Weihrauch

Weihrauch
Weihrauch
Boswellia sacra

Boswellia sacra

Systematik
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Balsambaumgewächse (Burseraceae)
Gattung: Weihrauch
Wissenschaftlicher Name
Boswellia
Roxb. ex Colebr.

Der Begriff Weihrauch (von althochdeutsch wîhrouch: „heiliges Räucherwerk“; zu wîhen: „heiligen“, „weihen“) bezeichnet zum Räuchern verwendete Harze (Olibanum) sowie die Pflanzenarten, aus denen diese Harze gewonnen werden (auch Weihrauchbaum, Weihrauchpflanze), und schließlich den Rauch selbst.

Inhaltsverzeichnis

Weihrauchbäume

Das echte Weihrauchharz (Olibanum) wird vom Weihrauch-Baum gewonnen.

Systematik

Die Gattung Boswellia gehört zur Familie der Balsambaumgewächse (Burseraceae) und umfasst unter anderem folgende Arten:

  • Boswellia sacra – Arabischer Weihrauch, auch Somalischer Weihrauch (Syn.: Boswellia carterii Birdw.)
  • Boswellia frereana – Elemi-Weihrauch
  • Boswellia dalzielii – Dalziels Weihrauch, Westafrika
  • Boswellia nana, endemisch auf Sokotra
  • Boswellia papyrifera – Äthiopischer Weihrauch (Syn.: Amyris papyrifera)
  • Boswellia serrata – Indischer Weihrauch (Syn.: Boswellia glabra Roxb.)
  • Boswellia bhaw-dajiana Birdw. – Rotes Meer (Küste), Südarabien (Hadramaut), Somaliland

Pflanzenbeschreibung und Verbreitung

Diese Baumarten wachsen in Trockengebieten um das Horn von Afrika (Somalia, Äthiopien, Eritrea, Sudan), in Arabien (Dhofar im Süden Omans, Hadramaut im Jemen) und in Indien. Der Lebensraum dieser Gehölze reicht in karger Landschaft zwischen Felsen und Klippen bis in eine Höhe von 1.200 m ü. NN. Der Harz spendende Baum erreicht Wuchshöhen von 1,5 bis 8 m, hat eine papierartig abblätternde Rinde und bildet bis zu 25 cm lange traubige Blütenstände aus.

Weihrauchernte

Zwischen Ende März und Anfang April beginnt die Weihrauchproduktion, die über mehrere Monate andauert. Dabei werden den Bäumen Schnitte an Stamm und Ästen zugefügt. Der erste Erntevorgang ergibt nur ein sehr minderwertiges Harz, welches früher weggeworfen wurde, heute allerdings vermarktet wird. Erst drei Wochen später wird eine annehmbare Qualität geerntet, die mit den weiteren Wochen immer besser und reiner wird. Die Harzausbeute pro Baum hängt von Alter, Größe und Zustand des Baumes ab und liegt zwischen 3 und 10 kg. Nach mehreren jährlichen Ernten erfolgt für den Baum eine mehrjährige Ruhepause.

Weihrauch-Harz

Räucherharz (Substanz)

Das Weihrauch-Harz ist ein körniges getrocknetes Harz, das schon bei den alten Ägyptern für kultische Zwecke, bei der Mumifizierung herausragender und vermögender Personen und zumindest in begüterteren Kreisen im Alltag als aromatisches, desinfizierendes und entzündungshemmendes Räuchermittel und Heilmittel in Gebrauch war. Es entwickelt beim Verglühen (Räuchern) einen aromatisch duftenden Rauch und wird in verschiedenen Religionen (z. B. der katholischen und orthodoxen Kirche) seit Mitte des ersten Jahrtausends bis heute bei Kulthandlungen verwendet, meist vermischt mit anderen Räuchermitteln wie z.B. Benzoe, Myrrhe, Galbanum, Zistrose, Styrax, Lorbeer etc. Früher wurden auch andere Räucherharze als Weihrauch bezeichnet. Die Parameter für die pharmazeutische Qualität sind für Indischen Weihrauch aus Boswellia serrata Roxb. ex Colebr. (Burseraceae) in der Monografie des Europäischen Arzneibuches 5.07 beschrieben.

