Weissagung

Weissagung

Als Prophetie bezeichnet man die Verkündigung von heil- oder unheilvollen Ereignissen der nahen oder fernen Zukunft, aber auch die scharfe Kritik an und das Aufdecken grundlegender Fehlentwicklungen in der Gegenwart sowie das Aufrufen zur Umkehr durch Propheten, die sich von einem Gott dazu beauftragt sehen. Deren öffentliches Auftreten kennzeichnet vor allem die Abrahamitischen Religionen. Einzelne Voraussagen eines Propheten bezeichnet man als Prophezeiung, Weissagung oder Verheißung. Prophetie ergeht mündlich, wird vielfach aber auch schriftlich überliefert.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Im Unterschied zu einer rational begründeten Prognose kommt Prophetie aus der Intuition, Inspiration oder Eingebung eines Menschen im Zusammenhang einer Religion: Verkünder einer Prophezeiung - seien sie Prophet, Seher, Orakel-Empfänger oder einfacher, zufälliger Sendbote („Gottesmann“) - sehen sich selbst dazu durch eine Gottheit inspiriert, geleitet und beauftragt. Dies ist ein in vielen Religionen bekanntes, vielschichtiges Phänomen.

Prophetie erhielt jedoch vor allem im antiken Judentum seit etwa 1000 bis 200 v. Chr., von da aus auch in Christentum und Islam, einen zentralen, zeitweise dominierenden Rang für die Beziehung Gottes zu den Menschen. Die Vermittlung des Willens Gottes durch besonders dazu - auch gegen ihren Willen - berufene Menschen, denen Gott sein Wort als unbedingten Anspruch offenbart, damit sie ihn ohne Rücksicht auf die Folgen für ihr Leben weiterverkünden: Dies gilt als besonderes Kennzeichen der semitischen Offenbarungsreligionen oder Abrahamsreligionen und ihres Ein-Gott-Glaubens.[1]

Dabei trat im Königreich Israel zunächst überwiegend Unheils-, seit dem Ende des Königtums und dem Babylonischen Exil zunehmend auch Heilsprophetie auf. Beide sind in Geschichts- und Prophetenbüchern gesammelt und aufgezeichnet worden. Letztere bilden als Nebiim den zweiten Hauptteil des Tanach, der Hebräischen Bibel. Prophetie bezeichnet daher im Judentum nicht nur die mündliche Verkündigung, sondern auch eine bestimmte Literaturgattung. Diese gibt Zukunfts- und Gegenwartsansagen für Kollektive, etwa für das erwählte Volk, die Fremdvölker, alle Gläubigen und Ungläubigen, sowie Lebensgeschichte von Propheten weiter.

Im Urchristentum waren Propheten neben den Aposteln fast gleichrangige Autoritäten der christlichen Gemeinden (1_Kor 12,28 EU). Der Prophet Agabus sagte eine Hungersnot voraus, die unter Klaudius ausbrach (Apg 11,28 EU) und prophezeite die Gefangennahme des Apostel Paulus in Jerusalem durch die Heiden (Apg 21,10 EU).

Im Islam wurde die Prophetie Muhammeds im Koran als endgültiges Offenbarungszeugnis Allahs und Vollendung aller vorherigen biblischen Propheten, die als Muhammeds Vorläufer den einen und einzigen Gott verkünden, dargestellt.

Außerbiblische Analogien

Göttliche auf Zukunft und Gegenwart bezogene Botschaften, die ein Mensch empfängt und weitergibt, sind ein altes und verbreitetes religiöses Phänomen. Dabei lassen sich besonders im Alten Orient verschiedene Formen und Einzelmotive unterscheiden, die die biblische Prophetie zum Teil beeinflussten, ohne sich vollständig mit ihr zu decken.

Ekstase

Der Reisebericht des Ägypters Wen-Amun (ca. 1100 v. Chr.) erzählt von einem Phönizier, der bei einer Opferfeier unbeabsichtigt in ekstatische Erregung geriet, dabei eine Gottesbotschaft empfing und diese ungefragt dem Fürsten von Byblos ausrichtete, worauf dieser sein Verhalten änderte.

