Walton Castle

Walton Castle

Walton Castle war ein römisches Kastell der sogenannten „Sachsenküste“ beim heutigen Felixstowe, Suffolk/England.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Walton liegt zwischen den Flüssen Orwell und Deben und gehört zum Gemeindegebiet von Felixstowe. Da der römische Name des Kastells nicht überliefert wurde und es auch nicht im diesbezüglichen Teil der Notitia Dignitatum (ND occ. XXVIII) angeführt wird, ist diese archäologische Stätte heute nur als Walton Castle bekannt. Das römische Kastell bedeckte eine ähnlich große Fläche wie Gariannonum (Burgh Castle), es stand auf einem 30 m hohen Plateau nahe Brackenbury Fort und Bull's Cliff. Die letzten Überreste des Kastells wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts durch Erosion des Bodens ins Meer gespült; dennoch sind Teile der Mauern unter Wasser erhalten geblieben.

Geschichte

Erbaut wurde das Kastell vermutlich im späten 3. Jahrhundert, wahrscheinlich zwischen 276 und 285 n. Chr. Es war Teil der Festungskette (Wash-Solent-Limes) der sog. „Sachsenküste“ und sicherte einen Abschnitt der Ostküste Britanniens, hier insbesondere die Mündung des Deben, vor Piraten und feindlichen Invasoren.

Während des frühen 7. Jahrhunderts, zur Zeit, als das angelsächsische Königsgrab von Sutton Hoo angelegt wurde, war Walton ein wichtiger Bestandteil der angelsächsischen Königsgüter. Walton ist auch einer der zwei Orte (der andere ist Dunwich), an denen das legendäre frühmittelalterliche Kloster von Dommoc vermutet wird. Es soll laut Beda Venerabilis Bischofssitz des Felix von Burgund, des ersten Bischofs der Ostangeln, gewesen sein, der ab 630, während der Herrschaft von König Sigebert (630–635) dort missionierte. Dommoc wurde angeblich noch bis ins 9. Jahrhundert als Bischofssitz verwendet. Es ist aber auch gut möglich, dass es überhaupt nie existierte.

Zur Zeit der normannischen Machtübernahme wurde das Gut Walton mit dem von Falkenham vereint, das Kastell wurde nun als „Burch“ bezeichnet, abgeleitet vom angelsächsischen „Burgh“ (Wehrdorf). Bald danach beauftragte Roger Bigod († 1077), erster Earl of Norfolk, die Mönche von Rochester, zur Erinnerung an Felix auf dem Gelände des römischen Kastells ein Kloster zu gründen. Das Kastell wurde später von Hugh Bigod, Rogers zweitem Sohn, verstärkt, später aber von König Heinrich II. (1154–1189) wieder eingezogen und besetzt. Um 1175/76 wurde das Kastell von Heinrich schließlich demoliert, da er in Orford eine neue Festung errichten ließ. Dennoch scheint es, dass große Teile der römischen Mauern auch diese Zerstörungen überstanden hatten. Schon um 1317 drohte durch fortschreitende Erosion des Bodens der Einsturz der Gebäude und die Mönchsgemeinschaft von Walton musste in die Abtei von Meadow/Kirche St.Mary umziehen, die nun auch als Klosterkirche verwendet wurde. Während des 13. Jahrhunderts taucht erstmals der Name Felixstowe auf, der Burch bald ersetzte und zur Ortsbezeichnung für eine größere Siedlung wurde, die auch das Gebiet von Walton miteinbezog. Die Klosterruinen beim Kastell standen noch bis ins späte 18. Jahrhundert und wurden 1970 von Stanley West genauer untersucht.

Die römisch-mittelalterlichen Ruinen von Walton wurden im 18. Jahrhundert von Francis Grose, Isaac Johnson und anderen auf Zeichnungen festgehalten.

Befestigungen

Die alten Abbildungen zeigen, dass dieses Kastell der Befestigung Gariannonum (Burgh Castle) sehr ähnlich war. Die Kastellecken wurden von vorkragenden Hufeisentürmen geschützt. Auf der Abbildung der Mauer sind auch die für die Spätantike typischen Ziegelbänder zu sehen. Diese werden auch in der Beschreibung der Ruine eines gewissen Dr. Knight aus dem Jahr 1722 erwähnt, der unter anderem angab, dass die Mauer aus vielen verschiedenen Steinmaterialien, darunter Ziegeln, erbaut war.

Die Präsenz von vorspringenden Türmen und abgerundenten Ecken lässt den Schluss zu, dass das Kastell gleichzeitig mit den Kastellen Garrianonum (Burgh Castle) und Othona (Bradwell) errichtet beziehungsweise umgebaut wurde.

Literatur

  • Nick Fields: Rome’s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250–500. In: Fortress. Design, technology and history of key fortresses, strategic positions and defensive systems. Nr. 56, Osprey, Dezember 2006.
  • J. Fairclough and S.J. Plunkett, 2000, Drawings of Walton Castle and other monuments in Walton and Felixstowe, Proc. Suffolk Institute of Archaeology and History 39 Part 4, 419-459.
  • S.E. West, 1974, The Excavation of Walton Priory, Proc. Suffolk Institute of Archaeology and History 33, 131-152.

Weblinks

51.9716666666671.37930555555567Koordinaten: 51° 58′ 18″ N, 1° 22′ 45,5″ O


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