Willershagen

Willershagen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Gemeinde Gelbensande
Gelbensande
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Gelbensande hervorgehoben
54.20311884166712.3027992258Koordinaten: 54° 12′ N, 12° 18′ O
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Bad Doberan
Amt: Rostocker Heide
Höhe: 8 m ü. NN
Fläche: 34,05 km²
Einwohner: 1748 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 51 Einwohner je km²
Postleitzahl: 18182
Vorwahl: 038201
Kfz-Kennzeichen: DBR
Gemeindeschlüssel: 13 0 51 020
Adresse der Amtsverwaltung: Eichenallee 20
18182 Gelbensande
Webpräsenz:
Bürgermeister: Lutz Koppenhöle
Lage der Gemeinde Gelbensande im Landkreis Bad Doberan
Karte

Gelbensande ist eine Gemeinde im Landkreis Bad Doberan in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie ist Sitz des Amtes Rostocker Heide, dem weitere vier Gemeinden angehören. Gelbensande wird fast vollständig von der Rostocker Heide, einem etwa 6000 Hektar großen Waldgebiet, umschlossen. Historisch und teilweise auch heute bestimmt dieser Wald die Strukturen der Gemeinde. So befand sich hier das Jagdrevier des mecklenburgischen Fürstenhauses, was eindrucksvoll durch das Jagdschloss belegt wird. Holzverarbeitende Unternehmen haben hier ihren Sitz und zunehmend wird der Ort touristisch genutzt. Problematisch gestaltete sich der Umgang mit den in der Zeit der DDR errichteten Plattenbauten, einige wurden zurückgebaut.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Die etwa acht Kilometer breite Rostocker Heide und der Ort Graal-Müritz trennen Gelbensande von der Ostseeküste. Die Gemeinde liegt an der Bahnlinie Rostock – Stralsund und an der Bundesstraße 105. Die Gemeinde Gelbensande besteht aus den Ortsteilen Gelbensande im Norden und Willershagen im Süden, zwischen ihnen verläuft die B 105.

Die Gemeinde ist bis auf den südlichen Teil von Wald umgeben. Dieser Wald ist auf dem Gemeindegebiet etwa 2150 Hektar groß und gehört zur Rostocker Heide. Willershagen im Süden wird durch Wiesen und Äcker bestimmt, lediglich im Nordosten gibt es einen etwa 540 Hektar großen Laubwald.

Von Süd nach Nord quert der Wallbach das Gemeindegebiet, er durchfließt Willershagen, quert nordöstlich von Gelbensande die Bundesstraße und fließt in Richtung Hirschburg nach Norden. Im Nordwesten der Gemeinde bildet der Stromgraben die Grenze zum Stadtgebiet von Rostock. Das gesamte Waldgebiet der Heide auf dem Gemeindegebiet ist mit 2 bis 5 m Höhe sehr flach gelegen, der tiefste Punkt liegt nördlich von Gelbensande bei 1,8 m ü. NN. Der Ort Gelbensande liegt bei etwa 12 m ü. NN und steigt Richtung Westen (Meyers Hausstelle) zur Gemeindegrenze auf 16,3 m ü. NN. Der höchste Punkt der Gemeinde liegt südlich Willershagen mit 17,1 m. ü. NN.

In direkter Nachbarschaft zu Gelbensande liegen die Städte und Gemeinden Dierhagen, Ribnitz-Damgarten, Marlow, Blankenhagen, Rövershagen, Rostock und Graal-Müritz.

Klima

Klimadiagramm von Rostock-Warnemünde
Typischer Waldboden im Gelbensander Forst

In Gelbensande herrscht nordmecklenburgisches Küstenklima. Die Jahrestemperatur beträgt durchschnittlich 9,7 °C, welche im Vergleich mit dem benachbarten Rostock erheblich höher ist. Aufgrund des Küstenklimas ist die Luftfeuchtigkeit mit durchschnittlich 79,6 % relativ hoch. Der Wind erreicht im Jahresschnitt eine Stärke von 5 bis 6. Die Niederschläge betragen relativ geringe rund 600 mm im Jahr.