Von ekstatischen Anhängern des Gottes Baal in Kanaan berichtet auch die Bibel in 1_Kön 18,19ff EU; 2_Kön 10,19 EU. Hier handelt es sich um Gruppen, die ihr Gebet durch Tanz begleiteten, sich absichtlich selbst verletzten, um sich in Raserei zu versetzen. Ähnliche Praktiken sind 2000 Jahre später von Derwischen bekannt, allerdings ohne eine Verbindung zum Empfang göttlicher Wortbotschaften.

Orakel

Tempel des Apollon in Delphi

In der Mythologie des antiken Griechenlands gab es verschiedene Orakelstätten, z.B. Delphi), wo Vorhersagen der Zukunft durch Priester/innen gesucht wurden. Bekannt ist die Erzählung des Orakelspruches für den reichen Lydierkönig Krösus (Kroisos): Wenn Du den Halys überschreitest, wirst Du ein großes Reich zerstören. Krösus glaubte, damit sei das Perserreich gemeint, doch betraf die Zerstörung sein eigenes Königreich Lydien.

Die Inschrift des Zakir von Hamat (um 800 v. Chr.) bezeugt eine Bitte des Königs in einer Belagerungssituation an seinen Schutzgott Baalschamem, den „Herrn des Himmels“. Dieser habe durch Vermittlung von „Sehern“ geantwortet und dem König Rettung vor seinen Feinden zugesagt. Ähnliche Befragungen vor einer Schlacht kennt die Bibel etwa in Ex 14,13 EU; Dtn 20,1ff EU; Ps 110,1ff EU.

Im antiken Rom war das Lesen der Zukunft aus himmlischen Zeichen und dem Vogelflug durch Pontifices und Flamines Teil des Staatskultes. Auch durch Betrachtung der Eingeweide von Opfertieren („Leberschau”) sollten von den Haruspices Orakel erstellt werden.

Das Orakel unterscheidet sich von der klassischen biblischen Prophetie vor allem durch den fehlenden aktuellen Auftrag eines Gottes. Der Seher reagiert auf eine rituelle Befragung und war oft ein fest am Hof oder Kultort Angestellter.

Hofpropheten

Die Briefe aus Mari (um 1800 v. Chr.) berichten von nicht durch Orakel oder Los herbeigeführten Botschaften der Wetter- und Vegetationsgötter Dagan, Hadad und anderen, die Menschen ohne ihren Willen mit ihrem Wort überfallen, worauf diese es dem König als „Gesandte“ ungebeten ausrichten. Der Botschaftsempfang geschah etwa in einer Traumvision vor dem Götterbild im Tempel. Inhaltlich verkündeten sie dem eigenen Volk Heil, fremden Völkern dagegen Unheil. Dies gilt als engste bekannte altorientalische Parallele zu biblischen Hofpropheten, etwa Gad, Natan, später auch Hananja (Jer 28 EU; 1_Kön 22,11 EU).

Hebräische Bibel

Begriff

Der altgriechische Ausdruck propheteía für „aussprechen”, „aussagen” oder „für jemanden sprechen” setzt sich aus pro (für, heraus, anstelle) und φεµι [femí] (ich spreche) zusammen. Es bezeichnete besondere Sprecher, die im Namen eines Gottes dessen Willen und Rat verkünden, etwa im Orakel. [2]

In der Septuaginta übersetzt prophetes den hebräischen Ausdruck nabi, das mit dem akkadischen nabu für „benennen, rufen“ und dem arabischen naba'a für „mitteilen“ verwandt ist. In der hebräischen Bibel, dem Tanach, bezeichnet nabi den passiv von Gott „Berufenen“, nicht sein aktives „Rufen“, also sein Prophezeien.

Die biblische Geschichtsüberlieferung kennt von der staatlichen Frühzeit an sowohl Prophetengruppen als auch Einzelgänger. Letztere traten offenbar von Beginn an auch gegen an Heiligtümern und am Königshof angestellte und besoldete Kultpropheten auf. Da auch diese die Zukunft weissagten, wurden beide Typen mit demselben hebräischen Wort als nabi bezeichnet.

