Wenzel II. (Polen)

Wenzel II. (Polen)
Dieser Artikel beschreibt den böhmischen König Wenzel II. Für den gleichnamigen Herzog, siehe Wenzel II. (Herzog von Böhmen).
Wenzel II. von Böhmen (Codex Manesse, 14. Jh.)

Wenzel II. (tschechisch Václav, polnisch Wacław) (* 27. September 1271; † 21. Juni 1305 in Prag) war König von Böhmen ab 1278, ab 1291 Herzog in Krakau, ab 1300 als Wenzel I. König von Polen, aus der Dynastie der Přemysliden.

Leben

Wenzel war der Sohn von König Ottokar II. von Böhmen und Kunigunde von Halitsch, Tochter des Großfürsten Rostislaw von Kiew. Sein Vater starb 1278 bei der Schlacht auf dem Marchfeld kurz vor Wenzels siebtem Geburtstag.

Die Vormundschaft für den noch minderjährigen König übernahm Markgraf Otto V., der Lange von Brandenburg. Dieser hatte von seinem Onkel, Ottokar II., die Vormundschaft über Wenzel erhalten und die Regierung Böhmens. Diese übte er fünf Jahrte lang aus und konnte die Ansprüche Wenzels auf die Krone verteidigen. Böhmische Chronisten beschreiben wie Otto mit strengen Maßnahmen den Umtrieben der Königswitwe und dem Hochadel, um sich königliche Güter und Städte anzueignen, entgegen trat. König Rudolf I. besetzte Mähren. Einigen Überlieferungen gemäß litt Wenzel in seiner Jugend und in der Gefangenschaft in Brandenburg, Spandau, Zittau und Berlin an Hunger und Kälte. Daraus resultierten einige Mangelkrankheiten. Im böhmischen Landadel, im Klerus und in der städtischen Führungsschicht begann sich zunehmend Widerstand gegen die Besatzung und Ausplünderung des Landes zu regen. Gemeinsam erreichten die Stände den Abzug der brandenburgischen Besatzung und den Freikauf des Thronfolgers. Jedoch lebten Wenzel und sein ehemaliger Vormund in gutem Einvernehmen und als Wenzel alt genug war, selbst zu regieren, räumte er mit den Fraktionen der Königswitwe auf.

In einer Doppelhochzeit Mitte November 1278 in Eger war Wenzel II. mit der Habsburgerin Guta (Jutta) vermählt worden. Im Gegenzug heiratete Wenzels Schwester Agnes von Böhmen den Bruder Gutas, Rudolf II. von Habsburg. Die Ehe Wenzels und Gutas soll bereits im Januar 1279 vollzogen worden sein, was aufgrund des Alters der Beiden wenig wahrscheinlich ist. Anderen glaubwürdigeren Quellen zufolge, soll die Ehe im Januar 1285 während eines Reichstages in Eger vollzogen worden sein. Wenzel konnte jedoch auch in Freiheit vorerst nicht selbst regieren; die Vormundschaft ging an den Witigonen Zawisch von Falkenstein über, den Liebhaber seiner Mutter. Auf Betreiben der Adelsopposition und der Habsburger wurde Záviš jedoch kurz nach dem Tod von Kunigunde des Hochverrats angeklagt und 1290 hingerichtet. Ab diesem Zeitpunkt übernahm Wenzel II. aktiv die Herrschaft. Er scheint der Hinrichtung jedoch ablehnend gegenüber gestanden zu haben, denn 1292 ließ er als Sühne für den Tod Záviš' in Zbraslav ein Kloster errichten, das ab diesem Zeitpunkt Grablege der Přemysliden war.

Nach seiner Herrschaftsübernahme wandte sich Wenzel II. zuerst Polen zu. Durch einen Erbvertrag fiel ihm 1290 das Fürstentum Krakau seines kinderlos verstorbenen Cousins Heinrich IV. Probus zu. Wenzel meldete damit Ansprüche auf das wichtigste Territorium des zersplitterten Polen an und erneuerte die alten böhmischen Versuche, die Kontrolle über Schlesien zu erlangen. Wenzel konnte sich der Unterstützung dreier großpolnischer Herzöge versichern und die Stadt Krakau einnehmen. Allerdings erhoben gleichzeitig mehrere polnische Adlige einen Anspruch auf Schlesien. 1300 konnte Wenzel eine polnische Ständeversammlung durch militärischen Druck bewegen, ihn zum Fürsten von Großpolen zu wählen. Da seine erste Frau bereits 1297 gestorben war, heiratete Wenzel zur Absicherung der neuen Erwerbung Elisabeth Richenza (tschechisch Eliška Rejčka), die Tochter des kurz zuvor ermordeten polnischen Königs Przemysław II., der Wenzels mächtigster Konkurrent um die Herrschaft in Polen gewesen war. Da die zwölfjährige Richenza für das ausgiebige Liebesleben des Königs zu jung war, wurde sie zunächst von ihrer Tante Griffin auf Burg Budyně erzogen. Des Weiteren stabilisierte Wenzel die Herrschaft durch seine Krönung durch Erzbischof Jakob Swinka und durch die Anerkennung der Lehnsherrschaft König Albrechts I. über die neuen polnischen Gebiete. 1300 veranlasste Wenzel eine umfassende Münzreform in seinem Herrschaftsgebiet.

Als Wenzels gleichnamiger Sohn 1301 nach dem Aussterben der Arpaden zum ungarischen König gekrönt wurde, befanden sich erstmals Ungarn, Polen und Böhmen gleichzeitig unter premyslidischer Herrschaft. Diese Phase währte aber nicht lange. Papst Bonifatius VIII. erklärte die Herrschaft Wenzels III. über Ungarn und die Wenzels II. über Polen für unrechtmäßig. Albrecht I. forderte den Verzicht Wenzels auf Großpolen und führte 1304 einen Kriegszug gegen ihn, der keine unmittelbaren Folgen erzielte, Wenzels Herrschaft aber schwächte. Zu diesem Zeitpunkt litt der König schon an Tuberkulose. Zeitzeugen zufolge sah er mit 33 Jahren wie ein Greis aus. Er starb bei der Planung eines Gegenangriffs auf Österreich. Wenzel III., der letzte Přemyslide, musste wenige Wochen später in einem Friedensvertrag auf Ungarn verzichten.

Wenzels Tochter mit Guta, Elisabeth, heiratete im Sommer 1310 Johann von Luxemburg, wodurch die Erbansprüche der Luxemburger auf Böhmen begründet wurden. Mit seiner zweiten Frau Elisabeth Richza hatte er eine gemeinsame Tochter mit Namen Agnes.

Die Überlieferung berichtet, dass Wenzel II. einen starken Hang zum Glauben hatte. Er selbst habe ein fast mönchhaftes Leben geführt (ausgenommen sein Liebesleben), mit dem Hang zur Selbstgeißelung. Er habe Angst vor Katzen und deren Miauen sowie vor Blitz und Donner gehabt.

Nachkommen

Erste Ehe: 1285 heiratete Wenzel II. Guta von Habsburg.

Zweite Ehe: 1300 heiratete Wenzel II. Elisabeth Richza von Polen.

Unehelich:

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Ottokar II. König von Böhmen
1278–1305
Wenzel III.
Przemysław König von Polen
1300–1305

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