Weinbau

Weinbau
Trauben der Weißweinrebsorte Riesling
Traube und Blatt der Rotweinrebsorte Cabernet Sauvignon

Weinbau, Weinanbau oder Rebbau (Schweiz) werden in den Weinbaugebieten synonym verwendet. Die Begriffe bezeichnen die Kultivierung (auch die Wissenschaft) von Reben zum Zwecke der Gewinnung von Trauben, um damit Wein herzustellen. Der Weinbau wird vom Winzer (auch als Weinhauer, Weinbauer oder Weingärtner bezeichnet) betrieben. Die Herstellung des Weines erfolgt im Keller (Weinkellereien, Winzereien). Alle Arbeiten und Einrichtungen, die für die Herstellung des Weines erforderlich sind, werden in der Kellerwirtschaft behandelt. Sie wird auch als Önologie bezeichnet.

Der Weinbau beinhaltet die Geschichte, die Verbreitung und wirtschaftliche Bedeutung der Rebe, die Organe des Rebstockes, die Rebsorten und Rebenzüchtung, Rebenvermehrung, Neuanlage, Pflanzung, Pflegemaßnahmen (Rebschnitt, Erziehung, Bodenpflege und Düngung) und den Pflanzenschutz (Nützlinge, Krankheiten, Schädlingen, Sonstige Schädigungen), Produktionsmethoden im Weinbau, Ausbildungsmöglichkeiten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte des Weinbaus
Karte der Flüsse Euphrat und Tigris
Weinbau im alten Ägypten.

Die weiten Gebiete südlich des Kaspischen Meeres und des Zwischenstromlandes (Euphrat, Tigris) bis zum Persischen Golf gelten als Entstehungszentren der Weinrebe (Kulturrebe – Vitis vinifera) und des Weinbaues. Schon 5000 v. Chr. lässt sich im Südkaukasus (heute Georgien), sowie in der vorderasiatischen Landschaft Sumer (heute südlicher Irak) erstmals der Anbau von Weinreben durch Menschenhand nachweisen. Der Weinbau breitete sich von dort im gesamten Nahen Osten aus, und etwa 1700 v. Chr. kultivierten auf Kreta die Minoer Edelreben. Griechische Kolonisten dürften im 7./6. Jhd. v. Chr. erstmals Rebstöcke nach Gallien (Massalia → Marseille) gebracht haben.

Verbreitung und Bedeutung

Die Rebe stellt bestimmte Klimaansprüche und gedeiht in der gemäßigten Klimazone. Auf der nördlichen Halbkugel liegt die Anbauzone etwa zwischen dem 30. (20 °C Isotherme) und 50. Breitengrad (10 °C Isotherme). Auf der südlichen Halbkugel der Erde liegt die Anbauzone zwischen dem 30. und 40. Breitengrad. Reben gedeihen von sehr heißen (Südkalifornien) bis zu kühlen (England, Luxemburg), von sehr feuchten bis zu sehr trockenen Anbaugebieten (Central Valley in Kalifornien). Reben werden auf steilen Hängen (Moseltal, Wachau, Douro-Tal) und auf ebenen Flächen kultiviert. Die Kultivierung ist in den verschiedenen Gebieten sehr unterschiedlich (Handarbeit, Maschineneinsatz). Auch die Bepflanzungsdichte variiert von 10.000 Reben/ha (Bordeaux, Champagne) bis 600 Reben/ha (Vinho-Verde-Region in Portugal).

Der Weinbau ist eine der ältesten Spezialkulturen. Der Anbau der Rebe prägt die Landschaft und die Wirtschaft ganzer Gebiete. Heute besinnt man sich auf die Natur und die natürlichen Lebensgrundlagen, aber auch auf Tradition und so kommt den Weinbaugebieten als Erholungsraum und dem Betrieb als Arbeitsstätte steigende Bedeutung zu. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die weltweite Weinbaufläche maßgeblich verändert. Eine massive Ausweitung erfolgte in den „neuen Weinbauländern“, Rückgänge in den klassischen Weinbauländern.

Weltweinbauflächenentwicklung

In der Einleitung eines Berichtes der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) steht:

„Nach dem starken Wachstum bis Ende der 70er Jahre waren die weltweit bestockten Rebflächen aufgrund der Förderungsmaßnahmen der Europäischen Union (EU) für Rodungen sowie der massiven Rodungen in der ehemaligen UdSSR rückläufig. Dieser Rückgang hielt, wenn auch in geringerem Ausmaß, bis 1998 an. Zu diesem Zeitpunkt erreichten die weltweiten Rebflächen mit 7,6 Mha ihren tiefsten Stand seit 1950. Danach kam es im Zeitraum 1998-2002 zu einem Anstieg, der bis 2000 sogar als schnell einzustufen ist (zwischenjährliches Wachstum über 1,4 %) und die Rebflächen erreichten 7,9 Mha. Die 2007 verzeichneten Ergebnisse lassen darauf schließen, dass es nach diesen Jahren des Aufschwungs wieder zu einer Abnahme der weltweiten Rebflächen kommt. Gründe für die nach 2003 beobachtete Entwicklung:

  • Die Bilanz der Pflanzungen und Rodungen ist in den Ländern der Südhemisphäre und in den Vereinigten Staaten (USA) noch insgesamt positiv: (ca. +50 Tha zwischen 2003 und 2007 gegenüber +170 Tha zwischen 1998 und 2002).
  • Trotz der Einschränkung des Anwendungsbereiches der gemeinschaftlichen Regelung zur Finanzierung der endgültigen Aufgabe von Rebflächen (ab Wirtschaftsjahr 1996/97) sowie der Wiedereinführung von Neupflanzungsrechten ab 1999 sind die europäischen Rebflächen (einschl. MOEL und ehemalige UdSSR) erneut rückläufig, was zu einer Abnahme der Rebflächen von 170 Tha zwischen 2003 und 2007 führt.
  • Das deutlich verlangsamte Wachstum der chinesischen Rebflächen (ca. +18 Tha zwischen 2003 und 2007 gegenüber ca. +227 Tha zwischen 1998 und 2002) vermag den Rückgang der türkischen Rebflächen (in der Größenordnung: -49 Tha zwischen 2003 und 2007 gegenüber -12 Tha zwischen 1998 und 2002) nicht aufzufangen. Trotz des vermutlichen Anstiegs der Rebflächen im Iran wird der Rückgang der asiatischen Rebflächen im Zeitraum 2003-2007 rund 20 Tha betragen.
  • Somit betragen die weltweiten Rebflächen 2007 insgesamt 7 792 Tha, d.h. die Gesamtfläche liegt zwischen der von 1999 (7 726 Tha) und von 2000 (7 854 Tha). Im Absolutwert ausgedrückt ist dieser Rückgang gegenüber 2006 eher deutlich (-26 Tha), im Prozentwert jedoch begrenzt: -0,3 %. Gegenüber 2003 beträgt der Rückgang insgesamt 124 Tha, was im Durchschnitt einen jährlichen Rückgang von 31 Tha ergibt (im Vergleich zum durchschnittlichen jährlichen Wachstum für den Zeitraum 1998-2002 von 66 Tha).[1]