Der frühe Gegensatz zwischen einzelnen unabhängigen Wortpropheten zu von Königtum und Kult abhängigen Prophetengruppen könnte erklären, dass die ersten Schriftpropheten den Begriff nabi für sich mieden. Amos ließ sich chosä („Seher“) nennen (Am 7,12ff EU). Auch Jesaja verwendete nabi nur für seine Frau (Jes 8,3 EU), nicht für sich. Frühe Propheten werden in der biblischen Geschichtsüberlieferung oft „Mann Gottes“ genannt (1_Sam 9,9 EU u.a.).

Erst seit Jeremia wird der Ausdruck nabi zur Selbstbezeichnung der Schriftpropheten, wobei gerade dieser Unheilsprophet den scharfen Gegensatz zur Kultprophetie verkündete und durchlebte. Von da aus drang die Kennzeichnung als für Israels Zukunft berufener Wortprophet auch in die Väter- und Exodusüberlieferung vor und prägte deren Darstellung Abrahams (Gen 20,7 EU) und vor allem des Mose (Dtn 18,15 EU; Dtn 34,10 EU; Num 11 EU u.a.).

Forschungsproblematik

Aufgrund mangelnder Quellenlage ist vieles an der Vorgeschichte und den Anfängen der israelitischen Prophetie wissenschaftlich nicht geklärt. Als Quellen stehen häufig nur Fremdberichte in Form verstreuter Nachrichten zur Verfügung, die bis zu ihrer schriftlichen Fixierung einen längeren mündlichen Überlieferungsprozess durchlaufen haben. [3]

Von den klassischen Propheten des 8.-6. Jahrhunderts und den exilisch-nachexilischen Propheten ist zwar eine große Anzahl von Spruchsammlungen erhalten. Eindeutige Nachrichten über die historisch-gesellschaftlichen Umstände ihres Wirkens fehlen aber. Die Prophetenbücher haben bis zu ihrem Abschluss eine oft Jahrhunderte umfassende Entwicklung durchlaufen, bei der die ursprünglich enthaltenen Worte vielfach überarbeitet, [4] erweitert, in ihrer Position umgestellt, und durch Worte oder ganze Blöcke aus anderen Texten ergänzt oder mit diesen vereinigt wurden. [5]Ein Beispiel hierfür ist das Buch Amos, welches in seiner jetzigen Gestalt wohl nur in sehr kleinen Teilen auf den Propheten selber zurückgeht. [6] Auch in anderen Prophetenbüchern wie Jeremias oder Micha konnten durch vergleichende Textanalyse viele Abschnitte als spätere Umarbeitungen oder Einschübe aus anderen Texten ermittelt werden.

Wurzeln und Formen

Als Wurzeln der alttestamentarischen Prophetie werden angenommen: [7]

  • Der soziologischen Herkunft der späteren israelitischen Stämme folgend das nomadische Sehertum.
  • Das altorientalische ekstatische Prophetentum, mit welchem die Israeliten spätestens nach der Landnahme Palästinas in Berührung kamen.

Das Prophetenwesen ist dabei eine vielschichtige Erscheinung. Im Alten Testament gehen die Worte Seher, Gottesmann, Schauer, und Prophet ineinander über. [8]

Dabei lassen sich die einzelnen Begriffe kaum funktionell unterscheiden. [9]

Früher sagte man in Israel, wenn man hinging, um Gott zu befragen: Wir wollen zum Seher gehen. Denn wer heute Prophet genannt wird, hieß früher Seher. (1 Sam 9,9) [10]
Als David am Morgen aufstand, war bereits folgendes Wort des Herrn an den Propheten Gad, den Seher Davids, ergangen. (2 Sam 24,11) [11]

Daneben gab es in Israel anfänglich Prophetenscharen, zu deren besonderem Kennzeichen die Ekstase gehörte. Unter dem Einfluss von Musik gerieten sie in Verzückung wobei ihre Verzückung als ein Wirken des Geistes Gottes verstanden wurde. [12]

