A112

A112
Autobianchi A112E (1973–1975)
Autobianchi A112 Elite (1979–1982)
Autobianchi A112 Abarth (1984–1986)

Der Autobianchi A112 war ein dreitüriger, fünfsitziger Kleinwagen mit Steilheck des italienischen Automobilherstellers Autobianchi.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der A112 wurde im Kleinwagen-Segment unterhalb des Autobianchi A111 lanciert.

Sein Debüt gab das Fahrzeug am 2. Oktober 1969 in Italien, auf dem deutschen Markt wurde er 1970 eingeführt. Es folgten diverse Änderungen am Design (heute Facelift genannt), so dass insgesamt sieben Serien in 19 Jahren Bauzeit entstanden.

Seit 1982 (mit der Serie 5) wurde das Fahrzeug im Ausland unter der Marke Lancia als Lancia A112 vertrieben. Lancia hatte keinen Kleinwagen im Programm und so wurde Autobianchi, deren einziges Fahrzeug zu dieser Zeit der A112 war, von der Konzernschwester übernommen.

Nach 1.254.381 Exemplaren wurde die Fertigung erst im Jahre 1986 eingestellt.

Serien:

  • Serie 1: 1969 bis 1973
  • Serie 2: 1973 bis 1975 (orange Blinker anstelle der weißen)
  • Serie 3: 1975 bis 1977 (Kunststoff Stoßstangen anstatt der Chromstangen)
  • Serie 4: 1978 bis 1979 (Die große Revision: Neue Blinker; neues Front- und Heckblech; Kunststoffzierringe um die Scheinwerfer, die an den Kühlergrill anschließen, welcher nach schräg unten verlängert; Abgesetzte Rücklichter; Neue Stoßstangen vorn und hinten; Neues kantiges Dach; komplett neu gestaltetes Armaturenbrett)
  • Serie 5: 1979 bis 1982 (Neuer Kühlergrill, der mit einer kleinen Zusatzleiste mit senkrechtem Gitter versehen wird um die Ausnehmung des alten Grills zu verdecken; Neue fett eingerahmte Rücklichter)
  • Serie 6: 1982 bis 1984 (Zusatzleiste beim Grill fällt weg; Höhere Stoßstangen vorn und hinten; Blinker vorn in der Stoßstange; Neue Rückleuchten; Nummernschild zwischen den Rückleuchten)
  • Serie 7: 1984 bis 1986 (Andeutung der Ausnehmung für Nebellampen in der vorderen Stoßstange - die Nebellampen selbst hatte nur der Abarth; Zwischen den Leuchten hinten eine Blende, dafür Nummernschildausnehmung in der Stoßstange)

Vorgänger

Nachfolger

Folgende Modelle setzten die Reihe des A112 fort:

Mitbewerber

Konzept

Es handelte sich um einen Ottomotor mit vier Zylindern, 903 cm³ und 38 bis 49 (965 cm³) PS. Der Motorblock wurde für die stärkeren Abarth-Modelle auf 1036 cm³ vergrößert und leistete so bis zu 51 kW bzw. 70 PS.

Zahlreiche Bauteile, sowie die gesamte Technik, stammten aus dem Fiat-Regal, oder wurden später dafür übernommen. Der A112 entstand also im Baukastenprinzip und war Technologieträger für den später erschienen Fiat 127.

Selbsttragende Karosserie mit großer Heckklappe, zwei Türen und fünf Sitzplätzen. Es gab vom A112 nur eine einzige Karosserievariante. Die viertürige Stufenhecklimousine (in Anlehnung an den Fiat 124), der Kombi (in der Tradition des Bianchina Kombi) sowie das Coupe kamen nicht über das Prototypenstadium hinaus.

Vier einzeln aufgehängte Räder, vorne mit McPherson-Federbeinen und einfachen Querlenkern und Stabilisator, hinten mit einer querliegenden Zweiblattfeder, trapezförmigen Querlenkern und Dämpferbeinen

Der kurze Radstand hatte zwar den Vorteil, dem Fahrzeug Agilität zu verleihen, auf der anderen Seite neigten die A112 aber - bei einer sonst deutlich untersteuernden Tendenz - beim Bremsen in schnell gefahrenen Kurven - zum abrupten Übersteuern.

