Wasserdampfdiffusionswiderstand

Wasserdampfdiffusionswiderstand

Der Wasserdampfdiffusionswiderstand (auch Dampfsperrwert) drückt aus, wie stark ein Baustoff die Diffusion (Ausbreitung) von Wasserdampf verhindert und wird mittels der Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl gemessen.

Die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl (auch -faktor, Symbol µ) eines Baustoffs ist ein dimensionsloser Materialkennwert. Sie gibt an, um welchen Faktor das betreffende Material gegenüber Wasserdampf dichter ist als eine gleich dicke, ruhende Luftschicht. Je größer die µ-Zahl, desto dampfdichter ist ein Baustoff. Die µ-Zahlen für die gebräuchlichsten Baustoffe sind in DIN EN ISO 12542 angegeben.

Benötigt wird die Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl zur Berechnung des Dampfdiffusionsstroms durch Bauteile. Die Dampfdiffusion ist abhängig von den Diffusionswiderständen der einzelnen Schichten.

Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl einiger Stoffe:

Luft = 1

Holz = ca. 50

Ziegel, Gasbeton, Putz = ca.5

Weichfaserplatte (Holz) = ca. 2

Glas = 10.000

Pe-Dichtfolie = 100.000

Mineralwolle = 1

Gipskarton = 10

Schaumglas = 40.000

Beton = 50 - 100

PS-Schaum (Polystyrol) = ca. 50 (für EPS, andere Sorten bis 200)

Polystyrol ist also entgegen häufiger Annahme durchaus dampfdurchlässig (etwa in gleichem Maße wie Holz, aber ja meist wesentlich dicker verbaut).


Der Diffusionswiderstand wird in der Bauphysik üblicherweise mit der wasserdampfdiffusionsäquivalenten Luftschichtdicke in Form des Sd-Werts bemessen:

Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl µ (dimensionslos) x Materialdicke (in Metern) = Sd-Wert (in Metern)

Der Sd-Wert ist eine vergleichende Angabe, welche die Dicke der ruhende Luftschicht angibt, die denselben Diffusionswiderstand aufweist wie das betrachtete Bauteil.

Eine 20 cm dicke Ziegelmauer hat also einen Diffusionswiderstand von 5 x 0,2 m = 1 m, d.h. dass durch eine 20 cm dicke Ziegelmauer soviel Wasserdampf hindurchströmt wie durch eine 1 m dicke, ruhende Luftschicht.

Eine 4 cm dicke Styroporplatte hat einen Diffusionswiderstand von ca. 50 x 0,04 m = 2 m


Um den Dampfhaushalt im Bau zu regulieren, werden Dampf- und Windbremsen verlegt:

  • Windbremsfolien (wasserdicht, aber dampfdurchlässig): 0,02 m

Diese werden z.B. auch als Unterdeckbahn oder Fassadenbahn bezeichnet.

  • Dampfbremsfolien: ca. 0,25 m - 10 m

Seit einigen Jahren gibt es Dampfbremsbahnen mit feuchtevariablem Diffusionswiderstand, welche also bei feuchter Luft offenporiger sind als bei trockener Luft.

Im Winter enthält die Luft in Innenräumen wenig Feuchtigkeit, welche aber in Richtung des Temperaturgefälles nach außen diffundieren möchte und von der Dampfbremse aufgehalten wird. Falls sich doch Feuchtigkeit in der Dämmung befindet, führt dies im Sommer in der Dachkonstruktion zu einer entsprechend hohen relativen Luftfeuchtigkeit, welche durch die feuchtevariable Bahn nun nach innen entweichen kann.

Auch Holz hat offenbar einen feuchtevariablen Diffusionswiderstand, der jedoch durch den Leimanteil in Holzwerkstoffplatten beeinträchtigt wird [1].

Zur Vermeidung von Bauschäden durch Tauwasseranreicherung in Außenbauteilen genügt es nicht, alleine die Rechenwerte zum Wasserdampfdiffusionswiderstand zu betrachten.

Insbesondere sorptionsfähige Baustoffe sind in der Lage auch unplanmäßige Feuchtigkeitsbelastungen schnell wieder austrocknen zu können.

Der Einsatz dieser meist traditionellen Baustoffe ist risikolos, solange der Wasserdampfdiffusionswiderstand der äußeren Schichten nicht wesentlich höher als derjenige der inneren ist [2].

Sind beispielsweise bei Flachdächern äußere diffusionsdichte Schichten unausweichlich, sind besondere Maßnahmen erforderlich, zu denen die Verwendung von sorptionsfähigen und kapillarleitenden Dämmmaterialien oder von inneren Bekleidungen mit feuchtevariablem Diffusionswiderstand oder ein Umkehrdach gehört.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. siehe Punkt 4.7 der Studie Studie des Dampfbremsbahnenherstellers pro clima
  2. Sorption Eine Betrachtung zum Thema "Feuchte im Bauteil Außenwand", Matthias G. Bumann

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