Beizeichen

Beizeichen
Beizeichen des kanadischen Systems

Beizeichen (Bruch, franz. Brisure), sind Zeichen in den Wappen, welche zur Unterscheidung abgeteilter Linien oder zur Kennzeichnung jüngerer Geburt und unechter Abkunft (letzteres nur bei den westlichen Nationen) dienen.

Inhaltsverzeichnis

Deutschland

In Deutschland wurden die Beizeichen in sehr vielfältiger Art geschaffen, z. B. durch Verminderung des Helmkleinodes oder der Tinktur, durch Vermehrung, Verminderung oder Stümmelung der Figuren. Die wichtigsten figürlichen Beizeichen, die als solche auch in Deutschland vorkommen, sind z. B.:

Ecu d'argent à un lambel à cinq pendants de gueules.svg Turnierkragen Erster Sohn Der Turnierkragen wird auch als Bank, Steg, Rechen oder Brücke bezeichnet. Generell wird er verwendet, wenn der älteste Sohn sein Wappen von dem seines Vaters differenzieren will (Wappenbrecher).
Ecu d'argent au croissant de gueules.svg liegender Mond Zweiter Sohn
Blason Ville 73 Aix-les-Bains.svg Stern Dritter Sohn Der fünfzackige Stern war ursprünglich ein Spornrädchen und wird in Frankreich oft mit sechs Zacken dargestellt.
Blason ville fr Sarcelles (Val-d'Oise).svg Merlette Vierter Sohn Die Merlette ist ein heraldisch gestutzter kleiner, entenartiger Vogel ohne Schnabel und Füße.
Wappen Meissenheim.svg Ring-Annulet Fünfter Sohn
Blason Condé-sur-Noireau.svg Lilie (Fleur-de-lis) Sechster Sohn
Ledenice CZ CoA.svg Rose Siebter Sohn
Blason Annoeullin 59.svg Kreuz Achter Sohn

Für weibliche Nachkommen gibt es in der deutschen Heraldik keine Beizeichen.[1]

Brisuren in England und Frankreich

In England und Frankreich unterscheiden sich die Wappen in den Familien durch sogenannte Brisuren. Es sind der Turnierkragen, Schrägfäden oder Borde. Sie zeigen die Zugehörigkeit in Art und Stellung zum Familienzweig. Auch der Einbruch gehört dazu. In England ist die Belegung des Turnierkragens mit gemeinen Figuren zur weiteren Unterscheidung/Wappenbesserung verbreitet. Für die Differenzierung der einzelnen Familienlinien werden kleine gleichartige Figuren (Herzen, Rauten, kleine Schragen) im Schild platziert. Sie werden in diesem Fall als Beizeichen gewertet.[1]

Britische Königsfamilie

Arms of the United Kingdom.svg
Arms of Charles, Prince of Wales.svg
Arms of William, Duke of Cambridge.svg
Arms of Henry of Wales.svg
Arms of Andrew, Duke of York.svg
Arms of Beatrice of York.svg
Wappen der
Königin
Wappen des
Fürst von Wales
Prince William Wappen Prince Harry
Wappen
Duke of York Wappen Princess Beatrice Wappen
Arms of Eugenie of York.svg
Arms of Edward, Earl of Wessex.svg
Arms of Anne, the Princess Royal.svg
Arms of Richard, Duke of Gloucester.svg
Arms of Edward, Duke of Kent.svg
Arms of Michael of Kent.svg
Princess Eugenie Wappen Earl of Wessex Wappen Princess Royal Wappen Duke of Gloucester Wappen Duke of Kent Wappen Prince Michael Wappen

Französische Königsfamilie

France moderne.svg
Arms of the Dauphin of France.svg
Blason duche fr Orleans (moderne).svg
Blason duche fr Anjou (moderne).svg
Blason duche fr Berry (moderne).svg
Blason pays fr Dombes.svg
Armes Bourbon-Conti.png
Blason Bourbon Vendôme.png
Wappen des
Monarchen
Wappen des
Dauphin von Frankreich
Wappen des
Herzog von Orléans
Wappen des
Herzog von Anjou
Wappen des
Herzog von Berry
Wappen des
Fürst von Condé
Wappen des
Fürst von Conti
Wappen des
Herzog von Vendôme[2]

Bulgarien

Der Fürst von Bulgarien führte als Sohn des Prinzen Alexander von Hessen aus nicht ebenbürtiger Ehe den hessischen Löwen mit dem Turnierkragen als Beizeichen.