Geologie

Das Gemeindegebiet liegt in einer von der letzten Eiszeit geprägten Heidelandschaft.Das Gebiet ist eine geologisch sehr junge Landschaft, deren Entstehungsprozess mit dem Ende der Weichseleiszeit vor zirka 12.000 Jahren begann. Durch das abtauende Inlandeis hob sich das darunter liegende Land und die Senken wurden mit Wasser gefüllt, der Vorgänger der späteren Ostsee, der Ancylussee entstand. Die Großformen der Küsten im südlichen Bereich der Ostsee formten sich durch die Littorina-Transgression vor etwa 7.000 bis 2.500 Jahren. Vor zirka 5.000 Jahren erreichte der Meeresspiegel sein heutiges Niveau. Der Ort Gelbensande selbst weist sandigen Boden auf. Südlich von Gelbensande geht die Sanderlandschaft in eine leicht hügelige Jungmoränenlandschaft über. Der Wald rings um Gelbensande ist durch saure Sandböden und durch Moore geprägt. Die Humusschicht ist zum großen Teil nur wenige Zentimeter dick, darunter befindet sich der charakteristische gelbe Sand. Die größten Moorgebiete in der Gegend sind das Naturschutzgebiet Großes Moor und das Ribnitzer Moor.

Flora

Im Wald sind überwiegend Buchen, Eichen, Kiefern und Fichten vertreten. Die früher als Baumart zahlreich vorhandene Birke wurde in den Jahren der intensiven Waldnutzung fast vollständig verdrängt. Kleinere Pflanzen, wie Farne, seltene Orchideen und Bärlauch findet man insbesondere in der Nähe vom Wallbach. Auch viele verschiedene Pilzarten, die auf sauren Böden gedeihen, sind zahlreich in den Wäldern rund um den Ort zu finden.[1]

Geschichte

Anfangsjahre

Ehm. Standort vom „Haus zum gelben Sande“
Ehm. Forstinspektion in Gelbensande, heute Pflegeheim
Die Kirche von Gelbensande, errichtet 1924
Gedenkstätte auf dem Friedhof
Plattenbauten am Heidering

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1675. Ursprünglich soll es einen Ort zwischen Gelbensande und Altheide gegeben haben, aus dessen Ruinen Baustoffe für den Aufbau der ersten Gebäude in Gelbensande genutzt wurden. Namensgebend für den Ort war das „Haus zum gelben Sande“, das erstmals im Zusammenhang mit dem Durchzug der königlich-dänischen Armee von Rostock nach Ribnitz erwähnt wurde. Es gehörte dem Heidereiter Hans Kühl, einem Aufseher der fürstlichen Waldungen und des Jagdhauses der Landesfürsten. Noch heute wird der Standort des Gebäudes durch vier große Linden markiert. In den folgenden Jahren entstanden entlang der heutigen „Eichenallee“ die ersten Häuser des Ortes. Der Dorfmittelpunkt entstand unweit der vier Linden und wird bis heute Bleiche genannt. Der Name erinnert daran, dass hier die Wäsche zum Bleichen ausgelegt wurde.

Eine weitere Erwähnung findet der Ort zwischen den Jahren 1765 und 1789 im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der St. Marien Kirche in Ribnitz-Damgarten. So wird berichtet, dass zum Wiederaufbau Holz aus der „Gelbensander Hölzung“ verwendet wurde.

Um 1875 wurde in unmittelbarer Nähe vom „Haus zum gelben Sande“ das Gebäude der Forstinspektion, Sitz der großherzoglichen Jagdaufsicht, errichtet. Im gleichen Zuge wurde das alte „Haus zum gelben Sande“ abgerissen. Zehn Jahre später (1885) wurde mit der Errichtung des Jagdschlosses begonnen, das bis heute das bekannteste Gebäude des Ortes ist.