Umfangreiche Statistiken über die Entwicklung der Weinbaufläche und der Weltweinwirtschaft gibt der OIV Bericht

  • Weinbauflächen der Länder der Welt 2005. Situation und Statistik des Weinbaues weltweit [2]
  • Bericht des Generaldirektors der OIV über die weltweite Lage des Weinbaues[3]

sowie die Weltweinstatistik [4]

Entwicklung und Verteilung der Weinernte auf der Welt
Verteilung der Weinbaufläche auf die Kontinente
Entwicklung der Weltweinbaufläche in Millionen ha 1971–2007
Weinanbaufläche und -produktionsmenge der größten Weinerzeugerländer und deren weltweiter Anteil in % von der Gesamtfläche im Jahr 2005[1]
Erzeugerland Anbaufläche in ha Anteil Produktion in 1000 hl Anteil Ertrag
in hl je ha
Frankreich 894.000 11,28 % 52.105 18,46 % 58,28
Italien 842.000 10,62 % 54.021 19,14 % 64,16
Spanien 1.180.000 14,88 % 36.158 12,81 % 30,64
USA 399.000 5,03 % 22.888 8,11 % 57,36
Argentinien 219.000 2,76 % 15.222 5,39 % 69,51
Australien 167.000 2,11 % 14.301 5,07 % 85,63
China 485.000 6,12 % 12.000 4,25 % 24,74
Deutschland 102.000 1,29 % 9.153 3,24 % 89,74
Südafrika 134.000 1,69 % 8.406 2,98 % 62,73
Chile 193.000 2,43 % 7.886 2,79 % 40,86
Portugal 248.000 3,13 % 7.266 2,79 % 29,30
Rumänien 217.000 2,74 % 2.602 0,92 % 11,99
Griechenland 113.000 1,43 % 4.027 1,43 % 35,64
Ungarn 83.000 1,05 % 3.567 1,26 % 42,98
Moldawien 147.000 1,85 % 2.300 0,81 % 15,65
Brasilien 79.000 1,00 % 3.199 1,13 % 40,49
Österreich 52.000 0,66 % 2.264 0,80 % 43,54
Bulgarien 95.000 1,20 % 1.708 0,61 % 17,98
Russland 75.000 0,95 % 5.035 1,78 % 67,13
Kroatien 55.000 0,69 % 1.690 0,60 % 30,73
Ukraine 87.000 1,10 % 2.300 0,81 % 26,44
Gesamt 7.929.000 - 282.276 - 35,60

Wirtschaftliche Bedeutung

Die jahrtausendealte Tradition des Weinbaues hat es mit sich gebracht, dass der Weinbau und der Wein für die Bevölkerung eines Gebietes ein Teil der Lebensart ist und dazugehört. Weinkultur ist zu allen Zeiten Ausdruck der Lebensfreude und Lebenskultur gewesen. Beziehungen zwischen Reben und Wein einerseits, Landschaft und Kultur des Menschen andererseits sind vielfältig und haben einander beeinflusst. Bildende Kunst, Dichtung, Brauchtum und Religion haben Rebe und Wein zu allen Zeiten geehrt und gepriesen. Wein verkörpert ein Stück abendländischer Kulturgeschichte. Der Weinbau ist eine der ältesten Kulturen. Die Weingärten prägen die Landschaft und die Wirtschaft ganzer Länder und geben die Voraussetzung für touristische Nutzung.

In den letzten 2000 Jahren ist auch der Weinbau durch die sehr wechselvolle wirtschaftliche Entwicklung geprägt. Schon sehr früh versuchten die Römer, die Produktion zu beeinflussen. Domitian gab den Befehl, die Hälfte der Weingärten im Römischen Reich außerhalb Italiens zu roden, um dem Verfall des italienischen Weinpreises entgegenzuwirken. Mit Beginn des Industriezeitalters wurde dem Weinbau in Europa durch die Einschleppung der Reblaus und der Pilzkrankheiten Peronospora (Falscher Mehltau) und Oidium (Echter Mehltau) gewaltiger wirtschaftlicher Schaden zugefügt. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges erholte sich die gesamte Weltwirtschaft und damit der Weinbau.

Die Mechanisierung der Traubenproduktion erleichterte und verbilligte die Traubenproduktion und viele wissenschaftliche Erkenntnisse führten zum Einsatz von verschiedenen Agrochemikalien. Das führte nicht nur zu einer Qualitätsanhebung, sondern sie sicherten die Produktion. Der weltweit höchste Weinverbrauch lag in den Jahren 1976 bis 1980 in der Zeit einer großen weltweiten wirtschaftlichen Expansion. Bis 1990 sank die Produktion und stieg anschließend wieder an. Besonders in Europa stieg aber der Überschuss an Wein deutlich an. Der Hauptgrund für den Rückgang des Konsums und des zunehmenden Überschusses war der Rückgang des Pro-Kopf-Verbrauches in den wichtigsten Weinerzeugerländern von Frankreich und Italien. Sehr hohe Weinernte in den Jahren 1982 und 1983 taten ihres noch dazu.

Europa verfügt über ungefähr 2/3 der Weltweinbaufläche. Asiatische und nordafrikanische Staaten verfügen auch über beachtliche Rebflächen, aber aus religiösen und kulturellen Gründen hat dort die Weinerzeugung deutlich geringe Bedeutung. Dort steht die Erzeugung von Rosinen und Tafeltrauben im Vordergrund. Die Konsumation von Wein in den Ländern der Erde ist sehr unterschiedlich. Wein ist vorwiegend in den Ländern des christlich-europäischen Kulturkreises von Bedeutung. Der Pro-Kopf-Verbrauch hängt stark vom Einkommen der Bevölkerung ab. Besonders in den Mittelmeerländern zählt Wein traditionell zum täglichen Leben. Seit den 1960er Jahren des vorigen Jahrhunderts ist ein Rückgang des Weinkonsums festzustellen. Trotz Verbrauchszunahme in anderen Industriestaaten von Nord- und Westeuropa sowie Nordamerika, Japan und anderen asiatischen Ländern konnte der weltweite Konsumrückgang nicht ausgeglichen werden, sodass es zu einem Rückgang der weltweiten Anbaufläche mit Reben gekommen ist.