Ätherisches Weihrauchöl

Das ätherische Öl wird mittels Wasserdampf-Destillation aus dem Harz gewonnen. Seine Inhaltsstoffe sind zu 75 % Monoterpene, Sesquiterpene, Monoterpenole, Sesquiterpenole und Ketone. Es hat einen vollen balsamischen und süßen Duft, während das indische Weihrauchöl ausgesprochen frisch riecht.

Parfümerie: Olibanum zeichnet sich durch einen balsamisch-würzigen, leicht zitronigen und typischen Weihrauchduft aus mit leicht koniferigen und kienigen Untertönen. Es wird nicht nur in der Parfumindustrie oft und gerne verwendet, sondern findet sich auch in Kosmetikprodukten und Arzneimitteln wieder.

Kultische Verwendung

Weihrauch auf Kohle

Ursprünge

Der Rauch und der Duft, die sich beim Verbrennen von Weihrauch entwickeln, machten den Weihrauch von alters her zu einer Komponente bei kultischen Vollzügen. Historisch wird die Verwendung von Weihrauch im Christentum auf die Parallele im Kult der Israeliten zurückgeführt, in deren Tempel zweimal täglich Ketoret verbrannt wurden.

In den verschiedenen Epochen der ägyptischen Pharaonen wurde Weihrauch bei vielen Kulthandlungen und bei der Mumifizierung verwendet. So nannten die alten Ägypter die Harzperlen des Weihrauchs den „Schweiß der Götter“. Viele andere antike Religionen und der orientalische und römische Herrscherkult kannten den Weihrauch. Während der republikanischen Zeit ersetzte bei den Römern das Verbrennen von Weihrauch die alten, vorgeschriebenen Opfer. Bei Bitt- und Dankesgebeten ließ man die Weihrauchkörner in speziell dafür bestimmten Gefäßen, acerra, im Feuer verbrennen. Kaisern und Statthaltern wurde beim Einzug in eine Stadt Weihrauch vorangetragen – als Zeichen der Huldigung, aber auch zur Verdrängung des Kloakengestanks. Einige römische Kaiser ließen sich als „Dominus et Deus“ („Herr und Gott“) verehren und hatten Rauchopfer vor ihrem Bild.

Die frühen Heidenchristen hatten dagegen die göttliche Verehrung des Christus Jesus von Nazareth. Aus diesem Grunde war der Weihrauch in der christlichen Liturgie zunächst verpönt; einige Kirchenväter sprachen sich dagegen aus. Bei Begräbnisfeiern wurde der Weihrauch allerdings auch von den frühen Heidenchristen verwendet. Erst mit zeitlichem Abstand zu den frühen Christen, der Entstehung des Christusmythos und mit der Übernahme von Elementen des römischen Kaiserkultes und heidnischer Religionen in den christlichen Gottesdienst wurde der Weihrauch zur Tradition.

Ausschlaggebend war die Förderung und Formung des Christentums durch Kaiser Konstantin und in der damit einhergehenden Änderung der Organisation der Kirchenführung. Die Geistlichen, vor allem die Bischöfe, erhielten einen völlig neuen Rechtsstatus. Sie waren nun Reichsbeamte geworden und zwar in einer sehr hohen Stellung. Dazu erhielten die Bischöfe 318 von Konstantin den Auftrag, in bestimmten Zivilprozessen der Heidenchristen höchstinstanzlich Recht zu sprechen. Mit dieser Rangerhöhung ging wohl auch das Recht auf die dazugehörigen Statussymbole einher. Daher ist wohl auch der Brauch zu erklären, beim Einzug des Bischofs Leuchterträger und Weihrauchfassträger vorauszuschicken. Das ist die Form, in der uns der Weihrauch zum ersten Mal in einer schriftlichen Quelle in der christlich-römischen Liturgie begegnet. Das Beräuchern des Altars war hingegen in Rom Mitte des neunten Jahrhunderts noch unbekannt. Die heutige Verwendung des Weihrauchs in der katholischen Kirche ist vor allem durch die gallikanische Liturgie in die römische eingedrungen. Das muss nicht heißen, dass diese spätere Entwicklung ausschließlich das Resultat karolingischer Liturgieveränderung war. Denn die gallischen Formen der westlichen Liturgie waren stark von Konstantinopel beeinflusst. Beispielsweise bringt die Liturgie von St. Denis viele direkte Zitate aus der griechischen Liturgie; darunter finden sich auch vier Formen der Räucherung.