Erst relativ spät wurde westlich vom eigentlich Ort, ein wenig entfernt im Wald, die Dorfkirche von Gelbensande gebaut. Sie entstand im Jahr 1924. Am 10. September 1932 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet, vorausgegangen war ihr eine Feuerwehr in Willershagen, die seit 1865 bestand.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde in Schwarzenpfost, etwa zwei Kilometer von Gelbensande entfernt, ein Lager für Zwangsarbeiter errichtet, von denen vier polnische Insassen ums Leben kamen. Ihre Gräber waren viele Jahre nicht bekannt, es gab lediglich die Vermutung, dass sie am Rande des Friedhofes bestattet wurden. Erst 2004 konnte diese Vermutung durch Suchgrabungen bestätigt werden. Seitdem erinnert eine Gedenkstätte auf dem Friedhof an die Opfer der Zwangsarbeit.

Als kurz nach Kriegsende ein Zug mit Kriegsverwundeten in der Nähe von Gelbensande liegen blieb, wurde beschlossen, das Jagdschloss als Lazarett zu nutzen, später wurde es dann eine Heilstätte für TBC-Patienten. Der Forsthof wurde in dieser Zeit in ein Krankenhaus und später zu einem Pflegeheim umgewandelt. Diese Funktion ist bis heute geblieben.

1950 bis 1990

Im Jahre 1958 schlossen sich die Gemeinden Gelbensande und Willershagen zusammen. Durch die Lage von Gelbensande ist eine Bebauung bis heute nur eingeschränkt möglich, da der Ort von drei Seiten von Wald umgeben ist. Ein größeres Interesse erlangte der Ort 1962, als er als Filmkulisse für den Film „Das verhexte Fischerdorf“ (Regie: Siegfried Hartmann) diente. Insbesondere der Bahnhof spielte eine Rolle, der Name Gelbensande wurde im Film nicht verwendet. In den 1980er Jahren wurde östlich des alten Dorfkerns eine Plattenbausiedlung errichtet. Ursprünglich sollte diese in Rövershagen gebaut werden, der Plan wurde aber aufgrund der Nähe zu den Militärstützpunkten Wiethagen und Schwarzenpfost und möglichen Problemen mit der dortigen Radartechnik verworfen.

Gelbensande bekam den Zuschlag für die Errichtung einer Neubausiedlung mit 15 Gebäuden (575 Wohnungen). Zudem wurde am Lindenweg ein kleiner Block für Bauarbeiter errichtet, die zu dieser Zeit beim Bau des Düngemittelwerks in Poppendorf beschäftigt waren. Deshalb stieg die Einwohnerzahl des kleinen Ortes stark an. Im Jahre 1980 lebten in Gelbensande 768 Menschen, durch den neu geschaffenen Wohnraum waren es 1985 bereits 2416. 1980 wurde der Ort an die Wasserversorgung angeschlossen, was eine weitere Verbesserung der Infrastruktur bedeutete.

1990 bis Heute

Abriss eines Wohnblocks

Nach der Wende sank, wie in vielen anderen ostdeutschen Gemeinden, die Einwohnerzahl. Durch steigenden Wohlstand waren die Plattenbauten als Wohnraum immer weniger gefragt. Durch günstige Angebote und Renovierungsmaßnahmen, sowie den Abriss eines Hochhauses konnte die Leerstandsquote gesenkt werden. Im Wohnheim der Bauarbeiter war nach der Wende eine Unterkunft der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber untergebracht, welche jedoch nach den Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen geschlossen wurde. Das Gebäude wurde zwischenzeitlich abgerissen und das Gelände mit Einfamilienhäusern bebaut. Auch andere Wiesen und Weiden wurden im Laufe der Jahre in Bauland für Ein- und Mehrfamilienhäusern umgewandelt.

Gelbensande hat immer noch mit infrastrukturellen Problemen zu kämpfen. So wurden zwischenzeitlich die größte Verkaufsstelle im Ort und die regionale Schule geschlossen. Seit dem Sommer 2007 gibt es Bestrebungen, das Amt Rostocker Heide von Gelbensande nach Bentwisch zu verlegen. Gelbensande hat dagegen protestiert und im Falle einer Verlegung mit dem Austritt aus der Amtsgemeinschaft gedroht.[2]

