Willi Brandner

Willi Brandner
Willi Brandner

Willi Brandner, (* 12. August 1909 in Schönbach bei Eger; † 29. Dezember 1944 in Oroslavje) war ein sudetendeutscher SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei, Politiker sowie Polizeigebietsführer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Brandner absolvierte nach dem Abschluss seiner Schullaufbahn eine Ausbildung zum Geigenbauer. Nach dem Abschluss dieser Ausbildung legte er in diesem Beruf die Gesellenprüfung und schließlich die Meisterprüfung ab.[1] Von Oktober 1931 bis Januar 1933 diente er in der tschechoslowakischen Armee. Durch Konrad Henlein wurde Brandner zum Turnlehrer ausgebildet und leitete von 1933 bis 1938 die sudetendeutsche Turnschule in Asch. Er wurde zudem Mannschaftsführer der völkischen Turnbewegung der Sudetendeutschen und später Gauführer des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen (NSRL). Danach war Brandner bis September 1938 Befehlshaber einer freiwilligen sudetendeutschen Miliz, des Freiwilligen deutschen Schutzdienstes der Sudetendeutschen Partei (SdP).[1] Von Mitte September 1938 bis zur Umsetzung des Münchener Abkommens Anfang Oktober 1938 gehörte er der in Bayreuth ansässigen Gruppe Bayrische Ostmark des Sudetendeutschen Freikorps an.[2] Das überwiegend aus geflüchteten Sudetendeutschen gebildete Freikorps wurde von der SA betreut und provozierte im Grenzgebiet Zwischenfälle: Tschechische Zollstationen, Patrouillen und militärische Einrichtungen wurden überfallen; etwa 150 Menschen wurden getötet.[3]

Brandner wurde nach der Ergänzungswahl am 4. Dezember 1938 Mitglied des Reichstages für die sudetendeutschen Gebiete.[1] Der NSDAP (Mitgliedsnr. 6.644.578) und SS (Mitgliedsnr. 310.310) trat er im Herbst 1938 bei. Von Herbst 1938 bis Januar 1941 war er Führer des SS-Abschnitts XXXVII Reichenberg, führte danach den SS-Abschnitt II (Chemnitz) bis April 1942 und war anschließend Angehöriger des Stabes im Oberabschnitt „Elbe“ bis Juli 1943.

Ab August 1940 war Brandner Angehöriger der Waffen-SS, zunächst als Bataillonsadjutant bei der SS-Totenkopfdivision bis Ende Januar 1941, dann als Reserveoffizier bei der 1. SS-Panzer-Division Leibstandarte-SS Adolf Hitler bis November 1941 und schließlich beim in Prag stationierten Ersatz-Bataillon „Deutschland“ bis Anfang Oktober 1942. Brandner wurde in seiner Zeit bei der Waffen-SS schwer verwundet; er war in Griechenland sowie beim Krieg gegen die Sowjetunion zum Einsatz gekommen.

Ab Oktober 1942 war Brandner zur Ausbildung beim Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) „Rußland-Süd“ Hans-Adolf Prützmann eingesetzt. Im Februar 1943 wurde er aus gesundheitlichen Gründen für vier Monate beurlaubt. Von Juli 1943 bis zum Dezember 1944 war er Polizeigebietsführer in Agram und zeitgleich in Personalunion Stellvertreter des HSSPF Kroatien Konstantin Kammerhofer. Am 28. Dezember 1944 wurde Brandner bei einem Partisanenüberfall während einer Inspektionsfahrt in Oroslavje nahe Agram durch einen Kopfschuss schwer verwundet und starb am folgenden Tag.[4]

Auszeichnungen

Brandners SS- und Polizeiränge
Datum Rang
Oktober 1938 SS-Oberführer
August 1940 SS-Untersturmführer der Reserve (Waffen-SS)
November 1941 SS-Obersturmführer der Reserve (Waffen-SS)
Oktober 1942 Oberst der Polizei
Juli 1943 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei

Literatur

  • Andreas Schulz/Günter Wegmann: Deutschlands Generale und Admirale Teil V, Die Generale der Waffen-SS und der Polizei 1933 - 1945, Band 1, (S. 141 ff.), Biblio-Verlag Bissendorf 2003, ISBN 3-7648-2373-9
  • Joachim Lilla (Bearbeiter), Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945. Droste Verlag, Düsseldorf, 2004. ISBN 3-7700-5254-4
  • Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6. 
  • Erich Stockhorst: 5000 Köpfe – Wer war was im Dritten Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Willi Brandner in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
  2. Werner Röhr: Der „Fall Grün“ und das Sudetendeutsche Freikorps. 2007, in: Hans Henning Hahn (Hrsg.): Hundert Jahre sudetendeutsche Geschichte - Eine völkische Bewegung in drei Staaten, Verlag Peter Lang Frankfurt, Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2007, ISBN 978-3-631-55372-5, S. 251f.
  3. Martin Broszat: Das Sudetendeutsche Freikorps. (pdf, 5,1 MB) In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 1/1961(9), S. 30-49; Lang, Hand; Marian Zgorniak: Europa am Abgrund - 1938, LIT Verlag, Berlin-Hamburg-Münster 2002, S. 166.
  4. Lilla, Statisten, S. 60.

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