Behaim von Schwarzbach auf Kirchensittenbach

Behaim von Schwarzbach auf Kirchensittenbach
Das Wappen der Behaim

Die Behaim von Schwarzbach auf Kirchensittenbach (auch: Beheim) waren eine der ältesten Patrizierfamilien der Freien Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1285. Die Behaim waren ab 1319/23, mit kurzen Unterbrechungen, bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre 1806 im Inneren Rat vertreten und gehörten nach dem Tanzstatut zu den zwanzig alten ratsfähigen Geschlechtern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die genaue Herkunft der Behaim ist unklar, aber sie sollen aus der Umgebung von Pilsen in Böhmen stammen. Die ersten Namensträger lassen sich spätestens ab 1285 in Nürnberg nachweisen. Ab 1319/23 waren sie im Inneren Rat vertreten.

Die Behaim waren europäische Fernhändler. Sie betrieben Großhandel der auf dem In- und Export von Roherzeugnissen und verarbeiteten Stoffen beruhte. Bereits um 1370 ist die Handelsgesellschaft Grundherr-Behaim belegt. Sie engagierten sich als Montanunternehmer im Bergbau in Salzburg, Tirol, Oberösterreich und Böhmen. Im 14. und 15. Jahrhundert zählten sie zu den bedeutendsten patrizischen Handelshäusern. Ihre bevorzugten Handelspartner waren im 15. Jahrhundert die Hirschvogel und die Stromer (Stromersche Handelsgesellschaft). Im 16. Jahrhundert engagierten sich die Behaim neben den Sitzinger, Legrand und den Holzschuhern in den Revieren Salzburgs, Kärntens und der Steiermark.

Der bekannteste Vertreter des Geschlechts war der Seefahrer Martin Behaim II.. Die von ihm abstammende Linie der Behaim ist bereits Ende des 16. Jahrhunderts erloschen.

Christoph Jakob Behaim und sein Bruder bekamen 1681 von Kaiser Leopold I. das Prädikat von Schwarzbach verliehen und wurden in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben.

Nach dem Aussterben der Tetzel im Jahr 1736, wurden die Behaim die Stiftungsverwalter der Jobst Friedrich Tetzelschen Familienstiftung, kamen dadurch in den Genuss des Schlossguts Kirchensittenbach und nannten sich seitdem von Schwarzbach auf Kirchensittenbach.

1809 wurde ihr Adelstitel bestätigt und sie wurden als Freiherren dem bayerischen Adel immatrikuliert. Mit Wilhelm Freiherr Behaim von Schwarzbach auf Kirchensittenbach starb die Familie 1942 in männlicher Linie aus.

Ehemalige Besitzungen

  •  ????–1384 das Rietersche Haus am Hauptmarkt
  • 1382–1397 der Herrensitz Birnthon
  • 1497–1532 das Scheurlsche Schloss in Fischbach
  • 1518–1595 der Herrensitz Weiherhaus bei Pillenreuth
  • 1529–1556 Schloss Grünsberg
  • 1555–1570 der Hirsvogelsaal [1]
  • 1603–1811 Besitzungen und Grundherrschaft in Rednitzhembach (Familienwappen der Behaim im Gemeindewappen)
  • 1668–1699 der Herrensitz Tennenlohe
  • 1780–1942 das Tetzelschloss in Kirchensittenbach (Administratoren der Stiftungsverwaltung)
  • 1773–1898 der Herrensitz Rechenberg in Nürnberg, Äußere Sulzbacher Straße (Letzter Wohnsitz von Ludwig Feuerbach)
  • Den Wintersitz in Pommelsbrunn
  • Grundbesitz in Eibach
  • Grundbesitz in Leyh (Patronimalgericht)

Stiftungen

  • Stiftung 100 arme Männer und 100 arme Frauen von Georg Friedrich Behaim von Schwarzbach und seine Witwe Barbara Helena, geborene von Praun
  • Stipendien für vier Studenten von Georg Friedrich Behaim
  • Stiftung für das Reiche Almosen des Stadtalmosenamts von Michael Behaim
  • Behaim-Pfründe in der Katharinenkirche
  • Behaimsche Fräulein- oder Präbenden-Stiftung
  • Christoph-Wilhelm-Friedrich-Behaim-Stiftung
  • Stipendienstiftung der Susanna Sabina Tucher geborene Behaim

Bekannte Familienmitglieder

  • Albrecht Behaim (?-?),Handelsherr, Ratsherr, Bürgermeister 1332–1342
  • Martin I. Behaim (1430–1475), Vater von Martin Behaim II.
  • Martin Behaim (Martin II.) (1459–1507), Kaufmann, Kosmograph, Seefahrer / Nautiker, Geograph, portugiesischer Ritter und Anreger des ältesten erhaltenen Globus – Zitat: Das Schmökern im Lexikon gleicht einem Schlendern in der Landschaft, wo einem auf Schritt und Tritt Überraschendes begegnet.[2]
  • Michael Behaim (1459–1511), Handelsherr, Ratsherr und Baumeister
  • Paulus I. Behaim (1519–1568), Ratsherr, Vorstand der Kriegsstube, Nürnberger Abgesandter beim Naumburger Fürstentag von 1561
  • Paulus II. Behaim (1557–1621), Mitglied im Inneren Rat, vorderster Losunger und Reichsschultheiß von Nürnberg, Mitbegründer der Musikalischen Gesellschaft von 1588
  • Lukas Friedrich B (1587–1648), begleitete die Reichsinsignien zur Krönung von Kaiser Matthias nach Frankfurt am Main. Mitglied im Inneren Rat und Kirchenpfleger, Nürnberger Musikherr
  • Freiherr Sigmund Friedrich Behaim von Schwarzbach (1686–1746), Mitglied im Inneren Rat, Kriegsherr und Nürnberger Gesandter bei den Krönungen der Kaiser Karl VII. und Franz I. Stephan.

Wappen

Stammwappen

Von Silber und Rot gespalten mit einem schräglinken schwarzen Fluss. [3]

Gemehrtes Wappen

Gemehrtes Wappen der Behaim

Schild geviert mit Mittelschild. Im goldenen Mittelschilde der kaiserliche, schwarze Doppeladler, 1 von Silber und Rot und 4 von Rot und Silber der Länge nach geteilt, mit einem schrägrechten, schwarzen Fluss (Stammwappen) und 2 von Silber und Roth und 3 von Roth und Silber der Länge nach geteilt mit einer schwarzen, oben viermal gezinnten Mauer oder Querbalken (Wappen des erloschenen Geschlechte der Behaim von Abensberg).

Referenzen

Einzelnachweise

  1. Der Hirsvogelsaal im Besitz der Behaim
  2. http://freenet-homepage.de/Eike.Genscher/Zitate.html
  3. Geschichte zum Stammwappen der Behaim

Siehe auch

Literatur

  • Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
  • Alexander Flegler: Behaim. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 273 f.
  • Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Hofmann, Nürnberg 1984, ISBN 3-87191-088-0 (2., erg. u. erw. Auflage 1989, Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, Oktober 2000)
  • Steven Ozment: Three Behaim boys. Growing up in early modern Germany. A chronicle of their lives. Yale University Press, New Haven 1990, ISBN 0-300-04670-7 (Briefe von Michael Behaim, Friedrich Behaim und Stephan Carl Behaim)

Weblinks


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