Auch privat war das regelmäßige Ausräuchern des Hauses mit verschiedenen aromatischen Mischungen in der Antike verbreitet. Im altägyptischen Totenkult wurde dem Weihrauch eine bannende (apotropäische) Wirkung gegen die Macht und den Geruch des Todes zugesprochen. Auch die Sumerer, Babylonier und Perser kannten den Weihrauch.

Katholische Liturgie

In der katholischen Liturgie wird Weihrauch vor allem in der Messe und im Stundengebet, namentlich in den Laudes und der Vesper, verwendet, wenn sie feierlich zelebriert werden, daneben auch zur Verehrung der Eucharistie außerhalb der Heiligen Messe, etwa bei Prozessionen oder Andachten. Die eucharistischen Gaben sowie alle Christussymbole – wie der Altar, das Evangeliar, der bzw. die Priester, das Altarkreuz, die Osterkerze und die Weihnachtskrippe – und die Gläubigen werden mit einem Weihrauchfass beweihräuchert („inzensiert“). Bei der Begräbnisfeier werden auch der Sarg und das offene Grab mit dem Sarg darin inzensiert, mit den Worten „Dein Leib war Gottes Tempel. Der Herr schenke Dir ewige Freude.“ Symbolisch steht der Weihrauch zunächst für Reinigung, Verehrung und Gebet. Nach Psalm 141 (und weiteren Bibeltexten, etwa Offb 8,3) bezeichnet er das zu Gott aufsteigende Gebet der Gläubigen.

Die mindestens seit 1570 geltende Vorschrift, im Hochamt Weihrauch verwenden zu müssen, ihn aber ansonsten nicht verwenden zu dürfen, machte den Weihrauch zu einem zentralen Merkmal der Festlichkeit. Seit 1970 kann Weihrauch wieder – wie in den Ostkirchen seit je üblich – in allen Gottesdiensten verwendet werden. Dadurch kommen seine symbolischen Bezüge wieder deutlicher zur Geltung.

Die katholische Liturgie macht mit der Weihrauchverwendung zudem deutlich, dass der Mensch eine Geist-Leib-Seele-Einheit ist. Der Gottesdienst ist ein Gottesdienst für alle Sinne, auch für das Auge und den Geruchssinn. Weil Gottes Wort in Jesus Christus Mensch geworden ist (Inkarnation – lat. Fleischwerdung), muss sich auch der Gottesdienst leiblich erfahrbar ausdrücken (inkarnatorisches Prinzip). Weihrauch gilt daher auch als ein Zeichen der Gegenwart Gottes bzw. des Wehens des Heiligen Geistes: Nach katholischer Auffassung ist in der Heiligen Messe Jesus Christus als wahrer Gott und wahrer Mensch in den äußeren Zeichen von Brot und Wein gegenwärtig.

Andere Liturgien

Unter den evangelischen Kirchen zählen die evangelisch-lutherischen Kirchen den Gebrauch von Weihrauch als unverbindliche Zeremonie zu den Adiaphora. Zum Teil mit der katholischen Lehre vom Messopfer verbunden, wurde sein Gebrauch im Zeitalter der Aufklärung zurückgedrängt. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verschwand er fast völlig aus dem evangelisch-lutherischen Gottesdienst. In neuerer Zeit wird zuweilen wieder Weihrauch in Anlehnung an Psalm 141 als Zeichen des Gebetes verwendet. Wie fast aller sinnlicher Schmuck des Gottesdienstes wurde der Weihrauch in den reformierten Kirchen von Beginn an abgelehnt.

In der orthodoxen Liturgie, z. B. im byzantinischen Ritus und in der orientalischen Liturgie, wird Weihrauch als Duft des Himmels verwendet. Nach alter orientalischer Vorstellung ist eine Gottesbegegnung mit einem Dufterlebnis verbunden. In den slawisch-orthodoxen Kirchen enthält die Räuchermischung allerdings oft hauptsächlich Benzoe und wenig oder keinen eigentlichen Weihrauch.

