Wilhelm Bauer (Ingenieur)

Wilhelm Bauer (Ingenieur)
Wilhelm Bauer, Lithographie von Josef Bauer, 1860
Skulptur in Kiel
Skizze des Brandtauchers
Der Brandtaucher im Museum in Dresden
Modell des Brandtauchers im Museum in Dresden

Sebastian Wilhelm Valentin Bauer (* 23. Dezember 1822 in Dillingen an der Donau; † 20. Juni 1875 in München) war ein deutscher Erfinder. Er baute die ersten modernen Unterseeboote.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Wilhelm Bauer erlernte zunächst das Drechslerhandwerk und trat dann in ein Reiterregiment ein. Dort erfand er einen Hebezug zum Transport von Kanonen, wurde zur Artillerie versetzt und marschierte 1848 in den Schleswig-Holsteinischen Krieg. Dort plante er erstmals, ein unter Wasser fahrendes Schiff zum Küstenschutz einzusetzen.

„Brandtaucher“

1850 wurde das erste Unterseeboot mit dem Namen „Brandtaucher“ (wegen seiner außergewöhnlichen Form auch „Eiserner Seehund“ genannt) bei der Maschinenfabrik und Eisengießerei Schweffel & Howaldt in Kiel durch August Howaldt gebaut und zu Wasser gelassen. Bauer hatte den Bau gegen die massiven Einsprüche der zeitgenössischen Experten durchgesetzt. Nach der Entscheidung zum Bau wurden jedoch die Pläne Bauers drastisch geändert: die Wandstärke wurde deutlich verringert, von 12,5 mm auf 6 mm, der Spantenabstand vergrößert, die vorgesehene Trimmung durch Ballast und Trimmtanks wurde durch ein verschiebbares Gewicht aus 500 kg Gusseisen ersetzt, das Ballastwasser wurde in den Rumpf anstatt in Ballasttanks geleitet. Nach wenigen Testfahrten sank das Boot am 1. Februar 1851, weil es vermutlich etwas zu viel Ballastwasser aufnahm. Das Boot wurde stark achterlastig, was mit dem Gewicht und den Pumpen nicht mehr ausgeglichen werden konnte, und sank auf den Grund der Kieler Förde. Dabei wurde es dann seitlich stark eingedrückt. Die Mannschaft konnte sich aus eigener Kraft retten, nachdem sie 6,5 Stunden auf den Druckausgleich warten musste. Das Experimentierboot blieb im Schlick zurück und wurde 1887 beim Bau des Kieler Torpedohafens wiedergefunden. Der Brandtaucher sollte Schiffe, Brücken und Hafenanlagen unterhalb der Wasserlinie angreifen und in Brand setzen. Aus dem Bootsinneren sollte dazu mit Stulpenhandschuhen und Greifarmen ein rund 50 kg schwerer Explosivkörper, der „Brand“, an den feindlichen Objekten befestigt werden. Aufgrund dieser Idee trägt das erste deutsche und älteste erhaltene U-Boot der Welt den Namen Brandtaucher.

Der später gehobene Brandtaucher befindet sich heute im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Ein Funktionsmodell eines Tauchbootes von Wilhelm Bauer aus dem Jahr 1852 befindet sich im Deutschen Museum in München.

Daten
Länge: 8,07 m
Breite: 2 m
Höhe: 3,76 m
Verdrängung: 30,5 t (getaucht)

Seeteufel

1856 wurde das U-Boot Seeteufel in Sankt Petersburg in Dienst gestellt. Das Boot hatte eine Länge von 52 Fuß. Die Mannschaft aus 12 Matrosen war in der Handhabung von Taucheranzügen geschult, da das Boot über eine Taucherkammer verfügte, die den Ein- und Ausstieg aus dem getauchten Boot ermöglichte. Der Seeteufel unternahm 133 erfolgreiche Tauchfahrten; dann sank er aufgrund eines Bedienungsfehlers. Die Besatzung konnte sich retten. Das Boot wurde zwar gehoben, der weitere Verbleib ist jedoch unbekannt.

Weitere Entwicklung

Bauer wurde zum kaiserlichen Submarine-Ingenieur ernannt und erhielt den Auftrag, ein untergegangenes Linienschiff zu heben. Daraufhin konstruierte er eine Taucherkammer und Hebeballons. 1858 ging er nach Lindau, wo er seine Geräte für Schiffsbergungen und für Kabellegung weiterentwickelte. 1863 gelang es, den zwei Jahre vorher gesunkenen Dampfer Ludwig zu heben. Dabei unterstützte ihn der damalige Geschäftsführer des Deutschen Nationalvereins Feodor Streit mit einem persönlichen Vorschuss von 6000 Talern. Ein Ausflug in preußische Dienste war von kurzer Dauer, da er nicht die erforderliche Unterstützung erhielt. Zurück in Konstanz entwickelte er weiter Geräte zur Verlegung von Kabeln und stellte erfolgreiche unterseeische Schießversuche an.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Wilhelm Bauer als Pensionär in München. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Nördlichen Friedhof in München.

Nachwirkungen

Alle heutigen Untersee-Boote folgen den Prinzipien, die Bauer entwickelt hat.

Bauer in Literatur und Film

Die Geschichte Wilhelm Bauers lieferte den Stoff zu dem Roman „Der Eiserne Seehund“ von Hans Arthur Thies und 1941 sogar zu einem berühmten Historien-Spielfilm der Bavaria Film unter Regie von Herbert Selpin mit dem Titel „Geheimakte W.B.1“. Wilhelm Bauer wird darin von dem bekannten Schauspieler Alexander Golling (1905-1989) dargestellt. Bei Luebbe erschien 1985 der Band Der eiserne Seehund. Das abenteuerliche Leben des U-Boot-Erfinders Wilhelm Bauer des Jugendbuchautors Heinz Straub.

Der in Kiel lebende Filmemacher Zoran Simic rekonstruierte 2007 in seinem Dokumentarfilm „Submarine Ingenieur“ den Lebensweg Bauers sowie die Konstruktionsgeschichte des Brandtauchers. In vielen 3D-Grafiksequenzen veranschaulicht er dabei die Funktionsweise des U-Bootes. 2008 wurde die 57-minütige Version des Filmes „Submarine Ingenieur“ im Kommunalen Kino im Veranstaltungszentrum Pumpe in Kiel gezeigt.

Das Mosaik von Hannes Hegen setzte Bauer in den Heften 85-88 ein ehrendes Andenken.

Ca. 1957 erschien in der Comic-Serie Abenteuer der Weltgeschichte. Die interessante Jugendzeitschrift, die vom Walter-Lehning-Verlag in Hannover herausgegeben wurde, mit Heft 63 ein Comic über Wilhelm Bauer: Wilhelm Bauer. Der Traum vom Unterseeboot.

Das wissenschaftliche Standardwerk über Wilhelm Bauer und seinen Brandtaucher: Klaus Herold, Der Kieler Brandtaucher / Wilhelm Bauers erstes Tauchboot - Ergebnisse einer Nachforschung, 1993, Bonn, Bernard & Graefe Verlag, ISBN 3-7637-5918-2

Ehrungen

Werke

Weblinks

 Commons: Wilhelm Bauer (Ingenieur) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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