Wilhelmshorst

Wilhelmshorst
Wilhelmshorst
Gemeinde Michendorf
Wappen von Wilhelmshorst
Koordinaten: 52° 20′ N, 13° 3′ O52.33361111111113.05379722222255Koordinaten: 52° 20′ 1″ N, 13° 3′ 14″ O
Höhe: 55 m ü. NHN
Fläche: 8,48 km²
Einwohner: 3.039 (31. Dez. 2010)
Eingemeindung: 26. Okt. 2003
Postleitzahl: 14552
Vorwahl: 033205
Fresdorf Langerwisch Michendorf Stücken Wildenbruch Wilhelmshorst Schwielowsee (Gemeinde) Schwielowsee (Gemeinde) Seddiner See Beelitz Nuthetal Werder (Havel) Potsdam Trebbin Blankensee Grössinsee Großer Seddiner See Kähnsdorfer See Schwielowsee Templiner See Caputher See Großer LienewitzseeKarte
Über dieses Bild

Ortsteil Wilhelmshorst in der Gemeinde Michendorf

Wilhelmshorst ist ein Ortsteil[1] der amtsfreien Gemeinde Michendorf im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Der Ort hat 3.039 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2010)[2] auf einer Fläche von 8,48 km²[3] und liegt an der Berlin-Blankenheimer Eisenbahn, einem Teilabschnitt der Kanonenbahn von Berlin nach Metz. Der Ort wurde ab 1907 als Villenkolonie an der sogenannten Kanonenbahn, nahe Potsdam für kaufkräftige Berliner (Beamte, Offiziere, Kaufleute) als großzügig gestaltete Siedlung mitten im Wald angelegt. Wilhelmshorst wurde im Oktober 2003 gegen den Willen der Mehrheit seiner Bewohner nach Michendorf eingemeindet.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Ort liegt ca. 7 km südlich von Potsdam am Fuß der 91 m hohen Schönen Berge. Sie sind Teil des vom Potsdamer Brauhausberg bis zum Saarmunder Berg verlaufenden Saarmunder Endmoränenbogens. Die durch den Ort verlaufende Bahnstrecke Berlin-Beelitz teilt Wilhelmshorst in einen nördlichen und einen südlichen Bereich.

Geschichte

Die erste Besiedlung Wilhelmshorsts erfolgte erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Gelände gehörte ursprünglich zur Landgemeinde Neu-Langerwisch und zum Teil zur wüsten Feldmark Schön(en)berg. Den Namen Wilhelmshorst erhielt der Ort 1911 nach dem Charlottenburger Kaufmann Wilhelm Müller[4] (bzw. Mühler[5]). Bereits vor 1906 hatte dieser Grundstücke in der nördlich der Bahnlinie liegenden Greuelheide von Langerwischer Bauern aufgekauft. 1906 beauftragte er den Landvermesser W. Ludewig mit der Vermessung und Parzellierung des Geländes. Der Parzellierungsplan wurde 1907 beim Landkreis zur Genehmigung eingereicht wurde. Die Einreichung des Bebauungsplanes gilt als Gründungsdatum. 1909 wurde der Parzellierungsplan genehmigt unter der Bedingung, dass Flächen für öffentliche Einrichtungen wie Kirche, Pfarrhaus, Friedhof, Schule und Bahnhof bereitgestellt wurden. Allerdings setzte die Bebauung schon 1905 mit der Errichtung des Sommerhauses von Wilhelm Mühler ein. Die Erschließung ging zügig voran, denn bis 1912 waren bereits Strom- und Wasserleitungen verlegt. 1914 wurde eine Haltestelle an der Bahnstrecke angelegt, 1915 war das Bahnhofsgebäude fertig gestellt[5]. Etwa ein Dutzend Häuser waren bis dahin gebaut worden. 1911 wurde ein Bebauungsplan für die südlich der Bahntrasse gelegenen Gebiet durch die "Wilhelmshorster-Grundstücks-Gesellschaft" erstellt. Ein Jahr später waren bereits 14 Grundstücke verkauft. Nach dem 1. Weltkrieg stagnierte die Entwicklung zunächst; es entstanden zunächst nur wenige neue Gebäude, darunter das herrschaftlich wirkende, denkmalgeschützte Landhaus von Renesse (An den Bergen 54).

1925 wurden 193 Hektar von der Gemarkung der Landgemeinde Neu-Langerwisch abgetrennt und der Gemarkung Wilhelmshorst zugeschlagen. Gleichzeitig wurde Wilhelmshorst zur Landgemeinde erhoben. 1928 wurden im Rahmen von Neuordnungen im Landkreis Zauch-Belzig weitere Teile vom Gutsbezirk Kunersdorf Forst, vom Gutsbezirk Neu-Langerwisch und vom Gutsbezirk Plantagenhaus zur neuen Gemeinde übertragen. 1931 wird die Größe der Gemarkung mit 1202 ha angegeben. 1939 hatte Wilhelmshorst 1313 Einwohner, die in Wilhelmshorst und den zugehörigen Wohnplätzen Templin und Forsthaus Templin wohnten.