Heilkunde

Im Altertum waren Medizin und Religion eng verbunden. Spuren davon sind noch heute in der Sprache zu finden: Wenn etwas heilt, dann ist es heil-ig. Erste Hinweise auf die Verwendung von Weihrauch finden sich in dreieinhalbtausend Jahre alten Texten aus dem Niltal. Die Ägypter nutzten Weihrauch für den guten Geruch der Luft, für Salben und zur Wundbehandlung. Vor dreitausend Jahren gab es bereits feste Handelswege, die Weihrauchstraßen, die das kostbare Harz einerseits aus Somalia und Äthiopien, andererseits aus Indien und den Ländern am Roten Meer nach Ägypten und Mesopotamien brachten. Auch das spätere römische Imperium war ein großer Abnehmer von Weihrauch. Hippokrates und andere griechisch-römische Ärzte setzten Weihrauch zur Wundreinigung, gegen Krankheiten der Atemwege und bei Verdauungsproblemen ein. Über die Wirkungsmechanismen war nichts bekannt, aber die praktischen Erfolge waren wohl zahlreich genug, dass das teure Mittel auch noch im Mittelalter als Medizin eingesetzt wurde, so auch von Hildegard von Bingen.

Erst die Entwicklung bei den Arzneistoffen in den Klassen der Antibiotika und Kortikoide ließ Weihrauch als Heilmittel in Vergessenheit geraten. So wird es nur noch als Duftquelle bei religiösen Zeremonien, besonders in der russisch-orthodoxen Kirche benutzt. Im Zusammenhang mit der Rückbesinnung auf Naturheilmittel gewinnt es seine Bedeutung wieder und Medizin und Naturheilkunde ergänzen sich. Moderne Labormethoden erwiesen die Heilwirkung von Weihrauch. 1991 fanden der Tübinger Pharmakologe Hermann Ammon und seine Mitarbeiter in dem Harz den entzündungshemmenden Wirkstoff Acetyl-11-keto-b-Boswellia-Säure (AKBA). Entzündungen sind ein Selbstheilungsvorgang im Körper bei Verletzungen und inneren Schädigungen. Dringen Bakterien, Viren oder andere Parasiten ein, wehrt sich das Immunsystem. Zuerst weiten sich die Blutgefäße, um mehr Blut zu der gefährdeten Stelle vorzulassen – äußerlich durch die Rötung und das Anschwellen der betroffenen Körperpartie sichtbar. Danach dringen Immunzellen, die Leukozyten, in das gefährdete Gebiet vor und vernichten die körperfremden Eindringlinge. Der Abwehrkampf verursacht Schmerzen und gelegentlich Fieber, aber führt eigentlich zur Heilung. Bei einer Reihe von Krankheiten wird der Entzündungsprozess aber chronisch, etwa bei Allergien als Autoimmunerkrankung oder bei Rheuma und Arthritis. Acetyl-11-keto-b-Boswellia-Säure greift in den Entzündungsprozess ein, indem es vermutlich die Leukotrienbiosynthese reduziert.[1]

Traditionelle afrikanische Medizin

Die Swahili verwendeten Weihrauch gegen zu geringe Harnausscheidung. In Ostafrika wurde Weihrauch traditionell gegen Krankheiten wie Syphilis, Bilharziose und Magenleiden eingesetzt. Die Wirksamkeit ist nicht belegt, die Art der Anwendung und die Dosierung sind nicht bekannt.[2]

Traditionelle orientalische Heilkunde

In der traditionellen orientalischen Heilkunde, beispielsweise im Kanon der Medizin, der „Qanun al-Tibbvom“ des persischen „Hakim“ Avicenna, welcher in der Region dort heute unter dem Namen „Abu Ali Senna“ (persisch ‏ابو علی سینا‎ - Abū ʾAlī Sīnā) bekannt ist, wird die innere Anwendung von Weihrauchharzperlen (Boswellia serrata, Boswellia sacra) zur „Stärkung des Geistes und des Verstandes“ empfohlen. Ergebnisse einer Studie, die eine außerhalb des Orients bislang unbekannte Wirkung in Form einer Steigerung der Lern- und Gedächtnisleistung in Tierversuchen nahelegen, sind zwar auf einem Kongress vorgestellt worden[3], haben Medienecho hervorgerufen[4] und werden zur Vermarktung von Weihrauchpräparaten bemüht, sind aber bislang nicht in einer wissenschaftlichen Publikation außerhalb des Irans[5] veröffentlicht worden.