Veränderung des Pro-Kopf-Verbrauches an Wein in einigen Ländern 1992–2004, Quelle OIV 2004

Weinbaugebiete

Hauptartikel: Weinbaugebiet

Ein Weinbaugebiet (Weinbauflur (AT), Rebbauzone (CH)) ist eine geografische Region, in der Wein mit der Bezeichnung des Weinbaugebietes angebaut werden darf. In der Regel sind Weinbaugebiete historisch gewachsen, weil in bestimmten Regionen eines Landes Reben gedeihen und gute Traubenqualität regelmäßig erzeugt werden kann und in anderen nicht (ungenügende Traubenreife, häufige Winter- oder Spätfrostgefahr u. a.). Sie sind heute in den meisten Ländern gesetzlich festgelegte Gebiete (mit genau geregelter Bezeichnung). Diese Gebiete und deren Lagen sind vom Klima, der Lage und der Bodenbeschaffenheit geeignet der Rebe eine gute Entwicklung zu ermöglichen. Alle mit Reben bepflanzten Flächen sind in einem Weinbaukataster zu führen. Die Regelung für die Führung eines Weinbaukatasters besteht nicht in allen weinbaubetreibenden Ländern der Welt.

Rebe

Triebspitze einer europäischen Rebe
Nahaufnahme einzelner Rebblüten. Die Blütenorgane von Käppchen, Staubgefäßen und Fruchtknoten mit Narbe sind deutlich zu erkennen
Der Stammbaum der Weinreben
Der Stammbaum der Weinreben

Die Rebe ist eine der ältesten Kulturpflanzen. Mit zunehmender systematischer Nutzung sind durch die menschliche Nutzung und natürliche Kreuzungen (Zufallskreuzung) aus den Wildreben Kulturreben entstanden. Kulturreben sind ausgesuchte (Mutation, natürliche Kreuzung) Abkömmlinge der Wildrebe, die beginnend im 18. Jh. gezielt weitergezüchtet wurden. Schätzungen besagen, dass es heute weltweit rund 10.000 bis 25.000 Rebsorten geben soll. Davon hat aber nur ein geringer Anteil wirtschaftliche Bedeutung.

Die Weinrebe gehört botanisch zur Ordnung der Kreuzdorngewächse (Rhamnales). Eine Familie davon sind die Rebengewächse (Vitaceae). Die Gattung Vitis ist in verschiedenen Wildformen über die ganze Welt verbreitet. Davon gibt es zwei Untergattungen, wovon die Untergattung Euvitis das Rebmaterial für den Ertragsweinbau liefert. Nordamerika hat die meisten derzeit bekannten, natürlich vorkommenden Arten.

Organe des Rebstockes

Hauptartikel: BBCH-Skala für Weinreben

Für die praktische Durchführung von Pflegemaßnahmen sind die Funktion und der Aufbau der Organe der Rebe Voraussetzung für eine richtige Pflege.

Die oberirdische Organe sind der Rebstock mit Stamm aus altem Holz und einjährigem Holz, aus den Knospen (Augen) sprießt der Trieb – daraus Spross, Blatt (Pflanze), Wasserschoss,Geschein, Rebblüte, Ranke, Triebspitze, daran Traube und Weinbeere. Die unterirdischen Organe des Rebstockes sind die Wurzeln.

Verlauf der Rebblüte bei der Rebsorte Grüner Veltliner (Weinbauschule Krems, Sandgrube) ab 1965. Besonders in den letzten 15 Jahren hat sich die Rebblüte von früher durchschnittlich Mitte bis Ende Juni zum Monatsbeginn Juni verschoben.

Rebsorten

Hauptartikel: Keltertraubensorten, Tafeltraubensorten und Unterlagensorten

In der European Vitis Database[5] sind derzeit rund 16.800 Sorten eingetragen (12.431 Vitis vinifera L., 3.949 Vitis Interspecific Crossing, 529 andere Vitis Species). Es ist anzunehmen, dass noch einige Tausend Sorten weltweit vorhanden sind, aber noch nicht in die Datenbank eingegeben wurden.

Die Ampelographie, auch Ampelografie, deutsch Rebsortenkunde oder Rebenkunde, ist die Lehre von der Bestimmung und Beschreibung der Rebsorten sowie ihrer wissenschaftlichen Klassifizierung.

Die hohe Zahl an Rebsorten ist durch Mutation, natürliche Selektion und Kreuzung entstanden. So lange der Mensch Reben kultiviert, hat er selektiert und bereits über 150 Jahre gezielt Kreuzungen vorgenommen. Die Eigenschaften von Rebsorten sind langfristig nicht stabil (auch bei vegetativer Vermehrung) – sie unterliegen natürlichen Einflüssen (Strahlung, Standorteinflüssen, Abbaukrankheiten), wodurch sich langsam positive und negative Eigenschaften ändern.[6]

Rebenzüchtung

Durch Auslese/Selektion (Selektionszüchtung Auslesezüchtung) werden Rebstöcke nach bestimmten Kriterien bewertet und nur jene Stöcke weitervermehrt die den Anforderungen entsprechen. Mit der Kreuzungszüchtung entstehen neue Sorten mit neuen Eigenschaften (Neuzüchtung). Da die Züchtungsarbeit viele Jahre benötigt, um eine Sorten mit ihren Eigenschaften zu kontrollieren, wird diese Arbeit meist in Weinbauinstituten gemacht. Das Ergebnis wird als Neuzüchtung bezeichnet und versteht man einen neue gewonnene Rebenpflanze, welche mit einer bestimmten Zuchtmethode hervorgebracht wurde. Die Anerkennungen von neu gezüchteten Sorten (bei der Pflanzenzüchtung) sind im Sortenschutzgesetz gesetzlich geregelt und werden vom Bundessortenamt (für Deutschland) verwaltet.

Staatliche Züchtungs- und Forschungsinstitute

Mit der Rebenzüchtung befassen sich in

Deutschland

In vitro-Kultur von Vitis (Weinrebe), Fachgebiet Botanik der Forschungsanstalt Geisenheim

Österreich

Hauptgebäude der Höheren Bundeslehranstalt

Schweiz

  • Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW [8]

Sortenschutz

Hauptartikel: Sortenschutz

Rebenvermehrung

moderne Mulchfolien-Rebschule mit frisch eingeschulten Pfropfreben

Die Vermehrung der Reben kann auf zwei Arten erfolgen und zwar geschlechtlich (generativ)und ungeschlechtlich (vegetativ). Die generative Vermehrung mit Samen hat ausschließlich Bedeutung bei der Kreuzungszüchtung. Für den praktischen Weinbau spielt nur die ungeschlechtliche (vegetative) Vermehrung eine Rolle. Diese Art der Vermehrung geschieht in Form von Stecklingen, Ablegern und besonders Bedeutung hat die Veredlung (Verbindung von Unterlage und Edelreis mit nachfolgender Triebbildung und Wurzelentwicklung wie bei einem Steckling)

Anlage eines Weingartens

Die Errichtung einer erfolgreichen und rentablen Anlage, die dem Standort angepasste Erträge bei hoher Qualität mit einer Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren gewährleistet, wird nur durch Zusammenwirkung einer Reihe von Faktoren, den Standortsfaktoren (Klima, Boden, Lage), erreicht.