Willershagen

Willershagen bestand als slawischer Ort bereits um 1000, allerdings unter einem anderen, heute nicht mehr bekannten Namen. Er lag unter anderem mit den slawischen Orten Bentwisch und Kussewitz im Burgbezirk Kessin. Nachdem dieser zerstört wurde, gingen die Ländereien an die Stadt Rostock über.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde Willershagen an das Klarissenkloster Ribnitz übertragen. Das Kloster diente dazu, die nicht verehelichten Töchter der Patrizier der Stadt Rostock und einiger Ritter des Landes Mecklenburg bis zum Ableben zu versorgen. Während der Unabhängigkeitskriege der USA im 18. Jahrhundert forderte die Stadt Rostock das Dorf und das Gut Willershagen zurück, da sie sich mit den großen Holzbeständen der dort gelegenen Forsten am Kriegsprofit beteiligen konnte. Bis zur Novemberrevolution 1919 verblieb der Ort im städtischen Eigentum. 1920 erhielt er das Recht auf kommunale Selbstverwaltung.

Politik

Amtsgebäude in Gelbensande - ehm. Schule und Kinderheim
Blick auf die Eichenallee (Dorfstraße)

Gemeinderat und Bürgermeister

Der Gemeinderat besteht (inkl. Bürgermeister) aus 13 Mitgliedern. Bei der Gemeinderatswahl 2004 wurden die Sitze wie folgt verteilt: Als stärkste Fraktion ging die Freiwillige Feuerwehr hervor, welche 4 Sitze im Gemeinderat gewann. Die Wirtschaftsvereinigung Rostocker Heide, Gelbensande/Willershagen e.V. erzielte 3 Sitze, die Wählergruppe Jagdschloss Gelbensande und die CDU jeweils 2 Sitze. Die FDP konnte einen Sitz gewinnen.

Bürgermeister der Gemeinde ist Lutz Koppenhöle (Wirtschaftsvereinigung Rostocker Heide, Gelbensande/Willershagen e.V.). Stellvertretende Bürgermeister sind Martina Tesche (Wirtschaftsvereinigung Rostocker Heide, Gelbensande/Willershagen e.V.) und Hans-Adolf Lüth (Freiwillige Feuerwehr).

Wappen

Das Wappen wurde am 24. September 1996 durch das Innenministerium genehmigt und unter der Nr. 113 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „Gespalten; vorn in Gold am Spalt ein halber hersehender schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem Maul, silbernen Zähnen, ausgeschlagener roter Zunge, silbernen Hörnern und abgerissenem Halsfell, dessen Randung bogenförmig ausgeschnitten ist, auf der Stirn eine goldene Fürstenkrone, die abwechselnd mit Blattornamenten und Perlen besteckte Zinken zeigt; hinten in Grün eine aufrechte, linksgewendete goldene Hirschstange.“

Das Wappen wurde nach einer Idee des Gelbensanders Willfried Steinmüller von dem Wismarer Heraldiker Roland Bornschein gestaltet.

Eingemeindungen

Seit dem Jahre 1959 gehört der heutige Ortsteil Willershagen zur Gemeinde Gelbensande.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1925 252
1952 494
1962 816
1980 768
1985 2.416
1990 2.268
1992 2.317
Jahr Einwohner
1994 2.449
1996 2.269
1998 2.252
2000 2.023
2002 1.867
2004 1.824
2006 1.783
Einwohnerentwicklung 1962 − 2006 [3]

Zur Zeit der Gründung von Gelbensande bis in die 1930er Jahre war Gelbensande nur von 200 bis 300 Personen bewohnt. Dies änderte sich nach dem zweiten Weltkrieg, als einige Flüchtlinge, auch bedingt durch das Lazarett, nach Gelbensande kamen. So stieg die Einwohnerzahl in den 1950er Jahren auf knapp 500 an. Im Rahmen der Eingemeindung von Willerhagen kamen noch einmal ca. 300 Einwohner hinzu. Bis Anfang 1982 blieb diese Einwohnerzahl fast unverändert. Durch die Fertigstellung der Plattenbauten gab es nun einen sprunghaften Anstieg der Bevölkerung auf über 2400 Personen.

