Weiskirchen (Rodgau)

Weiskirchen (Rodgau)
Übersichtskarte von Weiskirchen (Rodgau)

Weiskirchen ist heute ein Ortsteil der Stadt Rodgau im Landkreis Offenbach in Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Weiskirchen liegt an der Rodau in der Rhein-Main-Ebene auf 122 m über NN, ca. 6 km westlich von Seligenstadt.

Geschichte

Territorialentwicklung

Rund um die Peterskirche mit dem Patrozinium St. Peter ad Vincula entstand in fränkischer Zeit ein Straßendorf, erstmals erwähnt 1278 in einem Vergleich des Klosters Seligenstadt mit der Auheimer Mark. Der Ort befindet sich im Besitz des Klosters. 1305 verkauften Äbtissin und Konvent des Klosters Marienborn ihren Hof und Einkünfte in Weiskirchen an das Kloster Seligenstadt.

Weiskirchen gehörte zum Amt Steinheim und zunächst den Herren von Hagenhausen, die sich später Herren von Eppstein nannten. Diese verkauften das Amt mit dem zugehörigen Dorf 1371 an Ulrich IV. von Hanau, der 1378 auch den Zehnten innehatte, und 1425 an Kurmainz, dem der Ort bis zum Jahre 1803 gehörte. Dort war er der kurmainzischen Amtsvogtei Seligenstadt zugeordnet.

Mühlrad in Weiskirchen

1397 ist eine Mühle belegt, 1473 bereits zwei. Die Meckelsmühle befand sich am Nordrand des Ortes an der Rodau und war Mitte des 19. Jahrhunderts noch in Betrieb..

1576 werden als Grundherren in Weiskirchen u.a. das Kloster Arnsburg, der Deutsche Orden in Frankfurt, das Kloster Seligenstadt, das Kloster Patershausen, die Grafen von Isenburg und die Pfarrei Lämmerspiel genannt.

Bei der Aufteilung der Auheimer Mark 1786, welcher das Dorf lange angehörte, erhielt Weiskirchen seinen Anteil an dem ehemals gemeinsamen Wald.

Nach der Säkularisation von Kurmainz 1803 fiel das Amt Steinheim mit Weiskirchen an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, das spätere Großherzogtum Hessen, wo es folgenden Verwaltungseinheiten zugeordnet war:

Am 1. Januar 1977 wurde Weiskirchen im Rahmen der Gebietsreform in Hessen durch den Zusammenschluss von fünf bis dahin selbstständigen Gemeinden Teil der Großgemeinde Rodgau, seit 1977 Stadt Rodgau.

Mittelwellensender für die Frequenz 594 kHz

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wandelte sich Weiskirchen von einem Bauerndorf zu einer Arbeitergemeinde. Vom ursprünglichen Dorfkern sind heute nur noch wenige Fachwerkbauten erhalten. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die kleine jüdische Gemeinde ausgelöscht. Im März 2005 wurde die restaurierte kleine ehemalige Synagoge als Gedenkstätte wieder eröffnet. Seit 1967 befand sich der Sender Weiskirchen, ein Mittelwellensender des Hessischen Rundfunks für die Frequenz 594 kHz am nordwestlichen Ortsrand von Weiskirchen. Der Betrieb der Anlage wurde zum 1. Januar 2010 aus Kostengründen eingestellt.

Historische Namensformen

  • Wichenkirhen (1287)
  • Wizzinkirchin (1305)
  • Wyzenkirchen (1339)
  • Wyzinkirchen (1357)
  • Wizsenkirchen (1371)
  • Wyßinkirchin (1407)
  • Wyßenkirchen (1421)
  • Wissenkirchen (1473)
  • Weiß Kirchen (1527)
  • Wyßkirchen (1535)
  • Weißkirchen (1542)
  • Weyßkirchen (1642)

Kirchengeschichte

Weiskirchen war im Mittelalter Mutterkirche für die Dörfer Hainhausen und Rembrücken. Jügesheim war bis 1477 eine Filiale. Zunächst waren die Herren von Hagen-Münzenberg, nach der Münzenberger Erbschaft, ab 1256, die Herren von Hanau Patronatsherren. 1440 übertrug Graf Reinhard II. von Hanau das Patronatsrecht auf die von ihm sehr geförderte Maria-Magdalena-Kirche in Hanau. Kirchliche Mittelbehörde war in der Frühen Neuzeit das Archidiakonat St. Peter und Alexander in Aschaffenburg, Landkapitel Rodgau.

Einwohnerentwicklung

  • 1576: 37 Familien
  • 1681: 111 Einwohner in 26 Haushaltungen
  • 1829: 575 Einwohner
  • 1834: 655 Einwohner
  • 1939: 1:740 Einwohner
  • 1961: 3:439 Einwohner
  • 1970: 4:840 Einwohner

2009: 6.071 Einwohner[1]

Wappen

Wappen von Weiskirchen

Das Wappen wurde der Gemeinde 1958 verliehen. Es zeigt in Blau auf goldenem Boden einen rot gedeckten silbernen Kirchturm mit goldenem Kreuz, beseitet von je zwei schwebenden goldenen Mühlrädern, die auf die früher vorhandenen Mühlen, sowie das Wappen von Kurmainz hindeuten, während der Kirchturm für den Gemeindenamen spricht.

Verkehr

Ehemaliges Empfangsgebäude des Bahnhofs Weiskirchen, Bahnsteigseite

1896 erhielt Weiskirchen mit der Rodgaubahn Anschluss an die Eisenbahn und einen eigenen Bahnhof. Nachdem über viele Jahre kein Personenverkehr mehr auf der Strecke bestand, ist es seit Ende 2003 mit der S-Bahn-Linie S1 (Wiesbaden HauptbahnhofOber-Roden) an das Netz der S-Bahn Rhein-Main angeschlossen.

Persönlichkeiten

Margaret Weißkirchner und Graf Philipp I. (der Jüngere) von Hanau-Münzenberg

Literatur

  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29, S. 158.
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 739f.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 211.
  • Georg Schäfer: Kreis Offenbach. Teil von Rudolf Adamy: Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen – Provinz Starkenburg. 1885, 236ff.
  • Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen, Kreis Offenbach. Braunschweig/Wiesbaden 1987, S.268-269.
  • Helmut Trageser: Christen, wollt ihr Rochus ehren, 300 Jahre Rochusgelübde Weiskirchen. Weiskirchen 2002.
  • Helmut Trageser u. a.: Geschichte und Geschichten, 700 Jahre Weiskirchen. Weiskirchen 1986
  • Helmut Trageser: Weiskirchen in alten Ansichten, Weiskirchen 1984
  • Margarete Zilch und Arnold Haag: Mühlen an der mittleren Rodau. Weiskirchen 2008

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Einwohnermeldeamt Stadt Rodgau


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