Blick in eine Junganlage. Der Boden ist begrünt und die jungen Triebe sind mit einem Pflanzrohr gegen Wildschaden geschützt.

Standortsansprüche der Rebe

Die Rebe stellt hohe Standortsansprüche. Sowohl der Boden, die Lage und das Klima sind für den Erfolg sehr entscheidend. Die Standortfaktoren und alle Pflegemaßnahmen sind immer als Gesamtsystem mit seinen Wechselwirkungen zu sehen. In Frankreich wird dafür der Begriff Terroir verwendet. Terroir heißt wörtlich übersetzt so viel wie Boden, Herkunft, Heimat. Im Weinbau ist das komplexe Zusammenspiel von geologischem Ausgangsmaterial, von Topografie (Lage), Klima und Boden gemeint.

Die Folgen der globalen Erwärmung für den Weinbau sollen besonders bei der Sorten- und Unterlagenwahl, dem geplanten Erziehungssystem und der Bodenpflege (Bewässerung) berücksichtigt werden. Durch den Klimawandel verschieben sich die weinbaulichen Anbaugrenzen.

Pflegemaßnahmen

Ein Weingarten bedarf einer Reihe von Pflegemaßnahmen wie Rebschnitt, Erziehung, Laubarbeiten, Traubenausdünnung, Bodenpflege und einer der Rebe (und Boden) angepassten organischen (Humusdünger) und mineralischen Düngung (mineralische Handelsdünger).

Rebschnitt

Rebschnitt bezeichnet den jährlichen Rückschnitt des einjährigen Holzes und Korrekturen des alten Holzes. Die notwendigen Arbeiten werden während der Vegetationsruhe (Winterschnitt) durchgeführt. Prinzipiell ist der jährliche Rückschnitt aus Sicht der Pflanzenphysiologie nicht notwendig. Die meisten Erziehungssysteme erfordern aber einen Rückschnitt. Der jährliche Schnitt verändert die Trieb-, Laub- und Traubenentwicklung. Auch die Wurzelbildung wird verringert, je weniger Triebe der Rebstock entwickelt.

Erziehung der Rebe

Hauptartikel: Reberziehung
In Italien wurden Reben teilweise noch im 18. Jahrhundert in archaischer Baumerziehung kultiviert. Gemälde von Jacob Philipp Hackert, 1784.

Die Rebe ist eine rankende Pflanze und benötigt eine ständige Unterstützung. Unter der Erziehung verstehen wir den Aufbau und die Formgebung eines Rebstockes. Dabei gibt der Weinhauer (Winzer) dem Rebstock je nach Erziehungsart ein charakteristisches Stockgerüst (altes Holz). Aufgabe der Erziehung ist die Sicherung von Qualität und Quantität und die Schaffung von arbeitswirtschaftlichen Vorteilen (Maschineneinsatz).[9]

Einteilung: Die Rebenerziehungssysteme kann man nach verschiedenen Gesichtspunkten einteilen. Ein Problem ist, dass die Bezeichnung der Erziehung in den Weinbaugebieten bzw. Ländern unterschiedlich ist. Diese lokal entstandenen sind mit Personen (Lenz Moser, Jules_Guyot, Scott, Henry u. a.) oder Gebieten namentlich verbunden. Im Aufbausystem gleichen sich viele Systeme. Meist ergibt sich der Unterschied durch die Eigenheiten einer Sorte, dem möglichen bzw. angestrebten Mechanisierungsgrad u. a. wirtschaftliche Gegebenheiten. Eine Drahtrahmenunterstützung war früher nicht möglich. So wurden früher die Reben auf Bäumen, Holztriebgeflechten, Pfählen (Pfahlerziehung, Stockkultur) oder einem Holzgerüst (Perglerziehung) versehen bzw. darauf gezogen.

Einteilung der Erziehungssysteme

Die größte Bedeutung und Verbreitung haben die Vertikalen Reberziehungssysteme.

Unterstützungsmaterialien

Anforderungen: Unterstützungsmaterialien sollen eine lange Lebensdauer besitzen, eine gute Standfestigkeit und Elastizität (insbesondere, wenn eine maschinelle Traubenernte vorgesehen ist) aufweisen. Geringes Gewicht ist für die Erstellung wichtig. Sie sollen preisgünstig sein und geringe Instandhaltungsarbeiten verursachen. Sie sollen keine Boden- oder Grundwasserbelastung herbeiführen und problemlos entsorgt werden können.

Für eine Unterstützung werden benötigt:

  • Stecken (Pflanzpfähle, Stickel) aus Holz, Metall oder Kunststoff als Stütze für den jungen Rebstock und den späteren Stamm.
  • Steher (Säulen, Bagstall) aus Holz, Metall, Beton als Träger des Drahtrahmens.
  • Draht aus Metall, Kunststoff als Rank- und Einschlaufhilfe für die grünen Triebe. Drahtrahmenerziehung, Drahthaken
  • Befestigungsmaterial für das ein- und mehrjährige Holz nach dem Rebschnitt
  • Anker, zur Verankerung der Endpfähle. Stabanker

Laubarbeit

Das Einschlaufen der Triebe wird mit der Verwendung von Hagelschutznetzen deutlich vereinfacht. Diese Netze sind gleichzeitig ein Schutz gegen Vogelfraß.

Laubarbeiten ergänzen während der Vegetationsperiode den Rebschnitt, also die Erziehung, um die Leistungsfähigkeit der Laubfläche, das heißt die Fotosynthese, also die Produktion von Assimilaten, voll zu nutzen. Laubarbeiten sind [10]

  • Jäten (Ausbrechen von Trieben)
  • Auslichten der Traubenzone
  • Einstricken (Einschlaufen der Triebe)
  • Entspitzen der Triebe – Gipfeln (Wipfeln)
  • Ausgeizen (Entfernung von Geiztrieben).

Ertragsregulierung

Unter der Ertragsregulierung (Ertragssteuerung) versteht man alle Pflegemaßnahmen, die das Ertragsniveau beeinflussen. Die Ertragshöhe übt den stärksten Einfluss auf die Trauben- und somit auf die Weinqualität aus. Bis in die 1980er Jahre war die Ertragsregulierung in der Praxis kein Thema. Mit zunehmender Qualitätsanforderung jedoch ist diese Maßnahme heute unstrittig, da die Weinqualität davon in hohem Maße beeinflusst wird.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten und Wirkungen von Ertragssteuerungsmaßnahmen, die in der Praxis akzeptiert und praktiziert werden. Die ertragssteuernden, händisch durchzuführenden Maßnahmen wie schwacher Rebschnitt, Gescheine abknipsen, teilen oder abstreifen, Trauben abstreifen, Trauben teilen, Trauben abschneiden (Traubenausdünnung) oder maschinell mit Entlauber, Traubenvollernter (grüne Lese), Traubenbürste[11] oder chemisch mit Bioregulatoren (Zulassung beachten) bedingen eine sinnvolle Auswahl, die dem gegebenen Jahresertragsniveau, dem Jahreswitterungsverlauf, der Sorte, dem gewünschten Qualitätsniveau und den vorhandenen Arbeitskräften angepasst ist.