Diese Zahl blieb bis Anfang der 1990er Jahre konstant und stieg sogar noch einmal leicht an, was auf durchreisende Spätaussiedler aus Rumänien zurückzuführen ist. Damit zusammenhängend steht auch der Bevölkerungsrückgang 1996. Seit dem Jahre 2000 ist ein spürbarer Bevölkerungsrückgang eingetreten, der bis heute andauert. Hauptfaktoren dafür sind die allgemeine demographische Entwicklung, fehlende Arbeitsmöglichkeiten, schlechter werdende Versorgungsstruktur, geringe Attraktivität der Plattenbauten als Wohnraum, sowie kaum vorhandenes geeignetes Bauland für Ein- und Mehrfamilienhäuser.

Wirtschaft, Verkehr und Tourismus

Verkehr

Regionalzug im Bahnhof Gelbensande

Gelbensande ist durch die Lage zwischen den Städten Rostock und Ribnitz-Damgarten sehr gut an das Verkehrsnetz angeschlossen. Die Bundesstraße 105 führt direkt durch den Ort. Neben dieser Hauptstraße gibt es in nördlicher Richtung den Hirschburger Landweg, über den man die Orte Hirschburg und Klockenhagen erreichen kann. Südlich führt eine Kommunalstraße nach Blankenhagen. Neben den Straßen ist Gelbensande an ein Netz von Waldwegen, so genannten Schneisen, angeschlossen. Diese sind insbesondere für Radtouristen oder Wanderer interessant, da man über diese fast jeden angrenzenden Ort bequem erreichen kann. Für den Autoverkehr sind diese Wegverbindungen überwiegend gesperrt.

Der Ort liegt an der Bahnstrecke von Rostock nach Stralsund und wird im Zwei-Stunden-Takt von Regionalexpress-Zügen bedient. Gelbensande hat vier Bushaltestellen, wird aber lediglich vom Schülerverkehr bedient. Die letzte Buslinie nach Gelbensande wurde Ende der 1990er Jahre eingestellt.

Land- und Forstwirtschaft

Der Ortsteil Gelbensande ist aufgrund seiner Lage immer Standort der Forstwirtschaft gewesen. Vor der Wende gab es größere holzverarbeitende Betriebe, darunter ein Sägewerk, ein Holzveredlungswerk, sowie eine große Köhlerei nördlich des Dorfes. Heute ist einzig das Sägewerk erhalten geblieben. Der Wald rund um Gelbensande ist auch heute noch Wirtschaftswald und wird bis auf wenige Ausnahmen bewirtschaftet. Zum Einsatz kommen in der Regel Holzvollernter, die die wirtschaftlichste Technologie im Waldbau darstellen. Gerade nach der Wende wurde sehr stark Waldbau betrieben, vor allem um die Monokulturen durch Mischwälder zu ersetzen.

Der Ortsteil Willershagen war und ist von der Landwirtschaft geprägt, noch heute gibt es hier einige größere Agrarbetriebe und die meisten Höfe werden noch bewirtschaftet.

Unternehmen und Tourismus

Kleine Ladengruppe im Birkenweg

In Gelbensande gibt es hauptsächlich kleine und mittelständische Unternehmen. Das größte ist das Pflegeheim „Charlottenhof“, das mit etwa 120 Arbeitnehmern die meisten Leute beschäftigt. Ein weiterer großer Arbeitgeber ist ein ansässiges Elektrounternehmen. Weitere Arbeitgeber im Ort sind die holzverarbeitenden Betriebe, kleine Sanitärunternehmen und Kleingewerbe zur Grundversorgung (Apotheke, Friseur). Es gibt einen kleinen Lebensmittelmarkt, der eingerichtet wurde, nachdem die große Verkaufsstelle geschlossen wurde. Insgesamt sind in Gelbensande zur Zeit 88 Gewerbe angemeldet. Im Gegensatz zu vielen Nachbargemeinden verfügt Gelbensande aufgrund nur begrenzt verfügbarer geeigneter Flächen nicht über Gewerbegebiete. Daher sind viele Bürger trotz der Angebote im Ort auf Fahrten in die benachbarten Städte angewiesen.

