Wilhelm Graf zu Lynar

Wilhelm Graf zu Lynar
Gedenktafel am Schloss Lübbenau

Wilhelm Friedrich Rochus Graf zu Lynar (* 3. Februar 1899 in Berlin; † 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Offizier und Beteiligter am Attentat vom 20. Juli 1944 gegen Hitler.

Leben

Wilhelm Friedrich, genannt Wilfried, absolvierte sein Abitur in Luckau und wurde dann Fahnenjunker bei den Potsdamer Leibgarde Husaren. Nach dem Ersten Weltkrieg erlernte er Land- und Forstwirtschaft. 1923 heiratete er Ilse Gräfin Behr Negendank aus Semlow und zog auf das Gut seiner Familie in Tornow (Spreewald). 1928, nach dem Tod seines Vaters, übernahm er die Verwaltung des Familienbesitzes und zog auf das Schloss Lübbenau. Bereits 1930 verlegte er, inzwischen Vater von vier Kindern seinen Wohnsitz auf das ebenfalls im Familienbesitz befindliche Gut Seese. Einer Familientradition folgend wurde er Rechtsritter des Johanniterordens.

Er wurde Mitglied der deutsch-nationalen Organisation Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, stand jedoch dem Nationalsozialismus skeptisch gegenüber.[1] Lynar war Reserveoffizier der Wehrmacht im Panzerregiment Neuruppin. Während des Zweiten Weltkrieges war er Major und für das Personalwesen zuständiger Stabsoffizier beim Generalkommando in Berlin. Später war er Adjutant des in der Führerreserve stehenden Generalfeldmarschalls Erwin von Witzleben, der dann auf Schloss Seese wohnte.

Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar war über die früheren Attentatspläne in Kreisen der militärischen Opposition informiert. Lynar stellte sein Schloss in Lübbenau für die Treffen der Verschwörer um Claus Schenk Graf von Stauffenberg zur Verfügung. Er hatte Kontakte zu Fritz Jaeger und zu Ludwig Gehre, der die Verbindung zu Henning von Tresckow herstellte. Am 20. Juli 1944 begleitete Lynar seinen früheren Vorgesetzten Erwin von Witzleben in den Bendlerblock. Nach dem gescheiterten Attentat wurden dieser und Lynar in Seese von der Gestapo verhaftet. Am 29. September 1944 verurteilte der Volksgerichtshof Wilhelm-Friedrich Graf zu Lynar zum Tod. Noch am selben Tag wurde er in Plötzensee gehängt. Die Familie wurde enteignet.

Am heute wieder im Besitz der Familie befindlichen Schloss Lübbenau befindet sich eine Gedenktafel für Wilhelm Friedrich Graf zu Lynar.

Literatur

  • Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.): Spiegelbild einer Verschwörung. Die Opposition gegen Hitler und der Staatsstreich vom 20. Juli 1944 in der SD-Berichterstattung. Geheime Dokumente aus dem ehemaligen Reichssicherheitshauptamt. 2 Bde. Stuttgart 1984
  • Peter Hoffmann: Widerstand, Staatsstreich, Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler. München 1969, 1985 (Piper TB)
  • Beatrix Gräfin zu Lynar: Was ist aus dem Schloss und seinen Herren geworden? In: Geschichte der Stadt Lübbenau/Spreewald - 20. Jahrhundert -, 2004, Seite 254 ff.

Einzelnachweise

  1. Beatrix Gräfin zu Lynar: Was ist aus dem Schloss und seinen Herren geworden? In: Geschichte der Stadt Lübbenau/Spreewald - 20. Jahrhundert -, 2004, Seite 255

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rochus Graf zu Lynar — Lynar (oder auch Linar) ist der Name einer preußischen Adelsfamilie, die ihren Ursprung im heutigen Italien hat. Ein Zweig der Familie ließ sich später in Lübbenau in der Niederlausitz nieder. Ihren Namen hat die Familie von der unmittelbaren… …   Deutsch Wikipedia

  • Lynar — Wappen der Grafen zu Lynar Lynar (oder auch Linar) ist der Name einer preußischen Adelsfamilie, die ihren Ursprung im heutigen Italien hat. Ein Zweig der Familie ließ sich später in Lübbenau im Spreewald nieder …   Deutsch Wikipedia

  • Albert August Wilhelm Deetz — Albert Deetz Die Kaiserdeputation bei König Friedrich Wilhelm …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Wilhelm von Bredow — (* 1691; † 25. September 1761 in Cottbus ) war ein königlich preußischer Generalmajor und Chef des Garnisonsregiments Nr.7 . Er war Kommandant von Stettin, Ritter des Pour le Merite sowie Erbherr auf Groß Lübbenau und Bischdorf. Er wurde in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Lübbenau — Das Schloss Lübbenau mit den später angefügten Türmen an der Rückfront (Foto: 2010) Das Schloss Lübbenau (1817–1839) ist ein klassizistisches Bauwerk in Lübbenau/Spreewald im Spreewald. Es wird heute als Hotel genutzt. Das Schloss gehört zu den… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Ly — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Sankt-Nikolai-Kirche (Lübbenau) — Sankt Nikolai Kirche Die Sankt Nikolai Kirche ist die evangelische Kirche der Altstadt der Stadt Lübbenau/Spreewald. Sie ist ein wichtiges Baudenkmal des Dresdner Barock in der Niederlausitz und gehört zum evangelischen Kirchenkreis Niederlausitz …   Deutsch Wikipedia

  • Persönlichkeiten des 20. Juli 1944 — Würdigung der Widerstandskämpfer: Block 3 der Deutschen Bundespost von 1964 zum 20. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler Die Liste der Persönlichkeiten des 20. Juli 1944 umfasst die Beteiligten, Mitwisser und Fluchthelfer beim gescheiterten… …   Deutsch Wikipedia

  • Johanniter-Orden — Dieser Artikel erläutert den gegenwärtigen evangelischen Johanniterorden in Deutschland. Für die gemeinsame Geschichte des Johanniter /Malteserordens bis zur Reformation siehe Geschichte des Johanniterordens, für weitere Bedeutungen siehe… …   Deutsch Wikipedia

  • 3. Feber — Der 3. Februar ist der 34. Tag des Gregorianischen Kalenders, somit verbleiben 331 Tage (in Schaltjahren 332 Tage) bis zum Jahresende. Historische Jahrestage Januar · Februar · März 1 2 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”