Klassische europäische Naturheilkunde

In der klassischen europäischen Naturheilkunde wurde der Weihrauch hauptsächlich zur Linderung von rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. So war Weihrauch noch 1850 zur inneren und äußeren und 1870 lediglich zur äußeren Anwendung in pharmakologischen Büchern zu finden. Nach 1875 geriet der Weihrauch durch chemisch definierte Medikamente in Vergessenheit.

Moderne Medizin

Derzeit werden bezüglich des Wirkstoffgehaltes standardisierte Präparate des indischen Weihrauchs als alternative Heilmittel bei chronisch entzündlichen Erkrankungen, wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Polyarthritis untersucht.[6] Erste klinische Studienergebnisse lassen eine Wirksamkeit von Weihrauchpräparaten bei Morbus Crohn vermuten.[7] Zu Therapieversuchen bei Colitis ulcerosa, Asthma bronchiale und rheumatoider Arthritis liegen bislang nur Einzelfallberichte und Pilotstudien vor, aus denen sich keine ausreichend sicheren Wirksamkeitsnachweise ableiten lassen. Ebenso sind die Langzeitwirkungen und -nebenwirkungen der Einnahme von Weihrauch noch nicht untersucht. Darüber hinaus konnten für Boswelliasäuren in vitro antiproliferative Effekte auf verschiedene Tumorzelllinien (z.B. Melanome, Glioblastome, Leberkarzinome) gezeigt werden, die auf einer Induktion von Apoptose beruhen. Eine positive Wirkung von Weihrauchpräparaten auf das Begleitödem von Hirntumoren ist zwar in kleineren klinischen Studien beschrieben worden; die Ergebnisse sind aufgrund methodischer Mängel jedoch umstritten.[8] Als Hauptwirkstoff werden die im indischen Weihrauch enthaltenen Boswelliasäuren angesehen.

Siehe auch: Weihrauchpräparat

Gesundheitliche Risiken

Weihrauch enthält (genauso wie Tabakrauch) den krebserregenden Stoff Benzo[a]pyren. Eine taiwanische Studie fand in einem Tempel in Tainan eine Benzo[a]pyren-Konzentration, die 40-mal so hoch war wie in tabak-verrauchten Wohnungen.[9] In taiwanesischen Tempeln wird Weihrauch jedoch deutlich intensiver eingesetzt als in katholischen Kirchen in Europa. Zum dortigen Gesundheitsrisiko liegen offenbar noch keine Studien vor. Eine dem Passivrauchen vergleichbare Gefährdung erscheint aufgrund der Zusammensetzung des Rauches aber plausibel. In einer Studie[10] wurde die Feinstaubbelastung in einer bayerischen Kirche gemessen; sie entsprach der Belastung einer vielbefahrenen Straße oder einer verrauchten Kneipe.

Psychoaktive Inhaltsstoffe

Incensol, ein weiterer Inhaltsstoff des Weihrauchharzes und im Weihrauch zu im Schnitt 2,7%[11] enthalten, zeigte im Tiermodell Effekte, die einer angstlösenden und antidepressiven Wirkung ähnlich waren.[12] Incensol ist ein wirkungsvoller Agonist des Transient receptor potential vanilloid-3-Kanals (TRPV3), eines Ionenkanals, der in der Haut an der Wahrnehmung von Wärmereizen beteiligt ist. TRPV3-mRNA wurde in Neuronen des Gehirns gefunden, jedoch ist bislang unklar, welche Rolle TRPV3-Kanäle dort spielen. Eine antidepressive Wirkung des Incensols im menschlichen Gehirn wurde bislang nicht nachgewiesen.