Danach wirst du nach Gibeat-Elohim kommen, wo die Vorposten der Philister stehen. Wenn du dort in die Stadt hineingehst, wirst du eine Schar von Propheten treffen, die von der Kulthöhe herabkommen, und vor ihnen wird Harfe, Pauke, Flöte und Zither gespielt. Sie selbst sind in prophetischer Verzückung. (1 Sam 10,5) [13]

Das Verhältnis zwischen im Dienste eines Herrschers stehenden, beamteten Hofpropheten und unabhängigen Einzelpropheten ist nicht immer klar voneinander abzugrenzen. Sie scheinen zum Teil in einem direkten Konflikt mit einander gestanden zu sein. So lassen die Hofpropheten Micha nach dessen Deutung der Botschaft der 400 königlichen Propheten als Wirkung eines von Gott gesandten Lügengeistes in den Kerker werfen.

Er gab zur Antwort: Ich werde mich aufmachen und zu einem Lügengeist im Mund all seiner Propheten werden. Da sagte der Herr: Du wirst ihn betören; du vermagst es. Geh und tu es! (1 Kön 22,22)

Andererseits wirkten etliche Propheten wie Gad oder Natan im Dienste eines Herrschers oder als Kultpropheten im Auftrag eines lokalen Heiligtums. Auch waren die biblischen Propheten nicht immer Einzelgestalten, sondern wirkten wie beispielsweise Nahum, oder Habakuk als Mitglieder einer Prophetenschule.

Pentateuch

In den fünf Büchern Mose gilt bereits Abraham, der Stammvater Israels, als Prophet (Gen 20,7). Dem altgewordenen, aber noch kinderlosen Ehepaar Abraham und Sara wird von drei Männern die baldige Geburt eines Stammhalters und sogar eine zahllose Nachkommenschaft prophezeit. Abraham nimmt die Weissagung ernst, seine Frau hingegen muss darüber lachen. Diese für die drei abrahamitischen Religionen fundamentale Szene und ihre Folgerungen werden sowohl in der Bibel als auch im Koran - allerdings in Details abweichend - ausführlich geschildert und als Gottes direkte Verheißung gedeutet.

Mose ist gemäß der Tora „Prophet des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs”. Weitere (sog. „große” und „kleine”) Propheten, die Vorhersagen für die Zukunft oder wichtige Deutungen von Geschehnissen der Gegenwart gemacht haben, waren Jeremia, Jesaja, Ezechiel, Amos (Vorhersage der Zerstörung Jerusalems und Samarias), Daniel, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephanja und die Prophetin Debora.

Frühe Königszeit

Prophetie tritt in der Hebräischen Bibel seit dem Königtum Sauls (um 1000 v. Chr.) auf. Auch die älteren charismatischen Heerbannführer („Richter“) trugen bereits prophetische Züge; doch erst seit der Königszeit treten politische und theologische Führungsrollen in Israel auseinander.

Berufung

  • Der Prophet Amos schrieb, dass Gott nichts tut, ohne es zuvor seinen Propheten zu offenbaren (Amos 3,7 LUT).
  • Gott offenbarte Moses seinen Ratschluss: Die Herausführung Israels aus Ägypten (2. Mose 3,8 LUT), die Wundertaten Gottes (2. Mose 7,8-12 LUT), die Gesetzgebung (2. Mose 20,1-17 LUT).
  • Um das Wort des HERRN zu erfahren, wurden unter anderem seine Propheten befragt (2. Chronik 18,6 LUT).
  • Das Alte Testament schließt mit der Prophetie des Propheten Maleachi, dass der Prophet Elia gesendet wird (Maleachi 3,23 LUT).

Messiasweissagungen

Die Prophetie Judas nach dem Untergang des Nordreichs (722 v. Chr.), besonders aber nach dem Untergang des Jerusalemer Tempelkults (586 v. Chr.), bezog sich neu auf die Gestalt eines zukünftigen idealen Herrschers, der später Messias genannt wurde. Die frühesten messianischen Texte stammen vom Propheten Jesaja aus dem frühen 8. Jahrhundert.

