Wintermücken

Wintermücken
Wintermücken
Trichocera hiemalis

Trichocera hiemalis

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Unterklasse: Fluginsekten (Pterygota)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Ordnung: Zweiflügler (Diptera)
Unterordnung: Mücken (Nematocera)
Familie: Wintermücken
Wissenschaftlicher Name
Trichoceridae
Rondani, 1841

Die Wintermücken (Trichoceridae) sind eine Familie der Zweiflügler (Diptera) und gehören zu den Mücken (Nematocera).

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die häufigste Art der Wintermücken ist Trichocera annulata mit einer Körpergröße von vier bis sieben Millimetern. Die Mundwerkzeuge der Tiere sind stark rückgebildet, über die Art der Nahrungsaufnahme ist allerdings nichts bekannt. Für den Menschen sind sie völlig harmlos und stechen ihn auch nicht. Durch ihre Langbeinigkeit ähneln sie kleinen Schnaken (Tipulidae) oder Stelzmücken (Limoniidae).

Winterresistenz

Die Wintermücken sind sehr unempfindlich gegen Kälte und entsprechend vor allem in den Wintermonaten bis in Höhenlagen von über 3000 Metern zu finden. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass sich in der Körperflüsssigkeit dieser frostresistenten Mücken Glycerin-ähnliche Substanzen befinden. Diese wirken wie Frostschutzmittel, und verhindern ein Durchfrieren der Mücken mit einem Zerreißen von Gewebe und Zellen. Von allen anderen frostresistenten Insekten zeichnet es die Wintermücken besonders aus, dass sie schon bei knapp über 0 °C Aktivitäten entfalten können. Zur Aufnahme selbst der geringsten Strahlungswärme im Winter hat ihr Körper eine dunkelgraue Färbung und ihre durchsichtigen Flügel besitzen zusätzlich nahezu schwarze Adern. Die Männchen der Tiere bilden besonders an sonnigen Wintertagen und im zeitigen Frühling Tanzschwärme.

Larven

Die Larven der Wintermücken haben eine komplett ausgebildete Kopfkapsel, sie sind also eucephal. Sie leben vor allem im Boden unter Blattstreu und ernähren sich von zerfallenen Pflanzenresten. Einige Arten leben auch in Exkrementen und sind koprophag, so etwa einige höhlenbewohnende Arten im Kot von Fledermäusen. Zur Atmung sind nur das vorderste und das hinterste Stigmenpaar geöffnet, alle anderen sind durch eine Stigmennarbe verschlossen (amphipneustisch). Auch die mit kurzen Thorakalhörnchen versehenen Puppen leben im Boden und arbeiten sich selbstständig vor dem Schlüpfen der Imago an die Oberfläche.

Systematik

Die Wintermücken sind das Schwestertaxon der Tipuloidea und werden mit diesen und den triassischen Gnomuscidae zusammen in die Teilordnung Tipulomorpha gestellt, die wiederum das Schwestertaxon aller anderen Zweiflügler darstellt. [1]

Weltweit leben etwa 110 Arten dieser Tiergruppe, nur 12 Arten sind aus Deutschland bekannt.

Mitteleuropäische Arten (Auswahl)

  • Trichocera relegationis
  • Trichocera annulata

Fossile Belege

Fossile Belege dieser Familie sind außerordentlich rar. Die ältesten Belege stammen aus dem Jura Zentralasiens. Einige Exemplare wurden in Baltischem Bernstein gefunden, von denen zumindest zwei der noch existierenden Gattung Trichocera angehören.[2][3]

Quellen

  1. David A. Grimaldi, Michael S. Engel: Evolution of the insects. Cambridge University Press, 2005, ISBN 9780521821490, S. 496.
  2. George O. Poinar, Jr.: Life in Amber. 350 S., 147 Fig., 10 Tafeln, Stanford University Press, Stanford (Cal.) 1992. ISBN 0-8047-2001-0
  3. Wolfgang Weitschat und Wilfried Wichard: Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein, 256 S., zahlr. Abb., Pfeil-Verlag, München 1998. ISBN 3-931516-45-8

Literatur

  • Alexander CP (1981): Trichoceridae. In: McAlpine et al. (Eds): Manual of the nearctic Diptera Vol 1. Res Branch Agric Can Mon 27: 325-328
  • Honomichl K, Bellmann H (1994): Biologie und Ökologie der Insekten; CD-Rom, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.
  • Michael Chinery: Pareys Buch der Insekten; Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2004, ISBN 3-440-09969-5

Weblinks

 Commons: Trichoceridae – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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