Die Hypothese, dass bei Verbrennung von Weihrauch das bewusstseinsverändernde Tetrahydrocannabinol entstehe, konnte bislang nicht bestätigt werden.[13]

Siehe auch

Literatur

  • Michael Pfeifer: Der Weihrauch. Geschichte, Bedeutung, Verwendung. Verlag Friedrich Pustet, 1997, ISBN 3-7917-1566-6.
  • Ralph Regensburger: Weihrauch – Duft der Erkenntnis Christi. Eine Hilfestellung zum Hintergrund und Gebrauch des Weihrauchs in der Liturgie. ISBN 978-3-00-024715-6. [1]
  • Jürgen Tubach, Peter Wünsche: Art. Weihrauch, I. Religionsgeschichtlich, II. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 35 (2003), S. 472–477.
  • Heidelore Kluge, R. Charles Fernando: Weihrauch, Gold und Myrrhe, Haug Sachbuch, Heidelberg 1999.
  • Heidelore Kluge, R. Charles Fernando: Weihrauch und seine heilende Wirkung, Haug Sachbuch, Heidelberg, 1998.
  • Susanne Fischer-Rizzi: Botschaften an den Himmel – Anwendung, Wirkung und Geschichten von duftendem Räucherwerk. Heyne, München 1999.
  • Christiane Thomas: Die Gabe des Königs aus dem Morgenland. In: naturel. Eintauchen ins Leben. Ausgabe 12/03, Naturel, Dresden 2003.
  • Klaus D. Christof, Renate Haass: Weihrauch, der Duft des Himmels. Röll, Dettelbach 2006. ISBN 978-3-89754-252-5

Einzelnachweise

  1. S.E. Boden et al.: Stimulation of leukotriene synthesis in intact polymorphonuclear cells by the 5-lipoxygenase inhibitor 3-oxo-tirucallic acid. Mol Pharmacol 60 (2001), S. 267–273. PMID 11455013 Volltext
  2. Hermann Hager, W. Blaschek, R. Hänsel, K. Keller: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis. Springer, Berlin 1998, ISBN 3-540-61619-5 Drogen A–K
  3. Phytopharmaka und Phytotherapie 2004. Gemeinsame Tagung der Deutschen Gesellschaft für klinische Pharmakologie und Therapie, der Gesellschaft für Phytotherapie und der Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung. Berlin, 26.–28.2.2004. Abstract-Band Seite 86 Volltext
  4. ZDF.de: Avicennas Lehren – Stärkung durch Weihrauch
  5. http://fens2002.neurosciences.asso.fr/pages/posters/LetD.html H. Alaei et al.: Effects of the abstract of oliban on learning and memory, The journal of Qazvin University of Medical Science & Health Science, 1999
  6. H. Ammon: Salai-Guggal-(Indischer Weihrauch-) Gummiharz aus Boswellia serrata: Boswelliasäuren als Nicht-Redoxhemmstoffe der Leukotrienbiosynthese – Neue therapeutische Möglichkeit? Dtsch Arztebl 1998; 95(1-2): A-30 / B-21 / C-21
  7. H. Gerhardt, F. Seifert, P. Buvari, H. Vogelsang, R. Repges: Therapie des aktiven Morbus Crohn mit dem Boswellia-serrata-Extrakt H 15. In Z. Gastroenterol. 39 (20019, S. 11–17.
  8. Warnke et al.: Die Rolle von Boswellia-Säuren in der Therapie maligner Gliome: Methodische Mängel. Deutsches Ärzteblatt 1998; 95:A-220 Volltext
  9. Ta Chang Lin u. a.: Environmental Exposure to Polycyclic Aromatic Hydrocarbons and Total Suspended Particulates in a Taiwanese Temple. In: Bulletin of Environmental Contamination and Toxicology, Band 67 (2001), S. 332–338, Zusammenfassung online auf newscientist.com
  10. http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/quer/index.xml quer, BR, Dez. 2007
  11. Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis
  12. A. Moussaieff, N. Rimmerman, T. Bregman, A. Straiker, C.C. Felder, S. Shoham, Y. Kashman, S.M. Huang, H. Lee, E. Shohami, K. Mackie, M.J. Caterina, J.M. Walker JM, E. Fride, R. Mechoulam: Incensole acetate, an incense component, elicits psychoactivity by activating TRPV3 channels in the brain. FASEB J. 20. Mai 2008. PMID 18492727
  13. H. Safayhi: Wie der Haschisch in den Weihrauch kam. Pharmazeutische Zeitung 2001; 10 Volltext

Film

Weblinks

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