Bereits früher war bekannt, dass das Klima, welches in der Gegend herrscht, sehr gut für die Gesundheit ist. Gerade die Verbindung zwischen Wald und Seeluft war ein entscheidender Faktor dafür, dass das Jagdschloss Gelbensande an seinem heutigen Standort gebaut wurde. Dieser Umstand führte auch zur Einrichtung einer TBC-Heilstätte. Dennoch spielte der Tourismus längere Zeit nur eine untergeordnete Rolle. Ein Grund dafür war, dass die benachbarte Rostocker Heide lange Zeit nur sehr eingeschränkt touristisch genutzt werden konnte, da größere Teile militärisches Sperrgebiet waren. Dies änderte sich erst Ende der 1990er Jahre. Siehe auch Hauptartikel: Rostocker Heide

Seit einigen Jahren wächst, vor allem durch das Jagdschloss, das Angebot an Veranstaltungen. Die Nähe zur Ostsee und die ausgedehnten Wald- und Flurflächen bieten sehr gute Möglichkeiten zu Erholungsurlauben. Auch die Nähe zu den Städten Rostock und Ribnitz-Damgarten mit den dort vorhandenen Museen, sowie interessante Angebote in den umliegenden Gemeinden machen Gelbensande für Touristen interessant. Speziell für Wanderer und Radfahrer ist der Ort interessant, er ist über den ÖPNV gut erreichbar und bietet zahlreiche Rad- und Wanderwege durch die Rostocker Heide. Ab der Mitte der 1990er Jahre ist das Angebot an Ferienwohnungen immer weiter gewachsen. Die Gemeinde ist sehr bestrebt, die touristische Anziehungskraft des Ortes zu verbessern, so wird 2008 ein Rundradweg zwischen Gelbensande und Graal-Müritz errichtet.

Bildung, Kultur und Soziales

Regionale Schule Gelbensande

Bildung

Derzeit gibt es in Gelbensande nur noch eine Kindertagesstätte, diese wird von einem privaten Träger betrieben. Einmal in der Woche fährt eine mobile Bibliothek, ein „Bücherbus“, den Ort an. Die Grundschule wurde wegen zu geringer Schülerzahlen geschlossen. Auch die Regionale Schule wurde zum Ende des Schuljahres 2007/2008 geschlossen. Das Inventar der Schule wurde an Schulen in Lettland und Litauen gespendet. Über die weitere Nutzung des Schulgebäudes wird derzeit noch beraten, wobei ein Abriss am wahrscheinlichsten ist. Im gleichen Zuge soll dann ein neues Mehrgenerationshaus errichtet werden, in welchem dann auch der Kindergarten sowie der „Heidetreff“ untergebracht sein sollen.

Soziales Engagement

Das kulturelle und soziale Zentrum des Ortes ist der „Heidetreff“, er befindet sich in einem ehemaligen Gastronomiegebäude und wird von der Volkssolidarität betrieben. Hier werden verschiedene kulturelle Betätigungen, wie Keramikarbeiten, Sprachunterricht oder Handarbeiten angeboten. Eine weitere wichtige Aufgabe, die vom Heidetreff übernommen wird, ist die Integration von Spätaussiedlern in das gesellschaftliche Leben von Deutschland. Schwerpunkte dabei sind die Beratung, Orientierung und Lebenshilfe für neu zugewanderte Familien. Derzeit betrifft dies ca. 100 Menschen aus 46 Familien.

Feuerwehr Gelbensande

Gesundheitsversorgung

Das gesundheitliche Versorgungssystem wird durch zwei Ärzte und einen Zahnarzt sichergestellt. Im Ort gibt es ein psychiatrisches Pflegeheim, in welchem hauptsächlich geistig Behinderte sowie Senioren betreut werden. Dafür bietet die Institution spezielle Therapien und Förderungsmaßnahmen an. Im Moment steht Raum für 121 zu betreuende Personen zur Verfügung. Das Pflegeheim soll in Zukunft weiter vergrößert werden. Allerdings wurden die Ausbaupläne auf Grund einer nicht ausreichenden Infrastruktur (das größte Problem stellen fehlende Hydranten dar) zunächst von der Gemeinde nicht genehmigt.

