Warschauer Börse

Warschauer Börse

Die Warschauer Wertpapierbörse (pl.: Giełda Papierów Wartościowych w Warszawie GPW) ist seit April 1991 wieder eröffnet.

Eine erste Börse in Warschau wurde am 21. März 1817 errichtet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich hier ein bedeutender Aktienhandel. In der Zwischenkriegszeit gab es in anderen polnischen Städten (Kattowitz, Krakau, Lemberg, Łódź, Posen und Wilna) weitere Börsen, doch über die Warschauer Börse wurden zu jener Zeit 90% des polnischen Handelsvolumens abgewickelt. Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde die Börse geschlossen und blieb bis zum Ende der Volksrepublik Polen außer Betrieb.

Heutzutage ist die Warschauer Börse einer der schnellstwachsenden Börsenplätze der Welt. Sie ist die größte Börse im östlichen Mitteleuropa und hat im Jahre 2004 die Wiener Börse in Bezug auf die Börsenkapitalisierung eingeholt. Die schnelle Entwicklung der GPW seit 2002/03 basiert auf einem konstant hohen Wirtschaftswachstum (5,3 % und 3,3 % in den Jahren 2004 und 2005), dem EU-Beitritt Polens und einer hohen Anzahl an Privatisierungen über die Börse in den letzten Jahren. Im Jahr 2004 fanden an der Börse 36 Börsengänge statt mit einem Volumen von 8,34 Mrd. Euro – darunter vier ausländischer Unternehmen – und die GPW war im Hinblick auf die Anzahl der Börsengänge auf Platz zwei in Europa nach der Londoner. Im darauffolgenden Jahr waren es 35 Börsengänge – darunter zwei ausländischer Unternehmen – und die GPW erreichte Platz drei in Europa. Der größte Börsengang war dabei der der Bank PKO BP SA im Herbst 2004, der mit einem Volumen von 1,78 Mrd. Euro der zweitgrößte Börsengang in Europa im Jahr 2004 war. Auch in den nächsten Jahren stehen mehrere große Privatisierungen von staatlichen Großunternehmen an, wie der polnischen Staatsbahnen PKP SA, der polnischen Post Poczta Polska SA und der GPW SA selbst. Daneben streben auch immer mehr polnische und ausländische Privatunternehmen eine Platzierung an der GPW an. Die Anlegerschaft ist ebenso international wie die Emittenten. Sie setzt sich etwa zu jeweils einem Drittel aus polnischen Privatanlegern, polnischen institutionellen Investoren und ausländischen Anlegern zusammen. Die Hauptindizes, der Warszawski Indeks Giełdowy (WIG) und der WIG20, stiegen 2004 um 27,98 % bzw. 24,56 % und 2005 um jeweils ca. 36 % und erreichten am 27. Dezember 2005 mit über 35.000 bzw. 2.700 Punkten neue Rekordhöhen. 2005 zahlten die börsennotierten Gesellschaften ca. 8 Mrd. polnische Złoty Dividende bei einem Jahresumsatzvolumen von fast 200 Mrd. Die Börsenkapitalisierung betrug Ende 2004 214,3 Mrd. Złoty und Ende 2005 311 Mrd. Złoty, was einem Drittel des Bruttoinlandproduktes entspricht. Nach der Zielsetzung der Agenda Warsaw City 2010 soll die Börsenkapitalisierung bis 2010 über die Hälfte des Bruttoinlandproduktes ausmachen. Im Jahr 2008 will das Schatzministerium seinen Anteil an der Warschauer Börse von 98,8 auf 51 % verringern. Die meisten Aktien sollen an institutionelle Anleger verkauft werden. Nur ein kleiner Teil ist für ein IPO vorgesehen. In 2 bis 3 Jahren will sich der Staat komplett aus der Börse zurückziehen.


