- William Robertson Smith
-
William Robertson Smith (* 8. November 1846 in Keig, Aberdeenshire, Schottland; † 31. März 1894 in Cambridge) war ein schottischer Theologe der Free Church of Scotland und Professor für Altes Testament. Er war ein Exponent des kirchlichen Liberalismus und stand in guter Freundschaft zu James George Frazer (1854-1941). Seit 1881 war er Professor für Arabisch an der Universität Cambridge.
Als Robertson Smith bekanntestes Werk darf die Veröffentlichung seiner Vorlesungen über "Die Religion der Semiten" gelten (The Religion of the Semites, First Series: The Fundamental Institutions, 1889, dt. 1899); ein Klassiker der vergleichenden Religionswissenschaft, in dem u.a. eine Theorie des Opfers aufgestellt wird.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Robertson Smith kam im Alter von 15 Jahren nach Aberdeen und fing dort gemeinsam mit seinem Bruder an zu studieren. Ab 1866 studierte er in Edinburgh Mathematik und Bibelwissenschaften. Ab 1868 studierte er in Bonn, ab 1869 in Göttingen Arabisch.
Er war bekannt für seine umfassenden Sprachkenntnisse, so beherrschte er fließend das Arabische hatte besonders gute Lateinkenntnisse und auch Kenntnisse des Griechischen, Hebräischen, Holländischen und Französischen.
Robertson Smith wurde in Göttingen mit Julius Wellhausen bekannt, eine Begegnung, die fortan sein Leben prägte.
Wellhausen war Arabist und Bibelforscher und in seinem Werk verbreitete er kritische Theorien in bezug auf die Bibel und das Judentum. Die Behauptungen Wellhausens über die Entstehung der Bibel faszinierten Roberston Smith. Wellhausens Forschungen und Robertson Smith eigene Veröffentlichungen führten dazu, dass Wellhausen seine Professur in Greifswald aufgab, um in Halle eine Professur für semitische Sprachen anzunehmen. Robertson Smith hingegen war infolgedessen in Schottland einem Häresieprozess ausgesetzt, so dass er 1881 seines Amtes als Professor für Hebräisch und Altes Testament enthoben wurde.
Der Konflikt, der zu Robertson Smith Amtsenthebung führte, bestand darin, dass Roberston Smith zunächst 1871 in der Encyclopaedia Brittanica den Artikel "Bibel" veröffentlicht hatte, in dem er die neue Bibelkritik veröffentlichte. U.a. vertrat er dort die These, dass das Deuteronomium nicht von Moses stamme.
Aufgrund entsetzter Reaktionen seiner Vorgesetzten und Reszensenten ließ Robertson Smith sich daraufhin suspendieren. Danach begann er Innteressierten seine Bibelkritik zu erläutern, um offensiv zu reagieren.
Aus ethnologischem Interesse reiste Robertson Smith dann 1878 und 1879 einige Monate nach Ägypten, Syrien und Palästina. Daraufhin veröffentlichte er im Jahr 1880 einen Aufsatz " Animal Worship and Animal Tribes among the Arabs and in the Old Testament". In diesem Aufsatz legte er dar, dass die biblischen Stämme Totems besessen hätten. Des Weiteren sah er in den biblischen Stämmen Exogamie und Polyandrie verbreitet und schloss damit, dass Israel es nicht geschafft habe, sich über das niedrigste Heidentum zu erheben. Aufgrund dieses Aufsatzes wurde Robertson Smith endgültig entlassen. Nach seiner Entlassung wurde Robertson Smith Redakteur der Encyclopaedia Brittanica und hielt nochmals Vorträge über seine Bibelkritik. 1883 wurde er dann an der Cambridge Universität Professor für Arabisch. Dort lernte er dann auch James George Frazer kennen.
Wirkung
Am Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr William Robertson Smith Werk ein gesteigertes Interesse, aufgrund der Thematisierung der eigenen Gesellschaft, da Robertson Smith Ansatz, aus dem Studium der historischen Bedingungen von Schriftreligionen das Verstehen elementarer Gesellschaftsstrukturen herzuleiten, folgenreich wurde.
James G. Frazers berühmtes Werk The Golden Bough wurde so von Robertson Smith inspiriert, da Frazer in seinem Vorwort schrieb, die zentrale Idee dieses Werkes sei von Robertson Smith übernommen, nämlich das Konzept des erschlagenen Gottes.
Sigmund Freud übernahm in Totem und Tabu Robertson Smith These, dass die Tötung von Tieren einzelnen Personen verboten gewesen sei und ausschließlich dann gerechtfertigt sei, wenn diese von einem ganzen Stamm vorgenommen wurde und der Stamm die Verantwortug dafür trug. Freud deutete hier auch das Totemtier als Ersatz des Vaters.
Emile Durkheim erklärte 1907, dass er erst durch Robertson Smith Werk ein Bewusstsein von Religion als besonders bedeutend für das soziale Leben bekommen habe.
Literatur
- Peter William Coxon: Smith, William Robertson. In: TRE 31 (2000), 407-409
- Hans G. Kippenberg: William Robertson Smith (1846-1894). In: Axel Michaels (Hrsg.): Klassiker der Religionswissenschaft. Von Friedrich Schleiermacher bis Mircea Eliade. C.H. Beck, München 1997.
Weblinks
- Literatur von und über William Robertson Smith im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- William Robertson Smith. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- William Robertson Smith - Eine zusammenfassende Website
- W. R. Smith - Vorfahren und berühmte Verwandte
Wikimedia Foundation.