Vor 1979 trug das Armaturenbrett große runde Instrumente. Alle Modelle, außer dem A112 Junior, hatten einen Drehzahlmesser, der A112 Abarth zusätzlich auf der Beifahrerseite Voltmeter, Öldruckmesser und Ölthermometer. Letztere fand man im gänzlich neuen Armaturenbrett ab 1979 in der Mittelkonsole unterhalb der Heizungsregelung wieder. Die Hauptinstrumente präsentierten sich konsequent zum eckigeren Armaturenbrett nun quadratisch.


Technische Daten

Alle Motoren basieren auf dem gleichen Motorblock mit untenliegender Nockenwelle (über eine Steuerkette angetrieben), dreifach gelagerter Kurbelwelle, Stößelstangen, Kipphebeln und hängenden Ventilen in einem Aluminiumkopf. Die Bohrung ist mit 67,2 mm ausgereizt. Der Graugussmotor verfügt nicht über Laufbuchsen, sondern ist Nitritbeschichtet, er muss bei Beschädigungen also auf Übermaß gehohnt werden. Die Zündfolge der Zylinder lautet immer: 1-3-2-4. Einzig der 903-ccm-Motor sorgte über die gesamte 19-jährige Bauzeit des A112 für seinen Vortrieb.

903 cm³

  • Zylinder: 4
  • Bohrung/Hub: 65 x 68 mm
  • Leistung: 38 bis 49 PS bei 5.500 U/min
  • Drehmoment: 67 Nm bei 2.800 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 130 bis 140 km/h

982 cm³ (A112 Abarth 58 HP)

Autobianchi Abarth Typ 1
Armatur A 112 Abarth Typ 2
  • Zylinder: 4
  • Bohrung/Hub: 65 x 74
  • Verdichtung: 10,1:1
  • Leistung: 58 PS bei 6.600 U/min
  • Drehmoment: 75 Nm bei 3.800 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 151 km/h

1049 cm³ (A112 Abarth 70 HP)

  • Zylinder: 4
  • Bohrung/Hub: 67,2 * 74
  • Verdichtung: 10,4:1
  • Leistung: 70 PS bei 6.600 U/min
  • Drehmoment: 87 Nm bei 4.100 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 161 km/h

1060 cm³ (A112 Abarth 85 HP i.e. (Prototyp)

  • Vigiale mechanische Einspritzung
  • Zylinder: 4
  • Bohrung/Hub: 67,2*76
  • Verdichtung: 11,5:1
  • Leistung: 85 PS bei 6.800 U/min
  • Drehmoment: 94 Nm bei 3.600 U/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 164-176 km/h (je nach Übersetzung)

Vollsynchronisiertes Viergang-Getriebe mit Einscheibenkupplung. Ab 1978 für die Modelle XL, XEL und Abarth mit vollsynchronisierten Fünfganggetriebe Eine Dreigangautomatik (aus dem Fiat 128) wurde nur auf dem italienischen Markt von 1972 bis 1974 in der XEL-Ausstattung angeboten.

Kraftstoffverbrauch in Litern auf 100 km gem. ECE-Norm

Junior Elegant XEL Abarth
bei 90 km/h 5,9 6,5 5,8 5,3
bei 120 km/h 7,6 8,6 7,6 7,8
im Stadtverkehr 8,7 8,6 7,6 9,1

Abmessungen

  • Länge: 3228 mm bis 3246 mm
  • Breite: 1480 mm bis 1645 mm
  • Höhe: 1160 mm bis 1360 mm
  • Radstand: 2038 mm
  • Spur vorne: 1250 mm bis 1420 mm
  • Spur hinten: 1224 mm bis 1346 mm

Gewichte

  • Leergewicht: 598 kg bis 780 kg
  • Leergewicht fahrbereit: 625 kg bis 805 kg
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 1240 kg bis 1310 kg
  • Anhängelast, ungebremst: 350 kg, gebremst: 900 kg bis 1200 kg

Sicherheit

Besonderheiten

Ein A112 Abarth 70 HP (5.Serie) taucht im Videospiel Gran Turismo 4 für die PlayStation 2 von Sony auf.

Olivier Panis, ehemaliger Formel-1-Fahrer, erwähnte in einem Interview [1], dass sein erstes Fahrzeug ein "Autobianchi Abarth" gewesen sei. Da es keinen anderen "Autobianchi Abarth" als den A112 gibt, meinte er offensichtlich einen A112 Abarth.