Inhaltsverzeichnis

New Connect

Logo von New Connect

Seit dem 30. August 2007 betreibt die Warschauer Börse den kleinen Handelsplatz New Connect, der sich an kleine, junge, dynamisch entwickelnde Gesellschaften z. B. aus der High-Tech-Branche richtet, die sich durch ihr Debüt nicht mehr als 5 Mio. Euro beschaffen wollen. New Connect orientiert sich an Alternative Investment Market in London, an First North im Rahmen der skaninawischen Börsengruppe OMX sowie an Deutsche Börse - Entry Standard. Ein Privatangebot (private placement) kann sich an maximal 99 individuelle und institutionelle Anleger richten und bedarf nur eines einfachen Informationsdokuments, das von einem autorisierten Berater bestätigt sein muss. Wer zu diesen Beratungen ermächtigt ist, legt die Börse fest. Die Vorbereitung eines Börsengangs (IPO) an der New Connect soll nur 2 bis 3 Monate dauern (bei einem Emissionswert unter 2,5 Mio. Euro sogar nur 5 Tage), während man für ein IPO an der Warschauer Börse 6 bis 9 Monate einplanen muss. Die Emissionskosten belaufen sich schätzungsweise auf 5 bis 7 % des Emissionswertes. An der New Connect notierte Gesellschaften müssen nicht quartalsweise, sondern nur halbjährlich oder jährlich Bericht erstatten. Die Notierungen erfolgen über das System Warset täglich von 10 bis 14 Uhr. An der Warschauer Börse dauert die Sitzung von 9 bis 16.30 Uhr.

Zusammenfassung 2007: Vom 30. August 2007 bis zum 31. Dezember 2007 zählte die New Connect 24 Debüts. Der Wert ihrer Offerten erreichte insgesamt 150 Mio. Zloty. Führend war die Gesellschaft LUG (20,5 Mio. Zloty) gefolgt von 5 AGs mit jeweils 10 Mio. Zloty: Stark Development, Inwest Connect, Mera Schody, WDM und MW Trade. Dagegen brachte der Musikhändler e-muzyka bei seinem Debüt nur Aktien für 1,6 Mio. Zloty auf den Markt.

Anzahl der Debüts an der New Connect

2007: 24

2008: 80 (Prognose)


Anzahl der Debüts ausländischer Gesellschaften

2003: 1

2004: 3

2005: 2

2006: 6

2007: 12

Börsengänge (IPO) an der Warschauer Börse

2004: 36

2005: 35

2006: 38

2007: 81

Historische Ereignisse

29. November 2006: Der Auswahlindex WIG überschreitet zum ersten Mal 50.000 Punkte.

27. Februar 2006: Der Auswahlindex WIG überschreitet zum ersten Mal 40.000 Punkte.

28. Juli 2005: Der Auswahlindex WIG überschreitet zum ersten Mal 30.000 Punkte.

14. Oktober 2003: Mit der Bank Austria Creditanstalt (BACA) geht die erste ausländische Gesellschaft an die Warschauer Börse.

17. November 2000: Das Handelssystem Warset wird eingeführt.

11. Januar 1999: Die 200. Gesellschaft geht an die GWP.

21. Mai 1997: Die 100. Gesellschaft geht an die GWP.

3. Oktober 1994: Der Handel findet an fünf Wochentagen statt.

16. April 1991: Erster Handelstag nach der politischen Wende in Polen. An der Warschauer Börse (GWP) debütieren fünf Gesellschaften: Exbud, Kable, Krosno, Prochnik und Tonsil.

Präsidenten

Wiesław Rozłucki (1991 bis Herbst 2006), geboren 1947 in Gliwice

Ludwik Sobolewski (im Mai 2006 gewählt)

Sitz

Die alte Börse befand sich von 1817 bis 1828 im Sächsischen Palast, danach in dem Gebäude der Polnischen Bank und ab 1877 in einem eigenen Gebäude am Sächsischen Garten. In den 90er Jahren war die Börse in der ehemaligen Zentrale der Vereinigten Arbeiterpartei untergebracht, bis sie schließlich in einen Neubau in der ul. Ksieznica 4 (nahe Plac Trzecz Krzyzy) zog.

Siehe auch

Weblinks


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