Wiesbaden-Bierstadt

Wiesbaden-Bierstadt
Wappen der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden
Bierstadt
Ortsbezirk von Wiesbaden
Wappen Karte
Wappen von Bierstadt Karte von Bierstadt
Basisdaten
Koordinaten: 50° 5′ N, 8° 17′ O50.0833333333338.2833333333333Koordinaten: 50° 5′ 0″ N, 8° 17′ 0″ O
Höhe: 148–275 m ü. NN
Fläche: 9,22 km²
Einwohner: 12.109 (31. Januar 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 1.313 Einwohner je km²
Ausländeranteil: 9,7 %[1]
Postleitzahl: 65191
Vorwahl: 0611
Eingemeindung: 1. April 1928
Adresse der
Ortsverwaltung:
Poststraße 11a
65191 Wiesbaden
Website: www.wiesbaden.de
Politik
Ortsvorsteher: Reinhold Hepp (CDU)
Stellv. Ortsvorsteher: Milena Meudt-Schmidt (FDP)

Bierstadt ist ein Ortsbezirk der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.

Die ehemals selbständige Gemeinde, die am 1. April 1928 eingemeindet wurde, liegt unmittelbar östlich der Wiesbadener Innenstadt und hat ca. 12.100 Einwohner.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Im Nordwesten grenzen das Aukammtal und das Wiesbadener Kurgebiet an, im Norden die Vororte Sonnenberg, Rambach und Heßloch, im Osten Kloppenheim und Igstadt, im Süden Erbenheim und die Housing Area Hainerberg der Streitkräfte der Vereinigten Staaten.

Geschichte

Die ältesten Siedlungsspuren im Bierstadter Raum stammen aus der Steinzeit. Als „Birgidestad“ wurde Bierstadt in einer Schenkungsurkunde vom 12. März 927 erstmals erwähnt. Der Ort ist eine Gründung irischer Mönche, die ihn nach der irischen Nationalheiligen Brigida von Kildare benannten. Aus dem 11./12. Jahrhundert stammt die evangelische Kirche, die nicht nur die älteste Kirche Wiesbadens, sondern nach der aus der Römerzeit stammenden Heidenmauer in der Wiesbadener Innenstadt das zweitälteste Baudenkmal der Stadt überhaupt ist. Bierstadt gehörte in der Folge zu Nassau, unterlag aber zugleich starken Einflüssen des Kurfürstentums Mainz. Im Zuge der Reformation gelangte Bierstadt dann vollständig unter Nassauische Herrschaft.

Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges zählte der Ort nur noch 17 Bürger. Die Bemühungen um einen Wiederaufbau wurden durch eine Feuersbrunst im Jahr 1691 zurückgeworfen; Mitte des 18. Jahrhunderts gab es aber wieder etwa 500 Einwohner. Mit dem Aufstieg Nassaus zum Herzogtum und der Säkularisation der klösterlichen Güter zu Beginn des 19. Jahrhunderts kehrte eine Phase der Ruhe ein. Als Nassau im Jahr 1866 Teil Preußens wurde, machte sich die Nähe Wiesbadens immer stärker bemerkbar und führte zu einem Rückgang der Landwirtschaft zugunsten von Industrie und Kurwesen.

Im Jahr 1905 hatte Bierstadt schon 3870 Einwohner. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Kontakte zum benachbarten Wiesbaden immer enger: Die Wasser-, Strom- und Gasversorgung Bierstadts erfolgte von Wiesbaden aus, und ab 1910 gab es eine Straßenbahnverbindung. Ab 1898 war geplant auf der Bierstadter Höhe einen großen Aussichtsturm zu errichten. Gebaut wurde aber nur 1910 ein hölzernes Provisorium, welches 1918 abgerissen wurde. Am 1. April 1928 wurde Bierstadt schließlich nach Wiesbaden eingemeindet.