1946 erhielt Wilhelmshorst von der Gemeinde Ferch eine Waldzulage von 76 ha. 1957 wurden 17 ha der Behelfsheimsiedlung an die Gemeinde Michendorf abgegeben. Am 1. Juli 1950 verlor die Gemeinde kurzzeitig ihre Selbständigkeit. Die Siedlung gehörte bis zum 24. Juli 1952 zu Potsdam.[6] Bis zur Eingemeindung nach Michendorf am 26. Oktober 2003 blieb Wilhelmshorst eigenständig.[7] Im Jahr 2007 beging der Ort sein 100-jähriges Bestehen u.a. mit der Herausgabe eines Jubiläumsbuches.

Öffentliche Einrichtungen

Das zunächst nach Langerwisch eingekirchte Wilhelmshorst wurde 1926 selbständige Kirchengemeinde. Der Friedhof wurde im selben Jahr eingeweiht. 1932 wurde auf dem Friedhof eine Friedhofskapelle errichtet. 1936/7 wurde nach einem Entwurf von Winfried Wendland die Dorfkirche Wilhelmshorst im nördlichen Teil von Wilhelmshorst errichtet.

Bis 1930 waren die Kinder der Wilhelmshorster Bürger in Langerwisch zur Schule gegangen. Ab diesem Jahr wurde zunächst in einem Wohnhaus (Heidereuterweg 12) eine provisorische Schule eingerichtet. 1932/33 erwarb die Gemeinde das Wohnhaus Heidereuterweg 2 und baute es zur Schule um. 1947 zog die Schule in eine neue errichtete Baracke um, die 1975/6 durch einen zweigeschossigen Anbau erweitert worden war. 1987 wurde ein neues Schulgebäude am Heidereuterweg errichtet.

Sehenswürdigkeiten

  • Das von Kurt-Hermann Kühn entworfene und unter Denkmalschutz stehende "Mahnmal für die Opfer des Faschismus" im Birkenwäldchen gegenüber dem Bahnhof, bestehend aus:
  • dem 1949 aufgestellten Findling mit der Inschrift „Euer Tod ist uns Verpflichtung“, sowie
  • der 1985 errichteten vier Meter hohen Betonstele mit dem Zitat von Karl Marx „Du siehst, dass der proletarische Löwe nicht tot ist“[8]

Einwohnerentwicklung

  • 1925: 304
  • 1939: 1.313
  • 1946: 1.532
  • 1964: 2.008
  • 1971: 2.110
  • 1997: 1.834
  • 2005: 2.706
  • 31. Dezember 2010: 3.039

Persönlichkeiten

Mit der Waldgemeinde ist das Leben folgender Persönlichkeiten verbunden [9][10]:

  • Friedrich Müssemeier (* 1876, † 1957) war ein deutscher Veterinärmediziner, lebte zeitweise in Wilhelmshorst
  • Albert Gessner (* 1868, † 1953), war ein deutscher Architekt, maßgeblich an den Bauplanungen in Wilhelmshorst-Süd und am Bahnhof Wilhelmshorst in den 1910er Jahren beteiligt
  • Otto Haesler (* 1880; † 1962), war ein deutscher Architekt und bedeutender Vertreter des Neuen Bauens außerhalb des Bauhauses, lebte von 1953 bis zu seinem Tod am 2. April 1962 in Wilhelmshorst. Er ist auf dem Wilhelmshorster Friedhof begraben.
  • Karl Steinhoff (* 1892; † 1981) war Ministerpräsident des Landes Brandenburg und Minister des Inneren der DDR, lebte von 1933 bis Ende der 1970er Jahre in Wilhelmshorst und ist auf dem Wilhelmshorster Friedhof begraben
  • Edlef Köppen (* 1893, † 1939) war ein deutscher Schriftsteller und Rundfunkredakteur, lebte von 1933 bis 1939 in Wilhelmshorst
  • Alfred Klose (* 1895, † 1953) war ein deutscher Naturwissenschaftler, lebte zeitweise in Wilhelmshorst. Er ließ das Haus Eulenkamp 11 errichten.
  • Peter Huchel (* 1902, † 1981), war ein deutscher Lyriker und Redakteur, lebte zeitweise in Wilhelmshorst
  • Erich Arendt (* 1903, † 1984), war ein deutscher Lyriker und literarischer Übersetzer, lebte von 1971 bis zu seinem Tod am 25. September 1984 in Wilhelmshorst
  • Hermann Henselmann (* (1905), † 1995) war ein deutscher Architekt, bekannt durch sein Wirken im Städtebau der DDR der 1950er und 1960er Jahre, lebte in den 1930er Jahren in Wilhelmshorst
  • Kurt-Herrmann Kühn (* 1926, † 1989) war ein bildender Künstler, lebte von 1964 bis zum Ende der 1980er Jahre in Wilhelmshorst, Schöpfer der Opfer des Faschismus-Gedenkstele im Birkenwäldchen Wilhelmshorst
  • Nils Werner (* 1927, † 1989) war ein deutscher Dichter und Kinderbuchautor, lebte zeitweise in Wilhelmshorst
  • Konrad Wolf (* 1925, † 1982) war ein deutscher Regisseur, lebte zeitweise in Wilhelmshorst
  • Christoph Quest (* 1940) ist ein deutscher Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur und lebt seit 2009 in Wilhelmshorst
  • Lutz Seiler (* 1963) ist ein deutscher Schriftsteller, lebt in Wilhelmshorst und leitet das literarische Programm im Peter-Huchel-Haus ebenda
  • Gerit Kling (* 1965) ist eine deutsche Schauspielerin und in Wilhelmshorst aufgewachsen
  • Anja Kling (* 1970) ist eine deutsche Schauspielerin, sie lebt in Wilhelmshorst