Bodenpflege

Begrünte Fahrgasse eines Weingartens

Ist die Anwendung verschiedener Bodenpflegesysteme, welche die biologischen, chemischen und physikalischen Eigenschaften des Bodens beeinflussen. Je nach Maßnahme kann sich eine positive oder negative Wirkung ergeben. Pflegemaßnahmen, die sich langfristig negativ auswirken, sind zu vermeiden.

Ernährung und Düngung der Rebe

Mit den Bodenpflegemaßnahmen gemeinsam ist die Ernährung und Düngung zusehen, da viele Wechselwirkungen bestehen. Düngung bedeutet nicht nur eine Nährstoffzufuhr, sondern auch die Mobilisierung der im Boden gebundenen Nährstoffe. Das Nährstoffangebot des Bodens aus der natürlichen Nachlieferung (Mineralteilchen, Humusgehalt) ist durch den regelmäßigen Nährstoffentzug nicht auf Dauer ausreichend. Durch die Düngung mit organischen und mineralischen Düngern werden den Reben über dem Boden organisch gebundene und mineralische (anorganische) Nährstoffe zugeführt.

Die Rebenernährung, die Bodenuntersuchung, Interpretation der Bodenanalyse, Düngung und Düngewirkung, Düngemittel und eine Information über Blattanalysen sind in der österreichischen Broschüre Richtlinien für die Sachgerechte Düngung im Weinbau[12] enthalten.

Bewässerung

Hauptartikel: Bewässerung und Tröpfchenbewässerung
Mittels Tropferleitungen bewässerte Weingärten in der Wachau. Geringe Bodenmächtigkeit und Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität führen bald zu Wasserstress und damit zu negativen Einfluss auf die Gesamtentwicklung der Reben

Wie jede Pflanze benötigt auch Reben Wasser als Lösungsmittel, Transportmittel für Nährstoffe und Assimilate, Quellungsmittel, Nährstoff und Temperaturregulator. In niederschlagsarmen Weinbaugebieten und auf Standorten mit skelettreichen Böden dient eine zusätzliche Wasserversorgung der Absicherung der Qualität, der Holzreife und des Mengenertrages.

Pflanzenschutz im Weinbau

Der Pflanzenschutz umfasst die Gesamtheit der Bemühungen, Schäden und Leistungsminderungen von Nutzpflanzen durch Ausnutzung aller einschlägigen wissenschaftlich Erkenntnisse in einer ökologisch und ökonomisch angemessenen Weise zu verhindern oder zu mildern.[13]

Mit verschiedene Bekämpfungs- und Begrenzungsmethoden wird der Rebstock, unter Berücksichtigung der Umweltverträglichkeit und der Wirtschaftlichkeit sowie sonstiger Auswirkungen, vor Schädigungen geschützt. Es wird das Aufkommen von Schadorganismen infolge von Störungen des ökologischen Gleichgewichtes und einer ungenügenden Widerstandsfähigkeit der Rebe verhindert.

Pflanzenschutzmaßnahmen

  • Kulturmaßnahmen (Bodenpflege, Düngung, Rebschnitt und Erziehung, Laubarbeiten, Traubenausdünnung)
  • Mechanisch-physikalische Maßnahmen (Verwendung von Schutzhüllen gegen Wildverbiss, Frostabwehr, Hagelnetze, Vogelschutznetze, optische und akustische Vergrämungsmaßnahmen)
  • Biologische Verfahren – Biologischer Pflanzenschutz (Einsatz von nützlichen Organismen zur Regulierung von Pflanzenkrankheiten und von Schädlingen, Einsatz insektenpathogener (insektentötender) Bakterien (Bacillus thuringiensis) und die Nutzung natürlicher Regulationsmechanismen durch Schonung, Förderung oder Einbürgerung von Nützlingen (besondere Bedeutung hat die Raubmilbe Typhlodromus pyri zur Regulation der Schadmilben).
  • Biotechnische Verfahren (Warnschrei, Lärm, Repellents, Pheromonen, Unterlagsreben zum Schutz gegen die Schäden der Reblaus, Verwendung von resistenten Rebsorten)
  • Chemische Verfahren (gezielter Einsatz von zugelassenen Pflanzenschutzmitteln)
  • Pflanzenquarantäne (Importkontrolle)

Nach der Vorgehensweise unterscheidet man zwischen den folgenden Verfahren:

Integrierter Pflanzenschutz

Hier handelt es sich um eine Vorgangsweise, bei dem alle wirtschaftlich, ökologisch und toxikologisch tragbaren Methoden dazu benutzt werden, das Schadensausmaß unter der wirtschaftlichen Schadensschwelle zu halten. Es ist eine Kombination aller Pflanzenschutzmaßnahmen. Damit wird hohe Qualität mit ausreichendem Ertrag gesichert, das Agro-Ökosystem und die Umwelt werden möglichst wenig beeinträchtigt.[14]

Hauptartikel: Integrierter Pflanzenschutz

Konventioneller Pflanzenschutz

Darunter versteht man eine Vorgehensweise beim Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmittel, wo nur mit regelmäßigen vorbeugenden Spritzungen, ohne der Kontrolle der Entwicklung von Krankheiten und Schädlingen und ohne Berücksichtigung der negativen Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf das Ökosystem, Pflanzenschutzmaßnahmen gemacht werden (starres kalendarisches Routinespritzprogramm). Diese fast blinde Vorgehensweise, mit dem Ziel eine möglichst totale Vernichtung der Schaderreger zu erreichen, wird heute nicht mehr praktiziert. Heute stehen fast nur mehr Pflanzenschutzmittel zur Verfügung, die für den Integrierten Pflanzenschutzgeeignet sind und die den zusätzlichen Zulassungsauflagen entsprechen. In den letzten Jahren wurde eine hohe Anzahl von Pflanzenschutzmitteln entregistriert und alle neu auf den Markt kommenden Pflanzenschutzmitteln erfüllen meist die Auflagen des Integrierten Pflanzenschutzes.

Bei allen weinbaulichen Produktionsmethoden werden Pflanzenschutzmittel eingesetzt. Besonders im Bioweinbau haben Pflanzenstärkungsmittel Bedeutung. Diese können auch bei allen weinbaulichen Produktionsmethoden eingesetzt werden.

Pflanzenschutzmittel

Hauptartikel: Pflanzenschutzmittel
Der Marienkäfer, ein Säuberungsräuber, ernährt sich von Blattläusen, Schildläusen Thripse und Eilarven von Insekten. Auch das Mycel des Echten Mehltaupilzes wird als Nahrung aufgenommen. Eine ausreichende Reduzierung des Pilzes schafft der Marienkäfer nicht.

