Werftanlage

Werftanlage
Die HDW-Werft in Kiel
Volkswerft in Stralsund

Eine Werft (alt-niederl./friesl.: Der am Wasser baut, siehe auch: Warft) ist ein Betrieb zum Bau und zur Reparatur von Booten und Schiffen.

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde als Werft auch ein Flussufer bezeichnet, das für den Handel, Reparatur und Bau von Schiffen eingerichtet war[1].

Mit der Entwicklung großer Luftfahrzeuge wurde der Begriff Werft auch auf Anlagen zur Produktion und Grundinstandsetzung von Luftschiffen und Flugzeugen (Luftschiffwerft, Flugzeugwerft) übertragen.

Der klassische Schiffbauplatz einer Werft ist die Helling oder der Helgen. Heutzutage werden Schiffe auf vielen Werften auf überdachten Bauplätzen oder in einer Schiffbauhalle, teilweise in entsprechend überdachten oder geschützten Baudocks gebaut.

Jedes Schiff erhält bei Baubeginn eine Bau-Nr. (Baunummer) - ein stets fortlaufender Zähler, der die jeweilige Zahl der bisher auf der Werft gebauten Schiffe angibt.

Nach den hergestellten Typen von Wasserfahrzeugen wird unterschieden zwischen

  • Bootswerften
  • Binnenschiffswerften
  • Seeschiffswerften.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Vulkan Werft in Stettin, 1898

Die ersten Werften, auf denen Schiffe in Serie entstanden, wurden vermutlich von den Karthagern und Phöniziern erbaut. Später hatten die Römer ausgedehnte Werftkomplexe, vor allem zum Bau von Galeeren. In der Antike war bereits das Trockendock bekannt.

Jedoch im Mittelalter erfolgte der Bau von Schiffen in den Werften an Land. Die ersten sicher archäologisch nachgewiesenen und noch heute existierenden Trockendocks entstanden unter Zheng He in Nanjing, China, zum Bau der legendären Schatzschiffe Anfang des 15. Jahrhunderts. Mit dieser Entwicklung wurde der Bau großer, etwa 70 m langer Dschunken möglich. In Europa wurde ein Trockendock erstmals 1495 in Portsmouth gebaut und angewandt.

Für Reparaturzwecke wurde 1839 vom amerikanischen Ingenieur Gilbert das Schwimmdock erfunden. Schwimmdocks funktionieren ähnlich wie U-Boote: Zum Einfahren der Schiffe werden sie geflutet und tauchen soweit ab, dass das zu reparierende Schiff einfahren kann. Anschließend wird das Wasser aus den Tanks herausgepumpt oder mit Pressluft herausgedrückt, so dass das Schwimmdock mit dem Schiff soweit auftaucht, dass der Boden trocken ist. Der Neubau von Schiffen findet zunehmend in großen, geschlossenen Hallen statt.

Vom 16. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts befanden sich die größten Werften zunächst in Europa, dann auch in Nordamerika.

Im Zuge der sog. Werftenkrise wurden in Europa Schiffbaukapazitäten abgebaut, die größten Werftkapazitäten entstanden nun in Japan, Süd-Korea und China.

Die drei großen Werften Blohm & Voss, Hamburg, Deutsche Nordseewerke, Emden (beide ThyssenKrupp Werften) und HDW wurden am 5. Januar 2005 zusammengeschlossen. Dazu übernahm der Thyssen-Krupp-Konzern, der bereits Eigentümer von Blohm & Voss und der Nordseewerke war, die HDW vom US-Finanzinvestor One Equity Partners. Im Rahmen der Übernahme bekamen die Amerikaner 25 Prozent am neuen Verbund und 240 Millionen Euro in bar. Damit ist insbesondere die U-Boot-Technologie der HDW für die deutschen Standorte gesichert.

Lastadie

Im Mittelalter wurden Werften auch als Lastadie bezeichnet[2][3]. Als Lastadie werden teilweise auch hafenähnliche Einrichtungen bezeichnet[4].

Bekannte Werften

Deutschland

Werfthalle Schichau Seebeck, Bremerhaven

(siehe auch Liste deutscher Marinewerften)

Baden-Württemberg

Bayern

Bremen

Hamburg

Hessen

Mecklenburg-Vorpommern

Niedersachsen

Nordrhein-Westfalen

Rheinland-Pfalz

Sachsen

  • Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft Übigau, Binnenwerft der Gesellschaft "Kette"

Schleswig-Holstein


Australien

  • Austal, Henderson und Margate

China

Die Werften Chinas gehören hauptsächlich zu zwei staatlichen Konzernen mit insgesamt 255.000 Mitarbeitern:

  • China State Shipbuilding Corporation (CSSC), mit den Werften im Süden des Landes, Schwerpunkte Schanghai und Guangzhou darunter
    • Jiangnan-Shipyard
    • Hudong-Zhonghua-Shipbuilding
    • Guangzhou-Shipyard
  • China Shipbuilding Industry Corporation (CSIC), die Werften im Norden darunter
    • Dalian Shipyard
    • Dalian New Shipyard
    • Bohai Shipbuilding
    • Waigaoqiao Shipbuilding am Jangtse

Auf der Insel Chanxing im Jangtse-Delta entsteht (2007) auf einer Länge von 8 Kilometern die größte Werft der Welt in der in sieben Docks gleichzeitig Schiffe der Größe Supertanker gebaut werden können. (Quelle zu China: Geschäftsbericht MAN Aktiengesellschaft 2006, III Magazin China, Ein Riesentanker nimmt Fahrt auf, S. 58-63)

Dänemark

  • LM Yachting, in Lunderskov (LM 27)
  • Odense Lindö Yard, Odense

Finnland

Frankreich

Großbritannien

Italien

Kroatien

Österreich

Helling mit aufgeslipten, in Reparatur befindlichem Fracht- und Passagierschiff.

Polen

  • Werft Danzig, Danzig
  • Nördliche Werft, Danzig
  • Werft Gdynia, Gdynia (Gdingen)
  • Werft der Polnischen Kriegsmarine, Gdynia (Gdingen)
  • Neue Werft Stettin, Stettin

Schweiz

Schweden

Spanien

Südkorea

Norfolk Naval Shipyard

USA

Siehe auch

Quellen

  1. Zeitgen. Literatur wie Köln und seine Bauten, 1888, auch noch in Straßennamen z.B. Trankgassenwerft (Köln)
  2. Derek Meister: "Rungholts Ehre", 2006 ISBN 978-3-442-36310-0
  3. "Historische Rostocker Ansichten" von Dr. Wolfgang Baier
  4. Oeconomische Encyclopädie online

Weblinks


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