzler und Führer stehen“.[2] Im Jahr darauf konnte er – nach Verdrängen des bisherigen Amtsinhabers Heinrich Rendtorff – Landesbischof der mecklenburgischen Landeskirche werden; mit noch nicht einmal 33 Jahren war er wohl der jüngste Bischof in der Geschichte der evangelischen Kirche.

Seine Amtsführung in der Zeit des Nationalsozialismus war umstritten, doch er konnte sich in seinem Amt behaupten. Im Jahre 1939 erklärte er seine Mitarbeit am Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben[3] Die Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche bat mit Zustimmung des am 31. August 1939 ins Leben gerufenen Geistlichen Vertrauensrats, neben Schultz Dr. Werner (Kirchenkanzlei), Landesbischof Marahrens (Hannover), Oberkonsistorialrat Hymmen (Altpreußische Union), Professor Dr. Weber (Reformierte Kirche, Göttingen) angehörten, die Landeskirchen, dafür Sorge zu tragen, dass Kirchenmitgliedern jüdischer Herkunft dem Gemeindeleben fernblieben. [4]

Nach Kriegsende wurde Schultz von der britischen Besatzungsmacht verhaftet und interniert. Im Jahre 1948 wurde er aus dem Dienst der Landeskirche Mecklenburgs entlassen.

Im Jahre 1950 erhielt Schultz die Aufgabe zur pfarramtlichen Hilfeleistung in der St.-Dionysius-Kirchengemeinde Fallingbostel in der Lüneburger Heide. Als für diese Aufgabe dort eine neue Pfarrstelle errichtet wurde, musste Schultz die Gemeinde verlassen und übernahm in Schnackenburg an der Elbe ein Gemeindepfarramt, das er bis zu seinem Tode innehatte.

Literatur

  • Wilhelm Niesel: Kirche unter dem Wort. Der Kampf der Bekennenden Kirche der altpreußischen Union 1933-1945; Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes. Ergänzungsreihe, Band 11; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1978; ISBN 3-525-55556-3

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 567.
  2. Zitat bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer Taschenbuch 2005, S. 567, mit Bezug auf die Quelle Junge Kirche, Heft 18.
  3. Hans Prolingheuer: Wir sind in die Irre gegangen, Köln 1987, S. 151
  4. Kirchliches Jahrbuch Nr. 482; abgedruckt in: Martin Greschat, Hans-Walter Krumwiede (Hgg.): Das Zeitalter der Weltkriege und Revolutionen; Kirchen- und Theologiegeschichte in Quellen 5; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag, 1999; ISBN 3-7887-1553-7; S. 163.

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