Pflanzenschutzmittel enthalten chemische oder biologische Wirkstoffe und Zubereitungen (Formulierungen), die dazu bestimmt sind:

  • Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse vor Schadorganismen zu schützen oder ihrer Einwirkung vorzubeugen,
  • unerwünschte Pflanzen (Unkräuter) oder Pflanzenteile (Stammaustriebe) zu vernichten.

Pflanzenschutzmittel werden bei allen weinbaulichen Produktionsmethoden eingesetzt: Integrierter Weinbau, Organisch-biologischer Weinbau, Biologisch-dynamischer Weinbau

Hinweise dazu finden sich insbesondere in den Artikeln Insektizid, Fungizid, Bordeauxbrühe, Akarizid, Repellent.[15]

Pflanzenstärkungsmittel

Hauptartikel: Pflanzenstärkungsmittel

Applikationstechnik im Weinbau

Mit Hilfe verschiedener Applikationsverfahren werden Pflanzenschutzmittel und/oder Pflanzenstärkungsmittel gezielt auf die zu schützenden Pflanzenteile aufgebracht. Dazu werden heute hauptsächlich Gebläsespritzen verschiedener Bauart und Gebläsetechnik, verwendet.

Schaderreger

Schaderreger sind im weitesten Sinne alle schädlichen Abweichungen vom normalen Verlauf des Lebensprozesses des Rebstockes zu verstehen.[16] Verursacher können Pilze, Bakterien, Viren, Phytoplasmen, Nährstoffe oder Umweltfaktoren sein. Also eine große Zahl von Krankheitserreger wovon einige aus Amerika eingeschleppt wurden (Oidium (1845), Reblaus (1863), Peronospora (1878), Schwarzfäule (1885), Amerikanische Rebzikade Scaphoideus titanus – Überträger der Goldgelbe Vergilbung Flavescence dorée (1949)) oder durch die Klimaveränderung von südlichen Ländern nördlich gewandert (Winden-Glasflügelzikade, Vergilbungskrankheiten, Zikaden, Esca, Eutypiose) sind, müssen mit geeigneten Gegenmaßnahmen reduziert und verhindert werden. Dazu gibt es eine Reihe von verschiedenen Bekämpfungsverfahren.

Übersicht über Krankheiten, Schädlinge und sonstige Schädigungen der Rebe

Pilzkrankheiten

Bakterienkrankheiten

  • Mauke der Rebe
  • Essigfäule

Phytoplasmen

Viruserkrankungen

  • Reisigkrankheit
  • Blattrollkrankheit
  • Marmorierung
  • Chrommosaik
  • Viroide
  • Gelbsprenkelung
  • Virusähnliche Erkrankungen
  • Adernmosaik
  • Adernnekrose

Nährstoffmangelkrankheiten

Besonders ein Mangel von Nährstoffen kann zu Störungen in verschiedenem Ausmaß bei der Entwicklung der Rebe führen. Ertrags- und Qualitätseinbußen sind die Folge. Eine ausführliche Beschreibung der Bedeutung der einzelnen Nährstoffe und deren Mangel- und Überschusssymptome finden sie in der Fachbroschüre

  • Richtlinie für die sachgerechte Düngung im Weinbau. 1. Auflage 2003, AGES Institut für Bodenwirtschaft, Wien. [6]
  • Monika Riedel: Nährstoffmangelkrankheiten und -überschuss erkennen. Badischer Winzer 3/2005. (PDF)

Schädlinge

Sonstige Schädigungen

Produktionsmethoden im Weinbau

Integrierter Weinbau

Integrierter Weinbau“ ist eine Produktionsmethode[17]für die wirtschaftliche Erzeugung von qualitativ hochwertigen Trauben, Wein und anderen Traubenprodukten. Der Schutz der menschlichen Gesundheit, die Schonung der Produktionsgrundlagen und der Umwelt stehen im Vordergrund. Entstanden ist die „Integrierte Produktion“ aus dem „Integrierten Pflanzenschutz“. Der damals zunehmende Einsatz von Pflanzenschutzmitteln brachte in den 1980er-Jahren zunehmend Probleme. Mit wissenschaftlichen Untersuchungen wurden die Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf das Ökosystem untersucht und in der Folge nach ihrer Nützlingsschädigung bewertet. Durch die Gesamtbetrachtung des Agro-Ökosystems Weingarten wurden alle Pflegemaßnahmen in die „Integrierte Produktion“ einbezogen.[18].

Für die Weinerzeugung gilt das „Weingesetz“ des betreffenden Staates.

Organisch-biologischer Weinbau

Hauptartikel: Organisch-biologischer Weinbau, Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 über den ökologischen Landbau und Anbauverband

Wichtigstes Charakteristikum der biologischen Landwirtschaft ist die ganzheitliche Betrachtung des landwirtschaftlichen Betriebes. Die biologische Bewirtschaftung soll durch die Pflege der Bodenfruchtbarkeit ein intaktes Ökosystem Boden zur Folge haben, aus dem die Pflanzen ihre Nährstoffe beziehen können. Natürliche Lebensprozesse sollen gefördert und Stoffkreisläufe weitgehend geschlossen werden.[17] Er wird auch als Biologischer Weinbau oder Bioweinbau bezeichnet. Das Produkt dieser Anbaumethoden bezeichnet man als Wein aus Trauben aus biologischem und ökologischem Anbau, da sich die Anbauregelung nur auf die Traubenproduktion bezieht. Die Begriffe Biowein oder Ökowein sind zwar allgemein gebräuchlich, jedoch nicht ganz korrekt.

Die Weinerzeugung ist aufgrund der im Frühjahr 2010 gescheiterten Verhandlungen über einheitliche Richtlinien in der EU nicht geregelt. Es darf der Begriff „Biowein“ und das neue EU-Biologo auf den Etiketten nicht verwendet werden. Auf nationaler Ebene gilt das „Weingesetz“ und die im „Codex“ gelisteten Produkte zur Verarbeitung von biologisch produzierten Trauben. Die Richtlinien werden von den Kontrollstellen zur Verfügung gestellt.

Biologisch-dynamischer Weinbau

Beruht auf den Grundlagen von Rudolf Steiner. Neben einem geschlossenen Betriebskreislauf mit artenreicher Fruchtfolge und Viehhaltung baut Steiner auf spezifisch wirkende Präparate, wie Hornkiesel- und Hornmistpräparate und verschiedene Pflanzenauszüge. Die ganzheitliche Betrachtung schließt kosmische Einwirkungen auf die Organismen ein. [17], [19].

Weinerzeugung aus biologisch-dynamisch erzeugten Trauben siehe Hinweise unter "Organisch-biologischer Weinbau" bzw. die Richtlinien von Demeter.

Weitere Hinweise allgemeiner Art zur „Biologisch-dynamischer Wirtschaftsweise“ finden sich unter: Biologisch-dynamische Landwirtschaft.