In den 70er-Jahren wurde der A112 Abarth 58 HP in Italien von der Polizia Municipale (der Stadtpolizei) als Einsatzfahrzeug verwendet.

Modelle / Bausätze

Aus Japan kommen zwei Bausätze im Maßstab 1:24. Das Modell von Fujimi bildet einen A112 Abarth 70 HP der fünften Serie (1979–1982) detailgetreu nach.

Im Jahre 2005 legte die Firma Starline Models eine ganze Reihe A112 im Maßstab 1:43 der ersten Serie auf. Diese Modelle sind aus Metall, bereits fertig aufgebaut und lackiert.

Vom Hersteller Majorette gab es ein einfaches Modell des A112 Abarth 70HP in kleinerem Maßstab in rot oder orange.

Typische Mängel

  • Motoren
    • Verschleiß: Je nach Fahrweise und Pflegementalität der Vorbesitzer. Trotz der simplen Bauweise nehmen es die Motoren übel, wenn sie nicht warmgefahren werden.
  • Undichtigkeiten: Auch hier gilt, dass dies abhängig von der Fahrweise der Vorbesitzer, auf Ölundichtigkeiten achten!
  • Kopfdichtungen
    • Anzeichen einer defekten Dichtung sind:
      • Öl im Kühlwasser (Ölfilm im Ausgleichebehälter)
      • Wasser im Motoröl (hellbraune Ablagerungen auf der Innenseite des Öleinfülldeckels, kann aber auch ein Hinweis auf zuviel Kurzstrecke sein)
      • Blasenbildung im Ausgleichsbehälter
      • weisser Qualm aus dem Auspuff, auch wenn Fahrzeug warmgefahren ist
  • Fahrwerk: Durch die Ölundichtigkeiten des Motors gelangt Motoröl auf die Gummis der Querlenker. Diese lösen sich dadurch mit der Zeit auf.
  • Antriebswellen: Gerade die Abarth-Varianten wurden von ihren Vorbesitzern gerne "sportlich" bewegt. Daraus resultiert ein erhöhter Verschleiß an allen mechanischen Komponenten.

Tuning

Kaum ein Fahrzeug wurde nicht optimiert. Die meisten der Vorbesitzer nahmen Veränderungen an ihren A112 vor. Diese reichten von Spoilern, Kotflügelverbreiterungen, Tieferlegungen, anderen Rad-Reifen-Kombinationen, Zusatzscheinwerfern, Glasdächern, GTI-Antennen und M3-Aussenspiegeln, bis zu Umbauten eines normalen A112 in einem Abarth.

Liebhaber der Fahrzeuge streiten sich darüber, ob zeitgenössisches Zubehör oder Tuning den Wert eines Fahrzeuges erhöhen oder eher verringern. Tatsache ist aber, dass es kaum noch originale A112 gibt.

aktuelle Preisentwicklung

Die Preise für gut erhaltene A112 steigen seit einigen Jahren stetig.

Ersatzteilversorgung

Die Ersatzteilversorgung für das Fahrzeug ist angespannt aber noch relativ problemlos. Viele private Sammler haben noch gebrauchte Ersatzteile, die schon lange nicht mehr beim Ersatzteilhändler verfügbar sind.

Einzelnachweise

  1. http://www.caradisiac.com/php/actu_enq/inter/sportif/mg_2509_panis.php

Weblinks


Zeitleiste der Lancia- und Autobianchi-Modelle von 1945 bis heute
Typ Lancia, bis 1969 unabhängig 1969 von Fiat gekauft, seitdem Typennummernkreis von Fiat
Autobianchi, Gemeinschaftsunternehmen zwischen Bianchi, Fiat und Pirelli ab 1967 100 % Teil des Fiat-Konzerns 1982–1995 im Ausland als Lancia, in Italien als Autobianchi vermarktet
1940er 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 2000er
5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9
Kleinstwagen Bianchina Giardinera
Kleinwagen A112 Y10 (156) Y (840) Ypsilon (843)
Primula
Kompaktklasse A111 Delta I (831) Delta II (836)
Mittelklasse Prisma (831) Dedra (835) Lybra (839)
Ardea Appia Fulvia Beta / Trevi (828) Delta III
Obere Mittelklasse Flavia 2000 Gamma (830) Thema (834 / Y9) Kappa (838) Thesis (841)
Coupé Stellina
Fulvia Coupé/Sport Beta Coupé/Spider/ Montecarlo (828)
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Minivan Musa (350)
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