Moses kündigte einen Propheten an, den Gott nach ihm erwecken werde und dem Israel gehorchen solle (5. Mose 18,15): Dies wurde auf den Messias bezogen.

Verheißung und Erfüllung

  • Wenn ein Prophet redet und es trifft nicht ein, so hat es der Herr nicht geredet (5. Mose 18,22 LUT).
  • Manche Prophetien erfüllten sich nach hunderten von Jahren. Jesaja prophezeite dass eine Jungfrau einen Sohn gebären wird, den sie Immanuel nennen wird (Jesaja 7,14 LUT). Die Weissagung über die Geburt des Messias erfüllte sich nach christlicher Auffassung ungefähr 700 Jahre später. Die Prophezeiung Jesajas hatte keinen Zeitpunkt genannt wann es eintrifft.
  • Der Prophet Jona sagte voraus, dass die Stadt Ninive innerhalb von 40 Tagen untergehen wird (Jona 3,4 LUT), es traf innerhalb dieser Frist jedoch nicht ein weil sie nach der Predigt Jonas an Gott glaubten und sich von ihren bösen Wegen bekehrten, woraufhin Gott gnädig war und es nicht tat (Jona 3,10 LUT).

Neues Testament

  • Paulus lehrte über die Gabe der Prophetie, worin der heilige Geist unterschiedlichen Leuten prophetische Reden zuteilen kann, so wie er (der heilige Geist) es will (1. Korinther 12,10 LUT). Paulus lehrte auch über den Dienst von Propheten, die von Gott in den Leib Jesu Christi (die Gemeinde) gesetzt sind (1. Korinther 12,28 LUT).
  • Petrus sagte (in Apostelgeschichte 5,1-10 LUT) Dinge voraus, die nach kurzer Zeit eintrafen. Er prophezeite auch Dinge, die weiter in der Zukunft liegen, er schrieb dass die Erde vor Hitze schmelzen wird und eine neue Erde entstehen wird (2. Petrus 3,10 LUT).
  • Simon Petrus ermahnte, auf das prophetische Wort zu achten und dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist (2. Petrus 1,19-20 LUT). Eine Weissagung ist noch nie aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern vom heiligen Geist getrieben haben Menschen im Namen Gottes geredet.
  • Als Paulus mit dem Schiff nach Rom gebracht wurde, sagte er voraus, dass diese Schiffsfahrt nur mit Leid und großem Schaden, nicht allein für die Ladung und das Schiff, sondern auch für ihr Leben vor sich gehen wird (Apostelgeschichte 27,10 LUT). Da aber der Hauptmann dem Steuermann und dem Schiffsherrn mehr glaubte als dem, was Paulus sagte, gerieten sie zwei Wochen lang in einen Sturm, verloren das Schiff und konnten mit Mühe ihr Leben retten (Apostelgeschichte 27,14-44 LUT).
  • Paulus sah Prophetie als eine wichtige Gabe von Gottes Geist, nach der sich die Gläubigen ausstrecken sollen und die zur Anwendung im Gottesdienst und zur Erbauung der Gemeinde bestimmt ist (1_Kor 14,1-6.29-33 EU).
Johannes schaut auf Patmos die Visionen der Offenbarung, Altarbild von Hans Memling

Neben den alttestamentlichen Propheten wird die „Offenbarung des Johannes” als bedeutendes prophetisches Buch verstanden (unter anderem Aussagen über den Antichrist, das Jüngste Gericht und über falsche Propheten); mit dessen Deutung befasst sich die Eschatologie. Die messianische Prophetie, also die Verheißung des Erlösers, wird ausdrücklich auf Jesus bezogen.

Am Palmsonntag - dem Einzug in Jerusalem - sagt Jesus über die Stadt und ihren vergangenen und künftigen Unglauben: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden” (Mt 23,26) Dies gilt als Verstärkung von Jer 22,5 EU und Vorhersage der Zerstörung des Tempels.