Feuerwehr

Im Ort gibt es eine Freiwillige Feuerwehr und eine Polizeiwache. Die Feuerwehr spielt neben dem Heidetreff eine bedeutende Rolle im gesellschaftlichen Leben der Gemeinde. Neben der Brandbekämpfung engagiert sich die Feuerwehr auch in vielen anderen Belangen in der Gemeinde, so werden von der Feuerwehr regelmäßig Volksfeste, Lagerfeuer und andere Veranstaltungen organisiert, zudem ist die Freiwillige Feuerwehr als Fraktion im Gemeinderat tätig.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die Bleiche - Heute Ort für Volksfeste

Einmal im Jahr findet in Gelbensande ein Dorffest statt. Zudem finden zu Feiertagen, etwa dem 3. Oktober, regelmäßig Lagerfeuer statt. Der Förderverein Jagdschloss Gelbensande e.V. organisiert weitere Veranstaltungen, wie den Weihnachtsmarkt in der Adventszeit, sorbische Eierkunst zu Ostern und andere kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen oder Konzerte.

Musikalische Veranstaltungen

Im Jagdschloss finden über das Jahr viele musikalische Veranstaltungen statt. Vorwiegend werden dabei klassische Werke aufgeführt. In einem bestimmten Rahmen gibt es auch Musik von verschiedenen Bands.

In Gelbensande gibt es einen Chor, der im Oktober 1990 gegründet wurde. Derzeit singen etwa 40 Sänger in diesem Chor. Auftritte finden regelmäßig auf Veranstaltungen im Umland statt.

Sporthalle in Gelbensande

Sport

Seit 1924 gibt es in den Orten Gelbensande und Willershagen Sportvereine. Der älteste ist der 1924 gegründete Reiterverein Willershagen. 1953 wurde die Betriebssportgemeinschaft BSG Medizin Organisator des Breitensports.

Nach 1990 engagiert sich dann der Verein „Gelbensander Grashopper e.V.“ für den Breitensport. Es werden eine Vielzahl von traditionellen Sportarten wie Fußball, Volleyball, Judo und Tischtennis angeboten, es gibt aber auch spezielle Angebote für Kinder sowie für ältere Leute.

Den Sportlern stehen ein gut ausgestatteter kommunaler Sportplatz und eine Sporthalle zur Verfügung, die am 26. Oktober 2002 eröffnet wurde.

Sehenswürdigkeiten und markante Gebäude

Jagdschloss Gelbensande
Försterei Meiers Hausstelle (2006)

Das bekannteste Gebäude ist das Jagdschloss Gelbensande, konzipiert als Sommerresidenz des mecklenburgischen Großherzogs Friedrich Franz III.. und seiner Frau Anastasia Michailowna Romanowa. Siehe Hauptartikel: Jagdschloss Gelbensande

Weitaus älter als das 1885 fertiggestellte Jagdschloss ist das Gebäude des heutigen Pflegeheims. Es war ehemals Forstinspektion und Sitz der großherzoglichen Jagdaufsicht.

Etwa einen Kilometer nördlich von Gelbensande im Wald liegt die ehemalige Försterei und das Grenzhaus Meiers Hausstelle direkt an der Grenze zwischen dem Gelbensander Forst und Rostocker Gebiet. Erstmals wurde es im Jahr 1765 als Sitz von Holz- und Schlagbaumwärter Meyer erwähnt. Das Haus wird heute als Wohnhaus genutzt.

Westlich des Ortes, bereits im Wald, befindet sich der kleine Friedhof, der gerade einmal einen Hektar groß ist. Hier steht auch die Kirche des Ortes, die 1924 erbaut wurde. Die Kirche ist schlicht aus Backstein gebaut mit einfacher Ausstattung. Ein früher vorhandener reichlich verzierter Kronleuchter befindet sich heute im Nachbarort Blankenhagen und die Orgel ist nicht mehr funktionstüchtig. Ein Neubau war bisher zu teuer und aufwändig. 2008 wurden Dachstuhl und Glockenturm komplett saniert. Berichten Einheimischer zufolge soll die alte Kirchenglocke, bevor sie im Zweiten Weltkrieg hätte eingeschmolzen werden sollen, einen Tag vor der Abholung von den Bürgern des Ortes versteckt worden sein. Bis heute konnte sie nicht gefunden werden.