Im Dritten Reich wurde auch Bierstadt vom Nationalsozialismus dominiert. So wurde am 9. November 1938 auch die aus dem Jahr 1827 stammende Bierstadter Synagoge zerstört. Im Zweiten Weltkrieg wurde Bierstadt von einigen Bombenangriffen getroffen und zu weiten Teilen zerstört oder beschädigt. Nach dem Krieg fand eine große Zahl von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen ihre neue Heimat in Bierstadt, so dass der Stadtteil auf 7000 Einwohner anwuchs. Außerdem wurden auf Bierstadter Gemarkung etwa 1800 Wohnungen für die amerikanischen Besatzungstruppen errichtet. Im Jahr 1970 war Bierstadt dann bereits auf 12.000 Einwohner angewachsen.

Sehenswürdigkeiten

Evangelische Kirche

Evangelische Kirche

Die ehemals katholische, dem Hl. Nikolaus von Myra geweihte Kirche, die heutige evangelische Pfarrkirche, ist nicht nur die älteste Kirche Wiesbadens, sondern nach der Heidenmauer das zweitälteste Baudenkmal der Stadt überhaupt. Das „in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts“[2] errichtete Gotteshaus wurde in den Jahren 1731–34 umgebaut. Bedeutsam ist vor allem der im Originalzustand erhaltene Türsturz in der Südwand, auf dem sich Ritzzeichnungen aus romanischer Zeit befinden.[3] Der Turm stammt aus dem 12. Jahrhundert. Im Inneren der Kirche finden sich Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert sowie ein um 1501 entstandener Flügelaltar. Während Restaurierungs- und Sicherungsarbeiten fanden sich 2007 an der Südfassade unterhalb des regengeschützten Dachüberstandes der Kirche Farbreste. Sie lassen vermuten, dass die Kirche einst ähnlich gefasst war wie die St. Clemens-Kirche von Schwarzrheindorf.

Bierstadter Warte

Der aus dem Jahr 1473 stammende Wachturm Bierstadter Warte steht auf der Höhe zwischen der Innenstadt und dem Stadtteil. Graphisch stilisiert schmückt der Turm als Wahrzeichen das Wappen von Bierstadt.

Persönlichkeiten

Infrastruktur

In Bierstadt gibt es eine Bücherei, eine Grundschule (Grundschule Bierstadt - ehemaliger Name Hermann-Löns-Schule; der Standort Robert-Koch-Schule wurde mit Beginn des Schuljahrs 2010/11 aufgegeben) und einer weiterführenden Schule (Theodor-Fliedner-Schule, die mit Beginn des Schuljahres 2009/10 von einer Kooperativen Gesamtschule in ein Gymnasium umgewandelt worden ist). Eine Vielzahl von Vereinen bündelt sportliche und kulturelle Aktivitäten.

Bierstadt übt als größter der östlichen Vororte in gewissem Umfang zentralörtliche Funktionen aus. So ist die Ortsverwaltung auch für die Vororte Erbenheim, Igstadt, Kloppenheim und Heßloch zuständig; außerdem verfügt Bierstadt über eine Vielzahl unterschiedlicher Geschäfte und Gaststätten. Industrie gibt es in Bierstadt nicht, lediglich ein kleineres Gewerbegebiet. In einem neuen Gewerbegebiet am östlichen Ortsrand siedeln sich seit 2006 die ersten Betriebe an. Ebenfalls am östlichen Ortsrand findet man mehrere Baumschulen und Großgärtnereien, von denen einige schon zur Kaiserzeit betrieben wurden. Freitags nachmittags findet auf dem Platz vor der evangelischen Kirche ein kleiner Wochenmarkt statt.

Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist die kommerzielle Pferdehaltung. Kein anderer Wiesbadener Ortsteil weist so viele Pferdestellplätze und -Gatter auf wie Bierstadt.

Bierstadt hat 797 Gewerbebetriebe (11,7 % prod. Gewerbe/Handwerk, 16,7 % Einzelhandel, 56,6 % Dienstleistung; Stand: 1. Januar 2005). Die Eigenheimquote (Anteil Ein- bis Zweifamilienhäuser) von 67,3 % unterstreicht die relativ hohe Kaufkraftquote je Einwohner (22.505 Euro, Stand: 2005).

