Weberschiffchen

Weberschiffchen
Ein Weberschiffchen
Weberschiffchen im Heimatmuseum Eversberg

Der Schütze ist der zentrale Teil einer Schützenwebmaschine. Er enthält den langen Schussfaden. Der Schütze wird von der Mechanik der Webmaschine durch das Fach geschossen. Wenn der Schütze das Fach verlässt, wird das Fach neu gebildet und der Schütze in die entgegengesetzte Richtung zurückgeschossen. So entsteht das Gewebe.

Bei einem Handwebstuhl spricht man von einem Weberschiffchen, es ist etwa 10 cm lang. Es hat seinen Namen von der Ähnlichkeit mit einem kleinen, flachen Schiff, in dessen Inneren die Spule für den Schussfaden befestigt ist. Andererseits erleichtert die äußere Form des Schiffchens sein Hin- und Herschieben durch das Webfach zwischen den Kettfäden. Dies ist auch der Unterschied zwischen dem Weberschiffchen und dem Schützen: Während das Schiffchen gut in der Hand liegen soll und geringe Kräfte erfährt, ist der Schütze stabiler gebaut und an den Enden verstärkt, da er mit großer Kraft von einer Schussvorrichtung bewegt wird.

1733 erfand John Kay den so genannten Schnellschützen („fliegendes Weberschiffchen“), was die Geschwindigkeit des Webens verdoppelte. Das Schiffchen musste nun zum Schuss nicht mehr in die Hand genommen werden und hieß fortan Schütze. Jedoch wurde das Garn des Schussfadens bis weit ins 18. Jahrhundert manuell gesponnen (jedem Weber mussten 4-10 Spinnerinnen zuliefern). Mit der Entwicklung der englischen Spinnmaschine 1764 konnte allmählich feineres Garn erzeugt werden, womit auch die Weberschiffchen kleiner und die produzierten Gewebe feiner werden konnten.

Zungennadel

Um 1800 entstand mit der Power Loom eine erste Webmaschine, die das waagrecht zwischen der Kette hin und her gleitende Weberschiffchen durch den maschinellen „Schnellschützen“ ersetzte. Um 1810 folgte die automatische Steuerung des Textilmusters mittels Lochkarten. Gegenüber diesen Maschinen konnte sich das Handwerk mit der manuellen Bedienung von Webstuhl und Schiffchen nur mehr bis etwa 1880 behaupten.

Während der Schütze beim Durchfahren durch das Fach bei Breitwebstühlen seine Richtung nur durch die Fäden behält, ist bei einem Bandwebstuhl der Schütze breiter als das Band und wird jeweils rechts oder links des Bandes gehalten und durch ein in der Führung drehendes Zahnrad weiterbewegt.

Bei modernen Webmaschinen werden auch Projektile (die keine Garnspule mehr tragen, sondern den Schuss hinter sich herziehen) und Greifer anstelle des Schiffchens eingesetzt. Auch Luft oder Flüssigkeiten wird durch die Kettfäden geblasen und nimmt dabei den Schussfaden mit.

Gerade bei schmalen Geweben werden heute noch Schützen eingesetzt, da der Schuss nicht auf jeder Seite des Gewebes abgeschnitten werden muss. Es entsteht zwei gleiche schöne Webkanten. Bei einfachen und billigeren Bandgeweben werden aber auch da vermehrt Greifer eingesetzt, wobei der Schussfaden an der einen Kante über eine Zungennadel verhäkelt wird und wieder zurückgeführt wird, bevor sich das Fach wieder ändert.

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