Wilfrid Laurier

Wilfrid Laurier
Wilfried Laurier

Sir Wilfrid Laurier, GCMG, PC, KC (* 20. November 1841 in Saint-Lin–Laurentides, Québec; † 17. Februar 1919 in Ottawa) war der siebte Premierminister Kanadas. Er war ein Mitbegründer der Liberalen Partei und war der erste französischsprachige Premierminister des Landes. Er regierte vom 11. Juli 1896 bis zum 6. Oktober 1911.

Inhaltsverzeichnis

Studium und politischer Aufstieg

Laurier begann 1861 mit dem Studium der Rechtswissenschaft an der McGill-Universität in Montréal. Dort traf er die Klavierlehrerin Zoé Lafontaine, die er sieben Jahre später heiratete; die Ehe blieb kinderlos. 1866 machte er seinen Abschluss, obwohl er wegen chronischer Bronchitis sein Studium mehrmals hatte unterbrechen müssen. Laurier engagierte sich in der Politik und war als Mitglied der antiklerikalen und separatistischen Parti rouge ein Gegner der Vereinigung der kanadischen Provinzen. Er befürchtete, die Zentralregierung würde zu viel Macht erlangen und die frankokanadische Minderheit „anglisieren“. Laurier war 1871 einer der Gründungsmitglieder der Liberalen Partei und wurde 1874 erstmals als Abgeordneter ins Unterhaus gewählt. Innerhalb der Partei erlangte er bald großen Einfluss und war ab Oktober 1877 Minister für Steuerfragen, bis die Regierung von Alexander Mackenzie im September 1878 abgewählt wurde.

Parteivorsitzender

Nach einer erneuten Wahlniederlage gegen die Konservativen im Jahr 1887 wurde Laurier zum Parteivorsitzenden gewählt. Es gelang ihm, die Liberale Partei in Québec zu etablieren. Diese Provinz war zuvor jahrzehntelang eine konservative Hochburg gewesen. Er nutzte die zunehmende Entfremdung der französischsprachigen Kanadier gegenüber den Konservativen aus. Gründe dafür waren die umstrittene Hinrichtung von Louis Riel und die Unterdrückung der französischen Sprache in Manitoba.

Obwohl die römisch-katholischen Bischöfe anfänglich ihre Gläubigen offen vor den Liberalen warnten, vermochte Laurier das antiklerikale Image zu korrigieren und präsentierte die Partei als glaubwürdige Alternative. Doch auch im englischsprachigen Teil Kanadas wurde die Liberale Partei populär, dies vor allem wegen ihrer Unterstützung des freien Handels. Dadurch konnte die Machtstellung in den wachsenden Prärieprovinzen verfestigt werden.

Bei den Unterhauswahlen 1896 erreichten die Konservativen zwar 46,5 % der Stimmen und die Liberalen lediglich 45 %, doch letztere hatten aufgrund des Mehrheitswahlrechts mehr Mandate gewonnen. Nach nur 69 Tagen im Amt musste Premierminister Charles Tupper zugunsten von Wilfrid Laurier zurücktreten.

Premierminister

Lauriers erster Erfolg als Premierminister war die Beilegung der Schulkrise von Manitoba, die schon mehrere Jahre andauerte und an der Mackenzie Bowells Regierung zerbrochen war. Sein Kompromiss sah vor, dass die französischsprachigen Katholiken in Manitoba in einigen Schulen eine katholische Ausbildung erhalten konnten, falls genügend Schüler für die Bildung von entsprechenden Klassen vorhanden waren. Sowohl die Frankokanadier wie auch die Anglokanadier waren mit dieser Lösung einverstanden.

1899 erwartete Großbritannien von Kanada als Teil des Britischen Empires Unterstützung im Burenkrieg. Während die englischsprachigen Kanadier militärische Aktionen befürworteten, waren die französischsprachigen Kanadier in Québec strikt dagegen, weil die Ereignisse in Südafrika an den Franzosen- und Indianerkrieg erinnerten. Laurier entschied schließlich, die Wehrpflicht nicht einzuführen und lediglich Freiwillige zu entsenden. Im Jahr 1905 setzte er die Gründung von Saskatchewan und Alberta durch, die zwei letzten Provinzen, die aus den Nordwest-Territorien gebildet wurden und der Kanadischen Föderation beitraten.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann der Rüstungswettlauf zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich. Die Briten baten die Kanadier um mehr Geldmittel und Ressourcen für den Bau von Kriegsschiffen. Es bildete sich ein tiefer politischer Graben. Die Imperialisten wollten soviel Unterstützung wie nur möglich senden, die kanadischen Nationalisten hingegen gar nichts. 1910 legte Laurier den Naval Service Bill vor. Mit diesem Gesetz sollte die Royal Canadian Navy gebildet werden. Diese Kriegsflotte sollte anfänglich aus fünf Kreuzern und sechs Zerstörern bestehen.

Die Idee zur Bildung einer kanadischen Flotte erwies sich als unpopulär. Die Frankokanadier wollten sich nicht den Briten unterordnen und die Imperialisten wehrten sich gegen eine größere Selbständigkeit Kanadas. Lauriers Regierung verhandelte mit den USA über ein Freihandelsabkommen, was jedoch bei den Konservativen und einflussreichen liberalen Geschäftsleuten auf erbitterten Widerstand stieß. Diese Kontroversen führten schließlich zu einem überwältigenden Sieg der Konservativen unter Robert Borden bei den Unterhauswahlen 1911.

Opposition

Laurier war während des Ersten Weltkriegs Oppositionsführer. Er war ein einflussreicher Gegner der Wehrpflicht. Diese Frage spaltete 1917 die Partei, weil viele Liberale im englischsprachigen Teil des Landes die Wehrpflicht und die von der neuen Unionistischen Partei gebildete Regierung unter Robert Borden unterstützten. Laurier musste die politischen Aktivitäten seiner Partei auf das frankophone Québec konzentrieren, weil eine große Anzahl liberaler Kandidaten in den übrigen Provinzen auf Wahllisten der Unionisten antraten. Der einzige Nutzen der Wehrpflichtkrise von 1917 für die Liberale Partei war, dass die Konservativen für Frankokanadier jahrzehntelang als unwählbar galten.

Laurier starb am 17. Februar 1919 im Alter von 78 Jahren und wurde auf dem Notre Dame-Friedhof in Ottawa beigesetzt. Er ist auf der kanadischen 5-Dollar-Note abgebildet und nach ihm wurde die Wilfrid Laurier University in Waterloo benannt.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Wilfrid Laurier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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