Unterschiede in der Artenvielfalt

Die Weingartenbewirtschaftung hat das Ziel, im Ökosystem Weingarten eine möglichst große Artenvielfalt zu erreichen, um die Monokultur der Rebe und deren negative Auswirkungen möglichst abzuschwächen, durch die hohe Zahl von verschiedenen Organismen von Flora und Fauna Nützlinge zu begünstigen bzw. deren Lebensraum zu verbessern und zu erhalten. Biologisch wirtschaftende Betriebe behaupten, dass sie das im Besonderen tun und damit bestimmte Pflanzenschutzbehandlungen reduzieren können. Integriert wirtschaftende Betriebe setzten auch in dieser Richtung entsprechende Maßnahmen. In einer Studie von der Universität Neuchâtel und Fribourg wurden die Produktionsmethoden verglichen und kamen zu folgendem Ergebnis: In Weinbergen, in denen die Richtlinien für biologische Produktion eingehalten werden, kommen nicht mehr Tier- und Pflanzenarten vor als in solchen, die nach den Kriterien der integrierten Produktion (IP) bewirtschaftet werden [20]

Nachhaltigkeit im Weinbau

Unter einer nachhaltigen Produktion versteht man eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Es geht um die gleichrangige Berücksichtigung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Belangen in einer zukunftssicheren Entwicklung.[21] Nachhaltigkeit erhält und schafft ästhetisch und ökologisch wertvolle Kulturlandschaft und stellt eine zukunftssichere ökonomische Grundlage für den Betrieb und damit für die regionale Wertschöpfung dar. In der Landwirtschaft ist die Nachhaltigkeit seit vielen Jahren ein wichtiges Thema. Der Weinbau ist durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, organischen und mineralischen Düngern, hohem Pflegeaufwand mit Maschineneinsatz eine sehr intensive Form der Landwirtschaft. Sie verursacht einen hohen Energie- und Wasseraufwand.

Ziel eines nachhaltigen Weinbaues ist es, dass die Ressourcen möglichst geschont und emissionsarm produziert wird. Bei ganzheitlicher Betrachtung gehören zu einem nachhaltigen Weinbau auch die anschließenden Verarbeitungs- und Vertriebsketten und schließlich auch die Konsumenten.

Mit Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde durch die verstärkte Umsetzung der nützlings- und umweltschonenden Produktionsmethoden, wie der „Integrierte Weinbau“, dem „Organisch-biologischer Weinbau“ und dem „Biologisch-dynamischer Weinbau“ in den Weingärten bereits mit einer nachhaltigen Produktion begonnen. Laufend wurden Verbesserungen in Richtung Nachhaltigkeit eingebaut und es werden weitere Maßnahmen zur Verbesserung entwickelt. Diese werden in die weinbaulichen Produktionsmethoden einfließen. Die weinbaulichen Produktionsmethoden sind keine statischen Methoden, sondern befinden sich in ständiger Weiterentwicklung.[22]

→ siehe auch: Drei-Säulen-Modell (Nachhaltigkeit)
→ siehe auch: Nachhaltigkeit

CO₂-Fußabdruck

Die globale Erwärmung und die Auswirkungen auf den Weinbau bedürfen einer Anpassung bei der Produktion. Das ist mit verstärktem Verbrauch von Ressourcen und damit höheren Kosten verbunden. Zusätzlich soll die Produktion die verschiedenen Emittenten von Treibhausgasen berücksichtigen und reduzieren. In mehreren Ländern beschäftigt man sich bereits mit diesem Problem und erfaßt in Modellregionen die Zusammenhänge und den „CO₂-Fußabdruck“ (englisch „carbon footprint“).

Bei einem Projekt im Traisental (48° 21′ 12″ N, 15° 41′ 42″ O48.35333333333315.695) wurde die Prozesskette analysiert und auf Grund der Ergebnisse jene Bereiche identifiziert, die den größten Einfluss auf den CO₂-Fußabdruck hatten. Als funktionelle Einheit wurde 1 Liter Wein festgelegt. Die Untersuchung umfasste die Prozessschritte Weingarten, Weinerzeugung, Verpackung, Abfälle und Vertrieb.[23] Im Laufe der Traubenproduktion im Weingarten, der Weinherstellung im Keller inklusive Abfälle und der Abfüllung eines durchschnittlichen Weines werden bis zum Verlassen des Weinkellers rund 1,7 kg CO₂e emittiert. Für den Transport zum Verbraucher kommen noch rund 0,2 kg CO₂e pro Liter dazu.[24]

Das Ergebnis der Gesamtanalyse hat ergeben, dass pro Hektar Weingarten durchschnittlich 2,4 t CO₂-Äquivalente emittiert werden. Von dieser Menge stammen rund drei Viertel aus den indirekten Treibhausgas-Emissionen sowie den Verbrennungsemissionen und ein Viertel aus Bodenemission.

Maßnahmen zur Verminderung

Die größten Einsparungsmöglichkeiten im Weingarten liegen beim Treibstoffverbrauch und Stickstoff-Mineraldüngereinsatz.

  • Bodenschonende Bodenbearbeitung durch Minimierung der Anzahl der mechanischen Bodenbearbeitungsgänge zur Erhöhung der Kohlenstoffsenker-Funktion der Weingartenböden.
  • Nutzung organischer Dünger und sparsamer Umgang mit mineralischem Stickstoffdünger verbessern die Treibhausgasbilanz des Bodens.
  • Nutzung von Pflanzenschutz-Warnmodellen zur Optimierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln zur Verbesserung der Effektivität der Maßnahmen. Einsparungen sind nur in Ausnahmefällen möglich.

Im Keller verursacht die Verpackung den größten Anteil zur Gesamtemission.

  • Überragenden Anteil hat die Herstellung der Glasflasche, trotz hohem Recyclinganteil in Österreich. Alternative Weinverpackungen sind diesbezüglich deutlich besser zu bewerten wie z. B.: Bag in Box.

Cross Compliance

Bei allen Produktionsmethoden sind Cross Compliance Vorschriften zu beachten.

Hauptartikel: Cross Compliance

„Die Vorschriften der Cross Compliance (übersetzt so viel wie „Überkreuzeinhaltung von Verpflichtungen“) werden im deutschsprachigen Raum auch als „anderweitige Verpflichtungen“ bezeichnet und bedeuten die Verknüpfung von Prämienzahlungen mit der Einhaltung von Umweltstandards (im weiteren Sinne). Cross Compliance wird seit Mitte der 1980er Jahre in der agrarpolitischen Praxis vieler Industrieländer zunehmend eingesetzt, wobei die Einhaltung der Standards eine Voraussetzung für den Erhalt der Prämienzahlungen darstellt (jedoch nicht den eigentlichen Förderungsinhalt für die Zahlungen).“

Ausbildungsmöglichkeiten für Weinbau und der Kellerwirtschaft

Die Ausbildungsmöglichkeiten im Weinbau und der Kellerwirtschaft kann in den angeführten deutschsprachigen Ländern in Landwirtschaftlichen Fachschulen (Weinbauschulen), Fachmittelschulen sowie Fachhochschulen und an Universitäten erfolgen.