Quellen

Literatur

  • Peter R. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil V Zauch-Belzig. 527 S., Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1977.
  • Marie-Luise Buchinger und Marcus Cante: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Denkmale in Brandenburg Landkreis Potsdam Mittelmark Bd.14.1 Nördliche Zauche. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2009 ISBN 978-3-88462-285-8

Einzelnachweise

  1. Hauptsatzung der Gemeinde Michendorf PDF
  2. Bevölkerungsstatistik vom 31. Dezember 2010 der Internetseite der Gemeinde Michendorf
  3. Flächenstatistik auf der Internetseite der Gemeinde Michendorf
  4. Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin, Band 13 der Brandenburgischen Historischen Studien im Auftrag der Brandenburgischen Historischen Kommission, be.bra wissenschaft verlag, Berlin-Brandenburg 2005, S. 182, ISBN 3-937233-30-X, ISSN 1860-2436.
  5. a b Buchinger & Cante (2009: S.639-660)
  6. Beitrag zur Statistik: Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005 - Landkreis Potsdam-Mittelmark, Seite 35
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  8. „Proletarischer Löwe“ überlebt - Mahnmal aus DDR-Zeiten in Wilhelmshorst steht jetzt unter Denkmalschutz, Potsdamer Neueste Nachrichten, 28. Januar 2010
  9. Wilhelmshorst Online - Persönlichkeiten
  10. Wilhelmshorst.de - Prominente

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Liste der Baudenkmale in Michendorf — In der Liste der Baudenkmale in Michendorf sind alle Baudenkmale der brandenburgischen Gemeinde Michendorf und ihrer Ortsteile aufgelistet. Grundlage ist die Veröffentlichung der Landesdenkmalliste mit dem Stand vom 30. Dezember 2009.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kleszczewo — Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Hellmut Huchel — Peter Huchel (* 3. April 1903 in Lichterfelde bei Berlin; † 30. April 1981 in Staufen; eigentlich Hellmut Huchel) war ein deutscher Lyriker und Redakteur. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen …   Deutsch Wikipedia

  • Huchel — Peter Huchel (* 3. April 1903 in Lichterfelde bei Berlin; † 30. April 1981 in Staufen; eigentlich Hellmut Huchel) war ein deutscher Lyriker und Redakteur. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen …   Deutsch Wikipedia

  • Langerwisch — Gemeinde Michendorf Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Bahnstrecke Berlin–Blankenheim — Berlin Blankenheimer Eisenbahn Kursbuchstrecke (DB): 200.7, 207, ex258, 335 Streckennummer: 6118 Streckenlänge: 188,1 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Stromsystem: S Bahn Berlin: 750 V = Stromsystem: 15 kV 16,7 …   Deutsch Wikipedia

  • Berlin-Blankenheimer-Bahn — Berlin Blankenheimer Eisenbahn Kursbuchstrecke (DB): 200.7, 207, ex258, 335 Streckennummer: 6118 Streckenlänge: 188,1 km Spurweite: 1435 mm (Normalspur) Stromsystem: S Bahn Berlin: 750 V = Stromsystem: 15 kV 16,7 …   Deutsch Wikipedia

  • Berliner Außenring — Der Außenring Höhe Sellheimbrücke, links im Bild ist die Trasse der geplanten S Bahn …   Deutsch Wikipedia

  • Edlef Köppen — (* 1. März 1893 in Genthin; † 21. Februar 1939 in Gießen) war ein deutscher Schriftsteller und Rundfunkredakteur. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Erich Arendt — (* 15. April 1903 in Neuruppin; † 25. September 1984 in Wilhelmshorst) war ein bedeutender deutscher Lyriker und Übersetzer (Pablo Neruda) in der Deutschen Demokratischen Republik. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 1903 bis 1933 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”