Besonderheiten

Das Charakteristische des Beizeichens ist, dass der Wegfall desselben das Wappen nicht ändert, sondern vielmehr die ursprüngliche Gestalt wiederherstellt. Tritt die betreffende Figur selbständig auf (wie z. B. nicht selten der Turnierkragen), so ist sie kein Beizeichen, sondern Hauptbild. Man hat auch sphragistische Beizeichen, welche den Zweck haben, zwei dem Bild und der Größe nach ähnliche Siegeltypen durch ein in die Augen fallendes Merkmal unterscheiden zu können.

Italien

Haus Savoyen

Blason duche fr Savoie.svg
Blason duche it Piemont.svg
Blason duche Genes.svg
Blason duche Aoste.svg
Armoiries Comte de Soissons Savoie-Carignan.svg
Wappen des
Monarchen
Wappen des
Fürst von Piemont
Wappen des
Herzog von Genua
Wappen des
Herzog von Aosta
Wappen des
Fürst von Carignan[3][4]

Portugal

Königsfamilie

Armas rei portugal.png
Armas principe beira.png
Armas principe real portugal.png
Armas primeiro infante portugal.png
Armas segundo infante portugal.png
Armas terceiro infante portugal.png
Wappen des
Monarchen
Wappen des
Fürsten von Beira
(Ältester Sohn des Thronfolgers)
Wappen des
Kronprinzen
Wappen des
Ersten Infanten
Wappen des
Zweiten Infanten
Wappen des
Dritten Infanten

Spanien

Erster Sohn Zweiter Sohn Zweiter Sohn Dritter Sohn Vierter Sohn Fünfter Sohn Sechster Sohn
Modern French shield.svg Lambel (couleur).png Croissant d or.svg Étoile d'or.svg Héraldique meuble Merlette (couleur).png Annuet.png Fleur de lys (or).svg
TURNIERKRAGEN MOND STERN MERLETTE RING-ANNULET LILIE (Fleur-de-lis)[5]

Königsfamilie

Coat of Arms of Spanish Monarch.svg
Coat of Arms of the Prince of Asturias.svg
Coat of Infanta Elena of Spain, Duchess of Lugo.svg
Coat of arms of Infanta Cristina of Spain, Duchess of Palma.svg
Coat of arms of Infanta Pilar of Spain, Duchess of Badajoz.svg
Coat of arms of Infanta Margarita of Spain, Duchess of Soria.svg
Wappen des Monarchen Wappen des Fürst von Asturien Infantin Elena Wappen Infantin Cristina Wappen Infantin María del Pilar Wappen Infantin Margarita Wappen

Quellennachweis

  1. a b Das große Buch der Wappenkunst, Walter Leonhard, Verlag Georg D.W. Callway, München 1978 ISBN 3-7667-0335-8
  2. Ottfried Neubecker, Roger Harmingues, Le Grand livre de l'héraldique, Bordas, 1976 (réimpr. 1982), 288 p. ISBN 2-04-012582-5.
  3. Heraldique Europeenne Accessed 18. April 2009.
  4. Jiri Louda, Michael Maclagan, Les Dynasties d'Europe, Bordas, 1981 (réimpr. 1993), p. 242-243. ISBN 2-04-027013-2 .
  5. Avilés, José de Avilés, Marqués de, Ciencia heroyca, reducida a las leyes heráldicas del blasón, Madrid: J. Ibarra, 1780 (Madrid: Bitácora, 1992). T. 2, pp. 234-242. ISBN 84-465-0006-X.

Literatur

  • Meyers Konversationslexikon, Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892
  • Beizeichen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 2, Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1892, ‎ S. 631.

Weblinks

Siehe auch


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  • Beizeichen — Beizeichen, 1) Zeichen, welches die des Schreibens Unkundigen unter eine Urkunde machen, meist ein Kreuz; 2) bes. in England u. Frankreich (wo sie zuerst aufkamen), doch auch in einigen Häusern Deutschlands, bes. den Rheinprovinzen, Zeichen im… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Beizeichen — Beizeichen, kleine Figuren auf dem Stammwappen zur Unterscheidung der einzelnen Linien desselben Geschlechts …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Beizeichen — Bei|zei|chen, das; s, : 1. (Heraldik) unterscheidendes Zeichen auf Wappen zur Kennzeichnung von Nebenlinien in großen Familien. 2. (Münzkunde) Buchstabe, Stern, Kugel od. anderes kleines Zeichen (unabhängig vom Hauptbild einer Münze), das… …   Universal-Lexikon

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