Wilhelm Keppler

Wilhelm Keppler
Wilhelm Keppler auf der Anklagebank im Nürnberger Prozess

Wilhelm Karl Keppler (* 14. Dezember 1882 in Heidelberg; † 13. Juni 1960 in Friedrichshafen) war ein deutscher mittelständischer Unternehmer und nationalsozialistischer Politiker. Er gründete den nach ihm benannten Keppler-Kreis, der Kontakte zwischen Hitler und Industriellen herstellte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Keppler studierte Maschinenbau an der TH Karlsruhe und am Polytechnikum in Danzig. Während dieser Zeit schloss er sich den Corps Frisia Karlsruhe und Baltica Danzig an. Ab 1921 war er einer von zwei Direktoren unter einem Generaldirektor und Mitinhaber der Odin-Werke im nordbadischen Eberbach, einem Werk zur Produktion von Fotogelatine, an dem auch die britische Tochter der US-Gesellschaft Eastman Kodak zu 50% beteiligt war, trat aber von diesem Posten am 1. April 1932 zurück, um auf Anregung Hitlers einen Unterstützerkreis für die NSDAP aus Männern der Wirtschaft zu bilden, den sogenannten „Studienkreis für Wirtschaftsfragen“ oder Keppler-Kreis. Der NSDAP war er im Jahre 1927 beigetreten (Mitglieds-Nr. 62.424). Im März 1928 organisierte er eine Rede Hitlers vor 650 Industriellen in Heidelberg, zu der er 800 Einladungen verschickte.[1] In seinem Kreis sammelte er meist kleinere Unternehmer und Bankiers um sich, Vertreter der Großindustrie vermochte er nicht zu gewinnen. Ziel des Kreises war es, den ökonomisch unerfahrenen Hitler in Wirtschaftsfragen zu beraten und den Aufstieg der NSDAP zu fördern. Dabei geriet Keppler anfangs in Rivalität zu Hjalmar Schacht, der ein ähnliches Gremium aufzubauen versuchte, schließlich aber auf Hitlers Wunsch im Keppler-Kreis mitarbeitete. Der Einfluss des Kreises auf Hitler blieb marginal. Historisch bedeutsam wurde die Vereinigung nur einmal, als Keppler und der Bankier Kurt Freiherr von Schröder den Kontakt zwischen Hitler und Franz von Papen herstellten, der schließlich zur Machtübergabe an die Nationalsozialisten führen sollte.

Keppler wurde bei den Märzwahlen 1933 Mitglied des Reichstages für den Wahlkreis Baden und erhielt zusätzlich einen, wenngleich einflusslosen, Posten als „Kommissar für Wirtschaftsfragen“ in der Reichskanzlei. Im gleichen Jahr war er Mitglied der deutschen Delegation auf der Weltwirtschaftskonferenz in London. Am 21. März 1935 trat er der SS (SS-Nr. 50.816) bei. Nach der Ernennung Ribbentrops zum Außenminister wurde er am 19. März 1938 „Staatssekretär für besondere Aufgaben“ im Auswärtigen Amt. Als solcher war er an der Zerschlagung der Tschechoslowakei maßgeblich beteiligt. Am so genannten Anschluss Österreichs war Keppler beteiligt, indem er Görings Anweisungen vor Ort in Wien durchführte. Nach dem Anschluss amtierte er dann vom März bis Juni 1938 als „Reichskommissar in Österreich“. Ebenso war er 1939 bei der Einverleibung Danzigs dabei.

Keppler spricht bei der nationalen Feierstunde der „Zentrale Freies Indien“ in Berlin anlässlich der Gründung der Provisorischen Indischen Nationalregierung durch Subhas Chandra Bose (1943), Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Schon seit 1936 war er Hermann Görings Berater für die Durchführung des Vierjahresplans, mit dem Schwerpunkt auf der Beschaffung von Rohstoffen, wobei er besonders mit den Arbeitsgebieten „Erforschung des deutschen Bodens“ und „Industrielle Fette und Öle“ (u.a. die Herstellung synthetischer Fette aus Kohle) betraut wurde. Keppler war Aufsichtsratsvorsitzender der Braunkohle Benzin AG, später Mitglied des Aufsichtsrats der Continentale Öl AG (Conti-Öl). Anfang 1937 wurde er Leiter der Zentralstelle für die wirtschaftspolitischen Organisationen der NSDAP und 1938 Präsident des Reichsamtes für Bodenforschung. Sein Kreis wurde in „Freundeskreis Reichsführer-SS“ umbenannt und warb für die SS Spendenmittel ein, besonders im Krieg. Am 30. Januar 1942 wurde Keppler zum SS-Obergruppenführer ernannt. Während des Zweiten Weltkriegs übertrug ihm Himmler die Leitung zahlreicher, von der SS konfiszierter Firmen im besetzten Polen und der UdSSR, deren Arbeitskräfte, oft Zwangsarbeiter, mit großer Brutalität behandelt wurden. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Umsiedlungs-Treuhand-Gesellschaft mbH, wurde er mitverantwortlich für Massendeportationen. Im Nürnberger Wilhelmstraßen-Prozess wurde er am 14. April 1949 zu einer Haftstrafe von 10 Jahren verurteilt, jedoch vorzeitig am 1. Februar 1951 durch den US-Hochkommissar begnadigt und aus dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen. Später war er beim Motorenwerk des Felix Wankel in Lindau beschäftigt.[2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers, Berlin 1985, S. 244
  2. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 304.

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