Im Ortskern von Gelbensande steht das alte Schulgebäude, das zunächst als Kinderheim gedient hat. Es ersetzte die erste Schule, die sich in Willershagen befand. Seit der Wende 1989 ist in diesem Gebäude der Sitz des Amtes Rostocker Heide. Benachbart wurde im gleichen Stil ein neues Standesamt gebaut. Am nördlichen Ende des Ortes steht die Cordssche Villa. Dieses Gebäude wurde von einer Rostocker Reederfamilie in den 1930er Jahren erbaut. In den 1970ern Jahren wurde es durch einen Brand schwer beschädigt, konnte aber wieder aufgebaut werden. Heute wird es als Mehrfamilienhaus genutzt.

Gedenkstätten

Soldatenfriedhof neben dem Jagdschloss

Die älteste Gedenkstätte stammt aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und steht vor dem Friedhof. Auf einem großem Findling mit eingemeißeltem Eisernen Kreuz befindet sich eine Liste der Kriegsopfer aus Gelbensande. Die Liste der Kriegsopfer aus Willershagen befindet sich auf dem Ehrenmal in Blankenhagen.

Eine weitere Gedenkstätte befindet sich direkt neben dem Jagdschloss auf dem ehemaligen Friedhof des kurz als Lazarett genutzten Schlosses. Lange Zeit fristete dieser Friedhof ein Schattendasein und wurde kaum gepflegt. Nach der Wende 1989 nahmen sich Schüler und zwei Geschichtslehrer der Regionalen Schule dieses Themas an. Schließlich wurde die Projektgruppe „Kriegsgräber“ gegründet, die die Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg aufarbeitete. In diesem Rahmen wurden auf Listen des Roten Kreuzes die Namen der Opfer und der Überlebenden festgehalten und so der Friedhof in aufwändiger Arbeit neu gestaltet. Durch neue Grabsteine wurde vielen unbekannten Soldaten wieder eine Identität gegeben.

Eine dritte Gedenkstätte auf dem Friedhof erinnert an polnische Kriegsgefangene, die bei der Zwangsarbeit in den Wäldern um Gelbensande ums Leben gekommen sind. Auf dem Friedhof wird mit einem Gedenkstein an den Theologen und Antifaschisten Friedrich Brunstädt erinnert.

Archäologisches Denkmal

Turmhügel im Gelbensander Forst

Etwas östlich vom Ort, in der Nähe des Jagdschlosses, liegt ein Wallberg. Er wird dem 14. Jahrhundert zugerechnet. In dieser Zeit soll auf der Erhöhung ein Bergfried gestanden haben, der als Vorposten der Hansestadt Rostock angesehen werden kann. Es könnte sich aber auch um die Reste einer ehemaligen Turmhügelburg handeln. Belegt werden kann die frühere Funktion allerdings nicht mehr. Nur eine archäologische Untersuchung könnte dies klären. Im Volksmund hat sich über die Jahre die Bezeichnung „Störtebeckerberg“ eingebürgert. Dies ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass die freie See von der Rostocker Heide aus leicht über verschiedene Kanalsysteme zu erreichen ist.

Literatur

  • Autorenkollektiv: Dorf- und Schlossgeschichten aus Gelbensande und Willershagen, ISBN 978-3-938398-54-3 (formal falsche ISBN)
  • Manfred Labitzke: Willershagen in Mecklenburg, ISBN 3-938398-63-9
  • Wilfried Steinmüller: Wander- und Radführer durch die Heide zwischen Ribnitz und Rostock ISBN 978-3-929544-23-7
  • Wilfried Steinmüller: Heidegeschichten zwischen Rostock und Ribnitz. ISBN 3-934116-15-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Landschaftspflegeverband „Nordöstliche Heide e.V.“ - Ribnitzer Forst, Gelbensander Forst und Alte Heide
  2. Ostsee-Zeitung - Wochenendausgabe, 08. September 2007
  3. Statistische Angaben laut dem Amt Rostocker Heide, 1962 bis 2006 nach den Ergebnissen der Volkszählung bzw. den Nachweisen des Statistischen Landesamtes M/V

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