Über die Neuigkeiten aus Bierstadt informieren monatlich die Bierstadter Nachrichten. Vorläuferin dieser Zeitung, die mittlerweile über Anzeigen finanziert und kostenlos an alle Haushalte verteilt wird, war die seit 1901 erscheinende Bierstadter Zeitung.

Bierstadt ist über die Bundesstraße 455 leicht zu erreichen. Mehrere Buslinien verbinden Bierstadt in 11 Minuten mit dem Wiesbadener Hauptbahnhof sowie in 10 Minuten mit der Wiesbadener Innenstadt. Die ÖPNV-Erreichbarkeit liegt bei 90,4 % (1. Januar 2005)

Stadtteilpartnerschaft

Seit 1991 besteht eine Partnerschaft mit der französischen Gemeinde Terrasson. Das Städtchen Terrasson liegt an den Ufern der Vézère in Südwestfrankreich, etwa 150 km östlich von Bordeaux im Herzen der Region Aquitaine, mit der das Land Hessen eine Regionalpartnerschaft unterhält.

Politik

Wahlergebnisse Ortsbeirat Wiesbaden-Bierstadt

Die Sitzverteilung im Ortsbeirat Wiesbaden-Bierstadt sieht wie folgt aus:

CDU SPD GRÜNE FDP DIE LINKE REP Gesamt
2011 7 6 0 1 1 0 15
2006 7 5 2 1 0 0 15
2001 8 4 1 1 0 1 15
1997 8 5 2 0 0 0 15
1993 7 5 2 1 0 0 15
1989 6 6 2 1 0 0 15
1985 7 6 1 1 0 0 15
1981 8 6 0 2 0 0 15
1977 9 6 0 1 0 0 15
1972 7 7 0 1 0 0 15

Sport

Handball

Der TV Bierstadt verfügt über eine Handball-Abteilung. Die 1. Männermannschaft spielt in der Bezirks-Oberliga, nachdem ihr von der Saison 2002/2003 an dreimal der Aufstieg gelungen war. Auch die neu gegründete Damenmannschaft schaffte im ersten Jahr bereits den Aufstieg.

Fußball

Der FC 34 Bierstadt ist ein reiner Fußballverein, untergliedert in diverse Jugendabteilungen, ein AH-Team und eine Herrenmannschaft. Diese spielt seit dem Aufstieg 2007/08 in der Kreisliga A Wiesbaden. Die Heimspiele des FC 34 Bierstadt werden auf dem Sportplatz an der Nauroder Straße (B 455) ausgetragen. Die Vereinsfarben sind blau und orange. Die inoffizielle Vereinszeitung ist der "Beerschter Kicker" und erscheint zu jedem Heimspiel.

Literatur

  • Klaus Kopp, Festschrift zum fünfundzwanzigsten Jubiläum/Heimatverein Bierstadt e.V., Wiesbaden-Bierstadt 1984
  • Fritz Arens, Evangelische Kirche Wiesbaden-Bierstadt, München 1986
  • Barbara und Ersin Yurtöven (Red.), 1075 Jahre Bierstadt, Wiesbaden-Bierstadt 2002
  • Bernd-Michael Neese, Geschichte Wiesbaden-Bierstadts 1792-1849: Umrisse zu einer Ortsgeschichte, Wiesbaden-Bierstadt 2003
  • Winfried Dotzauer, Die Anfänge der Gemeinden Bierstadt, Kloppenheim, Erbenheim und Wicker im Spiegel der Urkunde vom 19. März 927: Fromme Frauen aus England und Irland, mächtige Adelsgeschlechter und deutsche Könige, Wiesbaden 2004

Einzelnachweise

  1. a b c Bevölkerung in den Ortsbezirken am 31. Januar 2011 (PDF), Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik; Landeshauptstadt Wiesbaden; abgerufen am 20. Februar 2011
  2. Berthold Bubner, Wiesbaden, Baudenkmale und Historische Stätten, Wiesbaden 1993, S. 180 ff
  3. Bernd Fäthke, Der Atavismus des Bierstädter Türsturzes, Nassauische Annalen, 85. Band, 1974, S. 12 ff

Weblinks

 Commons: Wiesbaden-Bierstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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