Warschauer Kniefall

Warschauer Kniefall
Ehrenmal des jüdischen Ghettos
Denkmal mit Plakette auf dem Warschauer Willy-Brandt-Platz

Der Kniefall von Warschau von Willy Brandt fand am 7. Dezember 1970 statt, am Tag der Unterzeichnung des Warschauer Vertrags zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland.

Willy Brandt legte vor dem Ehrenmal des jüdischen Ghettos im Rahmen einer Feierlichkeit als Bundeskanzler einen Kranz nieder. Nach dem Richten der Kranzschleife kniete er vor dem Mahnmal nieder. Er verharrte einige Sekunden schweigend, stand auf und ging an der Spitze seiner Delegation weg.

Diese ehrfürchtige Handlung Brandts war für die Delegation und die Öffentlichkeit überraschend. International wurde dies als eine Geste zur Versöhnungsbereitschaft gewertet und trug zum Ansehen des Kanzlers Brandt und dem der Bundesrepublik bedeutend bei. Für seine Ostpolitik, deren wichtigstes Symbol der Kniefall wurde, erhielt Willy Brandt 1971 den Friedensnobelpreis. In Deutschland kritisierten vor allem die konservative Presse und die CDU Brandt und interpretierten dies als „Kniefall“ und Demutsgeste vor dem Warschauer Pakt. Diese negative Konnotation ging bei den Gegnern Brandts dauerhaft in den Gebrauch der Redewendung über. Im Rückblick ist man sich einig, dass das Symbol eine wichtige Rolle bei der Entspannung zwischen den Blöcken spielte. Der am gleichen Tag unterzeichnete Warschauer Vertrag erkannte die Oder-Neiße-Linie als endgültige deutsche Grenze zu Polen an.

Mehrfach wurde darüber spekuliert, ob Brandt spontan gehandelt habe oder ob das Hinknien ein geplanter symbolischer Akt gewesen sei. Egon Bahr erinnerte sich in verschiedenen Interviews[1] an den Abend des 7. Dezember. Auf den Kniefall angesprochen habe Brandt geantwortet: „Ich hatte plötzlich das Gefühl, stehen reicht nicht!“

Walter Scheel bestätigte im Jahre 1998 in Guido Knopps Dokumentarreihe 100 Jahre, dass Brandt seine Handlung nicht geplant hatte und „dies habe jeder gefühlt.“

Einer Spiegel-Umfrage zufolge fanden damals 48 Prozent der Westdeutschen den Kniefall übertrieben, 41 Prozent angemessen, 11 Prozent hatten keine Meinung dazu.[2]

An dem Ort des Kniefalls erinnert heute eine Gedenkplakette an das Ereignis.

Literatur

Quellen

  1. z. B. Beckmann im Gespräch mit Egon Bahr und Horst Ehmke (März 2007)
  2. Digitalisierte Ausgabe "DER SPIEGEL 51/1970"

Weblinks


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