Christentum

Verschiedene als Sekten oder neue religiöse Bewegungen bezeichnete Gruppen haben ebenfalls eine sie begründende Prophetie, z. B. die Mormonen das Buch Mormon oder das Engelwerk die angeblichen Privatoffenbarungen der „Mutter” Gabriele Bitterlich.

In Pfingstgemeinden gehören Prophezeiungen zu den Gaben des Heiligen Geistes und werden praktiziert.

Siehe auch

Einzelbelege

  1. Hans Küng: Der Islam, Piper, München-Zürich 2004, S. 166
  2. H. Krämer, ThW VI, Seite 795
  3. Otto Kaiser: Einleitung in das Alte Testament - Eine Einführung in ihre Ergebnisse und Probleme, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh, 2. Auflage, 1970, Seite 167-168
  4. Aaron Schart: Die Entstehung des Zwölfprophetenbuchs, De Gruyter, 1998, Seite 50 ff.
  5. Otto Kaiser: Einleitung in das Alte Testament - Eine Einführung in ihre Ergebnisse und Probleme, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh, 2. Auflage, 1970, Seite 167, 175
  6. H.W. Wolff: Hoseas geistige Heimat: ThLZ 81, 1956, Seite 83 ff.
  7. Otto Kaiser: Einleitung in das Alte Testament - Eine Einführung in ihre Ergebnisse und Probleme, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh, 2. Auflage, 1970, Seite 168
  8. Hermann Mahnke: Lesen und Verstehen I - Die biblische Botschaft im Überblick Altes Testament, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1992, Seite 182-183
  9. Otto Kaiser: Einleitung in das Alte Testament - Eine Einführung in ihre Ergebnisse und Probleme, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh, 2. Auflage, 1970, Seite 171
  10. 1 Sam 9,9
  11. 2 Sam 24,11
  12. Hermann Mahnke: Lesen und Verstehen I - Die biblische Botschaft im Überblich Altes Testament, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1992, Seite 182-183
  13. 1 Sam 10,5

Literatur

  • Reinhard G. Kratz: Die Propheten Israels. Beck (Beck'sche Reihe Wissen 2326), München 2003, ISBN 3-406-48026-8
  • Joseph Blenkinsopp: Geschichte der Prophetie in Israel. Von der Landnahme bis zum hellenistischen Zeitalter. Kohlhammer, Stuttgart 1998, ISBN 3170117742
  • Walter A. Koch: Prophetie und astrologische Prognose. Karl Rohm, Lorch 1998, ISBN 3876832152
  • Arnold G. Fruchtenbaum: Handbuch der biblischen Prophetie. 2. Auflage. Schulte und Gerth, Asslar 1995, ISBN 3894372664
  • Hans Walter Wolff: Studien zur Prophetie - Probleme und Erträge. Christian Kaiser Verlag, München 1987, ISBN 3-459-01683-3
  • Claus Westermann: Grundformen prophetischer Rede. Christian Kaiser Verlag, 5. Auflage, München 1978, ISBN 3-459-00548-3
  • Hans-Joachim Kraus: Prophetie und Politik. Christian Kaiser Verlag, München 1952
  • Georg Fohrer: Die Propheten des Alten Testaments, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh
Band 1: Die Propheten des 8. Jahrhunderts (1974), ISBN 3-579-04481-8
Band 2: Die Propheten des 7. Jahrhunderts (1974), ISBN 3-579-04482-6
Band 3: Die Propheten des frühen 6. Jahrhunderts (1975), ISBN 3-579-04483-4
Band 4: Die Propheten um die Mitte des 6. Jahrhunderts (1975), ISBN 3-579-04484-2
Band 5: Die Propheten des ausgehenden 6. und des 5. Jahrhunderts (1976), ISBN 3-579-04485-2 (formal falsche ISBN)
Band 6: Die Propheten seit dem 4. Jahrhundert (1976), ISBN 3-579-04486-9
Band 7: Prophetenerzählungen (1977), ISBN 3-579-04487-7

Weblinks


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