Deutschland

Denkmal für Eduard von Lade (v. l.) und Hauptgebäude der Forschungsanstalt Geisenheim (h. r.)
Gelände der LVWO in Weinsberg. Rechts der Altbau (Bildmitte die Kelter von 2002)
Baden-Württemberg
Bayern
Hessen
Rheinland-Pfalz
  • Weinbauausbildung am Dienstleistungszentrum Rheinpfalz, Mußbach – Neustadt an der Weinstraße[27]
  • DLZ Ländlicher Raum[28]
  • Fachhochschule – Weinbau[29]
  • Deutsche Weinakademie

Schweiz

Österreich

Wien
Das Mendel-Haus 2005
Niederösterreich
Weinbauschule Krems
Burgenland
Steiermark
  • Weinbauschule Silberberg[39]

Italien

Südtirol
  • Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laimburg[40]
  • Fach Oberschule für Landwertschaft in Auer [41]

Siehe auch

 Portal:Wein – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Wein

Literatur

Weinbau allgemein

Rebsorten

  • Hans Ambrosi, Bernd H. E. Hill, Erika Maul, Erst H. Rühl, Joachim Schmid, Fritz Schuhmann:; Farbatlas Rebsorten, 3. Auflage, Eugen Ulmer, 2011, ISBN 978-3-8001-5957-4.

Krankheiten, Schädlinge, Nützlinge

  • Horst Diedrich Mohr: Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Eugen Ulmer, 2005, ISBN 3-8001-4148-5.
  • Helga Reisenzein, Friedrich Polesny, Erhard Höbaus: Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge im Weinbau. Österreichischer Agrarverlag, 5. Auflage, Wien 2008, ISBN 978-3-7040-2319-3.
  • Blümel, Fischer-Colbrie, Höbaus: Nützlinge. Österreichischer Agrarverlag, Wien 2006, ISBN 3-7040-2182-2, ISBN 978-3-7040-2182-3.

Biologischer Weinbau

  • Ilse Maier: Praxisbuch Bioweinbau. Österreichischer Agrarverlag, Wien 2005, ISBN 3-7040-2090-7.
  • Uwe Hofmann, Paulin Köpfer, Arndt Werner: Ökologischer Weinbau. Eugen Ulmer, 1995, ISBN 3-8001-5712-8.

Weinbaulexika

Weblinks

 Commons: Vitis vinifera – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Commons: Weintrauben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Wein – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Weinbauverbände, Organisationen, Marketing
Fachzeitschriften
Datenbanken, Forschung

Einzelnachweise

  1. a b Lage des weltweiten Weinsektors im Jahre 2007, OIV Bericht.
  2. Situation und Statistik weltweit
  3. Bericht des Generalsekretärs über die Lage des Weinbaus
  4. Weltweinstatistik
  5. european vitis database
  6. Informationsportal der Rebveredlung Antes www.Traubenshow.de
  7. Klosterneuburg
  8. ACW
  9. Karl Bauer und Mitarbeiter: Weinbau. 8. Aufl. 2008, Österr. Agrarverlag, ISBN 978-3-7040-2284-4, Seite 161.
  10. Karl Bauer und Mitarbeiter: Weinbau. 8. Aufl. 2008, Österr. Agrarverlag, ISBN 978-3-7040-2284-4, Seite 187.
  11. B. Prior: Oppenheimer Traubenbürste (OTB) – Ein neues Verfahren zur maschinellen Ertragsreduzierung im Weinbau, DLR RheinhessenöNahme-Hunsrück, Südtiroler Obstbau Weinbau, 4/2011, S. 126 - 129 [1]
  12. Richtlinien für die Sachgerechte Düngung im Weinbau, 1. Auflage 2003, AGES Institut für Bodenwirtschaft, Wien.
  13. Rudolf Heitefuß: Pflanzenschutz. Grundlagen der praktischen Phytomedizin. Thieme-Verlag, Stuttgart 2000, 3. Auflage, ISBN 978-3-13-513303-4.
  14. Karl Bauer und Mitarbeiter: Weinbau. 8. Aufl. 2008, Österr. Agrarverlag, ISBN 978-3-7040-2284-4, S. 285.
  15. Pflanzenschutzempfehlungen für den Rebbau 2009/2010, Schweiz
  16. Karl Bauer und Mitarbeiter: Weinbau. 8. Aufl. 2008, Österr. Agrarverlag, ISBN 978-3-7040-2284-4, S. 315.
  17. a b c Karl Bauer und Mitarbeiter: Weinbau. 8. Aufl. 2008, Österr. Agrarverlag, ISBN 978-3-7040-2284-4
  18. Karl Bauer und Mitarbeiter: Weinbau. 8. Aufl. 2008, Österr. Agrarverlag, ISBN 978-3-7040-2284-4, S. 407.
  19. demeter.at Richtlinien: → Demeterbund
  20. Odile T. Bruggisser, Martin H. Schmidt-Entling, Sven Bacher: Studie der Universität Neuchâtel und Fribourg. Biological Conservation 2010. Online-Fassung
  21. Definition: Nachhaltigkeit, Beitrag im Online-Verwaltungslexikon olev.de, Version 1.71r [2]
  22. Josef Glatt: Projekt „Nachhaltig produzierter österreichischer Wein“, Das Österreichische Nachhaltigkeitsportal, BLFUW
  23. Eva Burger, Ines Omann: WEINKLIM Carbon Footprint Analyse für Wein, Traisental 2010[3]
  24. Gerhard Soja, Franz Zehetner, Gorana Rampazzo-Todorovic, Barbara Schildberger, Konrad Hackl, Rudolf Hofmann, Eva Burger, Sigrid Grünberger, Ines OmannWeinbau im Klimawandel: Anpassungs- und Mitigationsmöglichkeiten am Beispiel der Modellregion Traisental[4]
  25. Eva Burger, Ines Omann: WEINKLIM Carbon Footprint Analyse für Wein, Traisental 2010[5]
  26. Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg
  27. Weinbauausbildung
  28. Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück
  29. Fachhochschule Ludwigshafen am Rhein
  30. Weinbau.ch
  31. Eichangins.ch
  32. Universität für Bodenkultur Wien
  33. Bundeslehranstalt Klosterneuburg
  34. Weinbauschule Krems, VINOHAK, Weinmanagement Krems
  35. LAKO Tulln
  36. Fachhochschulstudiengänge Burgenland
  37. Fachschule Eisenstadt
  38. Weinakademie Österreich
  39. Fachschule Silberberg bei Leibnitz
  40. Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laimburg
  41. Oberschule für Landwirtschaft, Auer

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